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Aretny Als Doppelnick gesperrt
Anmeldungsdatum: 18.12.2011 Beiträge: 119
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(#1714703) Verfasst am: 28.12.2011, 16:07 Titel: Schriftlos Glücklich |
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Was ist eurer Meinung nach die am weitesten entwickelte Kultur die keine Schrift hervorgebracht hat?
Kann man hier die Inka nennen die ihre Knotenschrift hatten, oder ist das bereits zu weit fortgeschritten?
Gab es je etwas, kulturell erfolgreich oder auch nicht, das die Schrift ersetzt hat?
Ist eine "teilanalphabetische" Zivilisation ohne Schrift vorstellabr die sich zB nur leichtbedienbarer technischer Aufzeichnungsgeräte für Audio und video inhalte bedient?
Also so etwas wie es H. G. Wells vorhersah?
In Indien sollen solche Geräte bereits in erprobung sein, wei erfolgreich weiß ich aber nicht.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1714705) Verfasst am: 28.12.2011, 16:19 Titel: Re: Schriftlos Glücklich |
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Aretny hat folgendes geschrieben: | Ist eine "teilanalphabetische" Zivilisation ohne Schrift vorstellabr die sich zB nur leichtbedienbarer technischer Aufzeichnungsgeräte für Audio und video inhalte bedient? |
Das finde ich auf den ersten Blick eine merkwürdige Idee. Denn ein Defizit in der Alphabetisierung besteht ja nicht, weil die Bevölkerung für die Alphabetisierung nicht geeignet wäre oder weil sie schriftlos glücklicher wären, sondern ist vielmehr Ausdruck eines strukturellen Mangels in Form eines unzureichenden Bildungswesens. Ob es sinnvoller ist, diesem Mangel durch Ausgabe von irgendwelchen Geräten zu begegnen, als ihn als solchen abzustellen, kann ich jetzt nicht umfassend beurteilen, würde ich bezweifeln.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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tridi _____
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 7933
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(#1714718) Verfasst am: 28.12.2011, 17:41 Titel: |
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hab ich nicht vor kurzem einen thread erstellt, der (urspruenglich) in die gleiche richtung zielte? (er entwickelte sich dann aber anders)
grad heute oder gestern habe ich den begriff "digitale demenz" gehoert: die leute koennen dinge nicht mehr, die angesichts digitaler geraete ueberfluessig geworden sind. da gibts zB 20-jaehrige mit fuehrerschein, die ohne navigationsgeraet nicht mal ein ziel in der nachbarstadt ansteuern koennen.
in erwaehntem thread ging es insbesondere auch um den verlust von rechenfaehigkeiten dank taschenrechner.
es wuerde mich nicht wundern, wenn irgendwann auch die schrift von vielen nicht mehr beherrscht wuerde. sobald schrift im alltag dank besserer anderer art von sprachaufzeichnung nicht mehr gebraucht wird, duerfte die analphabetenquote massiv heraufschnellen.
vielleicht koennen irgendwann nur noch so viele leute lesen, wie heute noch leute mit einem rechenschieber umgehen koennen...
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1714722) Verfasst am: 28.12.2011, 17:55 Titel: Re: Schriftlos Glücklich |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Aretny hat folgendes geschrieben: | Ist eine "teilanalphabetische" Zivilisation ohne Schrift vorstellabr die sich zB nur leichtbedienbarer technischer Aufzeichnungsgeräte für Audio und video inhalte bedient? |
Das finde ich auf den ersten Blick eine merkwürdige Idee. Denn ein Defizit in der Alphabetisierung besteht ja nicht, weil die Bevölkerung für die Alphabetisierung nicht geeignet wäre oder weil sie schriftlos glücklicher wären, sondern ist vielmehr Ausdruck eines strukturellen Mangels in Form eines unzureichenden Bildungswesens. Ob es sinnvoller ist, diesem Mangel durch Ausgabe von irgendwelchen Geräten zu begegnen, als ihn als solchen abzustellen, kann ich jetzt nicht umfassend beurteilen, würde ich bezweifeln. |
Hier geht es doch um diese Frage:
Aretny hat folgendes geschrieben: | Was ist eurer Meinung nach die am weitesten entwickelte Kultur die keine Schrift hervorgebracht hat?.... |
Und dazu kann man sich schon Gedanken machen: Was kennzeichnet den Entwicklungsstand einer Kultur? Wieweit hängt das mit einer Zentralisation zusammen und inwieweit ist diese zu erreichen, ohne die Möglichkeiten einer schriftlichen Buchhaltung?
Die zweite Geschichte ist dann natürlich die, dass es durch die Methode einer personenungebundenen Möglichkeit der Speicherung von Informationen automatisch zu einer Explosion in der sozialen Ansammlung von Wissen kommt und damit letztendlich in unsere technische Welt.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Landei Gesinnungspolizist
Anmeldungsdatum: 27.02.2011 Beiträge: 1180
Wohnort: Sandersdorf-Brehna
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(#1714851) Verfasst am: 29.12.2011, 11:56 Titel: |
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Die Induskultur hatte zwar Zeichen, es gibt aber nur wenige "Schriftstücke" (falls es welche sind, es gibt noch keine "Übersetzung"), und alle sind auffallend kurz. Es liegt also der Verdacht nahe, dass nur wenige "schreiben" konnten, und dass die Schriftsprache sehr eingeschränkt war und kaum benutzt wurde. Trotzdem war diese Kultur über 700 sehr erfolgreich und der geradezu "schreibwütigen" sumerischen Kultur durchaus ebenbürtig.
_________________ Der Islam gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. (Kemal Atatürk)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1714899) Verfasst am: 29.12.2011, 16:59 Titel: Re: Schriftlos Glücklich |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Denn ein Defizit in der Alphabetisierung besteht ja nicht, weil die Bevölkerung für die Alphabetisierung nicht geeignet wäre oder weil sie schriftlos glücklicher wären, sondern ist vielmehr Ausdruck eines strukturellen Mangels in Form eines unzureichenden Bildungswesens. |
Damit setzt du aber voraus, dass lesen zu können absolut gesehen (also nicht nur hinsichtlich unserer Gesellschaft) das Normale ist. Würde mich interessieren, wie du das begründen willst.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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