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Orkidy registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 6
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(#168434) Verfasst am: 22.08.2004, 11:10 Titel: Als Agnostiker zu den Maltesern - geht das gut? |
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Hallo Leute,
Nachdem ich ein bißchen in Euren Diskussionen herumgelesen habe, denke ich, daß Ihr mir vielleicht weiterhelfen könntet bei einer Frage,
die mich momentan beschäftigt.
Ich möchte nach dem Studium erstmal eine Weile lang mit bzw. für Menschen arbeiten, bin aber zu alt für ein FSJ. Als Alternative käme eine
6-wöchige Ausbildung zur Schwesternhelferin und danach freiwillige Arbeit z.B. in der Altenpflege in Frage, ich habe auch schon nach
Ausbildungsmöglichkeiten gegooglet, und nur die Malteser gefunden. Eigentlich hat mich deren Website schon angesprochen, ich frage
mich aber, ob ich mit meiner Weltanschauung in einem katholischen Umfeld nicht ständig anecken würde.
Mal grob umrissen: Ich weiß keine Antwort auf die Frage, ob es irgendeinen Gott/Jenseits gibt, halte die Antwort "ja" für sehr
unwahrscheinlich und habe mich entschieden, mein Leben zu leben, als wüßte ich sicher, daß die Antwort "nein" ist. Sprich wir Menschen sind
ALLEIN verantwortlich dafür, diese unsere einzige Welt zu gestalten. Aus dieser Überzeugung kommt mein starkes Bedürfnis, mich sozial zu
engagieren.
Was die katholische Kirche angeht: Natürlich weiß ich nicht mit letzter Sicherheit, daß sie mit ihrer Lehre unrecht hat, aber selbst wenn man annimmt, daß es wirklich einen Gott geben sollte, kann ich mir kaum vorstellen, daß das ausgerechnet der der kath. Kirche sein soll. Abgesehen davon finde ich Teile der kath. Lehre unmenschlich. Wobei mir natürlich klar ist, daß viele kath. Laien zumindest hierzulande die unmenschlichen Teile der kath. Lehre nicht teilen. Ich kenne einige Katholiken, die wirklich bewundernswert das Nächstenliebegebot leben, und "Gott(-)losen" wie mir gegenüber offen und tolerant sind. Aber ich habe auch schon EINIGE MALE erlebt, daß Katholiken mir ins Gesicht gesagt haben, daß ich ein schlechter
Mensch bzw kein guter Mensch sei, nur weil ich nicht katholisch/christlich/religiös bin, und mir daraufhin mit schlecht verhohlenem Mißtrauen begegnet sind. "Ich will dir ja nix, aber ich rechne deine Abrechnung lieber doch nochmal selbst durch". Und diese einigen Male haben mir vollauf gereicht um nicht zu sagen sowas macht mich fertig. Wohlgemerkt es handelte sich um Katholiken, die sich ansonsten ehrlich bemühen, Nächstenliebe zu leben, und die ich bis zu dem Zeitpunkt eigentlich dafür bewundert bzw gemocht hatte.
Ich würde natürlich in einer katholischen Umgebung meine Meinungen nicht raushängen lassen, aber wenn doch einmal die Sprache darauf kommt, dann mag ich mich auch nicht total verstellen und ab einem gewissen Punkt kann ich mich auch nicht mehr verstellen. Dieser Punkt ist für mich dann erreicht, wenn Ungläubige diffamiert werden.
Meine Frage: Kennt jemand die Malteser? Würdet Ihr mir zu- oder abraten, mich auf sie einzulassen? Oder hättet Ihr eine andere Idee, wie man sich eine Weile (halbes oder ganzes Jahr) lang in Vollzeit sozial engagieren kann?
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#168441) Verfasst am: 22.08.2004, 11:28 Titel: |
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Ich habe zwei Jahre lang für einen evangelischen Träger gearbeitet. Meine Weltanschauung war da niemals Thema. Nur meine Kirchenmitgliedschaft.
Ehrenamtlich engagieren könntest du dich auch bei der AWO. Das ist - soweit ich informiert bin - ein weltlicher Träger.
Du könntest dich aber auch direkt an Einrichtungen für alte oder behinderte Menschen oder für Kinder und Jugendliche wenden, und nach einem Praktikumsplatz fragen. Ich habe das damals bei einem freien Träger der Jugendhilfe in meiner Nachbarschaft gemacht und hatte schnell und unbürokratisch meinen Praktikumsplatz. Bei kirchlichen Trägern ging das häufig vergleichbar schnell und unkompliziert, wenn ich gut begründen konnte, warum ich ein Praktikum machen wollte, und wenn die Einrichtung relativ klein war, also sich keine ausufernde Bürokratie leisten konnte.
Ansonsten ist es im sozialen Bereich leider traurige Realität, dass man es sich häufig nicht leisten kann, seine Weltanschauung offen zu äußern. Jedenfalls, wenn man seinen Job behalten möchte. Nach meiner Erfahrung lösen viele Einrichtungen das Problem so, dass über religiöse Dinge gar nicht gesprochen wird. So können alle so tun, als wären sie rechtgläubig.
Gegen die Diskriminierung von Andersgläubigen müsstest du nach meiner Erfahrung immer etwas sagen können. Du könntest das ja zum Beispiel aus christlicher Nächstenliebe tun.
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Orkidy registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 6
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(#171618) Verfasst am: 29.08.2004, 16:57 Titel: |
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Danke für deine Tipps!
An die Kirchenzugehörigkeit hatte ich gar nicht gedacht, bin
momentan noch Karteileiche bei den evangelischen, und schon
das könnte bei den Maltesern Schwierigkeiten geben. Mist.
Gegen die Diskriminierung von Ungläubigen mit christlicher Nächstenliebe
zu argumentieren, klappt bei meinen Bekannten nicht. Für die sind Gott,
Himmel, Hölle, Papst, Moral, Messe und Sünde alles nur Traditionen, die man aus Nostalgie oder Zusammengehörigkeitsgefühl hochhält, wenn es einem in den Kram paßt und ansonsten ignoriert. Was ihren Glauben für sie ausmacht ist exakt und genau die Nächstenliebe bzw das Guter-Mensch-Sein. Kirche als "Verein der guten Menschen" mit
sentimentalen gemeinsamen Traditionen. Würden
sie zugeben, daß auch Nicht-Katholiken/Christen gute Menschen sein können, dann wäre ihr eigener Glaube ja überflüssig. Folglich sind
sie in der Abwertung Ungläubiger viel härter und konsequenter als
diejenigen Katholiken, die andere Glaubensinhalte auch noch zur
Abgrenzung von den Nichtkatholiken verwenden können.
Die Nächstenliebe gegenüber den Ungläubigen äußert sich darin,
daß diffamierende Äußerungen grundsätzlich mit "ich will dir nix, aber...."
begonnen werden. Auf diese Weise kann man nach Herzenslust
diffamieren, aber sich trotzdem als guter Mensch fühlen, weil man ja
dem anderen "nix will" und es ja laut christl. Ethik nicht auf das Ergebnis
einer Handlung ankommt, sondern auf den dahinterstehenden Willen.
Diese Argumentation habe ich schon oft in den verschiedensten
Variationen gehört und ich KANN sie nicht mehr ertragen. Vor allem,
weil man nicht dagegen argumentieren kann, ohne sich schulmeisterlich
über sie zu stellen. Man kann keinen zum Nachdenken zwingen,
und wenn man Leute, die keine kritischen Ansprüche an ihr Denken stellen, auf Argumentationsfehler aufmerksam macht, nehmen die
es einem richtig übel. Entweder man schweigt dazu (das KANN ich
nicht) oder es gibt wirklich Streit bis hin zu Freundschaftsabbruch
(das will ich nicht). Oder hat einer von Euch eine Idee wie man
gegen sowas "harmonisch" argumentieren kann?
Naja, werde mal deinem anderen Tipp folgen und nach Praktika
in der Umgebung fragen .... obwohl mich an den Maltesern die
Schwesternausbildung vor dem Einsatz sehr gereiz hätte ...
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#172345) Verfasst am: 31.08.2004, 10:24 Titel: |
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ich würde es auch lassen.
versuch einen träger zu finden, der weltlich ist (auch wenns schwerer wird)
1. passt es besser zu dir
2. hast dann weniger stress mit komischen katholen
3. sorgst du mit deiner wertvollen arbeit nicht noch dafür, dass sich die intoleranten katholen damit brüsten können! schliesslich würdest du in der aussenwirkung als katholin gelten.
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
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den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
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