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Aretny Als Doppelnick gesperrt
Anmeldungsdatum: 18.12.2011 Beiträge: 119
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(#1714167) Verfasst am: 24.12.2011, 01:01 Titel: Zum Glück zwingen? |
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Darf man die Menschen zu ihrem Glück zwingen?
Ich meine nun nicht irgendwelche undurchdachten Experimente wie im Kommunismus, oder wirtschaftliche Programme die in die Hose gegangen sind sondern eher so etwas wie die umformung einer problematischen Kultur/Gesellschaft die in sich die maßgebliche Ursache für Leid und Tod der innerhalb ihr lebenden Menschen beinhaltet.
Es ist eine Frage ähnlich dem "Demokratie herbeibomben", das Problem ist dass die meisten selbst nicht wissen wie Glück zu deffinieren ist bzw. eine extrem befremdliche, menschenfeindliche Vorstellung davon haben.
Kann man "Glück", allgemeingültig deffinieren?
Ich denke in bestimmten Grenzen kann man das, die Beachtung der Menschenrechte sollte eine Grundlage sein die zu schaffen ist, der Rest obliegt der individuellen Verantwortung bzw. den eigenen Interessen so nicht gemeingefährlich.
Ein konkretes Bsp.: Nordkorea
Darf man dort eingreifen, welche Mittel sind erlaubt und was darf der Eingriff "Kosten" wenn man von Opfer ausgehen dürfte?
Oder wie ist das mit div. Gottesstaaten, darf man die Menschen dort aus der inhumanen Umklammerung des Klerus befreien, oder soll man sich damit begnügen Dissidenten aufzunehmen (anstelle von religiösen Extremisten die dann noch al.imentiert werden)?
Was denkt ihr?
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3180
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(#1714202) Verfasst am: 24.12.2011, 14:21 Titel: |
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Die tatsächliche Lage ist komplexer als Dein Beitrag glauben machen will.
Nordkorea, Kuba etc., das sind ja nun gerade Systeme, die den Menschen zu seinem Glück zwingen wollen. Hier stellt sich nun die Frage, ob das so ein großes Verbrechen ist, daß es ein Eingreifen von außen rechtfertigt.
Die islamischen Länder sind wieder eine ganz andere Kiste. In Libyen/Irak wurden ja nun durch äußeres eingreifen vom Westen säkulare Regimes beseitigt um (zwar nicht beabsichtigt, aber so wirds ausgehen) Gottesstaaten zu etablieren
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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Icesurfer permanent gesperrt
Anmeldungsdatum: 15.02.2008 Beiträge: 1272
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(#1714233) Verfasst am: 24.12.2011, 18:39 Titel: |
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VanHanegem hat folgendes geschrieben: | Die islamischen Länder sind wieder eine ganz andere Kiste. In Libyen/Irak wurden ja nun durch äußeres eingreifen vom Westen säkulare Regimes beseitigt um (zwar nicht beabsichtigt, aber so wirds ausgehen) Gottesstaaten zu etablieren |
Tja, Dummheit oder Stoff für Verschwörungsfans ?
Vielleicht sieht der Vatikan die Fäden im Hintergrund.
Oder die Born-Again-Christians in die USA.
Es geht z.B. auch Gerücht das der Papst damals um die Säkularisierung Europas entgegen zu wirken,
seinen Einfluss geltent gemacht hatt möglichst viele Moslime als Gastarbeiter nach Europa zo hohlen.
Sinn und Zweck ?
Säkularisierung bekämpfen. Religionen ausbreiten, alte Ordnung erhalten,
Freiheiten einschränken, Bürger überwachen, neue (Religions)Kriege anfangen,
Wirtschaft ankurbeln..Kreditkrise, Finanzkrise, etc.
Eben nichts dazugelernt haben wollen und die alte Scheisse noch mahl zu wiederhohlen..
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1714250) Verfasst am: 24.12.2011, 20:51 Titel: |
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Spaetestens seid den bahnbrechenden Forschungen eines Herrn Skinner ist es voellig ueberfluessig die Menschen mit Brachialgewalt zu ihrem Glueck zu zwingen. Heute bekommt man das viel subtiler hin, so subtil, dass die meisten gar nicht mitkriegen, dass jemand anders ihr Leben bestimmt und sie selber dazu gluecklich grinsen laesst.
_________________ Defund the gender police!!
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soulreaver registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.11.2007 Beiträge: 649
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(#1715213) Verfasst am: 31.12.2011, 02:09 Titel: Re: Zum Glück zwingen? |
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Aretny hat folgendes geschrieben: | Darf man die Menschen zu ihrem Glück zwingen? |
Nein, da man selbst mit seiner Definition von Glück jederzeit falsch liegen kann.
Zitat: | Kann man "Glück", allgemeingültig deffinieren? |
Nein, da Glück nur von einer Gruppe oder einem Individuum für sich selbst definiert werden kann. Allgemein ist dagegen, dass 'Glück' immer in gesellschaftliche Bezüge eingebettet ist und daher auch in gesellschaftliche Konflikten stehen kann (z.B. bei Verteilung).
Zitat: |
Ein konkretes Bsp.: Nordkorea
Darf man dort eingreifen, welche Mittel sind erlaubt und was darf der Eingriff "Kosten" wenn man von Opfer ausgehen dürfte? |
Ist das eine Frage des Glücks? Oder meinst du hier mit Glück einen Zustand von Menschenrechten bzw. Abwesenheit von politischer Unterdrückung?
Gibt in Nordkorea bestimmt Leute, die finden ihre Diktatur supi.
Zitat: |
Oder wie ist das mit div. Gottesstaaten, darf man die Menschen dort aus der inhumanen Umklammerung des Klerus befreien, oder soll man sich damit begnügen Dissidenten aufzunehmen (anstelle von religiösen Extremisten die dann noch al.imentiert werden)?
Was denkt ihr? |
Also für mich handelt es sich hier nicht um Fragen des Glücks, sondern um Fragen der Befreiung von Unterdrückung. Und bei Unterdrückung sage ich immer: Der erste Schritt zur Befreiung der Unterdrückten kann immer nur von den Unterdrückten selbst kommen.
Wenn die Unterdrückten einer Diktatur ihre Unterdrückung bagatellisieren oder sogar befürworten, dann sehe ich keinen Grund, diese Diktatur abzuschaffen. Diese Leute haben dann aber quasi auch selbst Schuld an ihren Verhältnissen.
Problematisch wird es, wenn mindestens eine Person diese Diktatur nicht akzeptiert. Und ich denke, egal wie man nun auf diesen Widerspruch zwischen Individuum und Gesellschaft reagieren will, reagieren muss man. Die Frage ist nicht, ob man reagiert, sondern wie man auf den Dissidenten reagiert. Und egal, welche Reaktion von Außenstehenden solcher Diktaturen kommt, wirkt sie gleichzeitig wie ein Spiegelbild auf das Selbstverständnis derjenigen, die eine Diktatur nicht befürworten.
Es wäre daher schlecht für unser eigenes Image, würden wir die Personen, die die Gesellschaft kritisieren, in der sie leben (müssen), ignorieren und ihrem Schicksal überlassen, während wir gleichzeitig die Gleichwertigkeit aller Menschen propagieren und Kritik und Opposition zu den Grundpfeilern unserer Gesellschaft gehören. Dissidenten bei uns Asyl zu gewähren ist daher das Mindeste, was wir tun sollten.
Ebenso sollten wir in einen unversöhnlichen Gegensatz zu solchen Diktaturen stehen und diese öffentlich anprangern. Wenn Dissidenten gewaltsam unterdrückt werden, sollten wir uns auch nicht zurückhalten, gewaltsam gegen diese Diktatur vorzugehen, allerdings ohne von unserer Seite aus zu Mord und Totschlag zu greifen (sofern Respekt vor dem Leben einer der Grundpfeiler unseres Selbstverständnisses ist).
_________________ Religion ist das Opium des Volkes!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1715245) Verfasst am: 31.12.2011, 11:32 Titel: |
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VanHanegem hat folgendes geschrieben: | Nordkorea, Kuba etc., das sind ja nun gerade Systeme, die den Menschen zu seinem Glück zwingen wollen. |
Kuba womöglich, aber bei Nordkorea würde ich das ganz ehrlich bezweifeln.
soulreaver hat folgendes geschrieben: | Wenn die Unterdrückten einer Diktatur ihre Unterdrückung bagatellisieren oder sogar befürworten, dann sehe ich keinen Grund, diese Diktatur abzuschaffen. Diese Leute haben dann aber quasi auch selbst Schuld an ihren Verhältnissen. |
Du unterschätzt die Kontrolle, die "totalitäre" Diktaturen auf die Gesamtheit der Lebensumstände ihrer Bevölkerung ausüben, ganz massiv. Eine Bevölkerung muss jeden möglichen Dissens auch erstmal organisieren, und wenn jede kleinste Form der Artikulation bereits im Keim erstickt wird und die Bevölkerung gleichzeitig massiv mit Propaganda bombardiert und in die staatlichen Institutionen hineingezwungen wird, bleibt einfach gar kein Raum mehr dafür. Es geht dabei nicht nur darum, dass "Dissidenten gewaltsam unterdrückt werden". In einem gesellschaftlichen Umfeld, das derart von Furcht geprägt ist, gibt es meist gar nicht erst jemanden, der öffentlich als Dissident auftritt.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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VanHanegem Weltmeister
Anmeldungsdatum: 24.04.2006 Beiträge: 3180
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(#1715275) Verfasst am: 31.12.2011, 13:51 Titel: |
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Icesurfer hat folgendes geschrieben: | Tja, Dummheit oder Stoff für Verschwörungsfans ?
Vielleicht sieht der Vatikan die Fäden im Hintergrund.
Oder die Born-Again-Christians in die USA. |
Die USA bekämpfen säkulare regimes und stützen den radikalen Islamismus spätestens seit 1980.
Letzterer wird aber auch gegen die USA über andere Schienen vom Westen unterstützt. So wäre z.B. der Gottesstaat Iran so nicht entstanden, wenn Chomeini nicht in Frankreich Asyl erhalten hätte.
Hier eine verschwörung zu konstruieren bedarf schon einiger Phantasie, aber daß der Westen den radikalen Islamismus massiv stützt ist doch unübersehbar.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kuba womöglich, aber bei Nordkorea würde ich das ganz ehrlich bezweifeln. |
Was nicht ausschließt, daß beide Systeme gleich funktionieren. Das kommunistische System kommt zu Lebzeiten des Mannes, der mit der Waffe in der Hand für seine Idee gekämpft hat halt noch etwas ehrlicher rüber.
Außerdem: geht das Konzept den Menschen zu seinem Glück zwingen zu wollen überhaupt ohne Verlogenheit?
_________________ Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1715281) Verfasst am: 31.12.2011, 14:01 Titel: |
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VanHanegem hat folgendes geschrieben: | Was nicht ausschließt, daß beide Systeme gleich funktionieren. |
Nein. Schon deshalb nicht, weil ich nicht genau weiss, was das überhaupt heißen soll.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1715318) Verfasst am: 31.12.2011, 16:38 Titel: |
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VanHanegem hat folgendes geschrieben: | Die USA bekämpfen säkulare regimes und stützen den radikalen Islamismus spätestens seit 1980. |
Wobei man da auch noch sagen könnte das sie gezielt bestimmte Richtungen des Islam unterstützen: die konservativen und dogmatischen Wahhabiten (Staatsreligion von Saudi-Arabien, Sunniten)
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soulreaver registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.11.2007 Beiträge: 649
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(#1716263) Verfasst am: 05.01.2012, 02:09 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | VanHanegem hat folgendes geschrieben: | Nordkorea, Kuba etc., das sind ja nun gerade Systeme, die den Menschen zu seinem Glück zwingen wollen. |
Kuba womöglich, aber bei Nordkorea würde ich das ganz ehrlich bezweifeln.
soulreaver hat folgendes geschrieben: | Wenn die Unterdrückten einer Diktatur ihre Unterdrückung bagatellisieren oder sogar befürworten, dann sehe ich keinen Grund, diese Diktatur abzuschaffen. Diese Leute haben dann aber quasi auch selbst Schuld an ihren Verhältnissen. |
Du unterschätzt die Kontrolle, die "totalitäre" Diktaturen auf die Gesamtheit der Lebensumstände ihrer Bevölkerung ausüben, ganz massiv. Eine Bevölkerung muss jeden möglichen Dissens auch erstmal organisieren, und wenn jede kleinste Form der Artikulation bereits im Keim erstickt wird und die Bevölkerung gleichzeitig massiv mit Propaganda bombardiert und in die staatlichen Institutionen hineingezwungen wird, bleibt einfach gar kein Raum mehr dafür. Es geht dabei nicht nur darum, dass "Dissidenten gewaltsam unterdrückt werden". In einem gesellschaftlichen Umfeld, das derart von Furcht geprägt ist, gibt es meist gar nicht erst jemanden, der öffentlich als Dissident auftritt. |
Widerspricht sich das alles nicht? Ich meine, wenn die Diktatur so vollkommen ist, dass es von außen keine Anzeichen einer Unterdrückung gibt, ist es dann noch eine Diktatur? Furcht zeigt sich immer in irgendeiner Weise. Also von daher. Wenn die Leute noch nicht einmal zu Sabotage oder passiver Verweigerung oder Langsamkeit der Mitarbeit in der Lage sind, ist aus meiner Sicht keine Diktatur vorhanden. Und so übel war bisher noch keine Diktatur, dass keinerlei Zeichen der Diktatur seitens der Unterdrückten wahrnehmbar gewesen wären.
_________________ Religion ist das Opium des Volkes!
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Loke der Lästerer
Anmeldungsdatum: 01.09.2010 Beiträge: 723
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(#1716268) Verfasst am: 05.01.2012, 02:19 Titel: |
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Glück ist doch zunächst nur ein durch Neurotransmitter im Gehirn erzeugtes Gefühl. Wenn man nun einen menschlichen Körper dazu bringen könnte, diese Neurotransmitter dauerhaft und stärker als gewöhnlich zu senden, wäre die Definition erfüllt, man wäre im wahrsten Sinne des Wortes glücklich.
(Meines Wissens ist zB. LSD ein Mittel, was den Effekt des "Glückshormons" Serotonin imitiert.)
Einem Menschen gegen oder zumindest ohne sein Wissen aber so eine Droge zu verabreichen, halte ich für falsch. Genauso sehe ich es auch für Konzepte in größeren Maßstäben wie Staatsformen usw.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1716272) Verfasst am: 05.01.2012, 02:44 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | .....
Du unterschätzt die Kontrolle, die "totalitäre" Diktaturen auf die Gesamtheit der Lebensumstände ihrer Bevölkerung ausüben, ganz massiv. Eine Bevölkerung muss jeden möglichen Dissens auch erstmal organisieren, und wenn jede kleinste Form der Artikulation bereits im Keim erstickt wird und die Bevölkerung gleichzeitig massiv mit Propaganda bombardiert und in die staatlichen Institutionen hineingezwungen wird, bleibt einfach gar kein Raum mehr dafür. Es geht dabei nicht nur darum, dass "Dissidenten gewaltsam unterdrückt werden". In einem gesellschaftlichen Umfeld, das derart von Furcht geprägt ist, gibt es meist gar nicht erst jemanden, der öffentlich als Dissident auftritt. |
Es geht sogar noch weiter, der Selbstschutz setzt bereits im Unbewussten an und lässt die Furcht garnicht erst aufkommen, weil die Leute die Systeme in denen sie sind, um so mehr verteidigen, je mehr Druck diese ausüben:
Warum Menschen eine Diktatur verteidigen hieß vor Kurzem ein Artikel im SPON:
SPON hat folgendes geschrieben: | Von miserablen Ehen bis hin zu Diktaturen: Oft verteidigen Menschen jene Systeme, in denen sie leben - trotz schlechter Bedingungen. Jetzt haben Psychologen herausgefunden, unter welchen Umständen sie das tun. |
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Defätist auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.06.2010 Beiträge: 8557
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(#1716315) Verfasst am: 05.01.2012, 10:34 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Es geht sogar noch weiter, der Selbstschutz setzt bereits im Unbewussten an und lässt die Furcht garnicht erst aufkommen, weil die Leute die Systeme in denen sie sind, um so mehr verteidigen, je mehr Druck diese ausüben:
Warum Menschen eine Diktatur verteidigen hieß vor Kurzem ein Artikel im SPON:
SPON hat folgendes geschrieben: | Von miserablen Ehen bis hin zu Diktaturen: Oft verteidigen Menschen jene Systeme, in denen sie leben - trotz schlechter Bedingungen. Jetzt haben Psychologen herausgefunden, unter welchen Umständen sie das tun. |
fwo |
Na, da muss man sich ja nicht mehr wundern...
Auch aus dem o.a. Artikel:
SPON hat folgendes geschrieben: | Das Brisante dabei: Sind die Vorwürfe objektiv gerechtfertigt und eine Veränderung eigentlich notwendig, würden die meisten die Situation dennoch nicht wahrhaben wollen. Schließlich müssten sie sich eingestehen, dass die Situation, in der sie leben, nicht gut ist - eine Hürde, die für die meisten zu groß ist. Denn: Menschen haben das psychologische Bedürfnis zu glauben, dass ihr System effektiv und in seiner Form berechtigt ist, so Kay und Friesen in ihrem Report. |
Die Frage ist, wie gut/schlecht es den Menschen gehen muss, bevor (oder ob überhaupt) sich die Wahrnehmung ändert? Was sagt das bspw. über unser Wahlverhalten aus? Auch bin ich mir nicht sicher, ob dieser Report Schlussfolgerungen zulässt, ob Menschen (objektiv) gute Systeme eher genauso oder aber vehementer verteidigen/rechtfertigen oder ob nicht gar das Gegenteil der Fall ist? Sonst stellte sich mir nämlich die Frage, unter welch enormen gesellschaftlichen Druck unser eigenes System steht.
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I.R auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.10.2006 Beiträge: 9142
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(#1716333) Verfasst am: 05.01.2012, 11:46 Titel: |
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Defätist hat folgendes geschrieben: | Auch aus dem o.a. Artikel:
SPON hat folgendes geschrieben: | Das Brisante dabei: Sind die Vorwürfe objektiv gerechtfertigt und eine Veränderung eigentlich notwendig, würden die meisten die Situation dennoch nicht wahrhaben wollen. Schließlich müssten sie sich eingestehen, dass die Situation, in der sie leben, nicht gut ist - eine Hürde, die für die meisten zu groß ist. Denn: Menschen haben das psychologische Bedürfnis zu glauben, dass ihr System effektiv und in seiner Form berechtigt ist, so Kay und Friesen in ihrem Report. |
Die Frage ist, wie gut/schlecht es den Menschen gehen muss, bevor (oder ob überhaupt) sich die Wahrnehmung ändert? Was sagt das bspw. über unser Wahlverhalten aus? Auch bin ich mir nicht sicher, ob dieser Report Schlussfolgerungen zulässt, ob Menschen (objektiv) gute Systeme eher genauso oder aber vehementer verteidigen/rechtfertigen oder ob nicht gar das Gegenteil der Fall ist? Sonst stellte sich mir nämlich die Frage, unter welch enormen gesellschaftlichen Druck unser eigenes System steht. |
Und was ist, wenn die Vorwürfe gar nicht objektiv gerechtfertigt und eine Veränderung eigentlich nicht notwendig ist? Unter Berücksichtigung der Studie lässt eine Zurückweisung der Vorwürfe ausschliesslich den Schluss zu, dass die Wahrnehmung der Menschen falsch ist.
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Defätist auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 09.06.2010 Beiträge: 8557
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(#1716347) Verfasst am: 05.01.2012, 12:22 Titel: |
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I.R hat folgendes geschrieben: | ... Unter Berücksichtigung der Studie lässt eine Zurückweisung der Vorwürfe ausschliesslich den Schluss zu, dass die Wahrnehmung der Menschen falsch ist. |
Konsequenterweise aber immer. Außerdem noch, dass auch die objektive Betrachtung von der Wahrnehmung her subjektiv ist.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1716374) Verfasst am: 05.01.2012, 13:23 Titel: |
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I.R hat folgendes geschrieben: | ....
Und was ist, wenn die Vorwürfe gar nicht objektiv gerechtfertigt und eine Veränderung eigentlich nicht notwendig ist? Unter Berücksichtigung der Studie lässt eine Zurückweisung der Vorwürfe ausschliesslich den Schluss zu, dass die Wahrnehmung der Menschen falsch ist. |
Die Fragestellung war ja so geschickt, das Problem der Objektivität der Wahrnehmung zu umgehen, indem man die Leute dem selben System ausgesetzt und nur den persönlichen Druck verändert hat (z.B. in Form der Freizügigkeit). Dementsprechend sollte man auch das Ergebnis zur Kenntnis nehmen, das da einfach lautet: Je auswegloser die Situation ist, desto eher besteht die Tendenz, sie zu verteidigen. Ich sehe da einfach die Wirkung eines ergonomischen Prinzips.
Die Forschung darüber, was den Widerstand begünstigt, steht noch aus.
fwo
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1716390) Verfasst am: 05.01.2012, 13:59 Titel: |
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Es macht schon einen großen Unterschied aus, ob der Großteil der Bevölkerung eines Landes oder einer Großregion mit hierarchischem Kommandosystem nahezu abgeschlossen von der Außenwelt ist (Nordkorea als krassestes Beispiel) oder nicht.
Man hat den Eindruck, dass solche Untersuchungen über die Bewohner "von außen" erfolgen, die als "Objekt" erscheinen, wobei von außen die eigenen Wertmaßstäbe angelegt werden. Kunststück, es gibt entweder keine entsprechenden Forschungsinstitutionen in den betreffenden Ländern oder sie wurden zerschlagen oder fremdbestimmt, in ihrem Charakter verändert (Institut für Jugendforschung in Leipzig).
Die Bewohner eines diktatorisch regierten Landes mögen mit ihrer Lebenslage und vielen Mißständen unzufrieden sein und die führenden Repräsentanten auch ablehnen, etwas anderes ist jedoch, eine radikale Umwälzung im eigenen Land herbeiführen zu wollen, weil man davon überzeugt ist, dass das gesamte System, in dem man selbst lebt, "schlecht" und "böse" ist. Das geht nur, wenn man einen Vergleich hat und die Wertmaßstäbe der etablierten Demokratien als die "richtigen" verinnerlicht hat.
Bei dem bevölkerungsreichsten Land der Erde, China, ist das nicht möglich. Es gibt zwar zunehmend Proteste im ganzen Land und in einzelnen Regionen (vgl.- H. Schmidt-Glintzer: China. Eine Herausforderung für den Westen. Wiesbaden 2011), aber deshalb wird nur eine winzige Minderheit die Maßstäbe des Westens an das eigene Land anlegen. In Russland gibt es zwar Proteste gegen Putin und Wahlfälschung, aber man wird dort nie zulassen, von Amerika oder Deutschland als Nation "gedemütigt" zu werden.
Die überwiegende Mehrzahl der Bürgerrechtler und Oppositionellen in der DDR stellten bis in den Spätherbst 1989 weder die Existenz des Staates an sich noch die sozialistische Gesellschaftsordnung in Frage. Das kann man alles nachlesen bei Schorlemmer, de Maiziere, Führer, Tschiche und vielen anderen Autoren. Kaum jemand konnte sich jedoch vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn bis dahin fremde Großbanken und Abzocker über einen herfallen, das war wiederum etwas anderes, als wenn von innen Mauer, Mißwirtschaft, Redeverbote und mangelnde Freizügigkeit beklagt wurden.
Man hat später mitunter gesagt: "Ihr habt Euch doch selbst als Diktatur bezeichnet!" Es stimmt, dass gemäß der offiziellen Parteiideologie eine "Diktatur des Proletariats und der werktätigen Klasse der Genossenschaftsbauern" errichtet worden sei. Doch im Alltag erschien so etwas als eine Phrase. Man sagte sich "von innen" nicht täglich, in einer "Diktatur" zu leben. Diese Bezeichnung wurde nach 1990 von außen durch die, die als Sieger die Geschichte schrieben, dem Land aufgedrückt, in die Schulbücher hineingeschrieben. Selbst wenn die Staatsform diktatorische Merkmale aufwies, erfasst eine "Schwarz-Weiss-Sicht" - hie freie Demokratie, da finstere Diktatur - nicht die gesamte Lebenswirklichkeit in dem Land.
Zuletzt bearbeitet von Telliamed am 05.01.2012, 14:08, insgesamt einmal bearbeitet |
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I.R auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.10.2006 Beiträge: 9142
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(#1716396) Verfasst am: 05.01.2012, 14:07 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | I.R hat folgendes geschrieben: | ....
Und was ist, wenn die Vorwürfe gar nicht objektiv gerechtfertigt und eine Veränderung eigentlich nicht notwendig ist? Unter Berücksichtigung der Studie lässt eine Zurückweisung der Vorwürfe ausschliesslich den Schluss zu, dass die Wahrnehmung der Menschen falsch ist. |
Die Fragestellung war ja so geschickt, das Problem der Objektivität der Wahrnehmung zu umgehen, indem man die Leute dem selben System ausgesetzt und nur den persönlichen Druck verändert hat (z.B. in Form der Freizügigkeit). Dementsprechend sollte man auch das Ergebnis zur Kenntnis nehmen, das da einfach lautet: Je auswegloser die Situation ist, desto eher besteht die Tendenz, sie zu verteidigen. Ich sehe da einfach die Wirkung eines ergonomischen Prinzips. |
Ich wollte weniger die Studie beleuchten als die Schlussfolgerung und Anwendbarkeit aus jener.
z.B.: Wenn jemand in einer ausweglosen Situation irgendetwas gegen Vorwürfe verteidigt, ist diese Verteidigung ein Ausdruck der objektiven Rechtfertigung dieser Vorwürfe?
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