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Naturgesetze und physikalische Notwendigkeit
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
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Beitrag(#1719129) Verfasst am: 15.01.2012, 17:20    Titel: Naturgesetze und physikalische Notwendigkeit Antworten mit Zitat

Sind Naturgesetze lediglich Beschreibungen dessen, was ist oder sind sie mehr als das: gibt es physikalische Notwendigkeiten, steuern Naturgesetze gewissermaßen den Ablauf des Weltgeschehens?

Es gibt nun wohl beide Positionen, die Erstere ist mehr oder weniger auf Hume zurückzuführen, (obgleich Hume sie genau genommen nicht vertrat), nennen wir sie "Regularity", die zweite Position nennen wir "Necessitarianism" (aus diesem Artikel übernommen).

Gibt es etwas, das die Welt im Innersten zusammenhält - was ja der Fall sein müsste, wenn der Necessitarianist recht hätte? Aber was?

Und wie unterscheidet man eine Welt, in der alles physikalisch notwendig geschieht, von einer Welt, in der alles nicht physikalisch notwendig geschieht, mal angenommen, die beiden Welten wären vollkommen identisch, alles liefe exakt gleich ab?
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step
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Beitrag(#1719146) Verfasst am: 15.01.2012, 18:15    Titel: Re: Naturgesetze und physikalische Notwendigkeit Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Sind Naturgesetze lediglich Beschreibungen dessen, was ist oder sind sie mehr als das: gibt es physikalische Notwendigkeiten, steuern Naturgesetze gewissermaßen den Ablauf des Weltgeschehens?
Es gibt nun wohl beide Positionen, die Erstere ist mehr oder weniger auf Hume zurückzuführen, (obgleich Hume sie genau genommen nicht vertrat), nennen wir sie "Regularity", die zweite Position nennen wir "Necessitarianism" (aus diesem Artikel übernommen).

Für die Beschreibung deterministischer Abläufe macht das ja erstmal keinen Unterschied, es ist mE eine Frage der ontologischen Deutung, zumindest solange man kein "Steuerprogramm" dahinter entdeckt. Ich persönlich kann mit der zweiten Deutung wenig anfangen, weil dieses "Steuern" eine Art Anthropomorphismus zu sein scheint. Daher begnüge ich mich mit der "Regularity", auch wenn das von manchen als "positivistisch" angesehen wird.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gibt es etwas, das die Welt im Innersten zusammenhält - was ja der Fall sein müsste, wenn der Necessitarianist recht hätte? Aber was?

Die Frage ähnelt der Diskussion darüber, was ein Designer-Gott minimal tun müßte, um unsere Welt zu produzieren. Neuere Theorien in der Physik deuten mE darauf hin, daß er nur sehr wenig oder sogar gar nichts festlegen müßte, ja mglw. nicht einmal dürfte. Eine Art "Multiversum aller möglichen Symmetriegruppen" etwa bedürfte wohl überhaupt keiner einzigen physikalischen Festlegung mehr, würde aber etwas von unserer Welt nict Unterscheidbares (also unsere Welt) hervorbringen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und wie unterscheidet man eine Welt, in der alles physikalisch notwendig geschieht, von einer Welt, in der alles nicht physikalisch notwendig geschieht, mal angenommen, die beiden Welten wären vollkommen identisch, alles liefe exakt gleich ab?

Zwei Welten, in denen alles vollkommen identisch abläuft, sind definitionsgemäß ununterscheidbar. Unterscheiden könnte man höchstens eine etwaige übergeordnete Steuerwelt, wenn man die denn beobachten könnte, was aber hier ausgeschlossen scheint.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719151) Verfasst am: 15.01.2012, 18:40    Titel: Re: Naturgesetze und physikalische Notwendigkeit Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Für die Beschreibung deterministischer Abläufe macht das ja erstmal keinen Unterschied, es ist mE eine Frage der ontologischen Deutung, zumindest solange man kein "Steuerprogramm" dahinter entdeckt.

Nein, für die Beschreibung von Abläufen natürlich nicht, der Unterschied liegt darin, dass der Necessitarianist zusätzlich sagen würde: "Es musste, gegeben die Anfangsbedingungen und Naturgesetze, so kommen". (Meiner Ansicht nach behauptet eben das ein Determinist, in allen Definitionen von Determinismus, die ich kenne, steckt das mit drin).

Ich kann mit der zweiten Deutung auch wenig anfangen, mir scheint, sie beinhalte eine metaphysische Annahme, die nicht gerechtfertigt ist. Und die auch überflüssig ist.

(Allerdings, ehrlich gesagt, hätte ich Dich als Necessitarianist eingestuft).

step hat folgendes geschrieben:
Zwei Welten, in denen alles vollkommen identisch abläuft, sind definitionsgemäß ununterscheidbar.

Ja, eben: die Annahme des Necessitarianisten ist eine metaphysische. (Es sei denn, es gäbe eine Möglichkeit, einen (intrinsisich) notwendigen Ablauf von einem nicht notwendigen Ablauf zu unterscheiden).
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step
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Beitrag(#1719154) Verfasst am: 15.01.2012, 18:50    Titel: Re: Naturgesetze und physikalische Notwendigkeit Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... dass der Necessitarianist zusätzlich sagen würde: "Es musste, gegeben die Anfangsbedingungen und Naturgesetze, so kommen". (Meiner Ansicht nach behauptet eben das ein Determinist, in allen Definitionen von Determinismus, die ich kenne, steckt das mit drin).

Das liegt vielleicht daran, daß mancher Wald- und Wiesendeterminist ebendiese Zusatzdeutung unbewußt - und überflüssigerweise - zusätzlich vornimmt. Mir ist diese Deutung allerdings vor allem von Leuten bekannt, die dem Determinismus eine Teleologie oder gar einen Fatalismus unterschieben wollen. Mein Determinismus ist dagegen ein rein positivitischer, deskriptiver. Ich wüßte auch nicht, wozu man mehr brauchen sollte.

Daher stimme ich Dir auch vollkommen zu, daß der Schritt von "Alles was ist, läßt sich komplett deterministisch (regulär) beschreiben" zu "Naturgesetze üben normativen Druck auf die Elementarteilchen aus" metaphysischer Natur und mE sogar falsch ist.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719160) Verfasst am: 15.01.2012, 19:10    Titel: Antworten mit Zitat

(Erst mal noch 'ne Anmerkung: ich halte metaphysische Annahmen (solche, die keiner empirischen Überprüfung zugänglich sind) nicht für per se problematisch. Die können durchaus Sinn ergeben. Problematisch wird es allerdings, wenn man die unhinterfragt als Prämissen für eine weitere Argumentation setzt).

Ich muss sagen, ich bin jetzt ziemlich erstaunt:

Determinismus hat folgendes geschrieben:
Der Determinismus (lat. determinare „abgrenzen“, „bestimmen“) ist die Auffassung, dass zukünftige Ereignisse durch Vorbedingungen eindeutig festgelegt sind. Die Gegenthese (Indeterminismus) vertritt, dass es überhaupt oder in einem bestimmten Bereich der Realität Ereignisse gibt, die auch hätten anders eintreten können.

Wie kann jemand einen Determinismus vertreten und gleichzeitig kein Necessitarianist sein? Wie würdest Du die Definition der Wikipedia ändern wollen? Oder meinst Du nicht, dass diese auf physikalische Notwendigkeit hinausläuft?
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step
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Beitrag(#1719170) Verfasst am: 15.01.2012, 19:30    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich muss sagen, ich bin jetzt ziemlich erstaunt:

Determinismus hat folgendes geschrieben:
Der Determinismus (lat. determinare „abgrenzen“, „bestimmen“) ist die Auffassung, dass zukünftige Ereignisse durch Vorbedingungen eindeutig festgelegt sind. Die Gegenthese (Indeterminismus) vertritt, dass es überhaupt oder in einem bestimmten Bereich der Realität Ereignisse gibt, die auch hätten anders eintreten können.

Wie kann jemand einen Determinismus vertreten und gleichzeitig kein Necessitarianist sein? Wie würdest Du die Definition der Wikipedia ändern wollen? Oder meinst Du nicht, dass diese auf physikalische Notwendigkeit hinausläuft?

Das Zitat zeigt auch wieder, wie problematisch Bechreibungen in Alltagssprache sind, die immer einen Bedeutungskontext suggerieren. Ich finde obige Definition nicht falsch, aber evtl. in Richtung Necessitarismus bzw. Teleologie mißverstehbar / deutbar.

Unsere Überzeugung, daß die Ereignisse nicht anders hätten eintreten können, beruht ja genaugenommen, wenn wir keine weiteren metaphysischen Annahmen machen, auf der mathematischen Determiniertheit unserer Modelle und auf unserer guten Erfahrung mit Vorhersagen aus diesen Modellen. Eine Beschreibung der Welt, als ob es Naturgesetze "gäbe", ist daher nach bestem wissen ein gutes Modell, aber eben ein Modell.

Wenn man sich also vor necessitaristischen Überinterpretationen schützen will, muß man von der Alltagssprache weg und genauer definieren:

"Der Determinismus ... ist die Auffassung, dass das Verhältnis eines Gesamtzustands der Welt zu einem vorherigen Gesamtzustand vollständig durch ein Modell beschrieben werden kann, das nur unitäre Zeitentwicklungsoperatoren beinhaltet."

Paßt immer noch nicht ganz, weil die Rolle der Zeit und auch der Begriff "Zustad" unsauber ist, aber darum geht es ja hier nicht.

Ich habe auf diese Weise keinerlei "real existierende Normdrücke" mehr (aka Natur-"gesetze").
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719199) Verfasst am: 15.01.2012, 21:14    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Wenn man sich also vor necessitaristischen Überinterpretationen schützen will, muß man von der Alltagssprache weg und genauer definieren:

"Der Determinismus ... ist die Auffassung, dass das Verhältnis eines Gesamtzustands der Welt zu einem vorherigen Gesamtzustand vollständig durch ein Modell beschrieben werden kann, das nur unitäre Zeitentwicklungsoperatoren beinhaltet."

Paßt immer noch nicht ganz, weil die Rolle der Zeit und auch der Begriff "Zustad" unsauber ist, aber darum geht es ja hier nicht.

Ja, es geht hier um die Frage, was man vertreten will und warum: ist der Weltzustand notwendigerweise so, wie er ist, (im Zusammenhang mit vorherigen Weltzuständen und Naturgesetzen), oder ist der Weltzustand kontingent, (hätte auch anders sein können, gegeben einen vorherigen Weltzustand und die Naturgesetze)?

Spielt nun keine Rolle, ob wir Deine Definition des Determinismus nehmen oder eine beliebige andere: die Frage bleibt die Gleiche: a) notwendig oder b) nicht notwendig?

Falls a): Necessitarismus, (hätte nicht anders kommen können, kam notwendigerweise so), falls b): Regularity, (hätte auch anders kommen können, kam nicht notwendigerweise so).

Und, falls b): dann hätte sich Determinismus einfach erledigt. Wenn jemand zugibt, dass man aus bisherigen Beobachtungen und Schlussfolgerungen und darauf aufbauenden Modellen keine Notwendigkeit für das Zustandekommen zukünftiger Weltzustände ableiten kann, dann wäre es selbstwidersprüchlich, zu sagen, die Zukunft sei determiniert durch die vorherigen Weltzustände und Naturgesetze.

Was aber selbstverständlich nicht bedeuten soll, dass unsere Modelle und Hochrechnungen sinnlos wären, die haben sich immerhin bisher (zum Teil sogar sehr, sehr gut) bewährt. Wir wären sicher schlechter dran, wenn wir darauf verzichten würden.
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step
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Beitrag(#1719207) Verfasst am: 15.01.2012, 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

@AP: Also Deinen letzten Post kann ich nicht nachvollziehen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Regularity, (hätte auch anders kommen können, kam nicht notwendigerweise so). ... ist der Weltzustand kontingent, (hätte auch anders sein können, gegeben einen vorherigen Weltzustand und die Naturgesetze)?

Was wäre denn da noch regulär? Ich habe Regularity anders verstanden. Wenn Naturgesetze zwar nur Beschreibungen (und keine Sheriffs) sind, dann ist es trotzdem falsch anzunehmen, ein Anderskommen hätte eine signifikante Wahrscheinlichkeit (aka wäre möglich), denn wenn das so wäre, wären sie ja keine guten Beschreibungen mehr, was aber die Annahme ist.

Vielleicht solltest Du das nochmal genau spezifizieren. Gegeben was genau, hätte was genau auch anders sein können?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... Und, falls b): dann hätte sich Determinismus einfach erledigt. Wenn jemand zugibt, dass man aus bisherigen Beobachtungen und Schlussfolgerungen und darauf aufbauenden Modellen keine Notwendigkeit für das Zustandekommen zukünftiger Weltzustände ableiten kann, dann ergibt es schlicht keinen Sinn mehr, zu sagen, die Zukunft sei determiniert.

Das finde ich falsch geschlossen, siehe oben.

Zudem drehst Du die Beweisführung plötzlich irgendwie um. Der Determinismus ist das empirisch verifizierte, gute Modell, und Necessari-dingens ist nur ein metaphysischer Überbau, der, selbst wenn er falsch ist, nichts am beobachteten Determinismus ändert. Ob irgendwelche Philosphen den Natur"gesetzen" einen ontologischen, normativen oder sogar personifizierten Charakter zuschreiben, ist aus wissenschaftlicher Sicht egal und meines Erachtens eine nutzlose Übung, wenn nicht Schlimmeres.
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Kival
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Beitrag(#1719209) Verfasst am: 15.01.2012, 21:34    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
At the very least, the Regularists’ Theory of Laws of Nature denies that Laws of Nature are ‘physically necessary’. There is no physical necessity, either in laws or in nature itself. There is no intermediate state between logical necessity on the one hand and sheer contingency on the other.


Zitat:
Necessitarians, in contrast, argue that there is physical (or as they sometimes call it “nomic” or “nomological”) necessity. They offer two different accounts. According to some Necessitarians, physical necessity is a property of the Laws of Nature (along with truth, universality, etc.); according to other Necessitarians, physical necessity inheres in the very woof and warp (the stuff and structure) of the universe.

On the second of the two Necessitarian theories, the “necessity” of an electron’s bearing this particular electrical charge “resides” in the electron itself. It is of the very ‘nature’ of an electron, by necessity, to have this particular electrical charge. On this latter account, the statement “All electrons bear a charge of -1.6 x 10-19 Coulombs” is a Law of Nature because it correctly (veridically) describes a physical necessity in the world.[ 1 ]

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"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719245) Verfasst am: 15.01.2012, 23:28    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Ich habe Regularity anders verstanden. Wenn Naturgesetze zwar nur Beschreibungen (und keine Sheriffs) sind, dann ist es trotzdem falsch anzunehmen, ein Anderskommen hätte eine signifikante Wahrscheinlichkeit (aka wäre möglich), denn wenn das so wäre, wären sie ja keine guten Beschreibungen mehr, was aber die Annahme ist.

Ja, und als Annahme ist das auch sehr sinnvoll. Hat sich bewährt. Würden wir hingegen die Annahme treffen, dass Induktion sinnlos sei, dass wir genauso gut darauf verzichten könnten, dann stünden wir wohl ziemlich nackt da.

Es ist nur so: aus dieser Annahme folgt nun weder eine Notwendigkeit, noch eine (wie auch immer geartete) Wahrscheinlichkeit für eine zukünftige Entwicklung, bzw. das folgte eben nur, wenn der Necessitarian mit seiner Annahme recht hätte.

step hat folgendes geschrieben:
Vielleicht solltest Du das nochmal genau spezifizieren. Gegeben was genau, hätte was genau auch anders sein können?

Gegeben der gestrige Weltzustand und die gestrigen Naturgesetze hätte der Weltzustand heute auch anders sein können. Aus dem gestrigen Weltzustand und den gestrigen Naturgesetzen folgte nicht notwendigerweise der heutige Weltzustand. (Wiewohl aus einem beliebigen vorherigen Weltzustand und den heutigen Naturgesetzen der heutige Weltzustand folgt - denn das wäre gleichbedeutend mit der Tautologie: es ist so, wie es ist. Bzw. wäre dann wohl einfach nur eine Beschreibung des heutigen Weltzustandes.).

step hat folgendes geschrieben:
Der Determinismus ist das empirisch verifizierte, gute Modell, und Necessari-dingens ist nur ein metaphysischer Überbau, der, selbst wenn er falsch ist, nichts am beobachteten Determinismus ändert. Ob irgendwelche Philosphen den Natur"gesetzen" einen ontologischen, normativen oder sogar personifizierten Charakter zuschreiben, ist aus wissenschaftlicher Sicht egal und meines Erachtens eine nutzlose Übung, wenn nicht Schlimmeres.

Hm, so, wie ich Determinismus verstehe ('determinare' = 'bestimmen, festlegen'), muss man aber nun mal, um Determinist zu sein, eine zusätzliche (irgendwie tieferliegende) Realität annehmen, aus der dann die Notwendigkeit (oder auch Wahrscheinlichkeit) der späteren Weltabläufe folgt.

Wir beobachten Sachverhalte, Vorkommnisse, wir stellen Theorien, Modelle auf, prüfen und verwerfen diese und leiten daraus Vorhersagen für die Zukunft ab. Soweit überhaupt kein Problem, so geht Wissenschaft vor, das ist eine bewährte und erfolgreiche Vorgehensweise, von der wir nicht lassen sollten.

Es geht hier übrigens nicht darum, dass wir nicht alles wissen und nicht alles wissen können, nicht um Erkenntnisgrenzen, nicht um Erkenntnistheorie, es geht darum, dass man die Notwendigkeit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus einem vorherigen Weltzustand und den Naturgesetzen nur dann behaupten kann, wenn man einen (mE) unerkennbaren zugrunde liegenden zusätzlichen Mechanismus postuliert, der irgendwie Kausalität 'macht', 'herstellt', wie auch immer. Einen solchen Mechanismus können wir aber nicht beobachten, wir können nur Abläufe beobachten.

Und es geht hier auch nicht um Philosophen, bzw. um einen Philosophie-internen Streit; jeder, der einen Determinismus annimmt, trifft (implizit) diese Annahme - oder seine Annahme ergibt keinen Sinn! (Behaupte ich jetzt jedenfalls mal ganz dreist, vielleicht habe ja auch ich hier einen gewaltigen Denkfehler - deswegen ja dieser Thread).

@Kival: danke für die Zitate.


Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 15.01.2012, 23:30, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#1719246) Verfasst am: 15.01.2012, 23:29    Titel: Antworten mit Zitat

Kann man die beiden Positionen mal an einem Naturgesetz testen?
Schlage z.B. den radioaktiven Zerfall vor, Cäsium137 mit einer Halbwertszeit von ca. 30 Jahren.

Was würden die "Regulatoren" und was die "Necessitatoren" dazu sagen?
Und was würden sie darüber sagen, dass man nicht entscheiden kann welche Hälfte zerfallen ist, das ganze für ein bestimmtes Cäsium137 Atom so oder so aussehen könnte, nach 30 Jahren.

Danke für eure Bemühungen.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719252) Verfasst am: 15.01.2012, 23:41    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, ich glaube, Deine Frage geht ein bisschen am Kern des Themas vorbei.

Aber okay: die "Regulatoren" und die "Necessitatoren"würden dieselbe Prognose aufstellen, eine Prognose beruhend auf den bisherigen Erfahrungen, Messungen, Untersuchungen, Theorien, Modellen etc. pp. Und sie würden auch dasselbe darüber sagen, dass man nicht entscheiden kann, welche Hälfte zerfallen ist.

Darüber geht der Dissens nämlich gar nicht, er ist dieser: der Necessitator würde behaupten, dass es so kommen musste, wie es kam, (bzw. dass eine bestimmte Wahrscheinlichkeit der Welt innewohnte, dass es so kam), der Regulator würde das abstreiten, (bzw. anzweifeln, diese Annahme für unbegründet und überflüssig halten).
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Beitrag(#1719257) Verfasst am: 15.01.2012, 23:52    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Gibt es etwas, das die Welt im Innersten zusammenhält - was ja der Fall sein müsste, wenn der Necessitarianist recht hätte? Aber was?


Obiges aus deinem ersten Post.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Hm, so, wie ich Determinismus verstehe ('determinare' = 'bestimmen, festlegen'), muss man aber nun mal, um Determinist zu sein, eine zusätzliche (irgendwie tieferliegende) Realität annehmen, aus der dann die Notwendigkeit (oder auch Wahrscheinlichkeit) der späteren Weltabläufe folgt.


Aus deinem vorletzten.
Also wie jetzt? Bei beiden Positionen muss irgendeine Zusatzannahme getroffen werden?
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719259) Verfasst am: 16.01.2012, 00:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, sowohl der Necessitator (danke für die hübsche Übersetzung) als auch der Determinist trifft / (bzw. muss [mE] treffen - der Determinist) die Annahme, dass die Welt nicht einfach nur so ist, wie sie ist, sondern dass es irgendwie einen tieferen Mechanismus gibt, der die Welt steuert, im Innersten zusammenhält, wie auch immer.

Ob das eine "Zusatzannahme" ist, ist aber wieder eine andere Frage, da kommt es wohl darauf an, welchen Standpunkt man vertritt.


Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 16.01.2012, 00:47, insgesamt einmal bearbeitet
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zelig
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Beitrag(#1719270) Verfasst am: 16.01.2012, 00:42    Titel: Antworten mit Zitat

Gleichgültig ob Deterministen bisweilen den gegenteiligen Eindruck erwecken. Meiner Ansicht nach kann ein Standpunkt vertreten werden, der die Regelhaftigkeit der Natur voraussetzt und aus dieser den Determinismus ableitet, ohne zwangsläufig die Existenz von etwas zu behaupten, was "die Welt im Inneren zusammenhält". Über die Natur der Regelhaftigkeit ließe sich noch immer streiten.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719275) Verfasst am: 16.01.2012, 01:02    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach kann ein Standpunkt vertreten werden, der die Regelhaftigkeit der Natur voraussetzt und aus dieser den Determinismus ableitet, ohne zwangsläufig die Existenz von etwas zu behaupten, was "die Welt im Inneren zusammenhält".

Da ich genau das hier bestreiten möchte, würde mich jetzt natürlich interessieren, wie ein solcher Standpunkt aussehen könnte.

Es ist - von mir unbestritten - folgerichtig und sinnvoll, dass wir eine Regelhaftigkeit annehmen, wie gesagt. Nur ist es nicht folgerichtig und sinnvoll, falls wir aus erkannten Mustern / Theorien / Modellen auf eine tiefere Realität schließen wollen würden, (behaupte ich).

Inwiefern wäre es noch Determinismus, wenn man nicht behauptete, dass sich aus einem Weltzustand zum Zeitpunkt t(0) und den Naturgesetzen zum Zeitpunkt t(0) notwendigerweise der spätere Weltzustand W[t(1)] ergäbe? Und auch man wenn das abschwächt, (allerdings meine ich noch nicht mal, dass das eine Abschwächung wäre), indem man behauptete, es ergäbe sich mit einer Wahrscheinlichkeit w der spätere Weltzustand W[t(1)]. Wie kann man das tun, ohne (wie implizit auch immer) etwas zu postulieren, das nicht etwas wäre, das zusätzlich zu dem prinzipiell Beobachbaren noch dahintersteckt?
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step
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Beitrag(#1719317) Verfasst am: 16.01.2012, 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach kann ein Standpunkt vertreten werden, der die Regelhaftigkeit der Natur voraussetzt und aus dieser den Determinismus ableitet, ohne zwangsläufig die Existenz von etwas zu behaupten, was "die Welt im Inneren zusammenhält".

Das sehe ich ähnlich. Die Vorstellung, eine Ordnung könne nur durch einen Gesetz(geber) definiert und durch einen Sheriff aufrechterhalten werden, ist mE eine unzulässige Übertragung aus der meskokosmischen Kausalität.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es ist - von mir unbestritten - folgerichtig und sinnvoll, dass wir eine Regelhaftigkeit annehmen, wie gesagt. Nur ist es nicht folgerichtig und sinnvoll, falls wir aus erkannten Mustern / Theorien / Modellen auf eine tiefere Realität schließen wollen würden, (behaupte ich).

Meinst Du hier so etwas wie, daß man z.B. den Symmetriegruppen selbst so etwwas wie eine platonische Realität zumißt? Falls ja, stimme ich Dir natürlich zu.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Inwiefern wäre es noch Determinismus, wenn man nicht behauptete, dass sich aus einem Weltzustand zum Zeitpunkt t(0) und den Naturgesetzen zum Zeitpunkt t(0) notwendigerweise der spätere Weltzustand W[t(1)] ergäbe?

Du spielst hier mit der umgangsprachlichen Bedeutung des Wortes "notwendig". Laß es doch einfach weg:
Determinismus bedeutet, dass sich aus einem Weltzustand zum Zeitpunkt t(0) und den Naturgesetzen zum Zeitpunkt t(0) der spätere Weltzustand W[t(1)] ergibt. Noch besser ist meine Definition oben, die auf die Beschreibung abzielt, damit gar nicht erst der Verdacht aufkommt, man würde hier Modelle reifizieren.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Ich habe Regularity anders verstanden. Wenn Naturgesetze zwar nur Beschreibungen (und keine Sheriffs) sind, dann ist es trotzdem falsch anzunehmen, ein Anderskommen hätte eine signifikante Wahrscheinlichkeit (aka wäre möglich), denn wenn das so wäre, wären sie ja keine guten Beschreibungen mehr, was aber die Annahme ist.
Ja, und als Annahme ist das auch sehr sinnvoll. Hat sich bewährt. Würden wir hingegen die Annahme treffen, dass Induktion sinnlos sei, dass wir genauso gut darauf verzichten könnten, dann stünden wir wohl ziemlich nackt da.

Genau, bzw. diese Annahme würde unserer eigenen Existenz widersprechen. Ich möchte zur Sicherheit aber noch darauf hinweisen, daß diese Art der Induktion eine methodische, keine ontologische ist. Nach meinem Verständnis ist jetzt Deine Frage, ob hinter der "methodisch guten" Induktion eine tieferliegende Realität steckt.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Es ist nur so: aus dieser Annahme folgt nun weder eine Notwendigkeit, noch eine (wie auch immer geartete) Wahrscheinlichkeit für eine zukünftige Entwicklung, bzw. das folgte eben nur, wenn der Necessitarian mit seiner Annahme recht hätte.

Naja, es folgt immerhin, daß es ein gutes Modell ist, eine reguläre Zukunft zu prognostizieren. Insbesondere folgt, daß es schlecht wäre anzunehmen, es "könne auch anders kommen".

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Gegeben der gestrige Weltzustand und die gestrigen Naturgesetze hätte der Weltzustand heute auch anders sein können. Aus dem gestrigen Weltzustand und den gestrigen Naturgesetzen folgte nicht notwendigerweise der heutige Weltzustand.

OK, das hatte ich anders verstanden. Aber bleiben wir mal bei dieser Definition. Dazu möchte ich zwei Dinge bemerken:

1. Aus meiner Sicht ist das weitgehend äquivalent zu der Aussage: "Die morgigen Naturgesetze sind möglicherweise andere als die heute beobachteten." Richtig?

2. Mir wäre wohler bei der Formulierung: Aus dem heutigen Weltzustand und den heutigen Naturgesetzen folgt ein vollständiges und gutes Modell für den morgigen Weltzustand.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Der Determinismus ist das empirisch verifizierte, gute Modell, und Necessari-dingens ist nur ein metaphysischer Überbau, der, selbst wenn er falsch ist, nichts am beobachteten Determinismus ändert. Ob irgendwelche Philosphen den Natur"gesetzen" einen ontologischen, normativen oder sogar personifizierten Charakter zuschreiben, ist aus wissenschaftlicher Sicht egal und meines Erachtens eine nutzlose Übung, wenn nicht Schlimmeres.
Hm, so, wie ich Determinismus verstehe ('determinare' = 'bestimmen, festlegen'), muss man aber nun mal, um Determinist zu sein, eine zusätzliche (irgendwie tieferliegende) Realität annehmen, aus der dann die Notwendigkeit (oder auch Wahrscheinlichkeit) der späteren Weltabläufe folgt.

Hmm ... das mag vielleicht historisch so gewesen sein, aber ich meine, für einen Deterministen reicht es aus wenn er meint, daß das beste derzeit aufstellbare Weltmodell vollständig unitär zeitentwickelt. Das könnte - um auf meinen Punkt (1.) oben zurückzukommen - sogar sich ändernde Naturgesetze beinhalten, solange nur diese Änderung selbst wiederum als unitärer Operator im Modell enthalten ist.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
... es geht darum, dass man die Notwendigkeit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus einem vorherigen Weltzustand und den Naturgesetzen nur dann behaupten kann, wenn man einen (mE) unerkennbaren zugrunde liegenden zusätzlichen Mechanismus postuliert, der irgendwie Kausalität 'macht', 'herstellt', wie auch immer. Einen solchen Mechanismus können wir aber nicht beobachten, wir können nur Abläufe beobachten.

Da begibst Du Dich mE auf heikles Gebiet - insbesondere wenn Du so weit gehst, schon bei der Kausalität anzusetzen. Was wir im allgemeinen als Kausalität bezeichnen, ist ja bereits jetzt der Gegenstand (noch spekulativer) grundlegenderer physikalischer Theorien. Ein modernes deterministisches Weltmodell ist nicht komplett kausal (im klassischen Sinne), es muß insbesondere auch das Phänomen "Zeit" als solches reduzieren. Es wird daher Bereiche beinhalten, in denen die "Regeln" nicht mehr zwischen zeitgeordneten Weltzuständen gelten, sondern allgemeiner, z.B. supersymmetrischer Natur sind.

Wenn ich daher von "unitären Zeitentwicklungsoperatoren" rede, so gilt das nur mit dieser Einschränkung, damit es nicht zu kompliziert wird. Sonst müssen wir hier Stringtheorie betreiben.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und es geht hier auch nicht um Philosophen, bzw. um einen Philosophie-internen Streit; jeder, der einen Determinismus annimmt, trifft (implizit) diese Annahme - oder seine Annahme ergibt keinen Sinn! (Behaupte ich jetzt jedenfalls mal ganz dreist, vielleicht habe ja auch ich hier einen gewaltigen Denkfehler - deswegen ja dieser Thread).

Wie gesagt - meines Erachtens trifft das so nicht zu.
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Beitrag(#1719378) Verfasst am: 16.01.2012, 14:31    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach kann ein Standpunkt vertreten werden, der die Regelhaftigkeit der Natur voraussetzt und aus dieser den Determinismus ableitet, ohne zwangsläufig die Existenz von etwas zu behaupten, was "die Welt im Inneren zusammenhält".

Da ich genau das hier bestreiten möchte, würde mich jetzt natürlich interessieren, wie ein solcher Standpunkt aussehen könnte.

Es ist - von mir unbestritten - folgerichtig und sinnvoll, dass wir eine Regelhaftigkeit annehmen, wie gesagt. Nur ist es nicht folgerichtig und sinnvoll, falls wir aus erkannten Mustern / Theorien / Modellen auf eine tiefere Realität schließen wollen würden, (behaupte ich).

Inwiefern wäre es noch Determinismus, wenn man nicht behauptete, dass sich aus einem Weltzustand zum Zeitpunkt t(0) und den Naturgesetzen zum Zeitpunkt t(0) notwendigerweise der spätere Weltzustand W[t(1)] ergäbe? Und auch man wenn das abschwächt, (allerdings meine ich noch nicht mal, dass das eine Abschwächung wäre), indem man behauptete, es ergäbe sich mit einer Wahrscheinlichkeit w der spätere Weltzustand W[t(1)]. Wie kann man das tun, ohne (wie implizit auch immer) etwas zu postulieren, das nicht etwas wäre, das zusätzlich zu dem prinzipiell Beobachbaren noch dahintersteckt?

Das Problem ist nur, daß wir grundsätzlich nur Eigenschaften dieser Welt beobachten können, Aussage über irgendetwas "was dahintersteckt", über ein "Wesen", eine "Substanz" immer unbeweisbare Metaphysik, streng genommen also ein Glaube ist.

Damit erledigt sich auch das Thema Determinismus, denn Fakt ist einfach, daß manche Objekte sich deterministisch verhalten, andere aber nicht. Ob das daran liegt, daß sie "wesenhaft" indeterministisch sind, oder wir die Art der Determinierung nur nicht erkennen können, ist dabei ohne Belang und letztlich ein Streit um des Kaisers Bart.
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

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zelig
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Beitrag(#1719431) Verfasst am: 16.01.2012, 16:54    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach kann ein Standpunkt vertreten werden, der die Regelhaftigkeit der Natur voraussetzt und aus dieser den Determinismus ableitet, ohne zwangsläufig die Existenz von etwas zu behaupten, was "die Welt im Inneren zusammenhält".

Da ich genau das hier bestreiten möchte, würde mich jetzt natürlich interessieren, wie ein solcher Standpunkt aussehen könnte.

Es ist - von mir unbestritten - folgerichtig und sinnvoll, dass wir eine Regelhaftigkeit annehmen, wie gesagt. Nur ist es nicht folgerichtig und sinnvoll, falls wir aus erkannten Mustern / Theorien / Modellen auf eine tiefere Realität schließen wollen würden, (behaupte ich).

Inwiefern wäre es noch Determinismus, wenn man nicht behauptete, dass sich aus einem Weltzustand zum Zeitpunkt t(0) und den Naturgesetzen zum Zeitpunkt t(0) notwendigerweise der spätere Weltzustand W[t(1)] ergäbe? Und auch man wenn das abschwächt, (allerdings meine ich noch nicht mal, dass das eine Abschwächung wäre), indem man behauptete, es ergäbe sich mit einer Wahrscheinlichkeit w der spätere Weltzustand W[t(1)]. Wie kann man das tun, ohne (wie implizit auch immer) etwas zu postulieren, das nicht etwas wäre, das zusätzlich zu dem prinzipiell Beobachbaren noch dahintersteckt?


Ich finde das ehrlich gesagt schwer zu beantworten. Aber meine Intuition sagt mir, daß es keinen Sinn macht, aus dieser Ecke gegen den Determinismus zu argumentieren. Es macht schon sehr viel Sinn auf diese Weise die Anmaßungen flacher deterministischer Weltbilder zurückzuweisen. Aber es stellt keinen logischen Widerspruch dar, die Regelhaftigkeit von Naturabläufen vorauszusetzen, ohne jedoch zu behaupten, diese Abläufe seien irgendwie durch eine Kraft gesteuert. Lt deterministische Argumentation findet ein Letztverweis oftmals auf die Kausalität statt, die dann auch nicht mehr weiter zerlegt werden kann. Man hat das Gefühl, Kausalität wird in diesen Diskussionen schon mal wie eine Metanaturgesetzlichkeit angeführt. Was nach meiner Ansicht vollkommen falsch ist. Aber doch, ich bin der Meinung, daß man Weltbilder entwerfen kann, in denen die Beschaffenheit der Wirklichkeit ohne innere Zusammenhalt plausibel erscheint, und ich denke, das ist irgendwo sogar das Gemeinsame der Weltbilder in der modernen Grundlagenforschung, wenn die Wirklichkeit für menschliche Verhältnisse groteske Ausmaße annimmt (Calabi-Yau Räume, Multiversen). Allerdings: Wie grotesk groß würde unser heutiges Standard-Weltbild einem Menschen des frühen Mittelalters anmuten? Ich weiß jetzt noch nicht mal, ob ich irgendetwas geschrieben habe, was Du als Antwort auf Deine Frage werten könntest. Vielleicht fehlt mir auch das Verständnis für den Widerspruch, den Du siehst.
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pera
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Beitrag(#1719456) Verfasst am: 16.01.2012, 18:00    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Ich weiß jetzt noch nicht mal, ob ich irgendetwas geschrieben habe, was Du als Antwort auf Deine Frage werten könntest. Vielleicht fehlt mir auch das Verständnis für den Widerspruch, den Du siehst.


@AP Das fehlt mir ganz bestimmt, das Verständnis für den Widerspruch. Wärest du so freundlich den nochmal darzustellen. Alles was mir dazu einfällt ist:

- Es ist so geworden (der Zustand eines Systems, die Welt) weil die Naturgesetze gelten.
- Es musste so werden weil die Naturgesetze gelten.

Und was macht es denn für einen Unterschied? Für die Naturgesetze schon mal keinen. Welche Konsequenzen folgen aus der oder jener Sichtweise. Macht es Sinn darüber nachzudenken wenn es gar nicht unterscheidbar wäre? Oder sind es philosophische Fingerübungen?

Ich bin doof!
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719460) Verfasst am: 16.01.2012, 18:03    Titel: Antworten mit Zitat

@step und zelig: ich habe keine wesentlichen Einwände, sehe nun keinen Dissens, aber irgendwie sind wir noch nicht an dem Punkt, den ich eigentlich gerne besprechen möchte.

Gehen wir mal wieder weg vom Determinismus, betrachten wir einfach nochmal die beiden unterschiedlichen Positionen bezüglich Naturgesetzen. Vielleicht ergibt sich ja daraus was.

Alles Folgende ist aus dem oben verlinkten Artikel entnommen.

Naturgesetze müssen in beiden Ansichten folgenen Anforderungen genügen:

1. Faktische, keine logischen Wahrheiten
2. Sind zu jeder Zeit und an jedem Ort im Universum wahr
3. Enthalten keine Eigennamen
4. Sind universelle oder statistische Behauptungen
5. Sind konditionale und keine kategorischen Behauptungen

Der Regulator sagt nun: "das ist alles", der Necessitator sagt: "nein, das ist nicht alles, da muss noch etwas hinzukommen", weil er zwischen einer prinzipiellen Unmöglichkeit und einer rein faktischen Unmöglichkeit unterscheiden möchte.

Für den Necessitator gibt es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen einer "zufälligen" und einer "echten" Wahrheit, für den Regulatoren nicht. Hört sich so erst mal unverständlich an, daher noch eines der Beispiele aus dem Artikel:

Moas waren große flugunfähige Vögel in Neuseeland, die inzwischen ausgestorben sind. Nun gab es einen Moa, der von allen je gelebten Moas das höchste Alter erreicht hatte, sagen wir das Alter n. Jetzt ist es wahr, zu sagen: "kein Moa lebt mehr als n Jahre". Und gleichzeitig erfüllt diese Aussage alle obigen 5 Anforderungen an ein Naturgesetz.

Also: nach Ansicht der Regulatoren ist diese Aussage ein Naturgesetz, nach Ansicht der Necessitatoren nicht. Sie meinen, dass z.B. diese beiden Aussagen: "es existiert kein Perpetuum Mobile" oder "kein Objekt mit Masse beschleunigt über die Lichtgeschwindigkeit hinaus" mehr beinhalten als die Aussage über die Moas. Und dass dieses Mehr eine notwendige Bedingung sei, um eine Aussage als Naturgesetz anzusehen.

Nach Ansicht der Necessitatoren bedeutet "physikalisch unmöglich in der Welt W" nicht lediglich das, was es für den Regulatoren bedeutet, nämlich: "passierte nie, passiert nicht und wird nie passieren in W", sondern etwas darüber hinaus.

----

Wenn sich nun herausstellte, dass wir alle Regulatoren sind, es überhaupt keinen Dissens zwischen uns gibt, dann wäre das natürlich auch schön, jedoch dann können wir uns wohl auch nicht weiter über das Thema streiten. ;)
----
Edit: RS / Grammatik


Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 16.01.2012, 18:34, insgesamt einmal bearbeitet
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719470) Verfasst am: 16.01.2012, 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Alles was mir dazu einfällt ist:

- Es ist so geworden (der Zustand eines Systems, die Welt) weil die Naturgesetze gelten.
- Es musste so werden weil die Naturgesetze gelten.

Und was macht es denn für einen Unterschied?

Hm, da gibt es meiner Ansicht nach keinen wesentlichen Unterschied, (die sind beide wohl letzlich die 1 von unten).

Anders aber bei folgenden zwei Aussagen:

1. die Naturgesetze determinieren die Welt
2. die Welt determiniert die Naturgesetze

Wobei der Necessitator die 1 vertritt und der Regulator die 2.

Ich meine zwar nicht, dass das hier nur eine philosophische Fingerübung sei, aber wenn alle Regulatoren sein sollten, dann könnte ich mich ob dessen auch geirrt haben. Eine Frage, bei der es keinen Dissens gibt, wird wohl nur eine philosophische Fingerübung sein.
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step
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Beitrag(#1719473) Verfasst am: 16.01.2012, 18:35    Titel: Antworten mit Zitat

@AP. Könnte es sein, daß alle Necessitoren auf einer anderen Ebene Regulatoren sind?

Zur Erklärung: Wenn ich einen Zusammenhang erkenne, kann ich den als "(empirisch, hypothetisch) wahre Aussage über die Welt" formulieren. Ob ich das als Naturgesetz ansehe, ist jedoch nicht genau definiert und irgendwo Geschmacksache bzw. eine Frage der perspektive. Dazu ein Beispiel:

0. ???
1. "Wenn ich diesen Apfel loslasse, fällt er auf die Erde."
2. "Wenn ich einen Apfel loslasse, fällt er auf die Erde."
3. "Wenn ich etwas loslasse, fällt es auf die Erde."
4. Die Differentialgleichung nach Newton
5. Die Differentialgleichung nach Einstein
6. ???

Welche dieser Aussagen ist jetzt ein Naturgesetz?

Man könnte argumentieren, daß eine allgemeinere, grundlegendere Theorie aus Sicht der weniger grundlegenden die Beschreibung einer "unterliegenden Notwendigkeit", eines "Zwangs" ist, während sie auf ihrer eigenen Ebene einen rein kontingenten Charakter hat.

Also etwa so:

Der Apfel fällt nunmal.
-> Er muß fallen, wegen Gravitationspotenzial usw.
-> Das Gravitationspotenzial ist nunmal so.
-> Es muß so sein, wegen der Natur von Masse und Raumzeit
-> Die Natur von Masse und Raumzeit ist nunmal so.
-> ...
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719486) Verfasst am: 16.01.2012, 19:05    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde nicht, dass das Geschmackssache ist und das ist nun auch ein Punkt, bei dem es meiner Ansicht nach keinen Dissens zwischen den beiden Ansichten gibt. Deine Beispiele 1 - 3 sind deswegen keine Naturgesetze, weil sie nicht universell genug sind, sondern auf allgemeinere Aussagen zurückgeführt (bzw. aus diesen abgeleitet) werden können. Die 4 ist keines, weil sie nicht wahr ist. Bleibt also nur die 5. Diese wird wohl den oben genannten Anforderungen an ein Naturgesetz genügen.

Edit: ich muss mich hier korrigieren. Die Beispiele 1 - 3 sind deswegen keine Naturgesetze, weil sie einen Eigennamen ("Planet Erde") enthalten und sie sind deswegen nicht universell genug.


Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 16.01.2012, 19:16, insgesamt einmal bearbeitet
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pera
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Beitrag(#1719489) Verfasst am: 16.01.2012, 19:10    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:


1. die Naturgesetze determinieren die Welt
2. die Welt determiniert die Naturgesetze

Wobei der Necessitator die 1 vertritt und der Regulator die 2.


Danke, das ist verständlich.
Zitat:

Nach Ansicht der Necessitatoren bedeutet "physikalisch unmöglich in der Welt W" nicht lediglich das, was es für den Regulatoren bedeutet, nämlich: "passierte nie, passiert nicht und wird nie passieren in W", sondern etwas darüber hinaus.


Was könnte das darüber hinaus sein?
- Ein noch fundamentaleres Gesetz? Von dem das betrachtete nur ein Spezialfall ist.
- Die ungeschriebenen Regeln des großen Schöpfers?
- Das Bewusstsein des erwachten Universums?
Ich weiss es nicht.
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step
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Beitrag(#1719504) Verfasst am: 16.01.2012, 20:08    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Deine Beispiele 1 - 3 sind deswegen keine Naturgesetze, weil ... sie einen Eigennamen ("Planet Erde") enthalten und sie sind deswegen nicht universell genug.

Das kann aber leicht umformuliert werden, z.B.

2. "Wenn ich einen Apfel loslasse, fällt er auf die Erde."
-->
2. "Wenn ich einen Apfel loslasse, fällt er auf den Boden."

Es hängt zudem auch oft vom Kenntnisstand einer Kultur ab, ob bestimmte Dinge als individuelle, mglw. sogar einmalige Objekte oder als Repräsentanten einer Klasse angesehen werden.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Die 4 ist keines, weil sie nicht wahr ist.

Hmm ... und war sie eins, als man sie für wahr hielt? Oder willst Du damit evtl. sagen, daß ein Necessitarier das Modell selbst (also z.B. die Formeln) für wahr hält?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Bleibt also nur die 5. Diese wird wohl den oben genannten Anforderungen an ein Naturgesetz genügen.

Die ist aber auch nicht "wahr", z.B. gilt sie auf der Planck-Skala nicht mehr. Also ich denke nicht, daß man auf diese Weise Naturgesetze eindeutig und zeitlos kennzeichnen kann. Ich würde daher zu einer toleranteren Definition raten:

Zitat:
Ein Modell erlaubt gute Simulationen / Voraussagen für einen bestimmten Bereich der Natur.
Ein Naturgesetz ist ein Modell, zu dem derzeit kein allgemeineres Modell bekannt ist.

Statt "Modell" kann man auch "Theorie" sagen.

EDIT: siehe auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Physikalisches_Gesetz#Naturgesetze_als_Spiegel_des_wissenschaftlichen_Fortschritts
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Tom der Dino
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Beitrag(#1719510) Verfasst am: 16.01.2012, 20:25    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Damit erledigt sich auch das Thema Determinismus, denn Fakt ist einfach, daß manche Objekte sich deterministisch verhalten, andere aber nicht. Ob das daran liegt, daß sie "wesenhaft" indeterministisch sind, oder wir die Art der Determinierung nur nicht erkennen können, ist dabei ohne Belang und letztlich ein Streit um des Kaisers Bart.


Fett von mir.

Welche Objekte verhalten sich nicht deterministisch?
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Tom der Dino
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Beitrag(#1719512) Verfasst am: 16.01.2012, 20:32    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Lt deterministische Argumentation findet ein Letztverweis oftmals auf die Kausalität statt, die dann auch nicht mehr weiter zerlegt werden kann. Man hat das Gefühl, Kausalität wird in diesen Diskussionen schon mal wie eine Metanaturgesetzlichkeit angeführt. Was nach meiner Ansicht vollkommen falsch ist. Aber doch, ich bin der Meinung, daß man Weltbilder entwerfen kann, in denen die Beschaffenheit der Wirklichkeit ohne innere Zusammenhalt plausibel erscheint, ...


Akausalität ist äußerst schwer vorstellbar. Es ist schon äußerst schwer vorstellbar, gleichzeitig Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erleben. (leider muss ich das Wort gleichzeitig verwenden, da mir kein passendes anderes bekannt ist).
Ich möchte behaupten, dass Akausalität Paradoxien hervorruft, die selbige ad absurdum führen.
Aber ich bin gern bereit, mir Beispiele für akausale "Ereignisse?" anzuhören.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1719517) Verfasst am: 16.01.2012, 20:39    Titel: Antworten mit Zitat

@step

Hier gibt es offensichtlich nun noch ein Missverständnis. Es geht hier nicht um Erkenntnistheorie, um das, was wir erkennen und gerechtfertigt für wahr halten können.

Es geht vielmehr um die Regeln, die aus der Welt abgeleitet werden könnten, (bei vollständigem Wissen), nicht darum, ob wir es de fakto jetzt oder irgendwann mal können.

Die Aussage "Ein Naturgesetz ist ein Modell, zu dem derzeit kein allgemeineres Modell bekannt ist." ist nun eine pragmatische, hat was mit dem derzeitigen Erkenntnisstand zu tun.

Aber z.B. diese Aussage von Dir oben: "Mir wäre wohler bei der Formulierung: Aus dem heutigen Weltzustand und den heutigen Naturgesetzen folgt ein vollständiges und gutes Modell für den morgigen Weltzustand." bezieht sich auf das andere Verständnis von Naturgesetzen, auf das es mir hier ankommt, was hier gemeint ist.

In dem Sinne waren die Differentialgleichung nach Newton und die Differentialgleichung nach Einstein noch nie Naturgesetze, (siehe oben Punkt 2: "Sind zu jeder Zeit und an jedem Ort im Universum wahr").

Edit: ach so, ja, Dein Beispiel mit dem Apfel wäre wohl ein Naturgesetz, wenn man es so abändert. Aber aus pragmatischen Gründen wäre es wohl besser, wenn man das verallgemeinern würde - was man in dem Falle ja auch leicht kann.


Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 16.01.2012, 20:43, insgesamt einmal bearbeitet
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Tom der Dino
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Beitrag(#1719518) Verfasst am: 16.01.2012, 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Anders aber bei folgenden zwei Aussagen:

1. die Naturgesetze determinieren die Welt
2. die Welt determiniert die Naturgesetze

Wobei der Necessitator die 1 vertritt und der Regulator die 2.

Ich meine zwar nicht, dass das hier nur eine philosophische Fingerübung sei, aber wenn alle Regulatoren sein sollten, dann könnte ich mich ob dessen auch geirrt haben. Eine Frage, bei der es keinen Dissens gibt, wird wohl nur eine philosophische Fingerübung sein.


Ist hier nicht wieder eine falsche semantische Trennung vorgenommen worden? Ich würde eher sagen "die Naturgesetze sind die Welt und andersrum". Es sind zwei verschiedene Ausdrücke für die gleiche Sache.
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