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Instrumentalisierung von Schuld im Christentum
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Frank
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Anmeldungsdatum: 31.07.2003
Beiträge: 6643

Beitrag(#1347081) Verfasst am: 21.08.2009, 04:12    Titel: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Jorge von Burgos: "Lachen tötet die Furcht. Und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer den Teufel nicht mehr fürchtet, braucht keinen Gott mehr. Dann können wir auch über Gott lachen."

Furcht ist sicher in fast allen Religionen eine der wichtigsten Bindungskräfte an ein imaginäres höheres Wesen. Das Christentum hat aber etwas viel effektiveres hervorgebracht – die Schuld - das sich schuldig fühlen. Und damit wir uns alle schuldig fühlen - die Erbsünde. Letztere ist wohl eine Erfindung des Paulus.

"Der Sohn Gottes nimmt die Schuld der Menschheit auf seine Schultern und erlöst sie dadurch" - was für eine (in meinen Augen) hirnrissige Idee, die aber offenbar bei der Masse der Menschen ankommt. Viele Menschen, die vom Christentum zum Atheismus "konvertiert" sind, mussten sich in einem jahrelangen Prozess von der ihnen eingeimpften Schuld lösen. Als natural born Atheist hat man solche Probleme glücklicherweise nicht.

Ist sich schuldig fühlen ein angeborenes grundlegendes emotionales Bedürfnis, welches vom Christentum geschickt katalysiert wird? Oder etwas, was künstlich den Menschen eingeimpft wurde?

Ist sich schuldig fühlen neben Furcht (vor Gott oder dem Gesetz/Bestrafung) wichtig, um ethisch zu handeln?
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Waschmaschine777
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Anmeldungsdatum: 07.07.2008
Beiträge: 4007

Beitrag(#1347100) Verfasst am: 21.08.2009, 08:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke nicht, dass Paulus die Erbsünde erfunden hat. Diese ist die Frucht des Glaubens an einen guten und gerechten Gott. Man sieht Leiden und fragt sich warum es dieses gibt. Da man das Geschick des Menschen vollständig in Gottes Hand sieht, muss dann doch das Leid einfach selbst verursacht sein. Also verfällt man auf die Vorstellung, dass Schuld Strafe nach sich zieht. Da aber schon neugeborene Kinder leiden, die keine Gelegenheit hatten persönlich schuldig zu werden, muss man wenn man an einen gerechten Gott glaubt, der alles steuert (kein Sperling fällt vom Dach...) auf das Konzept der Erbsünde zurückgreifen. Das Neugeborene leidet weil andere schuldig wurden.
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Waschmaschine777
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Anmeldungsdatum: 07.07.2008
Beiträge: 4007

Beitrag(#1347102) Verfasst am: 21.08.2009, 08:42    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Frank hat folgendes geschrieben:


Ist sich schuldig fühlen neben Furcht (vor Gott oder dem Gesetz/Bestrafung) wichtig, um ethisch zu handeln?


In Maßen sind Schuldgefühle sicher etwas, das zum ethischen Handeln beitragen kann. Theoretisch.

Zu starke Schuldgefühle tragen nicht zum ethischen Handeln bei, sondern eher zum Gegenteil. "Gewissensbisse erziehen zum Beissen." (Nietzsche)
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1347127) Verfasst am: 21.08.2009, 11:26    Titel: Antworten mit Zitat

Weltmarionette hat folgendes geschrieben:
Ich denke nicht, dass Paulus die Erbsünde erfunden hat. Diese ist die Frucht des Glaubens an einen guten und gerechten Gott. Man sieht Leiden und fragt sich warum es dieses gibt. Da man das Geschick des Menschen vollständig in Gottes Hand sieht, muss dann doch das Leid einfach selbst verursacht sein. Also verfällt man auf die Vorstellung, dass Schuld Strafe nach sich zieht. Da aber schon neugeborene Kinder leiden, die keine Gelegenheit hatten persönlich schuldig zu werden, muss man wenn man an einen gerechten Gott glaubt, der alles steuert (kein Sperling fällt vom Dach...) auf das Konzept der Erbsünde zurückgreifen. Das Neugeborene leidet weil andere schuldig wurden.

Ich denke eher, daß das Konzept der Erbsünde theologisch notwendig wurde, weil das Christentum einen relativ strikten Erlösungsbegriff aufbauen wollte, auf den es zur Verbreitung angewiesen war.

Wenn man die Leute glauben machen will, daß sie alle der Erlösung durch Jesus Christus bedürfen, müssen sie alle einen grundsätzlichen Makel haben, den sie nicht allein durch Reue, Beten o.ä. loswerden können.
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1347136) Verfasst am: 21.08.2009, 11:46    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Frank hat folgendes geschrieben:
Jorge von Burgos: "Lachen tötet die Furcht. Und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer den Teufel nicht mehr fürchtet, braucht keinen Gott mehr. Dann können wir auch über Gott lachen."

Furcht ist sicher in fast allen Religionen eine der wichtigsten Bindungskräfte an ein imaginäres höheres Wesen. Das Christentum hat aber etwas viel effektiveres hervorgebracht – die Schuld - das sich schuldig fühlen. Und damit wir uns alle schuldig fühlen - die Erbsünde. Letztere ist wohl eine Erfindung des Paulus.

"Der Sohn Gottes nimmt die Schuld der Menschheit auf seine Schultern und erlöst sie dadurch" - was für eine (in meinen Augen) hirnrissige Idee, die aber offenbar bei der Masse der Menschen ankommt. Viele Menschen, die vom Christentum zum Atheismus "konvertiert" sind, mussten sich in einem jahrelangen Prozess von der ihnen eingeimpften Schuld lösen. Als natural born Atheist hat man solche Probleme glücklicherweise nicht.

Ist sich schuldig fühlen ein angeborenes grundlegendes emotionales Bedürfnis, welches vom Christentum geschickt katalysiert wird? Oder etwas, was künstlich den Menschen eingeimpft wurde?

Ist sich schuldig fühlen neben Furcht (vor Gott oder dem Gesetz/Bestrafung) wichtig, um ethisch zu handeln?


Jedes Gefühl kann wichtig und sinnvoll, d.h. zielführend sein aus der Sicht lebendiger, bedürftiger, bewusster Lebewesen. Je nach Situation.

Die Religion hat keine Gefühle geschaffen. Sie hat sie nur missbraucht für nichtmenschliche Zwecke. Das muss man unterscheiden.

Verantwortlich und schuldig ist der Mensch nicht gegenüber einem "Gott", sondern gegenüber Menschen.

Will der Mensch sich von Schuld befreien, so muss er die Ursachen von Schuld beseitigen. Diese Ursachen sind aber erst zu identifizieren und zu benennen.

Das Schuldgefühl sollte aber einer Schuld auch angemessen sein, so wie das Gefühl der Angst der Größe einer Bedrohung oder das Gefühl der Euphorie einem realen Umstand. Insofern haben Gefühle hier auch in gewisser Weise Erkenntnisfunktion, etwa in Form von Empathie.

Skeptiker
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1347209) Verfasst am: 21.08.2009, 13:58    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Frank hat folgendes geschrieben:

Ist sich schuldig fühlen ein angeborenes grundlegendes emotionales Bedürfnis, welches vom Christentum geschickt katalysiert wird? Oder etwas, was künstlich den Menschen eingeimpft wurde?



Weder noch. Wäre es ersteres, müssten es ja alle verspüren, und das ist offenbar nicht der Fall. Wäre es letzteres, hätten es vermutlich mehr Christen und kaum "gebürtige" Atheisten , aber Atheisten haben ebenfalls oft Schuldkomplexe und Christenmüssen keine haben. Obwohl ich evangelisch sozialisiert wurde, ist mir das zum Beispiel auch fremd, und zwar nicht nur persönlich, sondern ich kenne auch nur eine Person, die an Schuld leidet. [Die ist aber unabhängig von ihrem Christentum sowieso "verstrahlt").

Das Christentum instrumentalisiert das einfach nur stets gerne dort, wo es vorkommt.
Gestern bin ich beim Zappen bei einer Sendung hängengeblieben, in der 2 Jugendliche mit Alkoholproblemen in eine von einem (ich vermute evangelischen) Pfaffen geleitete Jugendgruppe kamen.
Er hat sich das geschickt zunutze gemacht, besonders als die Beiden nach 2 Wochen doch wieder rückfällig worden.

Natürlich erzeugt jedenfalls die katholische Kirche mittels ihrer Sexualmoral auch künstlich Schuldgefühle, aber das ist nicht "das" Christentum.
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1347243) Verfasst am: 21.08.2009, 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

In Luthers Schmalkaldischen Artikeln habe ich folgendes gefunden:

Hier müssen wir bekennen, wie S. Paulus Röm 5,12 sagt, daß die Sünde von
Adam, dem einzigen Menschen, hergekommen sei, durch dessen Ungehor-
sam alle Menschen Sünder geworden sind und dem Tod und dem Teufel
unterworfen. Dies heißt die Erbsünde oder Hauptsünde. ...

Solche Erbsünde ist eine so ganz tiefe, böse Verderbnis der Natur, daß keine
Vernunft sie kennt, sondern sie muß aus der Offenbarung der Schrift ge-
glaubt werden, Ps 51 und Röm 5; Ex 33; Gen 3. ...

Denn wenn diese Lehre recht sein sollte [daß es keine Erbsünde gibt], so ist Christus vergeblich gestorben, weil kein Schaden noch Sünde im Menschen ist, wofür er sterben mußte...


Kern des Christentum ist die Erlösung. Erlösung setzt Erlösungsbedürftigkeit voraus. Ohne Erbsünde kein Christentum.
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Zynix
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Anmeldungsdatum: 15.10.2008
Beiträge: 462

Beitrag(#1347247) Verfasst am: 21.08.2009, 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

Diese Schuld zu erleben ist etwas ganz und gar Schreckliches, Unvorstellbares.

Es ist ein vollständiges Ausgeliefertsein an eine übermächtige Instanz. Diese Art Schuld ist so beschaffen, dass man sie sich beständig wieder neu auflädt. Eine Beichte reicht kaum einen Tag, und schon fühlt man sich wieder schuldig. Jeder, auch der Papst, braucht eine priesterliche Befreiung (Beichte) von der Schuld. Heimlichkeiten gibt es nicht, das tiefste Innerste wird allsichtig durchleuchtet, jede kleinste Kleinigkeit in dem großen Buch notiert, das bei der letzten Urteilsfindung ( ewige Wonnen <-> ewige Qualen ) aufgeschlagen wird.

Das war von ca. 50 Jahren und ist keine Spinnerei. Das Fatale damals war, dass noch viele Eltern 100%ig mitgemacht haben, sei es auch nur, um unauffällig im Strom mitschwimmen zu können. Ich habe sicherlich mehr als 10 Jahre meines Lebens gebraucht, um mich von dieser Last zu befreien. Gelegentlich kommen diese Gefühle heute noch hoch.

Heute gibt's das so kaum noch - zum Glück. Ich habe an meinen Kindern sehen können, dass die Schuldübertragung nicht mehr richtig funktioniert. Vielleicht sind Bildung und offene Nachrichtensysteme ein schlechter Nährboden für so eine Indoktrination. Was immer es ist, ich bin überaus dankbar, dass meinen Kindern diese Folter, nichts anderes ist es, erspart worden ist.

Ich kann euch nur beglückwünschen, dass ihr heute so unbefangen darüber reden könnt.
_________________
1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
1.Zynix 1,1 "Habe die Bibel geprüft und nichts Gutes zum Behalten gefunden."

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Zynix
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#1347271) Verfasst am: 21.08.2009, 16:29    Titel: Antworten mit Zitat

"Schuld" ist Ohnmacht, wer Macht hat für den gibt es nur wesens-eigene Regeln gegenüber die man schuldig werden; über alle anderen sonstigen Regeln steht dieser aber, so das sie ihn auch nicht verklagen könnten da ihn deshalb niemand anklagen könnte (dazu muß man Macht über jemanden haben).

Laut Bibel hatte Adam das eingehauchte göttliche Leben(>Macht) verworfen (>Ohnmacht>Schuld) und durch äusserliches er-leben ersetzt.

Schuld braucht immer etwas was einen anklagen kann z.B. eine Regel/Gesetz. Wer über dem Gesetz steht (oder:ohne) den klagt auch niemand an > ohne Schuld.

Bevor Mose seine Regeln verkündete konnte niemand daran schuldig werden, ohne Regel kein Regelbruch möglich.
Für diese Menschen vor Mose galt laut Bibel dies:

"Denn wenn Nationen, die keine Weisung haben, von Natur der Weisung entsprechend handeln, so sind diese, die keine Weisung haben, sich selbst eine Weisung. Sie beweisen, daß das Werk der Weisung in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen - ...."
Paulus, Römerbrief
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Frank
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Anmeldungsdatum: 31.07.2003
Beiträge: 6643

Beitrag(#1347346) Verfasst am: 21.08.2009, 21:08    Titel: Antworten mit Zitat

Zynix hat folgendes geschrieben:

Ich habe sicherlich mehr als 10 Jahre meines Lebens gebraucht, um mich von dieser Last zu befreien. Gelegentlich kommen diese Gefühle heute noch hoch.


Ähnliche Erfahrungen habe ich schon von vielen anderen gehört. Ich selbst, dem glücklicherweise keine christliche Zwangssozialisation zuteil wurde, habe Probleme, diese Last in ihrer Schwere nachvollziehen zu können.

Zynix hat folgendes geschrieben:

Heute gibt's das so kaum noch - zum Glück.


Bist Du Dir da sicher?

Zynix hat folgendes geschrieben:

Ich habe an meinen Kindern sehen können, dass die Schuldübertragung nicht mehr richtig funktioniert. Vielleicht sind Bildung und offene Nachrichtensysteme ein schlechter Nährboden für so eine Indoktrination. Was immer es ist, ich bin überaus dankbar, dass meinen Kindern diese Folter, nichts anderes ist es, erspart worden ist.


Nu ja, liegt das nicht primär an den Eltern? Wer seine Kinder in frühen Jahren religiös indoktriniert, ist in meinen Augen für die Folgen verantwortlich. Und nicht die Gesellschaft, die eine christliche Indoktrination nahe legt.
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Surata
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Anmeldungsdatum: 29.03.2005
Beiträge: 17383

Beitrag(#1347360) Verfasst am: 21.08.2009, 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Frank hat folgendes geschrieben:

Nu ja, liegt das nicht primär an den Eltern? Wer seine Kinder in frühen Jahren religiös indoktriniert, ist in meinen Augen für die Folgen verantwortlich. Und nicht die Gesellschaft.


In erster Linie sind auf jedenfall die Eltern für die Erziehung verantwortlich, aber ich kenne genügend Familien - gläubig wie ungläubig - in denen ein bestimmter Teil der Erziehung (manches moralisches, soziales vor allem) gerne den Kirchen, kirchlichen Kindergärten, Messdiensten, Kirchenkindergruppen etc. überlassen wurde.

Und da gibts ja leider genauso Horrorgeschichten.

Und genau deswegen regen mich manchmal Leute auf, die das alte Märchen erzählen von wegen ohne Kirchen kein Moralunterricht (ne Variante von ohne Glaube keine Moral) und deswegen Reli in der Schule haben wollen (für alle natürlich). Ebenso Leute die nicht verstehen, warum man als Konfessionsloser seine Kinder nicht unbedingt in einem christlichen Kindergarten haben will, oder einer Schule, die sich christlichen Zielen verschrieben hat (Erfurcht vor Gott und dergleichen).

Von denen gibts nämlich leider viel mehr als Eltern, die bei ihrer Glaubens"vermittlung" ohne Empathie und Mitgefühl vorgehen.
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Zynix
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Anmeldungsdatum: 15.10.2008
Beiträge: 462

Beitrag(#1347663) Verfasst am: 22.08.2009, 17:08    Titel: Antworten mit Zitat

Frank hat folgendes geschrieben:
...
Nu ja, liegt das nicht primär an den Eltern? Wer seine Kinder in frühen Jahren religiös indoktriniert, ist in meinen Augen für die Folgen verantwortlich. Und nicht die Gesellschaft, die eine christliche Indoktrination nahe legt.


Man sollte den Einfluss der Eltern nicht überbewerten. Die soziale Umgebung gehört auch dazu.

Wir hatten noch eine katholische und evangelische Schule, schön getrennt. Es wurde auch gar nicht gern gesehen, wenn wir mit den "Evangelischen" gespielt haben. Da jeder Kathole noch jeden Kathole kannte, war man auch unter gesellschaftlicher Aufsicht. Die Messe schwänzen, nicht zur Prozession gehen, etc. war schwierig, weil die "Aufpasser" untereinander austauschten, wen sie gesehen hatten und wen nicht. Es war auch nötig, über den Inhalt der Predigt bescheid zu wissen, den einzigen veränderlichen Part der Messe, um ggf. zu beweisen, dass man in der Messe war.

Es gab außer den "evangelischen Heiden" praktisch keine Andersgläubigen in der Stadt. Von den Juden war ein verwilderter Friedhof übergeblieben, der uns wie verwunschen vorkam, was nicht zuletzt von den Erzählungen meiner Eltern herrührte, wenn sie von den unchristlichen Judenbegräbnissen berichteten.

Ich könnte noch so einiges berichten, was die katholische Welt damals noch zu einer fast geschlossenen Welt machte. Mit der konfessionsfreien Schule, mit Jungen und Mädchen in EINER Klasse, mit dem Fernsehn und seiner nach und nach immer umfangreicheren neutraleren Berichterstattung, etc. habe ich erlebt, wie auch dieser gesellschaftliche Druck gewichen ist.

Heute haben einzelne Eltern kaum noch eine Chance, ihre Kinder isoliert zu indoktrinieren.
_________________
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Zynix
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1347667) Verfasst am: 22.08.2009, 17:18    Titel: Antworten mit Zitat

Zynix hat folgendes geschrieben:
Frank hat folgendes geschrieben:
...
Nu ja, liegt das nicht primär an den Eltern? Wer seine Kinder in frühen Jahren religiös indoktriniert, ist in meinen Augen für die Folgen verantwortlich. Und nicht die Gesellschaft, die eine christliche Indoktrination nahe legt.


Man sollte den Einfluss der Eltern nicht überbewerten. Die soziale Umgebung gehört auch dazu.

Wir hatten noch eine katholische und evangelische Schule, schön getrennt. Es wurde auch gar nicht gern gesehen, wenn wir mit den "Evangelischen" gespielt haben. Da jeder Kathole noch jeden Kathole kannte, war man auch unter gesellschaftlicher Aufsicht. Die Messe schwänzen, nicht zur Prozession gehen, etc. war schwierig, weil die "Aufpasser" untereinander austauschten, wen sie gesehen hatten und wen nicht. Es war auch nötig, über den Inhalt der Predigt bescheid zu wissen, den einzigen veränderlichen Part der Messe, um ggf. zu beweisen, dass man in der Messe war.

Es gab außer den "evangelischen Heiden" praktisch keine Andersgläubigen in der Stadt. Von den Juden war ein verwilderter Friedhof übergeblieben, der uns wie verwunschen vorkam, was nicht zuletzt von den Erzählungen meiner Eltern herrührte, wenn sie von den unchristlichen Judenbegräbnissen berichteten.

Ich könnte noch so einiges berichten, was die katholische Welt damals noch zu einer fast geschlossenen Welt machte. Mit der konfessionsfreien Schule, mit Jungen und Mädchen in EINER Klasse, mit dem Fernsehn und seiner nach und nach immer umfangreicheren neutraleren Berichterstattung, etc. habe ich erlebt, wie auch dieser gesellschaftliche Druck gewichen ist.

Heute haben einzelne Eltern kaum noch eine Chance, ihre Kinder isoliert zu indoktrinieren.


Dein Fazit aus Deine Schilderungen widerlegt natürlich auch jene, die Angst davor haben, dass der Staat die Erziehungsaufgabe komplett übernehmen könne und seinerseits die Kinder indoktriniere, etwa mittels ganztäglichen Gesamtschulen.
Prinzipiell, theoretisch ist an dieser Angst zwar etwas dran, aber das würde nur klappen wenn die Gesellschaft ohnehin so einheitlich ideologisch vernagelt ist wie von Dir beschrieben; oder wie es (vermutlich) in der DDR der Fall war.

Der beste Schutz vor solchen Auswüchsen ist eine offene und pluralistische Gesellschaft.

Möglicherweise sogar eine, die multikulturell ist. zynisches Grinsen
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#1347670) Verfasst am: 22.08.2009, 17:26    Titel: Antworten mit Zitat

Wie alt bist du denn zynix?
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Zynix
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Anmeldungsdatum: 15.10.2008
Beiträge: 462

Beitrag(#1347703) Verfasst am: 22.08.2009, 18:40    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Wie alt bist du denn zynix?


56 Jahre alt.
Ich habe die Priester noch auf der Kanzel stehen (und wettern) sehen und währende der Messe stand der Priester mit dem Rücken zur Gemeinde.
Im Religionsunterricht wurden Kinder vom Priester grade eben nicht mehr körperlich gezüchtigt - mein 2 Jahre älterer Bruder hat es aber noch selbst erlebt.
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CoS
Antitheist



Anmeldungsdatum: 10.07.2005
Beiträge: 2734

Beitrag(#1347751) Verfasst am: 22.08.2009, 20:58    Titel: Antworten mit Zitat

Das Konzept des christlichen Glaubens basiert auf dem altbewährten Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche.

Du bist ein Sünder, bist schlecht, böse, wertlos vor Gott und wirst dafür ewige, schlimmste Qualen erleben...

Wenn Du dem Gesetz Gottes (das Gesetz der Erfinder) gehorchst, wird Dir alle Schuld vergeben und umso gehorsamer Du bist, desto mehr wirst Du später belohnt werden.

Die Notwendigkeit der Erlösung von den ewigen Qualen die wir erleben werden (Erbsünde) ist die Peitsche und die Erlösung selbst durch irgendeine Glaubensfigur ist das Zuckerbrot. Ich meine man untertreibt ja auch nicht gerade wenns ums Zuckerbrot geht. Du wirst so extrem belohnt werden, dass alles Geld der Welt es nicht aufwiegen könnte. Du wirst alles bekommen was Du schon immer wolltes und das in einem Überfluss, dass Du es Dir gar nicht vorstellen kannst.

Gehorchst Du aber nicht wirst Du so sehr leiden wie Du es Dir in Deinen kühnsten Träumen nicht ausmalen kannst. Du wirst ewig leiden, für alle Zeiten und Du hast absolut keine Chance davon erlöst zu werden.

Glauben ist gut, blinder Glauben noch besser!

Rein psychologisch musste das Konzept einfach aufgehen!
_________________
"Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1347879) Verfasst am: 23.08.2009, 13:03    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Weltmarionette hat folgendes geschrieben:
Frank hat folgendes geschrieben:


Ist sich schuldig fühlen neben Furcht (vor Gott oder dem Gesetz/Bestrafung) wichtig, um ethisch zu handeln?


In Maßen sind Schuldgefühle sicher etwas, das zum ethischen Handeln beitragen kann. Theoretisch.

Zu starke Schuldgefühle tragen nicht zum ethischen Handeln bei, sondern eher zum Gegenteil. "Gewissensbisse erziehen zum Beissen." (Nietzsche)

Naja Schuld und Verantwortung sind evolutionär. Grundsätzlich sind wir ja 100%ig determiniert und somit gäbe es keine Schuld und keine Verantwortung. Das subjektive Gefühl von Freiheit lässt uns aber glauben, dass jeder Mensch für sein tun verantwortlich ist und wenn er etwas falsch macht Schuld ist. Man stellt sich vor die Evolution hätte ausschließlich das Bewusstsein geschaffen und es würde kein Unterbewusstsein geben und es würde sich jede Handlung kausal ableiten lassen, dann hätten wir ein Problem. Weil dann könnten wir aus ethischen Gründen Menschen, die der Gemeinschaft schaden, weniger einfach bestrafen, weil man ja sagen müsste: "Er konnte nicht anders, außer so. Er ist so determiniert. Schuld und Verantwortung gibt es nicht!" Das wäre aber ein extreme Evolutionsnachteil, wenn wir die "Bösen" in unserer Gesellschaft nicht "ausschalten" würden.
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der kleine Fritz
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Anmeldungsdatum: 24.06.2005
Beiträge: 2183
Wohnort: Planet Erde

Beitrag(#1347964) Verfasst am: 23.08.2009, 16:39    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Weltmarionette hat folgendes geschrieben:
Frank hat folgendes geschrieben:


Ist sich schuldig fühlen neben Furcht (vor Gott oder dem Gesetz/Bestrafung) wichtig, um ethisch zu handeln?


In Maßen sind Schuldgefühle sicher etwas, das zum ethischen Handeln beitragen kann. Theoretisch.

Zu starke Schuldgefühle tragen nicht zum ethischen Handeln bei, sondern eher zum Gegenteil. "Gewissensbisse erziehen zum Beissen." (Nietzsche)

Naja Schuld und Verantwortung sind evolutionär. Grundsätzlich sind wir ja 100%ig determiniert und somit gäbe es keine Schuld und keine Verantwortung. Das subjektive Gefühl von Freiheit lässt uns aber glauben, dass jeder Mensch für sein tun verantwortlich ist und wenn er etwas falsch macht Schuld ist. Man stellt sich vor die Evolution hätte ausschließlich das Bewusstsein geschaffen und es würde kein Unterbewusstsein geben und es würde sich jede Handlung kausal ableiten lassen, dann hätten wir ein Problem. Weil dann könnten wir aus ethischen Gründen Menschen, die der Gemeinschaft schaden, weniger einfach bestrafen, weil man ja sagen müsste: "Er konnte nicht anders, außer so. Er ist so determiniert. Schuld und Verantwortung gibt es nicht!" Das wäre aber ein extreme Evolutionsnachteil, wenn wir die "Bösen" in unserer Gesellschaft nicht "ausschalten" würden.


Sehe ich nicht ganz so, denn bei 100% Determinierung wären auch Schuldgefühle, die Existenz von Gerichten, die Urteilssprüche und der Strafvollzug determiiert! Es käme also keiner um seine "gerechte" (detrminierte!) Strafe.
_________________
und Gott bleibt stumm....
um so eifriger schwatzen seine selbsternannten Missionare.
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1347973) Verfasst am: 23.08.2009, 16:51    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

der kleine Fritz hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Weltmarionette hat folgendes geschrieben:
Frank hat folgendes geschrieben:


Ist sich schuldig fühlen neben Furcht (vor Gott oder dem Gesetz/Bestrafung) wichtig, um ethisch zu handeln?


In Maßen sind Schuldgefühle sicher etwas, das zum ethischen Handeln beitragen kann. Theoretisch.

Zu starke Schuldgefühle tragen nicht zum ethischen Handeln bei, sondern eher zum Gegenteil. "Gewissensbisse erziehen zum Beissen." (Nietzsche)

Naja Schuld und Verantwortung sind evolutionär. Grundsätzlich sind wir ja 100%ig determiniert und somit gäbe es keine Schuld und keine Verantwortung. Das subjektive Gefühl von Freiheit lässt uns aber glauben, dass jeder Mensch für sein tun verantwortlich ist und wenn er etwas falsch macht Schuld ist. Man stellt sich vor die Evolution hätte ausschließlich das Bewusstsein geschaffen und es würde kein Unterbewusstsein geben und es würde sich jede Handlung kausal ableiten lassen, dann hätten wir ein Problem. Weil dann könnten wir aus ethischen Gründen Menschen, die der Gemeinschaft schaden, weniger einfach bestrafen, weil man ja sagen müsste: "Er konnte nicht anders, außer so. Er ist so determiniert. Schuld und Verantwortung gibt es nicht!" Das wäre aber ein extreme Evolutionsnachteil, wenn wir die "Bösen" in unserer Gesellschaft nicht "ausschalten" würden.


Sehe ich nicht ganz so, denn bei 100% Determinierung wären auch Schuldgefühle, die Existenz von Gerichten, die Urteilssprüche und der Strafvollzug determiiert! Es käme also keiner um seine "gerechte" (detrminierte!) Strafe.

Das ist so auch richtig. Du siehst es genau so wie ich. Durch den gefühlten "freien Willen", welcher determiniert ist durch Evolution, existiert das alles. Außerdem sebst wenn der subjektive freie Wille nicht existieren würde und wir alle somit vor einem moralischen Dilemma stehen würde, dass jeder Mensch sich bewuust ist, dass doch jeder nur so determiniert ist und somit keine Schuld und keine Verantwortung existiert (Es ist auch so), dann steht noch immer die Vermeidung von negativen Empfindungen und Förderung von positiven Empfindungen im Vordergrund. Daraus muss man schlussfolgern, dass man doppelmoralisch handeln muss, damit (z.B.) mehr Leid vermieden wird. Da das aber zu komplex ist und der Mensch dennoch zu fehlerhaften Schlüssen kommt, hat die Evolution das Unterbewusstsein hervorgebracht, dass uns vor dem Bewusstwerden der Determinierung schützt.
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1347974) Verfasst am: 23.08.2009, 16:55    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

...Da das aber zu komplex ist und der Mensch dennoch zu fehlerhaften Schlüssen kommt, hat die Evolution das Unterbewusstsein hervorgebracht, dass uns vor dem Bewusstwerden der Determinierung schützt.

... nur daß es ein paar besonders intelligente gibt, die sich von der Determinierung durch ihr Unterbewußtsein nicht in die Irre führen lassen, oder doch umgekehrt? zwinkern
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
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Gott_der_Luecke
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Anmeldungsdatum: 26.02.2008
Beiträge: 3110

Beitrag(#1347977) Verfasst am: 23.08.2009, 16:58    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:

...Da das aber zu komplex ist und der Mensch dennoch zu fehlerhaften Schlüssen kommt, hat die Evolution das Unterbewusstsein hervorgebracht, dass uns vor dem Bewusstwerden der Determinierung schützt.

... nur daß es ein paar besonders intelligente gibt, die sich von der Determinierung durch ihr Unterbewußtsein nicht in die Irre führen lassen, oder doch umgekehrt? zwinkern

Könnte man jetzt so sagen, aber es ist ja Fakt, dass sehr vieles unterbewusst abläuft und die Realität auf Kausalität beruht. Also das Produkt des "Ichs" basiert also ausschließlich aus Kausalität. Würde das Hirn uns die Kausalität auf einem Silbertablett servieren, hätten wir einen ziemlichen Evolutionsnachteil, da es uns schwieriger fällt schlechte Menschen zu bestrafen, die unser eigenes Leben schaden zufügen können
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Waschmaschine777
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Beitrag(#1348839) Verfasst am: 25.08.2009, 06:54    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Da das aber zu komplex ist und der Mensch dennoch zu fehlerhaften Schlüssen kommt, hat die Evolution das Unterbewusstsein hervorgebracht, dass uns vor dem Bewusstwerden der Determinierung schützt.


Eine sehr gewagte Behauptung.
Ich denke nicht, dass dem Menschen die Determiniertheit einsichtig wäre, selbst wenn es kein Unterbewusstsein gäbe. Der Mensch ist keine Wahrheitsmaschine sondern eine die zum Überleben und zur Fortpflanzung von "der Natur konzipiert" wurde.
Die Kausalität kann so nicht bewusst werden, weil alles mit allem zusammenhängt. Viel zu komplex für ein menschliches Gehirnchen.
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Waschmaschine777
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Beitrag(#1348841) Verfasst am: 25.08.2009, 07:24    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Ich denke eher, daß das Konzept der Erbsünde theologisch notwendig wurde, weil das Christentum einen relativ strikten Erlösungsbegriff aufbauen wollte, auf den es zur Verbreitung angewiesen war.

Wenn man die Leute glauben machen will, daß sie alle der Erlösung durch Jesus Christus bedürfen, müssen sie alle einen grundsätzlichen Makel haben, den sie nicht allein durch Reue, Beten o.ä. loswerden können.


Das Christentum hat die Erbsünde perfekt genützt. Jesus ist für die Sünden der Menschen gestorben. Also wird Dankbarkeit gefordert. Da ist jemand für deine Sündenfreiheit gestorben, also ist jede Kritik ein Ausdruck der grösstmöglichen Undankbarkeit.
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Waschmaschine777
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Beitrag(#1348843) Verfasst am: 25.08.2009, 07:36    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben:
Man stellt sich vor die Evolution hätte ausschließlich das Bewusstsein geschaffen und es würde kein Unterbewusstsein geben und es würde sich jede Handlung kausal ableiten lassen, dann hätten wir ein Problem. Weil dann könnten wir aus ethischen Gründen Menschen, die der Gemeinschaft schaden, weniger einfach bestrafen, weil man ja sagen müsste: "Er konnte nicht anders, außer so. Er ist so determiniert. Schuld und Verantwortung gibt es nicht!" Das wäre aber ein extreme Evolutionsnachteil, wenn wir die "Bösen" in unserer Gesellschaft nicht "ausschalten" würden.


Maßnahmen gegen sozialschädigendes Verhalten sind nicht an Schuld gebunden. So werden auch "Geistes-"Kranke die andere geschädigt haben, oder von denen fremdschädigendes Verhalten zu erwarten ist, zwangsweise in psychiatrischen Kliniken untergebracht, obwohl niemand von einer schuld ausgeht.
Auch überzeugte Deterministen gehen gegen Menschen vor, die ihnen Schaden zufügen.
"Schuld" liefert die metaphysische Rechtfertigung für das Bestrafen. Diese Rechtfertigung kann der Determinist nicht mehr verwenden, aber Strafen kann er trotzdem noch.
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Uriziel
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Beitrag(#1348971) Verfasst am: 25.08.2009, 13:24    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Frank hat folgendes geschrieben:
Jorge von Burgos: "Lachen tötet die Furcht. Und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer den Teufel nicht mehr fürchtet, braucht keinen Gott mehr. Dann können wir auch über Gott lachen."


Ein echtes Unterdrücker-Statement zwinkern
Das kam auch in diesem Film vor, weis gerade nicht mehr wie der heisst...

Mit diesem Kloster, wo Mönche mit vergifteten Buchseiten umgebracht wurden...

Zitat:

"Der Sohn Gottes nimmt die Schuld der Menschheit auf seine Schultern und erlöst sie dadurch"


Ich nehme auch jeden Tag die Schuld der Menschheit auf mich und erlöse damit niemanden...

Zitat:

Ist sich schuldig fühlen ein angeborenes grundlegendes emotionales Bedürfnis, welches vom Christentum geschickt katalysiert wird? Oder etwas, was künstlich den Menschen eingeimpft wurde?

Ist sich schuldig fühlen neben Furcht (vor Gott oder dem Gesetz/Bestrafung) wichtig, um ethisch zu handeln?


In meinen Augen gibt es 'auch' einfach nur -unglaublich, willensschwache Menschen- auf der Welt, die krampfhaft an irgendetwas halt klammern müssen - weil sie einfach kein Rückgrat haben. Keine Courage, keine Kämpfernatur - keine Kraft, das Leben "zu leben".

Und wenn da einer sagt: "Wenn du dich schuldig fühlst und möglichst gut tust, kommst du in den Himmel!" ...

... dann stimmen da schonmal viele zu. Auch wenn "und möglichst gut tust" auch Dinge wie Kollekte zahlen einschliesst... ... und Kirchensteuer... ... und Gehorsam vor dem lieben Gott ( und dadurch seinen "Vertretern" auf Erden auch ) ... ... und deine Kinder brav dazu erziehen, auch zu gehorchen...

Das Christentum ist eine riesige Organisation, die vor allem dazu dient, Geld und Macht für ihre Erschaffer zu bringen. Macht durch Einfluss und Geld durch Kollekte und allem anderen, was der Kirche noch so alles in den Schos fällt...


Wenn es einen unikaten Schöpfer des Universums gibt, findet man ihn ganz sicher NICHT bei diesen Leuten.
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Frank
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Beitrag(#1720705) Verfasst am: 20.01.2012, 21:02    Titel: Antworten mit Zitat

Für mich Nachwirkungen der Schuld-Religion Christentum.

http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article13824506/Wir-sind-schuld.html

Zitat:

Während die christliche Religion (hierzulande) ihre Geltung für die alltägliche Lebensführung weitgehend verloren hat ... wird eine Alltagssphäre nach der anderen unter säkularen ideologischen Vorzeichen durchmoralisiert. "Nachhaltig" ist das neue Gottgefällig.

...

Der Philosoph Arnold Gehlen hat einst in seinem Werk "Moral und Hypermoral" (1969) die Tendenz des modernen Menschen beschrieben, sich nach dem Wegfall religiöser Deutungsmuster für alles Schlimme, was in der Welt geschieht, mitschuldig zu fühlen. Das sei eine Übersteigerung des natürlichen Ethos mit fatalen Konsequenzen. Gehlens Kulturkritik richtete sich damals vor allem gegen eine "linke" Solidarität mit globalen Befreiungsbewegungen.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beitrag(#1720781) Verfasst am: 21.01.2012, 03:54    Titel: Antworten mit Zitat

Frank hat folgendes geschrieben:
Für mich Nachwirkungen der Schuld-Religion Christentum.

http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article13824506/Wir-sind-schuld.html

Zitat:

Während die christliche Religion (hierzulande) ihre Geltung für die alltägliche Lebensführung weitgehend verloren hat ... wird eine Alltagssphäre nach der anderen unter säkularen ideologischen Vorzeichen durchmoralisiert. "Nachhaltig" ist das neue Gottgefällig.

...

Der Philosoph Arnold Gehlen hat einst in seinem Werk "Moral und Hypermoral" (1969) die Tendenz des modernen Menschen beschrieben, sich nach dem Wegfall religiöser Deutungsmuster für alles Schlimme, was in der Welt geschieht, mitschuldig zu fühlen. Das sei eine Übersteigerung des natürlichen Ethos mit fatalen Konsequenzen. Gehlens Kulturkritik richtete sich damals vor allem gegen eine "linke" Solidarität mit globalen Befreiungsbewegungen.

Außer von heftigem Strohverbrauch (ob das nachhaltig ist?) für die ganzen Strohmänner a la "Selbstgerechtigkeit der Hypermoralisten" etc. lebt der Text vor allem davon, gegen Nachdenken darüber zu polemisieren, was für ein Verhalten ethisch zu begrüßen sei. Sprich: Er propagiert implizit eine Leck-mich-am-Arsch-Ideologie auf Kosten anderer. Das mag gut finden, wer will.

Im Übrigen: Schuld ist mMn eine psychische und soziale Realität. Inwiefern (christliche) Religion ein sinnvoller Weg ist, damit umzugehen, oder nicht, oder sie gar eine falsche Schuld erst aufbaut (mMn Fehlentwicklungen), mag man diskutieren.

Naturwissenschaftlich feststellbare Realitäten wie den Klimawandel und die menschliche Verantwortung dafür aber wegpolemisieren zu wollen, indem man die Versuche, damit ethisch umzugehen, als rein ideologische Nachfolger einer solchen falschen Schuldvorstellung darstellt, und sich um die dahinterstehenden Realitäten gar nicht mehr kümmert, ist schlicht lächerlich.
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step
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Beitrag(#1720799) Verfasst am: 21.01.2012, 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

Mir gefällt auch nicht, daß fast schon jedes Engagement für das Gemeinswesen als pathologisches Schuldgefühl gedeutet wird. Sicher ist etwas dran (auch schon aus evolutionären Gründen), daß man sich besser fühlt, wenn man meint, etwas für die Anderen Gutes getan zu haben. Von mir aus kann man das auch gerne als "social credits" oder wie auch immer deuten. Aber erstens sehe ich darin eher etwas Positives und mag es nicht, wenn so ungefähr suggeriert wird, dies sei eines freien stolzen Wolfes nicht würdig. Und zweitens finde ich den Begriff der Schuld hier unpassend bzw. überholt. Es geht ja eher darum, daß man das Gefühl hat, etwas tun zu müssen, also um eine in die Zukunft gerichtete Verantwortung.

Bleibt also nur der - oft sicher berechtigte - Punkt, daß viele dieser Aktionen nicht das erreichen, was man sich erhofft, daß sie - auch mangels Wissen - oft naiv oder sogar kontraproduktiv sind. Das läßt sich aber verbessern.
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tillich (epigonal)
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Beiträge: 22259

Beitrag(#1720802) Verfasst am: 21.01.2012, 12:33    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Bleibt also nur der - oft sicher berechtigte - Punkt, daß viele dieser Aktionen nicht das erreichen, was man sich erhofft, daß sie - auch mangels Wissen - oft naiv oder sogar kontraproduktiv sind. Das läßt sich aber verbessern.

Jep. Es lässt sich aber umso schlechter verbessern, je mehr das Engagement als solches grundsätzlich diskreditiert wird.
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VanHanegem
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Beiträge: 3180

Beitrag(#1720823) Verfasst am: 21.01.2012, 14:43    Titel: Re: Instrumentalisierung von Schuld im Christentum Antworten mit Zitat

Bitte in Zukunft richtig zitieren:

Frank hat folgendes geschrieben:
Jorge von Burgos: "Lachen tötet die Furcht. Und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer den Teufel nicht mehr fürchtet, braucht keinen Gott mehr. Dann können wir auch über Gott lachen."

Quelle: Umberto Eco "der Name der Rose"


Frank hat folgendes geschrieben:
"Der Sohn Gottes nimmt die Schuld der Menschheit auf seine Schultern und erlöst sie dadurch" - was für eine (in meinen Augen) hirnrissige Idee, die aber offenbar bei der Masse der Menschen ankommt.

Quelle: Kommentar von Frank Naumann vom 14.12.2010 zu einem Artikel in The European


Frank hat folgendes geschrieben:
Furcht ist sicher in fast allen Religionen eine der wichtigsten Bindungskräfte an ein imaginäres höheres Wesen.

Das stimmt nicht. Atheistische Religionen wie Buddhismus und Konfuzianismus kennen weder "imaginäre höhere Wesen" noch die instrumentalisierung der Furcht. Es gibt noch viele weitere Gegenbeispiele.


Ich will ja nicht bestreiten, daß Furcht in einigen Religionen eine Rolle spielt, aber gerade dann müßte mann dazu doch auch Originalquedllen, wie die Bibel und nicht nur eine Romanfigur von Eco und sich selbst zitieren können.
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