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Tyke Mison registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.01.2012 Beiträge: 19
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(#1721891) Verfasst am: 25.01.2012, 15:09 Titel: Aufgeklärtheit |
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wie soll man damit umgehen, inwiefern ist es ein wert, oder ein kriterium für irgendwas?
viele behaupten von sich selbst aufgeklärt zu sein, aber wirklich beweisen kann man es nicht. man kann nur immer wieder entscheidungen treffen welche diese anmuten lassen, aber beweisen kann man es nicht, oder gibt es da einen test?
laut kant ist es die fähigkeit furchtlos über moralische, ethische und auch soziologische (z.b. genormte ansichten der gruppe in der man sich befindet) grenzen hinweg zu denken, ohne von außen darauf gebracht zu werden.
wenn es doch eigentlich das zentrale thema der zeit ist, und von vielen als der ausweg aus vielen unserer modernen probleme gesehen wird, wie soll man es bewerten und einordnen?
erkennbar ist es nicht wirklich, jeder kann es von sich behaupten, dennoch nie beweisen. sollte man dann nicht zwangsläufig einen anderen weg oder begriff finden der hilft gesellschaftliches bewusstsein für gewisse dinge zu erschaffen, die es zu hinterfragen gilt?
_________________ in the name of democracy, unite!
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Malwieder meinStichwort
Anmeldungsdatum: 21.06.2011 Beiträge: 331
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(#1722085) Verfasst am: 26.01.2012, 08:46 Titel: |
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man will zu einer Antwort ansetzen und dann ist jedes Mal dein Avatar so ein Schock ...
- "Aufgeklärtheit" hat tatsächlich eine Anmutung als wüsste man nun alles und hätte den Stein der Weisen. Dabei bedeutet es mE, man ist durch Forschung und Erfahrung über gewisse Vor- und Nachteile bestimmter "Dinge" informiert und kann nun darüber hinaus denken.
- Man ist nie in der Situation, ohne Einfluss von außen auf etwas gebracht zu werden - alles hat eine Vorgeschichte. Insofern kannst du ja auch Kant zitieren, wenn du ihn gelesen hast.
- Den Beweis ob etwas gut und richtig war liefert vermutlich die Zukunft. In der gegenwart kann man nur versuchen, nach bestem Wissen (und Gewissen?) zu handeln.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1722149) Verfasst am: 26.01.2012, 13:48 Titel: |
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Aufklärung ist ein Prozess und kein Zustand. Wer sie als geronnenes Gut missversteht, das sich wahlweise als Instrument gegen vermeintlich unaufgeklärte Positionen verwenden lässt, kann eigentlich nicht in ihrem Namen auftreten. Vernunft bedeutet eben auch, die Vernunft des Anderen zu verstehen. Leider bleiben Diskussionen jedoch allzuoft bereits im Vorfeld stecken.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1722172) Verfasst am: 26.01.2012, 15:25 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Vernunft bedeutet eben auch, die Vernunft des Anderen zu verstehen. |
Und wenn der andere nicht vernünftig ist?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1722178) Verfasst am: 26.01.2012, 15:47 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Vernunft bedeutet eben auch, die Vernunft des Anderen zu verstehen. |
Und wenn der andere nicht vernünftig ist? |
Jetzt gehe ich wieder das Risiko ein, mich mit Dir unter der Voraussetzung der Sachbezogenheit auf eine Diskussion einzulassen. Mal sehn wie schnell die Enttäuschung kommt.
Du müsstest in dem Fall erklären, warum Du ihn für unvernünftig hältst. Wenn wir mit begründungfähigen Menschne diskutieren, werden sie zeigen können, nach welcher Vernunft sie ihre Position vertreten. In einem klärenden Dialog eben.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1722181) Verfasst am: 26.01.2012, 15:59 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Wenn wir mit begründungfähigen Menschne diskutieren, werden sie zeigen können, nach welcher Vernunft sie ihre Position vertreten. |
Das klingt so, als würde es mehr als eine Vernunft geben, als würde es für Vernunft einen Plural geben... das bezweifle ich. Ich sehe auch keinen Sinn in Diskussionen a la "Nach meiner Vernunft ist das aber vernünftig." Wenn etwas vernünftig ist, dann sollte es intersubjektiv vermittelbar sein, ohne vorher Sonderregeln darüber aufstellen zu müssen, was gerade als vernünftig zu gelten hat.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1722198) Verfasst am: 26.01.2012, 16:25 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Wenn wir mit begründungfähigen Menschne diskutieren, werden sie zeigen können, nach welcher Vernunft sie ihre Position vertreten. |
Das klingt so, als würde es mehr als eine Vernunft geben, als würde es für Vernunft einen Plural geben... das bezweifle ich. Ich sehe auch keinen Sinn in Diskussionen a la "Nach meiner Vernunft ist das aber vernünftig." Wenn etwas vernünftig ist, dann sollte es intersubjektiv vermittelbar sein, ohne vorher Sonderregeln darüber aufstellen zu müssen, was gerade als vernünftig zu gelten hat. |
Vernunft entpricht nicht, was wir unter Meinung verstehen. Wenn wir von Meinungen sprechen, dann ist es evident, daß mehrere Meinung existieren, die vernünftig begründet werden können, und die sich gegenseitg ausschließen. Das lässt sich schon daran erkennen, daß es in der Physik beispielsweise Gründe gibt, die für die Existenz eines Multiversums sprechen, aber ebenso Gründe die für die Existenz eines Universums ohne weiter Unviversen sprechen. Beide Ansichten sind begründet, und daher aus der jeweils eigenen Sicht vernünftig. Natürlich sagt man flapsig, daß es unvernünftig ist, einen Standpunkt zu vertreten, der dem eigenen widerspricht. Aber wenn wir hier ernsthaft über Aufklärung reden, dann reicht das eben nicht. Sondern wir würden erwarten, daß die Vertreter der jeweiligen Position die Gründe für den opponierenden Standpunkt nachvollziehen können.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1722199) Verfasst am: 26.01.2012, 16:28 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Sondern wir würden erwarten, daß die Vertreter der jeweiligen Position die Gründe für den opponierenden Standpunkt nachvollziehen können. |
Du meinst: "Die Argumente der anderen Seite verstehen"?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1722201) Verfasst am: 26.01.2012, 16:30 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Sondern wir würden erwarten, daß die Vertreter der jeweiligen Position die Gründe für den opponierenden Standpunkt nachvollziehen können. |
Du meinst: "Die Argumente der anderen Seite verstehen"? |
Nein. Es kommt hier wirklich auf den Begriff "Nachvollziehbarkeit" an, weil er alle Beteiligten in die Pflicht nimmt.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1722205) Verfasst am: 26.01.2012, 16:36 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Es kommt hier wirklich auf den Begriff "Nachvollziehbarkeit" an, weil er alle Beteiligten in die Pflicht nimmt. |
Dann nehme ich Dich jetzt in die Pflicht, denn ich kann das nicht nachvollziehen. Wer soll warum in die Pflicht genommen werden und wozu ist das gut? Warum reicht es nicht aus, die Argumente der Gegenseite zu verstehen?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1722208) Verfasst am: 26.01.2012, 16:41 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Es kommt hier wirklich auf den Begriff "Nachvollziehbarkeit" an, weil er alle Beteiligten in die Pflicht nimmt. |
Dann nehme ich Dich jetzt in die Pflicht, denn ich kann das nicht nachvollziehen. Wer soll warum in die Pflicht genommen werden und wozu ist das gut? Warum reicht es nicht aus, die Argumente der Gegenseite zu verstehen? |
Mit der Pflicht sei gemeint, daß es sowohl am Redenden liegt, seinen Standpunkt nachvollziehbar zu machen, als auch am Rezipienten, ihn nachzuvollziehen - sofern man ernsthaft an einem Dialog zur Sache interessiert ist.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1722214) Verfasst am: 26.01.2012, 16:46 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Mit der Pflicht sei gemeint, daß es sowohl am Redenden liegt, seinen Standpunkt nachvollziehbar zu machen, als auch am Rezipienten, ihn nachzuvollziehen - sofern man ernsthaft an einem Dialog zur Sache interessiert ist. |
Und was ist da jetzt das "mehr" gegenüber "Argumente verstehen"?
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1722217) Verfasst am: 26.01.2012, 16:51 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Mit der Pflicht sei gemeint, daß es sowohl am Redenden liegt, seinen Standpunkt nachvollziehbar zu machen, als auch am Rezipienten, ihn nachzuvollziehen - sofern man ernsthaft an einem Dialog zur Sache interessiert ist. |
Und was ist da jetzt das "mehr" gegenüber "Argumente verstehen"? |
Naja, "Verständnis" ist für meinen Geschmack zu weitläufig konnotiert, und birgt daher die Gefahr aufs falsche Gleis zu <s>geraten</s> führen.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1722223) Verfasst am: 26.01.2012, 16:58 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: |
Naja, "Verständnis" ist für meinen Geschmack zu weitläufig konnotiert, und birgt daher die Gefahr aufs falsche Gleis zu <s>geraten</s> führen. |
Hmm... so weitläufig finde ich die Konnotationen im Konext von "Argumente verstehen" nicht. Aber am Anfang der Diskussion stand die Frage, ob man die Vernunft des anderen verstehen muss. Für mich klingt das nach mehr, als nur inhaltliche Darlegungen nachzuvollziehen, so als müsste man noch berücksichtigen, wie der andere tickt oder so.
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Malwieder meinStichwort
Anmeldungsdatum: 21.06.2011 Beiträge: 331
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(#1723666) Verfasst am: 31.01.2012, 12:07 Titel: Re: Aufgeklärtheit |
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Tyke Mison hat folgendes geschrieben: | wenn es doch eigentlich das zentrale thema der zeit ist, und von vielen als der ausweg aus vielen unserer modernen probleme gesehen wird, wie soll man es bewerten und einordnen? |
Vielleicht ist zu dieser Frage der arte-Bericht über "Fortschritt" interessant
Pascal-Chabot-ist-zu-Gast-bei-Raphael-Enthoven-in-Philosophie
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1723776) Verfasst am: 31.01.2012, 21:24 Titel: |
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In meinem Verständnis bedeutet Aufgeklärtheit, die Konsequenzen der eigenen Ansichten zu erkennen und anzunehmen und sie nicht zu leugnen, wenn sie einem nicht passen.
Die kognitive Dissonanz kleinzuhalten, sozusagen. Wenn zum Beispiel jemand erzählt, dass er es abscheulich findet, wie bei DSDS die Menschen behandelt werden und dann weitererzählt, dass er dann die späten Shows guckt, in denen nur noch die Kandidaten sind die wirklich singen können, dann handelt er inkonsequent und damit unaufgeklärt. Die Schlüsse, die man in Bezug auf das Verhalten anderer zieht, muss man selbst ebenso konsequent befolgen, auch wenn man es bisher nicht tat. Insofern ist Fehlverhalten aufgrund von Unwissenheit nicht nur möglich, sondern eigentlich unvermeidbar aber nicht verwerflich. Das wird es erst, wenn das Fehlverhalten wider besseren Wissens wiederholt wird.
Dort liegt dann auch der Hase im Korn. "Aufklärung ist der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit." Das muss jeder für sich selbst schaffen. Außenstehende können das prinzipiell nicht beurteilen.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1723778) Verfasst am: 31.01.2012, 21:33 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: |
Naja, "Verständnis" ist für meinen Geschmack zu weitläufig konnotiert, und birgt daher die Gefahr aufs falsche Gleis zu <s>geraten</s> führen. |
Hmm... so weitläufig finde ich die Konnotationen im Konext von "Argumente verstehen" nicht. Aber am Anfang der Diskussion stand die Frage, ob man die Vernunft des anderen verstehen muss. Für mich klingt das nach mehr, als nur inhaltliche Darlegungen nachzuvollziehen, so als müsste man noch berücksichtigen, wie der andere tickt oder so. |
Eine Diskussion wird umso einfacher, je stärker man sich in sein Gegenüber hineinversetzen kann. Einen Großteil der Diskussion kann man dann "theoretisch mit sich selbst" führen und sich in der eigentlichen Diskussion auf die Fehler und/oder Paradoxien im Denken des anderen beschränken, bzw. über die im eigenen Denken nachdenken. Dadurch bleibt eine Diskussion nicht nur sachlich, weil sie fast einem inneren Dialog gleichkommt, man kann auch viel leichter lernen und eigene Fehler erkennen.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1723780) Verfasst am: 31.01.2012, 21:37 Titel: |
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Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | In meinem Verständnis bedeutet Aufgeklärtheit, die Konsequenzen der eigenen Ansichten zu erkennen und anzunehmen und sie nicht zu leugnen, wenn sie einem nicht passen.
Die kognitive Dissonanz kleinzuhalten, sozusagen. Wenn zum Beispiel jemand erzählt, dass er es abscheulich findet, wie bei DSDS die Menschen behandelt werden und dann weitererzählt, dass er dann die späten Shows guckt, in denen nur noch die Kandidaten sind die wirklich singen können, dann handelt er inkonsequent und damit unaufgeklärt. Die Schlüsse, die man in Bezug auf das Verhalten anderer zieht, muss man selbst ebenso konsequent befolgen, auch wenn man es bisher nicht tat. Insofern ist Fehlverhalten aufgrund von Unwissenheit nicht nur möglich, sondern eigentlich unvermeidbar aber nicht verwerflich. Das wird es erst, wenn das Fehlverhalten wider besseren Wissens wiederholt wird.
Dort liegt dann auch der Hase im Korn. "Aufklärung ist der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit." Das muss jeder für sich selbst schaffen. Außenstehende können das prinzipiell nicht beurteilen. |
"Kognitive Dissonanz" ist ja mittlerweile auch zum Kampf- und daher wertlosen Begriff geraten.
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1723788) Verfasst am: 31.01.2012, 21:48 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | In meinem Verständnis bedeutet Aufgeklärtheit, die Konsequenzen der eigenen Ansichten zu erkennen und anzunehmen und sie nicht zu leugnen, wenn sie einem nicht passen.
Die kognitive Dissonanz kleinzuhalten, sozusagen. Wenn zum Beispiel jemand erzählt, dass er es abscheulich findet, wie bei DSDS die Menschen behandelt werden und dann weitererzählt, dass er dann die späten Shows guckt, in denen nur noch die Kandidaten sind die wirklich singen können, dann handelt er inkonsequent und damit unaufgeklärt. Die Schlüsse, die man in Bezug auf das Verhalten anderer zieht, muss man selbst ebenso konsequent befolgen, auch wenn man es bisher nicht tat. Insofern ist Fehlverhalten aufgrund von Unwissenheit nicht nur möglich, sondern eigentlich unvermeidbar aber nicht verwerflich. Das wird es erst, wenn das Fehlverhalten wider besseren Wissens wiederholt wird.
Dort liegt dann auch der Hase im Korn. "Aufklärung ist der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit." Das muss jeder für sich selbst schaffen. Außenstehende können das prinzipiell nicht beurteilen. |
"Kognitive Dissonanz" ist ja mittlerweile auch zum Kampf- und daher wertlosen Begriff geraten. |
Ich könnte auch Doppeldenk benutzen, nur ist die kognitive Dissonanz ein untersuchtes Phänomen und unter dem Namen findet man auch Literatur.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1723940) Verfasst am: 01.02.2012, 13:51 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | In meinem Verständnis bedeutet Aufgeklärtheit, die Konsequenzen der eigenen Ansichten zu erkennen und anzunehmen und sie nicht zu leugnen, wenn sie einem nicht passen.
Die kognitive Dissonanz kleinzuhalten, sozusagen. Wenn zum Beispiel (...) |
"Kognitive Dissonanz" ist ja mittlerweile auch zum Kampf- und daher wertlosen Begriff geraten. |
Hier wird der Begriff k.D. aber nicht als rhethorischer Kampfbegriff eingesetzt, sondern passend und in meinen Augen sachlich. Das gewählte Beispiel des Casting-Show-Guckers ist übrigens dann schon fast zuuuu weltanschaulich neutral, um noch besonders erhellend zu sein.
Um meinen Senf zum Thema mit hinzuzufügen:
1) Ich denke ebenfalls, daß Aufklärung einen Prozeß, keinen Zustand meint.
2) Ich habe Probleme mit der Definition, daß e es sich um einen Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit handele. Schuld setzt für mich eine Absichtlichkeit voraus - aber wer ist schon absichtlich unmündig? Da kommt dann der Determinist in mir zum Vorschein, der erstmal davon ausgeht, daß alle Menschen so sind, wie sie zwangsläufig sein müssen. Der Unmündige ist dementsprechend unmündig, weil er nun mal in dieser Welt existiert, in welcher er unmündig ist... Die Frage, die sich mir stellt - und die ich momentan nicht beantworten kann - lautet: woher kommt die Initialzündung für einen Menschen, sich aus dieser Unmündigkeit herauszumanövrieren? Da bedarf es doch eines Impulses von außen, oder?
An der Stelle halte ich dann das Konzept der kognitiven Dissonanz für hilfreich zum Verständnis: Zur Änderung meines Denkens bedarf es einer Art Leidensdrucks: die Aufklärung kann bei mir erst starten, wenn mir Äußerungen/Gedanken, die ich früher hatte, auf irgendeine Weise peinlich werden. Da gehe ich mit dem Wiki-Artikel zur k.D. konform, wo es heißt:
Zitat: | In der Alltagssprache werden solche Momente als peinliche Momente bezeichnet. |
Deswegen halte ich Karikaturen oder Satiren, sowie sarkastische Witze im allgemeinen, für geeignet, aufklärerische Entwicklungen anzustoßen. (Schon immer war ich z.B. der Meinung, daß gegen Neonazis am besten Witze über Neonazis helfen...)
3) Den Prozeß-Aspekt der Aufklärung sehe ich nicht nur beim einzelnen Individuum, sondern auch bei der Gruppe: Aufklärung ist kritischer, strittiger Diskurs. Wenn sich alle einig sind, gibt's keine Aufklärung.
_________________ Still confused - but on a higher level.
Mein Zeugs auf deviantart
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1724021) Verfasst am: 01.02.2012, 22:29 Titel: |
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Chinasky hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | In meinem Verständnis bedeutet Aufgeklärtheit, die Konsequenzen der eigenen Ansichten zu erkennen und anzunehmen und sie nicht zu leugnen, wenn sie einem nicht passen.
Die kognitive Dissonanz kleinzuhalten, sozusagen. Wenn zum Beispiel (...) |
"Kognitive Dissonanz" ist ja mittlerweile auch zum Kampf- und daher wertlosen Begriff geraten. |
Hier wird der Begriff k.D. aber nicht als rhethorischer Kampfbegriff eingesetzt, sondern passend und in meinen Augen sachlich. Das gewählte Beispiel des Casting-Show-Guckers ist übrigens dann schon fast zuuuu weltanschaulich neutral, um noch besonders erhellend zu sein. |
Hm, das ist ja genau der Punkt den ich kritisiere, wenn kognitive Dissonanz in weltanschaulichen Auseinandersetzungen wie ein Mangel dem gegnerischen Standpunkt untergeschoben wird.
Das ist vielleicht eine gesonderte Diskussion wert, aber ich finde die Erklärung im Wiki-Artikel eher unbefriedigend. Und eigentlich würde ich (mit dem Vorbehalt, daß ich mich nicht besonders damit beschäftigt habe) sagen, daß ein moderener Mensch kaum je, ohne Verzicht auf grundlegende Eigenschaften die wir ihm zuordnen, ohne sie existieren kann. Hast Du zufällig schonmal Freuds "Unbehagen in der Kultur" gelesen?
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
Um meinen Senf zum Thema mit hinzuzufügen:
1) Ich denke ebenfalls, daß Aufklärung einen Prozeß, keinen Zustand meint.
2) Ich habe Probleme mit der Definition, daß e es sich um einen Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit handele. Schuld setzt für mich eine Absichtlichkeit voraus - aber wer ist schon absichtlich unmündig? Da kommt dann der Determinist in mir zum Vorschein, der erstmal davon ausgeht, daß alle Menschen so sind, wie sie zwangsläufig sein müssen. Der Unmündige ist dementsprechend unmündig, weil er nun mal in dieser Welt existiert, in welcher er unmündig ist... |
Wenn man Kants Aufsatz liest, dann bekommt man eher den Eindruck, daß es ihm darauf ankommt, die Mühe, die Aufklärung bedeutet, herauszukehren. Es ist bequemer im Schlummer zu verharren, als sich der Anstrengung zu unterziehen, den eigenen Geist zu bilden.
Zitat: | Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt der für mich die Diät beurtheilt, u. s. w. so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nöthig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. |
http://de.wikisource.org/wiki/Beantwortung_der_Frage:_Was_ist_Aufkl%C3%A4rung%3F
Deswegen geht die deterministische Kritik hier meines Erachtens an der Sache vorbei, sofern sie ihren Blick in die determinierende Vergangenheit richtet: Es ist die Zukunft, die gestaltet werden will.
Chinasky hat folgendes geschrieben: | Die Frage, die sich mir stellt - und die ich momentan nicht beantworten kann - lautet: woher kommt die Initialzündung für einen Menschen, sich aus dieser Unmündigkeit herauszumanövrieren? Da bedarf es doch eines Impulses von außen, oder? |
Ob man da so pauschal den inneren vom äußeren Impuls unterscheiden kann, bezweifle ich. Es muss sicher eine gesellschaftliche Situation da sein, die die Entdeckung der menschlichen Fähigkeit zur Mündigkeit zulässt und fördert. Wie der innere Impuls aussehen mag ist individuell vermutlich höchst unterschiedlich.
Chinasky hat folgendes geschrieben: | An der Stelle halte ich dann das Konzept der kognitiven Dissonanz für hilfreich zum Verständnis: Zur Änderung meines Denkens bedarf es einer Art Leidensdrucks: die Aufklärung kann bei mir erst starten, wenn mir Äußerungen/Gedanken, die ich früher hatte, auf irgendeine Weise peinlich werden. Da gehe ich mit dem Wiki-Artikel zur k.D. konform, wo es heißt:
Zitat: | In der Alltagssprache werden solche Momente als peinliche Momente bezeichnet. |
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An dieser Stelle kann ich dem Wiki-Artikel leider nicht folgen. Peinlichkeit und peinliche Momente stehen in erster Linie nicht für Situationen, die einem der Rationalität geschuldeten Prozess unterliegen. Kann natürlich auch sein. Aber peinlich sind Momente mit hohem emotionalen Gehalt. Ausserdem, es ist doch eine Lust die Fähigkeiten des Geistes an sich zu entdecken.
Chinasky hat folgendes geschrieben: | Deswegen halte ich Karikaturen oder Satiren, sowie sarkastische Witze im allgemeinen, für geeignet, aufklärerische Entwicklungen anzustoßen. (Schon immer war ich z.B. der Meinung, daß gegen Neonazis am besten Witze über Neonazis helfen...) |
Auf jeden Fall. Das sehe ich auch so. Satire war schon in den Anfängen der Aufklärung ein verbreitetes Mittel der Aufklärung.
Chinasky hat folgendes geschrieben: | 3) Den Prozeß-Aspekt der Aufklärung sehe ich nicht nur beim einzelnen Individuum, sondern auch bei der Gruppe: Aufklärung ist kritischer, strittiger Diskurs. Wenn sich alle einig sind, gibt's keine Aufklärung. |
Ja. Und darüber hinaus, wenn Aufklärung sich als ein Status quo versteht, den es zu verteidigen gilt, dann wendet sie sich gegen sich selbst.
Edit: Diverse peinliche Fehler korrigiert. Die anderen sind mir nicht peinlich, oder sie sind mir nicht aufgefallen.
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1724040) Verfasst am: 01.02.2012, 23:46 Titel: |
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Chinasky hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Tom der Dino hat folgendes geschrieben: | In meinem Verständnis bedeutet Aufgeklärtheit, die Konsequenzen der eigenen Ansichten zu erkennen und anzunehmen und sie nicht zu leugnen, wenn sie einem nicht passen.
Die kognitive Dissonanz kleinzuhalten, sozusagen. Wenn zum Beispiel (...) |
"Kognitive Dissonanz" ist ja mittlerweile auch zum Kampf- und daher wertlosen Begriff geraten. |
Hier wird der Begriff k.D. aber nicht als rhethorischer Kampfbegriff eingesetzt, sondern passend und in meinen Augen sachlich. Das gewählte Beispiel des Casting-Show-Guckers ist übrigens dann schon fast zuuuu weltanschaulich neutral, um noch besonders erhellend zu sein. | Damit wollte ich auf den Gegensatz zwischen Denken und Handeln hinaus. Da brauchts nichts weltanschauliches.
Zitat: |
Um meinen Senf zum Thema mit hinzuzufügen:
1) Ich denke ebenfalls, daß Aufklärung einen Prozeß, keinen Zustand meint.
2) Ich habe Probleme mit der Definition, daß e es sich um einen Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit handele. Schuld setzt für mich eine Absichtlichkeit voraus - aber wer ist schon absichtlich unmündig? Da kommt dann der Determinist in mir zum Vorschein, der erstmal davon ausgeht, daß alle Menschen so sind, wie sie zwangsläufig sein müssen. Der Unmündige ist dementsprechend unmündig, weil er nun mal in dieser Welt existiert, in welcher er unmündig ist... Die Frage, die sich mir stellt - und die ich momentan nicht beantworten kann - lautet: woher kommt die Initialzündung für einen Menschen, sich aus dieser Unmündigkeit herauszumanövrieren? Da bedarf es doch eines Impulses von außen, oder? |
Diese Initialzündung wäre das erste Mal, wenn der Fehler begangen wird.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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