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Sind Algorithmen ein Kennzeichen der belebten Natur?
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Steffen Rehm
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Anmeldungsdatum: 10.07.2011
Beiträge: 160
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Beitrag(#1758022) Verfasst am: 08.06.2012, 17:09    Titel: Sind Algorithmen ein Kennzeichen der belebten Natur? Antworten mit Zitat

Sind Algorithmen ein Kennzeichen der belebten Natur?

Wenn man den Begriff „Algorithmus“ googelt, z. B. bei Wikipedia nachliest, dann erscheint seine Bedeutung auf mathematische, informationstheoretische Vorgänge beschränkt.
Mir kommt das zu einseitig vor, ich bin für eine allgemeinere Auslegung.
Sicher, der Name kommt von dem persischen Mathematiker al Chowaritzni, der ein Buch über das schriftliche Multiplizieren schrieb, wie es heute noch an den Schulen gelernt wird.
Wenn man den Begriff aber mit „ exakte Herstellungsvorschrift“ verdeutscht, dann kann man auch ein Kochrezept oder die Anleitung zum Bau eines Stuhles als Algorithmus begreifen, in dem jeder Schritt der Herstellung exakt festgelegt ist.
Auch die DNS der Gene bilden eine präzise Herstellungsvorschrift, und die Spinnen bauen ihre Netze mit mathematischer Präzision, also algorithmisch.
Meine Frage ist: Wo ist der Platz in unserem Weltbild, in dem die Algorithmen allgemein verankert sind.
In der Physik wird die Welt auf die Grundkräfte und die quantenmechanisch-statistisch beschreibbaren Wellenfunktionen reduziert. In diesem Weltbild hat der Begriff „Algorithmus“ keinen Platz, solange es auf „Objektivität“ beschränkt bleibt. Erst die Einbeziehung von Subjekten lässt Experimente und sprachliche bzw. mathematische Beschreibungen zu, und somit erscheinen mir die Algorithmen als Phänomene, die nur in der belebten Natur existieren. Eine besondere Bedeutung für die Entstehung des Lebens haben die zyklischen, selbstreferentiellen Algorithmen, z. B. die Zellteilung.
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Epikur63
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Anmeldungsdatum: 05.06.2012
Beiträge: 16

Beitrag(#1758047) Verfasst am: 08.06.2012, 19:12    Titel: Re: Sind Algorithmen ein Kennzeichen der belebten Natur? Antworten mit Zitat

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Sind Algorithmen ein Kennzeichen der belebten Natur?
... Eine besondere Bedeutung für die Entstehung des Lebens haben die zyklischen, selbstreferentiellen Algorithmen, z. B. die Zellteilung.


Hmm, ich gehe mal ganz naiv an Dein Thema heran: Leben bedeutet unter anderem auch Fortpflanzung, also die Anfertigung von ähnlichen Kopien. Solches Leben setzt sich langfristig durch, welches viele Kopien erschafft, die auf die jeweilige Umgebung gut angepasst sind.

Um dies zu erreichen muss eine Konstruktionsvorschrift in einer Struktur vorhanden sein, so wie sie bei einfachsten Zellen bereits vorliegt, die sich durch Teilung vermehren. Die Anpassung erledigen dann Selektionsmechanismen und damit diese greifen können, sollte die Kopie nicht perfekt sein, sondern Variationen zulassen (Epigenetik lasse ich mal beiseite). Man kann also durchaus auch noch Zufallselemente einbauen, siehe

http://de.wikipedia.org/wiki/Evolution%C3%A4rer_Algorithmus
http://de.wikipedia.org/wiki/Randomisierter_Algorithmus

Eine solche Konstruktionsvorschrift könnte man Algorithmus nennen, wenn man den Begriff sehr weit fast im Sinne von "Handlungssequenzbeschreibung zur Erreichung eines Ziels" (Mathematiker und Informatiker sehen das etwas formaler; Stichwort Turingmaschine).

Wenn es nicht nur um Fortpflanzung geht, sondern um Verhalten lebender Organismen allgemein, so kommen natürlich komplexere Reiz-Reaktionsmuster ins Spiel: Die von Dir genannte Spinne muß sich z.B. anpassen an die jeweils vorhandenen Aufhängepunkte für ihr Netz, also einen flexiblen Algorithmus verwenden.

Auch Lernverhalten kann durch Algorithmen abgeändert werden: Diese Lernalgorithmen verändern dann andere im Organismus hinterlegte Algorithmen, z.B. um Futtersuchverhalten zu verbessern (im habe z.B. meine Doktorarbeit über künstliche neuronale Netze geschrieben, die Aufgaben lösen können wie Wege durch Labyrinthe zu lernen etc.).

Ich frage mich aber, während ich das schreibe, was denn ein Kandidat für nicht algorithmisches Verhalten von Lebewesen sein könnte, wenn man den Begriff so weit fast.
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Lebenseinstellung: "Ich könnte mich irren, Du könntest Recht haben und gemeinsam kommen wir der Wahrheit vielleicht auf die Spur." (Karl Popper)
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moritura
pan narrans



Anmeldungsdatum: 01.12.2003
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Beitrag(#1758080) Verfasst am: 08.06.2012, 20:05    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe nicht ganz, was du mit Erweiterung des Begriffs Algorithmus meinst. Ein Algorithmus ist die Beschreibung eines Ablaufs, sowie eine Formel die Beschreibung eines Zusammenhangs ist. D.h. Algorithmus und Formel sind in ihrem jeweiligen Kontext Synonyme für Beschreibung.

In wie fern ist das Wort Beschreibung ein Kennzeichen für eine belebte Natur (Außer natürlich, das es ein belebtes Wesen gibt, dass dieses Wort verwendet und/oder die Beschreibung erstellt. Lachen) Auch wenn in der belebten Natur Abläufe stattfinden, die beschreibbar sind, ist dies kein Kennzeichen für die belebte Natur. Auch unbelebte Natur unterliegt Abläufen, die mit Algorithmen beschreibbar sind.

Die Formel zur Berechnung der Kreisbahn der Sonne ist noch nicht der Algorithmus, nach dem sie sich bewegt. Dennoch ist ein Beschreibung dieser Bewegung möglich.Ein völlig grottiger Algorithmus in einer frei von mir imaginierten "Sprache" könnte z.Bsp. so aussehen:

Code:
for (i=-~;i=+~;i++) Bewegung(Abstand(i)) in Kreisbahn


In Computerspielen, die die Sonne mitsamt ihrer Bewegung darstellen, wird ein entsprechender Algorithmus verwendet.

dennoch ist die Sonne kein Lebewesen
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step
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Beitrag(#1758084) Verfasst am: 08.06.2012, 20:11    Titel: Antworten mit Zitat

Jeder erkannte naturgesetzliche Zusammenhang kann durch einen Algorithmus modelliert werden bzw. stellt bereits einen solchen dar, da ein Zusammenhang immer auch als eine Berechnungsvorschrift für eine Simulation angesehen werden kann.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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moritura
pan narrans



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Beitrag(#1758132) Verfasst am: 09.06.2012, 08:53    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Jeder erkannte naturgesetzliche Zusammenhang kann durch einen Algorithmus modelliert werden bzw. stellt bereits einen solchen dar, da ein Zusammenhang immer auch als eine Berechnungsvorschrift für eine Simulation angesehen werden kann.


Nicht ganz:
Der Unterschied ist:
Der Zusammenhang (Formel) ist die Grundlage der Berechnung.
Der Algorithmus ist der Weg der Berechnung.

Bsp.
In einem Volk das Tauschhandel betreibt gilt:
Code:
(Formel)
2 Äpfel = 3 Birnen

Im Falle das jemand 2 Äpfel hat und 3 Birnen will:
Code:
(Algorithmus)
Äpfel2Birnen(2 Äpfel)
       erhalte 3 Birnen

Jemand hat 3 Birnen und will 2 Äpfel
Code:
(Algorithmus)
Birnen2Äpfel(3 Birnen)
      erhalte 2 Äpfel

Jemand hat mehr als 2 Äpfel und will dafür die korrekte Anzahl Birnen
Code:
(Algorithmus)
while (ZahlÄpfel >= 2)
      erhalte Äpfel2Birnen(2 Äpfel)
      ZahlÄpfel = ZahlÄpfel - 2

Der Algorithmus, wie mit einer ungeraden Zahl von Äpfeln umgegangen werden soll, fehlt hier zum Beispiel.

Das gilt genauso für andere Formeln.
Der Flächeninhalt X eines Quadrates mit der Kantenlänge a ist bekanntermaßen: X=a²
Das beschreibt den Zusammenhang zwischen den Kantenlängen des Quadrates und dem Flächeninhalt. Daher kann man die Formel auch umdrehen, es ist das gleiche.
2 Algorithmen mit den gleichen Schritten, aber der umgekehrten Reihenfolge führen hingegen nicht zum selben Ergebnis. Daher ist es im obigen Beispiel mit dem Äpfel-Birnen Vergleich für die Formel gleichgültig, ob ich erst die Äpfel und dann die Birnen angebe. Für die Berechnung, was ich bei dem Tauschgeschäft erhalte, aber nicht. Da benötige ich 2 Algorithmen.

Ein Computer kann mit Formeln nichts anfangen. Er benötigt Algorithmen.
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moritura
pan narrans



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Beitrag(#1758135) Verfasst am: 09.06.2012, 09:30    Titel: Antworten mit Zitat

Noch mal zum Anfangsposting:

Natürlich ist ein Kochrezept ein Algorithmus.
Die Beschreibung, wie eine Spinne ein Netz aufbaut, ist ein Algorithmus.

Das konkrete Handeln der Spinne aber nicht. Ein Algorithmus ist eine Beschreibung.

Zur Erklärung was ich damit meine:
Das Wort Stuhl bezeichnet einen Gegenstand und kann als grobe Beschreibung des Gegenstands gesehen werden. Allerdings sieht es sehr seltsam aus, wenn ich mich auf ein Wort Stuhl setze. Ein konkreter Stuhl wäre vermutlich bequemer.

Beschreibungen vereinfachen zwangsläufig die Realität. In meinem Beispiel sage ich Stuhl, als stark vereinfachte Beschreibung. Das Wort Stuhl ist aber ein Sammelbegriff für sehr verschiedene Dinge. Gemeinsam haben sie vorallem, dass sie ermöglichen höher als die direkte Umgebung zu sitzen und dass sie Beine haben. Will ich mehr an die Realität heranzoomen, muss ich mehr Worte verwenden, um einen Stuhl zu beschreiben. Den Stuhl konkrektisieren. Damit auch die Anzahl der Gegenstände, die meiner Beschreibung entsprechen, verringern.

Das Hilfreiche an Formeln oder Algorithmen ist, dass sie den für den konkreten Zweck der Beschreibung erforderlichen Abstand zur Realität behalten um eine genügend große Menge von Zuständen bzw. Vorgängen beschreiben zu können.

Wird die Beschreibung zu nahe an der Realität gewählt, grenzt sie ihre Anwendung soweit ein, dass sie als Handlungsanweisung für zukünftige Handlungen, bzw. für Schlüsse auf noch nicht realisierte Zusammenhänge nicht mehr taugen. Wird sie zu weit weg gewählt, ist sie nicht mehr anwendbar.

D.h. speziell bei Formeln ist die Extraktion von konkreten Subjekten (oder vielmehr konkreten Objekten) der Schlüssel zum Erfolg. Dies ermöglicht, die Formel auf möglichst verschiedene Objekte anzuwenden.

Auch Algorithmen gewinnen durch die Extraktion möglichst vieler Objekte.
Schreibe ich die Algorithmen meines Äpfel-Birnen-Handels so um, dass es egal ist, ob es sich um Äpfel und Birnen oder Kühe und Schweine handelt, und dass auch noch das exakte Verhältnis frei wählbar ist, so kann ich die Algorithmen ganz allgemein für Tauschhandel einsetzen.
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step
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Beitrag(#1758143) Verfasst am: 09.06.2012, 10:26    Titel: Antworten mit Zitat

@moritura: So ganz verstehe ich Deinen Einwand nicht. Meine Behauptung war ja, daß jeder modellhaft beschriebene (formale) Zusammenhang als Berechnungsvorschrift für eine Simulation angesehen werden kann. Ich sehe bei Dir jetzt folgende Einwände:

1. Man könne zu einem allgemeinen formalen Zusammenhang mehrere spezifische Alogrithmen angeben.

Das scheint mir zwar korrekt, ist aber kein Einwand gegen meine Behauptung oben, denn ich kann auch einen allgemeinen Algo angeben. In Deinem Äpfelbeispiel etwa:

Code:
obstumrechner(n, Typ)
       return (Typ==Apfel ? n*3/2 Birnen; n*2/3 Äpfel)

oder
Code:
obstwert(n, Typ)
       return (Typ==Apfel ? n Äpfel; n*2/3 Äpfel)

In Deinem nachfolgenden Posting deutest Du selbst ja etwas in der Richtung an.

2. Ein Algorithmus sei eine Beschreibung und abstrahiere und vereinfache die Realität.

Auch hier stimme ich zu, allerdings findet die Vereinfachung sowie auch die Abstraktion bereits beim Finden / Formalisieren des modellhaften Zusammenhangs statt, den ich ja bereits voraussetzte.

Daher würde ich, wenn überhaupt, den kritischen Punkt eher an der Stelle sehen, wo die "Semantisierung" hereinkommt. Also wo ich sagen muß, wie mein Modell mit der Realität zusammenhängt. Etwa bei E=m*c²: Was ist m, was ist E?
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Steffen Rehm
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Beitrag(#1758176) Verfasst am: 09.06.2012, 13:07    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, bisher finde ich meine Meinung bestätigt, das es Algorithmen nur in der belebten Natur geben kann, denn: das Finden, Erkennen, Verstehen, Ausführen und Beschreiben von Geschehnissen mit „naturgesetzlichen“ Modellen, mit Worten, Zahlen und Symbolen kann ja nicht von toter Materie geleistet werden, solche Vereinfachungen in Herstellungsvorschriften gehören offensichtlich zum Leben.
Ein köstlicher Algorithmus ist dieser:
Trenne das Eigelb von 6 Eiern vom Eiweiss, verrühre 200g Zucker mit dem Eigelb, knete 250g gemahlene Haselnüsse hinein, schlage das Eiweiss zu Eischnee und rühre es in die Masse, gib alles in eine Kuchenform und stelle es 45 Min. in den Ofen bei 175 Grad.
Guten Appetit
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pera
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Beitrag(#1758177) Verfasst am: 09.06.2012, 13:13    Titel: Antworten mit Zitat

@ Steffen Rehm
Du hattest geschrieben: ...und somit erscheinen mir die Algorithmen als Phänomene, die nur in der belebten Natur existieren.
Das ja nun nicht. Du hattest ja selbst am Anfang deines Postings festgestellt:
Wenn man den Begriff „Algorithmus“ googelt, z. B. bei Wikipedia nachliest, dann erscheint seine Bedeutung auf mathematische, informationstheoretische Vorgänge beschränkt.

Das ist es nun aber auch nicht. Es ist die Zerlegung eines komplexen Problems, einer umfangreichen Aufgabe in viele, leicht nachzuvollziehende Einzelschritte. Ob in der belebten oder unbelebten Welt. (Es sei denn du meinst, dass Algorithmen nur von belebten Wesen erdacht, ausgeführt werden können und nicht worauf sie sich beziehen.)

@Step
1. Man könne zu einem allgemeinen formalen Zusammenhang mehrere spezifische Algorithmen angeben.
Ja, sie unterscheiden sich z.B. in der Geschwindigkeit, aber für eine gegebene Fragestellung lassen sich jede Menge Algorithmen angeben. (z.B. Sortieren)
2. Ein Algorithmus sei eine Beschreibung und abstrahiere und vereinfache die Realität.
Nein, das sehe ich nicht, jedenfalls nicht allgemein. (Wenn ich eine Liste unsortierter Namen habe, die alphabetisch angeordnet werden sollen, dann tut mein Algorithmus genau das. Ohne Abstraktion und ohne Vereinfachung.)

Und Formeln und Algorithmen. Na ja, kann man vielleicht so sehen, eine Formel als kürzeste Beschreibung eines Algorithmus, doch dann musst du ja schon wissen, was du mit der Formel anfängst. Die Zergliederung einer Aufgabe in kleine Teile ist dann nicht mehr zu sehen.
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step
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Beitrag(#1758195) Verfasst am: 09.06.2012, 14:21    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Danke, bisher finde ich meine Meinung bestätigt, das es Algorithmen nur in der belebten Natur geben kann, denn: das Finden, Erkennen, Verstehen, Ausführen und Beschreiben von Geschehnissen mit „naturgesetzlichen“ Modellen, mit Worten, Zahlen und Symbolen kann ja nicht von toter Materie geleistet werden, solche Vereinfachungen in Herstellungsvorschriften gehören offensichtlich zum Leben.

Wenn man Algorithmus als eine Art Paßform versteht, die eine bestimmte Herstellung erzwingt, kann man doch auch z.B. die Gravitation als Herstellungsvorschrift für die Planentenbahn ansehen. Oder ist es wesentlich, daß eine Herstellungsvorschrift in irgendwie kodierter Form vorliegt?
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step
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Beiträge: 22782
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Beitrag(#1758198) Verfasst am: 09.06.2012, 14:31    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Wenn ich eine Liste unsortierter Namen habe, die alphabetisch angeordnet werden sollen, dann tut mein Algorithmus genau das. Ohne Abstraktion und ohne Vereinfachung.

Ja, weil die Liste der Namen bereits formalisiert vorliegt. Es ging bei morituras Einwand aber darum, daß zwischen Natur und beschreibendem Algorithmus ein Abstraktionsvorgang stattfindet. Meiner Ansicht nach ist das tatsächlich so, allerdings schon beim Vorgang des Beschreibens (bei der Modellbildung), also wenn wir Objektklassen Begriffe zuweisen wie etwa "Masse" oder "Zeit", und nicht erst beim Implementieren des Algorithmus. Im Gegenteil, die Implementation geht, wenn man so will, meistens wieder einen Schritt zurück, da sie meistens maschinenlesbar sein soll.

pera hat folgendes geschrieben:
Und Formeln und Algorithmen. Na ja, kann man vielleicht so sehen, eine Formel als kürzeste Beschreibung eines Algorithmus, doch dann musst du ja schon wissen, was du mit der Formel anfängst. Die Zergliederung einer Aufgabe in kleine Teile ist dann nicht mehr zu sehen.

Ja, es kommt auch drauf an, welche Ebene der Berechnung ich als Agorithmus bezeichne. Ich kann z.B. F=m*a bereits als Algorithmus ansehen (unabhängig von seiner Implementation), oder ich kann mich dafür interessieren, wie man in der Numerik differenziert / integriert.
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#1758221) Verfasst am: 09.06.2012, 15:10    Titel: Re: Sind Algorithmen ein Kennzeichen der belebten Natur? Antworten mit Zitat

Hi Steffen Rehm!

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:

Sind Algorithmen ein Kennzeichen der belebten Natur?

Wenn man den Begriff „Algorithmus“ googelt, z. B. bei Wikipedia nachliest, dann erscheint seine Bedeutung auf mathematische, informationstheoretische Vorgänge beschränkt.
Mir kommt das zu einseitig vor, ich bin für eine allgemeinere Auslegung.
Sicher, der Name kommt von dem persischen Mathematiker al Chowaritzni, der ein Buch über das schriftliche Multiplizieren schrieb, wie es heute noch an den Schulen gelernt wird.
Wenn man den Begriff aber mit „ exakte Herstellungsvorschrift“ verdeutscht, dann kann man auch ein Kochrezept oder die Anleitung zum Bau eines Stuhles als Algorithmus begreifen, in dem jeder Schritt der Herstellung exakt festgelegt ist.
Auch die DNS der Gene bilden eine präzise Herstellungsvorschrift, und die Spinnen bauen ihre Netze mit mathematischer Präzision, also algorithmisch.
Meine Frage ist: Wo ist der Platz in unserem Weltbild, in dem die Algorithmen allgemein verankert sind.
In der Physik wird die Welt auf die Grundkräfte und die quantenmechanisch-statistisch beschreibbaren Wellenfunktionen reduziert. In diesem Weltbild hat der Begriff „Algorithmus“ keinen Platz, solange es auf „Objektivität“ beschränkt bleibt. Erst die Einbeziehung von Subjekten lässt Experimente und sprachliche bzw. mathematische Beschreibungen zu, und somit erscheinen mir die Algorithmen als Phänomene, die nur in der belebten Natur existieren. Eine besondere Bedeutung für die Entstehung des Lebens haben die zyklischen, selbstreferentiellen Algorithmen, z. B. die Zellteilung.


Algorithmen sind eine Form der Beschreibung, nämlich eine, die im Gegensatz zur formalen Darstellung den dynamischen Aspekt berücksichtigt. Der Übergang der Perspektiven ist allerdings stufenlos. So ist die Bildungsregel, die die Menge der natürlichen Zahlen ergibt, letztlich ebenso ein Algorithmus wie die formelmäßige Rechenvorschrift einer Funktion wie f(x) = x , bei der auf der linken Seite hineingesteckt wird, was auf der rechten dann herauskommt. Üblicherweise ist die Informatik naheliegenderweise anwendungsorientiert - deshalb ist es ungewohnt, hier den Beobachterstandpunkt zu hinterfragen. Deine "Einbeziehung von Subjekten" ist es, die Dich dazu verleitet, Algorithmen als ein Kennzeichen der belebten Natur zu sehen; eine anthropozentrische Voreingenommenheit also.





Cheers,

Lamarck
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1758227) Verfasst am: 09.06.2012, 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Danke, bisher finde ich meine Meinung bestätigt, das es Algorithmen nur in der belebten Natur geben kann, denn: das Finden, Erkennen, Verstehen, Ausführen und Beschreiben von Geschehnissen mit „naturgesetzlichen“ Modellen, mit Worten, Zahlen und Symbolen kann ja nicht von toter Materie geleistet werden, solche Vereinfachungen in Herstellungsvorschriften gehören offensichtlich zum Leben.

Wenn man Algorithmus als eine Art Paßform versteht, die eine bestimmte Herstellung erzwingt, kann man doch auch z.B. die Gravitation als Herstellungsvorschrift für die Planentenbahn ansehen. Oder ist es wesentlich, daß eine Herstellungsvorschrift in irgendwie kodierter Form vorliegt?


Ja, das ist die Frage. Ist das Zusammentreffen bestimmter Kräfte und Umstände bereits ein Algorithmus weil irgendein Geschehen dadurch immer zum gleichen Resultat führt? (Wie deine Planetenbahnen oder evtl. Kristallisation) Oder muß die Beschreibung explizit vorhanden sein?

Bei dem Abstraktionsvorgang stimme ich dir auch zu. Der Algorithmus arbeitet auf der Grundlage des Modells und nicht mit dem, was durch das Modell beschrieben wird.
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Silberling
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Beitrag(#1759461) Verfasst am: 13.06.2012, 08:48    Titel: Antworten mit Zitat

Die Natur wimmelt ja nur so von Goldenen Schnitten, Phis und Fibonacci-Zahlen:

http://www.gold-dna.de/updatemai.html#up216

So gesehen braucht es keinen Algorithmus sondern einzig das Verhältnis von Symmetrie und Asymmetrie, die sich proportional so annähern, dass der Goldene Schnitt möglichst nahe bei Phi liegt ... der Rest ist Geschichte, in Form der Bildergeschichte der Realität Smilie

Und auch der folgende Link gibt einen Einblick in die Harmonie von Sprachen und ihrem Bezug zu den Fibonacci-Zahlen:

http://home.arcor.de/richardon/richy2001/mathe/chaos/analytic/zipf/zipf.htm

''Der Versuch deutet darauf hin, dass die Fibonacci Zahlen einen semantischen Inhalt tragen.''

Gruß Silberling
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Epikur63
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Beitrag(#1759473) Verfasst am: 13.06.2012, 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

Silberling hat folgendes geschrieben:
Die Natur wimmelt ja nur so von Goldenen Schnitten, Phis und Fibonacci-Zahlen


Da gibt es ein sehr schönes Video zu: "Nature by numbers" von einem spanischen Video-Künstler (Cristóbal Vila)

http://www.youtube.com/watch?v=kkGeOWYOFoA
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Silberling
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Beitrag(#1759476) Verfasst am: 13.06.2012, 11:26    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank Epikur63. Das Video werde ich mir ansehen. Dein Blog scheint auch sehr lesenswert, auch da werde ich öfter vorbeigucken ... und auch das Zitat am Ende Deines Beitrags passt.

Vielen Dank dafür

Gruß Silberling
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Epikur63
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Beiträge: 16

Beitrag(#1759511) Verfasst am: 13.06.2012, 13:15    Titel: Antworten mit Zitat

Silberling hat folgendes geschrieben:
Vielen Dank Epikur63. Das Video werde ich mir ansehen. Dein Blog scheint auch sehr lesenswert, auch da werde ich öfter vorbeigucken ... und auch das Zitat am Ende Deines Beitrags passt.

Vielen Dank dafür

Gruß Silberling


Der Video-Macher von "Nature by numbres" hat auf seiner Webseite zu dem Video Einiges an Hintergrundinformationen hinterlegt, unter anderen eine Beschreibung der Mathematik dahinter. Alles optisch sehr schön und unterhaltsam aufbereitet. Hier der Link:

http://www.etereaestudios.com/docs_html/nbyn_htm/intro.htm

Unter "About" findet sich die Mathematik. Die ist auch für Nicht-Mathematiker leicht fassbar und grafisch gut illustriert.

Bei dem Thema "Natur und Algorithmen" taucht natürlich auch noch gerne das Thema Fraktale auf. Es gibt dazu einen schönen TED-Vortrag des geistigen Vaters der Fraktale (Benoit Mandelbrot). Der wurde im Februar 2010 aufgezeichnet, also rund acht Monate bevor er starb. Könnte sein letzter großer öffentlicher Auftritt gewesen sein. Beeindruckende Persönlichkeit und "Non-Konformist":
http://www.ted.com/talks/benoit_mandelbrot_fractals_the_art_of_roughness.html

Seltener wird das Thema Lindenmayer-System erwähnt, deshalb ein Link dazu unter dem sich auch schöne Illustrationen des Prinzip dieses Algorithmus finden.
http://en.wikipedia.org/wiki/L-system

Ein Spekulation bei diesen Algorithmen ist, dass Baupläne von z.B. Pflanzen nicht genetisch kodiert werden als Beschreibung der Pflanze, sondern als ein einfacher Algorithmus, bei dem simple Variationen eine große Formenvielfalt erzeugen können.
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Steffen Rehm
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Anmeldungsdatum: 10.07.2011
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Beitrag(#1759557) Verfasst am: 13.06.2012, 14:33    Titel: Antworten mit Zitat

@ Silberling und Epikur, ich dachte schon, dass wenig Interesse an dem Thema besteht, aber Ihr habt meinen gedanklichen Hintergrund prima weiter geführt. Fibonacci-Zahlen in den Algorithmen der belebten Natur und die Algorithmen von Mandelbrot, Lindenmayer usw. sind genau das, was mir vorschwebte.
In den Planetenbahnen, die step nannte, kann ich dagegen nur ein Gleichgewicht von Zentrifugal- und Zentripetalkräften sehen, sie werden nicht „in eindeutig definierten Schritten“, d.h. algorithisch hergestellt.
Sicher kann ein Lebewesen mit unbelebter Materie algorithmisch umgehen, aber noch einmal meine Frage, anders gestellt: Gibt es Algorithmen, die nicht ihren Ursprung in Lebewesen haben?
Z.B. rein mathematische Algorithmen können nur in menschlichen Gehirnen existieren, nur darin gibt es ein Zahlensystem, das uns zur Beschreibung der Welt dienlich ist.
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Silberling
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Anmeldungsdatum: 15.01.2012
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Beitrag(#1759586) Verfasst am: 13.06.2012, 16:29    Titel: Antworten mit Zitat

Passend zum Thema:

http://plus.maths.org/content/self-similar-syncopations-fibonacci-l-systems-limericks-and-ragtime

Gruss Silberling
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Alchemist
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Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1759598) Verfasst am: 13.06.2012, 17:58    Titel: Antworten mit Zitat

Silberling hat folgendes geschrieben:
Die Natur wimmelt ja nur so von Goldenen Schnitten, Phis und Fibonacci-Zahlen:

http://www.gold-dna.de/updatemai.html#up216

So gesehen braucht es keinen Algorithmus sondern einzig das Verhältnis von Symmetrie und Asymmetrie, die sich proportional so annähern, dass der Goldene Schnitt möglichst nahe bei Phi liegt ... der Rest ist Geschichte, in Form der Bildergeschichte der Realität Smilie...


Klar, wenn man die Zahlen ein wenig frisiert und selektiert kann man alles Mögliche in Allem finden Mit den Augen rollen
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Heizölrückstoßabdämpfung
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Anmeldungsdatum: 26.07.2007
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Beitrag(#1759617) Verfasst am: 13.06.2012, 19:23    Titel: Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:
Silberling hat folgendes geschrieben:
Die Natur wimmelt ja nur so von Goldenen Schnitten, Phis und Fibonacci-Zahlen:

http://www.gold-dna.de/updatemai.html#up216

So gesehen braucht es keinen Algorithmus sondern einzig das Verhältnis von Symmetrie und Asymmetrie, die sich proportional so annähern, dass der Goldene Schnitt möglichst nahe bei Phi liegt ... der Rest ist Geschichte, in Form der Bildergeschichte der Realität Smilie...


Klar, wenn man die Zahlen ein wenig frisiert und selektiert kann man alles Mögliche in Allem finden Mit den Augen rollen


Das ist in etwa dasselbe, wie Radosophie.
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„Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, daß er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“ Curt Goetz
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moritura
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Beitrag(#1759633) Verfasst am: 13.06.2012, 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Gibt es Algorithmen, die nicht ihren Ursprung in Lebewesen haben?
Z.B. rein mathematische Algorithmen können nur in menschlichen Gehirnen existieren, nur darin gibt es ein Zahlensystem, das uns zur Beschreibung der Welt dienlich ist.


Ich bin mir nicht sicher was du meinst.

Meinst du, das die Formulierung von Algorithmen nur durch belebte Natur stattfinden kann. Da würde ich weitergehen und behaupten, dass es jenseits der Säugetiere, Vögel und staatenbildender Insekten vermutlich wenig Leben gibt, das ein ausreichendes Bewußtsein hat, um eine Beschreibung seiner Umwelt wie auch immer formulieren zu können.

Oder meist du einen Ablauf, der als Algorithmus beschrieben werden kann. Da muss gerade bei der unbelebten Natur am wenigsten abstrahiert werden. s. die Sache mit der Sonne, oder etwas eindeutiger als Schrittfolge zu erkennen, das Wachstum von Kristallen.
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Steffen Rehm
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Anmeldungsdatum: 10.07.2011
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Beitrag(#1759646) Verfasst am: 13.06.2012, 21:46    Titel: Antworten mit Zitat

Bei diesem Begriff „Algorithmus“ bin ich mir auch nicht sicher, was ich damit meinen kann, deshalb stelle ich ihn hier ja zur Diskussion.
Mit der Übersetzung „Beschreibung“ kann ich mich nicht anfreunden, eine schrittweise Herstellungsvorschrift in genau definierten Schritten ist doch etwas anderes.
Beispiel: Die Beschreibung von meinem Nusskuchen (rund, braun, mmm, lecker) ist nicht mit dem Rezept (6 Eier, 200g Zucker, 250g Nüsse, 45 min backen) gleichzusetzen. Allerdings können Algorithmen von Menschen geschrieben werden, z. B. Rezepte oder Computerprogramme, aber es gibt doch wohl auch Herstellungsvorschriften, die nicht mit Schrift sondern durch die Basenfolge der DNS in den Genen schrittweise festgelegt sind (Zellteilung), und die Spinne baut ihr Netz nach einer genauen Handlungsfolge, die Vögel ihre Nester, und die Erzeugung von Nachkommen (Sex) erscheint mir auch bei den meisten Lebewesen nach einer festgelegten Reihenfolge zu erfolgen (bei Menschen kaum).
Ob der Begriff auch für die Vorgänge in der Sonne oder die Kristallbildung sinnvoll ist, da bin ich mir nicht sicher. Für die Planetenbahnen erscheint er mir nicht angebracht, auch nicht für einfache chemische Reaktionen, wenn die nicht wie ein Rezept nach festgelegten Schritten ausgeführt werden.
Übrigens: Eine Formel nach dem Muster a²+b²=c² erscheint mir nicht als Algorithmus, weil die Buchstaben jeden beliebigen Wert haben können. Es müssten schon genau definierte Werte (Zahlen) sein, um mit Hilfe einer Formel algorithmisch ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen.
Beispiel Nusskuchen: Es reicht nicht, Eier, Zucker und Nüsse zu vermengen, es geht nur mit zahlenmäßig festgelegten Mengen und definierter Backzeit
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step
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Beitrag(#1759651) Verfasst am: 13.06.2012, 21:51    Titel: Antworten mit Zitat

Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Für die Planetenbahnen erscheint er mir nicht angebracht, auch nicht für einfache chemische Reaktionen, wenn die nicht wie ein Rezept nach festgelegten Schritten ausgeführt werden.

Wie wird die Planetenbewegung denn ausgeführt? zwinkern
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Steffen Rehm
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Beitrag(#1759674) Verfasst am: 13.06.2012, 22:56    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Steffen Rehm hat folgendes geschrieben:
Für die Planetenbahnen erscheint er mir nicht angebracht, auch nicht für einfache chemische Reaktionen, wenn die nicht wie ein Rezept nach festgelegten Schritten ausgeführt werden.

Wie wird die Planetenbewegung denn ausgeführt? zwinkern


Ganz einfach bleiben nur die Bahnen von Körpern konstant, die sich im Gleichgewicht von Zentrifugal- und Zentripetalkraft befinden. Alle anderen Körper kollabieren im Stern oder entschwinden in die Weiten des Kosmos, es bleiben nur die übrig, bei denen beide Kräfte gleich sind. Man könnte auch von einer GRENZE Auf den Arm nehmen sprechen, in der sich stabile Formen halten.
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Silberling
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Beitrag(#1759721) Verfasst am: 14.06.2012, 09:12    Titel: Antworten mit Zitat

Wir denken bei Algorithmus einfach zu mathematisch, zu menschlich. Reicht es nicht von einer Harmonie zu sprechen, die aus dem proportionalen Verhältnis von Asymmetrie und Symmetrie hervorgeht, wie es der Goldene Schnitt zeigt, bzw. die Goldene Spirale.

Diese Proportionen finden sich auch im menschlichen Genom, was, bedenkt man die Rolle des Menschen im Ganzen, nicht weiter verwundert:

http://www.craigdemo.co.uk/geneticchecksum.htm

''A fundamental conclusion that can be drawn from the relationships that Dr Perez has discovered is that the DNA sequences of all organisms must have emerged, or have been created, as a whole. They have in other words not emerged through random chemical reactions. I believe Dr Perez has here discovered something that simply cannot be accommodated by the previous scientific paradigm that looks upon biological evolution as a whim of nature. This discovery alone has so wide-ranging ramifications for all of biology, and especially molecular biology, that it should prompt researchers either to refute his claims or to widen the framework of their own analysis.

It is through this holism that it becomes clear that Dr Perez’ work is part of a new scientific revolution, one that brings us back to a meaningful view of the universe, which has a source that we may call « intelligent ». Seattle, August 22, 2009,
Carl Johan Calleman, Ph.D.''

Gruß Silberling
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Alchemist
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Beitrag(#1759729) Verfasst am: 14.06.2012, 09:52    Titel: Antworten mit Zitat

Silberling hat folgendes geschrieben:
Wir denken bei Algorithmus einfach zu mathematisch, zu menschlich.


Da wir nunmal Menschen sind halte ich es für schwierig bis nicht möglich "nicht-menschlich" zu denken. Da wir auch noch kein Nichtmenschliches, denkendes Wesen kennen, ist auch bloße Spekulation so etwas überhaupt beschreiben zu wollen.

Silberling hat folgendes geschrieben:

Diese Proportionen finden sich auch im menschlichen Genom, was, bedenkt man die Rolle des Menschen im Ganzen, nicht weiter verwundert:


Dazu Bedarf es erst einmal einer Definition des "Ganzen" und der "Rolle des Menschen" darin.
Und wenn du das dann noch begründen kannst, könnte man vielleicht darüber diskutieren. Bisher kamen wiederum nur vage Behauptungen!

Silberling hat folgendes geschrieben:

http://www.craigdemo.co.uk/geneticchecksum.htm


Auch dieses ist ein Beispiel für forcierte und alles andere als zufällige Mustererkennung. Man probiert so lange aus, bis es einigermaßen passt und verschweigt dann auch ein paar Ungenauigkeiten.
Zum Beispiel:
Warum ausgerechnet die Reihenfolge der Basen TCAG? Warum nicht alphabetisch?
Warum werden bei der Gruppenbildung die T-Reihe mit der A- und C-Reihe verglichen und nicht mit der G-Reihe?
Warum wird das Verhältnis von 1 und 3 mit 1:1 (ich zitiere When the Codon Table is divided into 2 groups each of 32 codons, 32 codons in the dark group are found the same number of times in the human genome as the last 32 codons in the light group. So the ratio is 1 : 1), wenn es in Wirklichkeit 1 : 0,97 ist?

Silberling hat folgendes geschrieben:

''A fundamental conclusion that can be drawn from the relationships that Dr Perez has discovered is that the DNA sequences of all organisms must have emerged, or have been created, as a whole. They have in other words not emerged through random chemical reactions. I believe Dr Perez has here discovered something that simply cannot be accommodated by the previous scientific paradigm that looks upon biological evolution as a whim of nature. This discovery alone has so wide-ranging ramifications for all of biology, and especially molecular biology, that it should prompt researchers either to refute his claims or to widen the framework of their own analysis.


Chemische Reaktionen sind alles andere als random, zufällig. Das ist der typische Kreationisten Strohmann.

Silberling hat folgendes geschrieben:

It is through this holism that it becomes clear that Dr Perez’ work is part of a new scientific revolution, one that brings us back to a meaningful view of the universe, which has a source that we may call « intelligent ». Seattle, August 22, 2009,
Carl Johan Calleman, Ph.D.''

Vielleicht sollte sich der Doktor doch lieber auf sein Fachgebiet beschränken: Toxikologie.
Oder doch lieber seinem anderen Hobby fröhnen:
Maya-Prophezieungen noc
Was macht diesen Mann denn qualifiziert genug, als das seine Meinung zu diesem Thema eine zitierwürdige Bedeutung hätte?
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Landei
Gesinnungspolizist



Anmeldungsdatum: 27.02.2011
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Beitrag(#1759742) Verfasst am: 14.06.2012, 11:39    Titel: Antworten mit Zitat

Die ganze Fragestellung hängt entscheidend von der Definition von "Algorithmus" ab. Braucht man einen Algorithmus, um ein Atomkraftwerk zu bauen? Wer hier "ja" sagt, ist schon in Erklärungsnot: http://de.wikipedia.org/wiki/Kernreaktor#Nat.C3.BCrlicher_Kernreaktor
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Der Islam gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. (Kemal Atatürk)
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Desperadox
Nischenprodukt



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Beitrag(#1759786) Verfasst am: 14.06.2012, 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Heizölrückstoßabdämpfung hat folgendes geschrieben:

Das ist in etwa dasselbe, wie Radosophie.

Genial. zwinkern
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Heizölrückstoßabdämpfung
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Beitrag(#1759837) Verfasst am: 14.06.2012, 20:00    Titel: Antworten mit Zitat

Desperadox hat folgendes geschrieben:
Heizölrückstoßabdämpfung hat folgendes geschrieben:

Das ist in etwa dasselbe, wie Radosophie.

Genial. zwinkern


Jaja, die hölländischen Damenfahrraderfinder müssen echt genial gewesen sein.

Was meinst Du dazu, Silberling?
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