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Journalismussterben
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#1760158) Verfasst am: 16.06.2012, 02:45    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin mir nicht ganz sicher, ist das wieder mal ein Versagen?

Ich habe eine Meldung zu einer Massendurchsuchungsaktion gegen Salafisten gelesen, über die ich - wenn vielleicht gestern noch nicht aus den richtigen Gründen - wieder einmal entgeistert war: Zum Vergleich, wurden ja schon andere Massendurchsuchungsaktionen als "großer Schlag gegen XY" verkauft, und im Endeffekt kam es nicht zu einem einzigen Gerichtsverfahren. Nur hatte die letztere Erkenntnis für die Journalisten auch keinerlei Nachrichtenwert mehr, sie wurde nicht gebracht.

Dort heißt es (Link):
NDR hat folgendes geschrieben:
Polizei sichert Beweise bei Salafisten [...] Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) nannte die Aktionen gegen radikale Islamisten "außerordentlich erfolgreich". Es seien zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden, darunter Handys, Computer und Videokameras.


Mich störte daran, daß es so dargestellt wurde, als sei der Beweis schon erbracht, also die Materialien schon ausgewertet und das Behauptete bereits gerichtsfest belegt. Ich hatte das in meinem ersten Gedanken noch etwas haus- und damit wohl mißverständlich an dem Begriff "Beweismittel" festgemacht - nur, wie schon Wikipedia lehrt, kann ein Beweismittel auch zur Widerlegung einer Behauptung dienen. Ein Beweis ergibt sich allerdings, wenn die Behauptung zweifelsfrei belegt wird. Das ist aber zu dem Zeitpunkt eher unwahrscheinlich. In dem Sinne gebraucht, könnte man nicht jemanden, bei dem sich herausstellt, daß er im Besitz eines Computers ist, als Geldfälscher verurteilen, weil schon einmal jemand Anderer auf die Idee gekommen ist, mit dem Farbdrucker Geld zu fälschen hmm:?!
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1760171) Verfasst am: 16.06.2012, 10:05    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
In dem Sinne gebraucht, könnte man nicht jemanden, bei dem sich herausstellt, daß er im Besitz eines Computers ist, als Geldfälscher verurteilen, weil schon einmal jemand Anderer auf die Idee gekommen ist, mit dem Farbdrucker Geld zu fälschen hmm:?!

Nö.
Critic hat folgendes geschrieben:
....
Dort heißt es (Link):
NDR hat folgendes geschrieben:
Polizei sichert Beweise bei Salafisten [...] Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) nannte die Aktionen gegen radikale Islamisten "außerordentlich erfolgreich". Es seien zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden, darunter Handys, Computer und Videokameras.
...

Zum Einen ist das Fragliche mehr auf Friedrichs Seite als auf der der Zeitung, die ihn zitiert.

Zum Anderen sind das mit Sicherheit Beweismittel bzw. wahrscheinlich auch Beweise, was da sichergestellt wurde, allerdings wurde vermieden, genau zu sagen, was damit bewiesen wird - das entsteht aus dem Zusammenhang nur bei dir im Kopf, da wird eigentlich nichts behauptet. zwinkern

Was man dem NDR hier vorwerfen kann, ist Verlautbarungsjournalismus.

Auf der anderen Seite würde ich mal den größeren Zusammenhang sehen, der auch irgendwo genannt wurde: Die wurden z.T. seit Jahren observiert und es war bereits genug vorhanden, dass das Verbot bereits ausgesprochen werden konnte (Macht man ungern, wenn es juristisch wackelig ist siehe NPD). Geh also davon aus, dass man bei einem Teil der Rechner schon vorher wusste, was drauf war.

fwo
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Vektral Proximus
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Anmeldungsdatum: 09.05.2009
Beiträge: 1339

Beitrag(#1760214) Verfasst am: 16.06.2012, 13:25    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Critic hat folgendes geschrieben:
In dem Sinne gebraucht, könnte man nicht jemanden, bei dem sich herausstellt, daß er im Besitz eines Computers ist, als Geldfälscher verurteilen, weil schon einmal jemand Anderer auf die Idee gekommen ist, mit dem Farbdrucker Geld zu fälschen hmm:?!

Nö.
Critic hat folgendes geschrieben:
....
Dort heißt es (Link):
NDR hat folgendes geschrieben:
Polizei sichert Beweise bei Salafisten [...] Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) nannte die Aktionen gegen radikale Islamisten "außerordentlich erfolgreich". Es seien zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden, darunter Handys, Computer und Videokameras.
...

Zum Einen ist das Fragliche mehr auf Friedrichs Seite als auf der der Zeitung, die ihn zitiert.

Zum Anderen sind das mit Sicherheit Beweismittel bzw. wahrscheinlich auch Beweise, was da sichergestellt wurde, allerdings wurde vermieden, genau zu sagen, was damit bewiesen wird - das entsteht aus dem Zusammenhang nur bei dir im Kopf, da wird eigentlich nichts behauptet. :wink



Beweismittel sind alle beweglichen und unbeweglichen Sachen, die für eine Tat oder die Umstände ihrer Begehung Beweis erbringen können.

(vgl. Meyer-Goßner, § 94, Rdnr. 5)

Siehe § 94 Abs 1 StPO.


Das "können" ist hier im Sinen eines Anfangsverdacht gemeint, d.h. schon zureichenden Anhaltspunkte genügen.
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#1760218) Verfasst am: 16.06.2012, 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

Manchmal - sehr selten, eigentlich immer nur dann, wenn dem dummen Zuhörer, - schauer oder Leser zugetraut wird, sich einmal länger als 20 Sekunden zu konzentrieren, erfährt man dazu Hintergründe, gestern Morgen auf WDR5 z.B. im Interview mit Friedrich. Wenn auch nicht allzu detailliert - schliesslich wird ja auch noch ermittelt, wurde dennoch erklärt, wie die Sache abgelaufen ist, dass es einen Vorlauf gab, dass einiges gefunden wurde, was zu weiteren Durchsuchungen geführt hat und das natürlich auch einiges noch ausgewertet werden muss.
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Murphy
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Anmeldungsdatum: 29.04.2011
Beiträge: 5000

Beitrag(#1760224) Verfasst am: 16.06.2012, 14:14    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Auf der anderen Seite würde ich mal den größeren Zusammenhang sehen, der auch irgendwo genannt wurde: Die wurden z.T. seit Jahren observiert und es war bereits genug vorhanden, dass das Verbot bereits ausgesprochen werden konnte (Macht man ungern, wenn es juristisch wackelig ist siehe NPD). Geh also davon aus, dass man bei einem Teil der Rechner schon vorher wusste, was drauf war.

fwo

Nix für ungut, aber so wie ich die Jungs kenne werden die auf den Rechnern erstmal finden was sie nicht suchen und nicht das was sie glauben zu wissen, dafür aber lange suchen, dass sie was finden was sie zu wissen glauben.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1764497) Verfasst am: 04.07.2012, 15:02    Titel: Antworten mit Zitat

Und wieder ist es mal soweit, daß die Medien sich nicht entblöden, den Unsinn von "Gottesteilchen" zu schreiben.

Manchmal fragt man sich echt, ob Journalisten überhaupt noch irgendwas von dem reflektieren, was sie so verzapfen.
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Tom der Dino
registrierter User



Anmeldungsdatum: 20.07.2011
Beiträge: 3949

Beitrag(#1764533) Verfasst am: 04.07.2012, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Und wieder ist es mal soweit, daß die Medien sich nicht entblöden, den Unsinn von "Gottesteilchen" zu schreiben.

Manchmal fragt man sich echt, ob Journalisten überhaupt noch irgendwas von dem reflektieren, was sie so verzapfen.


Lass sie doch. Wenn ich irgendwo was vom Higgs-teilchen erzähle, schauen mich eh alle dumm an. Das interessiert nicht viele Menschen. Kleine Schwarze Killer Löcher und Gottesteilchen dagegen erregen Aufmerksamkeit und führen dazu, dass sich vielleicht doch irgendwo ein klein wenig damit beschäftigt wird.
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Am Anfang war ......das Experiment.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1764539) Verfasst am: 04.07.2012, 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

Tom der Dino hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Und wieder ist es mal soweit, daß die Medien sich nicht entblöden, den Unsinn von "Gottesteilchen" zu schreiben.

Manchmal fragt man sich echt, ob Journalisten überhaupt noch irgendwas von dem reflektieren, was sie so verzapfen.


Lass sie doch. Wenn ich irgendwo was vom Higgs-teilchen erzähle, schauen mich eh alle dumm an. Das interessiert nicht viele Menschen. Kleine Schwarze Killer Löcher und Gottesteilchen dagegen erregen Aufmerksamkeit und führen dazu, dass sich vielleicht doch irgendwo ein klein wenig damit beschäftigt wird.

Nach der Logik wäre auch die Bild-"Zeitung" dafür zu loben, daß ihre reißerischen Überschriften die Leute dazu bringen, sich überhaupt ein wenig mit dem Zeitgeschehen zu befassen.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1764541) Verfasst am: 04.07.2012, 20:13    Titel: Antworten mit Zitat

Wieder so eine Schlechtleistung von Spiegel Online

Forscher wollen (!) Dunkle Materie beobachtet haben

Was will man uns mit dieser Überschrift sagen?
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beachbernie
male Person of Age and without Color



Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1764544) Verfasst am: 04.07.2012, 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Wieder so eine Schlechtleistung von Spiegel Online

Forscher wollen (!) Dunkle Materie beobachtet haben

Was will man uns mit dieser Überschrift sagen?



Dass ein paar Wissenschaftler eine Beobachtung gemacht haben, die sie auf die "dunkle Materie" zurueckfuehren und der Autor dies mitteilen will, ohne sich selbst festzulegen ob diese Auffassung jener Wissenschaftler auch wirklich richtig ist.

Und wo ist jetzt nochmal das Problem? Schulterzucken
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Tom der Dino
registrierter User



Anmeldungsdatum: 20.07.2011
Beiträge: 3949

Beitrag(#1764549) Verfasst am: 04.07.2012, 20:58    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Tom der Dino hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Und wieder ist es mal soweit, daß die Medien sich nicht entblöden, den Unsinn von "Gottesteilchen" zu schreiben.

Manchmal fragt man sich echt, ob Journalisten überhaupt noch irgendwas von dem reflektieren, was sie so verzapfen.


Lass sie doch. Wenn ich irgendwo was vom Higgs-teilchen erzähle, schauen mich eh alle dumm an. Das interessiert nicht viele Menschen. Kleine Schwarze Killer Löcher und Gottesteilchen dagegen erregen Aufmerksamkeit und führen dazu, dass sich vielleicht doch irgendwo ein klein wenig damit beschäftigt wird.

Nach der Logik wäre auch die Bild-"Zeitung" dafür zu loben, daß ihre reißerischen Überschriften die Leute dazu bringen, sich überhaupt ein wenig mit dem Zeitgeschehen zu befassen.


Mit dem Unterschied, dass sie von sehr viel mehr Leuten gelesen wird als SpOn. Außerdem wurden im Higgs-Artikel dann auch Worte verwendet wie Sigma und so. Die haben sich da sehr an die Pressemitteilung vom CERN gehalten.
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1764556) Verfasst am: 04.07.2012, 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Und wieder ist es mal soweit, daß die Medien sich nicht entblöden, den Unsinn von "Gottesteilchen" zu schreiben.

Manchmal fragt man sich echt, ob Journalisten überhaupt noch irgendwas von dem reflektieren, was sie so verzapfen.

Zitat:
tagesschau.de: Warum nennen wir das Partikel "Gottesteilchen"?

Yogeshwar: Der Begriff geht zurück auf den amerikanischen Wissenschaftler Leon Lederman, der ein Buch geschrieben hat mit dem Titel: "The God Particle: If the Universe Is the Answer, What Is the Question?". Sein Verleger hatte die Idee mit dem "god particle" - dem "Gottesteilchen". Lederman sagte, er hätte es lieber als "goddamm particle" bezeichnet, also als gottverdammtes Ding, weil es sich nicht finden ließ. Higgs übrigens ist Atheist und mag den Begriff gar nicht.
http://www.tagesschau.de/inland/cern178.html

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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1764562) Verfasst am: 04.07.2012, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

beachbernie hat folgendes geschrieben:
Und wo ist jetzt nochmal das Problem? Schulterzucken

Daß die gewählte Formulierung den Eindruck erweckt, daß es sich nur um eine Behauptung handelt, die nicht auf eine tatsächliche Beobachtung und deren seriöser Interpretation gründet, sondern auf den Willen des Forschers, etwas Bestimmtes wahrzunehmen.
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1764563) Verfasst am: 04.07.2012, 21:37    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Und wo ist jetzt nochmal das Problem? Schulterzucken

Daß die gewählte Formulierung den Eindruck erweckt, daß es sich nur um eine Behauptung handelt, die nicht auf eine tatsächliche Beobachtung und deren seriöser Interpretation gründet, sondern auf den Willen des Forschers, etwas Bestimmtes wahrzunehmen.

naja, das dürfte dem geschuldet sein, dass man das ganze kaum wirklich, also mit eigenen augen, beobachten kann.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1764565) Verfasst am: 04.07.2012, 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Und wo ist jetzt nochmal das Problem? Schulterzucken

Daß die gewählte Formulierung den Eindruck erweckt, daß es sich nur um eine Behauptung handelt, die nicht auf eine tatsächliche Beobachtung und deren seriöser Interpretation gründet, sondern auf den Willen des Forschers, etwas Bestimmtes wahrzunehmen.

naja, das dürfte dem geschuldet sein, dass man das ganze kaum wirklich, also mit eigenen augen, beobachten kann.

Sicherlich, aber dann kann man das auch so als die Vermutung bezeichnen, die es ist.

Nehmen wir an, du sollst als Zeuge vor Gericht aussagen, und man sagt dir: "Sie wollen also gesehen haben, wie der Angeklagte gegen zwei Uhr nach Hause kam", dann ist diese Formulierung höchstwahrscheinlich bewußt gewählt, um deine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Wer etwas nur gesehen haben will, der hat sich wahrscheinlich geirrt oder hat es sich gleich ganz eingebildet.
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#1764577) Verfasst am: 04.07.2012, 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
Und wo ist jetzt nochmal das Problem? Schulterzucken

Daß die gewählte Formulierung den Eindruck erweckt, daß es sich nur um eine Behauptung handelt, die nicht auf eine tatsächliche Beobachtung und deren seriöser Interpretation gründet, sondern auf den Willen des Forschers, etwas Bestimmtes wahrzunehmen.

naja, das dürfte dem geschuldet sein, dass man das ganze kaum wirklich, also mit eigenen augen, beobachten kann.

Sicherlich, aber dann kann man das auch so als die Vermutung bezeichnen, die es ist.

Nehmen wir an, du sollst als Zeuge vor Gericht aussagen, und man sagt dir: "Sie wollen also gesehen haben, wie der Angeklagte gegen zwei Uhr nach Hause kam", dann ist diese Formulierung höchstwahrscheinlich bewußt gewählt, um deine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Wer etwas nur gesehen haben will, der hat sich wahrscheinlich geirrt oder hat es sich gleich ganz eingebildet.



Sehe ich nicht so. Die Floskel dass jemand etwas "gesehen haben will", bedeutet lediglich, dass der das behauptet und man selbst das offen laesst ob man das glaubt oder nicht, nicht dass man das explizit anzweifelt.
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Defund the gender police!! Let's Rock
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden

Beitrag(#1765019) Verfasst am: 07.07.2012, 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

In irgendeiner Zeitung sah ich eine sehr schöne Karikatur: Der Liebe Gott besoffen in seinem Lehnstuhl, ein Glas in der Hand, und eine Sprechblase: "Higgs!"
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#1769668) Verfasst am: 26.07.2012, 21:27    Titel: Antworten mit Zitat

Grobes Foul in der Mittelbayerischen Zeitung von gestern: bejubelt wird eine PR-Aktion der Rhein-Main-Donau AG und der E.ON.

Zitat:
Zum Jubiläum ein Geschenk für die Fische

Die Rhein-Main-Donau AG und E.ON nehmen am Wasserkraftwerk Regensburg, das in diesem Jahr 35 wird, eine neue Aufstiegshilfe in Betrieb. [...]

Zum Jubiläum haben sich die Rhein-Main-Donau AG als Kraftwerkseigner und E.ON als Kraftwerksbetreiber selbst ein ökologisches Geschenk gemacht: Nach dem Baubeginn Ende November vergangenen Jahres wurde rechtzeitig zur Fisch- und Bootssaison die Umrüstung der bestehenden Bootsgasse zu einem sogenannten Borstenfischpass abgeschlossen.

http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=10008&pk=811165


Moment, da war doch was? Muß nicht ein Teil der erhöhten Vergütungen aus dem EEG für ökologische Maßnahmen aufgewendet werden?

Da war noch was anderes: per EU-Wasserrahmenrichtlinie müssen die europäsichen Flüsse für Fischwanderungen durchlässig gemacht werden.

Wie kommt der Journalist hier dazu, den Ausdruck "Geschenk" unkommentiert zu übernehmen?

Die EU-Richtlinie wird sogar ausdrücklich erwähnt:

Zitat:
Und diese Investition scheint sich zu lohnen: Bei einem Monitoring im Mai wurden innerhalb von nur elf Tagen rund 2000 Fische an der neuen „Wanderhilfe“ gezählt. Dies gibt auch der EU-Wasserrahmenrichtlinie Recht, wonach alle europäischen Flüsse bis zum Jahr 2021 für Fische durchgängig gemacht werden müssen.



Dies hier scheint mir eine völlige Fantasiezahl zu sein:

Zitat:
Den Kostenaufwand bezifferte Jan Kiver von der Rhein-Main-Donau AG (RMD) auf „mehrere hunderttausend Euro“.


Hallo? In eine vorhandene Bootstreppe wurden Borstenkämme eingebaut. Wenn das mehrere hunderttausend EUR gekostet hat, dann wurden die Borsten wohl einzeln von einem Dutzend hochbezahlter Professoren für Ichthyologie gesetzt.
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Defätist
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#1769709) Verfasst am: 27.07.2012, 06:48    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Grobes Foul in der Mittelbayerischen Zeitung von gestern: bejubelt wird eine PR-Aktion der Rhein-Main-Donau AG und der E.ON.

Zitat:
Zum Jubiläum ein Geschenk für die Fische



Ich finde die Ergebnisse auch ganz interessant, die uns heutzutage Lohnschreiber von Tagesgazetten, die immer mehr zu PR-Sprachrohren umfunktioniert werden, nahebringen wollen.
Traurige Geschichte.
Habe erst kürzlich in der SZ einen ähnlich gelagerten Bericht über Vattenfall und die kleine Hufeisennase lesen müssen ... skeptisch
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AdvocatusDiaboli
Öffentlicher Mobber



Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#1773029) Verfasst am: 09.08.2012, 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Journalistischer Selbstmord:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/gong-radiomoderatorin-nach-nazi-aeusserung-entlassen-1.1437186

Zitat:
"Arbeit macht frei", sagte eine Moderatorin des Radiosenders Gong 96,3 - und wollte damit eigentlich die Hörer besänftigen, die am letzten Samstag im Juli arbeiten mussten. Stattdessen riefen wegen des Nazi-Zitats wütende Zuhörer an - und dann vergriff sich auch noch eine Mitarbeiterin am Telefon in der Wortwahl.

_________________
Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Murphy
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Anmeldungsdatum: 29.04.2011
Beiträge: 5000

Beitrag(#1773070) Verfasst am: 10.08.2012, 04:18    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Journalistischer Selbstmord:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/gong-radiomoderatorin-nach-nazi-aeusserung-entlassen-1.1437186

Zitat:
"Arbeit macht frei", sagte eine Moderatorin des Radiosenders Gong 96,3 - und wollte damit eigentlich die Hörer besänftigen, die am letzten Samstag im Juli arbeiten mussten. Stattdessen riefen wegen des Nazi-Zitats wütende Zuhörer an - und dann vergriff sich auch noch eine Mitarbeiterin am Telefon in der Wortwahl.

Gleich Rauswurf? Schon ein bisschen hart, als ob die was dafür könnten. Ich dachte immer unsere Ehre heißt Treue - uuupps, schon wieder einer. Ach was solls, jedem das Seine.

Wenigstens klaut ihnen den Spruch keiner. Lachen
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1773097) Verfasst am: 10.08.2012, 09:23    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht, was genau "Schnappatmung" ist, und bis vor kurzem habe ich den Begriff auch noch nie gehört. Auf jeden Fall scheint es etwas zu sein, das man in letzter Zeit bei jeder denkbaren Gelegenheit an Leuten beobachtet, die man zu diskreditieren trachtet.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Skeptiker
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Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1773127) Verfasst am: 10.08.2012, 10:53    Titel: Antworten mit Zitat

Na ja, grundsätzlich ist es ja so, dass der Journalismus in Europa, Amerika und anderen Regionen der *freien Welt* immer nur teilweise lebendig war. Es gab schon immer guten Journalismus und Journalismus, der aus den tiefsten nur denkbaren Abgründen stammt(e).

Insofern gibt es hier keine Tendenz in Richtung eines Sterbens *des* Journalismus, jedoch auch keine Gesamttendenz einer Weiterentwicklung im Sinne der menschlichen Aufklärung. Somit verharrt *der* Journalismus genau so im ewigen *weiter so* wie alles andere auf dieser Welt.

Eine Kritik, die *den* Journalismus mit den Worten "früher war alles besser" anzuraunzen versucht, ist jedenfalls trügerisch. Nein, früher war eigentlich alles genau so brillant oder unterirdisch. Wenn überhaupt, dann muss man bemäkeln, dass es keinen Fortschritt und keine verbindlichen Qualitätskriterien gibt im Bereich der journalistischen Schreibe insgesamt.
_________________
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Critic
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Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#1780645) Verfasst am: 06.09.2012, 03:53    Titel: Antworten mit Zitat

Im ZDF habe ich am letzten Montag (, dem 03.09.2012, ) einen Bericht über eine Solidaritätskundgebung nach dem Überfall auf einen Rabbiner und seine Tochter in Berlin gesehen (in der Mediathek). Am Anfang heißt es "Sie sind alle gekommen, alle Nachbarn" hätten gegen Gewalt demonstriert.

Im nächsten Absatz heißt es aber dann: "Christen, Muslime und Juden stehen heute eng zusammen". Und Anders- und Nichtgläubige? Finden zum Beispiel die "Konfessionslosen" nicht statt, wird als "Christ" vereinnahmt, wer "deutsch" aussieht, sind die Konfessionslosen nicht gekommen, oder ist das "bloß" (denn man kann ja schlecht alle Besucher nach ihrer Weltanschauung fragen bzw. würde die Sendezeit auch nicht ausreichen, um alle Gruppen aufzuzählen) "pars-pro-toto"? (Oder wie wählt man dann aus, wen man nennt und wen nicht?) Am Kopf kratzen
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1780659) Verfasst am: 06.09.2012, 10:02    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Im ZDF habe ich am letzten Montag (, dem 03.09.2012, ) einen Bericht über eine Solidaritätskundgebung nach dem Überfall auf einen Rabbiner und seine Tochter in Berlin gesehen (in der Mediathek). Am Anfang heißt es "Sie sind alle gekommen, alle Nachbarn" hätten gegen Gewalt demonstriert.

Im nächsten Absatz heißt es aber dann: "Christen, Muslime und Juden stehen heute eng zusammen". Und Anders- und Nichtgläubige? Finden zum Beispiel die "Konfessionslosen" nicht statt, wird als "Christ" vereinnahmt, wer "deutsch" aussieht, sind die Konfessionslosen nicht gekommen, oder ist das "bloß" (denn man kann ja schlecht alle Besucher nach ihrer Weltanschauung fragen bzw. würde die Sendezeit auch nicht ausreichen, um alle Gruppen aufzuzählen) "pars-pro-toto"? (Oder wie wählt man dann aus, wen man nennt und wen nicht?) Am Kopf kratzen


Einfach mal an den ZDF schreiben.
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden

Beitrag(#1780674) Verfasst am: 06.09.2012, 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

In der TV-Zeitschrift "Hören und Sehen" war eine gruslige Geschichte: Eine Hausfrau hatte versehentlich eine Energiesparlampe zerbrochen. Sie kehrte die Trümmer weg. In der Folge stellten sich dann bei ihr und ihrer Familie merkwürdige und sehr bedenkliche Krankheitserscheinungen ein. Schließlich wurde eine Quecksilbervergiftung diagnostiziert, das Haus mußte saniert und sämtliche Fußböden ausgewechselt werden.
Ist schon fast verbrechrisch, so einen Scheiß zu verbreiten:
Als Lehrling um 1952 herum bekam ich einen Karton alter Fieberthermometer in die Finger, ich sollte das Zeug wegwerfen. Damals war der Begriff "Sondermüll" noch gar nicht erfunden. Nun, ich zerbrach sie eines nach dem anderen und sammelte das Quecksilber in einer kleinen Metallschachtel. Schließlich hatte ich mindestens einen ccm davon, kann auch was mehr gewesen sein. Ab und zu spielte ich auch mal damit rum, das Zeug ist amüsant, so schwer und so "quecksilbrig" lebendig scheinend. Was daraus dann wurde weiß ich nicht mehr.
Nun, ich bin jetzt 78 - will jemand behaupten, mein Diabetes, Prostatabeschwerden, Herzinfarkt wären Spätschäden aus einer Quecksilbervergiftung?
Äh - wieviele Energiesparlampen muß man wohl zerbrechen, um 1 ccm reines Quecksilber zu gewinnen?
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beachbernie
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Beitrag(#1780762) Verfasst am: 06.09.2012, 17:53    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
Im ZDF habe ich am letzten Montag (, dem 03.09.2012, ) einen Bericht über eine Solidaritätskundgebung nach dem Überfall auf einen Rabbiner und seine Tochter in Berlin gesehen (in der Mediathek). Am Anfang heißt es "Sie sind alle gekommen, alle Nachbarn" hätten gegen Gewalt demonstriert.

Im nächsten Absatz heißt es aber dann: "Christen, Muslime und Juden stehen heute eng zusammen". Und Anders- und Nichtgläubige? Finden zum Beispiel die "Konfessionslosen" nicht statt, wird als "Christ" vereinnahmt, wer "deutsch" aussieht, sind die Konfessionslosen nicht gekommen, oder ist das "bloß" (denn man kann ja schlecht alle Besucher nach ihrer Weltanschauung fragen bzw. würde die Sendezeit auch nicht ausreichen, um alle Gruppen aufzuzählen) "pars-pro-toto"? (Oder wie wählt man dann aus, wen man nennt und wen nicht?) Am Kopf kratzen



Ich denke, dass Atheisten und Konfessionslose leider von vielen immer noch nicht richtig als gesellschaftlich relevante Gruppe wahrgenommen werden.
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Beitrag(#1780846) Verfasst am: 07.09.2012, 00:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
In der TV-Zeitschrift "Hören und Sehen" war eine gruslige Geschichte: Eine Hausfrau hatte versehentlich eine Energiesparlampe zerbrochen. Sie kehrte die Trümmer weg. In der Folge stellten sich dann bei ihr und ihrer Familie merkwürdige und sehr bedenkliche Krankheitserscheinungen ein. Schließlich wurde eine Quecksilbervergiftung diagnostiziert, das Haus mußte saniert und sämtliche Fußböden ausgewechselt werden.
Ist schon fast verbrechrisch, so einen Scheiß zu verbreiten:
Als Lehrling um 1952 herum bekam ich einen Karton alter Fieberthermometer in die Finger, ich sollte das Zeug wegwerfen. Damals war der Begriff "Sondermüll" noch gar nicht erfunden. Nun, ich zerbrach sie eines nach dem anderen und sammelte das Quecksilber in einer kleinen Metallschachtel. Schließlich hatte ich mindestens einen ccm davon, kann auch was mehr gewesen sein. Ab und zu spielte ich auch mal damit rum, das Zeug ist amüsant, so schwer und so "quecksilbrig" lebendig scheinend. Was daraus dann wurde weiß ich nicht mehr.
Nun, ich bin jetzt 78 - will jemand behaupten, mein Diabetes, Prostatabeschwerden, Herzinfarkt wären Spätschäden aus einer Quecksilbervergiftung?
Äh - wieviele Energiesparlampen muß man wohl zerbrechen, um 1 ccm reines Quecksilber zu gewinnen?


Doch, Quecksilber wurde sogar "medizinisch" verwendet, nicht nur im Amalgam, sondern etwa bei Syphilis (Quecksilber hat anscheinend auch eine desinfizierende Wirkung - oder zumindest gehen so einige Keime daran eher zugrunde als der Mensch -, wird die Quecksilberverbindung Thiomersal auch als Konservierungsmittel verwendet), oder bei Darmverschlüssen, bei denen gleiche mehrere Kilo von dem Zeug getrunken wurden. Launig-makaberer Kommentar: "Wenn [der Patient] die Behandlung überlebte, verließ das Metall seinen Körper auf natürlichem Wege ohne weitere Vergiftungserscheinungen" (Link).

Man wußte früher um viele Gefahren natürlich wirklich nicht: Quecksilber ist bei Dauerbelastung natürlich auch gesundheitsschädlich. Man hatte auch jahrzehntelang unbefangen mit Asbest hantiert, und plötzlich hieß es, der sei gesundheitsschädlich, und die Restbestände wurden von schwer vermummten Gestalten abgeholt. (Derjenige hat sich allerdings dann auch irgendwann das Rauchen abgewöhnt.)

Allerdings kann man schon Fronten zwischen den Leuten, die eher Panik verbreiten, und denen ziehen, die ein bißchen zu beruhigen versuchen:

Es gibt zum Beispiel diesen Film namens "Bulb Fiction - Die Lüge von der Energiesparlampe" (Link, Link) und die ZDF-"Doku"(?!) "Giftiges Licht". Man fühlt sich ja schon beim Lesen ein bißchen an Berichte der Art "Millionen potentieller Amokläufer durch Tatort-Konsum!" oder "Günther Ederer deckt auf: Die Klimalüge! Es wird gar nicht wärmer. Die bösen Machenschaften der Klimaschutzlobby" erinnert Am Kopf kratzen.

Ausgerechnet von der Bild-Zeitung wird dann eher entwarnt: Energiesparlampen enthielten im Höchstfall 5 mg Quecksilber - Fieberthermometer könnten bis zu einem Gramm enthalten - und wenn man das mit der Belastung zum Beispiel von Thunfisch (0,3 mg pro 100 g) vergleiche, sei es so dramatisch gar nicht, weil man offenbar viel öfter Fisch esse als man Lampen zerbreche (Link, steht aber auch in der englischen Variante der Wikipedia-Seite zur Quecksilbervergiftung, Link). Und andererseits fügt der Mensch der Luft ja schon immense Mengen an Schadstoffen, auch an Quecksilber, zu, wie sollte das auf die Dauer noch auffallen Mit den Augen rollen?

Was die Konzentration an Quecksilber in der Raumluft angeht, so geht diese zwar unmittelbar nach dem Zerbrechen hoch, aber sie nimmt auch bei Durchlüftung schnell wieder ab. Und auch wenn man die Dämpfe für kurze Zeit einatme, würde man dadurch keine gefährliche Konzentration oder dauerhafte Belastung erreichen (Link).

Andere Schadstoffe, die auch in Energiesparlampen enthalten sein können, etwa Phenol, würden schon in Konzentrationen auffallen, in denen sie noch lange nicht schädlich seien (Link).

Auch die Süddeutsche Zeitung ist noch gar nicht so alarmistisch, man sagt eben, mit den Schadstoffwerten könne man nicht unbedingt zufrieden sein, aber bei richtigem Umgang seien keine Gesundheitsschäden zu befürchten (Link).

Letztlich bleibt also: Den Raum gut lüften, die Reste natürlich wegschaffen, Handschuhe benutzen (natürlich auch schon wegen der Verletzungsgefahr am Glas), die einen raten ein verschließbares Gefäß und zum Entsorgungshof, wieder andere meinen allerdings, die Restmülltonne reiche.

Ein Zitat wie "Jedes kleinste bisschen Quecksilber macht ein kleines bisschen dümmer" wird dabei je nach dem Tenor des Artikels ganz anders eingeordnet: Es mag sein, daß es für Quecksilber keinen Grenzwert gibt. Das heißt aber auch nicht, daß man bei so einer einmaligen Situation schon schwere Gesundheitsschäden befürchten müßte.


Und die "Wahrheit"? Man wird ja durch die Alarmisten versucht zu denken, sie liege - wie üblich - irgendwo dazwischen. Es kann auch sein, daß das gar nicht sein kann, daß es so gut wie nicht möglich ist, mit einer zerbrochenen Lampe sein Haus und sich zu vergiften. Aber subjektiv erscheint es dem Zuschauer jetzt vielleicht viel wahrscheinlicher Am Kopf kratzen.
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Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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Beitrag(#1798982) Verfasst am: 05.12.2012, 09:31    Titel: Antworten mit Zitat

Die Welt hat folgendes geschrieben:
SEK überwältigt Frau mit Messer

Das ist genau die sprachliche Klarheit, die einen ausgebildeten Qualitätsjournalisten von einem Siebtklässler unterscheidet.
Und darum muss Qualitätsjournalismus eben auch angemessen bezahlt werden.

-.-
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Beitrag(#1798987) Verfasst am: 05.12.2012, 10:13    Titel: Antworten mit Zitat

Die Demonstranten, die bei einer Demonstration gegen Präsident Mursi in Ägypten die Absperrungen durchbrachen, hießen heute in den Radio-Nachrichten "Aktivisten". Verwirrend dieser arabische Winter: früher gab es "Krawalle", "Aufständische", "Gewalttätige" ...

Etwas Solidarität muss man durchscheinen lassen, schließlich drohen unter diesem islamistischen, immerhin gewählten Präsidenten (aber da gab es ja auch noch ganz andere), Gefahren vor allem für Westler und Christen.
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