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Gewalt gegen Kinder im Christentum
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Legula
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Anmeldungsdatum: 25.06.2012
Beiträge: 72

Beitrag(#1763049) Verfasst am: 27.06.2012, 08:07    Titel: Gewalt gegen Kinder im Christentum Antworten mit Zitat

Hallo! Dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum.


Viele christliche Gruppen (wie die Zeugen Jehovas und andere Sekten) haben Gewaltlosigkeit auf ihre Fahnen geschrieben, was sich z.B. darin zeigt, dass sie den Wehrdienst verweigern. In vielen davon ist es jedoch üblich, seine Kinder zu schlagen, und das wird oft nicht nur geduldet, sondern sogar, mit Hinweis auf die Bibel (die ja meistens als wortwörtlich ausgelegt wird) gefördert. Gewalt gegen die eigenen Kinder wird einfach nicht als Gewalt angesehen, obwohl die Kinder viel hilf- und schutzloser sind als jeder außenstehende Erwachsene, gegen den man niemals Gewalt ausüben würde.

Meiner Meinung nach haben solche Leute ein ziemlich merkwürdiges Bild von "Liebe". Andererseits glauben sie ja an einen Gott, der die Menschen übermäßig liebt, auch wenn er sie leiden lässt und für jeden ihm ungenehmen Gedanken die schlimmsten Folterungen androht.

Trotzdem müsste diesen Leuten aufgefallen sein, dass zwar an vielen Stellen in der Bibel steht, dass man seine Kinder schlagen soll, aber dort wird auch zu Steinigungen für kleine Verfehlungen aufgerufen, und daran hält sich ja (auch in den religiösesten Gruppen) auch niemand mehr.

Es steht aber nirgends in der Bibel, dass Jesus dazu aufgefordert hätte, Kinder zu schlagen. Wie können sich also Menschen, die ihre Kinder prügeln, guten Gewissens auf ihn berufen? Und wie können sie glauben, trotzdem gewaltlos zu handeln?
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kennstenich
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Anmeldungsdatum: 10.05.2012
Beiträge: 301

Beitrag(#1763051) Verfasst am: 27.06.2012, 08:15    Titel: Antworten mit Zitat

Schreibst du das vom Hörensagen oder aus eigener Erfahrung?

Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass Eltern dadurch in einen Gewissenkonflikt geraten, welches Handeln richtig ist.
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Flat
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Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1763054) Verfasst am: 27.06.2012, 08:38    Titel: Antworten mit Zitat

Moin,

ob es sich bei den Zeugen Jehovas um eine christliche Gruppierung handelt, ist umstritten. Da Du diese in einem Text bzgl Kinderschlagen nennst, kannst Du belegen, dass das dort gelehrt wird?

Ich mag die Zeugen Jehovas nicht besonders, aber derartiges wäre mir neu.

Das Schlagen von Kindern wird in der Tat von bestimmten christlichen eher extremen Gruppierungen zur Kindeserziehung propagiert. Es gibt sogar dazu ein in diesen Kreisen sehr populäres Lehrbuch, wie man richtig schlägt (vorher beten usw.).

Das wird aber von den meisten christlichen Gruppierungen verurteilt.

Ich wage auch die Vermutung, dass das Kinderschlagen in Mainstream-Christengruppen wie z.B. der Katholischen Kirche bei Eltern auch recht verbreitet ist und wohl nicht selten ebenfalls mit einer religiösen Begründung (wahrscheinlich plus der Behauptung, einem selbst hätte es ja auch nicht geschadet; was durch das eigene Kinderschlagen allerdings ja ironischerweise widerlegt wird).

Tschüss

Jörg

http://www.ndr.de/zucht101.html
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Arashi
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Anmeldungsdatum: 18.05.2011
Beiträge: 185
Wohnort: Mainz

Beitrag(#1763063) Verfasst am: 27.06.2012, 10:20    Titel: Re: Gewalt gegen Kinder im Christentum Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:
Meiner Meinung nach haben solche Leute ein ziemlich merkwürdiges Bild von "Liebe".

Ungehorsame Kinder zu schlagen war bis in jüngerer Vergangenheit in der gesamten Gesellschaft verbreitet und ich nehme an in den meisten Gegenden der Erde ist es das immer noch (ist aber wirklich nur eine Annahme). Ihre Kinder wird der Löwenanteil der Personen aber trotzdem geliebt haben. Diese Divergenz ist also wohl nicht einer Kirche oder Religionsgemeinschaft anzuhängen sondern der Gesamtgesellschaftliche Auffassung. Das wurde halt allgemein als in vielen Situationen als angebracht angesehen, wie schon viele noch viel schlimmere Dinge davor in der Geschichte als angebracht angesehen wurden (was nicht heißen soll, dass Kinder schlagen relativ ok ist) und ich kann mir denken, dass auch heut zu Tage noch so einige Leute in Deutschland ihre Kinder aus Gründen schlagen die nichts mit Religion zu tun haben.
Naja, Kirchen&Religionsgemeinschaften könnte ich Unterlassene Hilfeleistung ankreiden, da sie als moralische Instanz die Kinder hätte schützen können, aber ich kann mir vorstellen, dass zumindest Christen das damit rechtfertigen können, dass man Ungehorsam als Bruch des Vater-und-Mutter-ehren-Gebotes interpretiert und sicherstellen will, dass das Kind nicht noch mal seine Seele gefährdet.

Insgesamt würde ich das eher auf den gleichen Grund zurück führen, warum Menschen immer wieder Gewalt anwenden: aus Machtlosigkeit anders ein Problem zu lösen. Nur mit meinem Nachbarn muss ich mich im Zweifelsfall prügeln und der ist vielleicht auch noch Karatemeister. Ein Kind ist gnadenlos unterlegen und wird sich nicht wehren, da ihm das auch bewusst ist, ist der Konflikt oft mit einem "harmlosen" Klaps vorbei, damit liegt die Hemmschwelle sicher auch niedriger als dafür, den Nachbarn anzugehen.

PS: Legula, Glückwunsch zum ersten Thread Sehr glücklich
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Den Planeten Erde retten? Unsinn. Dem geht es super!
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Vobro
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Anmeldungsdatum: 10.11.2011
Beiträge: 1024
Wohnort: Wuppertal

Beitrag(#1763077) Verfasst am: 27.06.2012, 11:23    Titel: Re: Gewalt gegen Kinder im Christentum Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:
Hallo! Dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum.


Viele christliche Gruppen (wie die Zeugen Jehovas und andere Sekten) haben Gewaltlosigkeit auf ihre Fahnen geschrieben, was sich z.B. darin zeigt, dass sie den Wehrdienst verweigern. In vielen davon ist es jedoch üblich, seine Kinder zu schlagen, und das wird oft nicht nur geduldet, sondern sogar, mit Hinweis auf die Bibel (die ja meistens als wortwörtlich ausgelegt wird) gefördert. Gewalt gegen die eigenen Kinder wird einfach nicht als Gewalt angesehen, obwohl die Kinder viel hilf- und schutzloser sind als jeder außenstehende Erwachsene, gegen den man niemals Gewalt ausüben würde.

Meiner Meinung nach haben solche Leute ein ziemlich merkwürdiges Bild von "Liebe". Andererseits glauben sie ja an einen Gott, der die Menschen übermäßig liebt, auch wenn er sie leiden lässt und für jeden ihm ungenehmen Gedanken die schlimmsten Folterungen androht.

Trotzdem müsste diesen Leuten aufgefallen sein, dass zwar an vielen Stellen in der Bibel steht, dass man seine Kinder schlagen soll, aber dort wird auch zu Steinigungen für kleine Verfehlungen aufgerufen, und daran hält sich ja (auch in den religiösesten Gruppen) auch niemand mehr.

Es steht aber nirgends in der Bibel, dass Jesus dazu aufgefordert hätte, Kinder zu schlagen. Wie können sich also Menschen, die ihre Kinder prügeln, guten Gewissens auf ihn berufen? Und wie können sie glauben, trotzdem gewaltlos zu handeln?


Im NT kann man diesbezüglich bei Jesus nur eine sehr ambivalente Haltung herauslesen, da er zum einen ausdrücklich erklärt, es sei vom Mosaischen Gesetz nicht ein Jota wegzunehmen, andererseits rettet er die junge Ehebrecherin durch einen geradezu genialen Kniff, indem er erklärt, daß niemand so schuldlos sei, daß er das Gesetz exekutieren könne, ohne es auf sich selber anwenden zu müssen.
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Beiträge: 614

Beitrag(#1763079) Verfasst am: 27.06.2012, 11:29    Titel: Re: Gewalt gegen Kinder im Christentum Antworten mit Zitat

Vobro hat folgendes geschrieben:

Im NT kann man diesbezüglich bei Jesus nur eine sehr ambivalente Haltung herauslesen, da er zum einen ausdrücklich erklärt, es sei vom Mosaischen Gesetz nicht ein Jota wegzunehmen, andererseits rettet er die junge Ehebrecherin durch einen geradezu genialen Kniff, indem er erklärt, daß niemand so schuldlos sei, daß er das Gesetz exekutieren könne, ohne es auf sich selber anwenden zu müssen.


Moin,

ich vermute mal, ein christl. Kinderschläger wird u.a. so argumentieren, dass das Kinderschlagen ja eine Erziehungsart ist und keine dauerhaften Schäden (und die sind bekanntlich bei einer Steinigung sehr entgültig gegeben) hinterläßt. Mithin beides nichts miteinander zu tun hat.

Außerdem wäre das Schlagen ja ein Ausdruck der elterlichen Liebe (deshalb betet man ja vorher), das zur richtigen Erziehung führen soll.


Ich weiß, klingt unsinnig. Aber wetten, dass tatsächlich so argumentiert wird.

Tschüss

Jörg
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Landei
Gesinnungspolizist



Anmeldungsdatum: 27.02.2011
Beiträge: 1180
Wohnort: Sandersdorf-Brehna

Beitrag(#1763080) Verfasst am: 27.06.2012, 11:31    Titel: Antworten mit Zitat

Bekannt geworden ist der Fall der Schule der "Zwölf Stämme": http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Vorwurf-Kleinkinder-bis-zu-vier-Stunden-mit-Rute-gezuechtigt-id20404971.html

Bei den Zeugen Jehovas wird ähnlich geprügelt, das Netz ist voll von Berichten von Aussteigern.
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Der Islam gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. (Kemal Atatürk)
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Legula
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Anmeldungsdatum: 25.06.2012
Beiträge: 72

Beitrag(#1763084) Verfasst am: 27.06.2012, 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

Landei hat folgendes geschrieben:
Bei den Zeugen Jehovas wird ähnlich geprügelt, das Netz ist voll von Berichten von Aussteigern.

Danke, dann brauche ich ja nicht mehr nach Beispielen zu suchen.

Mit "christliche Gruppen" meine ich nicht nur Sekten, sondern auch die katholische und die evangelische Kirchen, also alles, was eine christliche Gemeinschaft ist. Ist vielleicht nicht ganz deutlich geworden.

Das mit der Ehebrecherin war wirklich raffiniert.
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Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1763104) Verfasst am: 27.06.2012, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:
Landei hat folgendes geschrieben:
Bei den Zeugen Jehovas wird ähnlich geprügelt, das Netz ist voll von Berichten von Aussteigern.

Danke, dann brauche ich ja nicht mehr nach Beispielen zu suchen.

Mit "christliche Gruppen" meine ich nicht nur Sekten, sondern auch die katholische und die evangelische Kirchen, also alles, was eine christliche Gemeinschaft ist. Ist vielleicht nicht ganz deutlich geworden.

Das mit der Ehebrecherin war wirklich raffiniert.


Moin,

in der evangelischen Landeskirche ist das Schlagen von Kindern nicht die offizielle Meinung sondern in den Verlautbarungen wird sich klar dagegen ausgesprochen. Auch in der katholischen Kirche ist das meines Wissens in aller Regel heute nicht mehr Lehrmeinung (vielleicht sehen das allerdings die Piusbrüder u.ä. noch anders)

Was nicht heißt, dass es nicht bei Gläubigen beider Gemeinschaften vorkommt. Allerdings kommt es genauso bei Nichtgläubigen (gerüchteweise auch bei manchen Atheisten) vor.


Interessant wird's doch da, wo es Lehrmeinung ist, also religiös begründet wird.

Und das kenne ich eigentlich nur von manchen Freikirchen. Wobei die 12 Stämme eh sehr extrem sind und deshalb eigentlich kein gutes Beispiel. Aber das religiöse Prügeln geht viel weiter in die freikirchlichen Gemeinschaften hinein.

Tschüss

Jörg
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Vobro
Privatnachdenker



Anmeldungsdatum: 10.11.2011
Beiträge: 1024
Wohnort: Wuppertal

Beitrag(#1763168) Verfasst am: 27.06.2012, 17:24    Titel: Re: Gewalt gegen Kinder im Christentum Antworten mit Zitat

Flat hat folgendes geschrieben:
Vobro hat folgendes geschrieben:

Im NT kann man diesbezüglich bei Jesus nur eine sehr ambivalente Haltung herauslesen, da er zum einen ausdrücklich erklärt, es sei vom Mosaischen Gesetz nicht ein Jota wegzunehmen, andererseits rettet er die junge Ehebrecherin durch einen geradezu genialen Kniff, indem er erklärt, daß niemand so schuldlos sei, daß er das Gesetz exekutieren könne, ohne es auf sich selber anwenden zu müssen.


Moin,

ich vermute mal, ein christl. Kinderschläger wird u.a. so argumentieren, dass das Kinderschlagen ja eine Erziehungsart ist und keine dauerhaften Schäden (und die sind bekanntlich bei einer Steinigung sehr entgültig gegeben) hinterläßt. Mithin beides nichts miteinander zu tun hat.

Außerdem wäre das Schlagen ja ein Ausdruck der elterlichen Liebe (deshalb betet man ja vorher), das zur richtigen Erziehung führen soll.


Ich weiß, klingt unsinnig. Aber wetten, dass tatsächlich so argumentiert wird.

Tschüss

Jörg


Es steht diesbezüglich eine Menge unverdauliches Zeugs im AT:



Sprüche 13, 1: Ein verständiges Kind lässt sich vom Vater züchtigen. Es ist frech, ihm nicht zu gehorchen.

Sprüche 13, 24: Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn. Wer ihn liebt, sollte ihn schon von klein auf züchtigen.

Sprüche 29, 15: Stock und Tadel bringen zur ein Kind zur Vernunft, eine Mutter sollte sich schämen, wenn sie ihrem Kind alles zulässt.

Sprüche 22, 15: Hat ein Kind nur Flausen im Kopf, treibt man sie durch die Zuchtrute aus.

Jesus Sirach 30, 9-10: Wenn du mit deinem Kind zu lieb bist, wird es dich später enttäuschen. Wenn du zuviel mit ihm scherzt, wird es dir später Sorgen machen. Häufiges Lachen führt zu späterem Weinen und grossem Ärger.

Jesus Sirach 30, 11-13: Lass einem Kind nicht seinen Willen! Versohle ihm den Hintern, sonst wird es widerspenstig und ungehorsam. Bemühe dich, mit deinem Sohn streng zu sein, sonst wirst du dich später seiner schämen müssen!

Jesus Sirach 30, 1-3: Wer seinen Sohn liebt, schlägt ihn häufig mit dem Stock, dann wird er sich später über ihn freuen. Wer seinen Sohn züchtigt, kann ihn seinen Freunden mit Stolz vorführen. Er kann über sein Glück strahlen und erweckt den Neid seiner Feinde.
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Legula
registrierter User



Anmeldungsdatum: 25.06.2012
Beiträge: 72

Beitrag(#1763200) Verfasst am: 27.06.2012, 19:02    Titel: Antworten mit Zitat

Das steht aber alles im Alten Testament. In den Evangelien ist nicht in dieser Art zu finden.

Sklavischer Gehorsam gegenüber den Eltern (wie in dem deiner Beispiele, wo es darum geht, das Kind anderen Leuten vorführen zu können) scheint nicht unbedingt Jesus´ Ziel gewesen zu sein. Erstens sagte er ja selbst, er wolle Unfrieden in die Familien bringen, und zweitens war er ja selbst, was sein Verhalten seiner Mutter gegenüber betraf, nicht gerade das beste Vorbild.
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Heike J
registrierter User



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#1763205) Verfasst am: 27.06.2012, 19:13    Titel: Re: Gewalt gegen Kinder im Christentum Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:

Viele christliche Gruppen (wie die Zeugen Jehovas und andere Sekten) haben Gewaltlosigkeit auf ihre Fahnen geschrieben, was sich z.B. darin zeigt, dass sie den Wehrdienst verweigern.


Der Wehrdienst wird m.E. nicht aus Gewaltlosigkeit verweigert, sondern weil die Zeugen staatsfern sind, ihr Reich ist nicht von dieser Erde. Aus dem gleichen Grund stehen sie ja auch Wahlen kritisch gegenüber.
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Argeleb
Misanthropischer Humanist



Anmeldungsdatum: 02.01.2010
Beiträge: 2056

Beitrag(#1763212) Verfasst am: 27.06.2012, 19:40    Titel: Antworten mit Zitat

Unfähige Eltern schlagen ihre Kinder. Das hat nichts mit deren Religion zu tun. Christen haben nur mit der Bibel eine Rechtfertigung als Ausrede für ihre eigene Unfähigkeit.
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Denny Crane!
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Mahone
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.12.2008
Beiträge: 842
Wohnort: Munich

Beitrag(#1763254) Verfasst am: 27.06.2012, 23:29    Titel: Antworten mit Zitat

Richtig hart geht es ja immer noch in den USA zu.
Wenn man da ein rebelischer Teenager ist oder (Gott bewahre) schwul,
dann gehts ins Jesus-Bootcamp.

Die Erlebnissberichte lesen sich wie aus einem schlechten 90er Psychodrama.

Hier mal ein Link zu einer Selbsthilfegruppe:
http://www.reddit.com/r/troubledteens/top/

Ist wirklich gute Lektüre, man glaubt kaum was da abgeht.
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deirfloo
Globulisierungsgegner



Anmeldungsdatum: 26.06.2006
Beiträge: 1126

Beitrag(#1763341) Verfasst am: 28.06.2012, 13:55    Titel: Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:


Das mit der Ehebrecherin war wirklich raffiniert.



Das Ehebrecher Jesus Zeugs überzeugt viele und wird als sinnvoll angesehen.
Das aber nur, weil die Ausgangslage ein völlig unmenschliches Gesetz ist.
Bei einem Gesetz, das allgemeinen Konsens hat, wäre die Vorgehensweise Jesu völlig falsch und würde den rechtsstaat total aushebeln.
_________________
Skeptical scrutiny is the means, in both science and religion, by which deep thoughts can be winnowed from deep nonsense.
Carl Sagan

was ich grade höre: http://www.cantosonor.eu
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Flat
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Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1763343) Verfasst am: 28.06.2012, 14:03    Titel: Antworten mit Zitat

deirfloo hat folgendes geschrieben:


Das Ehebrecher Jesus Zeugs überzeugt viele und wird als sinnvoll angesehen.
Das aber nur, weil die Ausgangslage ein völlig unmenschliches Gesetz ist.
Bei einem Gesetz, das allgemeinen Konsens hat, wäre die Vorgehensweise Jesu völlig falsch und würde den rechtsstaat total aushebeln.


Moin,

es ist für mich immer wieder überraschend, dass hier in einem atheistischen Forum zwar am Christentum ordentlich kritisiert wird, ihm aber in seinen Aussagen in solchen Fällen unbenommen geglaubt wird.

Offensichtlich ist hier vielen der Gedanke noch nicht gekommen, dass das Christentum ein Interesse gehabt haben könnte, die Konkurrenzreligion Judentum in ein schlechtes und sich selbst in ein helles Licht zu hüllen.


Zu diesen Todesurteilen:
http://forum.hagalil.com/board-a/messages/1744/17830.html?1098258096


Sicherlich aus heutiger bundesdeutscher Sicht immer noch heftig, ein Texaner würde das heutzutage allerdings als schrecklich liberal brandmarken und für damalige Sicht zeige man mir mal ein Rechtssystem, was ähnlich 'modern' war.

Tschüss

Jörg
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Vobro
Privatnachdenker



Anmeldungsdatum: 10.11.2011
Beiträge: 1024
Wohnort: Wuppertal

Beitrag(#1763349) Verfasst am: 28.06.2012, 15:14    Titel: Antworten mit Zitat

deirfloo hat folgendes geschrieben:
Legula hat folgendes geschrieben:


Das mit der Ehebrecherin war wirklich raffiniert.



Das Ehebrecher Jesus Zeugs überzeugt viele und wird als sinnvoll angesehen.
Das aber nur, weil die Ausgangslage ein völlig unmenschliches Gesetz ist.
Bei einem Gesetz, das allgemeinen Konsens hat, wäre die Vorgehensweise Jesu völlig falsch und würde den rechtsstaat total aushebeln.


Richtig, von mir z.B.

Kann man aber nur aus der damaligen Situation heraus verstehen, denn man hat sich das ungefähr so gedacht, entweder Jesus spricht die Ehebrecherin frei, dann bricht er immerhin ein wichtiges Gesetz des Moeses, es ist aber nur ein Gesetz aus einem ganzen Katalog, oder aber er erklärt das gesamte Mosaische Gesetz für ungültig, dann bricht er den Bund mit Gott - egal aber wie er sich verhält, er ist auf jeden Fall erledigt.

Deshalb ist das Verhalten, daß Jesus zugeschrieben wird, wirklich genial, er bestätigt das Gesetz absolut, da sich aber niemand findet, der (vor Gott) ohne Schuld ist, findet sich auch niemand, der es ausführen kann - dadurch wird es theoretisch bestätigt, praktisch aber außer Kraft gesetzt.

Etwas Vergleichbares habe ich bis jetzt in keiner anderen Religion entdecken können. Insofern stimmt es nicht ganz, wenn Deschner schreibt, daß Jesus, bzw. das Christentum, nichts Neues in die Welt gebracht hat. Die Hinwendung zu einem einzelnen Menschen, notfalls unter Aushebelung der heiligsten Gesetze Israels, das ist radikal neu und tatsächlcih geradezu revolutionär.

Mit welcher Ernsthaftigkeit und Radikalität diese Haltung Jesus zugeschrieben wird, sieht man auch ganz stark daran, daß er es mit Gebot des Fastens am Sabbat offenbar nicht ganz so genau genommen hat, denn: Es ist der Sabbat für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat!

Konkret heißt das, daß sich selbst das allerheiligste Gesetz Israles nicht richten darf gegen menschlichen Hunger, so einfach ist das.

Man muß sich mal klarmachen, wie das unter den damaligen Voraussetzungen gewirkt haben muß.
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klauswerner
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Anmeldungsdatum: 16.12.2009
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Beitrag(#1763356) Verfasst am: 28.06.2012, 15:36    Titel: Re: Gewalt gegen Kinder im Christentum Antworten mit Zitat

Vobro hat folgendes geschrieben:

Im NT kann man diesbezüglich bei Jesus nur eine sehr ambivalente Haltung herauslesen, da er zum einen ausdrücklich erklärt, es sei vom Mosaischen Gesetz nicht ein Jota wegzunehmen, andererseits rettet er die junge Ehebrecherin durch einen geradezu genialen Kniff, indem er erklärt, daß niemand so schuldlos sei, daß er das Gesetz exekutieren könne, ohne es auf sich selber anwenden zu müssen.

Dieser "Kniff" ist erst jahrhunderte nach Jesu Tod in die Bibel gelangt. Moderne Bibelübersetzungen weissen darauf hin, dass dies keine Orginalstelle ist. Sie ist in Manuskripten vor dem 5Jhd. nicht vorhanden.
Die ganze Ehebrechergeschichte wurde Jesus also nachträglich angedichtet. Imagepflege von oben zwinkern

Auch nachzulesen in den Büchern von Bart Ehrman oder Lüdemann.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_und_die_Ehebrecherin
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Zuletzt bearbeitet von klauswerner am 28.06.2012, 15:45, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Vobro
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Beitrag(#1763357) Verfasst am: 28.06.2012, 15:43    Titel: Re: Gewalt gegen Kinder im Christentum Antworten mit Zitat

klauswerner hat folgendes geschrieben:
Vobro hat folgendes geschrieben:

Im NT kann man diesbezüglich bei Jesus nur eine sehr ambivalente Haltung herauslesen, da er zum einen ausdrücklich erklärt, es sei vom Mosaischen Gesetz nicht ein Jota wegzunehmen, andererseits rettet er die junge Ehebrecherin durch einen geradezu genialen Kniff, indem er erklärt, daß niemand so schuldlos sei, daß er das Gesetz exekutieren könne, ohne es auf sich selber anwenden zu müssen.

Dieser "Kniff" ist erst jahrhunderte nach Jesu Tod in die Bibel gelangt. Moderne Bibelübersetzungen weissen darauf hin, dass deis keine Orginalstelle ist. Sie ist in Manuskripoten vor dem 5Jhd. nicht vorhanden.
Die ganze Ehebrechergeschichte wurde Jesus also nachträglich angedichtet. Imagepflege von oben zwinkern

Auch nachzulesen in den Büchern von Bart Ehrman oder Lüdemann.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_und_die_Ehebrecherin


Niemand hat etwas anderes behauptet zwinkern

Nur, wenn Leute dazu neigen, sich wortwörtlich an die Bibel zu halten, kann man auch auf der selben ganz gut argumentieren, selbst wenn es sachlich natürlich unsinnig ist.
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klauswerner
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Beitrag(#1763358) Verfasst am: 28.06.2012, 15:44    Titel: Antworten mit Zitat

Vobro hat folgendes geschrieben:

Mit welcher Ernsthaftigkeit und Radikalität diese Haltung Jesus zugeschrieben wird, sieht man auch ganz stark daran, daß er es mit Gebot des Fastens am Sabbat offenbar nicht ganz so genau genommen hat, denn: Es ist der Sabbat für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat!

Konkret heißt das, daß sich selbst das allerheiligste Gesetz Israles nicht richten darf gegen menschlichen Hunger, so einfach ist das.

Man muß sich mal klarmachen, wie das unter den damaligen Voraussetzungen gewirkt haben muß.


Sorry, ist aber Quatsch. Jesus war Jude und absolut hinter dem AT gestanden. Es gab nur im gesamten Judentum dieser Zeit immer wieder Streit zwischen den verschiedenen Gruppen, wie das AT auszulegen sei.
Es gab damals schon Gruppen, die es wie Jesus auslegten, und andere die es sehr streng auslegten. Mit allen Faceten dazwischen.

Jesus hat das AT also nicht verworfen, sondern nur anders ausgelegt, wie viele Gruppen seiner Zeit.

Nur zwei Beispiele:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sadduz%C3%A4er
http://de.wikipedia.org/wiki/Pharis%C3%A4er
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Vobro
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Beitrag(#1763362) Verfasst am: 28.06.2012, 16:01    Titel: Antworten mit Zitat

klauswerner hat folgendes geschrieben:
Vobro hat folgendes geschrieben:

Mit welcher Ernsthaftigkeit und Radikalität diese Haltung Jesus zugeschrieben wird, sieht man auch ganz stark daran, daß er es mit Gebot des Fastens am Sabbat offenbar nicht ganz so genau genommen hat, denn: Es ist der Sabbat für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat!

Konkret heißt das, daß sich selbst das allerheiligste Gesetz Israles nicht richten darf gegen menschlichen Hunger, so einfach ist das.

Man muß sich mal klarmachen, wie das unter den damaligen Voraussetzungen gewirkt haben muß.


Sorry, ist aber Quatsch. Jesus war Jude und absolut hinter dem AT gestanden. Es gab nur im gesamten Judentum dieser Zeit immer wieder Streit zwischen den verschiedenen Gruppen, wie das AT auszulegen sei.
Es gab damals schon Gruppen, die es wie Jesus auslegten, und andere die es sehr streng auslegten. Mit allen Faceten dazwischen.

Jesus hat das AT also nicht verworfen, sondern nur anders ausgelegt, wie viele Gruppen seiner Zeit.

Nur zwei Beispiele:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sadduz%C3%A4er
http://de.wikipedia.org/wiki/Pharis%C3%A4er


Das ist kein Quatsch, ich habe ausdrücklich erwähnt, daß Jesus der Legende nach das Mosaische Gesetz ausdrücklich nicht in Frage gestellt hat, da "kein Jota davon wegzunehmen sei."

Ich habe an keiner Stelle geschrieben, daß Jesus das AT verworfen habe, er hat es nur am konkreten Beispiel außer Kraft gesetzt, da sich niemand fand, der es hätte exekutieren können.

Man muß schon lesen, was ich wirklich geschrieben habe, das könnte helfen, nur als kleiner Tip.

Und der Hinweis auf das bewußte Übertreten des Sabbatbegotes ist ja wohl eindeutig. Die Jünger haben sogar Korn geerntet und Speisen zubereitet, nicht nur mal eben nebenbei etwas gegessen, weil sie Hunger hatten.
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klauswerner
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Beitrag(#1763364) Verfasst am: 28.06.2012, 16:08    Titel: Antworten mit Zitat

@vobro:
"Man muß sich mal klarmachen, wie das unter den damaligen Voraussetzungen gewirkt haben muß. "

Wenn es auch andere jüdische Gruppierungen gab, die die Gebote bei weitem nicht so streng ausgelegt haben wie andere, dann stimmt das da oben nicht. Sondern dann waren die Juden dieser Zeit, wie übrigens bis heute, es gewohnt auf verschiedene Auslegungen zu stoßen.

Auch heute gibt es im Judentum immer noch zig Strömungen mit verschiedenen Auslegungen der Gebote, wie auch im Christentum und anderswo. Darum geht ja meist der innerreligiöse Streit.

Und auch die Juden dieser Zeit waren diese Streitigkeiten gewohnt, daher hat das auch sicher nicht "gewirkt" bei ihnen.
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klauswerner
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Beitrag(#1763365) Verfasst am: 28.06.2012, 16:09    Titel: Antworten mit Zitat

Nachsatz:
Die Wirkung Jesu zu seiner Zeit wird sowieso eher als sehr gering eingeschätzt, von nahezu allen Forschern.
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klauswerner
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Anmeldungsdatum: 16.12.2009
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Wohnort: Nürnberger Land

Beitrag(#1763366) Verfasst am: 28.06.2012, 16:18    Titel: Antworten mit Zitat

klauswerner hat folgendes geschrieben:
@vobro:
"Man muß sich mal klarmachen, wie das unter den damaligen Voraussetzungen gewirkt haben muß. "

Wenn es auch andere jüdische Gruppierungen gab, die die Gebote bei weitem nicht so streng ausgelegt haben wie andere, dann stimmt das da oben nicht. Sondern dann waren die Juden dieser Zeit, wie übrigens bis heute, es gewohnt auf verschiedene Auslegungen zu stoßen.

Auch heute gibt es im Judentum immer noch zig Strömungen mit verschiedenen Auslegungen der Gebote, wie auch im Christentum und anderswo. Darum geht ja meist der innerreligiöse Streit.

Und auch die Juden dieser Zeit waren diese Streitigkeiten gewohnt, daher hat das auch sicher nicht "gewirkt" bei ihnen.

Ein Beispeil dazu:
Zitat:
Viele Rabbinen erlaubten Nothilfe für Tiere am Sabbat (bSchab 128b), weil der Tierschutz dem Sabbatgebot in der Tora übergeordnet sei. Essen, Trinken und elementare Körperpflege am Sabbat waren erlaubt, nicht aber medizinische Behandlungen, außer zur Rettung von Leben (Mekh zu Ex 31,13). Kleinere medizinische Maßnahmen wurden als erlaubtes Essen und Trinken eingeordnet (Schab XIV,3f).

Einige Rabbinen gestatteten medizinische Behandlung auch dann, wenn die Lebensgefahr des Betroffenen unsicher war, nach dem Prinzip (Joma VIII,6): …jeder Zweifel der Lebensgefahr verdrängt den Sabbat. Dieses Prinzip begründeten Rabbi Simeon ben Menasja und Rabbi Jonathan ben Joseph um 180 mit Bezug auf Ex 31,13f. wie folgt (Joma 85b):

„Siehe, der Sabbat ist euch übergeben, nicht ihr seid dem Sabbat übergeben.“


oder ganz streng:

Zitat:
Der Talmud verbindet den Sabbat im Anschluss an prophetische Aussagen eng mit der Erwartung des Messias (Midrasch Exodus Rabba 25,12):[25]

„Wenn Israel nur ein einziges Mal den Schabbat wirklich halten würde, würde der Messias kommen, denn das Halten des Schabbat kommt dem Halten aller Gebote gleich.“

Rabbi Schimon ben Jochai lehrte (Schab 118b):[26]

„Würden die Israeliten zwei Sabbate nach Vorschrift halten, so würden sie sofort erlöst werden.“



http://de.wikipedia.org/wiki/Sabbat
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Grüßle
klauswerner
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Vobro
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Anmeldungsdatum: 10.11.2011
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Wohnort: Wuppertal

Beitrag(#1763367) Verfasst am: 28.06.2012, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

klauswerner hat folgendes geschrieben:
@vobro:
"Man muß sich mal klarmachen, wie das unter den damaligen Voraussetzungen gewirkt haben muß. "

Wenn es auch andere jüdische Gruppierungen gab, die die Gebote bei weitem nicht so streng ausgelegt haben wie andere, dann stimmt das da oben nicht. Sondern dann waren die Juden dieser Zeit, wie übrigens bis heute, es gewohnt auf verschiedene Auslegungen zu stoßen.

Auch heute gibt es im Judentum immer noch zig Strömungen mit verschiedenen Auslegungen der Gebote, wie auch im Christentum und anderswo. Darum geht ja meist der innerreligiöse Streit.

Und auch die Juden dieser Zeit waren diese Streitigkeiten gewohnt, daher hat das auch sicher nicht "gewirkt" bei ihnen.


Aber gibt es keinen Unterschied in der Wirkung entweder beim einfachen ungebildeten Volk, und den fleißg die Schrift auslegenden gelehrten Rabbinern und vor allen den Machthabern?

Es gab z.B. bis weit in die 80er jahre hinein noch hier in Deutschland katholische Theologen, die der Meinung waren, daß man gewisse Unklarheiten in der Auslegung der Bibel keinesfalls vor den einfachen Gläubigen führen dürfe, allenfalls innerhalb der theologischen Fakultäten dürften solche Dinge erörtert werden. Namentlich war z.B. der frühere Erzbischof von Paderborn, J.J. Degenhardt, ein Vertreter dieser Ansicht.

Es ist ein großer Unterschied, ob man innerkirchlich Dispute führt, oder sie in aller Öffentlichkeit austrägt, wo es evtl. zur Anstachelung der einfachen ungebildeten Leute kommen kann, also aus der Sicht der Schriftglehrten und der strengen Dogmatiker natürlich.

Mir ist das alles eh wurscht, mich interessiert aber vorrangig, nicht um jeden Preis einen Bibelgläubigen Menschen von seinen Irrtümern zu überzeugen, sondern wie man den Dialog ermöglichen oder aufrecht halten kann, falls er denn überhaupt sinnvoll ist.

Ich kenne nun einmal Menschen, die streng an die Bibel glauben, da mag historisch falsch sein was will, dann irrt sich deren Meinung nach eben die historische Forschung oder sie lügt aus unlauteren Motiven heraus. Dennoch aber möchte ich irgendeine einigermaßen erträgliche Basis finden, um mit ihnen zu diskutieren. Also muß ich so tun, als wäre das alles historisch wahr, was in der Bibel steht, aber nach inneren Widersprüchen suchen, etc.

Von mir aus könnte man aus der gesamten Bibel ca. 20 Sätze maximal rausnehmen, die ich gar nicht übel finde und den gesamten Rest auf den Müll werfen.


Achja, als kleiner Nachtrag, es ging ja eigentlich um die Frage von Legula, die sich auf genau solche Leute bezieht, die biblisch argumentieren, egal ob etwas davon historisch glaubwürdig ist oder nicht, so jedenfalls habe ich es verstanden.
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Kartoffel
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Anmeldungsdatum: 04.03.2008
Beiträge: 146

Beitrag(#1763434) Verfasst am: 28.06.2012, 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Aus meiner katholischen Kindheit kenne ich das so, dass alle meine große katholische Verwandschaft ihre Kinder ganz selbstversändlich geprügelt hat. In den vergangenen hunderten von Jahren war dies ebenfalls "normal". Da hat sich wohl kaum einer der Leute die Frage gestellt, ob das vielleicht mit ihrem Glauben kollidiert. Das ist immer dann in der Fall, wenn die Leute sich in einem System befinden, in dem man zum Nicht-Nachdenken erzogen wird.
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Das Leben ist leider viel zu kurz.
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Flat
ich war's nicht



Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1763558) Verfasst am: 29.06.2012, 07:46    Titel: Antworten mit Zitat

klauswerner hat folgendes geschrieben:
@vobro:
"Man muß sich mal klarmachen, wie das unter den damaligen Voraussetzungen gewirkt haben muß. "

Wenn es auch andere jüdische Gruppierungen gab, die die Gebote bei weitem nicht so streng ausgelegt haben wie andere, dann stimmt das da oben nicht. Sondern dann waren die Juden dieser Zeit, wie übrigens bis heute, es gewohnt auf verschiedene Auslegungen zu stoßen.

Auch heute gibt es im Judentum immer noch zig Strömungen mit verschiedenen Auslegungen der Gebote, wie auch im Christentum und anderswo. Darum geht ja meist der innerreligiöse Streit.

Und auch die Juden dieser Zeit waren diese Streitigkeiten gewohnt, daher hat das auch sicher nicht "gewirkt" bei ihnen.


Moin,

es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen dem Judentum und dem Christentum in diesem Punkt.

Das Christentum streitet sich zwar um die richtige Auslegung, ist aber gruppenweise davon überzeugt, dass es nur einen richtigen Weg gibt (natürlich den jeweils eigenen) und diesen möglichst alle folgen sollen.


Bei dem Judentum hingegen ist der Streit sozusagen Programm. Das Judentum geht von einer individuellen Richtigkeit aus, d.h. jeder muss seinen eigenen Weg finden. Deshalb ist es ja z.B. auch nicht hierarchisch aufgebaut (der Rabbiner hat kein Weisungsrecht für die Gläubigen wie z.B. ein Pfarrer).

Deshalb ist im Judentum jeder Jude ja auch zum intensiven Schriftstudium aufgefordert, um seinen Weg zu finden (man vergleiche das mal in der kath. Kirche, wo lange Zeit die Bibel ausschließlich im für den normalen Gläubigen unverständlichen Latein vorlag).

Deshalb ist es ja auch so fatal, wenn Christen und auch Nichtchristen wie beispielsweise Atheisten mit der christlichen Sichtweise 'was in der Schrift steht, ist auch wörtlich so gemeint' heran gehen. Ein Jude tut dieses nicht. Das Schriftverständnis ist ein ganz anderes. Nicht umsonst gibt es neben der schriftlichen Thora (5 Bücher Mose) ja auch noch die im Christentum völlig ignorierte mündliche Thora, weshalb das christliche Verständnis des sog. AT mit dem jüdischen oft nur wenig gemeinsam hat.

Dennoch wird gerne gesagt:: Im AT steht das so und so, deshalb ist das auch genauso jüdische Lehre. Bullshit!

Tschüss

Jörg
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Legula
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Anmeldungsdatum: 25.06.2012
Beiträge: 72

Beitrag(#1763574) Verfasst am: 29.06.2012, 09:06    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn bei den Juden die Diskussion über religiöse Fragen üblich ist und es auch damals schon war, dann wundert es mich, warum in den Evangelien immer wieder behauptet wird, die Pharisäer würden Jesus nur nach seiner Meinung fragen, um ihm daraus einen Strick drehen zu können. Was hätte er dann zu befürchten haben sollen - außer der Antwort: "Ich sehe das anders"?

Könnte es dann also sein, dass den Christen, die nicht aus dem Judentum kamen, von den Evangelisten nur vorgelogen wurde, dass Jesus sich mit einer falschen Antwort hätte schaden können - vielleicht, um die Juden schlecht zu machen, was ja im neuen Testament sowieso dauernd gemacht wird?


Wenn es üblich ist und war, über derartige Fragen zu diskutieren, wäre Jesus´ Antwort bzgl. der Ehebrecherin aber auch nichts anderes gewesen als seine persönliche Meinung zu einem juristischen Fall. Also für ihn selbst keine Gefahr und für die Beklagte vermutlich ohne Belang. Denn egal, was er gesagt hätte - andere hätten das Gegenteil sagen können.

Übrigens: Wenn Jesus meinte, dass man ihm eine Falle stellen wollte (wie in der Geschichte ja behauptet wird) und ihm das Schicksal der Frau egal war, hätte er sich doch leicht davon abmachen können, indem er gesagt hätte: "Natürlich müsst ihr sie steinigen!" Dann hätte er gesetzeskonform geantwortet, und ihm hätte höchstens Herzlosigkeit vorgeworfen werden können. Das hätte vielleicht auf einige Leute einen schlechten Eindruck gemacht, auf andere aber einen guten.
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narr
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Anmeldungsdatum: 02.01.2009
Beiträge: 3884

Beitrag(#1763577) Verfasst am: 29.06.2012, 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

In den Niederlanden ging die Gewalt in den 50/60er Jahren noch ein bisschen weiter.
Dort wurden geistig behinderte Knaben auf Betreiben der Priester hin kastriert und sogar getötet
http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article13934358/Dem-System-hilflos-ausgeliefert.html
dieser Artikel ist zwar schon etwas älter, aber im NRC - einer Niederladenischen Abendzeitung wurde gestern noch berichtet, dass sich auch die Tötungen bestätigt haben.
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Flat
ich war's nicht



Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1763580) Verfasst am: 29.06.2012, 09:58    Titel: Antworten mit Zitat

Legula hat folgendes geschrieben:
Wenn bei den Juden die Diskussion über religiöse Fragen üblich ist und es auch damals schon war, dann wundert es mich, warum in den Evangelien immer wieder behauptet wird, die Pharisäer würden Jesus nur nach seiner Meinung fragen, um ihm daraus einen Strick drehen zu können. Was hätte er dann zu befürchten haben sollen - außer der Antwort: "Ich sehe das anders"?


Moin,

in der Tat sind hier viele Ungereimtheiten. Das heutige Allgemeinwissen ist ja das, was das Christentum verbreitet und das Christentum war und ist ja nicht gerade erpicht darauf, die Konkurrenzreligion Judentum gut darzustellen, insbesondere da sich beide auf den selben Ursprung beziehen, diesen aber komplett anders auslegen.

Die Sache ist allerdings etwas komplizierter. Das Judentum ist ja eine Religion, die sich permanent und teilweise auch extrem ändert und fortentwickelt (auch ein Widerspruch zu dem Bild, das das Christentum über das Judentum verbreitet hat).

Zur Zeit Jesus war das Judentum ein anderes. Es ist z.B. eine der ganz kurzen Zeiträume, in denen das Judentum missionarisch war. Deshalb auch Paulus teilweise übliche Darstellungen. Das beginnende Christentum und das Judentum waren bezüglich der Heidenmission zu dieser Zeit teilweise Konkurrenten. Allerdings wirklich nur eine sehr kurze Zeit.

Damals gab es noch nahezu kein Rabbinerwesen, es gab dafür Tempelpriester und viele jüdische Gruppen, die sich alle theologisch tüchtig behakten.

Die Kritik am Judentum, die sich in der christlichen Bibel findet, ist zum großen Teil auch jüdische interne Kritik. Das Judentum ist und war ja weit davon entfernt, perfekt zu sein (das behauptet es übrigens auch nicht)

Die Pharisäer waren auch keine homogene Gruppe. Pharisäer waren schlicht ein Teil des gebildeten religiösen jüdische Mittelstand. In der Regel Handwerker und Kaufleute, die sich sehr um einen der Thora entsprechenden Lebenswandel bemühten. Aber mit Thoraauslegungen, die teilweise den Auslegung Jesus sehr nahestanden. Es gibt ja auch Theologen, die meinen, Jesus wäre Pharisäer gewesen (was seiner Kritik an diesen ja auch nicht widerspricht. Man setzt sich ja mit Gruppen, die einem nahestehen, oft am heftigsten auseinander).

Ein anderer Widerspruch ist, dass damals Messiasse wie Sand am Meer rumliefen. Jesus hatte noch nicht mal eine besonders große Anhängerschaft.


Zur Geschichte mit der Ehebrecherin. Wahrscheinlich ist diese so nie passiert. Das christliche Evangelium wollte eine bestimmte Botschaft verbreiten. Dazu wählten die Schreiber auch Geschichten, was in diesem Kulturkreis auch völlig normal war.

Ich vermute, den Zuhörern damals war das auch völlig klar. Das ist halt die Schwierigkeit, wenn man 2000 Jahre alte Texte heute einfach wörtlich verstehen will und das aus dem heutigen Zeitbezug heraus.

Nimm z.B. die Bergpredigt. Diese wurde nie gehalten (man findet sie deshalb ja auch nur in einem Evangelium). Sie ist ein literarisches Konstrukt.

Tschüss

Jörg
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