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Männliche Beschneidung
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1766979) Verfasst am: 14.07.2012, 21:19    Titel: Antworten mit Zitat

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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#1767000) Verfasst am: 14.07.2012, 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

André Herzberg über das Beschneidungsverbot, deutsche Unarten und die Frage, wie er als Vater mit dem Urteil umgehen wird
Daraus:
Zitat:
Wo würden Sie die Beschneidung durchführen lassen, wo sie nun in Deutschland verboten ist?

Es gibt da zuerst einmal noch ein anderes, viel größeres Problem: Die Mutter des Kindes ist nicht jüdisch. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland einen Mohel finden werden, der den Jungen einer nichtjüdischen Mutter beschneidet. Deswegen werden wir die Britmila wohl im Ausland machen lassen – durch das Urteil des Kölner Landgerichtes nun erst recht.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Da beschwert sich die jüdische Gemeinde darüber, dass dieses Urteil die Juden aus dem Land treiben würde und dann sind es die jüdischen Mohel selbst, die diesen Vater zur Beschneidung aus dem Lande treiben.
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Anmeldungsdatum: 12.06.2008
Beiträge: 2546

Beitrag(#1767013) Verfasst am: 15.07.2012, 01:20    Titel: Antworten mit Zitat

Argeleb hat folgendes geschrieben:
Unsere Verfassung ist schon ein Minenfeld für Religionsgemeinschaften.
Artiekl 9 GG hat folgendes geschrieben:
Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten.


Wenn die Beschneidung strafbar ist,



Klar - ist sie, denn sie verstößt gegen Artikel 2 (2) des GG "Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit". Und weil es Artikel 2 ist hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit absoluten Vorrang vor der sog. Religionsfreiheit
Zitat:



dann führen Religionsgemeinschaften Tätigkeiten durch, die den Strafgesetzen zuwiderlaufen. Also darf die Beschneidung nicht strafbar sein, sonst müsste man ja diese Religionsgemeinschaften verbieten.



Noch viel besser; da ja auch unsere Bundeskanzlertöse Merkel jetzt für die Beschneidung von Kindern ist, ist nach Art 9 des GG die Bundesregierung eine Organisation zur Unterlaufung des Strafrechtsparagraphen §232 "Körperverletzung" und damit verboten. Die Polizei sollte also schleunigst diese kriminelle Vereinigung genannt "Bundesregierung" auflösen, zumindest sollte diese verfassungsfeindliche Organisation "Bundesregierung" vom Verfassungsschutz überwacht werden!

Sehr glücklich

nv.
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Anmeldungsdatum: 12.06.2008
Beiträge: 2546

Beitrag(#1767014) Verfasst am: 15.07.2012, 01:49    Titel: Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
In einem Fachforum führen wir gerade die Diskussion, unter welchen Umständen ein solches Gesetz vor dem Verfassungsgericht landen könnte. Außer der (eher unwahrscheinlichen) Verfassungsbeschwerde eines betroffenen wären wenig möglichkeiten denkbar. Für eine gerichtliche Normenkontrolle wäre nämlich erforderlich, dass die Beschneidung überhaupt nochmal vor Gericht landet; ein Staatsanwalt, der aber trotz ausdrücklicher gesetzlicher Legalisierung der Beschneidung diese vor Gericht anklagt, macht sich potentiell der Rechtsbeugung schuldig.

Und einfach von sich aus Gesetze überprüfen kann das BverfG nicht. Vielleicht kommt es zu einer abstrakten Normenkontrolle der Linkspartei, aber das glaube ich eher nicht (wobei es lange her ist, dass ich mich zuletzt mit Verfassungsprozessrecht beschäftigt habe).
Linkspartei dürfte nicht reichen, aber vielleicht finden sich ja die 25% Nichtidioten unter den Parlamentariern? Was sollte einer entsprechenden Initiative einzelner Abgeordneter entgegenstehen?



Vielleicht der Fraktionszwang und die Tatsache, dass Schleimscheißern der eigenen Karriere förderlicher ist als wenn man offensiv seine Ansichten nach außen vertritt?

nv.
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1767018) Verfasst am: 15.07.2012, 03:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiss gar nicht, wie oft ich den Satz "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut" in den letzten Tagen gelesen habe. Langsam frage ich mich, ob das überhaupt stimmt und ob wir Religionsfreiheit wirklich brauchen. Wir haben doch schon Meinungsfreiheit, wozu braucht man da eigentlich zusätzlich noch Religionsfreiheit? Doch wohl nicht, um Religionsinhalte glauben zu können, denn das ist von der Meinungsfreiheit schon gedeckt. Man braucht die Religionsfreiheit, um Religionsinhalte in die Tat umsetzen zu dürfen, aber auch das wird durch das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit abgedeckt. Die Debatte über die Beschneidung zeigt es überdeutlich, die Religionsfreiheit braucht man vor allem dann, wenn man in Grundrechte anderer eingreifen möchte: "Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet." Artikel 4 des Grundgesetzes liefert einen Freibrief dafür, alle anderen Grundrechte im Einzelfall auszuhebeln, wenn man es nur religiös hinreichend begründen kann. Und genau das passiert ja gerade. Muslime und Juden beklagen sich lautstark, dass man ihre religiöse Handlungsfreiheit einschränkt, ihnen das Ausleben ihres Glaubens unmöglich macht, wenn in Deutschland die Beschneidung des Penis von männlichen Säuglingen, Kleinkindern und Kindern als strafrechtliche Körperverletzung geahndet wird. Der Bundestag ist in Alarmbereitschaft und bereit zu allen Schandtaten, um diesen üblen Angriff auf die Religionsfreiheit zu korrigieren. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist da völlig aussen vor. Kinderrechte spielen offensichtlich keine Rolle. Der Grundgedanke der Menschenrechte, dass man die Machtlosen vor der Willkür der Mächtigen zu schützen hat, wird komplett über Bord geworfen. Und das alles im Namen dieser ominösen Religionsfreiheit, die offensichtlich nur den Zweck hat, archaische Rituale auch in Zeiten rechtsstaatlicher Kontrolle am Recht vorbeizuschleusen.

Und dabei handelt es sich ja auch gar nicht um echte Religionsfreiheit, sondern nur um den Bestandsschutz etablierter Kulte. Echte Religionsfreiheit, also die Freiheit an etwas zu glauben und danach zu handeln, haben nur Mitglieder einiger weniger privilegierter Religionen. Es handelt sich bei der Religionsfreiheit nicht um eine Freiheit, die jedem zusteht, der an etwas in religiöser Form glaubt, sondern nur um ein Privileg für einige wenige ausgewählte Religionen. Der Satz "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut" bedeutet daher im Klartext: "Die Privilegierung einiger, sehr weniger Religionen ist ein hohes Gut". Eine so verstandene Religionsfreiheit ist ein Haufen Scheisse und wenn der Bundestag das frisst, dann ist er der Haufen Fliegen, der lieber Scheisse frisst, als seinen Job zu tun.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1767021) Verfasst am: 15.07.2012, 04:21    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.focus.de/politik/deutschland/penis-war-uneben-und-zerfressen-vierjaehriger-nach-beschneidung-mehrfach-in-narkose_aid_782118.html

Zitat:
Der Fall des beschnittenen vierjährigen Jungen, der die Debatte über die Rechtslage für religiös begründete Beschneidungen ausgelöst hat, war medizinisch offenbar brisanter als bisher bekannt. Nun wurden Details aus einem Arztbrief bekannt.

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AdvocatusDiaboli
Öffentlicher Mobber



Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26380
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Beitrag(#1767023) Verfasst am: 15.07.2012, 05:15    Titel: Antworten mit Zitat

Wie die Kindstaufe ist die Beschneidung eine (im wahrsten Sinne) Manipulation des säkularen Kindes. Kinder kennen keine Religiosität, deswegen muss sie von den Eltern an die Kinder übertragen werden. Vorwiegend durch Riten, Unterricht und auch Zwang. Letzterer ist aber gefährlich, und könnte zu Abstoßungsreaktionen führen.

Umso nützlicher erscheint eine frühkindliche "Prägung" durch einen einschneidenden Ritus: Je sichtbarer das Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer Sekte/Religion, je sichtbarer die Manipulation, desto vorteilhafter und erfolgversprechender ist die kultische Handlung. Eine Beschneidung formt als sichtbares Zeichen die männliche Identifikation mit der Religion zusätzlich - auch wenn der Ritus das ursprünglich gar nicht beabsichtigt hat (wie ich gelesen habe, wollten die Ägypter damit die Seele unsterblich machen, durch die rituelle Häutung der Schlange=Penis).

Der Erfolg der Kindstaufe (die auch die Verbundenheit mit Gott darstellen soll) im westlichen Christentum zeigt: Beschneidungen und ähnliche manipulativen Handlungen sind allerdings gar nicht zwingend notwendig, um eine Verbundenheit mit der eigenen Religion zu erzeugen. Umso nutzloser erscheint das Geschnibbel... und doch prägt die Beschneidung als zentraler Ritus die Identität der jüdisch-islamischen Religion. Folglich gibt es keine Lösung: wird die Beschneidung in Deutschland verboten, wird sie entweder heimlich durchgeführt oder im Ausland.

Was lernen wir daraus? Einzig sinnvolle Beschneidung für Religiöse ist und bleibt die Lobotomie. zynisches Grinsen
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Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27889
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1767027) Verfasst am: 15.07.2012, 08:32    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
http://www.focus.de/politik/deutschland/penis-war-uneben-und-zerfressen-vierjaehriger-nach-beschneidung-mehrfach-in-narkose_aid_782118.html

Zitat:
Der Fall des beschnittenen vierjährigen Jungen, der die Debatte über die Rechtslage für religiös begründete Beschneidungen ausgelöst hat, war medizinisch offenbar brisanter als bisher bekannt. Nun wurden Details aus einem Arztbrief bekannt.



Soviel also zur "Harmlosigkeit" dieses Eingriffs. Mit den Augen rollen
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27889
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1767028) Verfasst am: 15.07.2012, 08:36    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich weiss gar nicht, wie oft ich den Satz "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut" in den letzten Tagen gelesen habe. Langsam frage ich mich, ob das überhaupt stimmt und ob wir Religionsfreiheit wirklich brauchen. Wir haben doch schon Meinungsfreiheit, wozu braucht man da eigentlich zusätzlich noch Religionsfreiheit? Doch wohl nicht, um Religionsinhalte glauben zu können, denn das ist von der Meinungsfreiheit schon gedeckt. Man braucht die Religionsfreiheit, um Religionsinhalte in die Tat umsetzen zu dürfen, aber auch das wird durch das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit abgedeckt. Die Debatte über die Beschneidung zeigt es überdeutlich, die Religionsfreiheit braucht man vor allem dann, wenn man in Grundrechte anderer eingreifen möchte: "Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet." Artikel 4 des Grundgesetzes liefert einen Freibrief dafür, alle anderen Grundrechte im Einzelfall auszuhebeln, wenn man es nur religiös hinreichend begründen kann. Und genau das passiert ja gerade. Muslime und Juden beklagen sich lautstark, dass man ihre religiöse Handlungsfreiheit einschränkt, ihnen das Ausleben ihres Glaubens unmöglich macht, wenn in Deutschland die Beschneidung des Penis von männlichen Säuglingen, Kleinkindern und Kindern als strafrechtliche Körperverletzung geahndet wird. Der Bundestag ist in Alarmbereitschaft und bereit zu allen Schandtaten, um diesen üblen Angriff auf die Religionsfreiheit zu korrigieren. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist da völlig aussen vor. Kinderrechte spielen offensichtlich keine Rolle. Der Grundgedanke der Menschenrechte, dass man die Machtlosen vor der Willkür der Mächtigen zu schützen hat, wird komplett über Bord geworfen. Und das alles im Namen dieser ominösen Religionsfreiheit, die offensichtlich nur den Zweck hat, archaische Rituale auch in Zeiten rechtsstaatlicher Kontrolle am Recht vorbeizuschleusen.

Und dabei handelt es sich ja auch gar nicht um echte Religionsfreiheit, sondern nur um den Bestandsschutz etablierter Kulte. Echte Religionsfreiheit, also die Freiheit an etwas zu glauben und danach zu handeln, haben nur Mitglieder einiger weniger privilegierter Religionen. Es handelt sich bei der Religionsfreiheit nicht um eine Freiheit, die jedem zusteht, der an etwas in religiöser Form glaubt, sondern nur um ein Privileg für einige wenige ausgewählte Religionen. Der Satz "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut" bedeutet daher im Klartext: "Die Privilegierung einiger, sehr weniger Religionen ist ein hohes Gut". Eine so verstandene Religionsfreiheit ist ein Haufen Scheisse und wenn der Bundestag das frisst, dann ist er der Haufen Fliegen, der lieber Scheisse frisst, als seinen Job zu tun.


Ich sehe die Begründung "Religionsfreiheit" als vorgeschoben an.
Echte Religionsfreiheit würde beinhalten, dass man Kinder erst bei Erreichen mündigen Alters die Wahl der Religion überlässt.
Es geht hier doch vielmehr um die Machterhaltung der Religionen:
Ohne frühkindliche Doktrination hätten die doch noch weniger Anhänger.

Und dein Beitrag Kramer: bravo
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
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Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1767029) Verfasst am: 15.07.2012, 08:41    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-07/beschneidungen-kinderschutzbund

Zitat:
Kinderhilfe warnt vor "Blankocheck für Kindesmisshandlung"
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27889
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Beitrag(#1767030) Verfasst am: 15.07.2012, 08:51    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.welt.de/kultur/article108264046/Danke-Vater-dass-ich-nicht-beschnitten-wurde.html

Zitat:
Danke Vater, dass ich nicht beschnitten wurde!


Zitat:
Die rührende Gemeinsamkeit der ansonsten verfeindeten monotheistischen Religionen, wenn es darum geht, kleinen Jungen am Penis wehtun zu dürfen, weist allerdings auf ein grundsätzliches Problem hin: auf die frühkindliche Indoktrination, vermittels derer sich die Religionen fortpflanzen.
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Argeleb
Misanthropischer Humanist



Anmeldungsdatum: 02.01.2010
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Beitrag(#1767031) Verfasst am: 15.07.2012, 08:54    Titel: Antworten mit Zitat

Wie eine jüdische Familie mit dem Beschneidungsurteil umgeht

Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich solche Scheinargumente lese:
Zitat:
Längst nicht für jeden ist diese Ansicht nachvollziehbar. Rubin probiert es deshalb mit einer Geschichte aus dem Talmud, einem der wichtigsten Schriftwerke des Judentums, das Anleitungen für die Auslegung jüdischer Gesetze geben soll. Darin wird ein Rabbiner von den Römern gefragt, was nun besser sei: das Werk des Menschen oder das Werk Gottes. Der Rabbiner, der bemerkt, dass die Römer auf die Beschneidung anspielen, erzählt Rubin, nimmt in die eine Hand drei Weizenkörner und in die andere ein Brot. "Was ist besser?", soll er zurückgefragt haben.


Was ist besser? Weizen oder Brot? Einfach: Ein Mensch kann vielleicht Brot backen, aber kann er Weizen erschaffen?
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Denny Crane!
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Argeleb
Misanthropischer Humanist



Anmeldungsdatum: 02.01.2010
Beiträge: 2023

Beitrag(#1767033) Verfasst am: 15.07.2012, 09:03    Titel: Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:
http://www.welt.de/kultur/article108264046/Danke-Vater-dass-ich-nicht-beschnitten-wurde.html

Zitat:
Danke Vater, dass ich nicht beschnitten wurde!


Zitat:
Die rührende Gemeinsamkeit der ansonsten verfeindeten monotheistischen Religionen, wenn es darum geht, kleinen Jungen am Penis wehtun zu dürfen, weist allerdings auf ein grundsätzliches Problem hin: auf die frühkindliche Indoktrination, vermittels derer sich die Religionen fortpflanzen.


Der Artikel ist gut
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Denny Crane!
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Bravopunk
Sugoi Dekai :D



Anmeldungsdatum: 08.03.2008
Beiträge: 31840
Wohnort: Woanders

Beitrag(#1767034) Verfasst am: 15.07.2012, 09:25    Titel: Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Ich weiss gar nicht, wie oft ich den Satz "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut" in den letzten Tagen gelesen habe. Langsam frage ich mich, ob das überhaupt stimmt und ob wir Religionsfreiheit wirklich brauchen. Wir haben doch schon Meinungsfreiheit, wozu braucht man da eigentlich zusätzlich noch Religionsfreiheit? Doch wohl nicht, um Religionsinhalte glauben zu können, denn das ist von der Meinungsfreiheit schon gedeckt. Man braucht die Religionsfreiheit, um Religionsinhalte in die Tat umsetzen zu dürfen, aber auch das wird durch das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit abgedeckt. Die Debatte über die Beschneidung zeigt es überdeutlich, die Religionsfreiheit braucht man vor allem dann, wenn man in Grundrechte anderer eingreifen möchte: "Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet." Artikel 4 des Grundgesetzes liefert einen Freibrief dafür, alle anderen Grundrechte im Einzelfall auszuhebeln, wenn man es nur religiös hinreichend begründen kann. Und genau das passiert ja gerade. Muslime und Juden beklagen sich lautstark, dass man ihre religiöse Handlungsfreiheit einschränkt, ihnen das Ausleben ihres Glaubens unmöglich macht, wenn in Deutschland die Beschneidung des Penis von männlichen Säuglingen, Kleinkindern und Kindern als strafrechtliche Körperverletzung geahndet wird. Der Bundestag ist in Alarmbereitschaft und bereit zu allen Schandtaten, um diesen üblen Angriff auf die Religionsfreiheit zu korrigieren. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist da völlig aussen vor. Kinderrechte spielen offensichtlich keine Rolle. Der Grundgedanke der Menschenrechte, dass man die Machtlosen vor der Willkür der Mächtigen zu schützen hat, wird komplett über Bord geworfen. Und das alles im Namen dieser ominösen Religionsfreiheit, die offensichtlich nur den Zweck hat, archaische Rituale auch in Zeiten rechtsstaatlicher Kontrolle am Recht vorbeizuschleusen.

Und dabei handelt es sich ja auch gar nicht um echte Religionsfreiheit, sondern nur um den Bestandsschutz etablierter Kulte. Echte Religionsfreiheit, also die Freiheit an etwas zu glauben und danach zu handeln, haben nur Mitglieder einiger weniger privilegierter Religionen. Es handelt sich bei der Religionsfreiheit nicht um eine Freiheit, die jedem zusteht, der an etwas in religiöser Form glaubt, sondern nur um ein Privileg für einige wenige ausgewählte Religionen. Der Satz "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut" bedeutet daher im Klartext: "Die Privilegierung einiger, sehr weniger Religionen ist ein hohes Gut". Eine so verstandene Religionsfreiheit ist ein Haufen Scheisse und wenn der Bundestag das frisst, dann ist er der Haufen Fliegen, der lieber Scheisse frisst, als seinen Job zu tun.


Ich sehe die Begründung "Religionsfreiheit" als vorgeschoben an.
Echte Religionsfreiheit würde beinhalten, dass man Kinder erst bei Erreichen mündigen Alters die Wahl der Religion überlässt.
Es geht hier doch vielmehr um die Machterhaltung der Religionen:
Ohne frühkindliche Doktrination hätten die doch noch weniger Anhänger.

Und dein Beitrag Kramer: bravo


Dem kann ich mich nur anschließen. bravo

Das bringt es alles genau auf den Punkt. Schade... ja sogar ein Armutszeugnis, dass solche Gedanken wohl in Regierung und Parlament gar nicht erst zutage treten. Traurig Geschweige denn in einer Pressemitteilung verkündet und zur Diskussion gestellt werden.
_________________
"Hier spricht Ramke. Wer jetzt allein ist, kriegt nur noch den Abschaum!"

Meine Freiheit, deine Freiheit

Kaguya-hime

Kanashikute Yarikirenai
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#1767041) Verfasst am: 15.07.2012, 10:12    Titel: Antworten mit Zitat

Navigator2 hat folgendes geschrieben:
Und weil es Artikel 2 ist hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit absoluten Vorrang vor der sog. Religionsfreiheit


Außer der Menschenwürde hat kein Grundrecht per se Vorrang vor einem anderen. Auch sagt die Reihenfolge der Grundrechte nichts über deren Wichtigkeit aus.
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Telliamed
registrierter User



Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1767043) Verfasst am: 15.07.2012, 10:21    Titel: Antworten mit Zitat

Nachdem ich mehrere Seiten dieser Diskussion überflogen habe, versuche ich mir darüber klar zu werden, was das für ein Dilemma geworden ist. Eine Frage, die in der Öffentlichkeit noch nicht derartige Wellen hochschlagen ließ, ist in diesem Juli 2012 zum Thema zahlreicher erhitzt geführter Diskussionen geworden, auch im Fernsehen. Ich habe gesehen, wie und warum sich hier Diskussionsteilnehmer, wie Flat, später aus der Diskussion entfernen zu müssen glaubten.

So eine Diskussion hat es in Deutschland noch nicht gegeben. In anderen Ländern ist sie nur schwer vorstellbar. Hier wurde in einigen Beiträgen darauf eingegangen, warum in den USA auch aus nicht religiösen Gründen Jungen in großem Umfang beschnitten wurden. Eine typisch deutsche Diskussion also. Muß ja nichts Schlechtes bedeuten, es sei mal nur festgehalten.

Es handelt sich um deutsche Rechtsprechung und das ausgerechnet in den Tagen und Wochen, in denen es auf einer anderen Ebene um die mögliche Abgabe bisher nationaler Befugnisse an die EU im Zusammenfassung mit den Rettungsmaßnahmen für den Euro geht.
Man kann die Beschneidungsdebatte nicht völlig abkoppeln von dieser gleichzeitig laufenden, in den letzten Tagen freilich - aus gutem Grund - etwas abflauenden EU-Debatte.
Jetzt hat sich auch noch folgendes ereignet: ein lokale Kölner Gerichtsentscheidung zwingt nach deutscher Rechtsverfassung die "Zentrale" dazu, Stellung zu beziehen, weil jetzt "Rechtsunsicherheit" entstanden sei. Viele damit befaßten Ärzte seien jedenfalls verunsichert und fragen sich, inwiefern sie in den Bereich der Strafbarkeit gerückt werden, wenn sie weiter Beschneidungen vornehmen. Dann werden Zahlen genannt, um wie viele derartiger Eingriffe es in einer Praxis handeln kann.
Es ist kein beliebiges, die Auflagen steigendes "Sommerloch"-Thema, das einen sensiblen Bereich berührt, aber die Debatte droht aus dem Ruder zu laufen.
Und dann gelangen nämlich Meinungen von Rabbinern in die Presse, wonach das Urteil in die Nähe des Holocaust gerückt wird. International wird man auf diese Debatte aufmerksam: was ist denn jetzt auf einmal in Deutschland los. Jetzt ist das nicht mehr ein beliebiges Thema, sondern ein politisch außerordentlich Sensibles.
Eine Frau Berger, auf die vor einigen Seiten verwiesen wurde, hat dem Kölner Gericht "Xenophobie" vorgeworfen. Das wurde hier als böswillige Unterstellung zurückgewiesen. Jedenfalls ahnte man in Köln nicht, was hier bundesweit und schließlich auch über die Landesgrenzen hinaus losgetreten wurde. Oder doch, und man nahm es in Kauf. Das wurde hier teilweise freudig begrüßt.

Die Bundesregierung muss nun entsprechend den Aufgaben, die sie durch ihre Wahl durch eine damalige Mehrheit übernommen hat, um Schadensbegrenzung bemüht sein. Das müsste jede Bundesregierung, auch eine Rot-Grüne (die noch gar nicht in Aussicht ist).
Was kann sie anders tun, als erklären, dass bundesweit kein "Verbot" in Aussicht ist. Damit werden Religionsvertreter beschwichtigt, bei den Moslems könnte der Entrüstungssturm erst noch später einsetzen. Aber auch die Ärzte, die Urologen, müssen beruhigt werden. Man kann natürlich jetzt die Bundesregierung kritisieren, die vor dem Druck der Kirchen einknicken musste. Man kann Dampf über diese Politiker ablassen. Aber welche realistischen Alternativen wären in der derzeitigen Situation denkbar?
Die Partei Die Linke, in der die Nichtreligiösen die Mehrheit haben, die aber ums Überleben kämpft, die mit solchen Fragen bisher gar nicht konfrontiert war und die säkulare Szene derzeit nicht gerade als Verbündeten ansehen kann (weil potentielle Wählerstimmen ohne Not flöten gehen könnten), und die sich aus guten Gründen ansonsten aus solchen gesellschaftlichen Debatten heraushält, könnte sich also an das Bundesverfassungsgericht wenden, wurde hier gesagt.

Also ein bundesweites "Verbot" aus der Sicht jetziger politischer und gesellschaftlicher Mehrheitsverhältnisse ohne zwingende Notwendigkeit auf sich nehmen zu wollen und damit einen Konflikt mit einflußreichen jüdischen und muslimischen Kreisen zu riskieren, das wird wohl die jetzige und auch eine andere denkbare Bundesregierung (siehe Äußerungen von Grünen-Politikern) nicht wollen und nicht tun. Das waren jetzt einige Betrachtungen aus der Sicht der politischen Wirkungen.

PS Ich habe übrigens im Alter von 8 Jahren so eine gewaltsame Vorhautverschiebung durch eine Allgemeinärztin in Anwesenheit meines Vaters in Erinnerung, der mir sagte, dass der Eingriff notwendig sei. Dabei floß Blut, und die Prozedur hatte bleibende psychische Folgen. Oben wurde eine Alternativsituation mit langsamem Aufweichen und Einsatz von Medikamenten beschrieben, aber das gab es damals nicht, es handelte sich um das Jahr 1963. Phantasiemäßig kann ich mir vorstellen, wie man sich nun gar an eine Beschneidung in einem erinnerungsfähigen Alter erinnern würde, bei der ebenfalls Blut fließt, und das in Anwesenheit vieler Erwachsener als Laiendarsteller. Sicher würden diese Kinder das anders zu verarbeiten lernen/oder auch nicht ... Erinnerungs/Phantasiemodus aus.
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Waschmaschine777
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Anmeldungsdatum: 07.07.2008
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Beitrag(#1767048) Verfasst am: 15.07.2012, 10:43    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Aber welche realistischen Alternativen wären in der derzeitigen Situation denkbar?


Die Sache aussitzen. Zu Beginn wollten die Politiker das auch machen.



Hier wird noch auf die Vorgeschichte des Falles, der zu dem Urteil geführt hat, eingegangen:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungen-das-urteil-11820431.html
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Misterfritz
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Beitrag(#1767050) Verfasst am: 15.07.2012, 10:54    Titel: Antworten mit Zitat

Waschmaschine777 hat folgendes geschrieben:
Telliamed hat folgendes geschrieben:
Aber welche realistischen Alternativen wären in der derzeitigen Situation denkbar?


Die Sache aussitzen. Zu Beginn wollten die Politiker das auch machen.

eben,
und bei nachfragen könnte man darauf verweisen, dass man in europa eine einheitliche regelung erreichen möchte - das kann dauern zwinkern
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Ahriman
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Beitrag(#1767051) Verfasst am: 15.07.2012, 10:55    Titel: Antworten mit Zitat

Das Beschneidungsverbot sei das Ende jüdischen Lebens in Deutschland - hab ich gelesen. Na, wenn sich diese jüdische Kultur auf eine Vorhaut reduzieren läßt - was ist sie dann wert?
Allerdings, bringen wird das gar nichts, dieses Verbot.
Im Endergebnis wird es um nichts anders sein als bei der Abtreibung: Entweder geschieht es illegal mit all den bekannten Risiken, oder es gibt einen Beschneidungstourismus.
Zur Erklärung: Ich weiß nicht, wie das heute aussieht (naturgemäß interessiert es mich nicht mehr), aber um 1970 war die Abtreibung nur für Dumme und Arme verboten. Wer ein bißchen Verstand und ein paar hundert Mark hatte, fuhr für zwei Tage nach Holland.
Ein Gesetz, daß nicht für alle gültig ist, gültig sein kann, ist grober Unfug.
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Botschafter Kosh
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Anmeldungsdatum: 26.11.2007
Beiträge: 3972

Beitrag(#1767062) Verfasst am: 15.07.2012, 12:28    Titel: Antworten mit Zitat

Immerhin hat das Beschneidungsverbot von Hundeohren sich einigermaßen durchgesetzt.
Hätte man den Dobermann zum heiligen Tier erklärt, wäre ich mir ziehmlich sicher, dass sich die Tierschützer durchgesetzt hätten.
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#1767065) Verfasst am: 15.07.2012, 12:46    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Navigator2 hat folgendes geschrieben:
Und weil es Artikel 2 ist hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit absoluten Vorrang vor der sog. Religionsfreiheit


Außer der Menschenwürde hat kein Grundrecht per se Vorrang vor einem anderen. Auch sagt die Reihenfolge der Grundrechte nichts über deren Wichtigkeit aus.
Wie siehst Du in diesem Zusammenhang Artikel 140 GG?

Zitat:
Die Bestimmungen der Artikel 136, 137, 138, 139 und 141 der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 sind Bestandteil dieses Grundgesetzes.

Artikel 136 WRV

(1) Die bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten werden durch die Ausübung der Religionsfreiheit weder bedingt noch beschränkt.
...


Zitat:
Artikel 137 WRV

(1) Es besteht keine Staatskirche.

(2) Die Freiheit der Vereinigung zu Religionsgesellschaften wird gewährleistet. Der Zusammenschluß von Religionsgesellschaften innerhalb des Reichsgebiets unterliegt keinen Beschränkungen.

(3) Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Sie verleiht ihre Ämter ohne Mitwirkung des Staates oder der bürgerlichen Gemeinde.
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Xamanoth
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 7962

Beitrag(#1767068) Verfasst am: 15.07.2012, 13:06    Titel: Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Navigator2 hat folgendes geschrieben:
Und weil es Artikel 2 ist hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit absoluten Vorrang vor der sog. Religionsfreiheit


Außer der Menschenwürde hat kein Grundrecht per se Vorrang vor einem anderen. Auch sagt die Reihenfolge der Grundrechte nichts über deren Wichtigkeit aus.
Wie siehst Du in diesem Zusammenhang Artikel 140 GG?

Zitat:
Die Bestimmungen der Artikel 136, 137, 138, 139 und 141 der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 sind Bestandteil dieses Grundgesetzes.

Artikel 136 WRV

(1) Die bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten werden durch die Ausübung der Religionsfreiheit weder bedingt noch beschränkt.
...


Zitat:
Artikel 137 WRV

(1) Es besteht keine Staatskirche.

(2) Die Freiheit der Vereinigung zu Religionsgesellschaften wird gewährleistet. Der Zusammenschluß von Religionsgesellschaften innerhalb des Reichsgebiets unterliegt keinen Beschränkungen.

(3) Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Sie verleiht ihre Ämter ohne Mitwirkung des Staates oder der bürgerlichen Gemeinde.
...

grundsätzlich ist meine Beschäftigung mit der Materie für solche Detailfragen etwas lange her. Aber die entsprechenden Art. in der WRV beschäftigen sich nur mit der so genannten "kollektiven Religiosnfrieheit", also der Selbstverwaltung religiöser Gemeinschaften. Die individuelle Religionsfreiheit hingegen wird durch den schrankenlosen Art. 4 geschützt. Die Abgrenzung ist natürlich nicht einfach, aber die Beschneidung fällt definitiv in den Bereich der individuellen Religionsfreiheit.
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Anmeldungsdatum: 12.06.2008
Beiträge: 2546

Beitrag(#1767069) Verfasst am: 15.07.2012, 13:11    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Nachdem ich mehrere Seiten dieser Diskussion überflogen habe, versuche ich mir darüber klar zu werden, was das für ein Dilemma geworden ist.

Welches Dilemma?
Zitat:



Eine Frage, die in der Öffentlichkeit noch nicht derartige Wellen hochschlagen ließ,


Eine ähnliche Diskussion hatte ich schon vor 3 oder 4 Jahren im Usenet. Die Wogen gingen ähnlich hoch, also gab es damals schon die entsprechenden Diskrepanzen.

Lediglich hat das Kölner Urteil die Aufmersamkeit auf dieses Problem gebracht, so dass jetzt darüber diskutiert wird, und das finde ich im Interesse der Kinder, die vielleicht zukünfig nicht mehr durch diese barbarische Sitte leiden müssen gut.

Zitat:


ist in diesem Juli 2012 zum Thema zahlreicher erhitzt geführter Diskussionen geworden, auch im Fernsehen. Ich habe gesehen, wie und warum sich hier Diskussionsteilnehmer, wie Flat, später aus der Diskussion entfernen zu müssen glaubten.



Die Argumente von Flat haben nicht überzeugt und sie haben sich nur noch wiederholt...
Zitat:

So eine Diskussion hat es in Deutschland noch nicht gegeben. In anderen Ländern ist sie nur schwer vorstellbar.



Nein, dass stimmt nicht. In den USA stehen sich Beschneidungsbefürworter und Beschneidungsgegner ähnlich unversöhnlich gegenüber...

Vor allem, was möchtest du "den Deutschen" da jetzt in die Schuhe schieben?

Zitat:



Hier wurde in einigen Beiträgen darauf eingegangen, warum in den USA auch aus nicht religiösen Gründen Jungen in großem Umfang beschnitten wurden. Eine typisch deutsche Diskussion also.



Mit Verlaub, aber das mit "typisch deusche Diskussion" ist Quark - in den USA wurde und wird das Thema gelegentlich aus diskutiert, und die Argumente sind ähnlich...

Zitat:


Es handelt sich um deutsche Rechtsprechung und das ausgerechnet in den Tagen und Wochen, in denen es auf einer anderen Ebene um die mögliche Abgabe bisher nationaler Befugnisse an die EU im Zusammenfassung mit den Rettungsmaßnahmen für den Euro geht.



Das ist Zufall, dass gerade jetzt ein kleiner Junge, dessen Penis von "*****" (ich weiß nicht, wie man die Leute benennen soll, ohne mir wieder einen Anschiss einzuhandeln, in jedem Fall bedeuten die Sterne nix schmeichelhaftes...) übel zugerichtet wurde zum medizinischen Notfall wurde...

Zitat:


Man kann die Beschneidungsdebatte nicht völlig abkoppeln von dieser gleichzeitig laufenden, in den letzten Tagen freilich - aus gutem Grund - etwas abflauenden EU-Debatte.



Warum denn das?

Was aben die menschenrechte von Kindern mit dem Euro zu tun?

Ich meine das hat nix miteinander zu tun...

Zitat:



Jetzt hat sich auch noch folgendes ereignet: ein lokale Kölner Gerichtsentscheidung zwingt nach deutscher Rechtsverfassung die "Zentrale" dazu, Stellung zu beziehen, weil jetzt "Rechtsunsicherheit" entstanden sei.



Nicht wirklich - die Beschneidung von Kindern gengen ihren Willen zu ihrem Nachteil war prinzipiell schon immer eine Körperverletzung, die durch nix zu rechtfertigen gewesen ist, und hätte schon längst bestraft werden müssen. Aber wie es so schon heißt: Wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Nichts desto trotz ist es gut, dass *endlich* mal dazu Recht gesprochen wurde.

Zitat:



Viele damit befaßten Ärzte seien jedenfalls verunsichert und fragen sich, inwiefern sie in den Bereich der Strafbarkeit gerückt werden, wenn sie weiter Beschneidungen vornehmen.



Und viele Ärzte haben schon vorher die Beschneidung aus religiösen Gründen als unethisch abgelehnt. Und mit Verlaub, dass jetzt der skrupellose Anteil der Ärzte, die zum Nachteil der Kinder hier zu tausenden, massive Körperverletzungen begingen, verunsichert sind, das geschieht denen Recht. Ich wünsche diesen Ärzten, dass möglichst viele Männer, die als Kind gegen ihren Willen Beschnitten wurden, Strafanzeige stellen und Schadenersatz von diesen Ärzten verlangen.

Zitat:


Dann werden Zahlen genannt, um wie viele derartiger Eingriffe es in einer Praxis handeln kann.
Es ist kein beliebiges, die Auflagen steigendes "Sommerloch"-Thema, das einen sensiblen Bereich berührt, aber die Debatte droht aus dem Ruder zu laufen.



Was verstehst du unter "aus dem Ruder" zu laufen?

Weshalb soll man eine "Schweinerei" nicht als das bezeichnen, was es ist, nämlich eine Schweinerei?

Zitat:


Und dann gelangen nämlich Meinungen von Rabbinern in die Presse, wonach das Urteil in die Nähe des Holocaust gerückt wird.


Mit Verlaub - die haben eine Meise. Hier wird von den Beschneidungsbefürworter jeder Unsinn aufgetischt, nur damit die ihr menschenverachtendes Machwerk ungehindert fortführen können.

Denen entgegenzutreten, und in aller Deutlichkeit verstehen zu geben, dass das was sie tun ein Verbrechen ist, halte ich für geboten - ansonsten verstehen sie das möglicherweise nicht.

Zitat:



International wird man auf diese Debatte aufmerksam: was ist denn jetzt auf einmal in Deutschland los. Jetzt ist das nicht mehr ein beliebiges Thema, sondern ein politisch außerordentlich Sensibles.
Eine Frau Berger, auf die vor einigen Seiten verwiesen wurde, hat dem Kölner Gericht "Xenophobie" vorgeworfen. Das wurde hier als böswillige Unterstellung zurückgewiesen. Jedenfalls ahnte man in Köln nicht, was hier bundesweit und schließlich auch über die Landesgrenzen hinaus losgetreten wurde. Oder doch, und man nahm es in Kauf. Das wurde hier teilweise freudig begrüßt.

Die Bundesregierung muss nun entsprechend den Aufgaben, die sie durch ihre Wahl durch eine damalige Mehrheit übernommen hat, um Schadensbegrenzung bemüht sein.



Welchen Schaden?

Der EINZIGE Schaden, der verursacht wird, wird duch die Leute verursacht, welche die Beschneidungsverbrechen unterstützen, nämlich der Körperschaden, den seelischen Schaden und den Schmerz der Beschneidungsopfer, die sich im zarten Kindesalter nicht gegen diese Verbrechen wehren können. Und gegen Beschneidung zu sein, ist nich mehr als ein Zeichen von Solidarität gegenüber den schwächsten in der Gesellschaft, die sich gegen diese Verbrechen nicht wehren können.

Zitat:




Das müsste jede Bundesregierung, auch eine Rot-Grüne (die noch gar nicht in Aussicht ist).




Nein, das müsste sie nicht. Weshalb sollte sie das müssen?

Entweder, wir sind ein Rechtsstaat, in dem auch die Rechte von Kindern geschützt sind, oder wir sind .... ja was eigentlich ... ein Staat voller gewissenloser Opportunisten ohne Rückrad, die aus falscher Rüchsichtnahme die Menschenrechte von Kindern opfern, um bloß nicht in den Verdacht zu geraten als antisemitisch oder ausländerfeindlich zu gelten?

Das alles hat weder mit Ausländerfeindlichkeit noch mit Antisemitismus etwas zu tun, sondern hier geht es um Menschenrechte, die einfach nicht verhandelbar sind.

Und dass sich unsere Politiker jetzt davor fürchen, von bestimmten Interessensgruppen, denen man energisch entgegentreten muss, das unfeine Etikett der Ausländerfeindlichkeit oder des Antisemitismus aufgelebt zu bekommen, zeigt lediglich die Charakterschäche und Opportunität eben dieser Politiker. Ein Grund, diese zu verachten....

Zitat:

Was kann sie anders tun, als erklären, dass bundesweit kein "Verbot" in Aussicht ist.



Sie können sich im Interesse der Menschenrechte hinter das Urteil von Köln stellen, und erklären, dass jeder mit Strafe rechnen muss, der diese Beschneidungsverbrechen ohne medizinischen Grund und ohne die Einwilligung von Kindern im Alter der Mündigkeit durchführt.

Zitat:


Damit werden Religionsvertreter beschwichtigt, bei den Moslems könnte der Entrüstungssturm erst noch später einsetzen.



Warum muss man Religionsvertreter beschwichtigen?

85% der Deutschen ist gegen diese Barbarei.
Zitat:



Aber auch die Ärzte, die Urologen, müssen beruhigt werden.



NEIN! Ärzte sollen wissen, dass sie bei einem solchen Eingriff ohne medizinische Notwendigkeit eine Straftat begehen, und das ist auch gut so!

Der gewissenhafte und moralische Teil der Ärzteschaft hat die Durchführung dieser Eingriffe nämlich schon immer abgelehnt, zumindest in der Neuzeit.

Zitat:



Man kann natürlich jetzt die Bundesregierung kritisieren, die vor dem Druck der Kirchen einknicken musste. Man kann Dampf über diese Politiker ablassen. Aber welche realistischen Alternativen wären in der derzeitigen Situation denkbar?



Die Bundesregierung knickt meiner Ansicht nach ohne nachvollziehbaren Grund ein, denn würden sich die Wähler konsequent verhalten, dann wäre Beschneidungsbefürwortung für 85% der Deutschen ein Grund, diese Partei nicht zu wählen, und ich glaube, ich bin damit nicht alleine, dass ich alle die Politiker, die sich jetzt für Beschneidung aussprechen, noch ein Stück mehr verachte, als ich das vorher schon tat.

Das Einknicken der Politiker entzieht sich nähmlich jeder Logik, denn wenn die jetzt ein oberfaules Gesetz rausbringen um die Beschneidungsverbrechen zu legalisieren, dann wünsche ich denen einen Shitstorm, den die Welt noch nicht gesehen hat....

Und dass der passiert, das ist gar nicht so unwahrscheinlich....

Zitat:

Die Partei Die Linke, in der die Nichtreligiösen die Mehrheit haben, die aber ums Überleben kämpft, die mit solchen Fragen bisher gar nicht konfrontiert war und die säkulare Szene derzeit nicht gerade als Verbündeten ansehen kann (weil potentielle Wählerstimmen ohne Not flöten gehen könnten), und die sich aus guten Gründen ansonsten aus solchen gesellschaftlichen Debatten heraushält, könnte sich also an das Bundesverfassungsgericht wenden, wurde hier gesagt.

Also ein bundesweites "Verbot" aus der Sicht jetziger politischer und gesellschaftlicher Mehrheitsverhältnisse ohne zwingende Notwendigkeit auf sich nehmen zu wollen und damit einen Konflikt mit einflußreichen jüdischen und muslimischen Kreisen zu riskieren, das wird wohl die jetzige und auch eine andere denkbare Bundesregierung (siehe Äußerungen von Grünen-Politikern) nicht wollen und nicht tun.



Der Witz ist, dass nach unserer Gesetzeslage diese Eingriffe schon immer verboten waren, es nur bisher nie jemanden großartig gejuckt hat, sich für die Interessen der Kinder stark zu machen.

Kinder haben eben keine Lobby hier in Deutschland - wird Zeit, dass sich das ändert.

Und das eine Partei, die sich für das Verbot der Beschneidung ausspircht möglicher weise ein paar Stimmen von den Ewiggestrigen verliert - dafür aber vielleicht auch viele Sympathie - und Achtungsstimmen hinzugewinnen kann, die Möglichkeit besteht immerhin auch.

Einige Politiker, vor denen ich noch ein Minimum an Achtung hatte, die sind zumindest jetzt total bei mir als verlogene schleimige Opportunisten unten durch. Es wäre mir ein Genuss, mal mit Claudia Roth ein Wortgefächt über dieses Thema zu führen...sich nach außen hin stark für die Menschenrechte von Ausländern zu machen, wenn es aber um die Menschenrechte von Kindern geht zu kneifen - pfui Teufel, diese Verlogenheit und dieser Opportunismus kotzt mich ja sowas von an....


Zitat:

Das waren jetzt einige Betrachtungen aus der Sicht der politischen Wirkungen.

PS Ich habe übrigens im Alter von 8 Jahren so eine gewaltsame Vorhautverschiebung durch eine Allgemeinärztin in Anwesenheit meines Vaters in Erinnerung, der mir sagte, dass der Eingriff notwendig sei. Dabei floß Blut, und die Prozedur hatte bleibende psychische Folgen. Oben wurde eine Alternativsituation mit langsamem Aufweichen und Einsatz von Medikamenten beschrieben, aber das gab es damals nicht, es handelte sich um das Jahr 1963. Phantasiemäßig kann ich mir vorstellen, wie man sich nun gar an eine Beschneidung in einem erinnerungsfähigen Alter erinnern würde, bei der ebenfalls Blut fließt, und das in Anwesenheit vieler Erwachsener als Laiendarsteller. Sicher würden diese Kinder das anders zu verarbeiten lernen/oder auch nicht ... Erinnerungs/Phantasiemodus aus.


Das macht doch aber mehr als deutlich, dass unsere Empörung über diese brutale Unsitte mehr als gerechtfertigt ist.

Mal ganz davon abgesehen, dass nicht alle Juden ihre Kinder beschneiden lassen, sondern viele jüd. Eltern diese Barbarei ebenfalls ablehnen.

Wie das bei den Muslimen ist, das weiß ich nicht - vermutlich gibt es da insgeheim auch ein Potential, welches diese Unsitte ablehnt, die sich aber aufgrund des äußeren Drucks der muslimischen Comunity nicht trauen, negativ zur Beschneidung Stellung zu beziehen.

Es wäre mal interressant herauszufinden, ob es nicht auch ein relevanter Teil von Muslimen gibt, die nicht beschnitten sind. Dass die Religionsführer sowohl die muslimischen als auch die jüdischen gegen das Beschneidungsverbot Sturm laufen ist ja eh klar, denn denen entgeht mit dem Verbot der Beschneidung ein ganzes Stück an Macht und an Reputation flöten - aber _DASS_ sollte nicht unser Maßstab sein, auch nicht unser Problem sein - im Gegenteil, ich freue mich immer, wenn es gelingt religiöse Fanatiker bloß zu stellen, um deutlich zu machen, wie bekloppt Religion ist; ... nicht um die Religionsgemeinschaften vorzuführen oder um einen Affront aufzubauen, sondern um möglichst vielen Menschen die Augen zu öffnen, auf dass sie immer mehr auf Distanz von religiöser Verdummung und barbarischen Riten gehen.

nv.
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Anmeldungsdatum: 12.06.2008
Beiträge: 2546

Beitrag(#1767070) Verfasst am: 15.07.2012, 13:20    Titel: Antworten mit Zitat

Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Navigator2 hat folgendes geschrieben:
Und weil es Artikel 2 ist hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit absoluten Vorrang vor der sog. Religionsfreiheit


Außer der Menschenwürde hat kein Grundrecht per se Vorrang vor einem anderen.



Auch sagt die Reihenfolge der Grundrechte nichts über deren Wichtigkeit aus.



Nun ja, du bist der Jurist ....

... aber gegen die Menschenwürde ist eine Beschneidung ohne medizinischen Grund in meinen Augen ebenfalls...

Aber in diesem, unserem Lande ist die Würde des Menschen ohnehin ein Konjunktiv...

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nv.
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alex6
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Anmeldungsdatum: 22.12.2005
Beiträge: 750

Beitrag(#1767073) Verfasst am: 15.07.2012, 13:26    Titel: Keine deutsche Diskussion Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
So eine Diskussion hat es in Deutschland noch nicht gegeben. In anderen Ländern ist sie nur schwer vorstellbar. Hier wurde in einigen Beiträgen darauf eingegangen, warum in den USA auch aus nicht religiösen Gründen Jungen in großem Umfang beschnitten wurden. Eine typisch deutsche Diskussion also.


An diesem Punkt muß ich widersprechen. Die Diskussion um die Beschneidung wird vor allem in den USA sehr heftig geführt und zwar schon seit vielen Jahren. Es gab mehrere erfolglose Initiativen sie zu verbieten. Vor dem Kölner Urteil hätte man vielleicht von einer typisch US-amerikanischen Diskussion sprechen können, wenn sie nicht selbst in Israel (allerdings in geringem Umfang) geführt würde.

Das Resultat der Diskussion in den USA ist, daß jetzt nicht mal mehr ein Drittel der kleinen Jungs dort beschnitten wird, während es vor ein paar Jahren noch über die Hälfte waren. Insgesamt sollen wohl mehr als zwei Drittel der Männer beschnitten sein, weil es in den prüden, sexualfeindlichen 40er bis 60er Jahren die Regel war.
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Anmeldungsdatum: 12.06.2008
Beiträge: 2546

Beitrag(#1767074) Verfasst am: 15.07.2012, 13:33    Titel: Antworten mit Zitat

Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben:
Immerhin hat das Beschneidungsverbot von Hundeohren sich einigermaßen durchgesetzt.
Hätte man den Dobermann zum heiligen Tier erklärt, wäre ich mir ziehmlich sicher, dass sich die Tierschützer durchgesetzt hätten.


Hm...wie ist das eigentlich, wenn jetzt einem Muslim einfallen würde, aus religiösen Gründen seinem Doberman die Vorhaut abzuschneiden - wäre das dann aus religiösen Gründen erlaubt?

Also Ohren abschneiden verboten, Vorhaut abschneiden erlaubt? zynisches Grinsen

nv.

(....ich sehe schon, dieses Thema wird die doitsche Öffentlichkeit noch lange beschäftigen... haben die das Thema vielleicht absichtlich auf Tapet gebracht, weil sie mal wieder unbemerkt die Bürgerrechte weiter beschneiden wollen - vielleicht ein Personalausweis mit genetischem Fingerabdruck... den könnte man übrigens hervorragend aus einer abgeschittenen Vorhaut auslesen....) ... vielleicht machen die demnächst ein Archiv mit Vorhäuten auf, wo jede Vorhaut in kleinen ettikettierten kleinen Fläschen in Formalin eingelegt aufbewahrt wird.... das wäre doch was - eine Gendatenbank bestehend aus Vorhäuten...zutrauen tu ich der Merkel jetzt alles ...
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Argeleb
Misanthropischer Humanist



Anmeldungsdatum: 02.01.2010
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Beitrag(#1767077) Verfasst am: 15.07.2012, 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

Navigator2 hat folgendes geschrieben:

Mal ganz davon abgesehen, dass nicht alle Juden ihre Kinder beschneiden lassen, sondern viele jüd. Eltern diese Barbarei ebenfalls ablehnen.

Wie das bei den Muslimen ist, das weiß ich nicht - vermutlich gibt es da insgeheim auch ein Potential, welches diese Unsitte ablehnt, die sich aber aufgrund des äußeren Drucks der muslimischen Comunity nicht trauen, negativ zur Beschneidung Stellung zu beziehen.


Nicht jeder Jude ist mit der Beschneidung einverstanden:
Jews against Circumcision

Und auch nicht jeder Muslim findet Beschneidung toll:
Circumcision - Does the Qur'an Approve it?
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Denny Crane!
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Argeleb
Misanthropischer Humanist



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Beiträge: 2023

Beitrag(#1767078) Verfasst am: 15.07.2012, 14:48    Titel: Antworten mit Zitat

Navigator2 hat folgendes geschrieben:
Xamanoth hat folgendes geschrieben:
Navigator2 hat folgendes geschrieben:
Und weil es Artikel 2 ist hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit absoluten Vorrang vor der sog. Religionsfreiheit


Außer der Menschenwürde hat kein Grundrecht per se Vorrang vor einem anderen.



Auch sagt die Reihenfolge der Grundrechte nichts über deren Wichtigkeit aus.



Nun ja, du bist der Jurist ....

... aber gegen die Menschenwürde ist eine Beschneidung ohne medizinischen Grund in meinen Augen ebenfalls...


Artikel 1 GG enthält wohl einen in unsichtbarer Tinte geschriebenen Zusatz:
Zitat:
Die Würde des Menschen ist unantastbar, näheres regeln heilige Schriften


Tipp: Einfach mal den Text oben markieren
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Argeleb
Misanthropischer Humanist



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Beiträge: 2023

Beitrag(#1767098) Verfasst am: 15.07.2012, 18:00    Titel: Antworten mit Zitat

Die Beschneidungsdiskussion ist mitnichten eine deutsche Diskussion: http://can-fap.net/
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1767099) Verfasst am: 15.07.2012, 18:09    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.focus.de/politik/deutschland/gesundheit-streit-um-die-beschneidung-verschaerft-sich-zusehends_aid_782176.html

Zitat:
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) lässt der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zufolge prüfen, wie die Beschneidung von Jungen rechtssicher möglich gemacht werden kann. Die Formulierung eines Gesetzes sei mit erheblichen rechtstechnischen Schwierigkeiten verbunden. Insbesondere solle ausgeschlossen werden, dass auch Mädchen beschnitten werden könnten.


Ach so.
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