Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
|
(#1767477) Verfasst am: 17.07.2012, 12:48 Titel: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Wie ihr wisst, versuche ich das Argument, laut dem Atheisten die schlimmsten Massenmörder des 20. Jahrhunderts waren, zu widerlegen. Ich denke ich habe dafür ausreichend Argumente zusammengetragen. Über einen wichtigen Punkt habe ich dabei allerdings noch nicht nachgedacht, bzw es nur unzureichend verfolgt.
Inwiefern lässt sich sagen, dass der Atheismus in den kommunistischen Ländern Staatsreligion war?
Es geht mir hierbei auch um den offiziellen Status. Dass es keine Religionsfreiheit im Kommunismus gab, weiß ich selbst.
Die meisten islamischen Ländern haben tatsächlich auch den Islam als Staatsrreligion, bis zum Zeitalter der Aufklärung galt analoges für das Christentum, auch heute noch gibt es buddhistische Staaten.
Wenn es im Kommunismus zumindest auf dem Papier Religionsfreiheit und keinen Atheismus als Staatsreligion gab, dann ist das in meinen Augen ein deutliches Indiz gegen die angebliche Intoleranz des Atheismus.
|
|
Nach oben |
|
 |
Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
|
(#1767479) Verfasst am: 17.07.2012, 13:01 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
narziss hat folgendes geschrieben: |
Inwiefern lässt sich sagen, dass der Atheismus in den kommunistischen Ländern Staatsreligion war?
Es geht mir hierbei auch um den offiziellen Status. Dass es keine Religionsfreiheit im Kommunismus gab, weiß ich selbst. |
Nun, in den kommunistischen Staaten war die sozialistische oder kommunistische Theorie Staatsdoktrin, oder zumindest das, was man darunter verstand. Und Folge dieser Theorie war deren spezifische Variante von Atheismus, und die hatte mal diese und mal jene Auswirkungen.
narziss hat folgendes geschrieben: |
Die meisten islamischen Ländern haben tatsächlich auch den Islam als Staatsrreligion, bis zum Zeitalter der Aufklärung galt analoges für das Christentum, auch heute noch gibt es buddhistische Staaten.
Wenn es im Kommunismus zumindest auf dem Papier Religionsfreiheit und keinen Atheismus als Staatsreligion gab, dann ist das in meinen Augen ein deutliches Indiz gegen die angebliche Intoleranz des Atheismus. |
Atheismus ist keine Weltanschauung, also schon gar keine Religion, und damit kann es auch keine "Staatsreligion" sein. Atheist kannst du aus ganz unterschiedlichen Gründen sein. Die Sozialisten und Kommunisten waren atheistisch, weil ihre Ideologie in Auseinandersetzung und im Gegensatz zur aristokratischen und bürgerlichen Gesellschaft und Ideologie entstanden war, und die war im 19. Jh. im wesentlichen christlich. Ihr Atheismus war kein religiöser oder philosophischer, sondern ein politischer.
So wie es ganz unterschiedliche Atheisten und Atheismen gibt, gibt es darunter tolerante und intolerante. Die kommunistischen waren sicherlich intolerant, aber nicht weil sie atheistisch waren, sondern weil sie kommunistisch waren.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
|
|
Nach oben |
|
 |
Flat ich war's nicht
Anmeldungsdatum: 17.06.2008 Beiträge: 614
|
(#1767481) Verfasst am: 17.07.2012, 13:05 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
narziss hat folgendes geschrieben: |
Wenn es im Kommunismus zumindest auf dem Papier Religionsfreiheit und keinen Atheismus als Staatsreligion gab, dann ist das in meinen Augen ein deutliches Indiz gegen die angebliche Intoleranz des Atheismus. |
Moin,
mal abgesehen von der Schwierigkeit, die ich mit dem Begriff Staatsreligion in Hinblick auf den Atheismus habe.
Wieso ist das in Deinen Augen ein deutliches Indiz gegen die Intoleranz des Atheismus, wenn es etwas 'nur' auf dem Papier gab?
Lies Dir doch mal die Verfassung der ehemaligen DDR durch. Was es da so alles tolles gab (allerdings meist nur auf dem Papier).
Staatsreligion bedeutet übrigens nicht, dass es in dem Staat keine anderen Religionen gibt, sondern das die eine Religion vorherrschend und bevorzugt ist (anderen Religionen werden z.B. nicht die gleichen Rechte zuerkannt, die Missionierung unter Strafe gestellt usw.)
Tschüss
Jörg
_________________ Flat: for fun just add water
|
|
Nach oben |
|
 |
narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
|
(#1767487) Verfasst am: 17.07.2012, 13:24 Titel: |
|
|
Albanien hat Atheismus zur Staatsreligion erklärt, damit ist Atheismus nunmal eine Staatsreligion - egal wie unsinnig Atheismus als Religion auch sein mag.
Ich will nur eben wissen, ob Albanien wirklich der einzige atheistische Staat war. Von all den anderen kommunistischen Staaten sind mir Religionsverfolgungen bekannt, wobei zumindest auf dem Papier Religionsfreiheit herrschte.
|
|
Nach oben |
|
 |
sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
|
(#1767492) Verfasst am: 17.07.2012, 13:33 Titel: |
|
|
Dem Staatsgott wurde alles untergeordnet, von diesem wurde die Aufrechterhaltung des Staates erwartet.
Wenn eine Frau Merkel sich hinstellt und sagt "Vorfahrt für Wachstum, dem muss sich alles unterordnen" - wie würdest du dieses Wirtschafts-Wachstum einordnen dem sich _alles_ unterzuordnen hat(gemäß Alpha-Weibchen)?
Selbst wenn alle Kirchen&Co beseitigt worden wären, wäre hier doch etwas was in den Stand ähnlich einer Staatsreligion erhoben wurde, oder?
Ich bezweifel das es sowas wie eine Loslösung von "Göttern" geben wird, weil Menschen immer wieder [Dinge,Menschen,...] Gott-ähnlich behandeln bzw sie in einen solchen Stand hochheben(wie Merkel das Wirtschaftswachstum)
|
|
Nach oben |
|
 |
Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
|
(#1767499) Verfasst am: 17.07.2012, 13:49 Titel: |
|
|
Gibt es eigentlich schon einen Sammelthread für sehr guts Off-Topics?
_________________ Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
|
|
Nach oben |
|
 |
Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
|
(#1767508) Verfasst am: 17.07.2012, 14:32 Titel: |
|
|
sehr gut hat folgendes geschrieben: |
Ich bezweifel das es sowas wie eine Loslösung von "Göttern" geben wird, weil Menschen immer wieder [Dinge,Menschen,...] Gott-ähnlich behandeln bzw sie in einen solchen Stand hochheben(wie Merkel das Wirtschaftswachstum) |
So, meinst du? Versuch's einfach mal! Geht sehr gut!
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
|
|
Nach oben |
|
 |
Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
|
(#1767510) Verfasst am: 17.07.2012, 14:47 Titel: |
|
|
narziss hat folgendes geschrieben: | Albanien hat Atheismus zur Staatsreligion erklärt, damit ist Atheismus nunmal eine Staatsreligion - egal wie unsinnig Atheismus als Religion auch sein mag. |
Atheismus ist genauso wenig eine Religion wie Gesundheit eine Krankheit ist.
|
|
Nach oben |
|
 |
sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
|
(#1767513) Verfasst am: 17.07.2012, 15:13 Titel: |
|
|
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | sehr gut hat folgendes geschrieben: |
Ich bezweifel das es sowas wie eine Loslösung von "Göttern" geben wird, weil Menschen immer wieder [Dinge,Menschen,...] Gott-ähnlich behandeln bzw sie in einen solchen Stand hochheben(wie Merkel das Wirtschaftswachstum) |
So, meinst du? Versuch's einfach mal! Geht sehr gut! |
Die Merkel ist auch dein Alpha-Tier, und wenn das sagt das Wirtschaftswachstum etwas ist dem sich alles unterzuordnen hat dann gilt das auch für dich.
|
|
Nach oben |
|
 |
tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22262
|
(#1767522) Verfasst am: 17.07.2012, 16:03 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Naja, "der" Atheismus ist sowieso nicht intolerant, genauso wenig wie "das" Christentum oder "der" Islam. Er kann es aber werden. Das allfällige Gegenargument, "der Atheismus" sei keine (geschlossene) Weltanschauung, zieht meiner Meinung nach nicht: Auch wenn er nicht in so viele Lebensbereich hineinragt wie die Religionen bzw. dazu dann weitere Quellen einer Weltanschauung benötigt werden als nur die Ablehnung der Religion, ist er doch ein hinreichend bedeutsamer Teil von Weltanschauungen, dass sie ihn uU ziemlich ins Zentrum stellen können, damit manche eigenen Aussagen begründet werden können - auch solche, die zur Intoleranz führen können (nicht müssen) -, und sich darüber auch unterschiedliche Weltaschauungen treffen können.
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | So wie es ganz unterschiedliche Atheisten und Atheismen gibt, gibt es darunter tolerante und intolerante. Die kommunistischen waren sicherlich intolerant, aber nicht weil sie atheistisch waren, sondern weil sie kommunistisch waren. |
Doch, ich denke schon, dass die kommunistischen Atheisten deswegen gegenüber den Religionen intolerant waren, weil der Atheismus zur Staatsideologie dazugehörte, dh weil sie atheistisch waren. Es wären ja auch andere Varianten kommunistisch-sozialistischer Staatsideologien denkbar, die nicht atheistisch wären und bei denen das dann auch nicht so ist. Und auch nicht-kommunistische Varianten des Atheismus können ja intolerant werden, vgl. die Französische Revolution. Das heißt natürlich nicht, dass "der" Atheismus insgesamt intolerant ist, nicht einmal der Atheismus einer sozialistischen Weltanschauung; wohl aber, dass er das Potential hat, es unter bestimmten Umständen zu werden.
Dieses negative Potential wegzuschieben kommt mir ein wenig so vor wie Muslime, die sagen, diese und jene unerfreuliche Erscheinung im Islam habe "nichts mit dem Islam zu tun". Das ist dann zwar inhaltlich schon mal eine erfreuliche Distanzierung und Verurteilung, dass diese Dinge nach der eigenen Interpretation des Islam also falsch wären; man macht es sich damit aber auch ein wenig einfach, indem man die zerstörerischen Potentiale der eigenen Weltanschauung einfach leugnet, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
|
|
Nach oben |
|
 |
Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
|
(#1767529) Verfasst am: 17.07.2012, 16:38 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja, "der" Atheismus ist sowieso nicht intolerant, genauso wenig wie "das" Christentum oder "der" Islam. Er kann es aber werden. Das allfällige Gegenargument, "der Atheismus" sei keine (geschlossene) Weltanschauung, zieht meiner Meinung nach nicht: Auch wenn er nicht in so viele Lebensbereich hineinragt wie die Religionen bzw. dazu dann weitere Quellen einer Weltanschauung benötigt werden als nur die Ablehnung der Religion, ist er doch ein hinreichend bedeutsamer Teil von Weltanschauungen, dass sie ihn uU ziemlich ins Zentrum stellen können, damit manche eigenen Aussagen begründet werden können - auch solche, die zur Intoleranz führen können (nicht müssen) -, und sich darüber auch unterschiedliche Weltaschauungen treffen können.
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | So wie es ganz unterschiedliche Atheisten und Atheismen gibt, gibt es darunter tolerante und intolerante. Die kommunistischen waren sicherlich intolerant, aber nicht weil sie atheistisch waren, sondern weil sie kommunistisch waren. |
Doch, ich denke schon, dass die kommunistischen Atheisten deswegen gegenüber den Religionen intolerant waren, weil der Atheismus zur Staatsideologie dazugehörte, dh weil sie atheistisch waren. Es wären ja auch andere Varianten kommunistisch-sozialistischer Staatsideologien denkbar, die nicht atheistisch wären und bei denen das dann auch nicht so ist. Und auch nicht-kommunistische Varianten des Atheismus können ja intolerant werden, vgl. die Französische Revolution. Das heißt natürlich nicht, dass "der" Atheismus insgesamt intolerant ist, nicht einmal der Atheismus einer sozialistischen Weltanschauung; wohl aber, dass er das Potential hat, es unter bestimmten Umständen zu werden.
Dieses negative Potential wegzuschieben kommt mir ein wenig so vor wie Muslime, die sagen, diese und jene unerfreuliche Erscheinung im Islam habe "nichts mit dem Islam zu tun". Das ist dann zwar inhaltlich schon mal eine erfreuliche Distanzierung und Verurteilung, dass diese Dinge nach der eigenen Interpretation des Islam also falsch wären; man macht es sich damit aber auch ein wenig einfach, indem man die zerstörerischen Potentiale der eigenen Weltanschauung einfach leugnet, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. |
Auch bei der "kommunistisch-sozialistischen Staatsideologie", die zumindest in der DDR nahezu 40 Jahre beherrschend war, sollte man Phasen unterscheiden.
In den Jahren nach dem Beschluß über den Aufbau des Sozialismus 1952 wurden die Kirchen besonders bedrängt. Vor allem störten ihre Verbindungen zum Westen, die auch nach dem Mauerbau 1961 nicht abrissen. Es wurde aktiv atheistische Propaganda betrieben. Als ich zur Schule ging (1962-1974), war aber hier die Luft buchstäblich heraus. In den Schulklassen wurde kaum noch offen der Atheismus propagiert. Um mich mit Geschichte der Philosophie, darunter auch antireligiösem Schrifttum (Holbach, Diderot, Feuerbach, Haeckel) zu beschäftigen, besuchte ich einen fakultativen Zirkel. Der Druck auf die Mitglieder der Jungen Gemeinde wurde eher subtil im Hintergrund ausgeübt, auf bürokratischem Wege, doch fürchtete man, dass dieses Thema in der Öffentlichkeit breiter diskutiert würde.
In den achtziger Jahren schließlich war weitgehend Schluss mit "atheistischer Propaganda", das Thema kam in der Öffentlichkeit kaum noch vor. Stattdessen entdeckte Erich Honecker ausgerechnet Luther im Jubiläumsjahr 1483-1983 als einen der Begründer der Sozialpolitik in den Städten (Einrichtung von Armenkassen, Verbreitung von Lese- und Schreibkenntnissen auch bei Mädchen in den städtischen Schulen). Die protestantische "Kirche im Sozialismus" war im allgemeinen gut integriert, oppositionelle Kreise versammelten sich fast bis 1988 nur in den Gemeinden, in denen der Widerstand um sich griff, besonders in Leipzig.
Die katholische Kirche wurde weitgehend in Ruhe gelassen, man pries um 1975 (Helsinki-Konferenz) Kardinalstaatssekretär Casaroli als Vermittler im Kalten Krieg und meinte, dass im thüringischen katholischen Eichsfeld die Dörfer viel reinlicher seien als anderswo, die Priester sorgten mehr für Ordnung und Sauberkeit, als das die Parteisekretäre je gekonnt hätten.
Selbst in der Sowjetunion, wo es um 1930 massenhaft zur Ermordung von Priestern und zur Zerstörung von Kirchen gekommen war, hatte man nach 1941 in der Kirche einen Verbündeten im Kampf gegen Hitlerdeutschland erkannt und stellte die Verfolgung der Amtsträger der Orthodoxie ein. Als ich in Moskau und Leningrad lebte, war der Atheismus kaum noch ein Thema oberflächlicher Propaganda, das "Museum für Atheismus" wurde kaum besucht. Stattdessen trugen selbst zahlreiche Parteimitglieder Amulette und Miniatur-Ikonen um den Hals - "sicher ist sicher".
Wenn also "Atheismus" und "Stalinismus" miteinander in Verbindung gebracht werden, so sollte eine Phase des offenen Kampfes gegen die Kirchen von viel längeren, eher ruhigen Zeiten unterschieden werden, in der die Parteien auch teilweise den Nutzen eines pragmatischen Umgangs mit den Kirchen erkannten.
|
|
Nach oben |
|
 |
tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22262
|
(#1767530) Verfasst am: 17.07.2012, 16:58 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Telliamed hat folgendes geschrieben: | Auch bei der "kommunistisch-sozialistischen Staatsideologie", die zumindest in der DDR nahezu 40 Jahre beherrschend war, sollte man Phasen unterscheiden. |
Selbstverständlich. Danke für die kenntnisreiche Präzisierung.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
|
(#1767532) Verfasst am: 17.07.2012, 17:11 Titel: |
|
|
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | So, meinst du? Versuch's einfach mal! Geht sehr gut! |
Les non-dupes errent.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
|
(#1767534) Verfasst am: 17.07.2012, 17:32 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja, "der" Atheismus ist sowieso nicht intolerant, genauso wenig wie "das" Christentum oder "der" Islam. Er kann es aber werden. Das allfällige Gegenargument, "der Atheismus" sei keine (geschlossene) Weltanschauung, zieht meiner Meinung nach nicht: Auch wenn er nicht in so viele Lebensbereich hineinragt wie die Religionen bzw. dazu dann weitere Quellen einer Weltanschauung benötigt werden als nur die Ablehnung der Religion, ist er doch ein hinreichend bedeutsamer Teil von Weltanschauungen, dass sie ihn uU ziemlich ins Zentrum stellen können, damit manche eigenen Aussagen begründet werden können - auch solche, die zur Intoleranz führen können (nicht müssen) -, und sich darüber auch unterschiedliche Weltaschauungen treffen können.
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | So wie es ganz unterschiedliche Atheisten und Atheismen gibt, gibt es darunter tolerante und intolerante. Die kommunistischen waren sicherlich intolerant, aber nicht weil sie atheistisch waren, sondern weil sie kommunistisch waren. |
Doch, ich denke schon, dass die kommunistischen Atheisten deswegen gegenüber den Religionen intolerant waren, weil der Atheismus zur Staatsideologie dazugehörte, dh weil sie atheistisch waren. Es wären ja auch andere Varianten kommunistisch-sozialistischer Staatsideologien denkbar, die nicht atheistisch wären und bei denen das dann auch nicht so ist. Und auch nicht-kommunistische Varianten des Atheismus können ja intolerant werden, vgl. die Französische Revolution. Das heißt natürlich nicht, dass "der" Atheismus insgesamt intolerant ist, nicht einmal der Atheismus einer sozialistischen Weltanschauung; wohl aber, dass er das Potential hat, es unter bestimmten Umständen zu werden.
Dieses negative Potential wegzuschieben kommt mir ein wenig so vor wie Muslime, die sagen, diese und jene unerfreuliche Erscheinung im Islam habe "nichts mit dem Islam zu tun". Das ist dann zwar inhaltlich schon mal eine erfreuliche Distanzierung und Verurteilung, dass diese Dinge nach der eigenen Interpretation des Islam also falsch wären; man macht es sich damit aber auch ein wenig einfach, indem man die zerstörerischen Potentiale der eigenen Weltanschauung einfach leugnet, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. |
Wie dir das vorkommt, ist deine Sache. Atheismus ist keine Weltanschauung, sondern nur deren Zurückweisung, und das kann man aus ganz unterschiedlicher Perspektive. Das geht vom religiösen Atheismus (Buddhismus) über den philosophischen bis zum politischen. Das einzige, was sie alle gemeinsam haben, ist die Ablehnung eines Götterglaubens, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen, und das hat man Atheismus genannt.
Aber wo es einen Begriff gibt, heißt das noch nicht, daß es auch das gibt, was damit gegriffen werden könnte, in diesem Fall eine Weltanschauung. Also erkläre mir bitte, was der Buddhismus, der Liberalismus und der Kommunismus gemeinsam haben, denn in allen dreien gibt es Atheisten. Und wenn du gerade dabei bist, erklär mir doch bitte auch, was sich inhaltlich aus diesem Nicht-Glauben ergibt, als Weltanschauung oder Glaube, oder was auch immer.
Bis dahin gehe ich davon aus, daß Atheismus (anders als das Schreckgespenst, daß Religiöse davon gerne zeichnen, oder daß manche Atheisten gerne hätten) nichts anderes ist als die Ablehnung einer bestimmten Vorstellung anderer, in diesem Falle der Theisten. Nimm den Theismus weg, und nichts bleibt übrig, keine Moral, keine Philosophie, keine Weltanschauung. Wie man zu diesem Atheismus kommt, hat ausschließlich mit den Theisten zu tun, unter denen man lebt, und wie man dann handelt, hat ausschließlich mit der eigenen Weltanschauung zu tun, egal ob das Jakobiner waren oder Sozialisten. Deren Weltanschauung ist beschreibbar. Sie hat einen Inhalt und eine Geschichte. Ihr Atheismus dagegen hat nur das Wort gemeinsam, sonst nichts.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
|
|
Nach oben |
|
 |
tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22262
|
(#1767616) Verfasst am: 18.07.2012, 01:08 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Atheismus ist keine Weltanschauung, sondern nur deren Zurückweisung, und das kann man aus ganz unterschiedlicher Perspektive. Das geht vom religiösen Atheismus (Buddhismus) über den philosophischen bis zum politischen. Das einzige, was sie alle gemeinsam haben, ist die Ablehnung eines Götterglaubens, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen, und das hat man Atheismus genannt.
Aber wo es einen Begriff gibt, heißt das noch nicht, daß es auch das gibt, was damit gegriffen werden könnte, in diesem Fall eine Weltanschauung. Also erkläre mir bitte, was der Buddhismus, der Liberalismus und der Kommunismus gemeinsam haben, denn in allen dreien gibt es Atheisten. Und wenn du gerade dabei bist, erklär mir doch bitte auch, was sich inhaltlich aus diesem Nicht-Glauben ergibt, als Weltanschauung oder Glaube, oder was auch immer.
Bis dahin gehe ich davon aus, daß Atheismus (anders als das Schreckgespenst, daß Religiöse davon gerne zeichnen, oder daß manche Atheisten gerne hätten) nichts anderes ist als die Ablehnung einer bestimmten Vorstellung anderer, in diesem Falle der Theisten. Nimm den Theismus weg, und nichts bleibt übrig, keine Moral, keine Philosophie, keine Weltanschauung. Wie man zu diesem Atheismus kommt, hat ausschließlich mit den Theisten zu tun, unter denen man lebt, und wie man dann handelt, hat ausschließlich mit der eigenen Weltanschauung zu tun, egal ob das Jakobiner waren oder Sozialisten. Deren Weltanschauung ist beschreibbar. Sie hat einen Inhalt und eine Geschichte. Ihr Atheismus dagegen hat nur das Wort gemeinsam, sonst nichts. |
Auch die Ablehnung einer anderen Weltanschauung ist eine weltanschauliche Positionierung, wenn auch in einem begrenzten Bereich, und die Abgrenzung von Religion ist logischerweise die minimale Gemeinsamkeit atheistischer Weltanschauungen.
Daraus ergibt sich nicht viel in Bezug auf andere Themen - das gilt aber auch für Theisten: Dass eine Weltanschauung theistisch ist, sagt ja über ihren weiteren Inhalt noch fast gar nichts aus.
Eines aber kann sich mMn aus jeder weltanschaulichen Positionierung - sei es eine eher umfassendere Weltanschauung wie eine Religion oder (nur als Beispiel) der sozialistische historische Materialismus, sei es eine Positionierung in einem Einzelpunkt wie der Ablehnung religiöser Anschauungen - ergeben (muss es aber nicht!): Die Intoleranz gegenüber anderen Positionierungen.
Deine These, dass die verschiedenen atheistischen Weltanschauungen nichts miteinander gemein hätten außer diesem einen Punkt, mag ich hier nicht beurteilen. Aber selbst wenn: Diesen einen Punkt haben sie nicht zufällig gemeinsam, sondern sie stehen - zumindest soweit wir von in der europäischen Geschichte entstandenen Weltanschauungen reden - natürlich in derselben Geistesgeschichte, in der sie sich aufeinander beziehen, teilweise ähnliche Argumente gegen Religion benutzen, sich in vergleichbarer Weise gegen Angriffe zur Wehr setzen, usw (sich in vieln Punkten voneinander absetzen natürlich auch). Die Jakobiner haben eben sehr wohl dieselben Philosophen gelesen, die auch heute noch eine wichtige Rolle in humanistisch-säkularen Weltanschauungen spielen; Marx, Nietzsche, Freud usw. haben diese natürlich auch gekannt, auch wenn sie sie sehr unterschiedlich verarbeitet haben; alle zusammen kennen atheistische Argumente aus der antiken Philosophie usw.usf.
Vor diesem gemeinsamen geistesgeschichtlichen Hintergrund halte ich es einfach für zu billig, zu sagen: "Ja, diese und jene Leute waren böse intolerant gegenüber Religion, das hat aber mit der Ablehnung von Religion, die ich teil, gar nichts zu tun, sondern nur mit dem Rest ihrer Weltanschauung, den ich nicht teile."
Genauso wie ich es für zu billig halte, wenn ein Christ oder Muslim sagt: "Diese und jenen unschönen Dinge haben mit dem Christentum/Islam (dann muss man mithören: wie es meiner Meinung nach sein sollte) nichts zu tun, also muss ich mich/ muss sich meine Gruppe damit nicht weiter beschäftigen, wir können dafür nichts."
In allen diesen Aussagen ist das zwar meiner Meinung nach immerhin eine erfreuliche Distanzierung von den unerfreulichen Dingen, geht aber auch allzu leicht über die Gefahr des Abrutschens in Intoleranz usw. hinweg.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#1767619) Verfasst am: 18.07.2012, 01:29 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Auch die Ablehnung einer anderen Weltanschauung ist eine weltanschauliche Positionierung, wenn auch in einem begrenzten Bereich, |
Ja.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | und die Abgrenzung von Religion ist logischerweise die minimale Gemeinsamkeit atheistischer Weltanschauungen. |
Nein, das stimmt - zumindest nach meinem Verständnis - nicht.
Ist aber mE nur ein semantisches Problem und darüber wird hier und woanders viel gestritten und ich kann ergo auch keine Lösung dazu anbieten.
Ich unterscheide zwischen Atheismus = "ich glaube nicht an Gott" und Antitheismus = "ich glaube nicht, dass es Gott gibt".
Mir ist aber durchaus klar, dass viele Leute das anders sehen, anders definieren als ich. Von mir aus kann man das, was ich 'Atheismus' nenne, auch 'konfessionslos' nennen, vielleicht trifft es das besser. Ich bin ziemlich leidenschaftslos, was die Begriffe angeht, ich kann mich da problemlos auf die konkrete Kommunikation einstellen, der mir wichtige Punkt ist jedoch: das, was ich meine, beinhaltet nicht die Ablehnung anderer Weltanschauungen.
Ich kann locker 'Atheist' oder 'konfessionslos' sein, ohne andere Weltanschauungen als die meine ablehnen zu müssen. Ebenso kann jemand auch locker Christ, Moslem, Jude, Buddhist oder was auch immer sein, ohne andere Weltanschauungen ablehnen zu müssen, jeder kann Pluralist sein, unabhängig von seiner eigenen Weltanschauung.
|
|
Nach oben |
|
 |
Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
|
(#1767620) Verfasst am: 18.07.2012, 01:35 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Vor diesem gemeinsamen geistesgeschichtlichen Hintergrund halte ich es einfach für zu billig, zu sagen: "Ja, diese und jene Leute waren böse intolerant gegenüber Religion, das hat aber mit der Ablehnung von Religion, die ich teil, gar nichts zu tun, sondern nur mit dem Rest ihrer Weltanschauung, den ich nicht teile." |
Das würde aber voraussetzen, dass alle Atheisten einen geistesgeschichtlichen Hintergrund haben und die Religion ablehnen. Solche Atheisten findest Du hier, aber den meisten ist Religion schlichtweg egal, viel zu egal, um sie abzulehnen.
_________________ Dieser Beitrag verwendet Cookies, um Dein Surferlebnis zu verbessern.
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#1767623) Verfasst am: 18.07.2012, 02:00 Titel: |
|
|
Ist halt eben nur ein semantisches Problem.
Man kann sowohl so:
1. ein Atheist ist jemand, der theistische Weltanschauungen ablehnt
oder so:
2. ein Atheist ist jemand, der keine theistische Weltanschauung hat
definieren.
Mir ist es egal, wie man das definiert, ich gehöre aber nun zur Nr. 2. Es wäre mir einfach lieb, egal, wie man definiert, wenn die nicht einfach mal schnell unter den Tisch fiele. Denn ich existiere ja und das ist meine Anschauung und die muss einen Namen haben und selbst, wenn sie keinen hat, existiert sie.
Daran ist meiner Ansicht nach auch nichts 'billig'.
|
|
Nach oben |
|
 |
fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26444
Wohnort: im Speckgürtel
|
(#1767626) Verfasst am: 18.07.2012, 02:23 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Kramer hat folgendes geschrieben: | ....
Das würde aber voraussetzen, dass alle Atheisten einen geistesgeschichtlichen Hintergrund haben und die Religion ablehnen. Solche Atheisten findest Du hier, aber den meisten ist Religion schlichtweg egal, viel zu egal, um sie abzulehnen. |
So eine Sauerei! Sind das überhaupt echte Atheisten? Das sind doch bloß Kuschelathisten, denen fehlt doch jedes Niveau! Das ist doch wohl der Niedergang des Atheismus!
Nö. Das ist der Niedergang der Religionen, wenn die Leute erkannt haben, dass die die ganze Aufregung, die sie selbst oder ihre Gegner um sie machen, nicht wert sind. Ich hoffe, dass ich meine Kinder genau da hin bekomme. Gott ist einfach unwichtig und total nich' in.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
|
|
Nach oben |
|
 |
Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
|
(#1767654) Verfasst am: 18.07.2012, 09:18 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
fwo hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | ....
Das würde aber voraussetzen, dass alle Atheisten einen geistesgeschichtlichen Hintergrund haben und die Religion ablehnen. Solche Atheisten findest Du hier, aber den meisten ist Religion schlichtweg egal, viel zu egal, um sie abzulehnen. |
So eine Sauerei! Sind das überhaupt echte Atheisten? Das sind doch bloß Kuschelathisten, denen fehlt doch jedes Niveau! Das ist doch wohl der Niedergang des Atheismus!
Nö. Das ist der Niedergang der Religionen, wenn die Leute erkannt haben, dass die die ganze Aufregung, die sie selbst oder ihre Gegner um sie machen, nicht wert sind. Ich hoffe, dass ich meine Kinder genau da hin bekomme. Gott ist einfach unwichtig und total nich' in.
fwo |
Atheisten, die sich hier im FGH gehäuft einfinden, sind zumeist Leute, die sich noch einen Kopf um Gott oder Nicht-Gott und solche Dinge machen und darüber schreiben. Sei es, weil sie selbst damit gewisse Erfahrungen hatten und noch haben, sei es, um der Christianisierungswelle nach 1990 in jahrzehntelang "religionsarmen Zonen" zu begegnen, die in Schulen und Kindergärten schwappte, wo sie vorher nichts zu suchen hatten.
Dann gibt es in unserem Land Hunderttausende von Leuten, in deren Kopf Gott oder Nicht-Gott oder solche Dinge im Alltagsleben überhaupt keine Rolle spielen, ob in "religionsarmen Zonen" unseres Landes oder nicht.
Und die müssen sich nun wirklich nicht einreden lassen, dass ihnen irgend etwas in ihrem Leben fehle. Sie vertreten vielfach ethische Positionen, die es wert sind, gesellschaftlich geachtet zu werden. Manche dieser Positionen (Friedfertigkeit, Mißachtung äußerer Heraushebungen durch Standesmerkmale, Gedanken der Gleichheit und Gerechtigkeit, Unterstützung für Andere) findet man bei zahlreichen Gläubigen, da kann man sich schnell einig werden. Anderes, was mit Religion und Kirche verbunden ist, interessiert diese konfessionsfreien Leute schlicht und einfach nicht.
Es ist ratsam, sich mit den religiösen Hintergründen der Werke von Literatur, Kunst und Musik vertraut zu machen, um sie besser zu verstehen, doch das gehört zur Vervollkommnung der allgemeinen und musischen Bildung.
Ob zu Lebzeiten Stalins unter den Millionen Menschen, die er verfolgen und hinrichten ließ, auch die meisten seiner bis dahin engsten Kampfgefährten waren, die viel ehrlicher und begründeter als er selbst Ideen des Kommunismus vertraten, hat mit seinem "Atheismus" wenig zu tun. Wie er seine Untaten im Stillen vorbereitete und dann perfid ins Werk setzte, erinnert eher an die Methoden, mit denen er in seiner Jugend im Priesterseminar in Georgien vertraut wurde. Darüber kann man zahlreiche Informationen im ersten Band von Simon Sebag Montefiores Buch über den jungen Stalin nachlesen.
In Albanien gab es nicht einmal ansatzweise eine "Ent-Stalinisierung", während man sich in den anderen Ländern des realen Sozialismus nach 1956 von Stalin lossagte, in der DDR so gründlich, dass die jüngeren Generationen bis 1989 nicht einmal mit einem Mindestmaß an Bildung über Stalin ausgestattet waren.
Es seit denn, man vertritt die Ansicht, wie Joachim Gauck und solche Leute, dass es den damaligen DDR-Bürgern eine Verpflichtung gewesen sei, im allgemein zugänglichen Westfernsehen Informationen über die Vergangenheit ihres Landes, ihres "Unrechtsstaates" zu holen, in dem sie lebten, und dann Widerstand zu leisten, so wie er.
Man sehe sich den schwierigen Weg Albaniens nach Überwindung des Staatssozialismus an. Man sehe die Zeichen des Neuen im aufstrebenden Polen, das auch zum realen Sozialismus gehörte, 1981 bis 1989 eine Militärdiktatur hatte, wo sich aber jetzt eine rasante "Entkatholisierung" in den städtischen Schichten vollzieht, die schon längst unter Gomulka und Jaruzelski im Realsozialismus begonnen hatte, @Religionskritik-Wiesbaden berichtet regelmäßig darüber.
Stalin und seine Nachfolger begannen um machtpolitischer Interessen willen Angriffskriege gegen Polen, Finnland, Afghanistan - hat das was mit "Atheismus" zu tun?
Wenn man also auf eine Verbindung zwischen Atheismus und Kommunismus pocht, sollte man schon genau hinschauen, was man da eigentlich zeigen will, wozu das gut sein soll.
Und man sollte darauf achten, welche von den schärfsten Anti-Kommunisten a la "Schwarzbuch" in ihrer Jugendzeit selber welche, selbst Kommunisten waren, wer also einen radikalen Bruch mit seiner eigenen Vergangenheit, einen Abschied von einer Idee vollzogen hat, die ursprünglich mit - freilich utopischen - Gleichheits- und Gerechtigkeitsvorstellungen (Mährische Brüder, Babeuf, Weitling) und mit radikaler, heute noch beachtenswerter Kapitalismus-Kritik verbunden war. Da wird man auf eine Menge Leute stoßen, die sich heute über Kommunismus auslassen und früher selbst zu dieser Bewegung gehörten.
|
|
Nach oben |
|
 |
moritura pan narrans
Anmeldungsdatum: 01.12.2003 Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin
|
(#1767656) Verfasst am: 18.07.2012, 09:35 Titel: |
|
|
Das ist zwar alles schön. Nützt aber bei Diskussionen überhaupt nichts. Bei den kommunistischen Ländern war der Atheismus nun mal Teil der Staatsdoktrin. Und daraus folgte zum Teil auch eine aggressive Verdrängung von Religiosität, die sich manchmal auch gegen Menschen richtete.
Die Schwierigkeit bei der Bewertung von Verfolgungen besteht immer darin, dass eigentlich immer zum einen eine weltanschauliche Komponente enthalten ist, zum anderen aber auch ethnische, wirtschaftliche, politische usw. Meistens verschränken sich diese Komponenten. Bei Konflikten werden Ethnie und Religion als Einheit gesehen. Im Falle von Juden sogar als Extrembeispiel. Aber auch der Nordirland-Konflikt hat beide Komponenten, ebenso wie in Indonesien die Bedrohung der Ahmadiyyas.Oder Ethnie und Wirtschaftskraft, s. der Völkermord in Ruanda bzw. die Verfolgung von Sinti und Roma. Oder eben, wie im Kommunismus Religion und Wirtschaftskraft. Wie z.Bsp. unter Stalin.
Da allerdings das Argument der Opferzahlen typischerweise in Diskussionen gebracht wird, in dem ausführlichere Darlegungen nicht möglich sind, da die Diskutanten nicht bereit oder nicht in der Lage sind, diesen zu folgen, kann leider nur mit relativ konkreten Zahlen gearbeitet werden.
Bei Hitler ist es dabei noch relativ einfach darauf hinzuweisen, das der größte Teil der Argumente für die Verfolgung der Juden direkt aus dem Christentum entnommen wurde. Darüber hinaus sollte man auch die Beispiele parat haben, die nachweisen, das die Kirche nicht durchgängig und auch nicht zum größten Teil dem Widerstand zugerechnet werden kann. Achtung: Dies muss auch für die evangelische Seite getan werden. Die meisten in diesem Forum gebrachten Beispiele beziehen sich nur auf die katholische Kirche.
Stalin / Mao:
Einfach nur zu sagen, die Morde geschahen nicht auf Grund der atheistischen Standpunkte reicht nicht und entspricht zum Teil auch nicht den Tatsachen. Der Atheismus war/ist Teil der zugrunde liegenden Doktrinen.
----
Gesamt gesehen ist dieser Opferzahlenvergleich für alle Seiten (christlich / muslimisch / atheistisch) eher ein Sumpf. Sobald die Diskussion in die Richtung geht, gleichgültig von wem, ziehe ich mich raus.
1. die Zahlen stammen alle aus einem mehr oder weniger zurückliegendem Zeitraum und sind daher nur bedingt geeignet Aussagen über die zukünftige Verwendung der jeweiligen Weltanschauung zu treffen.
2. Die Aussage, das die Morde nicht der Weltanschauung des Diskussionspartners entsprechen, sind eigentlich immer wahr. Leute mit Ansichten, die zu diesen Morden führen, diskutieren im Allgemeinen nicht.
3. Die Frage nach der Nützlichkeit, moralischen Überlegenheit einer Weltanschauung diskreditiert sich selbst. Eine Weltanschauung wird nicht zutreffender, weil sie aus eigener Sicht nützlicher oder moralischer ist.
|
|
Nach oben |
|
 |
Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
|
(#1767657) Verfasst am: 18.07.2012, 09:42 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Deine These, dass die verschiedenen atheistischen Weltanschauungen nichts miteinander gemein hätten außer diesem einen Punkt, mag ich hier nicht beurteilen. |
Das ist aber der entscheidende Punkt.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Aber selbst wenn: Diesen einen Punkt haben sie nicht zufällig gemeinsam, sondern sie stehen - zumindest soweit wir von in der europäischen Geschichte entstandenen Weltanschauungen reden - natürlich in derselben Geistesgeschichte, in der sie sich aufeinander beziehen, teilweise ähnliche Argumente gegen Religion benutzen, sich in vergleichbarer Weise gegen Angriffe zur Wehr setzen, usw (sich in vieln Punkten voneinander absetzen natürlich auch). Die Jakobiner haben eben sehr wohl dieselben Philosophen gelesen, die auch heute noch eine wichtige Rolle in humanistisch-säkularen Weltanschauungen spielen |
Wer den gleichen Gegner hat, hat im Bezug auf ihn neben allen Unterschieden zwangsläufig auch ein paar ähnliche Vorstellungen - oder man ist vollkommen realitätsfremd.
Du versuchst krampfhaft nachzuweisen, daß "der" Atheismus die Quelle all der Weltanschauungen und Ideologien ist, die atheistische Vorstellungen enthalten, und das ist schlicht Unfug. Soweit es politische Weltanschauungen waren und sind, ist ihr Atheismus übrigens leicht zu erklären: Sie sind zu Zeiten entstanden, als ihr Gegner eine Allianz aus Thron und Altar war. Da wird man leicht zum Atheisten, ganz gleich, von welcher Weltanschauung aus. DAS ist der Grund, warum Jakobiner, Demokraten und Kommunisten mehrheitlich Atheisten waren, nicht aufgrund einer gemeinsamen Weltanschauung, sondern wegen eines gemeinsamen Feindes.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
|
|
Nach oben |
|
 |
Flat ich war's nicht
Anmeldungsdatum: 17.06.2008 Beiträge: 614
|
(#1767663) Verfasst am: 18.07.2012, 10:10 Titel: |
|
|
Moin,
ich sehe die Wahrheit so ca. in der Mitte.
Religion/Glaube ist für Gläubige häufig sinnstiftend und bestimmend. Auch für den 'Durchschnittsgläubigen'
Atheismus ist hingegen eher eine Überzeugung in einem Menschen neben anderen. Wird er für einen Menschen sinnstiftend, so ist das schon eher Fanatismus, weil es eben nur die Ablehnung des Theismus beinhaltet, aber ja kein Lebenskonzept wie eine Religion.
Deshalb sollte man zwischen Atheismus und Religion schon unterscheiden (wobei, wie geschrieben, fanatischer Atheismus durchaus den Charakter einer Religion bekommen kann)
Der Atheismus lehnt aber, das ist ja seine Botschaft, Religion ab. Insofern beinhaltet der Atheismus natürlich auch das erhebliche Potential der Verfolgung von Religion.
(nur zur Klarstellung: Das gleiche Potential haben auch Religionen gegenüber anderen Religionen und auch atheistischen Einstellungen)
Wenn nun eine Ideologie auch atheistisch ist, so liegt eben die Verfolgung von Religionen, so sie denn erfolgt, oft in diesem atheistischen begründet.
Entscheidend ist hier doch die Toleranz gegenüber anderen Meinungen: fehlt diese bei Religion oder der atheistischen Überzeugung, so ist Verfolgung nicht mehr weit.
Tschüss
Jörg
_________________ Flat: for fun just add water
|
|
Nach oben |
|
 |
Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
|
(#1767666) Verfasst am: 18.07.2012, 10:22 Titel: |
|
|
@moritura
Sehr gut durchdachter Beitrag, bei dem ich mir manches durch den Kopf gehen lassen muß.
Noch einmal zu den Jakobinern: Die um Robespierre gescharten Jakobiner waren doch keine Atheisten, sondern Anhänger des Kultes um das höchste Wesen. Die Verfechter einer radikalen "Entchristianisierung" waren in ihrer Mehrzahl Ex-Priester, vor allem Oratorianer, wie der berühmte Joseph Fouche. Was interessant ist: es gab schon vor 1793/94 in Frankreich "religionsfreie Zonen" in der Provinz, in denen die Bauern für sich, ohne "atheistische Aufwiegler" aus Paris, zu dem Schluß gekommen waren, dass nicht nur der Klerus verderbt war, sondern daß auch mit dem Gott der katholischen Kirche nicht viel los war. Siehe das entsprechende Kapitel in A. Minois "Geschichte des Atheismus", übersetzt von Eva Moldenhauer, Weimar 2000.
Um "Atheisten" in der Geschichte wird ein Aufsehen veranstaltet, das ihrer tatsächlichen Bedeutung nicht gerecht wird. Man kann doch nicht sagen, dass im sozialistischen Polen der "Atheismus" als Staatsdoktrin eine nennenswerte Rolle gespielt hätte.
Stalin hat in einer bestimmten Phase des Übergangs von zu gefährlich-freien Erscheinungen der NÖP-Zeit der 1920er Jahre mit Elementen der Marktwirtschaft zu einer militär-staatlich regulierten Planwirtschaft bilderstürmerische, völlig ungebildete Horden auf Kirchen und Priester losgelassen, um in dem riesigen Land eine potentielle politische Gegenkraft, die orthodoxe Kirche, auszuschalten, Antiklerikalismus aus staatsterroristischer Räson - @moritura hat völlig recht hinsichtlich der wirtschaftlichen und politischen Motive der Gewaltanwendung. Was sind denn das für "atheistische Theoretiker", Jaroslavskij vielleicht.
Bei Maos "Kulturrevolution", der Millionen aus einem möglicherweise anwachsenden Mittelstand sowie Angehörige der Intelligenz zum Opfer fielen, ist schon gar kein atheistisches Moment anzutreffen, das Vorgehen gegen buddhistische Mönche im Tibet soll doch vor allem mögliche Ideologen eines "Separatismus" treffen.
Courtois und Freunde, zu denen auch Gauck gehört, haben in ihrem Kommunismus-Buch alles von verschiedenen Kontinenten in einen Topf zusammengehauen und die Opferzahlen verrechnet - ich gebe auch hier @moritura recht, wenn sie sich von solchen Aufrechnungen abwendet. Und so, wie ich oben "schrub", dass sich nicht jeder für Religion zu interessieren braucht und doch eine geachtete Stellung innehaben kann, so erlaube ich mir, Courtois und (Ex-)Genossen geflissentlich wegen ihrer unseriösen Herangehensweise zu ignorieren; nicht einmal bei denen spielt der Zusammenhang von Atheismus und Kommunismus irgendeine argumentativ tragende Rolle! Det kommt vorwiegend aus Kirchenkreisen.
Man sollte nicht Anti-Klerikalismus und Kirchenfeindlichkeit in der Geschichte mit "Atheismus" verwechseln, vorwiegend jahrhundertelang aus gutem Grund eine Angelegenheit des stillen Kämmerleins, nicht der Marktplätze.
|
|
Nach oben |
|
 |
Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
|
(#1768201) Verfasst am: 20.07.2012, 08:46 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Dieses negative Potential wegzuschieben kommt mir ein wenig so vor wie Muslime, die sagen, diese und jene unerfreuliche Erscheinung im Islam habe "nichts mit dem Islam zu tun". Das ist dann zwar inhaltlich schon mal eine erfreuliche Distanzierung und Verurteilung, dass diese Dinge nach der eigenen Interpretation des Islam also falsch wären; man macht es sich damit aber auch ein wenig einfach, indem man die zerstörerischen Potentiale der eigenen Weltanschauung einfach leugnet, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. |
Nicht jede Intoleranz ist negativ.
Um es mit Michael Schmidt-Salomon zu sagen: "Wir müssen falsche Ideen sterben lassen, bevor Menschen für falsche Ideen sterben müssen."
Wenn ich eine Weltanschauung als falsch und schädlich identifiziert habe, folgt daraus meines Erachtens sogar eine Pflicht zur Intoleranz. Denn, wieder mit Michael Schmidt-Salomon: "Die Einstellung leben und leben lassen führt viel zu oft dazu, dass Menschen ihr Leben lassen."
|
|
Nach oben |
|
 |
Flat ich war's nicht
Anmeldungsdatum: 17.06.2008 Beiträge: 614
|
(#1768203) Verfasst am: 20.07.2012, 09:10 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Fake hat folgendes geschrieben: |
Wenn ich eine Weltanschauung als falsch und schädlich identifiziert habe, folgt daraus meines Erachtens sogar eine Pflicht zur Intoleranz. Denn, wieder mit Michael Schmidt-Salomon: "Die Einstellung leben und leben lassen führt viel zu oft dazu, dass Menschen ihr Leben lassen." |
Moin,
die Problematik ist, wer und wie man schädlich definiert.
Fordert eine komplette Weltanschauung zum Massenmord auf, wäre das einfach, aber
1.) Was ist, wenn Du dabei Gruppen innerhalb dieser Weltanschauung mit unter diese Definition fasst, obwohl sie gar nicht diese Einstellung teilen? (Beispiel: Aleviten werden oft mit in Haftung genommen für irgendwelche islamischen Aussagen, teilen diese aber oft überhaupt nicht)
2.) was ist, wenn Du etwas als intolerant und schädlich bewerten würdest, es das aber eigentlich gar nicht ist (Beispiel: Wiederstand von teilweise islamophoben Gruppen gegen manchen Moscheebau; Köln, etc.)
Tschüss
Jörg
_________________ Flat: for fun just add water
|
|
Nach oben |
|
 |
Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
|
(#1768205) Verfasst am: 20.07.2012, 09:25 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Flat hat folgendes geschrieben: |
Moin,
die Problematik ist, wer und wie man schädlich definiert. |
Finde ich nicht. Man muss nur, wie immer im Leben, genau hinsehen.
Mir geht es in erster Line darum, dass "Toleranz" keine Blankovollmacht für Religionen sein darf, selber verbindlich festzulegen, was der Rest der Menschheit hinzunehmen hat. Ich nehme mir das Recht heraus selber zu entscheiden, was ich unterstütze, was ich ignoriere und was ich bekämpfe.
Versteht man "Toleranz" als Blackbox, gibt es keine Möglichkeit zwischen den religiösen Geboten
a) sich vor dem Gebet zu waschen
b) Neugeborenen Teile der Genitalien abzuscheiden
c) Ehebrecherinnen zu steinigen
zu differenzieren. Ich möchte da aber differenzieren (dürfen).
|
|
Nach oben |
|
 |
Flat ich war's nicht
Anmeldungsdatum: 17.06.2008 Beiträge: 614
|
(#1768207) Verfasst am: 20.07.2012, 09:29 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Fake hat folgendes geschrieben: | Flat hat folgendes geschrieben: |
Moin,
die Problematik ist, wer und wie man schädlich definiert. |
Finde ich nicht. Man muss nur, wie immer im Leben, genau hinsehen.
Mir geht es in erster Line darum, dass "Toleranz" keine Blankovollmacht für Religionen sein darf, selber verbindlich festzulegen, was der Rest der Menschheit hinzunehmen hat. Ich nehme mir das Recht heraus selber zu entscheiden, was ich unterstütze, was ich ignoriere und was ich bekämpfe.
Versteht man "Toleranz" als Blackbox, gibt es keine Möglichkeit zwischen den religiösen Geboten
a) sich vor dem Gebet zu waschen
b) Neugeborenen Teile der Genitalien abzuscheiden
c) Ehebrecherinnen zu steinigen
zu differenzieren. Ich möchte da aber differenzieren (dürfen). |
Moin,
mit anderen Worten: Deine Meinung ist stets richtig?
Oder warum soll nicht jemand, der alle Muslime aus Deutschland raus haben will, weil sie für ihn nicht zu unserer deutschen Kultur passen, das Recht haben, hier intolerant zu sein und genau das betreiben?
Tschüss
Jörg
_________________ Flat: for fun just add water
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
|
(#1768216) Verfasst am: 20.07.2012, 10:06 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Fake hat folgendes geschrieben: | Um es mit Michael Schmidt-Salomon zu sagen: "Wir müssen falsche Ideen sterben lassen, bevor Menschen für falsche Ideen sterben müssen." |
Ideen haben nur leider die dumme Angewohnheit, nach ihrem vorzeitigen Ableben als Gespenster weiter herumzuspuken.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
|
(#1768217) Verfasst am: 20.07.2012, 10:11 Titel: Re: Atheismus als Staatsreligion |
|
|
Flat hat folgendes geschrieben: |
Moin,
mit anderen Worten: Deine Meinung ist stets richtig? |
Nein. Aber sie ist die Grundlage meiner Entscheidungen.
Flat hat folgendes geschrieben: | Oder warum soll nicht jemand, der alle Muslime aus Deutschland raus haben will, weil sie für ihn nicht zu unserer deutschen Kultur passen, das Recht haben, hier intolerant zu sein und genau das betreiben? |
Ich werde niemandem das Recht abstreiten, diese Meinung zu haben.
Ich würde aber jedem entgegentreten, der sie betreibt.
|
|
Nach oben |
|
 |
|