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Welche Qualifikation braucht ein Ethik-Professor? (Michael Bongardt)
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1767652) Verfasst am: 18.07.2012, 08:50    Titel: Antworten mit Zitat

Flat hat folgendes geschrieben:
zum ersten:Ich weiß es nicht. Die Frage war wirklich (vielleicht ungewöhnlich bei FGH :wink: ) offen gemeint.

ich interpretierte Dein Posting so, dass Du weißt, was an Unis in Ethik getrieben wird und wolltest das mit dem vergleichen, was an Schulen abläuft.

Flat hat folgendes geschrieben:
Im allgemeinen Teil des Lehrplans wird für mein Gefühl sehr oft Bezug auf Religion genommen.

Ich habe ja auch gepostet, dass Theologen hier mitgebastelt haben ;->

Wie gesagt, Ethik an der Schule ist in meinen Augen ein merkwürdiges Konstrukt. Erst wenn der konfessionelle Religionsunterricht verschwunden ist, wird Ethik das Fach mit den Lehrern werden, das es benötigt.


Flat hat folgendes geschrieben:
Gerade bei der Ausgangsfrage wäre interessant, wie das in einer Universität ist. Weißt Du das?

Leider nicht, zumindest nicht, wie das heute aussieht. Ich habe mein Staatsexamen 1981 gemacht und meine Fakultas für Ethik in den 199er Jahren erhalten, weil es keine ausgebildeten Ethik-Lehrer gab und man sich zusätzliche Qualifikationen, die man im Studium oder nebenberuflich erworben hat, anrechnen lassen konnte. Ist wie in Informatik: das Fach wurde in Schulen unterrichtet, bevor man es an der Uni für das Lehramt studieren konnte. Die Fakultas erhielt man entweder durch ähnliche Fächer (hinsichtlich Ethik also Philosophie, oder, in den meisten Fällen, Religion) oder wie ich durch Fort- und/oder Weiterbildung.
_________________
Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

Der Christengott ist immens schwach!
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alex6
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.12.2005
Beiträge: 750

Beitrag(#1767669) Verfasst am: 18.07.2012, 10:58    Titel: Theologen unter falscher Flagge Antworten mit Zitat

Flat hat folgendes geschrieben:
Und wenn Philisophie nur eine Methode ist, so kann ein Theologe, der ja methodisches Arebiten in seinem Studium ebenfalls erlernt, auch wohl in Hinblick auf Philosophie, dieses ja durchaus unterrichten.


Es ist definitiv so, daß die Theologie wissenschaftliche Methoden verwendet, die sich nicht großartig von dem unterscheiden, was in Literaturwissenschaften, Geschichte, teilweise Archäologie, Sprachwissenschaften, Philosophie usw. gemacht wird. Der Unterschied besteht eher darin wie eng Denkverbote gefaßt sind. Ich will nicht bestreiten, daß es in allen Disziplinen Taboos gibt, aber die sind bei der Theologie eben sehr eng gefaßt, weil Theologie immer konfessionell gebunden ist. Ein katholischer Theologie-Professor, der durch wissenschaftliche Arbeit entdeckte, daß Zwingli oder Calvin oder Luther richtig lägen, würde gefeuert werden. Somit spreche ich einem Theologen m.E. erstmal die Fähigkeit ab, den Gegenstand seiner Forschung offen und kritisch zu betrachten. Ausnahmen bestätigen die Regel, z.B. Professor Gerd Lüdemann.

Keine Ahnung hat folgendes geschrieben:
Philosophie ist es, eine schwarze Katze in einem dunklen Keller zu suchen. Theologie ist, wenn es die Katze nicht gibt.


Ich habe allerdings auch von Philosophie-Professoren an der FU-Berlin gehört, die jede grundsätzliche Kritik am tumben Idealismus Platons praktisch als Gotteslästerung betrachten.
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step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1767670) Verfasst am: 18.07.2012, 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

narr hat folgendes geschrieben:
Die Philosophie ist eher eine Methode bzw eine Methodensammlung als eine 'Wissenschaft'.

Das sehen einige Philosophen so, und vielleicht wäre es auch tatsächlich besser so, aber de facto ist die Philosophie (und in noch stärkerem Maße die Theologie) vor allem eine Sammlung ideologischer Ansätze, die sich über die Jahrtausende angesammelt haben und denen es an kritischer Aussortierung mangelt.

Und so ist es auch kein Wunder, daß der Ethik- und noch mehr der Religionsunterricht in den Schulen nur am Rande über kritische Methoden handelt, vor allem aber über die kontingenten Inhalte ideologischer Systeme. So wird nur selten kritisch über ethisch oder philosophisch strittige Fragen oder über diskursive Methoden diskutiert (z.B. Abtreibung, PID, logical fallacies, Bewußtsein / Qualia, Willensfreiheit, ...), stattdessen wird sehr viel Zeit darauf verwendet, tradierte Mythen, Kulte und vielleicht noch die aktuellen moralischen Charts (Menschenrechte, Mobbing) durchzunehmen.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Flat
ich war's nicht



Anmeldungsdatum: 17.06.2008
Beiträge: 614

Beitrag(#1767673) Verfasst am: 18.07.2012, 11:15    Titel: Re: Theologen unter falscher Flagge Antworten mit Zitat

alex6 hat folgendes geschrieben:
Der Unterschied besteht eher darin wie eng Denkverbote gefaßt sind. Ich will nicht bestreiten, daß es in allen Disziplinen Taboos gibt, aber die sind bei der Theologie eben sehr eng gefaßt, weil Theologie immer konfessionell gebunden ist.


Moin,

mit der kath. Theologie kenne ich mich wirklich nur schlecht aus.

Aber kann man dieses auch beim evangelischen Zweig sagen?

Gerade dort ist es doch das Studium mit seiner historisch-kritischen Methode, das Studenten oft schlicht vom Glauben weg bringt, weil es den Glauben regelrecht zerlegt und widerlegt.

Der ev. Pastor unser benachbarten Gemeinde fand es z.B. während seines Theologiestudiums notwendig, eien Missionskreis zu gründen und zwar gegenüber seinen ev. Mitstudenten. Von diesen glaubten offensichtlich nach einigen Semestern sehr viele schlicht nicht mehr.
(keine Ahnung, wie erfolgreich er war)

Tschüss

Jörg
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1767677) Verfasst am: 18.07.2012, 11:29    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Und so ist es auch kein Wunder, daß der Ethik- und noch mehr der Religionsunterricht in den Schulen nur am Rande über kritische Methoden handelt,

hmmm, möchtest Du mal bei mir in Ethik hospitieren?

step hat folgendes geschrieben:
vor allem aber über die kontingenten Inhalte ideologischer Systeme.

Einer der zentralen Punkte, den meine Schüler lernen, ist, dass es keine verbindliche Ethik gibt, und dazu noch die Gründe dafür, und zwar dadurch, dass wir Arbeiten berühmter Ethiker vergleichend analysieren. Selbstverständlich ist, wie im Lehrplan explizit und längelang vorgesehen, 'Die Antwort der Religionen' wichtiges Thema. Du kannst Dir sicher denken, dass ich sehr deutlich mache, warum eine Antwort, die sich auf einen Gott stützt, keine ist. Ich habe überzeugte Muslime im Kurs, dann frage ich die halt: 'Na, was meinst, Du, in der Bibel steht, dass Jesus sagte, Du sollst ...', die geben dann schon die Antwort, die jedem zeigt, was ich meine.

step hat folgendes geschrieben:
So wird nur selten kritisch über ethisch oder philosophisch strittige Fragen oder über diskursive Methoden diskutiert (z.B. Abtreibung, PID, logical fallacies, Bewußtsein / Qualia, Willensfreiheit, ...), stattdessen wird sehr viel Zeit darauf verwendet, tradierte Mythen, Kulte und vielleicht noch die aktuellen moralischen Charts (Menschenrechte, Mobbing) durchzunehmen.

Soll ich Dir das Inhaltsverzeichnis des Buchs scannen, das wir im Unterricht verwenden?

Aber okay, Du hast ja Religionsunterricht in den Vordergrund gestellt.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1767678) Verfasst am: 18.07.2012, 11:31    Titel: Re: Theologen unter falscher Flagge Antworten mit Zitat

Flat hat folgendes geschrieben:
Aber kann man dieses auch beim evangelischen Zweig sagen?

Gerade dort ist es doch das Studium mit seiner historisch-kritischen Methode, das Studenten oft schlicht vom Glauben weg bringt, weil es den Glauben regelrecht zerlegt und widerlegt.

ich kenne Theologen, die extra dafür angestellt wurden, sich um Studienanfänger zu kümmern, die derartige Probleme haben. IIRC gibt es so was sogar noch am Priesterseminar hier im Ort.
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