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Torben registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.09.2004 Beiträge: 4
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(#178282) Verfasst am: 13.09.2004, 13:06 Titel: Wissenschaftliche Parteien? |
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Hallo, ich bin Torben und durch Zufall auf dieses Forum gestossen!
Möchte zu beginn eine Frage an die Freunde dieses Forums stellen!
Was haltet Ihr von sogenannten "Wissenschaftlichen Parteien"?
Ich bin auf diese Frage gestossen, als ich hier in einem Beitrag unter dem Titel "Wen würdet Ihr wählen" folgendes gelesen habe:
Zitat: | sascha schrieb:
Ich will eine Politik, die möglichst frei von Ideologien ist und sich eher an der Wissenschaft orientiert. Von den etablierten Parteien kommt daher gar keine für mich in Frage und daher werde ich in Zukunft erstmal nur noch die (totale Außenseiter-) Partei VEPD www.vepd.de wählen |
Ich habe mir die Seiten der VEPD mal angeschaut und muss sagen, dass mir die wissenschaftlich eingestellte Partei gefällt! Es sind wirklich "freigeistige" Tendenzen zu verspüren! Aber ob das alles politisch durchsetzbar ist, ist eine andere Frage (vorallem die These des 'unfreien Willens' als Grundsatz für menschenwürdige(re) Gesetze")! Obwohl die von der VEPD und anscheinend und auch dieser Prof. Wolf Singer vom MAX PLANK INSTITUT, überzeugt sind, dass die heutigen geistigen- wie auch politischen Probleme, grad aus diesem Misstand der Annahme des freien Willens herrühren!
Was meinen andere Freigeister in diesem Forum zu diesem Thema VEPD?
Und was haltet Ihr überhaupt von der Vorstellung "wissenschaftliche Parteien" zu unterstützen? Ist sowas überhaupt erstrebenswert?
Danke Euch für Eure Antworten!
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Spock lebt noch
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis
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(#178288) Verfasst am: 13.09.2004, 13:22 Titel: |
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Parteiprogramm der VEPD hat folgendes geschrieben: | Der Grundwehrdienst sollte ein persönlichkeitsbildendes Ereignis für jeden jungen Mann sein und keine verschenkte Zeit, aus der der Absolvent übergewichtig und halb alkoholkrank entlassen wird. |
Als ich zur Bundeswehr kam, war ich Antialkoholiker und 20 kg leichter, als danach...
Irgendwo haben die damit schon Recht.
Einige der Ziele klingen auf jeden Fall plausibel, allerdings sind auch ein paar Sachen dabei, die ich für unrealistisch halte, vor allem was die Bildungspolitik angeht. Eine dermaßen starke Differenzierung, wie die sie fordern, könnten wir uns gar nicht leisten. Ich finde aber gut, dass die Partei nach einem vernünftigen Mittelweg zwischen Umweltschutz und Fortschritt sucht.[/quote]
_________________ "Wieviel dieses Märchen von Christus uns un den Unseren genützt hat, ist allbekannt!" (Papst Leo x.)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#178317) Verfasst am: 13.09.2004, 14:37 Titel: |
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Hm, ich muss wirklich mal nach vernünftigen Parteien suchen... diese VEPD hätte mich vielleicht vor zwei Jahren angezogen...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#178340) Verfasst am: 13.09.2004, 15:40 Titel: |
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Parteiprogramm hat folgendes geschrieben: | Wer eine Familie mit Kindern gründet, sollte seine Familienpflicht erfüllen. Unsere Kinder und Jugend sind die Generation von morgen. Um eine gesunde Generation zu erhalten, müssen sich Eltern auch 100% ig um ihre Kinder kümmern und nicht weniger. Dazu ist natürlich eine Lebensgemeinschaft mit Vater und Mutter notwendig, die sich in der Erziehungsphase nicht ohne schwerwiegende Gründe trennen. Wer hierzu nicht bereit ist, sollte seine Familienpläne, zum Wohle der Kinder, noch einmal überdenken. |
Für mich schon gestorben.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#178347) Verfasst am: 13.09.2004, 15:57 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Parteiprogramm hat folgendes geschrieben: | Wer eine Familie mit Kindern gründet, sollte seine Familienpflicht erfüllen. Unsere Kinder und Jugend sind die Generation von morgen. Um eine gesunde Generation zu erhalten, müssen sich Eltern auch 100% ig um ihre Kinder kümmern und nicht weniger. Dazu ist natürlich eine Lebensgemeinschaft mit Vater und Mutter notwendig, die sich in der Erziehungsphase nicht ohne schwerwiegende Gründe trennen. Wer hierzu nicht bereit ist, sollte seine Familienpläne, zum Wohle der Kinder, noch einmal überdenken. |
Für mich schon gestorben. |
Ja, der Abschnitt hat mich auch gestört. Entscheidend sind nicht Vater und Mutter zu 100%, sondern liebevolle, impulsgebende und pädagogisch fähige Bezugspersonen. Freunde, Sippe, Betreuungspersonen, auch mittelgroße arbeitsteilige Gemeinschaften können das ebenso leisten.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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nocquae diskriminiert nazis
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18183
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(#178376) Verfasst am: 13.09.2004, 16:50 Titel: |
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Kann sein, dass ich paranoid bin, aber die Verwendung des Begriffs "Wehrstand" für die Bundeswehr stößt mir ein bissl übel auf ... erinnert so an Wehrstand/Lehrstand/Nährstand ...
_________________ In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#178385) Verfasst am: 13.09.2004, 17:03 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Parteiprogramm hat folgendes geschrieben: | Wer eine Familie mit Kindern gründet, sollte seine Familienpflicht erfüllen. Unsere Kinder und Jugend sind die Generation von morgen. Um eine gesunde Generation zu erhalten, müssen sich Eltern auch 100% ig um ihre Kinder kümmern und nicht weniger. Dazu ist natürlich eine Lebensgemeinschaft mit Vater und Mutter notwendig, die sich in der Erziehungsphase nicht ohne schwerwiegende Gründe trennen. Wer hierzu nicht bereit ist, sollte seine Familienpläne, zum Wohle der Kinder, noch einmal überdenken. |
Für mich schon gestorben. |
Für mich nicht. Das heißt ja nur: Wer eine Familie gründen will sollte es sich vernünftig überlegen bevor er noch ein verarmtes Einzelkind zeugt, für das er dann auch noch Alimente zahlen darf.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#178389) Verfasst am: 13.09.2004, 17:04 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Parteiprogramm hat folgendes geschrieben: | Wer eine Familie mit Kindern gründet, sollte seine Familienpflicht erfüllen. Unsere Kinder und Jugend sind die Generation von morgen. Um eine gesunde Generation zu erhalten, müssen sich Eltern auch 100% ig um ihre Kinder kümmern und nicht weniger. Dazu ist natürlich eine Lebensgemeinschaft mit Vater und Mutter notwendig, die sich in der Erziehungsphase nicht ohne schwerwiegende Gründe trennen. Wer hierzu nicht bereit ist, sollte seine Familienpläne, zum Wohle der Kinder, noch einmal überdenken. |
Für mich schon gestorben. |
Für mich nicht. Das heißt ja nur: Wer eine Familie gründen will sollte es sich vernünftig überlegen bevor er noch ein verarmtes Einzelkind zeugt, für das er dann auch noch Alimente zahlen darf. |
Er kann ja auch noch ein Geschwisterchen machen...
_________________ Trish:(
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joyborg registriert
Anmeldungsdatum: 20.01.2004 Beiträge: 2235
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(#178443) Verfasst am: 13.09.2004, 18:28 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Parteiprogramm hat folgendes geschrieben: | Wer eine Familie mit Kindern gründet, sollte seine Familienpflicht erfüllen. Unsere Kinder und Jugend sind die Generation von morgen. Um eine gesunde Generation zu erhalten, müssen sich Eltern auch 100% ig um ihre Kinder kümmern und nicht weniger. Dazu ist natürlich eine Lebensgemeinschaft mit Vater und Mutter notwendig, die sich in der Erziehungsphase nicht ohne schwerwiegende Gründe trennen. Wer hierzu nicht bereit ist, sollte seine Familienpläne, zum Wohle der Kinder, noch einmal überdenken. |
Für mich schon gestorben. |
Für mich nicht. Das heißt ja nur: Wer eine Familie gründen will sollte es sich vernünftig überlegen bevor er noch ein verarmtes Einzelkind zeugt, für das er dann auch noch Alimente zahlen darf. |
So ist es eben, wenn Wissenschaftler die Reproduktion planen: Man muß Weibchen und Männchen bloß einander auf den Bauch binden, dann enstehen irgendwann zwangsläufig Junge.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#178463) Verfasst am: 13.09.2004, 19:07 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Parteiprogramm hat folgendes geschrieben: | Wer eine Familie mit Kindern gründet, sollte seine Familienpflicht erfüllen. Unsere Kinder und Jugend sind die Generation von morgen. Um eine gesunde Generation zu erhalten, müssen sich Eltern auch 100% ig um ihre Kinder kümmern und nicht weniger. Dazu ist natürlich eine Lebensgemeinschaft mit Vater und Mutter notwendig, die sich in der Erziehungsphase nicht ohne schwerwiegende Gründe trennen. Wer hierzu nicht bereit ist, sollte seine Familienpläne, zum Wohle der Kinder, noch einmal überdenken. |
Für mich schon gestorben. |
dito. Wer Kinder nur als Anhängsel der Eltern sieht ....
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#178466) Verfasst am: 13.09.2004, 19:12 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Für mich nicht. Das heißt ja nur: Wer eine Familie gründen will sollte es sich vernünftig überlegen bevor er noch ein verarmtes Einzelkind zeugt, für das er dann auch noch Alimente zahlen darf. |
Nein, es heißt auch: Für die Kinder sind allein die Eltern zuständig, nicht die Gesellschaft als ganzes. Und das taugt als KO-Kriterium.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Torben registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.09.2004 Beiträge: 4
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(#178490) Verfasst am: 13.09.2004, 19:47 Titel: |
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Danke erstmal für die Antworten!
Aber ich hatte mich in erster Linie nicht für die Randprogrammausführungen wie z.B. die Familienplanung interessiert (obwohl ich finde, dass es gar nicht so übel ist, die Erziehung mit einer FAMILIE mit Eltern-Grosseltern-Sippe usw. zu fördern), sondern der eher "freigeistanmutende" Gedanke im Parteiprogramm wie der des Freien/Unfreien Willens!
Ich weiss - es ist nicht einfach, eine Partei zu finden, die alles auf den Punkt bringt, aber die These des unfreien Willens in einem Parteiprogramm hab ich noch nirgends gesehen! Darum meine Aufmerksamkeit auf die VEPD! - Das war auch eigentlich meine Frage an die Forenmitglieder! Ist das Eurer Meinung nach erstrebenswert?
Ich habe hier in anderen Threads schon einiges von z.B. Nietzsche gelesen -
deshalb wäre die Frage UNFREIER WILLE hier doch diskutierbar - denke ich?!
Grüsse
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Claudia Simmeringer Nachteule
Anmeldungsdatum: 28.07.2003 Beiträge: 421
Wohnort: Wien
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(#178504) Verfasst am: 13.09.2004, 19:57 Titel: |
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Spätestens bei dieser Forderung hat sich mein Eindruck, dass es sich um einen Haufen Wirrköpfe handelt, bestätigt:
Zitat: | Die Land und Forstwirtschaft muss mehr Unterstützung des Staates erhalten. |
Wieviel Subventionen sollen denn den Bauern noch in den Arsch geschoben werden? Die erhalten doch bereits viel mehr, als ihnen nach ihrem Anteil an der Bevölkerung zusteht!
_________________ Wenn man vor die Masse tritt und von den hohen Zielen und Aufgaben spricht, die Masse jedoch sieht, wie nach allen Seiten die Mittel verschleudert werden, so wird sie kein Vertrauen haben und ganz richtig sagen: „Arzt, heile dich selbst". - F. E. Dzierzynski
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#178516) Verfasst am: 13.09.2004, 20:11 Titel: |
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Claudia hat folgendes geschrieben: | Spätestens bei dieser Forderung hat sich mein Eindruck, dass es sich um einen Haufen Wirrköpfe handelt, bestätigt:
Zitat: | Die Land und Forstwirtschaft muss mehr Unterstützung des Staates erhalten. |
Wieviel Subventionen sollen denn den Bauern noch in den Arsch geschoben werden? Die erhalten doch bereits viel mehr, als ihnen nach ihrem Anteil an der Bevölkerung zusteht!  |
Das ist zwar kein gutes Argument, gälte es doch ebenso für alle Empfänger von Sozialhilfe, viele Beamten usw.. Dennoch ist die Forderung natürlich auch nach meiner Meinung falsch, denn in heute wird vor allem die Überproduktion subventioniert. Ich sehe langfristig folgende Möglichkeiten für die Nahrungsmittelbeschaffung:
- künstliche Nahrung oder
- Import aus Billiglohn- / Flächenländern
- in D nur noch Nischen-Landwirtschaft (nicht-intensiv, Spezialitäten, Biozeuch usw.)
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#178519) Verfasst am: 13.09.2004, 20:16 Titel: |
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Torben hat folgendes geschrieben: | Ich habe hier in anderen Threads schon einiges von z.B. Nietzsche gelesen - deshalb wäre die Frage UNFREIER WILLE hier doch diskutierbar - denke ich?! |
Klar, siehe z.B. den Determinismus-Thread und viele seiner Vorgänger.
Übrigens: Nicht daß jemand auf die Idee kommt, Wolf Singer sei Mitglied bei dem Verein ...
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Claudia Simmeringer Nachteule
Anmeldungsdatum: 28.07.2003 Beiträge: 421
Wohnort: Wien
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(#178540) Verfasst am: 13.09.2004, 21:01 Titel: |
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NOCQUAE hat folgendes geschrieben: | Kann sein, dass ich paranoid bin, aber die Verwendung des Begriffs "Wehrstand" für die Bundeswehr stößt mir ein bissl übel auf ... erinnert so an Wehrstand/Lehrstand/Nährstand ...  |
Ein Platoniker war ganz offensichtlich dabei. Daher die Forderung, dass nur die "Besten" regieren dürften. Leider bleibt das Parteiprogramm die Antwort auf die Frage schuldig, wer die Kriterien, nach denen die Leistung eines Poilitikers beurteilt werden soll, erstellt. Und wer dann beurteilt, ob ein Politiker diese Kriterien erfüllt hat.
_________________ Wenn man vor die Masse tritt und von den hohen Zielen und Aufgaben spricht, die Masse jedoch sieht, wie nach allen Seiten die Mittel verschleudert werden, so wird sie kein Vertrauen haben und ganz richtig sagen: „Arzt, heile dich selbst". - F. E. Dzierzynski
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Claudia Simmeringer Nachteule
Anmeldungsdatum: 28.07.2003 Beiträge: 421
Wohnort: Wien
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(#178546) Verfasst am: 13.09.2004, 21:14 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Das ist zwar kein gutes Argument, gälte es doch ebenso für alle Empfänger von Sozialhilfe, viele Beamten usw.. |
Moment, ich glaube, es herrscht weitgehend Einigkeit, dass es besser wäre, müsste niemand Sozialhilfe beanspruchen. Auch dass ein hoher Stand an unproduktiven Verwaltungsbeamten bzw. Managern (in der Privatwirtschaft) ein Übel ist, dürfte sich schon herumgesprochen haben. d. h. in diesen beiden Fällen herrscht weitgehend Einigkeit, dass die dafür getätigten Aufwendungen besser geringer wären.
Sobal aber jemand auch noch so zaghaft fragt, ob die hohen Subventionen für die Bauern gerechtfertigt sind, jaulen selbst die hartgesottensten Liberalen auf, dass man doch nicht den Bauernstand vernichten könne. Wissenschaftlich ist diese Reaktion überhaupt nicht, sondern rein emotional. Insofern ist das Beharren auf diesem abstrusen Kult um die Landwirtschaft nur eine weitere Aussage in diesem Programm, die mich zur Bezeichnung "Wirrköpfe" veranlasst hat.
Eine wissenschaftlichere Aussage wäre z.B.: die Bauern sind Gewerbetreibenden gleichzustellen. Denn ob jemand Schrauben oder Rüben produziert, sollte wohl egal sein. Es ist einfach nicht rational nachvollziehbar, warum alle Einkommensgruppen - Gewerbetreibende, Lohnabhängige, Freiberufler - voll dem gnadenlosen kapitalistischen Wettbewerb ausgesetzt sein sollen, nur die in der Landwirtschaft tätigen nicht.
_________________ Wenn man vor die Masse tritt und von den hohen Zielen und Aufgaben spricht, die Masse jedoch sieht, wie nach allen Seiten die Mittel verschleudert werden, so wird sie kein Vertrauen haben und ganz richtig sagen: „Arzt, heile dich selbst". - F. E. Dzierzynski
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16358
Wohnort: Arena of Air
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(#178641) Verfasst am: 14.09.2004, 00:47 Titel: |
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NOCQUAE hat folgendes geschrieben: | Kann sein, dass ich paranoid bin, aber die Verwendung des Begriffs "Wehrstand" für die Bundeswehr stößt mir ein bissl übel auf ... erinnert so an Wehrstand/Lehrstand/Nährstand ...  |
Zitat: | Die Möglichkeit zur 'Ersatzdienstleistung' muss eingeschränkt werden, damit die Grund-Idee einer Wehrpflicht, nämlich den Einblick in militärische Bereiche, für eventuelle Verteidigungfälle, gewährleistet bleibt. |
(Ich hatte noch nie großes Interesse am Duschen mit hundert anderen Männern.)
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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fenriswolf Das Ende ist nah !
Anmeldungsdatum: 23.08.2003 Beiträge: 376
Wohnort: Celle
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(#178661) Verfasst am: 14.09.2004, 07:17 Titel: |
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Zitat: | Sobal aber jemand auch noch so zaghaft fragt, ob die hohen Subventionen für die Bauern gerechtfertigt sind, jaulen selbst die hartgesottensten Liberalen auf, dass man doch nicht den Bauernstand vernichten könne. Wissenschaftlich ist diese Reaktion überhaupt nicht, sondern rein emotional. Insofern ist das Beharren auf diesem abstrusen Kult um die Landwirtschaft nur eine weitere Aussage in diesem Programm, die mich zur Bezeichnung "Wirrköpfe" veranlasst hat.
Eine wissenschaftlichere Aussage wäre z.B.: die Bauern sind Gewerbetreibenden gleichzustellen. Denn ob jemand Schrauben oder Rüben produziert, sollte wohl egal sein. Es ist einfach nicht rational nachvollziehbar, warum alle Einkommensgruppen - Gewerbetreibende, Lohnabhängige, Freiberufler - voll dem gnadenlosen kapitalistischen Wettbewerb ausgesetzt sein sollen, nur die in der Landwirtschaft tätigen nicht. |
Ganz so undiffenziert würde ich das nicht betrachten. Du hast vermutlich nicht echten Einblick in die landwirtschaftliche Welt. Von den hohen Subventionen hat der Bauer nicht besonders viel , schließlich zahlt der Endverbraucher hier für Lebensmittel so wenig wie sonst wo in Europa. Bei den Getreidepreisen ist da nicht viel Lachen. Mit der Milch genauso , der "Grüne Punkt" wurde direkt an die Erzeuger weitergeleitet. Kleinere Milchviehbetriebe machen bei uns in der Gegend immer mehr zu , da die Kosten für Futter und Unterhalt der Tiere höher liegen als der Milchpreis den er bekommt. Aber das ist der freie Markt , den wir wollen. Die Tendenz zu großen agrarischen Einheiten. Wenn wir den freien kapitalistischen Wettbewerb wollen , sollten wir uns erst einmal ansehen , wie in den USA z.B. Mais hergestellt wird. Gentechnischer Einsatz in der Breite , unendliche Monokulturen. Da gibt es keine Dreifelderkulturen mehr ( mit all den Folgen für den Boden und die Flüsse ) . Freier Markt heißt dann auch , Befreiung der Landwirte von sämtlichen einschränkenden Gesetzen und sonstigen Hemmnissen. Das ganze System von Qualitätskontrollen und Überwachung werfen wir dann am besten als erstes über Bord , ist nämlich jede Menge Arbeit. Die gibt es bei den weit entfernten Konkurrenten schließlich zum Großteil auch nicht. Der Landwirt müßte dann hierzulande auch Billigstkräfte einstellen dürfen , für deren soziale Absicherung er natürlich nicht verantwortlich ist.
Prinzipiell sehe ich das Subventionssystem auch problematisch. Aber das Bild des feisten Bauern , der sich jetzt seine Zigarre mit Geldscheinen anzündet ( wie von Manfred Deix gezeichnet ) , ist doch sehr realitätsfern. Viele Landwirte kleben an ihrer Scholle , oftmals vom Vater vererbt , der den Betrieb auch schon von seinem Vater übernahm. Dem modernen Städter muß die tiefe Verbundenheit des Bauern mit seinem Land heutzutage sehr anachronistisch vorkommen. Aber wenn ein Landwirt Milchvieh hat und sein ganzes Leben lang an sieben Tagen die Woche 2 mal am Tag in den Stall geht , dann muß schon etwas dahinter sein.
Aber keine Angst , das Höfesterben geht ohnehin weiter. Bald gibt es hier auch nur noch Großbetriebe.
Vielleicht ist die Herstellung von Energiepflanzen ein Ausweg , das könnte Hoffnung machen.
Bis dann
Wolfgang
_________________ Gott ißt Brot.
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#178666) Verfasst am: 14.09.2004, 07:52 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | NOCQUAE hat folgendes geschrieben: | Kann sein, dass ich paranoid bin, aber die Verwendung des Begriffs "Wehrstand" für die Bundeswehr stößt mir ein bissl übel auf ... erinnert so an Wehrstand/Lehrstand/Nährstand ...  |
Zitat: | Die Möglichkeit zur 'Ersatzdienstleistung' muss eingeschränkt werden, damit die Grund-Idee einer Wehrpflicht, nämlich den Einblick in militärische Bereiche, für eventuelle Verteidigungfälle, gewährleistet bleibt. |
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damit sind sie für mich gestorben, wie jede andere partei, die einen grundrechtsfeindlichen zwangsdienst aufrechterhalten will.
sie sollen selber in ihren kriegen verrecken, aber mich gefälligst in ruhe lassen.
und das mit der förderung der landwirtschaft ist ja nur noch doof. jeder der halbwegs ahnung von den problemen der globalisierung und der entwicklungsländer hat, fordert genau das gegenteil
wenn einer wirklich mal ne partei findet die auch nur halbwegs wählbar wird, dann bitte melden. dann kann ich endlich mal mein briefwahlrecht wahrnehmen
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
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den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#178690) Verfasst am: 14.09.2004, 09:27 Titel: Re: Wissenschaftliche Parteien? |
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Torben hat folgendes geschrieben: | Was meinen andere Freigeister in diesem Forum zu diesem Thema VEPD?
Und was haltet Ihr überhaupt von der Vorstellung "wissenschaftliche Parteien" zu unterstützen? Ist sowas überhaupt erstrebenswert?
Danke Euch für Eure Antworten! |
1. Politik hat etwas mit der Durchsetzung von Interessen zu tun. Der Anspruch, Forderungen auf einer vermeintlich interessensneutralen Ebene der reinen Wissenschaft zu formulieren, ist Augenwischerei. Schon der Basta-Kanzler versteckt sich hinter einer Expertokratie und behauptet prompt, seine Politik sei alternativlos. Die gesteigerte Variante dessen war die "wissenschaftliche Weltanschauung", deren Anhaenger prompt ihre Gegner als vermeintlich Gestoerte zwangspsychatriert haben. Die Art und Weise, wie andere politische Positionen von der VEPD schlankweg als laecherlich abgestempelt werden, statt sich inhaltlich auseinander zu setzen, stimmt da sehr bedenklich.
2. Parteien haben etwas mit der Austragung von Interessensgegensaetzen und Konsensfindungen zu tun. Wer den Anspruch einer wissenschaftlichen Wahrheit von politischen Positionen erhebt, verkennt den pragmatischen Charakter von Politik.
3. Politisches Engagement lebt jenseits von Interessen auch von Identitaet, Symbolik, Leidenschaft und Macht. Die populistische Forderung, Mandatstraegern die Diaeten und Pensionen zu kuerzen ist wohlfeil und braechte aber doch nach der Umsetzung keinen anderen Politikertypus. Die tatsaechliche Transformation der Politik zu medialen Personalisierungen wird hingegen gar nicht erkannt.
4. Etliche der Forderung sind skurril. So etwa das Ansinnen, Koalitionen verbieten zu wollen. Die Behauptung, kleine Parteien koennten in Koalitionen Minderheitsinteressen durchsetzen, moege man mal am US-Mehrheitswahlsystem gegenpruefen, wo Milliarden Wahlkampfwerbung fuer die Swingvoters in den Battlegroundstates aufgewendet werden und beide Parteien sich kaum noch unterscheiden.
5. Durch viele Forderungen schimmert ein Anspruch, anderen Menschen sehr staatsautoritaer vorschreiben zu wollen, wie diese ihr Privatleben zu gestalten haetten, aber selbst jede nichtgenehme Forderung anderer inhaltlich als unzulaessige Zumutung zu erachten. Die eigenen Marotten sind Programm, die der anderen phoese Ideologie. So krass erlebt man derlei eigentlich sonst nur bei religioesen Spinnern!
Fazit: Die VEPD ist eine grundrechtsfeindliche, populistische, liberalkonservative bis reaktionaere Ansammlung von hoechst privatistisch-skurrilen Ansichten - die alles Moegliche sind, nur nicht wissenschaftlich!
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Torben registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.09.2004 Beiträge: 4
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(#178739) Verfasst am: 14.09.2004, 13:15 Titel: |
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Das war deutlich!
MIST - und ich dachte, ich hätte da etwas erkennen können, was sich eben nicht populistisch, sondern irgendwie zwar dilletantisch aber immerhin gradeaus, entgegengesetzt der allgemeinen Wälerstimmen, rüberkam!
Aber was soll's - wenn die keine Ahnung von Politik haben, was bringt dann noch so viel guter Wille! Ich hab ja ehrlich gesagt auch Null Ahnung von Politik!
Grüsse, Torben
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Torben registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.09.2004 Beiträge: 4
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(#178747) Verfasst am: 14.09.2004, 13:37 Titel: |
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Da sich meine Frage aber auf die Erstrebenswertigkeit von wissenschaftlich-/philosophischen Thesen des "Un/freien Willens" in einem politischen Parteiprogramm, abziehlte - habe ich hier noch einmal die beiden Artikel rüberkopiert, die mich halt interessierten, bzw. als "Nicht Alltäglich" auffielen!
Zitat: |
1.)
... Um dieses Problem der wachsenden Kriminalitätsbereitschaft zu analysieren, müssen wir etwas weiter ausholen. - Unser gesamtes Justiz/Rechtsystem ist auf die angebliche Tatsache aufgebaut, dass jeder Mensch selbständig und eigenverantwortlich entscheiden kann, was er tut oder seien lässt. Wissenschaftlich gesehen ist dieses aber nicht ganz richtig, denn was ein einzelner tut oder tun will, ist letztendlich grösstenteils schon das Endresultat manipulativer Einflüsse und Eindrücke von aussen, sprich Erziehung, Kultur, Erlebnisse und Lebenerfahrung.
Ein Beispiel: Eine Hausfrau kauft ständig ein aus der TV-Werbung bekanntes Markenwaschmittel. In den Regalen des Einkaufsmarktes befinden sich aber eine Vielzahl weiterer Waschmittel, unter Umständen mit gleichwertiger Substanz und Wirkung, aber um die Hälfte billiger. Auf die Frage eines Angestellten, ob diese Entscheidung, das teurere Waschmittel zu kaufen, nicht eventuell doch das Resultat ständiger Werbemassnahmen ist, antwortet die Hausfrau, dass dieses nicht so sei, denn sie könne sich doch schliesslich frei entscheiden und dieses ist ihr freier Wille, der nichts mit Werbemassnahmen zu tun habe.
Das diese Hausfrau sich für dieses Waschmittel entscheidet, ist natürlich ihr Wille, doch WARUM dieses ihr Wille ist, hängt erheblich von äusseren Einflüssen ab. Da nun diese Entscheidung freiwillig gefallen ist, hat unsere Hausfrau das Gefühl der individuellen und selbständigen Handlungsfreiheit. Diese manipulative Wirkung ständiger Werbeeindrücke sind wissenschaftlich erwiesen und natürlich den Werbeabteilungen aller Wirtschaftsbereiche bekannt, ansonsten würden die Industriezweige nicht Milliarden-Summen jährlich in ihre Werbung investieren. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass der Wille von aussen bebildet werden kann und in der Politik gibt es dafür auch eine sehr treffende Bezeichnung, nämlich 'Willensbildung'.
Die Willensbildung funktioniert im Prinzip recht einfach und ihre Formel heisst 'Input gleich Output'. Das heisst, je mehr Impulse der Mensch in einer gewissen Richtung erhält, um so einfacher und schneller besteht auch die Möglichkeit der Annahme und Umsetzung dieser Impulse. Das 'Output' äussert sich dann als eigener Wille mit dem Gefühl der oben genannten Handlungsfreiheit. Diese Erkenntnisse könnte man jetzt auf alle Wirtschafts-, Lebens- und Sozialbereiche übertragen. Dies funktioniert in der Politik, (z.B. im Wahlkampf), im Beruf oder genauso in familiären Bereichen (z.B. bei Erziehung von Kindern). Da wir uns hier mit dem Programmpunkt 'Justiz' befassen, versuchen wir nun, die oben angeführten Beispiele auf diesen Bereich zu übertragen.
Die Willensbildung unserer Gesellschaft läuft in erster Linie über unsere Medien, wie z.B. TV, Radio oder Presse etc.. Diese Mediensysteme sind so weit verbreitet, dass fast jeder Mensch seine 'Inputs' über sie erhält. Selbst die Menschen, die sich diesen Mediensystemen fern halten, bekommen letztendlich, im Umgang mit anderen Menschen, die gleichen Impulse. Wenn wir einmal alle Impulse dieser Willensbildung in zwei Kategorien einteilen würden, z.B. Kategorie A, die verfassungskonformen Impulse; und Kategorie B, die verfassungswidrigen Impulse, müssten wir einmal analysieren, welche Kategorie den Menschen vermehrt suggeriert werden. Hier wird sich sehr schnell herausstellen, dass die 2. Kategorie überwiegt.
Fast alle aktuellen TV-Filme oder -Sendungen enthalten Komponenten der Kriminalität, Brutalität, sowie des Dogenkonsums oder Sexualität. Fast alle Nachrichten- und Pressemitteilungen sind spektakulär aufgebaut und enthalten die gleichen Komponenten wie im TV-Bereich. Fast alle, von jugendlichen Menschen begehrten und benutzten Computerspiele sind davon betroffen usw./usw.. Sieht man einmal vom Erziehungsmaterial für sehr junge Menschen durch familiäre Erziehung, Kindergartenbetreuung und Schulen, ab, überwiegt als Erziehungsmittel für alle Menschen, die Kategorie B erheblich, also die verfassungswidrigen Impulse. Wenn wir uns nun noch einmal die Tatsache vor Augen führen, dass, wissenschaftlich erwiesen, sich ein Mensch leicht in die Richtung entwickelt, in die ihn seine Willensbildung führt (Input gleich Output), so können wir uns langsam ein Bild davon machen, WARUM immer mehr Menschen kriminell werden, WARUM kaum eine Ehe noch lange hält und WARUM Kinder und Jugendliche immer respektloser und gewalttätiger werden...
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2.)
-Prof. Dr. Wolf Singer -
Direktor des Max-Planck-Instituts für Gehirnforschung in Frankfurt
Der Mensch ist nicht Herr seines Hirns
"Freier Wille" ist eine Illusion / Forscher: Müssen Umgang mit Schuld und Strafe überdenken
Frankfurt (dpa). Die Überzeugung, frei entscheiden zu können, ist der Kern unseres Seins: Der freie Wille unterscheidet den Menschen von Tier.
Doch im Gehirn - dort wo seit langem der Geist im Körper vermutet wird - ist davon nichts zu finden. Im Gegenteil: Je besser die Forschung die komplexen Prozesse im Gehirn versteht, desto weniger bleibt übrig von der Vorstellung "ein freier Mensch" zu sein.
Nach dem gegenwärtigen Stand der Hirnforschung ist klar: Das Gefühl, eine Entscheidung getroffen zu haben, ist nicht mehr als Einbildung. "Neurobiologisch gesehen gibt es keinen Raum für Freiheit". sagt Wolf Singer, Direktor des Max-Plank-Institus für Hirnforschung in Frankfurt. "Das, was wir als freie Entscheidung erfahren, ist nichts als eine nachträgliche Begründung von Zustandsveränderungen, die ohnehin erfolgt wären."
Sein US-Kollege Michael Gazzangia formuliert es provokanter: "Wir sind die letzten, die erfahren, was unser Gehirn vorhat." Dass dies so ist, habe eine lange Reihe von Experimenten bewiesen.
"Gehirn entscheidet nicht willkürlich"
Deprimierend findet Singer diesen Befund indes nicht: Das Gehirn entscheide nicht willkürlich, sondern auf der Grundlage vorher gesammelter Erfahrungen. "Das Gehirn hat also durchaus die Alternative. Es reagiert nicht nur wie eine Maschine auf Reize von aussen."
In diesem individuellen Sein scheint der Schlüssel zu liegen zum letzten grossen Rätsel der Hirnforschung: Wo im Gehirn sitzt der Geist? Auf die uralte Frage "Woher kommt das Bewusstsein?" haben die Hirnforscher nicht den Schimmer einer Antwort. Irgendwo zwischen den abertausenden Windungen müsse es eine Stelle geben, an der alle Informationen zusammenlaufen, wo verglichen und entschieden wird. Genau dort vermutete man früher den Sitz all dessen, was über den Körper hinausgeht.
Heute steht für die Forscher fest: Ein solches Zentrum gibt es nicht, das Hirn arbeitet dezentral. "Naturwissenschaftlich ist es in keiner weise einzusehen, wie aus dem Zusammenwirken von Atomen Bewusstsein entstehen kann", meint Singer. "Und doch weiss jeder, dass es existiert."
"Verhalten erfordert neuen Blickwinkel"
Mit dieser Erkenntniss müsse die Menschheit leben lernen, sagt der Wissenschaftler: "Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es zwei sich widersprechende, aber zutreffende Beschreibungsmodelle gibt: auf der einen Seite die subjektiven Empfindungen, auf der anderen der naturwissenschaftliche Befund." Man habe ja auch akzeptiert, dass die Erde eine sich drehende Kugel ist, obwohl man täglich sehe, dass die Sonne auf der einen Seite aufgeht und auf der anderen unter.
Verabschiedet man sich vom Konzept des freien Willens, muss die Gesellschaft die Konsequenzen tragen. "Wir müssen den Umgang mit Fehlverhalten, Schuld und Strafe überdenken", mahnt Singer. Natürlich könne man nicht alle Verbrechen damit entschuldigen, dass der Täter sozusagen "nichts dafür kann".
Not tue aber ein neuer Blickwinkel, glaubt der Forscher. "Im Vordergrund stehen muss der Schutz der Gesellschaft und der Schutz des Täters vor sich selbst."
Hier ein weiterer Auszug aus einem Interview mit Wolf Singer, Direktor vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung.
Wissenschaftliches über das Bewusstsein
"Erfahrung, frei zu sein ein kulturelles Konstrukt"
Auf die Frage, ob der 'freie Wille' nichts als eine Illusion wäre, antwortet Singer:" Nicht ganz. Er wird von uns als Realität erlebt, und wir handeln und urteilen so, als gäbe es ihn. Der freie Wille, oder besser, die Erfahrung, einen solchen zu haben, ist somit etwas Reales, extrem Folgenreiches. Insofern, als sich die Mehrheit der gesunden Menschen zu dieser Erfahrung bekennt, ist sie also keine Illusion wie etwa eine Halluzination. Aber aus Sicht der Naturwissenschaft ergibt sich die mit der Selbstwahrnehmung unvereinbare Schlussfolgerung, dass der 'Wille' nicht frei sein kann. Dieser Vorgang lässt sich in der Kindesentwicklung wunderbar nachvollziehen: Am Anfang trennen die Kleinen nicht zwischen sich und draussen. Für sie ist der Wille der Mutter ihr eigenes Anliegen. Sie empfinden sich nicht als Individuum und schon gar nicht als eines, das frei entscheiden kann. Doch das Baby ist eingebettet in ein soziales Umfeld, in dem es immer wieder hört: "Tu das nicht, sonst mache ich das." Nolens volens muss das Kind daraus schliessen, es habe die Freiheit, Entscheidungen zu treffen. Dieser Lernvorgang vollzieht sich während der ersten drei Lebensjahre. Weil sich in dieser Zeit noch kein episodisches Gedächnis entwickelt hat, erinnern wir uns nicht mehr, was die Erfahrung, frei zu sein, verursacht hat."
"Verhaltenssteuerung manipulierbar"
Ob die Bewusstseinsvorgänge generell manipulierbar seien, agumentiert Singer: "Denken Sie an Drogen, deren Gebrauch die Menschheit seit eh und je hervoragend beherrscht und mit denen Bewustseinzustände nachhaltig manipulierbar sind. Denken Sie an die erschreckende Wirksamkeit von Indoktrination und Demagogie, mit denen Millionen dazu gebracht werden können, Abscheuliches zu tun. Das sind Instrumente der Verhaltenssteuerung, die jeden Naturwissenschaftler zum Dilettanten werden lassen. Klar kann man manipulativ eingreifen, und zwar umso geziehlter, je mehr man weiss."
"Niemand schuldfähig"
Frage: "Aus Ihrer Vorstellung von der Nichtexistenz eines freien Willens folgen auch rechtliche Überlegungen: Der Mensch wäre nicht mehr verantwortlich für sein Tun. Müssen Sie dann nicht das Prinzip von Schuld und Sühne über Bord werfen?" Singer: "Ja, ich halte dieses Prinzip für verzichtbar. An unserem Verhalten würde sich auch gar nicht viel ändern: Wir würden nach wie vor unsere Kinder erziehen, weil wir wüssten, dass wir ihnen und der Gesellschaft durch erlernen sozialen Verhaltens das Leben erleichtern.
...Unsere Sichtweise von Übeltätern würde sich ebenfalls ändern müssen. Man würde sagen: " Dieser arme Mensch hat Pech gehabt. Er ist am Endpunkt der Normalverteilung angelangt." Ob nun aus genetischen Gründen oder aus Gründen der Erziehung, die gleich mächtig in die Programmierung von Hirnfunktionen eingehen, ist unerheblich. Ein kaltblütiger Mörder hat eben das Pech, eine so niedrige Tötungsschwelle zu haben. Das heisst natürlich nicht, das man deshalb tatenlos zusehen sollte. Natürlich muss die Gesellschaft reagieren: Einmal muss versucht werden, seine Hemmschwelle anzuheben, also Schulungs- oder Therapieprogramme anzuwenden. Ausserdem muss sich die Gesellschaft vor gefährlichen Mitmenschen schützen, indem sie deren Freiraum begrenzt. Auch das Strafmass bliebe variabel, man würde allerdings nicht mehr von "Strafmass" sprechen, sondern von "Verwahrungsmass" oder "Schutzmass". Es müsste sich nach der Schwere der Normverletzung richten, aber auch danach, wie niedrig die Schwelle zum Fehlverhalten eingeschätzt wird."
"Andere Vorstellung von Würde"
Wo würde aber bei der These des "unfreien Willens", die Menschenwürde verankert werden? Hierzu meint Singer: "Villeicht entsteht eine ganz andere Vorstellung von Würde. Wir kämen durch die Aufgabe dieses unverbrüchlichen, aber auch mit sehr viel Selbstbewusstsein und gelegendlich Arroganz behafteten Freiheitsbegriffes wohl zu einer demütigeren, tolleranteren Haltung - einer weniger rechhaberischen Attitüde, weil wir vieles relativieren müssten, auch unser eigenes apodiktisches Tun. Wir müssten uns als in die Welt geworfene Wesen betrachten, die wissen, dass sie ständig Illusionen erliegen und keine wirklich stimmigen Erklärungen über ihr Sein, ihre Herkunft und noch viel weniger über ihre Zukunft abgeben können."
"Humaneres System"
"Ich könnte mir vorstellen, dass dabei humanere Systeme entstehen, als wir sie jetzt haben. Auch würden all jene unglaubwürdig werden, die vorgeben, sie wüssten, wie das Heil zu finden ist.
...So könnte ein kritisches, aber gleichzeitig von Demut und Bescheidenheit geprägtes Lebensgefühl entstehen, das durchaus Grundlage einer sehr lebbaren Welt sein könnte."
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#179426) Verfasst am: 15.09.2004, 18:29 Titel: |
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[quote="Critic"] Zitat: | Die Möglichkeit zur 'Ersatzdienstleistung' muss eingeschränkt werden, damit die Grund-Idee einer Wehrpflicht, nämlich den Einblick in militärische Bereiche, für eventuelle Verteidigungfälle, gewährleistet bleibt. |
genau. Beispielweise ein Unabhängigkeitskrieg auf Norderney. Oder der anstehende Liechtenstein-Konflikt. Und auch Luxemburg zeigt sich derzeit ja säbelrasselnd.
Sorry, aber eine Pro-Wehrpflicht-Pratei ist für mich gestorben, ob das nun ein nebenpunkt ist doe rnicht.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#179429) Verfasst am: 15.09.2004, 18:32 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Sorry, aber eine Pro-Wehrpflicht-Pratei ist für mich gestorben, ob das nun ein nebenpunkt ist doe rnicht. |
danke. dachte eigentlich das würde noch mehr widerspruch hervorrufen
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
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den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#179431) Verfasst am: 15.09.2004, 18:33 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | genau. Beispielweise ein Unabhängigkeitskrieg auf Norderney. Oder der anstehende Liechtenstein-Konflikt. Und auch Luxemburg zeigt sich derzeit ja säbelrasselnd. |
Nicht zu vergessen Frankreich! Die haben sogar immer noch ein Stück Land, das uns gehört!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#179432) Verfasst am: 15.09.2004, 18:34 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | genau. Beispielweise ein Unabhängigkeitskrieg auf Norderney. Oder der anstehende Liechtenstein-Konflikt. Und auch Luxemburg zeigt sich derzeit ja säbelrasselnd. |
Nicht zu vergessen Frankreich! Die haben sogar immer noch ein Stück Land, das uns gehört!  |
ich dachte unsere naturgegebenen grenzen reichen eh vom atlantik zum ural
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
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den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#179434) Verfasst am: 15.09.2004, 18:44 Titel: |
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nickchanger hat folgendes geschrieben: | ich dachte unsere naturgegebenen grenzen reichen eh vom atlantik zum ural |
Nein! Die reichen von Berlin bis Berlin! Quasi einmal 'rum!
BITTE NICHT ERNSTNEHMEN UND MICH NICHT BANNEN, OKAY?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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