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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1804995) Verfasst am: 31.12.2012, 20:09 Titel: Neid, oder was? |
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Angeregt von einem anderen Thread, in dem ein Neidvorwurf gemacht wurde, hätte ich gern gewusst, wie es denn um ihn steht, den Neid.
Einmal deswegen, da ich zwar viele Fehler habe, sonderbarerweise aber Neid nicht dazugehört.
Ich beneide niemanden um gar nichts. Hört sich vielleicht komisch an ist es aber nicht, möglicherweise weil ich Neid anders sehe.
- Einmal das Szenario: Der hat eine goldene Rolex (eine 50m Yacht), die will ich auch, warum hat der die und ich nicht? Jemand, der solches beklagt
hat weder mein Mitgefühl noch Verständnis. Beide, der Habende und der Neidende, sind beschränkte Wesen.
- Meist ist es aber gar nicht so. Sondern eher, dass man das, was der andere hat, gar nicht für sich selbst haben wollte. Der Habende soll es aber auch nicht haben.
Da wird es etwas komplizierter. Wenn es sich um Dinge wie eine 50m Yacht handelt, müsste der Mißgönnende wenigstens ein Argument dafür haben, warum keiner etwas derartiges besitzen sollte.
Oft aber handelt es sich bei den Gelegenheiten wo sofort die "Neiddebattenkeule" geschwungen wird, um eine durchaus berechtigte und nachvollziehbare Wahrnehmung
einer gesellschaftlichen Schieflage, die zu verteidigen gar nicht möglich ist und deshalb mit lautem Rufen "Neid, Neid" abgewürgt werden soll. Dazu gehören an keiner Leistung
und keiner Verantwortung orientierten vollkommen überzogenen Gehälter. Das ist für mich kein Neid, wenn jemand es ungerecht empfindet, dass Leute, die immer gearbeitet
haben im Alter Sozialfälle werden, dass es Vollzeittätigkeiten gibt von denen niemand leben kann, dass es 1-Euro-Jobs gibt. Nein, das ist kein Neid, das ist Wirklichkeit.
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wesen ist mal wieder da
Anmeldungsdatum: 10.03.2011 Beiträge: 398
Wohnort: Essen
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(#1804998) Verfasst am: 31.12.2012, 20:23 Titel: |
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Ich stimme dir komplett und unumwunden zu.
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armer schlucker pleite
Anmeldungsdatum: 09.01.2009 Beiträge: 1233
Wohnort: wo die Hosen Husen haßen und die Hasen Hosen haßen
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(#1805004) Verfasst am: 31.12.2012, 20:55 Titel: |
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Zitat: | Oft aber handelt es sich bei den Gelegenheiten wo sofort die "Neiddebattenkeule" geschwungen wird, um eine durchaus berechtigte und nachvollziehbare Wahrnehmung
einer gesellschaftlichen Schieflage, |
Über das Thema dachte ich heute beim Holzsägen auch nach.
Ich kam zu dem Schluß, das ein gewisses Maß an Neid angeboren ist und dazu dient, Ungerechtigkeiten innerhalb der Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen bzw. sich dieser erstmal bewußt zu werden.
M.M.nach gehört das Neidgefühl zur sozialen Kontrolle und ist dazu da, die Gemeinschaft homogen zu halten. "Entweder es hungern alle oder keiner" ist evolutionär sicher mal von Vorteil gewesen, um die Gruppe zusammenzuhalten und wer mehr haben wollte oder hatte, wurde deswegen "schief angesehen".
In heutigen, sehr ausdifferenzierten, komplexen Gesellschaften ist Neid wohl sinnlos geworden, weil keiner mehr wirklich nachvollziehen kann, weshalb (zu Recht oder zu Unrecht) ein anderer "mehr" von was auch immer hat.
Wie so viele andere archaische Gefühle ist Neid also wohl etwas, was jeder hat, mehr oder weniger ausgeprägt. Leider fördert die kapitalistische Gesellschaft viele archaische Gefühle, sodaß sie mehr Raum einnehmen als nötig wäre und deswegen wirken sie dann kontraproduktiv.
_________________ Proletarier aller Länder, macht Schluß!
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Die Philosophen haben die Welt verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verschonen!
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1805032) Verfasst am: 31.12.2012, 23:22 Titel: Re: Neid, oder was? |
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pera hat folgendes geschrieben: | Angeregt von einem anderen Thread, in dem ein Neidvorwurf gemacht wurde, hätte ich gern gewusst, wie es denn um ihn steht, den Neid.
Einmal deswegen, da ich zwar viele Fehler habe, sonderbarerweise aber Neid nicht dazugehört.
Ich beneide niemanden um gar nichts. Hört sich vielleicht komisch an ist es aber nicht, möglicherweise weil ich Neid anders sehe.
- Einmal das Szenario: Der hat eine goldene Rolex (eine 50m Yacht), die will ich auch, warum hat der die und ich nicht? Jemand, der solches beklagt
hat weder mein Mitgefühl noch Verständnis. Beide, der Habende und der Neidende, sind beschränkte Wesen.
- Meist ist es aber gar nicht so. Sondern eher, dass man das, was der andere hat, gar nicht für sich selbst haben wollte. Der Habende soll es aber auch nicht haben.
Da wird es etwas komplizierter. Wenn es sich um Dinge wie eine 50m Yacht handelt, müsste der Mißgönnende wenigstens ein Argument dafür haben, warum keiner etwas derartiges besitzen sollte.
Oft aber handelt es sich bei den Gelegenheiten wo sofort die "Neiddebattenkeule" geschwungen wird, um eine durchaus berechtigte und nachvollziehbare Wahrnehmung
einer gesellschaftlichen Schieflage, die zu verteidigen gar nicht möglich ist und deshalb mit lautem Rufen "Neid, Neid" abgewürgt werden soll. Dazu gehören an keiner Leistung
und keiner Verantwortung orientierten vollkommen überzogenen Gehälter. Das ist für mich kein Neid, wenn jemand es ungerecht empfindet, dass Leute, die immer gearbeitet
haben im Alter Sozialfälle werden, dass es Vollzeittätigkeiten gibt von denen niemand leben kann, dass es 1-Euro-Jobs gibt. Nein, das ist kein Neid, das ist Wirklichkeit. |
Ich stimme Dir hier weitestgehend zu.
Aber Sozialneid kommt auch hier oft mit ins Spiel, und zwar eine besonders widerliche Form von Sozialneid, der naemlich mit dem der Besitzende dem Habenichts dessen paar Kruemel noch missgoennt, wenn sich z.B. der "50-Meter-Yacht"-Besitzer darueber echauffiert, dass Leute, die "ihr ganzes Leben gearbeitet haben und im Alter Sozialfaelle geworden sind" eine Sozialrente kriegen. Oft kommt dann gleich der Zusatz, dass man selber auch keine kriegt und sich alles haette selbst erarbeiten muessen.
Sozialneid richtet sich ueberhaupt nicht immer von unten nach oben, seine widerlichste Form richtet sich von oben nach unten und oft tritt er horizontal auf, indem der Fruehrentner auf den Arbeitslosen schimpft, der Arbeitslose auf den Fruehrentner und beide zusammen ziehen sie dann ueber Sozialhilfeempfaenger und "die Asylanten" her.
Eines ist allerdings allen Formen von Sozialneid gemeinsam: Er richtet sich immer gegen Leute, die etwas haben, was man selber nicht hat oder eine Form von Einkommen erzielen, das man selbst nicht erzielt. Wobei es gar nicht mal so sehr darum geht, dass man das, was der andere hat, fuer sich selber will, sondern im Weltbild der Sozialneidhammel ist die Gesellschaft ein System aus kommunizierenden Roehren, in dem alles, was ein anderer besitzt oder bekommt, automatisch einen (gefuehlten) Mangel bei einem selber ausloest, wo jeder Cent Sozialhilfe an den Nachbarn, automatisch in der eigenen Tasche fehlt. Aus diesem Grund spielen sich Sozialneidhammel gerne gegenueber Leistungsbeziehern (oder Menschen mit sonst einem anderen Einkommen als sie selbst) auf und glauben besondere moralische Rechte zu haben diese zu kritisieren und allerlei Sanktionen zu ersinnen, damit es sich diese nicht, angeblich auf ihre Kosten, gar zu bequem machen zu koennen.
Richtiggehend lustig wird es, wenn manche Leute neunmalklug daherkommen und meinen z.B. Sozialhilfeempfaengern von oben herab gute Ratschlaege und entruestete Ermahnungen geben zu muessen und irgendwann stellt es sich heraus, dass die selber auch in der sozialen Haengematte liegen, bloss halt in 'ner anderen Masche.
_________________ Defund the gender police!!
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#1805035) Verfasst am: 01.01.2013, 00:05 Titel: |
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hmm, neid?
ja und nein, aber nicht auf wirklich reiche leute oder so.
ich bin neidisch auf die leute, die am meer leben (bei mir besonders nordseeküste), oder die auf einem hausboot leben. das würde ich nämlich auch gerne. ein hausboot ist nicht unbedingt reichtum, aber egal wie teuer oder preiswert es ist, es hat das sanfte schaukeln, immer. ich wollte keine 50-meter-yacht, was soll ich damit?
und wirklich neidisch bin ich auf leute, die es schaffen, glücklich jahrzehntelang zusammen zu sein, klippen zu umschiffen, sich zusammenzuraufen - das ist wirklich etwas, was erstrebenswert ist, nicht immer zu erreichen ist.
_________________ I'm tapping in the dusternis
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boomklever Impfgegnergegner
Anmeldungsdatum: 25.07.2006 Beiträge: 11112
Wohnort: Stuttgart
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(#1805044) Verfasst am: 01.01.2013, 01:04 Titel: |
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Misterfritz hat folgendes geschrieben: |
und wirklich neidisch bin ich auf leute, die es schaffen, glücklich jahrzehntelang zusammen zu sein, klippen zu umschiffen, sich zusammenzuraufen - das ist wirklich etwas, was erstrebenswert ist, nicht immer zu erreichen ist. |
_________________
Don't gift pearls before casting an octopus in a movie.
-- Cherry (ACNH)
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1805058) Verfasst am: 01.01.2013, 02:13 Titel: |
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Ich muß echt überlegen auf wen ich neidisch sein könnte.
Ich bin zufrieden mit mir. Echt jetzt. Ohne Scheiss.
Was soll ich mit ein Schiff? Ein fettes Auto? Ich finds per Bahn wesentlich komfortabeler.
Mehr als mich satt essen, kann ich eh nicht. Und Klamotten kann man auch nicht über einander anziehen.
Ich wüßte nicht, was mir fehlt.
Früher hieß es: "ich möchte, dass meine Kinder es mal besser haben werden".
Mein Spruch: "Wenn meine Kinder es einmal halb so gut haben werden wie ich, können sie ganz zufrieden sein"
(Die sind mittlerweile erwachsen. Und ich glaube, die sind ganz zufrieden mit sich und der Welt).
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1805062) Verfasst am: 01.01.2013, 02:59 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Ich muß echt überlegen auf wen ich neidisch sein könnte.
Ich bin zufrieden mit mir. Echt jetzt. Ohne Scheiss.
Was soll ich mit ein Schiff? Ein fettes Auto? Ich finds per Bahn wesentlich komfortabeler.
Mehr als mich satt essen, kann ich eh nicht. Und Klamotten kann man auch nicht über einander anziehen.
Ich wüßte nicht, was mir fehlt.
Früher hieß es: "ich möchte, dass meine Kinder es mal besser haben werden".
Mein Spruch: "Wenn meine Kinder es einmal halb so gut haben werden wie ich, können sie ganz zufrieden sein"
(Die sind mittlerweile erwachsen. Und ich glaube, die sind ganz zufrieden mit sich und der Welt). |
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | Ich wünsche Euch allen das Beste für 2013:
....
Vrolijke hat eh alles
... |
Sag ich doch... Also ich hätte auch gern mal ein HausBoot zum Schippern - aber ich neide das niemandem...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1805063) Verfasst am: 01.01.2013, 03:00 Titel: |
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Das ist ja echt beneidenswert, vroljike.
Aber im Prinzip geht mir's genauso wie Dir.
_________________ Defund the gender police!!
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1805064) Verfasst am: 01.01.2013, 03:17 Titel: |
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Es gibt schon vieles, was ich gern hätte.
Hm.
Wirklich?
Haus am See oder am Meer? Ja super im Sommer, aber sonst? Feucht, neblig, klamm, im Winter grau.
Will ich das dann auch? Gehört dazu.
Die Nachteile von etwas oder jemand sieht man nur, bei dem, was man hat. Aus der Nähe. Perfekt sieht etwas nur aus der Ferne aus, wenn es jemand anderes hat, oder man es kurz hat.
Aber perfekt ist nichts.
Arbeitsstellen, Wohnung, Wohngegend, und auch Partner.
Und wenn andere was haben, was ich auch gern hätte, muss ich immer noch nicht neiden, weil es mir in den seltensten Fällen nutzen würde, wenn die es nicht hätten. Sei's dem also gegönnt.
Drum kenne ich Neid selten.
Manchmal, wenn jemand auf Blender reinfällt, und ich mit meiner Art grade raus zu sein, und mit Echtheit dagegen die A....Karte ziehe. Meist ist dann schon klar: nix verpasst. Nur manchmal...
Aber nicht lange. Denn das Problem habe am Ende nicht ich....
_________________ Tja
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1805070) Verfasst am: 01.01.2013, 03:44 Titel: |
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astarte hat folgendes geschrieben: | Es gibt schon vieles, was ich gern hätte.
Hm.
Wirklich?
Haus am See oder am Meer? Ja super im Sommer, aber sonst? Feucht, neblig, klamm, im Winter grau.
Will ich das dann auch? Gehört dazu.
Die Nachteile von etwas oder jemand sieht man nur, bei dem, was man hat. Aus der Nähe. Perfekt sieht etwas nur aus der Ferne aus, wenn es jemand anderes hat, oder man es kurz hat.
Aber perfekt ist nichts.
Arbeitsstellen, Wohnung, Wohngegend, und auch Partner.
Und wenn andere was haben, was ich auch gern hätte, muss ich immer noch nicht neiden, weil es mir in den seltensten Fällen nutzen würde, wenn die es nicht hätten. Sei's dem also gegönnt.
Drum kenne ich Neid selten.
Manchmal, wenn jemand auf Blender reinfällt, und ich mit meiner Art grade raus zu sein, und mit Echtheit dagegen die A....Karte ziehe. Meist ist dann schon klar: nix verpasst. Nur manchmal...
Aber nicht lange. Denn das Problem habe am Ende nicht ich.... |
Stimmt...
Was man auch gerne unterschätzt, ist der Gewöhnungseffekt. Meist ist auch das "Habenwollen" der Kick im Neidspiel... unabhängig davon, ob jemand anderes etwas bereits besitzt und man dies ihm neidet... Ebenfalls recht unbeachtet bleiben eventuelle Verlustängste... wenn man plötzlich über mehr verfügt als gewohnt und fürchtet, das wieder zu verlieren... Drum sollte man möglichst früh bei Neidgefühlen sich selbst zurechtweisen...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1805074) Verfasst am: 01.01.2013, 04:14 Titel: |
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Was gerne haben wollen und dieses anderen zu missgoennen sind zwei verschiedene Dinge. Es gibt auch Menschen, die etwas gerne haben wollen und sich mit anderen freuen koennen, dass die dieses haben.
_________________ Defund the gender police!!
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Murphy auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.04.2011 Beiträge: 5000
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(#1805076) Verfasst am: 01.01.2013, 07:30 Titel: Re: Neid, oder was? |
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pera hat folgendes geschrieben: |
- Meist ist es aber gar nicht so. Sondern eher, dass man das, was der andere hat, gar nicht für sich selbst haben wollte. Der Habende soll es aber auch nicht haben.
Da wird es etwas komplizierter. Wenn es sich um Dinge wie eine 50m Yacht handelt, müsste der Mißgönnende wenigstens ein Argument dafür haben, warum keiner etwas derartiges besitzen sollte.
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Eigentlich sollte, nein, müsste niemand ein Argument hervorbringen, warum man etwas nicht braucht, sondern jeder, der irgendwas Neues haben will müsste ein Argument bringen, warum er jetzt etwas Neues braucht, solange es noch Leute gibt, die nicht alles haben, was man bereits erwiesenermaßen doch benötigt.
So denkt die Natur auch: Die spart alles ein, was nicht unbedingt irgendeinen Sinn und Nutzen hat. Darum kann sie an anderer Stelle auch so verschwenderisch sein.
Ich beneide die Tiere um ihre Unkenntniss von Gut und Böse.
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Sticky vae victis
Anmeldungsdatum: 12.10.2005 Beiträge: 5449
Wohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur!
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(#1805083) Verfasst am: 01.01.2013, 11:44 Titel: Re: Neid, oder was? |
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pera hat folgendes geschrieben: | Angeregt von einem anderen Thread, in dem ein Neidvorwurf gemacht wurde, hätte ich gern gewusst, wie es denn um ihn steht, den Neid.
Einmal deswegen, da ich zwar viele Fehler habe, sonderbarerweise aber Neid nicht dazugehört.
Ich beneide niemanden um gar nichts. Hört sich vielleicht komisch an ist es aber nicht, möglicherweise weil ich Neid anders sehe.
- Einmal das Szenario: Der hat eine goldene Rolex (eine 50m Yacht), die will ich auch, warum hat der die und ich nicht? Jemand, der solches beklagt
hat weder mein Mitgefühl noch Verständnis. Beide, der Habende und der Neidende, sind beschränkte Wesen.
- Meist ist es aber gar nicht so. Sondern eher, dass man das, was der andere hat, gar nicht für sich selbst haben wollte. Der Habende soll es aber auch nicht haben.
Da wird es etwas komplizierter. Wenn es sich um Dinge wie eine 50m Yacht handelt, müsste der Mißgönnende wenigstens ein Argument dafür haben, warum keiner etwas derartiges besitzen sollte.
Oft aber handelt es sich bei den Gelegenheiten wo sofort die "Neiddebattenkeule" geschwungen wird, um eine durchaus berechtigte und nachvollziehbare Wahrnehmung
einer gesellschaftlichen Schieflage, die zu verteidigen gar nicht möglich ist und deshalb mit lautem Rufen "Neid, Neid" abgewürgt werden soll. Dazu gehören an keiner Leistung
und keiner Verantwortung orientierten vollkommen überzogenen Gehälter. Das ist für mich kein Neid, wenn jemand es ungerecht empfindet, dass Leute, die immer gearbeitet
haben im Alter Sozialfälle werden, dass es Vollzeittätigkeiten gibt von denen niemand leben kann, dass es 1-Euro-Jobs gibt. Nein, das ist kein Neid, das ist Wirklichkeit. |
Prost Neujahr erst mal allerseits!
Pera, im Wesentlichen stimme ich dir zu. Ich möchte nur anfügen, dass die von dir erwähnten Luxusgüter wie 50-m-Yacht ja nicht aus Notwendigkeit erworben werden, sondern als reines Statussymbol. Und Personen, die sich nur durch Villa, Ferrari, Luxusyacht, Rolex und Golfclubausweis definieren können, sind mE nicht beneidens-, sondern bedauernswert. Es hat nichts mit Neid zu tun, wenn wenige sich im Luxus baden, während auf der anderen Seite es Menschen gibt, die noch nicht mal wissen, wie sie ihre Kinder am nächsten Tag satt bekommen. Auch wenn es mir persönlich noch relativ gut geht, besitze ich noch soziales Verantwortungsgefühl denen gegenüber, denen es wesentlich schlechter geht. Und ich versuche im Rahmen dessen, was mir möglich ist, dieses zynische und menschenverachtende System zu boykottieren und sabotieren, statt es aus Eigennutz noch bewusst mitzutragen. Wäre ich neidisch, versuchte ich dieses Zustand ja selbst zu erreichen. Aber dieses liegt nicht im Geringsten in meinem Sinne.
_________________ Gruss: Sticky
Die staatliche Ordnung basiert auf Recht und Gesetz.
Ich bin rechtlos, folglich bin ich auch gesetzlos.
Schwarzer Block
„Wenn Du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung beiträgst, wirst Du selbst ein Teil des Problems!“ (Alte Indianerweisheit)
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1805087) Verfasst am: 01.01.2013, 11:51 Titel: |
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Im Prinzip könnte ich mich (fast) alles leisten. Wovon das meiste nur kurzfristig.
Ich könnte mir einen Ferari übers Wochenende leisten. Aber da habe ich eh keine Lust dazu.
Spitzengastronomie leisten wir uns hin und wieder. (Wobei ich glaube, dass es nur halb so schön ist, wenn man das wöchentlich machen würde).
Ein Boot könnte ich wohl auch 14 Tage mieten. Aber ich habs nicht so mit Wasser.
Erinnert mir ein bisschen daran:
Als ich jugendliche war, war einen Urlaub auf Hawaii so ziemlich das größte, was ich mir vorzustellen wagte.
Als wir vor einige Jahre mal einen "Last-Minute" Urlaub gesucht haben, war unter Anderem auch ein Angebot für Hawaii dabei.
Wir haben es nicht genommen.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1805092) Verfasst am: 01.01.2013, 12:13 Titel: Re: Neid, oder was? |
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Sticky hat folgendes geschrieben: | pera hat folgendes geschrieben: | Angeregt von einem anderen Thread, in dem ein Neidvorwurf gemacht wurde, hätte ich gern gewusst, wie es denn um ihn steht, den Neid.
Einmal deswegen, da ich zwar viele Fehler habe, sonderbarerweise aber Neid nicht dazugehört.
Ich beneide niemanden um gar nichts. Hört sich vielleicht komisch an ist es aber nicht, möglicherweise weil ich Neid anders sehe.
- Einmal das Szenario: Der hat eine goldene Rolex (eine 50m Yacht), die will ich auch, warum hat der die und ich nicht? Jemand, der solches beklagt
hat weder mein Mitgefühl noch Verständnis. Beide, der Habende und der Neidende, sind beschränkte Wesen.
- Meist ist es aber gar nicht so. Sondern eher, dass man das, was der andere hat, gar nicht für sich selbst haben wollte. Der Habende soll es aber auch nicht haben.
Da wird es etwas komplizierter. Wenn es sich um Dinge wie eine 50m Yacht handelt, müsste der Mißgönnende wenigstens ein Argument dafür haben, warum keiner etwas derartiges besitzen sollte.
Oft aber handelt es sich bei den Gelegenheiten wo sofort die "Neiddebattenkeule" geschwungen wird, um eine durchaus berechtigte und nachvollziehbare Wahrnehmung
einer gesellschaftlichen Schieflage, die zu verteidigen gar nicht möglich ist und deshalb mit lautem Rufen "Neid, Neid" abgewürgt werden soll. Dazu gehören an keiner Leistung
und keiner Verantwortung orientierten vollkommen überzogenen Gehälter. Das ist für mich kein Neid, wenn jemand es ungerecht empfindet, dass Leute, die immer gearbeitet
haben im Alter Sozialfälle werden, dass es Vollzeittätigkeiten gibt von denen niemand leben kann, dass es 1-Euro-Jobs gibt. Nein, das ist kein Neid, das ist Wirklichkeit. |
Prost Neujahr erst mal allerseits!
Pera, im Wesentlichen stimme ich dir zu. Ich möchte nur anfügen, dass die von dir erwähnten Luxusgüter wie 50-m-Yacht ja nicht aus Notwendigkeit erworben werden, sondern als reines Statussymbol. Und Personen, die sich nur durch Villa, Ferrari, Luxusyacht, Rolex und Golfclubausweis definieren können, sind mE nicht beneidens-, sondern bedauernswert. Es hat nichts mit Neid zu tun, wenn wenige sich im Luxus baden, während auf der anderen Seite es Menschen gibt, die noch nicht mal wissen, wie sie ihre Kinder am nächsten Tag satt bekommen. Auch wenn es mir persönlich noch relativ gut geht, besitze ich noch soziales Verantwortungsgefühl denen gegenüber, denen es wesentlich schlechter geht. Und ich versuche im Rahmen dessen, was mir möglich ist, dieses zynische und menschenverachtende System zu boykottieren und sabotieren, statt es aus Eigennutz noch bewusst mitzutragen. Wäre ich neidisch, versuchte ich dieses Zustand ja selbst zu erreichen. Aber dieses liegt nicht im Geringsten in meinem Sinne. |
Solange man sein Leben über andere definiert, ist es ja nicht das eigene.
Ich behaupte jetzt mal das Deine "zur Show getragenen Anarchismus" auch nichts anderes als Dein persönliches "Statussymbol" ist.
"Schau mal, was fürn toller Hecht ich bin. Ich boykotiere das System!"
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1805093) Verfasst am: 01.01.2013, 12:24 Titel: Re: Neid, oder was? |
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pera hat folgendes geschrieben: | Oft aber handelt es sich bei den Gelegenheiten wo sofort die "Neiddebattenkeule" geschwungen wird, um eine durchaus berechtigte und nachvollziehbare Wahrnehmung
einer gesellschaftlichen Schieflage, die zu verteidigen gar nicht möglich ist und deshalb mit lautem Rufen "Neid, Neid" abgewürgt werden soll. Dazu gehören an keiner Leistung
und keiner Verantwortung orientierten vollkommen überzogenen Gehälter. Das ist für mich kein Neid, wenn jemand es ungerecht empfindet, dass Leute, die immer gearbeitet
haben im Alter Sozialfälle werden, dass es Vollzeittätigkeiten gibt von denen niemand leben kann, dass es 1-Euro-Jobs gibt. Nein, das ist kein Neid, das ist Wirklichkeit. |
Es gibt so viele Leute, die meinen beurteilen zu können, was jemand "verdient" und was nicht. Oftmals sind es die Gleichen, die genau wissen, dass jemand ein höheres Gehalt nicht verdient, aber auch, dass ein anderer bestimmt kein Burnout haben kann, und die Reha ihm nicht zu gönnen ist, und dass der Dritte sich ja nur gemütlich auf Hartz4 "ausruht, aber nur nicht will und man selber doch soooo viel schuftet.
Und komisch, die Großzügigen, die anderen auch was gönnen, sind gar nicht unbedingt diejenigen, die arg viel haben.
_________________ Tja
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Sticky vae victis
Anmeldungsdatum: 12.10.2005 Beiträge: 5449
Wohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur!
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(#1805094) Verfasst am: 01.01.2013, 12:32 Titel: Re: Neid, oder was? |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Solange man sein Leben über andere definiert, ist es ja nicht das eigene.
Ich behaupte jetzt mal das Deine "zur Show getragenen Anarchismus" auch nichts anderes als Dein persönliches "Statussymbol" ist.
"Schau mal, was fürn toller Hecht ich bin. Ich boykotiere das System!" |
Erst einmal trage ich meinen Anarchismus nicht zur Show, sondern stehe lediglich zu meinen Handlungen und wurde ja hier auch zu Genüge dafür angegriffen. Zweitens definiere ich mich nicht durch sozial benachteiligte Menschen. Sowas habe ich nicht nötig. Aber es gibt Leute, die sagen: "Wir müssen etwas ändern!" und Leute, die handeln als nur zu labern! Weiterhin riskiere ich auch eine Menge, wie Verhaftungen, juristische Verfolgung, physische Gewalt durch die Staatsmacht.
Dir kann man wenigstens zu Gute halten, dass du zu den Methoden des kapitalistischen System stehst, da du dich gleichfalls des Zynismus' gegen sozial Benachteiligte bedienst. Andere reden sozial und leben bewusst kapitalistisch.
_________________ Gruss: Sticky
Die staatliche Ordnung basiert auf Recht und Gesetz.
Ich bin rechtlos, folglich bin ich auch gesetzlos.
Schwarzer Block
„Wenn Du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung beiträgst, wirst Du selbst ein Teil des Problems!“ (Alte Indianerweisheit)
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aztec crazy social liberal drunkard
Anmeldungsdatum: 26.12.2007 Beiträge: 966
Wohnort: DD
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(#1805096) Verfasst am: 01.01.2013, 12:42 Titel: |
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Auch wenn ich selbst mit mir momentan nicht zufrieden bin.
Ich persönlich bin nicht auf finanziellen Reichtum neidisch.
Ich bin auch nicht auf Leute neidisch die ihr ganzes Leben lang nie erwachsen werden
mussten, weil sie nicht einen Schicksalsschlag, nicht einen Zusammenbruch erlebt
haben. Ganz einfach weil mir aufgefallen ist, das Erfolg auch unglaublich dumm machen kann.
Wenn ich auf jmd neidisch bin, dann sind das in erster Linie sehr intelligente Menschen.
Jmd der ohne viel Aufwand in kurzer Zeit sehr viel mehr blickt als ich, das lässt bei mir
zuweilen schon mal Neid aufkommen. Sicherlich eine Schwäche von mir.
Das Eingangsposting hat es schon gut ausformuliert, ich möchte mich dennoch mit einem Satz ins Fahrwasser hängen. Der Neidebattenvorwurf ist nichts anderes als einer Diskussion über Verteilungskonflikte aus dem Weg zu gehen.
Und bb hat es auch treffend formuliert. Es gibt sowas wie Sozialneid von oben.
Arbeitslosen geht es ja gut, die brauchen morgens nicht früh raus...
_________________ And I sincerely believe, with you, that banking establishments are more dangerous than standing armies; and that the principle of spending money to be paid by posterity, under the name of funding, is but swindling futurity on a large scale.
Thomas Jefferson, May 28, 1816
Letter to John Taylor
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1805097) Verfasst am: 01.01.2013, 12:59 Titel: Re: Neid, oder was? |
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Sticky hat folgendes geschrieben: | vrolijke hat folgendes geschrieben: | Solange man sein Leben über andere definiert, ist es ja nicht das eigene.
Ich behaupte jetzt mal das Deine "zur Show getragenen Anarchismus" auch nichts anderes als Dein persönliches "Statussymbol" ist.
"Schau mal, was fürn toller Hecht ich bin. Ich boykotiere das System!" |
Erst einmal trage ich meinen Anarchismus nicht zur Show, sondern stehe lediglich zu meinen Handlungen und wurde ja hier auch zu Genüge dafür angegriffen. Zweitens definiere ich mich nicht durch sozial benachteiligte Menschen. Sowas habe ich nicht nötig. Aber es gibt Leute, die sagen: "Wir müssen etwas ändern!" und Leute, die handeln als nur zu labern! Weiterhin riskiere ich auch eine Menge, wie Verhaftungen, juristische Verfolgung, physische Gewalt durch die Staatsmacht.
Dir kann man wenigstens zu Gute halten, dass du zu den Methoden des kapitalistischen System stehst, da du dich gleichfalls des Zynismus' gegen sozial Benachteiligte bedienst. Andere reden sozial und leben bewusst kapitalistisch. |
Man erkennt nur die "Statussymbole" der andern.
Der sich eine Rolex kauft, kauft sich die auch "weil sie schön ist". Glaub mirs.
Auch ich hab bestimmt "Statussymbole". Die müssen andere erkennen.
Statussymbole sind die dinge, worüber man sich indentifiziert.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Sticky vae victis
Anmeldungsdatum: 12.10.2005 Beiträge: 5449
Wohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur!
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(#1805100) Verfasst am: 01.01.2013, 13:04 Titel: |
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Erich Mühsam hat folgendes geschrieben: | Kalender 1913
Januar:
Der Reiche klappt den Pelz empor,
und mollig glüht das Ofenrohr.
Der Arme klebt, daß er nicht frier,
sein Fenster zu mit Packpapier.
Februar:
Im Fasching schaut der reiche Mann
sich gern ein armes Mädchen an.
Wie zärtlich oft die Liebe war,
wird im November offenbar.
März:
Im Jahre achtundvierzig schien
die neue Zeit hinaufzuziehn.
Ihr, meine Zeitgenossen wißt,
daß heut noch nicht mal Vormärz ist.
April:
Wer Diplomate werden will,
nehm sich ein Muster am April.
Aus heiterm Blau bricht der Orkan,
und niemand hat`s nachher getan.
Mai:
Der Revoluzzer fühlt sich stark.
Der Reichen Vorschrift ist ihm Quark.
Er feiert stolz den ersten Mai.
(Doch fragt er erst die Polizei.)
Juni:
Mit Weib und Kind in die Natur
zur Heilungs-, Stärkungs-, Badekur.
Doch wer da wandert bettelarm,
Den fleppt der würdige Gendarm.
Juli:
Wie so ein Schwimmbad doch erfrischt,
wenn`s glühend heiß vom Himmel zischt!
Dem Vaterland dient der Soldat,
kloppt Griffe noch bei dreißig Grad.
August:
Wie arg es zugeht auf der Welt,
wird auf Kongressen festgestellt.
Man trinkt, man tanzt, man redet froh,
und alles bleibt beim status quo.
September:
Vorüber ist die Ferienzeit.
Der Lehrer hält den Stock bereit.
Ein Kind sah Berg und Wasserfall,
das andre nur den Schweinestall.
Oktober:
Zum Herbstmanöver rücken an
der Landwehr- und Reservemann.
Es drückt der Helm, es schmerzt das Bein.
O welche Lust, Soldat zu sein!
November:
Der Tag wird kurz. Die Kälte droht.
Da tun die warmen Kleider not.
Ach, wärmte doch der Pfandschein so
wie der versetzte Paletot!
Dezember:
Nun teilt der gute Nikolaus
die schönen Weihnachtsgaben aus.
Das arme Kind hat sie gemacht,
dem reichen werden sie gebracht. |
_________________ Gruss: Sticky
Die staatliche Ordnung basiert auf Recht und Gesetz.
Ich bin rechtlos, folglich bin ich auch gesetzlos.
Schwarzer Block
„Wenn Du ein Problem erkannt hast und nichts zur Lösung beiträgst, wirst Du selbst ein Teil des Problems!“ (Alte Indianerweisheit)
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Sticky vae victis
Anmeldungsdatum: 12.10.2005 Beiträge: 5449
Wohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur!
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(#1805101) Verfasst am: 01.01.2013, 13:15 Titel: Re: Neid, oder was? |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Man erkennt nur die "Statussymbole" der andern.
Der sich eine Rolex kauft, kauft sich die auch "weil sie schön ist". Glaub mirs. |
Oh ja, wenn du das sagst, muss es ja stimmen. Mit eitler, narzistischer Protzerei hat das natürlich nichts zu tun. Stichwort: Schwanzvergleich...
vrolijke hat folgendes geschrieben: | Auch ich hab bestimmt "Statussymbole". Die müssen andere erkennen. |
Wer es nötig hat...
vrolijke hat folgendes geschrieben: | Statussymbole sind die dinge, worüber man sich indentifiziert. |
Mit anderen Worten: Wenn man dir deine Statussymbole wegnimmt, hast du auch keine Identifikation mehr?!
_________________ Gruss: Sticky
Die staatliche Ordnung basiert auf Recht und Gesetz.
Ich bin rechtlos, folglich bin ich auch gesetzlos.
Schwarzer Block
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1805103) Verfasst am: 01.01.2013, 13:23 Titel: |
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aztec hat folgendes geschrieben: |
Wenn ich auf jmd neidisch bin, dann sind das in erster Linie sehr intelligente Menschen.
Jmd der ohne viel Aufwand in kurzer Zeit sehr viel mehr blickt als ich, das lässt bei mir
zuweilen schon mal Neid aufkommen. Sicherlich eine Schwäche von mir. |
Ich bin da nicht neidisch. Das sollte man würdigen, wertschätzen und auch bewundern, aber beneiden muss man selten jemand. Es sind meist auch nur Teilbereiche, wo jemand sehr stark ist, dafür schwächelt es oft in anderen, wo du vielleicht deine Stärken hast. Sehr weise und kluge Leute bewundere ich, aber beneiden auch nicht. Ich schätze vor allem Leute, denen das bewusst ist, auch wenn sie in manchen Bereichen Hochleistungen erbringen können. Und die nicht meinen, andere geringschätzen zu können.
Das blicken Manche aber gar nicht, auch wenn sie im herkömmlichen Sinn, hochintelligent sind, und andere Details oder Zusammenhänge sehr schnell raffen. Wenn dann von Manchen eine Überheblichkeit gepflegt wird, gegenüber Leuten, denen sie in anderen wichtigen Lebensbereichen das Wasser sowas von nicht reichen können, geht das in meinen Augen nahtlos in Grottendämlichkeit über. Da zeigen ach so rational und logisch Denkende, dann auf einmal eine Unlogik, selektive Wahrnehmung und andere Defizite, dass man nur den facepalm machen kann. Nee, da muss man nicht neidisch sein.
Zitat: |
Und bb hat es auch treffend formuliert. Es gibt sowas wie Sozialneid von oben.
Arbeitslosen geht es ja gut, die brauchen morgens nicht früh raus... |
Ja.
_________________ Tja
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1805104) Verfasst am: 01.01.2013, 13:35 Titel: Re: Neid, oder was? |
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astarte hat folgendes geschrieben: | Und komisch, die Großzügigen, die anderen auch was gönnen, sind gar nicht unbedingt diejenigen, die arg viel haben. |
Wieso ist das komisch? Wer nichts hat, kann leicht großzügig sein, kann er doch nur gewinnen. Wer viel hat und großzügig ist, muß dagegen befürchten, daß ihm seine Großzügigkeit noch als wahlweise überheblich, heuchlerisch oder dumm ausgelegt wird. Nach meiner Erfahrung sind die Neider ziemlich gleichverteilt über alle sozialen Schichten. Was mir noch aufällt, ist, daß die Neider meist auch die sind, die Schuld und notwendige Änderungen immer bei Anderen oder im "System" suchen. Der reiche Neider findet die Steuern zu hoch und zahlt sie deshalb nicht, der arme Neider fühlt sich vom System ausgebeutet, weil er für den Erwerb einer riesigen Plasmaglotze Wucherzinsen zahlen muß.
Es geht aber mE auch wesentlich um Fairness, denn darauf achtet der Mensch üblicherweise sehr genau. Es gibt Reiche / Gutverdienende, die gern mehr Steuern zahlen würden, wenn (a) diese für soziale Zwecke verwendet werden und (b) sie nicht ständig mitansehen müssen, wie Andere sich um die Steuern drücken. Ebenso erwartet ein Geringverdiener, daß er für eine anstrengende Arbeit eine würdige Entlohnung erhält, deren Untergrenze nicht allein durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage festgelegt wird.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1805105) Verfasst am: 01.01.2013, 13:37 Titel: |
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astarte hat folgendes geschrieben: | ... geht das in meinen Augen nahtlos in Grottendämlichkeit über. Da zeigen ach so rational und logisch Denkende, dann auf einmal eine Unlogik, selektive Wahrnehmung und andere Defizite, dass man nur den facepalm machen kann. Nee, da muss man nicht neidisch sein.  |
Und auch nicht schadenfroh
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1805111) Verfasst am: 01.01.2013, 14:05 Titel: Re: Neid, oder was? |
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step hat folgendes geschrieben: |
Es geht aber mE auch wesentlich um Fairness, denn darauf achtet der Mensch üblicherweise sehr genau. Es gibt Reiche / Gutverdienende, die gern mehr Steuern zahlen würden, wenn (a) diese für soziale Zwecke verwendet werden und (b) sie nicht ständig mitansehen müssen, wie Andere sich um die Steuern drücken. Ebenso erwartet ein Geringverdiener, daß er für eine anstrengende Arbeit eine würdige Entlohnung erhält, deren Untergrenze nicht allein durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage festgelegt wird. |
guter Punkt!
_________________ Tja
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1805113) Verfasst am: 01.01.2013, 14:12 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | astarte hat folgendes geschrieben: | ... geht das in meinen Augen nahtlos in Grottendämlichkeit über. Da zeigen ach so rational und logisch Denkende, dann auf einmal eine Unlogik, selektive Wahrnehmung und andere Defizite, dass man nur den facepalm machen kann. Nee, da muss man nicht neidisch sein.  |
Und auch nicht schadenfroh |
Den Schaden haben halt leider oft auch andere... und das macht mich nicht froh.
Es freut mich manchmal allerdings, wenn so einer meint, der kann auf mich runter sehen. Dass ich ihn eher für ne arme Wurst halte, ahnt er vielleicht nicht, aber ich weiß, er guckt wohin, wo ich sicher nicht bin. (ihm unterlegen)
_________________ Tja
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Sticky vae victis
Anmeldungsdatum: 12.10.2005 Beiträge: 5449
Wohnort: Am Arsch der Welt anstatt am Busen der Natur!
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(#1805114) Verfasst am: 01.01.2013, 14:16 Titel: Re: Neid, oder was? |
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astarte hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: |
Es geht aber mE auch wesentlich um Fairness, denn darauf achtet der Mensch üblicherweise sehr genau. Es gibt Reiche / Gutverdienende, die gern mehr Steuern zahlen würden, wenn (a) diese für soziale Zwecke verwendet werden und (b) sie nicht ständig mitansehen müssen, wie Andere sich um die Steuern drücken. Ebenso erwartet ein Geringverdiener, daß er für eine anstrengende Arbeit eine würdige Entlohnung erhält, deren Untergrenze nicht allein durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage festgelegt wird. |
guter Punkt! |
Finde ich nicht. Niemand hindert Reiche/Besserverdienende daran, mehr Steuern zu zahlen, als sie tatsächlich müssen. Sie können ja auch die Linken wählen und so selbst dafür sorgen, dass alle Reichen/Besserverdienende an der Steuerlast grösser beteiligt werden.
_________________ Gruss: Sticky
Die staatliche Ordnung basiert auf Recht und Gesetz.
Ich bin rechtlos, folglich bin ich auch gesetzlos.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1805118) Verfasst am: 01.01.2013, 14:28 Titel: Re: Neid, oder was? |
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Sticky hat folgendes geschrieben: | Niemand hindert Reiche/Besserverdienende daran, mehr Steuern zu zahlen, als sie tatsächlich müssen. |
Sie würden damit die Steuerbetrüger finanzieren, und zwar wissentlich. So blöd möchte niemand sein.
Sticky hat folgendes geschrieben: | Sie können ja auch die Linken wählen und so selbst dafür sorgen, dass alle Reichen/Besserverdienende an der Steuerlast grösser beteiligt werden. |
Die Linke wollen sie aber oft aus anderen Gründen nicht wählen. Etwa weil die ihrer Ansicht nach Fortschritt und Wohlstand gefährden, weil sie generell gegen Kollektivismus sind, oder was auch immer.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Tom der Dino registrierter User
Anmeldungsdatum: 20.07.2011 Beiträge: 3949
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(#1805121) Verfasst am: 01.01.2013, 14:39 Titel: |
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Interessant find ich, dass Neid eigentlich eher innerhalb einer Schicht vorkommt. Ich bin nicht neidisch auf eine Rolex oder eine Yacht. In der Schicht in der diese Dinge eine Rolle spielen, sind es dann auch Zentimeter in der Länge der Yacht die einen Unterschied ausmachen.
Wäre mal interessant zu klären, ob das eine Folge des Hierarchismus ist, der sich nach reicheren Schichten hin vergrößert (so nehme ich an). Nach dem Motto, je weiter oben ein Alphamännchen steht, desto wichtiger ist es, dass er unter anderen Alphamännchen oben bleibt. (Und natürlich auch Alphaweibchen)
Der Neid zwischen den Schichten mutet mir eher wie eine Art Fremdenfeindlichkeit an, die, wie auch die anderen Arten auf Klischeedenken, Unwissen und unzulässigen Verallgemeinerungen basiert.
_________________ Am Anfang war ......das Experiment.
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