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Was hat das Leben der Menschen innerhalb der Geschichte am längsten bestimmt? |
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Herrschende Autokraten |
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Der Pseudokonsens |
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Der politische Idealismus |
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Was Anderes...(bitte erläutern) |
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Stimmen insgesamt : 13 |
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Autor |
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#181151) Verfasst am: 19.09.2004, 15:48 Titel: Der Pseudokonsens in der Gesellschaft |
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Irgendwo in einer zentralhaitischen Region:
Innerhalb einer Räubergang geht es grob zu. Der Anführer Claudio war in großer Bedrängniss. Sein Versprechen der an sich überforderten Polizei, die Brutalität seiner Bande enge Grenzen aufzulegen brachte ihm eine Große interne Gegnerschaft ein. Sie forderten von ihm, die kleine Polizeistation, zu der er schon länger Kontakte hält, ihr versprach, die Bande schrittweise zu entwaffnen und schließlich in ein ziviles Leben überzugehen, zu überfallen und die dortigen sechs Polizisten allesamt umzubringen. Die Polizei in Haiti ist überfordert und quantitativ erhöhte die Einstellung neuer Beamter durch Aristide forderte ihren Tribut in der Ausbildung. Fünf der sechs Beamten waren kaum geschult. Nur der Leiter der Station genoss eine bessere Ausbildung und einigermassen Erfahrung. Unter der Drohung des Ausschlusses aus der Gang und der Beschlagnahmung seines "Bandenchefeigentums" setzten die meisten Gangmitglieder Claudio unter Druck. Um dieser Drohung noch mehr gestallt zu geben, wurde innerhalb der Gang eine demokratische Abstimmung durchgeführt, ob man die Polizeistation überfallen und zu dem alten brutalen Leben zurrückkehren, oder Claudios Annäherungsbemühungen und die schrittweise Aufgabe des Banditenlebens befolgen sollte. Nur Claudio und Fünf andere Mitglieder waren für die friedliche Lösung. 21 Mitglieder stimmten für den verräterischen Überfall. Claudio war nun so in Bedrängniss, dass er seiner Opposition zustimmte - er selber erklärte sich bereit, den Überfall zu leiten, da er die Dienstzeiten und andere Begebenheiten der Station am besten kannte. Schon nach wenigen Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit, hat sich die Bande schwer bewaffnet und lauerte in der Näheren Umgebung der Polizisten unbemerkt auf.
Die Wachposten waren nur vom Leiter der Station und einem anderem Mann besetzt. Claudio und vier andere Mitglieder kamen ihnen scheinbar freundlich entgegen, begrüßten sie höfflich und taten so, als ob sie, gemäss ihres Versprechens, weitere Waffen abliefern würden. Sie gaben den beiden Polizisten zwei schwere, aber ungeladene Waffen in die Hand und genau in dem Moment schlugen sie auch schon zu, stürtzten sich auf beide Polizisten, hielten ihnen den Mund zu und töteten sie mit gedämpften Pistolen mit einem Schuss in den Kopf. Nun kam der Großteil der Bande heraus und stürmte die Station - mit dem Schlüssel des Leiters - kamen sie herein, fielen über die nichtsahnenden, schlafenden Polizisten her und erschossen sie prompt. Nicht einmal ein Häftling, welcher in der Arrestzelle schlief, wurde verschohnt, sondern ebenfalls erschossen.
In ganz Haiti verbreitete sich der Bericht über diesen Überfall in Windeseile, denn selbst für haitische Verhältnisse war dies kein alltägliches Verbrechen. Die Bande tauchte unter und konnte bis heute nicht gefasst werden.
Das hier ist eigentlich nur so ein abstraktes Beispiel, auch wenn er die haitischen Verhältnisse zutreffend darstellt.
Also. Worauf ich hinaus will:
Was ist der gesellschaftliche Pseudokonsens?
Der gesellschaftliche Pseudokonsens ist eine unbedachte und kritiklose, geradezu blinde Zustimmung der Massen, die aber verschiedene Gründe und Hintergründe haben kann:
- Unter den meisten Beamten (auch Lehrer) gibt es eine ersaunlich starke Tendenz, gewisse Gesetze, von denen sie in ihrer Arbeit betroffen sind, regelrecht zu propagieren (zb. auch als Lehrer unter "ihren" Schülern), auch wenn es formall gar nicht ihre Pflicht ist. Aber sie fühlen sich als Beamte scheinbar dafür verantwortlich und stimmen den bestehenden Gesetzen oft kritiklos zu.
- Innerhalb der Wahlkämpfe schließen sich die Massen der Bevölkerung irgendwelchen alteingesessenen Parteien an, indem sie sie wählen, ohne das gesamte System grundsätzlich zu durchblicken, ob das Programm "ihrer" Partei nicht doch ein aus dem oligopol der Parteien ein diktiertes ist.
- Auch Menschen, die sich in der Politik einen Schmarrn auskennen, haben sich oft durch ihr persönliches und manchmal geradezu aufopferndes Engament ausgezeichnet und viele fallen dann schnell, wenn nicht schon aus Angst, dann um irgendwas "gutes" zu tun auf Sprüche wie "Atomkraft? - Nein Danke" oder "Ja zum Leben! Nein zu Temelin" oder "Gentechnik kann ihren Schnitzel verändern" herein.
- Hand aufs Herz: Der Pseudokonsens war die tragende Säule Kreiskies Politik. Als er die Massen mit den Ideen des Sozialstaates begeisterte und sie durch seine Rhetorik ("Milliarden Schulden bereiten mir weniger Kopfzerbrechen, als tausende Arbeitslose" - oder so ähnlich soll er sich geäussert haben) von allen Bedenken bezüglich der Finanzierung seines Sozialstaates abzulenken, kann diese Politik als ein klassisches Beispiel des Pseudokonsens gelten.
- Ein besonders Einleuchtendes Beispiel für den Pseudokonsen ist die kritiklose Befolgung der Tradition, dazu gehört auch die Zwangehe in und die Beschneidung in den traditionellen Ländern.
- Nicht zuletzt entsteht der Pseudokonsens aus dem Opportunismus heraus, wie ich schon Anfangs über viele Beamte meinte, die die Gesetze, auch wenn sie nur geringfügig mit ihrem Job zu tun haben, mit höchsten Tönen propagieren.
Die Tatsache, dass in den USA immer härtere "Strafen" durchgesetzt werden ist auch ein eigenes Kapitel des opportunistischen Pseudokonsens, die grob betrachtet drei Gruppen von Menschen betrifft:
Erstens die einfachen, durch die hohe Kriminalitätsrate verängstigten, aber politisch zumeist unwissenden und nicht sachlich denkenden Wähler.
Zweitens die Sensationalisten, die sich meist regional in die Bevölkerung einmischen und besonders gerne die Angst nutzen, um sich zu verstärken (durch Medien geht das besonders leicht) und sie dann durch entsprechende politische Forderungen für sich zu gewinnen, meist ohne, dass sie nach ihrer eigenen politischen Meinung handeln würden, oft auch ohne eine eigene Meinung zu haben.
Die meisten von ihnen streben von keinem Intellekt belastet und durch die "demokratische" Zustimmung der Bevölkerung auch innerlich bestätigt eine politische, redaktionelle oder sonstige Karriere an, zu der man in der Öffentlichkeit einen Namen braucht.
Drittens sind es die Politiker, die dem Streben der zwei anderen Gruppen vorbehaltlos nachgeben, meist nicht deshalb, weil sie die Meinung der beiden anderen Teilen würden, Nein...
Auch sie fühlen sich durch die scheinbare Zustimmung - sprich: durch den Pseudokonsens - der Massen innerlich beruhigt
Sie denken nämlich in der Regel nicht weniger an sich, als die beiden anderen Gruppen. Würde irgendein Gouverneur mildere Gesetze und liberalere und humanere Behandlung der Verdächtigten und auch der Verurteilten und überhaupt fairere Prozesse fordern, dann würde man ihn aus dem Amt schnell rausfegen.
So ein Opportunist kann schnell seine Meinung der der Bevölkerung anpassen.
Die beiden führenden Parteien der USA unterscheiden sich in ihren Prinzipien nur wenig. Der starke Pseudokonsens kann teilweise auf die Verselbstständigung der dort bereits sehr lange existierenden Demokratie - mit all ihren negativen Begleiterscheinungen - zurrückgeführt werden.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#181156) Verfasst am: 19.09.2004, 16:04 Titel: |
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Egozentrik.
Die meisten Menschen wollen innerhalb der Gemeinschaft aufsteigen, um Privilegien und Freiheiten zu erhalten. Zudem gibt es diesen seltsamen Drang nach Prestige.
Beides ist am besten zu verwirklichen, indem man sich entweder auf der pro- oder der kontra-Seite für die etablierte Gesellschaft engagiert.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#181169) Verfasst am: 19.09.2004, 16:46 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Egozentrik.
Die meisten Menschen wollen innerhalb der Gemeinschaft aufsteigen, um Privilegien und Freiheiten zu erhalten. Zudem gibt es diesen seltsamen Drang nach Prestige.
Beides ist am besten zu verwirklichen, indem man sich entweder auf der pro- oder der kontra-Seite für die etablierte Gesellschaft engagiert. |
Ja eben. Der typische Mitläufer und Opportunist ist als einzelner noch keine Gefahr, aber weil es eben so viele von denen sind, besteht der Pseudokonsens in seiner jetzigen Form.
Noch trauriger ist, dass sich die Gesellschaft, wie fast jede andere Gesellschaft allmählich auch, zu einer Maschinerie entwickelt, die Menschen, die produktiven und innovativen Willens sind, zugunsten der pseudokonsensuellen Opportunisten aus den Ämtern wirft...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Monologist 'Pataphysiker
Anmeldungsdatum: 26.08.2004 Beiträge: 195
Wohnort: Berlin
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(#181180) Verfasst am: 19.09.2004, 17:14 Titel: |
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Kossuth, könnte eine Gesellschaft (in soziologischer Hinsicht) überhaupt ohne ein gewisses Maß an "Pseudokonsens" exestieren?
_________________ "Wer über Falsch und Richtig spricht, ist ein Mensch des Falschen und Richtigen."
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#181190) Verfasst am: 19.09.2004, 18:05 Titel: |
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Monologist hat folgendes geschrieben: | Kossuth, könnte eine Gesellschaft (in soziologischer Hinsicht) überhaupt ohne ein gewisses Maß an "Pseudokonsens" exestieren? |
Bei einer Gesellschaft von Menschen denke ich nicht.
Dennoch uffert der Pseudokonsens viel weiter aus, als wenn man es effecktiv in Grenzen halten würde.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#181195) Verfasst am: 19.09.2004, 18:25 Titel: |
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die Biologie und Physik der Umwelt und deren Wechselwirkung mit dem menschl. Genom.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#181198) Verfasst am: 19.09.2004, 18:35 Titel: |
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- Kommunikation, bzw der Ausbau kommunikativer Techniken.
- Ingenieure
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Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
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(#181256) Verfasst am: 19.09.2004, 20:55 Titel: |
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Der Konsens der Masse, der eine bestimmte Form der Realität erschafft.
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#181703) Verfasst am: 21.09.2004, 03:50 Titel: |
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Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | Der Konsens der Masse, der eine bestimmte Form der Realität erschafft. |
Oder: Der Mechanismus des gegenseitigen Manipulierens zwischen der Masse und der abseits Stehenden (Anführer, Politiker usw....).
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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sascha bekennender magnusfe-Fan
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 1449
Wohnort: Bremen
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(#181709) Verfasst am: 21.09.2004, 04:48 Titel: |
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Wenn die Frage gewesen wäre, was seit einigen Jahrzehnten (wird wohl an der Demokratie die wir nun haben liegen; wenn Autokraten an der Macht waren werden sich die Menschen einfach gefügt haben, eines Pseudokonsens bedurfte es da kaum) das Leben der Menschen bestimmt, da wäre imho wirklich Pseudokonsens die richtige Antwort. In den Zeiten der Autokraten und Feudalherrscher warens jedoch selbige, denke ich.
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