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Warum bessert Einsicht?
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Skeptiker
"I can't breathe!"



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Beitrag(#1815177) Verfasst am: 08.02.2013, 18:48    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

Ich denke nicht, dass man bestimmte Täter und Mitläufer mit dem Jesus-Satz "Gott vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." quasi für unzurechnungsfähig (während der Tat oder während des Mitlaufens) erklären kann. Auch bin ich sehr skeptisch bezüglich kivals Erklärungsvorschlag, (vermeintlich) nicht-empathiefähige Täter/Mitläufer für "krank" zu erklären.

Die Wahrheit dürfte eine andere sein. In der Regel wissen viele Täter und Mitläufer sehr genau, was sie tun und sind auch nicht einfach "pathologisch". Auch sind sie nicht notwendig empathie-unfähig, sondern können zuweilen sehr wohl tiefste Empathie zu ihrer Mit-Tätergruppe empfinden.

Vielmehr lassen sich Täter und Mitläufer meist durch eine Mischung aus Charaktereigenschaften und Identifikationen (mit bestimmten Zielen und Institutionen) erklären.

Die Fragen, die sich stellen, sind also meiner Ansicht nach: Was prägt die Identität und die Identifikationen eines Menschen?
_________________
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K.I.Z - Frieden

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vrolijke
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Beitrag(#1815179) Verfasst am: 08.02.2013, 18:52    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ich denke nicht, dass man bestimmte Täter und Mitläufer mit dem Jesus-Satz "Gott vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." quasi für unzurechnungsfähig (während der Tat oder während des Mitlaufens) erklären kann. Auch bin ich sehr skeptisch bezüglich kivals Erklärungsvorschlag, nicht-empathische Täter/Mitläufer für "krank" zu erklären.

Die Wahrheit dürfte eine andere sein. In der Regel wissen viele Täter und Mitläufer sehr genau, was sie tun und sind auch nicht einfach "pathologisch".

Vielmehr lassen sich Täter und Mitläufer meist durch eine Mischung aus Charaktereigenschaften und Identifikationen (mit bestimmten Zielen und Institutionen) erklären.

Die Fragen, die sich stellen, sind also meiner Ansicht nach: Was prägt die Identität und die Identifikationen eines Menschen?


Für mich ist diese Frage hier, die Kernfrage.
_________________
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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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astarte
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Beiträge: 46545

Beitrag(#1815180) Verfasst am: 08.02.2013, 18:57    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Vielmehr lassen sich Täter und Mitläufer meist durch eine Mischung aus Charaktereigenschaften und Identifikationen (mit bestimmten Zielen und Institutionen) erklären.

Die Fragen, die sich stellen, sind also meiner Ansicht nach: Was prägt die Identität und die Identifikationen eines Menschen?

Mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert sich denn ein Mobber in der Schule?
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Tja
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tridi
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Anmeldungsdatum: 21.06.2007
Beiträge: 7933

Beitrag(#1815181) Verfasst am: 08.02.2013, 19:08    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:

Sachbeschädigung hat weitaus weniger mit Empathie zu tun als Mobbing und Gewalt. Mir ist es wichtig, da deutlich zu trennen, da so gerne "Gewalt" gegen Dinge mit der "Gewalt gegen Personen" vemischt wird.

ich sehe da jetzt den prinzipiellen empathieunterschied nicht, wenn man eine fremde sache kaputtmacht.

ja, ok, man sieht den geschaedigten nicht direkt, aber man weiss doch, dass da einer geschaedigt wird.

Zitat:
Zitat:
auch der, der sinnlos sachen fremder leute beschaedigt, weiss doch, dass das falsch ist, und er weiss, dass das leuten schadet.


Hat er die Einsicht, dass es falsch ist und tut es deshalb? Oder hat er eventuell einfach andere Wertvorstellungen? (Wir müssen zudem noch unterscheiden: Bei Jugendlichen kann das schon eher vorkommen, hat dann aber auch den Grund des "Widerstands" gegen vorgeschriebene Normen)

ja sicher weiss er das - und tut es trotzdem.

andere wertvorstellungen? ja, davon muss man vielleicht ausgehen. andere leute und das, was sie erleiden, das interessiert ihn einfach nicht.

Zitat:
Zitat:
es ist ihm nur total egal, bzw. er hat auch noch spass daran, diesen anderen leuten zu schaden.


An welche Art der Sachbeschädigung denkst Du genau?

ja, vielleicht sollte ich beispiele bringen.

woran ich grade besonders denke, sind so faelle, in denen ein fahrrad mitgenommen wird und nicht weit davon wird es nicht etwa einfach liegengelassen, sondern mit gewalt zerstoert.

ich glaube nicht, dass der taeter nicht weiss, dass man fremde fahrraeder weder klauen sollte noch sie zerstoeren sollte.

der taeter wird auch wissen, wie uebel das fuer den beklauten ist.

(hier in meiner gegend ist ein fahrrad nichts aussergewoehnliches, das hat hier jeder. hoechstwahrscheinlich auch der taeter, der wird lang genug selbst damit zur schule gefahren sein und wissen, wie scheisse es ist, wenn das ding nicht funktioniert oder gar geklaut ist.)

also: er weiss, was er tut. aber er macht es trotzdem. macht ihm offenbar spass.

Zitat:

Wenn er es tut, UM jemandem zu schaden, das also bewusst und nur aus diesem Grund tut, dann ist es Soziopathie, ja.

und wenn es ihm nur egal ist, dass es jemand anderem schadet? wenn es ihm einfach spass macht, was kaputtzumachen?

ist das krank?

ich haette das nicht als krank eingestuft, sondern schlicht und ergreifend als kriminell.

aber "krankheit" suggeriert, er koenne gar nicht anders handeln. und das sehe ich eigentlich anders: er will nicht anders handeln, und es ist ihm einfach egal, wenn andere darunter leiden.


andere beispiele: da werden straeucher oder andere gegenstaende in gaerten zerstoert oder entwendet und dann zerstoert, autoreifen aufgeschlitzt, autos zerkratzt, fahrradreifen zerstoert, beleuchtung am fahrrad zerstoert, spiegel abgebrochen...

vieles davon bringt dem taeter gar keinen vorteil und nur dem opfer nachteile. und es geschieht wahllos, ohne dass die taeter wissen, wem sie schaden. sie wissen nur, dass sie schaden anrichten.

wie gesagt, ich halte das eigentlich nicht fuer krank, jedenfalls nicht im eigentlichen sinne (hoechstens im uebertragenden sinne "der ist doch krank in der birne").

meinst du, das sind kranke?
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vrolijke
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Beitrag(#1815183) Verfasst am: 08.02.2013, 19:24    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Vielmehr lassen sich Täter und Mitläufer meist durch eine Mischung aus Charaktereigenschaften und Identifikationen (mit bestimmten Zielen und Institutionen) erklären.

Die Fragen, die sich stellen, sind also meiner Ansicht nach: Was prägt die Identität und die Identifikationen eines Menschen?

Mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert sich denn ein Mobber in der Schule?


Der Mobber versucht, durch das herabsetzen des Gemobbten, seine Position in seiner Peergroup zu stärken.
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astarte
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Beitrag(#1815184) Verfasst am: 08.02.2013, 19:27    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Vielmehr lassen sich Täter und Mitläufer meist durch eine Mischung aus Charaktereigenschaften und Identifikationen (mit bestimmten Zielen und Institutionen) erklären.

Die Fragen, die sich stellen, sind also meiner Ansicht nach: Was prägt die Identität und die Identifikationen eines Menschen?

Mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert sich denn ein Mobber in der Schule?


Der Mobber versucht, durch das herabsetzen des Gemobbten, seine Position in seiner Peergroup zu stärken.

er sucht Anerkennung? Warum sucht er die durch Herabsetzung Anderer? Und andere tun das nicht?
Und mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert er sich nun?
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vrolijke
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Beitrag(#1815185) Verfasst am: 08.02.2013, 19:34    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Vielmehr lassen sich Täter und Mitläufer meist durch eine Mischung aus Charaktereigenschaften und Identifikationen (mit bestimmten Zielen und Institutionen) erklären.

Die Fragen, die sich stellen, sind also meiner Ansicht nach: Was prägt die Identität und die Identifikationen eines Menschen?

Mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert sich denn ein Mobber in der Schule?


Der Mobber versucht, durch das herabsetzen des Gemobbten, seine Position in seiner Peergroup zu stärken.

er sucht Anerkennung? Warum sucht er die durch Herabsetzung? Und andere nicht?
Und mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert er sich nun?


Wenn ich andere kleiner mache, erscheine ich selber größer.
Wahrscheinlich gefördert durch Mangel an Selbstbewußtsein. "Wenn ich den andern kleiner mache, erscheine ich selber größer".
Ich glaube kaum, dass der irgendwelche Ziele oder Institutionen hat, wamit er sich identifiziert.
Er versucht in eine Welt zurechtzukommen, wie er denkt, dass sie funktioniert.

Ich habe da ziemlich laienhafte Vorstellungen.
Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
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astarte
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Beitrag(#1815186) Verfasst am: 08.02.2013, 19:34    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

tridi hat folgendes geschrieben:

meinst du, das sind kranke?

Man spricht eigentlich von psychischer Störung.
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astarte
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Beitrag(#1815188) Verfasst am: 08.02.2013, 19:40    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Vielmehr lassen sich Täter und Mitläufer meist durch eine Mischung aus Charaktereigenschaften und Identifikationen (mit bestimmten Zielen und Institutionen) erklären.

Die Fragen, die sich stellen, sind also meiner Ansicht nach: Was prägt die Identität und die Identifikationen eines Menschen?

Mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert sich denn ein Mobber in der Schule?


Der Mobber versucht, durch das herabsetzen des Gemobbten, seine Position in seiner Peergroup zu stärken.

er sucht Anerkennung? Warum sucht er die durch Herabsetzung? Und andere nicht?
Und mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert er sich nun?


Wenn ich andere kleiner mache, erscheine ich selber größer.
Wahrscheinlich gefördert durch Mangel an Selbstbewußtsein. "Wenn ich den andern kleiner mache, erscheine ich selber größer".

Finde ich plausibler, als dass es irgendwelche Ziele oder Institutionen gäbe, die Mobbing in der Schule fördern würden. außer natürlich der Kapitalismus.....Cool

Zitat:
Ich glaube kaum, dass der irgendwelche Ziele oder Institutionen hat, wamit er sich identifiziert.
Er versucht in eine Welt zurechtzukommen, wie er denkt, dass sie funktioniert.

Eben, das meinte aber Skeptiker und ich fragte nach.
jeder Mensch braucht wahrscheinlich Anerkennung, denke ich. Fragt sich nur, wie. Und wann er das lernt, wie er das erreicht.
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tridi
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Beitrag(#1815189) Verfasst am: 08.02.2013, 19:55    Titel: Antworten mit Zitat

ich moechte mal so allgemein einwerfen, dass meines erachtens der weg von der einsicht bis zum verbesserten tatsaechlichen handeln beim menschen noch erschreckend lang ist - und oft genug unueberwindlich.

zu wissen, dass es besser waere, etwas bestimmtes zu tun oder nicht zu tun, hat oft genug keine praktische konsequenz.

besonders, wenn die kognitive einsicht einem eher triebhaften verhalten gegenuebersteht, vermute ich, dass letzteres doch oft eher gewinnt. je unmittelbarer der betroffene jedoch die negativen folgen der falschen entscheidung direkt selber spuert, desto eher kann die kognitiv als richtig angesehene handlung auch tatsaechlich durchgefuehrt werden. oft muss man wohl eine falsche handlung auch wirklich getan und unter dem ergebnis gelitten haben, bevor es moeglich ist, daraus zu lernen.
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step
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Beitrag(#1815190) Verfasst am: 08.02.2013, 19:56    Titel: Antworten mit Zitat

@Kival:

die von Dir verlinkte Studie widerspricht ja zum Glück zumindest nicht allen meinen Thesen. zwinkern

Ich stimme zu, daß zumindest bei typischen Mitleids- oder Schutzhandlungen die Empathie möglicherweise ziemlich direkt auf das Handeln wirkt. Aber meinst Du, daß das auch abstrakteren Situationen der Fall ist, z.B. wenn man etwas als ungerecht empfindet?

Anders ausgedrückt, ich denke, daß sehr viele unserer moralischen Handlungen eher widerspiegeln, was wir kulturell verinnerlicht haben und von dem wir spüren / gelernt haben, daß wir, würden wir es nicht tun, Anderen auf den Schlips treten würden. Sollte all das direkt durch Empathie begründet sein, müßte die Empathie kulturell mit so verschiedenem Inhalt vermittelt werden, daß die großen kulturellen Moralunterschiede erklärbar wären, oder?
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Skeptiker
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Beitrag(#1815192) Verfasst am: 08.02.2013, 20:01    Titel: Re: Warum bessert Einsicht? Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Vielmehr lassen sich Täter und Mitläufer meist durch eine Mischung aus Charaktereigenschaften und Identifikationen (mit bestimmten Zielen und Institutionen) erklären.

Die Fragen, die sich stellen, sind also meiner Ansicht nach: Was prägt die Identität und die Identifikationen eines Menschen?

Mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert sich denn ein Mobber in der Schule?


Der Mobber versucht, durch das herabsetzen des Gemobbten, seine Position in seiner Peergroup zu stärken.

er sucht Anerkennung? Warum sucht er die durch Herabsetzung? Und andere nicht?
Und mit welchen Zielen und Institutionen identifiziert er sich nun?


Wenn ich andere kleiner mache, erscheine ich selber größer.
Wahrscheinlich gefördert durch Mangel an Selbstbewußtsein. "Wenn ich den andern kleiner mache, erscheine ich selber größer".

Finde ich plausibler, als dass es irgendwelche Ziele oder Institutionen gäbe, die Mobbing in der Schule fördern würden. außer natürlich der Kapitalismus.....Cool

Zitat:
Ich glaube kaum, dass der irgendwelche Ziele oder Institutionen hat, wamit er sich identifiziert.
Er versucht in eine Welt zurechtzukommen, wie er denkt, dass sie funktioniert.

Eben, das meinte aber Skeptiker und ich fragte nach.
jeder Mensch braucht wahrscheinlich Anerkennung, denke ich. Fragt sich nur, wie. Und wann er das lernt, wie er das erreicht.


Die Antwort ist nicht leicht. Deshalb habe ich auch erst mal eine Frage in den Raum gestellt und hoffe, dass sie den Kern trifft.

Über den Charakter haben Autoren wie Erich Fromm, Theodor Adorno (der autoritäre Charakter, die autoritäre Persönlichkeit), aber auch zuvor Sigmund Freud (der anale oder orale Charakter) sowie verschiedene Schriftsteller Wie Heinrich Mann ("der Untertan") geforscht und geschrieben. Ich denke, sie alle haben mehr oder weniger wesentliche Sachen in den Fokus genommen.

Mobbing ist m.E. nicht zu verstehen ohne die Betrachtung der Kategorie "Gemeinschaft". Und da nenne ich mal den Soziologen Ferdinand Tönnies mit seiner Unterscheidung zwischen "Gemeinschaft" und "Gesellschaft":

Zitat:
Theorie der „Gemeinschaft“

(§1) Der „gemeinschaftliche“ Wille („Wesenwille“) der Akteure hat seine natürliche Verankerung in 1) dem Verhältnis von Mutter und Kind, 2) der Beziehung zwischen den Ehegatten und 3) zwischen den Geschwistern. Dabei ist die Geschwisterliebe für Tönnies die höchste Form, da sie nicht instinktiv ist, sondern auf Gedächtnis und gemeinsamer Erinnerung basiert. (§2) Die Einheit des Willens sieht Tönnies auch dann gegeben, wenn es in der „Gemeinschaft“ einen Vorstand gibt. So begründet das Vatertum eine gemeinschaftliche Form der Herrschaft, die nicht auf der Verfügung und dem Gebrauch zum Nutzen des Herrn basiert, sondern auf Erziehung und Lehre als Vollendung der Erzeugung. Diese Form hat sich aufgrund materieller Notwendigkeiten (der Mann kämpft um Arbeit außerhalb des Hauses) gegenüber dem Matriarchat bewährt. (§3) Gemeinschaftliche Verhältnisse finden ihr Gleichgewicht zwischen Genuss und Arbeit, also dem, was der Andere einem entgegenbringt, und dem, was man selbst dafür zu leisten hat. Dabei gibt es eine gewisse Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, den geistig oder körperlich Begabten usw., so dass man einander ergänzt. (§4) Wenn es um herrschaftliche Verhältnisse geht, dann kann ein Genuss auch im treuen Dienen liegen, genauso, wie der Stärkere Zärtlichkeit gegenüber den Schwachen empfindet und in sich die Lust zu helfen verspürt. Diese beiden Kräfte bedingen den gegenseitigen Ausgleich. (§5) Der überlegenen Kraft, die zum Wohle ihrer Untergebenen handelt, kommt Würde zu. Diese kann sich auf dreifache Weise ausprägen: als Würde des Alters, der Stärke und der Weisheit. Bezüglich der Lebensgemeinschaft im Hause vereinigen sich diese drei Arten in der Rolle des Vaters. Ihr korrespondiert auf Seite der Untergebenen die Ehrfurcht. Sie ehrt den Stärkeren und ist damit von der bloßen Furcht vor dessen würdeloser Autorität zu trennen.

(§6) Tönnies unterscheidet drei Arten der Gemeinschaft: Die „des Blutes“ (Verwandtschaft), „des Ortes“ (Nachbarschaft) und „des Geistes“ (Freundschaft), wobei letztere die menschlichste ist, weil am wenigsten instinktiv und durch bloße Gewöhnung entstanden. Den drei Gemeinschaftsformen entsprechen drei historische Örtlichkeiten, in denen sie vorzugsweise auftreten: das Haus bei der Verwandtschaft, das Dorf bezüglich der Nachbarschaft und die Stadt, in der man gleichgesinnte Freunde trifft. (§7) So wie die väterliche Liebe des Hauses eine frühe natürliche Form gibt, hat man sich auch die Würde des Fürsten vorzustellen („herzogliche Funktion“), oder allgemein die eines Vorgesetzten, also beispielsweise eines Meisters gegenüber seinen Lehrlingen. Die Würde des Alters hat eine „richterliche Funktion“, denn der Greis kann als ruhiger Beobachter mit seiner Erfahrung die Händel der Jungen beilegen. Die „priesterliche Funktion“ ist hingegen eine Form der Weisheit, von der geglaubt wird, dass sie sich über die menschlichen Beziehungen hinaus zum Göttlichen in Beziehung setzen wird. Jede „Gemeinschaft“ ist auf diese drei Formen zwecks gegenseitigen Ausgleichs angewiesen.


http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gemeinschaft_und_Gesellschaft&oldid=113597091


Während die Gemeinschaft das Vertraute, ja das eigene ist und leicht das "Fremde" identifiziert und ggf. ausschließt, ist die Gesellschaft von vorn herein das Vielfältige, Unvertraute, welches auch das Fremde mit einschließt oder einschließen kann ohne seinen Gesamtcharakter und seine Funktionalität zu verlieren.

Wenn man an Schimpansen und ihre z.T. brutalsten Angriffe gegen Nicht-Hordenmitglieder betrachtet, dann fallen gewisse Ähnlichkeiten zum Mobbing von Schülern oder auch Arbeitnehmern auf. Auch im deutschen Faschismus mit seiner "Volksgemeinschaft" wurde das "Gemeinschaftsfremde" von den Spießern vernichtet, was sozusagen eine *höhere* Form des Mobbing bedeutet hat.

Also: Identifikation mit einer Gemeinschaft gleichen Blutes, wenn man so will.
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Anmeldungsdatum: 29.04.2011
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Beitrag(#1817412) Verfasst am: 16.02.2013, 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

tridi hat folgendes geschrieben:
ich moechte mal so allgemein einwerfen, dass meines erachtens der weg von der einsicht bis zum verbesserten tatsaechlichen handeln beim menschen noch erschreckend lang ist - und oft genug unueberwindlich.

zu wissen, dass es besser waere, etwas bestimmtes zu tun oder nicht zu tun, hat oft genug keine praktische konsequenz.

besonders, wenn die kognitive einsicht einem eher triebhaften verhalten gegenuebersteht, vermute ich, dass letzteres doch oft eher gewinnt. je unmittelbarer der betroffene jedoch die negativen folgen der falschen entscheidung direkt selber spuert, desto eher kann die kognitiv als richtig angesehene handlung auch tatsaechlich durchgefuehrt werden. oft muss man wohl eine falsche handlung auch wirklich getan und unter dem ergebnis gelitten haben, bevor es moeglich ist, daraus zu lernen.

Nein, das glaube ich nicht und ich bin auch strikt dagegen, dass jemand erst unter den Folgen seines (schädlichen) Tuns leiden soll (muss), damit er oder sie sich bessert.
Desweiteren frage ich mich, ob man überhaupt von Einsicht sprechen kann, solange der- oder diejenige immer noch negatives Verhalten an den Tag legt. Solange das triebhafte Verhalten die Oberhand behält, kann man wohl kaum von Einsicht sprechen, im Gegenteil, einsichtig zeigt sich erst, wer auf schädliches Verhalten verzichtet.

Die Frage ist aber doch, warum jemand, der sich einmal einsichtig gezeigt hat, der gelernt hat wie es besser läuft, der eingesehen hat, warum man auf dieses oder jenes Verhalten besser verzichtet, nicht mehr in sein anfängliches Fehlverhalten zurückfällt.
Da gibt es zwar Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen denke ich doch, dass der Charakter dabei Stufen erklimmt und eben reift und dass diese eine besondere Art der Einsicht unumkehrbar ist.

So macht vielleicht ein Junge ohne Sinn und Verstand fremde Fahrräder kaputt, wenn er aber erstmal darüber weg ist, erwachsen geworden ist, arbeitet, ein biederer Bürger geworden ist, dann lässt er es und es bedarf schon eines konkreten Anlasses oder Motivs, dass er in seine alte Gewohnheit zurückfällt.
Das meine ich eben, dass jemand, der wirklich die Reife erlangt hat, sich nicht mehr wie früher verhält und wenn er es doch tut, dann hat er ein schlechtes Gewissen oder tut es aus Trotz, weiß aber auf jeden Fall, dass es falsch ist, was er ja vorher nicht wusste.
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Hatiora
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Beitrag(#1817422) Verfasst am: 16.02.2013, 15:53    Titel: Antworten mit Zitat

Murphy hat folgendes geschrieben:

Nein, das glaube ich nicht und ich bin auch strikt dagegen, dass jemand erst unter den Folgen seines (schädlichen) Tuns leiden soll (muss), damit er oder sie sich bessert.
Desweiteren frage ich mich, ob man überhaupt von Einsicht sprechen kann, solange der- oder diejenige immer noch negatives Verhalten an den Tag legt. Solange das triebhafte Verhalten die Oberhand behält, kann man wohl kaum von Einsicht sprechen, im Gegenteil, einsichtig zeigt sich erst, wer auf schädliches Verhalten verzichtet.

Die Frage ist aber doch, warum jemand, der sich einmal einsichtig gezeigt hat, der gelernt hat wie es besser läuft, der eingesehen hat, warum man auf dieses oder jenes Verhalten besser verzichtet, nicht mehr in sein anfängliches Fehlverhalten zurückfällt.
Da gibt es zwar Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen denke ich doch, dass der Charakter dabei Stufen erklimmt und eben reift und dass diese eine besondere Art der Einsicht unumkehrbar ist.


Ja, das denke ich auch. Ich glaube, daß bei einer solchen Weiterentwicklung die Empathie-Fähigkeit sich weiterentwickelt hat. Vielleicht durch ein Schlüsselerlebnis oder anderes. Deshab denke ich auch, daß es durchaus Sinn macht, mit Jugendlichen zu arbeiten, um ihre soziale Kompetenz zu fördern.

Die Ansicht, daß man erst unter seinem Verhalten leiden muß, um sich zu ändern, würde ich eher im Bereich Drogensucht annehmen, wo eine Intervention von Außenstehenden ja meistens wirklich nicht viel fruchtet.
_________________
"Daß alles immer schlimmer wird, versteht sich auch im neuen Jahr von selbst und hat noch immer nichts mit Verschwörung zu tun, sondern mit allen, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verrichten." Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück.
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Beitrag(#1817438) Verfasst am: 16.02.2013, 16:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hatiora hat folgendes geschrieben:
Murphy hat folgendes geschrieben:

Nein, das glaube ich nicht und ich bin auch strikt dagegen, dass jemand erst unter den Folgen seines (schädlichen) Tuns leiden soll (muss), damit er oder sie sich bessert.
Desweiteren frage ich mich, ob man überhaupt von Einsicht sprechen kann, solange der- oder diejenige immer noch negatives Verhalten an den Tag legt. Solange das triebhafte Verhalten die Oberhand behält, kann man wohl kaum von Einsicht sprechen, im Gegenteil, einsichtig zeigt sich erst, wer auf schädliches Verhalten verzichtet.

Die Frage ist aber doch, warum jemand, der sich einmal einsichtig gezeigt hat, der gelernt hat wie es besser läuft, der eingesehen hat, warum man auf dieses oder jenes Verhalten besser verzichtet, nicht mehr in sein anfängliches Fehlverhalten zurückfällt.
Da gibt es zwar Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen denke ich doch, dass der Charakter dabei Stufen erklimmt und eben reift und dass diese eine besondere Art der Einsicht unumkehrbar ist.


Ja, das denke ich auch. Ich glaube, daß bei einer solchen Weiterentwicklung die Empathie-Fähigkeit sich weiterentwickelt hat. Vielleicht durch ein Schlüsselerlebnis oder anderes. Deshab denke ich auch, daß es durchaus Sinn macht, mit Jugendlichen zu arbeiten, um ihre soziale Kompetenz zu fördern.

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Beitrag(#1817444) Verfasst am: 16.02.2013, 16:25    Titel: Antworten mit Zitat

Hatiora hat folgendes geschrieben:
Die Ansicht, daß man erst unter seinem Verhalten leiden muß, um sich zu ändern, würde ich eher im Bereich Drogensucht annehmen, wo eine Intervention von Außenstehenden ja meistens wirklich nicht viel fruchtet.

Ja, das ist richtig. Dennoch ist es eine sehr primitive Heilungsmethode. Dreck fressen macht einen i.d.R. nicht besser, sondern schlechter, man wird nur geschickter darin damit umzugehen. Man vergegenwärtige sich das einmal: Der Wille soll sich ändern, dadurch, dass er keinen anderen Ausweg mehr kennt als seine Verneinung - das ist brute force. Und die Verlustrate dabei ist ja entsprechend. Zukünftige Generationen werden uns dafür verachten.
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