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Politiker - aus Überzeugung oder Opportunismus

 
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1433801) Verfasst am: 18.02.2010, 20:29    Titel: Politiker - aus Überzeugung oder Opportunismus Antworten mit Zitat

Eine Frage, wieviele von den jetzt agierenden Politikern handeln und reden aus einer inneren Überzeugung oder andererseits weil es eben opportun ist? Hört sich vielleicht blöde an, die Frage, aber ich bin mir echt nicht sicher, von der Tendenz her würde ich meinen, dass die allermeisten auch in einer anderen Partei sein könnten, also nicht so sehr der Überzeugungsfraktion zuzurechnen sind.
Dass man um hauptberuflich Politiker zu werden bestimmte Eigenschaften haben muss, ist, denke ich, eh' klar. Z.B. gerne in der Öffentlichkeit auftreten.
Eure Ansichten würden mich echt interessieren.
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Dissonanz
Zeuge ANOVAs



Anmeldungsdatum: 24.03.2008
Beiträge: 3541

Beitrag(#1433805) Verfasst am: 18.02.2010, 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ohne empirische Daten um meine Ansichten zu stützen wage ich mich hier kaum aus dem Fenster.

Ich würde ein erhöhtes Machtmotiv innerhalb der Politikerpopulation vermuten. Leute mit hohem Machtmotiv wollen anderen helfen und andere lenken.(Oder eben auf irgendeine andere Weise steuernd bei Menschen eingreifen.)

Möglicherweise gibt es auch Leute mit hohem Anschlussmotiv, die eher in sowas hineingerutscht sind.

Vielleicht auch einen erhöhten Anteil an auf Psychopathy hoch scorenden Leuten.
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-Brother Broadsword of Warm Humanitarianism

"In other words, the cultures have been subjected to as careless handling as if in the hands of a somewhat below par student assistant, but they have survived."
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1433819) Verfasst am: 18.02.2010, 21:09    Titel: Re: Politiker - aus Überzeugung oder Opportunismus Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Eine Frage, wieviele von den jetzt agierenden Politikern handeln und reden aus einer inneren Überzeugung oder andererseits weil es eben opportun ist? Hört sich vielleicht blöde an, die Frage, aber ich bin mir echt nicht sicher, von der Tendenz her würde ich meinen, dass die allermeisten auch in einer anderen Partei sein könnten, also nicht so sehr der Überzeugungsfraktion zuzurechnen sind.

Wenn man das objektiv beurteilen will, und nicht nur seine Vorurteile bestätigt sehen möchte, muß man sich ansehen, wie Politiker an ihren Beruf kommen. Die allermeisten kommen über ihre Jugendorganisationen mit der eigenen Partei in Berührung. Wie werden diese Jugendorganisationen gewählt? Politische Einstellung, Freunde in Schule oder Hochschule, Beziehungen des Elternhauses? Das wäre vielleicht mal ein Thema für eine Doktorarbeit in Politik.

Die Ähnlichkeit im Auftreten und in der Sprechweise von Politikern, die schon in einem Parlament angekommen sind, resultieren meiner Ansicht nach eher aus dem gemeinsamen Arbeitsplatz und der Tatsache, daß man wesentlich das gleiche Publikum anspricht, ist also der Tatsache geschuldet, daß die traditionellen politischen Milieus verschwunden sind.
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
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Spartacus Leto
Ist hier raus!



Anmeldungsdatum: 27.08.2005
Beiträge: 5659

Beitrag(#1433842) Verfasst am: 18.02.2010, 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

In den Staatstragenden Parteien sieht es folgendermaßen aus:
Opportunisten neigen dazu weniger anzuecken, infolgedessen steigen ihre Chancen in Parteiämter zu gelangen als Kandidaten aufgestellt zu werden.
Idealisten hingegen neigen dazu anzuecken und potentielle innerparteiliche Unterstützer zu vergraulen.
Daher ist davon auszugehen, dass die Masse der Politiker in Parlamenten und Regierungen Opportunisten sind.
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vrolijke
Bekennender Pantheist
Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1433843) Verfasst am: 18.02.2010, 21:43    Titel: Antworten mit Zitat

Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
In den Staatstragenden Parteien sieht es folgendermaßen aus:
Opportunisten neigen dazu weniger anzuecken, infolgedessen steigen ihre Chancen in Parteiämter zu gelangen als Kandidaten aufgestellt zu werden.
Idealisten hingegen neigen dazu anzuecken und potentielle innerparteiliche Unterstützer zu vergraulen.
Daher ist davon auszugehen, dass die Masse der Politiker in Parlamenten und Regierungen Opportunisten sind.


Wird echt mal Zeit, daß da mal so einer wie Du kommt, um da mal richtig aufzuräumen.
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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26447
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1433870) Verfasst am: 18.02.2010, 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

Zumindest theoretisch könnte man ja mal versuchen, zwischen Gemeindepolitikern und Berufspolitikern zu unterscheiden, wobei es ganz bedeutsam sein könnte, zu untersuchen, wie aus dem 1. das 2. wird.

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1433879) Verfasst am: 18.02.2010, 22:22    Titel: Antworten mit Zitat

Meiner beschränkten persönlichen Erfahrung nach sind Mitglieder der Jugendorganisation meistens idealistisch oder zumindest aus Überzeugung unterwegs, wobei sich viele davon schon auch gerne selbst reden hören. Bereits die Sozialisation in den Jugendorganisationen ist aber schon recht heftig, um die "Realpolitik" zu akzeptieren.
Das Resultat würde ich aber weniger als Opportunismus, sondern als resignierten Pragmatismus bezeichnen. Zumindest in Österreich gibt es wenig Politiker, die Parteien wechseln könnten, das hat aber viel mehr mit Identität als mit politschem Inhalt zu tun.

Das Problem mit der Resignation gibt es aber auch in vielen anderen Berufen. Ich erinneren mich dunkel an eine Studie, dass Medizinstudenten im ersten Semester unter den sozialst eingestellsten Studienanfängern waren und im Abschlußsemester war es umgekehrt. Die Spitalsrealität in den Praktika räumt gründlich mit dem Idealismus auf.
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kamelpeitsche
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Anmeldungsdatum: 15.11.2003
Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor

Beitrag(#1433882) Verfasst am: 18.02.2010, 22:25    Titel: Antworten mit Zitat

Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
In den Staatstragenden Parteien sieht es folgendermaßen aus:
Opportunisten neigen dazu weniger anzuecken, infolgedessen steigen ihre Chancen in Parteiämter zu gelangen als Kandidaten aufgestellt zu werden.
Idealisten hingegen neigen dazu anzuecken und potentielle innerparteiliche Unterstützer zu vergraulen.
Daher ist davon auszugehen, dass die Masse der Politiker in Parlamenten und Regierungen Opportunisten sind.


Nicht logisch. Dass die einzigen beiden Optionen "Opportunist" und "Idealist" sind, müsstest du schon zeigen. Jeder mit ein wenig Erfahrung in Politik und vor allem Verwaltung wird dir sagen können, dass dies nicht so ist. Aber Schubladen ermöglichen natürlich angenehmeres Denken.
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1433885) Verfasst am: 18.02.2010, 22:25    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Zumindest theoretisch könnte man ja mal versuchen, zwischen Gemeindepolitikern und Berufspolitikern zu unterscheiden, wobei es ganz bedeutsam sein könnte, zu untersuchen, wie aus dem 1. das 2. wird.

fwo

das ist ein guter ansatz.
wie aus der ersten sorte die zweite wird, nun ja zwinkern
1. man steigt langsam auf, dann kommt man mit etwas glück nach berlin oder europa - eher bleibt man auf landesebene stecken. für diesen weg hat man ziemlich viele konkurrenten und nicht jeder gibt sich für fiese methoden her.
2. man versucht es gleich über die parteiebene, steigt erst in der kommunalpolitik ein und dann in die parteiämter, steigt dort hoch - für diesen weg hat man ziemlich viele konkurrenten, allerdings nicht so viele wie in fall 1.
3. man fängt in einer jugendorganisation an, bekleidet früh höchste ämter - dann kommt die partei irgendwann nicht mehr an einem vorbei.
4. man macht von allem ein bisschen, hat aber mengen von kontakten, mauschelt, kungelt (männerfreundschaften!) oder wenn das nicht funktioniert, intrigen - aber das hilft nur bedingt.

jetzt kannst du dir aussuchen, welche version ganz nach oben führt zwinkern
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narziss
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Beiträge: 21939

Beitrag(#1433886) Verfasst am: 18.02.2010, 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist eine wirklich schwierige Frage, es gibt für beide Positionen nunmal gute Argumente. Wenn jemand eine gute Antwort hat, nur her damit.
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1433927) Verfasst am: 18.02.2010, 23:01    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
4. man macht von allem ein bisschen, hat aber mengen von kontakten, mauschelt, kungelt (männerfreundschaften!) oder wenn das nicht funktioniert, intrigen - aber das hilft nur bedingt.

jetzt kannst du dir aussuchen, welche version ganz nach oben führt zwinkern

zusatz:
es gibt auch eine "weibliche" methode:
man fängt recht früh an, engagiert in der kommunal-politik und in wahlkämpfen. frau fängt mit verheirateten bundestagsabgeordneten ein verhältnis an, powert wie verückt im wahlkampf für den. frau bekommt guten listenplatz für den landtag. nachteil: innerhalb der partei weiss das so ziemlich jeder, fällt die unterstützung des bundestagsabgeordneten weg, ist frau auch schnell weg vom fenster bzw. auf kommunaler ebene zurück.
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jdf
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Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#1433939) Verfasst am: 18.02.2010, 23:14    Titel: Antworten mit Zitat

Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Daher ist davon auszugehen, dass die Masse der Politiker in Parlamenten und Regierungen Opportunisten sind.

Und in Räten?
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vrolijke
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Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1433951) Verfasst am: 18.02.2010, 23:38    Titel: Antworten mit Zitat

jdf hat folgendes geschrieben:
Spartacus Leto hat folgendes geschrieben:
Daher ist davon auszugehen, dass die Masse der Politiker in Parlamenten und Regierungen Opportunisten sind.

Und in Räten?


Wieso fallen mir nicht so tolle Antworten ein?
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26447
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1434016) Verfasst am: 19.02.2010, 03:05    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Zumindest theoretisch könnte man ja mal versuchen, zwischen Gemeindepolitikern und Berufspolitikern zu unterscheiden, wobei es ganz bedeutsam sein könnte, zu untersuchen, wie aus dem 1. das 2. wird.

fwo

das ist ein guter ansatz.
wie aus der ersten sorte die zweite wird, nun ja zwinkern
1. man steigt langsam auf, dann kommt man mit etwas glück nach berlin oder europa - eher bleibt man auf landesebene stecken. für diesen weg hat man ziemlich viele konkurrenten und nicht jeder gibt sich für fiese methoden her.
2. man versucht es gleich über die parteiebene, steigt erst in der kommunalpolitik ein und dann in die parteiämter, steigt dort hoch - für diesen weg hat man ziemlich viele konkurrenten, allerdings nicht so viele wie in fall 1.
3. man fängt in einer jugendorganisation an, bekleidet früh höchste ämter - dann kommt die partei irgendwann nicht mehr an einem vorbei.
4. man macht von allem ein bisschen, hat aber mengen von kontakten, mauschelt, kungelt (männerfreundschaften!) oder wenn das nicht funktioniert, intrigen - aber das hilft nur bedingt.

jetzt kannst du dir aussuchen, welche version ganz nach oben führt zwinkern

Da fehlt neben der selbst nachgetragenen Frauenmethode (sehr dezent beschrieben übrigens zwinkern ) die klassische Funktionärsmethode (3. ist mir zu harmlos beschrieben): Man kommt mit einer aktiven Seilschaft aus der Jugendorganisation, fängt in der Gemeinde an und glänzt mit einem derartig penetranten, kompromisslos linientreuen Aktionismus, dass man allen in der Umgebung, in der man gerade ist, derartig auf den Keks geht, dass die einen ganz schnell nach oben wegloben.

Wenn Du sehr junge Landtagskandidaten siehst, dann liegen die bei kleinen Parteien vielleicht an der Personalnot. Bei großen Parteien hast Du mit großer Wahrscheinlichkeit genau so ein Arschloch vor dir.

Ich habe das mal als Regel gehört: Parteien sind wie Flüssigkeiten: Abschaum steigt nach oben.

Das ist aber nur eine Teilmenge der Politiker und diese Typen fallen auf. Kohl muss soetwas gewesen sein, Barschel, Schröder?, Koch, Gabriel?. Einen dieser Burschen, den ich in meiner Jugend einmal bei zwei Besuchen in der JU life in dieser Art erlebt habe, brauche ich glücklicherweise nicht aufzuzählen, weil er sich ganz am Anfang seiner Karriere dabei hat erwischen lassen, dass er in eine Kasse gegriffen hat (er war Banker). Er ist dann wegen 10 000DM nach Südamerika verduftet. Lachen

fwo
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Shadaik
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1434054) Verfasst am: 19.02.2010, 10:51    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Zumindest theoretisch könnte man ja mal versuchen, zwischen Gemeindepolitikern und Berufspolitikern zu unterscheiden, wobei es ganz bedeutsam sein könnte, zu untersuchen, wie aus dem 1. das 2. wird.

fwo
Und aus welchen Gemeinden. Oft haben bestimmte Gemeinden stärkere Positionen und bringen auch mehr Leute nach oben. In NRW zum Beispiel bei den Grünen Köln und bei der Linken Düsseldorf.

Insgesamt ist da ein Dilemma vorhanden. es fällt auf, dass Idealismus mit zunehmendem Alter und politischer Erfahrung schwindet. Man reibt sich quasi an der Realpolitik ab. Dazu trägt die Kommunalpolitik nicht eben wenig bei, macht man hier doch besonders die Erfahrung der relativen Machtlosigkeit, weil man an den oft engen Rahmen von Land und Bund gebunden ist. Letztendlich entwickelt sich daraus eine Art idealistischer Opportunist - man setzt seine Pläne stückchenweise um, wenn es grade geht, ansonsten verwaltet man die Umstände und Ereignisse.
Die altverhassten Sachzwänge führen schließlich zu einer weitgehenden Ähnelung der verschiedenen Politiken. Deswegen auch die Lagerbildung links-rechts: Man hat tatsächlich oft nur diese beiden Optionen, sich innerhalb der Vorgaben (Umstände, Gesetze, Erlasse, Schuldenstand) zu bewegen, Feinheiten dazwischen machen oft ohnehin kaum einen Unterschied.
Ich kann aus der Kommunalpolitik nur sagen: Tatsächlich gestalten tut man Entscheidungen in etwa 10% der Fälle. Sieht man sich in den Tagesordnungen der Ratsgremien (nur mit diesen habe ich bisher selbst Erfahrungen) um, so sind 80% lediglich Kenntnisnahmen, Vorstellungen und Berichte; weitere 10% sind Formalitäten. Da fallen die restlichen 10% ebenfalls schnell dem Opportunismus zum Opfer.

Natürlich haben reine Opportunisten einen Vorteil: Sie tun genau das, was das Stimmvolk grade gerne will und sichern sich damit eine Wiederwahl - der klassische Fallstrick der Demokratie: Demokratische Wahlen liefern (fast) immer Vorteile für Populisten.
Und haben die sich einmal eingenistet...
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Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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kennstenich
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Anmeldungsdatum: 10.05.2012
Beiträge: 301

Beitrag(#1842644) Verfasst am: 30.05.2013, 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

Meine Frage dazu ist gerade
Stammen die Überzeugungen eines Politikers aus dem Parteiprogramm oder muss über allem noch eine gesonderte Moral des Politikers stehen.
"Gefährdung der Demokratie sind Politiker ohne Moral" habe ich gerade gelesen.

Ist das zu CDUhaft gedacht, dass man über seiner Partei immer eine Religion als Maßstab haben muss?
Und sind Politiker, die selbst wertneutral die Wünsche der Einwohner regeln = Opportunisten, Populisten
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1842655) Verfasst am: 30.05.2013, 11:38    Titel: Antworten mit Zitat

kennstenich hat folgendes geschrieben:
Stammen die Überzeugungen eines Politikers aus dem Parteiprogramm oder muss über allem noch eine gesonderte Moral des Politikers stehen.

Ich erwarte von einem Politiker,

1. daß seine Handlungen, Abstimmungsverhalten usw. eine hinreichede Deckung mit dem Parteiprogramm aufweist, für das er sich aufstellen läßt.

Grund: sonst verliere ich meinen Einfluß als Wähler

2. daß er einige "Meta-" Eigenschaften hat, also eher parteiunabhängige charakterliche Eigenschaften. Z.B. Ehrlichkeit, Offenheit, Fairness und dgl.

Grund: sonst ekelts mich

Mir ist natürlich klar, daß Machtmechanismen (egal ob Politik, Beruf oder tägliches Leben) die Eigenschaften aus (2.) nicht gerade begünstigen.

kennstenich hat folgendes geschrieben:
Und sind Politiker, die selbst wertneutral die Wünsche der Einwohner regeln = Opportunisten, Populisten

Gute Frage. Eigentlich sind es zwei nach meinem Verständis:

1. Soll der Politiker seine Werte oder die seine Wähler umsetzen? -> mAh soll er seine Werte vor der Wahl offenlegen und ihnen mindestens bis zur nächsten Wahl treu bleiben.

2. Wie paternalistisch soll eine Regierung sein? Soll es mehr nach den Klugen gehen oder haben die Doofen genausoviel zu sagen, obwohl sie weniger wissen? -> mAn letzteres, Ausweg aus dem damit verbundenen Dilemma geht nur über Bildung / Aufklärung
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Wilson
zwischen gaga und dada



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 21455
Wohnort: Swift Tuttle

Beitrag(#1842874) Verfasst am: 31.05.2013, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

ja, hier zum beispiel:
die faz wird ja nun von den gebildeten gelesen, der doofe verstehst das ja gar nicht, was dort steht.
und nun schaue man sich mal die kommentare hier an:
http://www.faz.net/aktuell/politik/frankfurt-blockupy-aktivisten-belagern-bankenviertel-12202503.html

dort wird man u.a. als schmuddeliger chaot charakterisiert, wenn man teilnimmmt.
oder ist das, was die sagen eben das kluge, weil es ja die gebildeten sagen? Komplett von der Rolle



der, auch wieder z.b., Fitschen ist ja nun vergleichsweise hoch gebildet, das sind doch alle diese finanz- wirtschaftslenker.
oder herr ackermann, den hat ja auch noch die muse geküsst, der trällert lieder und ist wie so viele andere kunstförderer. welch bildungsideal.

ps

zunächst muss man ja auch mal interesse wecken. und wie funktioniert das? eben über z.b. blockupy-aktionen, die irritieren und aufmerksam machen.
über tv-reportagen funktioniert eine sensibilisierung/aufklärung nicht, denn, wie schon mal erwähnt:
Zitat:
welche tragisch situation eines vom erdbeben betroffenen volkes oder welche dramatische filmszene kann auch ernsthaft mitgefühl und engagement von mir verlangen, wenn ich in der werbepause dazu aufgefordert werde sechs kilo an den kritischen stellen abzuspecken, das neue erregende eis mit dem ungewöhnlichen schokoladenüberzug auszuprobieren oder mir ein auto zu kaufen, wie es nur die reichen fahren.




über die art der aktionen lässt sich selbsverständlich streiten, aber dann mach du doch mal einen vorschlag! du bist doch schlau.
_________________
"als ob"
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Landei
Gesinnungspolizist



Anmeldungsdatum: 27.02.2011
Beiträge: 1180
Wohnort: Sandersdorf-Brehna

Beitrag(#1843016) Verfasst am: 31.05.2013, 19:08    Titel: Antworten mit Zitat

Um die Frage zu beantworten: Die meisten Politiker sind beides, also überzeugte Opportunisten.
_________________
Der Islam gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. (Kemal Atatürk)
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1843076) Verfasst am: 31.05.2013, 20:55    Titel: Antworten mit Zitat

Landei hat folgendes geschrieben:
Um die Frage zu beantworten: Die meisten Politiker sind beides, also überzeugte Opportunisten.

die weitaus meisten politker tummeln sich auf der kommunalebene - und da sind die wenigsten opportunisten.
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