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Beurteilung von Weltanschauungen

 
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Legitim oder was?
Ja
58%
 58%  [ 10 ]
Nein
0%
 0%  [ 0 ]
Keine Ahnung
5%
 5%  [ 1 ]
Anderes
35%
 35%  [ 6 ]
Stimmen insgesamt : 17

Autor Nachricht
pera
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1849087) Verfasst am: 29.06.2013, 11:44    Titel: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

Ist es legitim bei der Bewertung von Ideologien (Weltanschauungen, Religionen, politischen Theorien) die, bei dem Versuch sie zu realisieren, entstehenden Verhältnisse zu berücksichtigen?
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Hatiora
sukkulent



Anmeldungsdatum: 16.09.2012
Beiträge: 4896
Wohnort: Frankfurt

Beitrag(#1849089) Verfasst am: 29.06.2013, 11:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab mal "Ja" gewaehlt.

Weil fuer mich bei einer Weltanschauung die Beduerfnisse der Menschen (und zwar aller) im Vordergrund stehen sollten.

Eine Weltanschauung, die nicht "flexibel und vernuenftig" genug ist, auf totalitaere Ansprueche zu verzichten, wenn es um das Wohl von Menschen geht, muss kritisiert werden und kritisierbar sein.

Eine Weltanschauung, die in Teilbereichen "inkonsequent" bzw eben nicht dogmatisch ist, sondern eben pragmatisch und sich an den tatsaechlichen Gegebenheiten orientiert, ja, das ist eher mein Ding...

Weltanschauungen, die sich im Bereich der Maerchen bewegen (sei lieb, sonst ist der liebe Gott traurig..), sind fuer mich ohnehin keine Basis fuer staatliche Gesetze etc.
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"Daß alles immer schlimmer wird, versteht sich auch im neuen Jahr von selbst und hat noch immer nichts mit Verschwörung zu tun, sondern mit allen, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verrichten." Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1849095) Verfasst am: 29.06.2013, 12:01    Titel: Re: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Ist es legitim bei der Bewertung von Ideologien (Weltanschauungen, Religionen, politischen Theorien) die, bei dem Versuch sie zu realisieren, entstehenden Verhältnisse zu berücksichtigen?

Ich würde sagen Ja.

Zwar kann man versuchen, nur den Teilaspekt der Intention einer Ideologie zu bewerten (nach dem Motto: hatte der Erfinder gute Absichten?), aber das ist letztlich Augenwischerei, gerade weil Ideologien ja in aller Regel den Anspruch haben, sich auf Welt und Leben zu beziehen.

Zudem kann man - in gewissem Maße - die entsehenden Verhältnisse als empirischen Test auffassen, auch wenn der natürlich aufgrund der Komplexität menschlicher Gesellschaften nicht wirklich sauber ist.

Aufpassen muß man meines Erachtens, daß man eine Idee nicht mit der "mißbräuchlichen" Berufung auf diese Idee verwechselt. Beispiel:

Genitalverstümmelung ist besonders im islamischen Kulturkreis verbreitet, aber folgt nicht zentral aus der islamischen Ideologie. Die Ungleichberechtigung von Frauen dagegen folgt doch relativ zentral aus der islamischen und auch christlichen Ideologie.

Natürlich fließt in meine Antwort ein, daß ich sowieso eher zu einer konsequenzialistischen Haltung neige.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1849101) Verfasst am: 29.06.2013, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Ja. Ebenso mit den Einschränkungen der Vorredner. Den Gedanken, die praktischen Konsequenzen bei der Bewertung aussen vor zu lassen, finde ich merkwürdig. Allerdings könnte man das Rad ein wenig weiterspinnen. Wäre es denn wünschenswert, in praktischen Verhältnissen zu leben, die man positiv bewertet, wenn sie in auf ideellen Grundlagen fußen, die man ablehnt? Und was für Konsequnezen hätte das für die eigene ideelle Ausrichtung? Und wenn man die realen Verhältnisse bewertet, auf welcher Basis? Doch auf der Basis eines Vergleichs mit fiktiven Verhältnissen. Und die sind bekanntermaßen beliebig.
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Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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caballito
zänkisches Monsterpony



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary

Beitrag(#1849104) Verfasst am: 29.06.2013, 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

Anderes: Im Prinzip Ja.

Aber mit den obigen Einschränkungen, udn vor allem einer ganz wesentlichen Einschränkung: Wenn beim Versuch der Realisierung die Ideologie in etwas anderes mutiert, kann man die Konsequenzen nicht mehr der ursprünglichen Ideologie anlasten. Z.B. hat der Marxismsu-Leninismus, der letztlich ein Staatsmonopolkapitalismus war, mit der Ideologie, die ein Marx begründet hat, nicht mehr viel zu tun.
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Die Gedanken sind frei.

Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Skeptiker
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Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1849108) Verfasst am: 29.06.2013, 12:51    Titel: Re: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Ist es legitim bei der Bewertung von Ideologien (Weltanschauungen, Religionen, politischen Theorien) die, bei dem Versuch sie zu realisieren, entstehenden Verhältnisse zu berücksichtigen?


Zunächst einmal muss man hier differenzieren:

1. Eine politische Theorie ist zwar eine Weltanschauung oder Teil einer solchen, aber eine Weltanschauung ist noch lange keine Theorie.

2. Eine Weltanschauung lässt sich grundsätzlich nicht *umsetzen*. Sie bleibt eine Anschauung, eine Interpretation der Welt, nicht mehr und nicht weniger.

3. Eine (politische, technische, organisatorische, planerische, gestalterische, kommunikative, usw.) Theorie ist - wenn sie gut ist - in der Lage, die notwendigen & hinreichenden Bedingungen dafür zu benennen, die zu einem bestimmten Ziel führen (können). Insofern lassen sich Theorien *umsetzen*. Aber Vorsicht! Theorie und Praxis sind von Natur aus getrennt, will sagen, es gibt hier nie eine direkte Verbindungslinie von einer noch so guten Theorie hin zu einer entsprechenden guten Praxis. Sondern das läuft meistens so, dass hier ein langes Vor und Zurück, ein häufiges Experimentieren, Revidieren, Weiterentwickeln, usw. abläuft, was wiederum auf die Theorie zurück wirkt und auch wirken muss. Gleichzeitig erlebt man so, dass sich Praxis & Theorie gegenseitig weiter entwickeln und befruchten. Man könnte sagen, es findet hier eine schrittweise Annäherung an das "Gute und Wahre" oder - pragmatisch ausgedrückt - an das Mögliche statt in der Art einer Verwirklichung in der Welt schlummernder Potenziale.

4. Ideologie ist immer eine Weltanschauung, welche man streng genommen nicht als Theorie bezeichnen kann. Sie ist durchaus nicht abgelöst von der Realität, vielmehr "klebt" Ideologie oft an derselben wie der Kuchen am Kuchenförmchen und zwar als Affirmation des Bestehenden oder als rein deskriptive, positivistische, nichtschöpferische Wiedergabe dessen, was ist ohne jede Kraft der produktiven Zerstörung und Negation.

So weit ersma. Cool
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
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Beitrag(#1849119) Verfasst am: 29.06.2013, 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ideologien sind von Haus aus zu verwerfen.

Ideologen sind die, die behaupten, das Kaninchen, was es nicht gibt im dunklem Zimmer, gefunden zu haben.
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Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1849126) Verfasst am: 29.06.2013, 14:44    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:
Z.B. hat der Marxismsu-Leninismus, der letztlich ein Staatsmonopolkapitalismus war, mit der Ideologie, die ein Marx begründet hat, nicht mehr viel zu tun.

Es ist überhaupt fraglich, ob Marx eine ideologie begründet hat. Man könnte mE auch mit einiger Berechtigung sagen, daß er hauptsächlich eine Analyse oder Deutung bestehender (und teilweise historischer) Verhältnisse beigetragen hat.
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caballito
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Wohnort: Pet Sematary

Beitrag(#1849128) Verfasst am: 29.06.2013, 14:52    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
caballito hat folgendes geschrieben:
Z.B. hat der Marxismsu-Leninismus, der letztlich ein Staatsmonopolkapitalismus war, mit der Ideologie, die ein Marx begründet hat, nicht mehr viel zu tun.

Es ist überhaupt fraglich, ob Marx eine ideologie begründet hat. Man könnte mE auch mit einiger Berechtigung sagen, daß er hauptsächlich eine Analyse oder Deutung bestehender (und teilweise historischer) Verhältnisse beigetragen hat.

Schon. Allerdings wurde dies Analyse recht bald Grundlage einer Ideologie, und es dürfte schwerfallen zu begründen, dass das nicht durchaus im Sinne des Erfinders war. Nur hat die eben wenig gemein mit dem, was die Bolschewiken draus gemacht haben.

Man kann gewiss dafür argumentieren, dass es den Marxschen Ideen besser getan hätte, wenn sie weniger ideologisch aufgenommen worden wären. Aber das ist Spekulation.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
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Beitrag(#1849129) Verfasst am: 29.06.2013, 14:55    Titel: Re: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Sondern das läuft meistens so, dass hier ein langes Vor und Zurück, ein häufiges Experimentieren, Revidieren, Weiterentwickeln, usw. abläuft, was wiederum auf die Theorie zurück wirkt und auch wirken muss. Gleichzeitig erlebt man so, dass sich Praxis & Theorie gegenseitig weiter entwickeln und befruchten.

Deswegen wäre es wichtig, daß eine Ideologie / Theorie von Anfang an die Instrumente / Legitimation zu ihrer eigenen Kritik oder gar Überwindung beinhaltet.

Leider haben alle Ideologien, die ich kenne, bereits in der Theorie einen stark absolutistischen Anspruch, einen Alleinvertretungs-, Unterwerfungsanspruch sozusagen. Das macht sie leider oft überhaupt erst durchsetzungsfähig bzw. attraktiv.

Das wär doch was: Gott schmeißt die 10 Gebote vor Moses Füße, und das erste lautet: Ist echt nur ein Vorschlag von meiner Wenigkeit!
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caballito
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary

Beitrag(#1849148) Verfasst am: 29.06.2013, 16:21    Titel: Re: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Deswegen wäre es wichtig, daß eine Ideologie / Theorie von Anfang an die Instrumente / Legitimation zu ihrer eigenen Kritik oder gar Überwindung beinhaltet.

Genau das ist der Unterschied zwischen einer Theorie und einer Ideologie ...
_________________
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1849153) Verfasst am: 29.06.2013, 16:44    Titel: Re: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Deswegen wäre es wichtig, daß eine Ideologie / Theorie von Anfang an die Instrumente / Legitimation zu ihrer eigenen Kritik oder gar Überwindung beinhaltet.

Ein sehr wünschenswerter Gedanke.
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Zunächst einmal muss man hier differenzieren:
....
So weit ersma. Cool


Das, also genau das, habe ich von genau dir erwartet. Geschockt
Finde ich ja auch nicht falsch, deine Anmerkung. Ich habe die Frage aber extra ein wenig schwammig formuliert, weil ich einfach keine Lust hatte fünf verschiedene Umfragen zu machen. Smilie
Offenbar ist es ja dennoch verständlich.

step hat folgendes geschrieben:

Aufpassen muß man meines Erachtens, daß man eine Idee nicht mit der "mißbräuchlichen" Berufung auf diese Idee verwechselt.


Ich räume ein, dass es gelegentlich so aussehen könnte, als ob selbst ich manchmal dazu neige einer solchen Verwechslung zu erliegen. skeptisch

step hat folgendes geschrieben:

Natürlich fließt in meine Antwort ein, daß ich sowieso eher zu einer konsequenzialistischen Haltung neige.


Unbedingt, musste erst nachsehen was das bedeutet. Weiss es immer noch nicht so recht, aber trotzdem, allein das Wort hat mich überzeugt. Smilie

caballito hat folgendes geschrieben:
Anderes: Im Prinzip Ja.

Aber mit den obigen Einschränkungen, udn vor allem einer ganz wesentlichen Einschränkung: Wenn beim Versuch der Realisierung die Ideologie in etwas anderes mutiert, kann man die Konsequenzen nicht mehr der ursprünglichen Ideologie anlasten. Z.B. hat der Marxismsu-Leninismus, der letztlich ein Staatsmonopolkapitalismus war, mit der Ideologie, die ein Marx begründet hat, nicht mehr viel zu tun.


Im Prinzip ja. Mit der Einschränkung, wenn das bei einer bestimmten Ideologie wieder und wieder geschieht, es eventuell doch daran liegen kann, dass diese schlicht nicht in Reinkultur realisierbar ist.

zelig hat folgendes geschrieben:

...
Wäre es denn wünschenswert, in praktischen Verhältnissen zu leben, die man positiv bewertet, wenn sie in auf ideellen Grundlagen fußen, die man ablehnt?


Das ist auch ein sehr interessanter Gedanke.
Man nehme einen wohlwollenden Monarchen, dem sein Volk und Land am Herzen liegt....

zelig hat folgendes geschrieben:

Und was für Konsequnezen hätte das für die eigene ideelle Ausrichtung? Und wenn man die realen Verhältnisse bewertet, auf welcher Basis? Doch auf der Basis eines Vergleichs mit fiktiven Verhältnissen. Und die sind bekanntermaßen beliebig.


Nicht unbedingt. Ich kann die realen Verhältnisse ja auch mit denen in anderen Staaten, Kulturen etc. vergleichen und bewerten.

Hatiora hat folgendes geschrieben:

...
Eine Weltanschauung, die in Teilbereichen "inkonsequent" bzw eben nicht dogmatisch ist, sondern eben pragmatisch und sich an den tatsaechlichen Gegebenheiten orientiert, ja, das ist eher mein Ding...


...und das ist dem Menschen in seiner Vielfalt und Inkonsequenz geschuldet?

Hatiora hat folgendes geschrieben:

Weltanschauungen, die sich im Bereich der Maerchen bewegen (sei lieb, sonst ist der liebe Gott traurig..), sind fuer mich ohnehin keine Basis fuer staatliche Gesetze etc.


Für dich und für die meisten im Forum, leider nicht überall.
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Hatiora
sukkulent



Anmeldungsdatum: 16.09.2012
Beiträge: 4896
Wohnort: Frankfurt

Beitrag(#1849158) Verfasst am: 29.06.2013, 16:59    Titel: Re: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:

Hatiora hat folgendes geschrieben:

...
Eine Weltanschauung, die in Teilbereichen "inkonsequent" bzw eben nicht dogmatisch ist, sondern eben pragmatisch und sich an den tatsaechlichen Gegebenheiten orientiert, ja, das ist eher mein Ding...


...und das ist dem Menschen in seiner Vielfalt und Inkonsequenz geschuldet?


Ja. Und damit ist es eigentlich keine Ideologie mehr. Oder die Ideologie von der Nicht-Ideologie.
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#1849161) Verfasst am: 29.06.2013, 17:12    Titel: Re: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Im Prinzip ja. Mit der Einschränkung, wenn das bei einer bestimmten Ideologie wieder und wieder geschieht, es eventuell doch daran liegen kann, dass diese schlicht nicht in Reinkultur realisierbar ist.


Auch das kann man der Ideologie nicht anlasten, wenn immer und immer wieder versucht wurde, sie unter Bedingungen durchzusetzen, unter denen sie laut Urheber gar nicht funktionieren kann.
_________________
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1849164) Verfasst am: 29.06.2013, 17:17    Titel: Re: Beurteilung von Weltanschauungen Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
pera hat folgendes geschrieben:
Im Prinzip ja. Mit der Einschränkung, wenn das bei einer bestimmten Ideologie wieder und wieder geschieht, es eventuell doch daran liegen kann, dass diese schlicht nicht in Reinkultur realisierbar ist.


Auch das kann man der Ideologie nicht anlasten, wenn immer und immer wieder versucht wurde, sie unter Bedingungen durchzusetzen, unter denen sie laut Urheber gar nicht funktionieren kann.


Einverstanden.
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1849309) Verfasst am: 30.06.2013, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

Anderes.

Natürlich ist es legitim, eine Ideologie an ihren Zielen oder Auswirkungen zu bewerten, aber die Formulierung in der Frage legt nahe, dass das der einzige oder der hauptsächliche Maßstab sein soll.
Ein pragmatischer Blick auf die Ideengeschichte zeigt, dass Menschen nicht so derartig konsistente und konsequente Logikmaschinen sind, dass es sinnvoll ist, auf ein abstraktes Ziel ist.
So finde ich es zum Beispiel durchaus sehr unsympathisch, problemlos akzeptieren zu können, dass der Großteil der Menschheit, der sehr willkürliche Vorschriften nicht befolgt, ewige Folter verdient. Es ist aber eben so, dass die meisten Menschen den Widerspruch zu ihrem täglichen Umgang mit diesen anderen Menschen mit vagen übergeordneten Grundannahmen wie "Irgendwie wird Gott das alles schon gut machen, dafür ist er ja ein allmächtiger, allwissender, gütiger Gott." wegschieben.

Die Gefahr einer Radikalisierung ist dann natürlich gegeben und darf und soll auch kritisiert werden, auf der anderen Seite darf man keinesfalls aus den Augen verlieren, dass das Potential dafür nicht die Radikalisierung selbst ist.

Es gibt die tatsächliche praktische Ausübung der Ideologie in der jetzigen Situation, es gibt das vorgegebene angepriesene Idealziel der Ideologie und es gibt die - eventuell auch von Außenstehenden - vermuteten Konsequenzen der Ideologie.
(Es ist auch gar nicht selten, dass das angepriesene Idealziel gar nicht ernsthaft verfolgt wird, sondern quasi als absichtlich überhöhtes Eröffnungsgebot gebracht wird, damit die Anhänger sich auf dem gewünschten Ernsthaftigkeitsniveau einpendeln.)

Nichts davon ist irrelevant oder illegitim, in die Bewertung einfließen zu lassen, aber sich nur auf den dritten Punkt zu stürzen, geht dann an der tatsächlichen gelebten Realität vor bei und öffnet Tür und Tor für die blinden Flecke der eigenen Weltanschauung in der Bewertung der anderen.
_________________
Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1849326) Verfasst am: 30.06.2013, 10:41    Titel: Antworten mit Zitat

esme hat folgendes geschrieben:
Anderes.

Natürlich ist es legitim, eine Ideologie an ihren Zielen oder Auswirkungen zu bewerten, aber die Formulierung in der Frage legt nahe, dass das der einzige oder der hauptsächliche Maßstab sein soll.
Ein pragmatischer Blick auf die Ideengeschichte zeigt, dass Menschen nicht so derartig konsistente und konsequente Logikmaschinen sind, dass es sinnvoll ist, auf ein abstraktes Ziel ist.
So finde ich es zum Beispiel durchaus sehr unsympathisch, problemlos akzeptieren zu können, dass der Großteil der Menschheit, der sehr willkürliche Vorschriften nicht befolgt, ewige Folter verdient. Es ist aber eben so, dass die meisten Menschen den Widerspruch zu ihrem täglichen Umgang mit diesen anderen Menschen mit vagen übergeordneten Grundannahmen wie "Irgendwie wird Gott das alles schon gut machen, dafür ist er ja ein allmächtiger, allwissender, gütiger Gott." wegschieben.

Die Gefahr einer Radikalisierung ist dann natürlich gegeben und darf und soll auch kritisiert werden, auf der anderen Seite darf man keinesfalls aus den Augen verlieren, dass das Potential dafür nicht die Radikalisierung selbst ist.

Es gibt die tatsächliche praktische Ausübung der Ideologie in der jetzigen Situation, es gibt das vorgegebene angepriesene Idealziel der Ideologie und es gibt die - eventuell auch von Außenstehenden - vermuteten Konsequenzen der Ideologie.
(Es ist auch gar nicht selten, dass das angepriesene Idealziel gar nicht ernsthaft verfolgt wird, sondern quasi als absichtlich überhöhtes Eröffnungsgebot gebracht wird, damit die Anhänger sich auf dem gewünschten Ernsthaftigkeitsniveau einpendeln.)

Nichts davon ist irrelevant oder illegitim, in die Bewertung einfließen zu lassen, aber sich nur auf den dritten Punkt zu stürzen, geht dann an der tatsächlichen gelebten Realität vor bei und öffnet Tür und Tor für die blinden Flecke der eigenen Weltanschauung in der Bewertung der anderen.


Das war auch nicht meine Absicht, sich nur auf den dritten Punkt zu stürzen, deshalb schrieb ich ja "berücksichtigen", hätte vielleicht "auch zu berücksichtigen" schreiben können.
Allem anderen meine ich zustimmen zu können.
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AdvocatusDiaboli
Öffentlicher Mobber



Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#1849336) Verfasst am: 30.06.2013, 11:18    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ideologien sind von Haus aus zu verwerfen.

Ideologen sind die, die behaupten, das Kaninchen, was es nicht gibt im dunklem Zimmer, gefunden zu haben.


Interessante Ideologie, die du da hast zwinkern
_________________
Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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vrolijke
Bekennender Pantheist
Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46730
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1849364) Verfasst am: 30.06.2013, 12:18    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Ideologien sind von Haus aus zu verwerfen.

Ideologen sind die, die behaupten, das Kaninchen, was es nicht gibt im dunklem Zimmer, gefunden zu haben.


Interessante Ideologie, die du da hast zwinkern


Die Klimzüge, und Haarspaltereien die herbeigezogen werden, um "seine" Theorie als Wahrheit zu verkaufen, sind allesamt amüsant wie die Geschichte von Kissing Hanks Ass
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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