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Über das Sterben.
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Murphy
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Anmeldungsdatum: 29.04.2011
Beiträge: 5000

Beitrag(#1892437) Verfasst am: 21.12.2013, 15:41    Titel: Über das Sterben. Antworten mit Zitat

Ein bisschen über Sterbehilfe nachgedacht, Belgien hat das ja kürzlich auch für Minderjährige legalisiert. Ist immer ein bisschen gefährlich sich als Schizophrener mit solchen Gedanken zu beschäftigen, vor allem laut. Wobei mir nicht ganz klar ist, wieso man einem Menschen, den man aufgrund seines Alters noch nicht für voll mündig befindet, eine Entscheidung zu treffen zubilligt, die man einem anderen Menschen, der aus anderen Gründen offenbar auch als nicht völlig mündig angesehen werden kann, verwehrt.

In der Psychiatrie hab ich mal einen Mann gesehen, der wird so an die 90 gewesen sein. Sie haben ihn gebracht im Rollstuhl, denn er war viel zu gebrechlich um noch laufen zu können. Er hat die ganze Nacht durchgeschrien. Seine Worte hatten ungefähr folgenden Inhalt: 'Nein, nein, geht weg! Hilfe! Die wollen mich umbringen! Geht weg! Geht weg! Hilfe!'
Die ganze Nacht. Wohlgemerkt: Er war allein auf dem Zimmer.

Ich kenne das Gefühl, wenn der Wahn einen so fest im Griff hält, dass man nur noch schreien möchte. Das heißt, ich kann es mir gut vorstellen, einen Schreikrampf hatte ich aber glücklicherweise noch nie.
Aber die Todesangst. Wenn die Paranoia so stark ist, dass man wirklich jeden Moment meint, gleich fallen sie über einen her. Wenn die Gedanken so schnell und so eingeschnürt sind und nicht mehr freikommen. Wenn die Panik aufsteigt und wächst und wächst und man nichts dagegen tun kann und man meint man hält es nicht mehr aus vor Angst.
Das ist der Moment, wo man durchdreht, wo man dazu neigt verrückte Dinge zu tun, wo man unberechenbar wird. Als es bei mir so stark war bin ich quasi mit letzter Kraft in die Klinik damals und hab mich selbst eingeliefert. Andere fangen eben an zu schreien. Oder ticken komplett aus und werden gefährlich.
Naja, jedenfalls ich weiß nicht, ob der Mann die gleiche Krankheit hatte wie ich oder ob unsere Krankheit überhaupt vergleichbar ist. Aber wie gesagt, ich kanns mir lebhaft vorstellen auch so zu werden, wenn ich alt bin. Alpträume, und zwar schlimme, hab ich nicht nur, aber ständig. Gut, das macht nichts, da schläft man ja. Wahn habe ich erlebt. Wahnvorstellungen: komplexe, groteske, bizarre Bilder aus anderen Welten ziehen wie Schatten immer mal wieder am normalen Gedankenhorizont vorbei, auch wenn man medikamentös gut eingestellt ist.
Unsicherheit, Beklommenheit und Angst sind ständige Begleiter sobald man sein gewohntes und vertrautes Refugium verlässt. Und auch die Angst davor, dass das alles irgendwann wieder durchbricht oder es sonst irgendwie Wirklichkeit wird, dass man beispielsweise nach dem Tod in einer solchen Welt aufwacht.
Überhaupt, der Blick auf den Tod hat sich ganz schön verändert. Jedesmal wenn ich dran denke, sehe ich dieses Eintauchen in ein endloses vollkommen schwarzes Nichts und jedesmal will ich nach Luft schnappen und es geht nicht.
Die Befürchtung ist schon da, dass, wenn ich alt werde und vielleicht nicht mehr so gut dagegen ankämpfen kann, dass ich dann auch irgendwann in einer geschlossenen Abteilung lande, allein, vor lauter Angst die ganze Zeit nur noch schreiend. Und da sind wir wieder bei der Sterbehilfe:
Wäre ein solches Leben, dass nicht nur von Angst, sondern von dem körperlich direkt spürbaren Gefühl der Panik dominiert wird, es noch wert gelebt zu werden?

Ich glaube, ich hätte selbst dann noch nicht dem Mumm, den Becher zu trinken, weil die Angst vor diesem schwarzen Unbekannten immer noch größer ist und wächst, je realer er erscheint.

Ich kann mir nicht vorstellen mich selbst zu entleiben. Aber ich hab mir eine Methode ausgedacht, die vielleicht funktionieren könnte: Ich werde daran arbeiten, Bilder und Eindrücke aus den Wahnvorstellungen zu verbalisieren. Ich will mich darin permanent verbessern, die Horrorvisionen, die ich hatte und habe, und das unendlich tiefe Grauen, das ich dort erlebt und gefühlt habe, auszudrücken und mitzuteilen.
Denn wenn das jemand eines Tages plötzlich nachvollziehen und mit einem mal verstehen sollte, was ich da eigentlich gesehen habe, welche Türen zu Welten, die besser verborgen geblieben wären, ich da aufgestossen habe, dann wird er ganz unmittelbar und als gelte es keine Zeit zu verlieren, zur nächsten Waffe greifen und mich kurz und schmerzlos davon erlösen wollen.

Muahahahahaaaaa


(Oh Gott, ich LIEBE diesen Thread)


[Edit: dieser Beitrag wurde ursprünglich in 'Dumme Gedanken II' erstellt und später abgetrennt]


Zuletzt bearbeitet von Murphy am 22.12.2013, 09:06, insgesamt 2-mal bearbeitet
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1892443) Verfasst am: 21.12.2013, 16:32    Titel: Antworten mit Zitat

Murphy hat folgendes geschrieben:
Ein bisschen über Sterbehilfe nachgedacht, Belgien hat das ja kürzlich auch für Minderjährige legalisiert. Ist immer ein bisschen gefährlich sich als Schizophrener mit solchen Gedanken zu beschäftigen, vor allem laut. Wobei mir nicht ganz klar ist, wieso man einem Menschen, den man aufgrund seines Alters noch nicht für voll mündig befindet, eine Entscheidung zu treffen zubilligt, die man einem anderen Menschen, der aus anderen Gründen offenbar auch als nicht völlig mündig angesehen werden kann, verwehrt.

In der Psychiatrie hab ich mal einen Mann gesehen, der wird so an die 90 gewesen sein. Sie haben ihn gebracht im Rollstuhl, denn er war viel zu gebrechlich um noch laufen zu können. Er hat die ganze Nacht durchgeschrien. Seine Worte hatten ungefähr folgenden Inhalt: 'Nein, nein, geht weg! Hilfe! Die wollen mich umbringen! Geht weg! Geht weg! Hilfe!'
Die ganze Nacht. Wohlgemerkt: Er war allein auf dem Zimmer.

Ich kenne das Gefühl, wenn der Wahn einen so fest im Griff hält, dass man nur noch schreien möchte. Das heißt, ich kann es mir gut vorstellen, einen Schreikrampf hatte ich aber glücklicherweise noch nie.
Aber die Todesangst. Wenn die Paranoia so stark ist, dass man wirklich jeden Moment meint, gleich fallen sie über einen her. Wenn die Gedanken so schnell und so eingeschnürt sind und nicht mehr freikommen. Wenn die Panik aufsteigt und wächst und wächst und man nichts dagegen tun kann und man meint man hält es nicht mehr aus vor Angst.
Das ist der Moment, wo man durchdreht, wo man dazu neigt verrückte Dinge zu tun, wo man unberechenbar wird. Als es bei mir so stark war bin ich quasi mit letzter Kraft in die Klinik damals und hab mich selbst eingeliefert. Andere fangen eben an zu schreien. Oder ticken komplett aus und werden gefährlich.
Naja, jedenfalls ich weiß nicht, ob der Mann die gleiche Krankheit hatte wie ich oder ob unsere Krankheit überhaupt vergleichbar ist. Aber wie gesagt, ich kanns mir lebhaft vorstellen auch so zu werden, wenn ich alt bin. Alpträume, und zwar schlimme, hab ich nicht nur, aber ständig. Gut, das macht nichts, da schläft man ja. Wahn habe ich erlebt. Wahnvorstellungen: komplexe, groteske, bizarre Bilder aus anderen Welten ziehen wie Schatten immer mal wieder am normalen Gedankenhorizont vorbei, auch wenn man medikamentös gut eingestellt ist.
Unsicherheit, Beklommenheit und Angst sind ständige Begleiter sobald man sein gewohntes und vertrautes Refugium verlässt. Und auch die Angst davor, dass das alles irgendwann wieder durchbricht oder es sonst irgendwie Wirklichkeit wird, dass man beispielsweise nach dem Tod in einer solchen Welt aufwacht.
Überhaupt, der Blick auf den Tod hat sich ganz schön verändert. Jedesmal wenn ich dran denke, sehe ich dieses Eintauchen in ein endloses vollkommen schwarzes Nichts und jedesmal will ich nach Luft schnappen und es geht nicht.
Die Befürchtung ist schon da, dass, wenn ich alt werde und vielleicht nicht mehr so gut dagegen ankämpfen kann, dass ich dann auch irgendwann in einer geschlossenen Abteilung lande, allein, vor lauter Angst die ganze Zeit nur noch schreiend. Und da sind wir wieder bei der Sterbehilfe:
Wäre ein solches Leben, dass nicht nur von Angst, sondern von dem körperlich direkt spürbaren Gefühl der Panik dominiert wird, es noch wert gelebt zu werden?

Ich glaube, ich hätte selbst dann noch nicht dem Mumm, den Becher zu trinken, weil die Angst vor diesem schwarzen Unbekannten immer noch größer ist und wächst, je realer er erscheint.

Ich kann mir nicht vorstellen mich selbst zu entleiben. Aber ich hab mir eine Methode ausgedacht, die vielleicht funktionieren könnte: Ich werde daran arbeiten, Bilder und Eindrücke aus den Wahnvorstellungen zu verbalisieren. Ich will mich darin permanent verbessern, die Horrorvisionen, die ich hatte und habe, und das unendlich tiefe Grauen, das ich dort erlebt und gefühlt habe, auszudrücken und mitzuteilen.
Denn wenn das jemand eines Tages plötzlich nachvollziehen und mit einem mal verstehen sollte, was ich da eigentlich gesehen habe, welche Türen zu Welten, die besser verborgen geblieben wären, ich da aufgestossen habe, dann wird er ganz unmittelbar und als gelte es keine Zeit zu verlieren, zur nächsten Waffe greifen und mich kurz und schmerzlos davon erlösen wollen.

Muahahahahaaaaa


(Oh Gott, ich LIEBE diesen Thread)


Bei meiner Mutter lief das ganz friedlich ab.
Sie hat gemerkt, dass man ihr, bei ihre immer weiter fortschreitende Bewegungsunfähigkeit nicht mehr helfen konnte.
Dann hat sie einfach aufgehört zu essen oder zu trinken.
Nach ein paar Tage ist sie ganz friedlich eingeschlafen.

Liegt vielleicht auch am Alter, wenn man sich darüber Gedanken macht. Meine Mutter war 88.
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Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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Murphy
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Beitrag(#1892461) Verfasst am: 21.12.2013, 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Bei meiner Mutter lief das ganz friedlich ab.
Sie hat gemerkt, dass man ihr, bei ihre immer weiter fortschreitende Bewegungsunfähigkeit nicht mehr helfen konnte.
Dann hat sie einfach aufgehört zu essen oder zu trinken.
Nach ein paar Tage ist sie ganz friedlich eingeschlafen.

Liegt vielleicht auch am Alter, wenn man sich darüber Gedanken macht. Meine Mutter war 88.

Ich glaub es ist ein großes Glück sanft einzuschlafen. Aber darauf verlassen, dass das so abgeht, kann man sich nicht.
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vrolijke
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Beitrag(#1892465) Verfasst am: 21.12.2013, 17:11    Titel: Antworten mit Zitat

Murphy hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:

Bei meiner Mutter lief das ganz friedlich ab.
Sie hat gemerkt, dass man ihr, bei ihre immer weiter fortschreitende Bewegungsunfähigkeit nicht mehr helfen konnte.
Dann hat sie einfach aufgehört zu essen oder zu trinken.
Nach ein paar Tage ist sie ganz friedlich eingeschlafen.

Liegt vielleicht auch am Alter, wenn man sich darüber Gedanken macht. Meine Mutter war 88.

Ich glaub es ist ein großes Glück sanft einzuschlafen. Aber darauf verlassen, dass das so abgeht, kann man sich nicht.


Wenn man alt und schwach ist, ist das eigentlich nicht unüblich.
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Beitrag(#1892509) Verfasst am: 21.12.2013, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Dann hat sie einfach aufgehört zu essen oder zu trinken.

Aufhören zu essen wäre mein Ding. Damit zeigt man auch dem Aussen das man nichts mehr davon in sich aufnehmen will.
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Ahriman
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Beitrag(#1892510) Verfasst am: 21.12.2013, 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

Murphy hat folgendes geschrieben:
siehe oben

Ich vermute, bei meiner Nachbarin ist es sowas Ähnliches. Vor einer Stunde hat sie mal wieder gewütet und mit schweren Gegenständen (keine Ahnung womit) an die Wände gedonnert. Auch hebt sie gerne Möbelstücke (vermutl. Couch oder Bett) an und läßt sie runterdonnern. Dazu laufen Radio und CD gleichzeitig. Außerdem schimpft sie dabei haßerfüllt auf nicht vorhandene Leute ein.
Soweit es dabei bleibt - damit kann ich gut leben, ihre diversen Geräuscheffekte (sie hat auch eine Drucklufthupe und eine Trillerpfeife)sind sogar amüsant. Mein Schlafzimmer liegt an der anderen Ecke des Hauses, dort erreicht sie mich nicht. Ja, sie macht das auch hin und wieder um Mitternacht.
Einzige Sorge: Bis jetzt ist sie harmlos, vor mir scheint sie sogar Angst zu haben, sie geht mir lächerlich auffällig aus dem Weg. Aber bleibt sie auch harmlos?
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fwo
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Beitrag(#1892525) Verfasst am: 21.12.2013, 20:02    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Murphy hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:

Bei meiner Mutter lief das ganz friedlich ab.
Sie hat gemerkt, dass man ihr, bei ihre immer weiter fortschreitende Bewegungsunfähigkeit nicht mehr helfen konnte.
Dann hat sie einfach aufgehört zu essen oder zu trinken.
Nach ein paar Tage ist sie ganz friedlich eingeschlafen.

Liegt vielleicht auch am Alter, wenn man sich darüber Gedanken macht. Meine Mutter war 88.

Ich glaub es ist ein großes Glück sanft einzuschlafen. Aber darauf verlassen, dass das so abgeht, kann man sich nicht.


Wenn man alt und schwach ist, ist das eigentlich nicht unüblich.

Scheiße ist nur, wenn Du vorher ins Krankenhaus kommst und die jungen Ärzte an dir jemanden zum Üben haben. Das kann den Sterbeprozess erheblich in die Länge ziehen. Im Medizinerjargon heißt dieses Phänomen "Jugend forscht".

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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zelig
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Beitrag(#1892541) Verfasst am: 21.12.2013, 20:29    Titel: Antworten mit Zitat

Habe mal gelesen (bei Borasio, glaube ich), daß das sanfte, friedliche Einschlafen eher der Ausnahmefall ist.
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vrolijke
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Beitrag(#1892542) Verfasst am: 21.12.2013, 20:29    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Murphy hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:

Bei meiner Mutter lief das ganz friedlich ab.
Sie hat gemerkt, dass man ihr, bei ihre immer weiter fortschreitende Bewegungsunfähigkeit nicht mehr helfen konnte.
Dann hat sie einfach aufgehört zu essen oder zu trinken.
Nach ein paar Tage ist sie ganz friedlich eingeschlafen.

Liegt vielleicht auch am Alter, wenn man sich darüber Gedanken macht. Meine Mutter war 88.

Ich glaub es ist ein großes Glück sanft einzuschlafen. Aber darauf verlassen, dass das so abgeht, kann man sich nicht.


Wenn man alt und schwach ist, ist das eigentlich nicht unüblich.

Scheiße ist nur, wenn Du vorher ins Krankenhaus kommst und die jungen Ärzte an dir jemanden zum Üben haben. Das kann den Sterbeprozess erheblich in die Länge ziehen. Im Medizinerjargon heißt dieses Phänomen "Jugend forscht".

fwo


Meine Mutter war im Krankenhaus.
Die behandelnde Ärtztin hat mit mein Vater, meine Schwester, und mit mir gesprochen.
Wir, (ich als Wortführer) haben ihr gesagt. "Wir möchten es so zulassen, wie Mutter es möchte. Sie soll nebenbei eine gute Schmerztherapie bekommen".
Sie antwortete: "Es freut mich, dass sie das auch so sehen. So machen wir es".

Das war in Belgien. Ich habe aber auch schon gehört, dass dies in Deutschland durchaus möglich ist.
Probleme gibts nur, wenn irgend jemand von der Verwantschaft unbedingt auf "lebenserhaltende Maßnahmen" besteht.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
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Beitrag(#1892550) Verfasst am: 21.12.2013, 20:38    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Habe mal gelesen (bei Borasio, glaube ich), daß das sanfte, friedliche Einschlafen eher der Ausnahmefall ist.


Vielleicht kommts darauf an, wie lange man sich wehrt.

Mein Vater hat zwei Jahr später ca drei Monatelang mit dem Tot gekämpft. Der wollte nicht gehen. Bzw. der hatte einen tierischen Angst. Der lag im Bett, hat mit bangen Augen richtung Decke gestarrt, und sich ständig bekreuzigt.

Meine Mutter war übrigens Atheistin. Mein Vater gläubig.

Ich erkläre das mal so:
Meine Mutter hat gemeint, dass es nun wohl genug sei, und Zeit zu gehen. Das Elend ist größer als das Vergnügen.

Mein Vater hat dann wohl zum Schluss ernste Zweifel gehabt, ob er "gläubig genug" gewesen wäre, um vor "seinem Herr" zu treten.
Oder hat gezweifelt, ob er wohl das "richtige" geglaubt hat.
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#1892555) Verfasst am: 21.12.2013, 20:52    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Habe mal gelesen (bei Borasio, glaube ich), daß das sanfte, friedliche Einschlafen eher der Ausnahmefall ist.


Vielleicht kommts darauf an, wie lange man sich wehrt.

Mein Vater hat zwei Jahr später ca drei Monatelang mit dem Tot gekämpft. Der wollte nicht gehen. Bzw. der hatte einen tierischen Angst. Der lag im Bett, hat mit bangen Augen richtung Decke gestarrt, und sich ständig bekreuzigt.

Meine Mutter war übrigens Atheistin. Mein Vater gläubig.

Ich erkläre das mal so:
Meine Mutter hat gemeint, dass es nun wohl genug sei, und Zeit zu gehen. Das Elend ist größer als das Vergnügen.

Mein Vater hat dann wohl zum Schluss ernste Zweifel gehabt, ob er "gläubig genug" gewesen wäre, um vor "seinem Herr" zu treten.
Oder hat gezweifelt, ob er wohl das "richtige" geglaubt hat.


Es tut mir für jeden Leid, der sich dann noch mit solchen Gedanken/Gefühlen belastet sieht. Es ist wohl aber so, daß die Ängste der Gegenwart mehr auf die Frage gerichtet sind, ob man im Krankenhaus und als Objekt einer Gerätemedizin, oder auch mit Schmerzen sterben muss. Mein Eindruck ist, daß wir in Deutschland seit einiger Zeit einen Wandel durchmachen, was den Umgang mit diesen Ängsten betrifft. Es wird akzeptiert, daß Leute lieber in ihrer gewohnten, oder zumindest in einer fürsorglichen Umgebung sterben möchten, aber zugleich sicher sein möchten, daß sie keine Schmerzen haben. Früher gab es ja in Dland diesen schrecklichen Ethos, daß man Schmerzen ertragen müsse.
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Beitrag(#1892572) Verfasst am: 21.12.2013, 21:17    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Früher gab es ja in Dland diesen schrecklichen Ethos, daß man Schmerzen ertragen müsse.

Allerdings, das was mir am wichtigsten war schien (früher) für die Weisskittel niedrigste Priorität gehabt zu haben.
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beefy
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Anmeldungsdatum: 24.09.2008
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Beitrag(#1892576) Verfasst am: 21.12.2013, 21:24    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:


Das war in Belgien. Ich habe aber auch schon gehört, dass dies in Deutschland durchaus möglich ist.
Probleme gibts nur, wenn irgend jemand von der Verwantschaft unbedingt auf "lebenserhaltende Maßnahmen" besteht.


Das habe ich leider anders erlebt.
Meine Mutter wurde während einer erfolgreichen Gehirnoperation mit resistenten Krankenhauskeimen infiziert.
Drei Tage nach der eigentlichen Op ging es los mit den Not OP's wo sie ihr verfaulende Teile des Hirns weggeschnitten haben.
Nach der dritten OP war klar daß sie nie wieder arbeiten können wird.
Nach der vierten war sie Pflegefall.
Nach der fünften hatte sie keinen klaren Moment mehr.Wenn sie nicht sabbernd vor sich hingedämmert hat, hat sie z.B: von den Rosa Schweinchen ihrer Tapete geredet.Wir habeen angefangen darum zu bitten die Machinen abzustellen oder wenigstens nicht noch mehr rauszuschneiden.
Nach der sechsten Op ( ein Monat nach Einlieferung) ist sie nicht mehr aufgewacht.Unsere Bitten haben weiter nichts gebracht.
Nach der siebten haben sie dann zum Glück aufgegeben.Da war aber auch nicht mehr viel übrig, was sie hätten retten können.

(Damals gab es noch nicht die jetzige Regelungen mit Patientenverfügungen.Wir wußten zwar was sie wollte....aber die haben uns halt nicht geglaubt)
_________________
Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1892581) Verfasst am: 21.12.2013, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Habe mal gelesen (bei Borasio, glaube ich), daß das sanfte, friedliche Einschlafen eher der Ausnahmefall ist.


Vielleicht kommts darauf an, wie lange man sich wehrt.

Mein Vater hat zwei Jahr später ca drei Monatelang mit dem Tot gekämpft. Der wollte nicht gehen. Bzw. der hatte einen tierischen Angst. Der lag im Bett, hat mit bangen Augen richtung Decke gestarrt, und sich ständig bekreuzigt.

Meine Mutter war übrigens Atheistin. Mein Vater gläubig.

Ich erkläre das mal so:
Meine Mutter hat gemeint, dass es nun wohl genug sei, und Zeit zu gehen. Das Elend ist größer als das Vergnügen.

Mein Vater hat dann wohl zum Schluss ernste Zweifel gehabt, ob er "gläubig genug" gewesen wäre, um vor "seinem Herr" zu treten.
Oder hat gezweifelt, ob er wohl das "richtige" geglaubt hat.


Es tut mir für jeden Leid, der sich dann noch mit solchen Gedanken/Gefühlen belastet sieht. Es ist wohl aber so, daß die Ängste der Gegenwart mehr auf die Frage gerichtet sind, ob man im Krankenhaus und als Objekt einer Gerätemedizin, oder auch mit Schmerzen sterben muss. Mein Eindruck ist, daß wir in Deutschland seit einiger Zeit einen Wandel durchmachen, was den Umgang mit diesen Ängsten betrifft. Es wird akzeptiert, daß Leute lieber in ihrer gewohnten, oder zumindest in einer fürsorglichen Umgebung sterben möchten, aber zugleich sicher sein möchten, daß sie keine Schmerzen haben. Früher gab es ja in Dland diesen schrecklichen Ethos, daß man Schmerzen ertragen müsse.


Also; ich möchte nicht daheim sterben.

Nicht genug, dass Sterben an sich schon eine Belastung ist. Man hat auch noch die Sorgen, dass die Nächsten, das ganze "technische" erledigen müssen. (Mit schön aufs Klo gehen und so, ist da nicht mehr). Anschliessend noch in der Wohnung weiterleben, wo ich gestorben bin.

Nee. Ich möchte meine Angehörigen nicht damit belasten. Die können gerne entspannt jeden Tag zu mir kommen. Aber nicht noch zusätzlich Windeln wechseln, mich waschen usw. Dass lasse ich lieber von denen machen, die dafür ausgebildet sind.

Ich habe schon mehrere Sendungen über Hospize gesehen. Auch schon gehört von einem Kollegen, als die Schwester von ihm gestorben war. Dort geht es liebevoll zu.

Meine Frau denkt da ebenso. Wir haben uns des öfteren, auch gestern aufgrund dieses Threads, darüber unterhalten.
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Beitrag(#1892582) Verfasst am: 21.12.2013, 21:40    Titel: Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:


Das war in Belgien. Ich habe aber auch schon gehört, dass dies in Deutschland durchaus möglich ist.
Probleme gibts nur, wenn irgend jemand von der Verwantschaft unbedingt auf "lebenserhaltende Maßnahmen" besteht.


Das habe ich leider anders erlebt.
Meine Mutter wurde während einer erfolgreichen Gehirnoperation mit resistenten Krankenhauskeimen infiziert.
Drei Tage nach der eigentlichen Op ging es los mit den Not OP's wo sie ihr verfaulende Teile des Hirns weggeschnitten haben.
Nach der dritten OP war klar daß sie nie wieder arbeiten können wird.
Nach der vierten war sie Pflegefall.
Nach der fünften hatte sie keinen klaren Moment mehr.Wenn sie nicht sabbernd vor sich hingedämmert hat, hat sie z.B: von den Rosa Schweinchen ihrer Tapete geredet.Wir habeen angefangen darum zu bitten die Machinen abzustellen oder wenigstens nicht noch mehr rauszuschneiden.
Nach der sechsten Op ( ein Monat nach Einlieferung) ist sie nicht mehr aufgewacht.Unsere Bitten haben weiter nichts gebracht.
Nach der siebten haben sie dann zum Glück aufgegeben.Da war aber auch nicht mehr viel übrig, was sie hätten retten können.

(Damals gab es noch nicht die jetzige Regelungen mit Patientenverfügungen.Wir wußten zwar was sie wollte....aber die haben uns halt nicht geglaubt)


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vrolijke
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Beitrag(#1892584) Verfasst am: 21.12.2013, 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:


Das war in Belgien. Ich habe aber auch schon gehört, dass dies in Deutschland durchaus möglich ist.
Probleme gibts nur, wenn irgend jemand von der Verwantschaft unbedingt auf "lebenserhaltende Maßnahmen" besteht.


Das habe ich leider anders erlebt.
Meine Mutter wurde während einer erfolgreichen Gehirnoperation mit resistenten Krankenhauskeimen infiziert.
Drei Tage nach der eigentlichen Op ging es los mit den Not OP's wo sie ihr verfaulende Teile des Hirns weggeschnitten haben.
Nach der dritten OP war klar daß sie nie wieder arbeiten können wird.
Nach der vierten war sie Pflegefall.
Nach der fünften hatte sie keinen klaren Moment mehr.Wenn sie nicht sabbernd vor sich hingedämmert hat, hat sie z.B: von den Rosa Schweinchen ihrer Tapete geredet.Wir habeen angefangen darum zu bitten die Machinen abzustellen oder wenigstens nicht noch mehr rauszuschneiden.
Nach der sechsten Op ( ein Monat nach Einlieferung) ist sie nicht mehr aufgewacht.Unsere Bitten haben weiter nichts gebracht.
Nach der siebten haben sie dann zum Glück aufgegeben.Da war aber auch nicht mehr viel übrig, was sie hätten retten können.

(Damals gab es noch nicht die jetzige Regelungen mit Patientenverfügungen.Wir wußten zwar was sie wollte....aber die haben uns halt nicht geglaubt)


Trösten Man muß auch ein wenig Glück haben, mit den Ärzten.
Bei Deine Mutter lief es offensichtlich anders ab. Wenn die einmal angefangen haben, jemand zu "heilen", geben die natürlich nicht so schnell auf.

Meine Mutter kam ziemlich bewegungsunfähig im Krankenhaus, und hatte gedacht, da könne man noch was machen.
Als man ihr sagte, dass dass absolut nicht machbar war, hielt sie es für genug.
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beefy
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Beitrag(#1892586) Verfasst am: 21.12.2013, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:


Trösten Man muß auch ein wenig Glück haben, mit den Ärzten.
Bei Deine Mutter lief es offensichtlich anders ab. Wenn die einmal angefangen haben, jemand zu "heilen", geben die natürlich nicht so schnell auf.



Die haben sich wirklich gesträubt.
Ich hab angeboten es selbst zu machen und sie redeten von Mord.Ich hab geheult, gebettelt und ein bischen was kaputtgemacht.Mein Bruder und ich haben ernsthaft erwogen jemanden dafür zu bezahlen, daß er es erledigt.
Zum Glück ist es dann nicht mehr dazu gekommen.
Ich hätte es gemacht.

Mir (oder vielmehr meiner Tochter) wird das nicht passieren.Ich bin vierfach abgesichert. Cool
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Beitrag(#1892589) Verfasst am: 21.12.2013, 22:00    Titel: Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:


Trösten Man muß auch ein wenig Glück haben, mit den Ärzten.
Bei Deine Mutter lief es offensichtlich anders ab. Wenn die einmal angefangen haben, jemand zu "heilen", geben die natürlich nicht so schnell auf.



Die haben sich wirklich gesträubt.
Ich hab angeboten es selbst zu machen und sie redeten von Mord.Ich hab geheult, gebettelt und ein bischen was kaputtgemacht.Mein Bruder und ich haben ernsthaft erwogen jemanden dafür zu bezahlen, daß er es erledigt.
Zum Glück ist es dann nicht mehr dazu gekommen.
Ich hätte es gemacht.

Mir (oder vielmehr meiner Tochter) wird das nicht passieren.Ich bin vierfach abgesichert. Cool


Dabei ist "Maschine abschalten" in Deutschland ja auch keine Straftat.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sterbehilfe

Daraus:
Zitat:
Zu unterscheiden ist die Sterbehilfe von

der in Deutschland grundsätzlich straflosen Beihilfe zur Selbsttötung („[ärztlich] assistierter Suizid”); dagegen ist in den Niederlanden die Beihilfe zur Selbsttötung eine Straftat, die nur für Ärzte unter sehr eng definierten Voraussetzungen nicht strafbar ist,
dem ärztlichen Behandlungsabbruch auf Verlangen des betroffenen Patienten (oder gegebenenfalls einer dazu bevollmächtigten Person),
dem in Deutschland straflosen Ausschalten von Geräten (wie Beatmungsgeräten) oder das Unterlassen von Reanimationsversuchen nachdem der Hirntod bereits eingetreten ist,
der in Deutschland straflosen Hilfe im Sterbeprozess: Verabreichen von Medikamenten, die schmerzstillend sind und das Leben nicht vorsätzlich verkürzen.

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beefy
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Beitrag(#1892595) Verfasst am: 21.12.2013, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Dabei ist "Maschine abschalten" in Deutschland ja auch keine Straftat.


Das war '95. Da sah das noch anders aus.Sie hatte keine Patientenverfügung, das ganze mit den PV's war eh noch nicht juristisch geklärt und es waren seltene "Glücksfälle" wenn Ärzte sich darauf eingelassen haben.
Und ich weiß auch nicht wie es heute aussieht wenn dann ein Angehöriger ohne was schriftliches vom Patienten den Stecker zieht.
Der Verdacht daß es da um ein Erbe geht ist da natürlich schon angebracht.Nur war es bei uns eben nicht so.
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vrolijke
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Beitrag(#1892597) Verfasst am: 21.12.2013, 22:20    Titel: Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Dabei ist "Maschine abschalten" in Deutschland ja auch keine Straftat.


Das war '95. Da sah das noch anders aus.Sie hatte keine Patientenverfügung, das ganze mit den PV's war eh noch nicht juristisch geklärt und es waren seltene "Glücksfälle" wenn Ärzte sich darauf eingelassen haben.
Und ich weiß auch nicht wie es heute aussieht wenn dann ein Angehöriger ohne was schriftliches vom Patienten den Stecker zieht.
Der Verdacht daß es da um ein Erbe geht ist da natürlich schon angebracht.Nur war es bei uns eben nicht so.


Die Ärzte waren ja selber lange Zeit enorm unsicher.
Wir haben uns gegenseitig Vollmacht gegeben für die finale Entscheidung.
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beefy
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Beitrag(#1892604) Verfasst am: 21.12.2013, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Wir haben uns gegenseitig Vollmacht gegeben für die finale Entscheidung.


Sowas hab ich auch.Aber nicht bei meinen Angehörigen.Das muß mein bester Freund durchsetzen.

Allerdings hab ich wegen dieser Erfahrung noch noch ein paar andere Sachen verfügt und vereinbart.
Nur um völlig sicher zu gehen.
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Wilson
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Beitrag(#1892628) Verfasst am: 21.12.2013, 23:36    Titel: Antworten mit Zitat

für mich als hypochonder, karzinophobiker ist der gedanke ans sterben horror.
ich sterbe quasi dauernd unter schrecklichen qualen. phasenweise ist es kaum auszuhalten. Traurig
ich wäre gerne unsterblich.
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vrolijke
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Beitrag(#1892631) Verfasst am: 21.12.2013, 23:43    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
für mich als hypochonder, karzinophobiker ist der gedanke ans sterben horror.
ich sterbe quasi dauernd unter schrecklichen qualen. phasenweise ist es kaum auszuhalten. Traurig
ich wäre gerne unsterblich.


Dann mußt wohl Christ, oder Moslem werden. Die glauben dass es anschließend irgendwie weitergeht.
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Wilson
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Beitrag(#1892634) Verfasst am: 21.12.2013, 23:48    Titel: Antworten mit Zitat

nee.

der prozess des sterbens, das wissen um unheilbarkeit ist es.

die alternative, den schönen, schnellen tod gibts bei mir nicht.
deshalb möchte ich gar nicht tot sein.

gibts da einen ausweg?
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Beitrag(#1892638) Verfasst am: 21.12.2013, 23:56    Titel: Antworten mit Zitat

beefy hat folgendes geschrieben:

Das habe ich leider anders erlebt.
....

Sch..... Traurig
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Misterfritz
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Beitrag(#1892639) Verfasst am: 21.12.2013, 23:57    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
gibts da einen ausweg?

therapie - oder wenn dir das nicht liegt, engagiere dich in der hospizbewegung.
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vrolijke
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Beitrag(#1892642) Verfasst am: 21.12.2013, 23:59    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
nee.

der prozess des sterbens, das wissen um unheilbarkeit ist es.

die alternative, den schönen, schnellen tod gibts bei mir nicht.
deshalb möchte ich gar nicht tot sein.

gibts da einen ausweg?


Lebe doch erst mal im jetzt.

Auf so manches bekommt man, im Laufe seines Lebens, eine ganz andere Sichtweise.
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Wilson
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Beitrag(#1892647) Verfasst am: 22.12.2013, 00:07    Titel: Antworten mit Zitat

hospitz?
auf gar keinen fall, schaue ich mir abgemagerte, hohlwangige und gezeichnete leute an.
der geruch von tod...
eine therapie hat nichts gebracht, der mann war sauer auf mich.
treppauf in sein büro hingen lauter variationen von munchs schrei, gemalt von seiner frau.
ich sagte ihm, die seien wenig inspirierend.

und genießen geht eben nicht, v. wenn man häufiger an das dahinsiechen denken muss.
ich hoffe, ich bekomme die kurve, wenn ich mal eine diagnose erhalte. ich befürchte, den richtigen zeitpunkt zu verpassen.
ganz wichtig, der richtige zeitpunkt.
aber danke für die tipps.
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Misterfritz
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Beitrag(#1892651) Verfasst am: 22.12.2013, 00:14    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
hospitz?
auf gar keinen fall, schaue ich mir abgemagerte, hohlwangige und gezeichnete leute an.
der geruch von tod...
du hast aber echt NULL ahnung...
Wilson hat folgendes geschrieben:
ich hoffe, ich bekomme die kurve, wenn ich mal eine diagnose erhalte. ich befürchte, den richtigen zeitpunkt zu verpassen.
das ist doch ganz einfach, der richtige zeitpunkt ist klar BEVOR du diese diagnose bekommst noc
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Wilson
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Beitrag(#1892656) Verfasst am: 22.12.2013, 00:21    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:
hospitz?
auf gar keinen fall, schaue ich mir abgemagerte, hohlwangige und gezeichnete leute an.
der geruch von tod...
du hast aber echt NULL ahnung...

die kulissen mögen stimmen, auch die staffage.
du magst dir ja was vormachen lassen wollen...

Wilson hat folgendes geschrieben:
ich hoffe, ich bekomme die kurve, wenn ich mal eine diagnose erhalte. ich befürchte, den richtigen zeitpunkt zu verpassen.

Zitat:
das ist doch ganz einfach, der richtige zeitpunkt ist klar BEVOR du diese diagnose bekommst noc

allerdings.
und findest du einen solchen suizidgrund berechtigt?
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