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Selbstmordangriff auf Kinder ...
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magnusfe
MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 3944
Wohnort: dunkler Ort :

Beitrag(#839104) Verfasst am: 14.10.2007, 00:14    Titel: Selbstmordangriff auf Kinder ... Antworten mit Zitat

spiegel online

Zitat:
Selbstmord-Attentäter lockte Kinder mit Süßigkeiten

Er lockte sie mit Schokolade - und zündete dann die Bombe: Ein irakischer Selbstmord-Attentäter hat sich am Morgen inmitten einer Gruppe von Kindern in die Luft gesprengt. Mindestens eines starb, viele wurden verletzt. Auch bei einem US-Angriff starben im Irak Kinder und Frauen.


Ich glaube nicht dass es dafür Jungfrauen gibt ...

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511082,00.html
_________________
http://www.magnusfe.npage.de


Wer meine Worte klaut wird schlau
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Miss_Wodkatonic
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Anmeldungsdatum: 17.09.2007
Beiträge: 87

Beitrag(#839680) Verfasst am: 14.10.2007, 23:53    Titel: Antworten mit Zitat

Krank und grausam sowas!

Böse Geschockt Geschockt Geschockt
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AdvocatusDiaboli
Öffentlicher Mobber



Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#1895886) Verfasst am: 09.01.2014, 22:48    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.spiegel.de/politik/ausland/pakistan-teenager-bezahlt-rettung-seiner-schule-mit-dem-leben-a-942728.html

Zitat:
Pakistan: Teenager rettet Hunderte Schüler vor Selbstmordattentäter
Pakistans neuer Held ist 15 Jahre alt. Mit einem beherzten Sprung rettete der Teenager Aitizaz in dem Ort Ibrahimzai eine Schule mit etwa 2000 Menschen vor einem Selbstmordattentäter. Er wollte den Terroristen aufhalten, dieser sprengte sich in die Luft und riss den Jungen mit in den Tod.


Ein Kind rettete Kinder vor einem Selbstmordattentäter. Deprimiert
_________________
Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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wesen
ist mal wieder da



Anmeldungsdatum: 10.03.2011
Beiträge: 398
Wohnort: Essen

Beitrag(#1895892) Verfasst am: 09.01.2014, 23:11    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Ein Kind rettete Kinder vor einem Selbstmordattentäter. Deprimiert


Ich verstehe nicht, warum das In-Die-Luft-Jagen einer Schule aus Sicht eines offenbar muslimischen Selbstmordattentäters sinnvoll erscheint.
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Religionskritik-Wiesbaden
homo est creator Dei



Anmeldungsdatum: 04.11.2008
Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden

Beitrag(#1895895) Verfasst am: 09.01.2014, 23:18    Titel: Antworten mit Zitat

wesen hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Ein Kind rettete Kinder vor einem Selbstmordattentäter. Deprimiert


Ich verstehe nicht, warum das In-Die-Luft-Jagen einer Schule aus Sicht eines offenbar muslimischen Selbstmordattentäters sinnvoll erscheint.


- vielleicht weil dort Mädchen unterrichtet werden?

- vielleicht weil dort zufällig ein großer Cluster von Bahai oder Achmadyya Kindern unterrichtet wird?

- vielleicht weil dort andere Minderheiten unterrichtet werden?

- die Schule von den Amis gebaut wurde?

- die Schule von Freunden von Amis gebaut wurde?

oder einfach nur um Terror zu stiften und zu zeigen, dass es in Pakistan keine bestehende Ordnung mehr gibt und noch ein islamischer Staat Recht und Ordnung für die Menschen sichern kann.

Dort wo Chaos und Bürgerkrieg sich ausbreiten - können gut organisierte Terrorgruppen am schnellsten Fuß fassen - in Mali klappte das, bis man sie wieder verscheuchte und aktuell klappt es ja wohl ganz gut in Syrien - teilweise auch im Irak.
_________________
Derzeit ohne Untertitel
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Standpunkt
registrierter User



Anmeldungsdatum: 22.12.2009
Beiträge: 195
Wohnort: Chattischer Bibelgürtel

Beitrag(#1895901) Verfasst am: 09.01.2014, 23:29    Titel: Antworten mit Zitat

wesen hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Ein Kind rettete Kinder vor einem Selbstmordattentäter. Deprimiert


Ich verstehe nicht, warum das In-Die-Luft-Jagen einer Schule aus Sicht eines offenbar muslimischen Selbstmordattentäters sinnvoll erscheint.


Weil in diesem Distikt offenbar Schiiten ("dreckige Ratten" aus Sicht etlicher radikaler Sunniten) wohnen.
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1895916) Verfasst am: 10.01.2014, 00:36    Titel: Antworten mit Zitat

wesen hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Ein Kind rettete Kinder vor einem Selbstmordattentäter. Deprimiert


Ich verstehe nicht, warum das In-Die-Luft-Jagen einer Schule aus Sicht eines offenbar muslimischen Selbstmordattentäters sinnvoll erscheint.


Mir erscheint das vollkommen stimmig und naheliegend. Lies zum Beispiel folgendes zur Gruppe Boko Haram : "In a 2009 BBC interview, Mohammed Yusuf, then leader of the group, stated his belief that the fact of a spherical Earth is contrary to Islamic teaching and should be rejected, along with Darwinian evolution and the fact of rain originating from water evaporated by the sun."

Die Selbstmordattentäter als muslimisch zu bezeichnen, ist ungefähr so hilfreich, wie den dreißigjährigen Krieg zu beschreiben, indem man alle Teilnehmer als Christen bezeichnet (und vielleicht noch Bauern und Adelige als "Landbewohner").
_________________
Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#1895919) Verfasst am: 10.01.2014, 00:47    Titel: Antworten mit Zitat

wesen hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Ein Kind rettete Kinder vor einem Selbstmordattentäter. Deprimiert


Ich verstehe nicht, warum das In-Die-Luft-Jagen einer Schule aus Sicht eines offenbar muslimischen Selbstmordattentäters sinnvoll erscheint.


Das kann man in unserer Zivilisation nicht verstehen. Darum geht es auch nicht.
Es geht um einen Jungen, der sich für andere eingesetzt und mit seinem Leben
bezahlt hat. Ich finde keine Worte dafür...
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wesen
ist mal wieder da



Anmeldungsdatum: 10.03.2011
Beiträge: 398
Wohnort: Essen

Beitrag(#1895921) Verfasst am: 10.01.2014, 00:56    Titel: Antworten mit Zitat

Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben:
[...]

Ich habe mich nicht konkret genug ausgedrückt. Mutmaßungen kann ich auch anstellen. Ich möchte gerne wissen, was für diesen Attentäter ausschlaggebend war.

Standpunkt hat folgendes geschrieben:
Weil in diesem Distikt offenbar Schiiten ("dreckige Ratten" aus Sicht etlicher radikaler Sunniten) wohnen.

Danke.

esme hat folgendes geschrieben:
[...]
Die Selbstmordattentäter als muslimisch zu bezeichnen, ist ungefähr so hilfreich, wie den dreißigjährigen Krieg zu beschreiben, indem man alle Teilnehmer als Christen bezeichnet (und vielleicht noch Bauern und Adelige als "Landbewohner").

Stimmt.
Ich unterrichte morgen eine Klasse, in der einer der Schüler sich letztes mal zu einem ziemlich radikalen Islam bekannt hat (Scharia, Polygamie, Verschleierung und Beschränkung des Lebensraumes der Frauen etc.) Der betreffende Schüler ist aus Pakistan. Ich habe da spontan nicht gerade einen objektiven Blick gehabt.
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1895924) Verfasst am: 10.01.2014, 01:10    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
Das kann man in unserer Zivilisation nicht verstehen.

In welcher "Zivilisation" kann man das denn "verstehen" und in welchem Sinne?
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#1895928) Verfasst am: 10.01.2014, 01:28    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Das kann man in unserer Zivilisation nicht verstehen.

In welcher "Zivilisation" kann man das denn "verstehen" und in welchem Sinne?


Antwort a: In der originären mit entspr. sozialisationsbedingter Sinnhaftigkeit.
Antwort b: Schwer zu sagen. Am besten mal nachdenken...
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1895987) Verfasst am: 10.01.2014, 13:20    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
In der originären

Welche soll das sein?

schtonk hat folgendes geschrieben:
mit entspr. sozialisationsbedingter Sinnhaftigkeit.

Aha. Kinder werden also darauf sozialisiert, einen Sinn darin zu sehen, Schulen in die Luft zu sprengen. Sehr interessant. Aber klar, das ist ja auch ein kulturell äußerst sinnvolles Konzept.
Offenbar muss man ja noch nicht mal einen Sinn darin sehen. Schließlich kann man ja auch Hochzeitsgesellschaften bombardieren, ohne einen Sinn darin sehen zu müssen.

schtonk hat folgendes geschrieben:
Antwort b: Schwer zu sagen.

Aha. Du kannst sagen, dass Leute in einer "Zivilisation" einen Sinn darin sehen können, aber nicht, was das überhaupt heißen soll. Sehr interessant...
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Waschmaschine777
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Anmeldungsdatum: 07.07.2008
Beiträge: 4007

Beitrag(#1896009) Verfasst am: 10.01.2014, 14:12    Titel: Antworten mit Zitat

wesen hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Ein Kind rettete Kinder vor einem Selbstmordattentäter. Deprimiert


Ich verstehe nicht, warum das In-Die-Luft-Jagen einer Schule aus Sicht eines offenbar muslimischen Selbstmordattentäters sinnvoll erscheint.


Die Schule wollte er wohl nicht in die Luft jagen. Dafür war die Bombe zu klein. Wenn die Hintermänner die ganze Schule hätten sprengen wollen, dann hätten sie mindestens ein Auto -vollgepackt mit Sprengstoff - losgeschickt.

So kann man nur darüber spekulieren in welchen Raum er gehen wollte. Wollte er ins Direktorat, weil er vorgegeben hat sich Anmelden zu wollen? Oder wollte er in ein Klassenzimmer?
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Hatiora
sukkulent



Anmeldungsdatum: 16.09.2012
Beiträge: 4896
Wohnort: Frankfurt

Beitrag(#1896017) Verfasst am: 10.01.2014, 14:29    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:

schtonk hat folgendes geschrieben:
Antwort b: Schwer zu sagen.

Aha. Du kannst sagen, dass Leute in einer "Zivilisation" einen Sinn darin sehen können, aber nicht, was das überhaupt heißen soll. Sehr interessant...


Moeglich, dass es hier zwei Ebenen des Wortes "verstehen" gibt? zwinkern
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"Daß alles immer schlimmer wird, versteht sich auch im neuen Jahr von selbst und hat noch immer nichts mit Verschwörung zu tun, sondern mit allen, die ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verrichten." Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1896028) Verfasst am: 10.01.2014, 15:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hatiora hat folgendes geschrieben:
Moeglich, dass es hier zwei Ebenen des Wortes "verstehen" gibt? zwinkern

Ja, das schon. Wenn ich dich richtig verstehe, willst du sagen, dass du nicht emotional nachvollziehen kannst, wie man eine Schule sprengen kann. Schön und gut. Worauf ich hinauswill, ist, dass das nichts mit "unserer Zivilisation" zu tun hat. Erstens gibt es durchaus so einige Menschen aus "unserer Zivilisation", die zu allen möglichen Grausamkeiten ohne Weiteres fähig sind und das auch immer wieder auf's Neue beweisen. Zweitens ist es etwas eigenartig, zu behaupten, dass Menschen aus einer "anderen Zivilisation", welche auch immer das sein soll, allesamt nur aufgrund dieser Zugehörigkeit auch schon das Sprengen von Schulen nachvollziehen können sollen. Wer Dummheit und Grausamkeit für kulturabhängig hält, hat m.E. recht grundsätzlich was nicht verstanden. Zudem wird er tendentiell alles ausblenden, was nicht in dieses Bild passt. Der verbreitete Glaube, dass Menschen aus unserer Kultur im Unterschied zu anderen Menschen Grausamkeit nicht (oder nicht so gut) verstehen können, scheint mir vor allem zu zeigen, wie wenig wir uns selbst verstehen.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte


Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 10.01.2014, 15:24, insgesamt 2-mal bearbeitet
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22259

Beitrag(#1896031) Verfasst am: 10.01.2014, 15:22    Titel: Antworten mit Zitat

Das kommt mir jetzt so vor, als wolltest du behaupten, dass "unsere Kultur = edel, hilfreich und gut" in Verbindung mit "andere, speziell islamische Kultur = böse, verbrecherisch und menschenfeindlich" nicht korrekt wäre. Du Nestbeschmutzer, du.
_________________
"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26440
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1896037) Verfasst am: 10.01.2014, 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) @ Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Das kommt mir jetzt so vor, als wolltest du behaupten, dass "unsere Kultur = edel, hilfreich und gut" in Verbindung mit "andere, speziell islamische Kultur = böse, verbrecherisch und menschenfeindlich" nicht korrekt wäre. Du Nestbeschmutzer, du.

@tillich: So eine fette Einladung zum OT nehme ich doch immer an. zwinkern

Nö. Tarvoc ist kein Nestbeschmutzer - unsere Kultur sehe ich ähnlich wie er. Tarvoc möchte nur nicht sehen, dass andere noch schlimmer sind.

Wo Du gerade extra den Islam erwähnst, um mir ein Stichwort zu geben: Stimmst Du mir darin zu, dass es bei uns auch einen Protest der christlichen Kirchen geben würde, wenn wir versuchen würden wieder Steinigungen einzuführen?

Was sagt es dann in Sachen Gewalt über den Islam in Relation zum hiesigen Christentum aus, dass er sich in den Ländern, in denen noch Steinigungen exekutiert werden, nicht dagegen ausspricht?

(Ich möchte in dem Zusammenhang auch ganz leise an die diesbezüglichen Umfrageergebnisse aus der Untersuchung zum Fundamentalismus im Islam in Europa erinnern)

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44647

Beitrag(#1896085) Verfasst am: 10.01.2014, 19:13    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Nö. Tarvoc ist kein Nestbeschmutzer - unsere Kultur sehe ich ähnlich wie er.

Ich hab's ja schon angedeutet: Ich bin noch nicht mal sicher, ob ich überhaupt weiss, was das heißen soll, "unsere Kultur".
Ich hab' das nur der Einfachheit halber erstmal übernommen, aber tatsächlich finde ich beide Teile des Ausdrucks mehr als rätselhaft.

fwo hat folgendes geschrieben:
Tarvoc möchte nur nicht sehen, dass andere noch schlimmer sind.

Welche "anderen"? Und wieso überhaupt "andere"? "Andere" als wer, und wieso? Und schlimmer nach welchem Maßstab? Body Count?

fwo hat folgendes geschrieben:
Wo Du gerade extra den Islam erwähnst, um mir ein Stichwort zu geben: Stimmst Du mir darin zu, dass es bei uns auch einen Protest der christlichen Kirchen geben würde, wenn wir versuchen würden wieder Steinigungen einzuführen?

Das wäre aber erst noch zu zeigen, dass Islam und Christentum hier überhaupt relevante Kategorien sind. Von Religionen war bisher gar keine Rede, sondern von Kulturen.
Wenn das das selbe sein soll, kann man auch gleich Religion sagen statt Kultur. Es sei denn natürlich, man hätte Gründe für diese begriffliche Verschiebung.
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1896092) Verfasst am: 10.01.2014, 19:50    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Nö. Tarvoc ist kein Nestbeschmutzer - unsere Kultur sehe ich ähnlich wie er.

Ich hab's ja schon angedeutet: Ich bin noch nicht mal sicher, ob ich überhaupt weiss, was das heißen soll, "unsere Kultur".
Ich hab' das nur der Einfachheit halber erstmal übernommen, aber tatsächlich finde ich beide Teile des Ausdrucks mehr als rätselhaft.

fwo hat folgendes geschrieben:
Tarvoc möchte nur nicht sehen, dass andere noch schlimmer sind.

Welche "anderen"? Und wieso überhaupt "andere"? "Andere" als wer, und wieso? Und schlimmer nach welchem Maßstab? Body Count?

fwo hat folgendes geschrieben:
Wo Du gerade extra den Islam erwähnst, um mir ein Stichwort zu geben: Stimmst Du mir darin zu, dass es bei uns auch einen Protest der christlichen Kirchen geben würde, wenn wir versuchen würden wieder Steinigungen einzuführen?

Das wäre aber erst noch zu zeigen, dass Islam und Christentum hier überhaupt relevante Kategorien sind. Von Religionen war bisher gar keine Rede, sondern von Kulturen.
Wenn das das selbe sein soll, kann man auch gleich Religion sagen statt Kultur. Es sei denn natürlich, man hätte Gründe für diese begriffliche Verschiebung.


Ja, das hast du schon mal erwähnt, dass es keine Kulturen gibt. Nur Deppen. Oder Nichtdeppen. Wenn es nun aber in der einen Kultur mehr Deppen als... ach sorry, die gibts ja nicht. Dann ist ja alles prima.

Frage mich wie man die Taliban "integrieren" will, ein Vorschlag der jetzt öfter zu hören war. Wie das gehen soll. Praktisch. Dürfen die dann gelegentlich eine Schule sprengen, vielleicht mit vorheriger Ankündigung.? Oder ab und zu ein paar Leute steinigen, wenn grad keiner hinschaut? Ich frag ja nur!
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sehr gut
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#1896098) Verfasst am: 10.01.2014, 20:18    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Frage mich wie man die Taliban "integrieren" will, ein Vorschlag der jetzt öfter zu hören war. Wie das gehen soll. Praktisch. Dürfen die dann gelegentlich eine Schule sprengen, vielleicht mit vorheriger Ankündigung.? Oder ab und zu ein paar Leute steinigen, wenn grad keiner hinschaut? Ich frag ja nur!

Oder 4-jährige erschiessen?

http://www.n-tv.de/politik/US-Marines-erschiessen-kleinen-Jungen-article12055431.html

Uuuups, das ware ja die Guten, nicht die Taliban
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1896100) Verfasst am: 10.01.2014, 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
pera hat folgendes geschrieben:
Frage mich wie man die Taliban "integrieren" will, ein Vorschlag der jetzt öfter zu hören war. Wie das gehen soll. Praktisch. Dürfen die dann gelegentlich eine Schule sprengen, vielleicht mit vorheriger Ankündigung.? Oder ab und zu ein paar Leute steinigen, wenn grad keiner hinschaut? Ich frag ja nur!

Oder 4-jährige erschiessen?

http://www.n-tv.de/politik/US-Marines-erschiessen-kleinen-Jungen-article12055431.html

Uuuups, das ware ja die Guten, nicht die Taliban


Denkst du ich finde das toll? Oder was willst du mir mitteilen?
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Tarvoc
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Beiträge: 44647

Beitrag(#1896106) Verfasst am: 10.01.2014, 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Ja, das hast du schon mal erwähnt, dass es keine Kulturen gibt.

Weiss ich nicht, was ich irgendwann mal erwähnt hatte. Hier wird ja damit umgegangen, als sei das irgendwie selbstverständlich. Aber erklären, was das überhaupt heißen soll, kann doch wieder keiner.

pera hat folgendes geschrieben:
Frage mich wie man die Taliban "integrieren" will, ein Vorschlag der jetzt öfter zu hören war.

Von mir sicher nicht.
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fwo
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Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#1896113) Verfasst am: 10.01.2014, 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
....
fwo hat folgendes geschrieben:
Wo Du gerade extra den Islam erwähnst, um mir ein Stichwort zu geben: Stimmst Du mir darin zu, dass es bei uns auch einen Protest der christlichen Kirchen geben würde, wenn wir versuchen würden wieder Steinigungen einzuführen?

Das wäre aber erst noch zu zeigen, dass Islam und Christentum hier überhaupt relevante Kategorien sind. Von Religionen war bisher gar keine Rede, sondern von Kulturen.
Wenn das das selbe sein soll, kann man auch gleich Religion sagen statt Kultur. Es sei denn natürlich, man hätte Gründe für diese begriffliche Verschiebung.

Lachen Ich könnte mich ja jetzt auf tillich berufen, der von islamischer Kultur schrub.

Aber ich sage lieber warum und wie ich diesen Begriff benutze und warum ich ihn als sinnvoll betrachte.

Mein Kulturbegriff ist primär biologisch, und habe ihn hier bereits mehrfach frei definiert als Summe des Wissens einer Art von der Welt, das nicht genetisch fixiert ist.

Wesentliche Basis aber damit selbstverständlicher Teil der menschlichen Kultur ist die Sprache, die übrigens viele alte Wahrnehmungen, z.T. auch Wahrnehmungsfilter und vorgeprägte Denkmuster enthält.

Ein wesentlicher Teil der Kultur beinhaltet soziales Wissen über Wert und Struktur von Verwandschaft, Herrschaft usw. das z.T. sehr komplexe Forderungen an uns stellt.

Und dann kommen wir zum religiösen Teil der Kultur, bei dem ich das Wissen um die einzelnen Götter und ihre Taten für nebensächlich halte. Wesentlich an diesem Teil der Kultur ist, dass er die Regeln zur Vervielfältigung enthält, indem er die Regeln und Strukturen für die Weitergabe der komplexen sozialen Wissens enthält. Die Götter sorgen dabei mit ihrer Schlagkraft nur für ein Herausheben des religiös vermittelten Wissens aus dem Bereich der persönlichen Verfügung. Dadurch wird Verlässlichkeit auch zwischen den Generationen erreicht.

Weil gerade die Regeln über das Verhalten miteinander in den alten Gesellschaften auf religiösen Wahrheiten, was denn als gut und was als schlecht anzusehen ist, beruhen, und die Religion auch die Weitergaben dieser Regeln bestimmt, ist bei Thema Gewalt die Religion ein ein wesentlicher Teil der Kultur, die zu betrachten ist.

Sorry, wenn ich hier wieder frei formuliere, und das Ganze deshalb in keiner Weise autorisiert ist. Aber ich habe auch keine Ahnung, ob und wer das schonmal so zusammengefasst hat - dafür lese ich viel zu wenig. Auf der anderen Seite bin ich natürlich genauso humanistisch verbildet aufgewachsen, wie wohl die meisten hier. Deshalb bin ich mir auch ziemlich sicher, dass wenn man den üblichen, weniger bestimmten Kulturbegriff auf seine Bedeutung abklopft, in der er in den verschiedenen Zusammenhängen benutzt wird, auf etwas kommt, was sich nicht sehr von dem unterschiedet, was ich jetzt geschrieben habe.

fwo
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Beitrag(#1896115) Verfasst am: 10.01.2014, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Mein Kulturbegriff ist primär biologisch, und habe ihn hier bereits mehrfach frei definiert als Summe des Wissens einer Art von der Welt, das nicht genetisch fixiert ist.

Diese "Summe" bildet allerdings (jedenfalls über das rein Lokale hinaus) kein abgeschlossenes, einheitliches und widerspruchsfreies System. Es ist daher schwierig, diese "Summe" in ihrer Summe mit anderen "Summen" zu vergleichen. Was da verglichen wird, wird immer unklarer, je mehr man von den Details zum Ganzen überzugehen versucht. Du vergleichst ja auch immer nur einzelne Bestandteile wie etwa die Religion. Die religiöse Legitimation des Sprengens von Schulen, falls eine solche überhaupt besteht, setzt darüber hinaus nicht einfach nur die Religion Islam voraus, sondern auch eine bestimmte Auslegung dieser Religion. Unter anderem stellt sich da die Frage, wie die Legitimationsstrategien individueller Akte eigentlich aus der kollektiven Ebene der Religion abgeleitet werden und durch welche anderen (individuellen wie gesellschaftlichen) Faktoren diese Ableitung (über)determiniert ist.
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Beitrag(#1896134) Verfasst am: 10.01.2014, 23:28    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Mein Kulturbegriff ist primär biologisch, und habe ihn hier bereits mehrfach frei definiert als Summe des Wissens einer Art von der Welt, das nicht genetisch fixiert ist.

Diese "Summe" bildet allerdings (jedenfalls über das rein Lokale hinaus) kein abgeschlossenes, einheitliches und widerspruchsfreies System. Es ist daher schwierig, diese "Summe" in ihrer Summe mit anderen "Summen" zu vergleichen. Was da verglichen wird, wird immer unklarer, je mehr man von den Details zum Ganzen überzugehen versucht. Du vergleichst ja auch immer nur einzelne Bestandteile wie etwa die Religion. ....

Das erinnert mich so ein bisschen an die Diskussion des Rassebegriffes in einem anderen Thread. Ich möchte diese Strategie mal Vermeidung durch analytische Paralyse nennen: Wir haben natürlich heute eine höhere Beweglichkeit der Menschen, früher hätte ich jetzt mit relativ kleinräumigen Beispielen arbeiten können, heute nehme ich welche, die über weitere Entfernungen getrennt sind, aber das ändert wenig an dem Prinzip, das ich demonstrieren will. Und um etwas aus dem von mir künstliche geschaffenen Kontext Biologie herauszunehmen, benutze ich das Wort Tradition, das sich zwar mehr auf die Tätigkeit der Weitergabe der Kultur bezieht, mit dem aber regelmäßig auch das Weitergegebene selbst bezeichnet wird. Ich kann also Sprache, soziale Normen, Religion usw auch einfach als ein Geflecht von Traditionen sehen. Das alles zusammen ist die Kultur. Und wenn ich mich in den Gesellschaften genügend auskenne, kann ich nachdem ich eine Weile in einem kleinen Dorf auf dem Marktplatz gesessen habe sagen, ob dieses Dorf in Franken, auf der Alp oder im Rothaargebirge liegt, ich höre es an der Sprache, früher hätte ich es an der Tracht usw. gemerkt. Woran ich es weniger merke, ist die tradierte Basis, was als gut gilt, was als böse usw. Evtl kann ich erkennen, dass die religiösen Riten sich unterscheiden und mit denen üblicherweise auch der Umgang mit den Abweichlern oder den Fremden.

Und jetzt wechsle ich mal den Standort in ein arabisches Dorf (ich nehme absichtlich die Dörfer, weil in denen die Unterschiede klarer werden - diese kleinen Einheiten mit persönlichen Beziehungen durch die ganze Gesellschaft sind konservativer in der Tradition). Wenn ich mich da auf den Markplatz setze, sehe ich etwas völlig anderes als vorher im bayrischen Wald, und das nicht nur, wenn ich die Sprache und die Tracht betrachte. Der Umgang zwischen den Geschlechtern ist ein anderer, die Regeln in der Gemeinschaft sind viel härter, der Umgang sowohl mit den Abweichlern als auch mit Fremden ist ein ganz anderer usw..

Die Grundlage dieses Andersseins ist nicht genetisch, es ist die Tradition, in der diese Menschen leben, und die sie weitergeben. Nach einem Regelwerk, das auch die Konservativheit, d.h. die Traditionstreue festlegt.

Das heißt, wir haben hier ein Phänomen, das wir normalerweise mit dem Begriff Kultur umschreiben und dessen zeitliche und räumliche Unterscheidung Gliederung für jeden von uns direkt nachvollziehbar ist, und Du versuchst jetzt mit dem Begriff Kultur definitorischen Unsinn zu treiben, um das, was für alle zu sehen ist, als nichtvorhanden zu erklären. Was soll das?

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Tarvoc
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Beitrag(#1896137) Verfasst am: 10.01.2014, 23:39    Titel: Antworten mit Zitat

Sehr interessant. Bestreite ich bis jetzt auch alles gar nicht. Und jetzt sag mir doch bitte, was das alles damit zu tun hat, das Sprengen einer Schule verstehen oder nicht verstehen zu können.

Genau dieser Bezug zum ursprünglichen Threadthema liefert nämlich die Antwort auf deine Schlussfrage. Primär war nicht ich derjenige hier, der den Kulturbegriff für absurden ideologischen Unsinn eingespannt hat. Und ich glaube, dass dir das im Grunde auch klar ist.

Im Übrigen habe ich auch nicht etwas Sichtbares für nicht vorhanden erklärt. Genauer gesagt habe ich überhaupt nichts für nicht vorhanden erklärt, sondern bestimmte Formen der Konzeptualisierung problematisiert.
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Beitrag(#1896159) Verfasst am: 11.01.2014, 05:33    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Sehr interessant. Bestreite ich bis jetzt auch alles gar nicht. Und jetzt sag mir doch bitte, was das alles damit zu tun hat, das Sprengen einer Schule verstehen oder nicht verstehen zu können.

Genau dieser Bezug zum ursprünglichen Threadthema liefert nämlich die Antwort auf deine Schlussfrage. Primär war nicht ich derjenige hier, der den Kulturbegriff für absurden ideologischen Unsinn eingespannt hat. Und ich glaube, dass dir das im Grunde auch klar ist.

Im Übrigen habe ich auch nicht etwas Sichtbares für nicht vorhanden erklärt. Genauer gesagt habe ich überhaupt nichts für nicht vorhanden erklärt, sondern bestimmte Formen der Konzeptualisierung problematisiert.

Ok. Dann jetzt meine Frage:
Wenn wir uns auf so einen allgemeinen Kulturbegriff einigen, wie ich ihn oben skizziert habe, dann können wir, wenn wir uns verschiedene +- kulturell definierte Gesellschaften auf diesem Globus ansehen, kulturabhängig Unterschiede in den folgenden Bewertungen finden:
Was ist ein Mensch wert?
Was ist ein Kind wert?
Was ist eine Frau wert?
Was ist ein Mann wert?
Was ist ein Fremder wert?
Was ist ein Regelbrüchiger wert?
Wie ist der Wertigkeit der alltäglichen Regeln zu den religiöse Regeln.
Was ist die Selbstbestimmung wert? (oder gibt es soetwas wir ein vorherbestimmtes Schicksal?)
Wie akzeptiert ist körperliche Gewalt?

Kann es hier Konstellationen (= Kulturen) geben, die die Schwelle zu Gewalttaten wie dem Sprengen einer Schule niedriger machen als andere?

Was mich als Biologe hier fasziniert, ist die Verschiedenheit und damit der Einfluss der Kulturen auch auf so basale biologische Funktionen wie die Brutpflege. Während in diesen Basalfunktionen am leichtesten die Universalien nicht nur der Menschheit, sondern der Menschenaffen, z.T. sogar der Säuger zu finden sind (eines der Themen Eibesfeldts) können wir sogar hier gleichzeitig den großen Einfluss der Kultur z.B. in der Nähe zwischen Mutter und Kind sehen. So ist z.b. sowohl bei Buschmännern als auch bei Inuit (beides Kulturen in Extremlandschaften am Rande unserer Existenzbedingungen) eine Nähe zu den Kindern zu beobachten, der gegenüber die normale Mutter-Kind-Beziehung in Deutschland nur als kalt zu bezeichnen ist. In der Beziehung gibt es sogar ein erhebliches Gefälle zwischen Deutschland und Italien (ich erinnere mich sogar an Statistiken zu Verkehrsunfällen mit Kindern, in denen das zu erkennen war) Gleichzeitig war (ist? - keine Ahnung) Italien ein Land mit erheblich niedrigeren Gewaltschwellen, einer höheren Gewaltkriminalität und mehr Todesopfern.

Ganz praktische sind die Unterschiede in den Kulturen so groß, dass wir besondere Zusatzinformation brauchen, um uns nicht ernsthaft in Gefahr zu begeben, wenn wir uns in eine andere Kultur begeben. Offensichtlich reichen da unsere oft besungenen empathischen Fähigkeiten allein nicht - die werden anscheinend kulturell geeicht. (Um so lustiger finde ich es, wenn wir die auch noch für andere Tierarten bemühen.)

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Beitrag(#1896162) Verfasst am: 11.01.2014, 06:52    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Kann es hier Konstellationen (= Kulturen) geben, die die Schwelle zu Gewalttaten wie dem Sprengen einer Schule niedriger machen als andere?

Womöglich. Das war aber nicht das, worum es hier ging, sondern um das Verstehenkönnen, und zwar nicht bezüglich Einzelindividuen, sondern bezüglich der Kultur als ganzer. Schtonks Behauptung war ja, dass schon allein die Zugehörigkeit zu einer bestimmten "Zivilisation" scheinbar sinnlose Akte der Grausamkeit verstehbar oder nicht verstehbar mache. Das ist eine Behauptung, die über die Frage nach statistischen Auswirkungen kultureller Konstellationen auf Gewaltschwellen weit hinausgeht.

fwo hat folgendes geschrieben:
Was mich als Biologe hier fasziniert, ist die Verschiedenheit und damit der Einfluss der Kulturen auch auf so basale biologische Funktionen wie die Brutpflege.

Ich stelle die Frage meist in umgekehrter Richtung: Was ist der Einfluss der Brutpflege auf die Herausbildung dessen, was wir Kultur nennen? Wenn das Umfeld bis in den alltäglichen privaten und familiären Bereich hinein gewaltaffin ist (und ob es das ist, ist eine empirische Frage), geht aus dieser Alltäglichkeit der Gewalt womöglich auch ein entsprechendes kulturelles Selbstverständnis hervor. Bei deinen konkreten Beispielen gehst du ja auch in dieser Richtung vor. Was natürlich nicht heißt, dass es keine Rückwirkungen gäbe. Aber von dem Punkt ausgehend könnte man z.B. den Zusammenhang zwischen Phänomenen wie Abu Ghuraib und der Erziehung in der amerikanischen Kleinfamilie thematisieren. Oder eben den Zusammenhang zwischen Erziehung im Irak und Bombenattentaten.

fwo hat folgendes geschrieben:
Ganz praktische sind die Unterschiede in den Kulturen so groß, dass wir besondere Zusatzinformation brauchen, um uns nicht ernsthaft in Gefahr zu begeben, wenn wir uns in eine andere Kultur begeben.

Hab' ich nicht bestritten. Das geht sogar so weit, dass es noch nicht mal nur die Gefahr betrifft, Gewalt zum Opfer zu fallen, sondern schon bei sehr viel banaleren Dingen beginnt. So sind z.B. in Mexiko schon US-Amerikaner von Balkonen gefallen, weil in Mexiko der "personal space" bei Unterhaltungen geringer ist als in den USA. Der Mexikaner macht einen Schritt auf den Amerikaner zu, dieser macht einen Schritt zurück, der Mexikaner macht wieder einen Schritt vor, etc.
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Beitrag(#1896183) Verfasst am: 11.01.2014, 14:18    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Kann es hier Konstellationen (= Kulturen) geben, die die Schwelle zu Gewalttaten wie dem Sprengen einer Schule niedriger machen als andere?

Womöglich. Das war aber nicht das, worum es hier ging, sondern um das Verstehenkönnen, und zwar nicht bezüglich Einzelindividuen, sondern bezüglich der Kultur als ganzer. Schtonks Behauptung war ja, dass schon allein die Zugehörigkeit zu einer bestimmten "Zivilisation" scheinbar sinnlose Akte der Grausamkeit verstehbar oder nicht verstehbar mache. Das ist eine Behauptung, die über die Frage nach statistischen Auswirkungen kultureller Konstellationen auf Gewaltschwellen weit hinausgeht. ...

Dann nimm doch einfach diese Formulierung von Schtonk nicht auf der plattesten Ebene, über die ich überhaupt keine Lust habe, mich zu unterhalten, weil sie nur dämlich ist. Nimm sie statistisch. Natürlich erleichtert eine via Kultur kollektiv herabgesetzte Schwelle für Gewalt grundsäätzlich auch das Verständnis für Gewalttaten - die Tat ist um so fassbarer, je geringer mein eigener Abstand zu ihrer Möglichkeit ist.
Das ist jetzt nur ein Aspekt dieser Reaktion, der aber regelmäßig unter den Tisch gefegt wird, wenn wir uns die Welle der Begeisterung, die angesichts 9/11 durch die arabische Welt ging, ansehen (und die war wahrzunehmen, selbst wenn die Berichterstattung selektiv war, was aber auch wieder nicht verwunderlich ist, weil mir das am stärksten auffällt, was sich am stärksten von mir unterscheidet. Da kann, aber muss also keine Propagandaabsicht dahinter stecken, wenn wir im Nachhinein feststellen, dass dieses Phänomen durch die Berichterstattung verstärkt wurde.)

Einem Thema, das oberflächlich hiermit überhaupt nichts zu tun hat, aber dann doch, weil es den gefühlsmäßigen Bezug zu persönlichem Leid beschreibt, den wir eigentlich ohne zu überlegen als Universalie ansehen, der aber anscheinend auch sehr stark kulturell überformt ist, bin ich vor kurzem beim Zappen in einer Talkshow begegnet. Ein deutscher Arzt, der über zig Jahre in Nepal? aus dem Nichts eine Augenklinik aufgebaut hat, wo er es geschafft hat, Grauer-Star-Ops für 5?$ pro Auge zu machen und damit eine stärkere Teilnahme der Alten am sozialen Leben überhaupt erst wieder möglich und auch für die Leute da unten bezahlbar möglich gemacht hat.

Was für den Mann so auffällig war, dass es in einer kurzen Talkrunde zur Sprache kam, war die fehlende Dankbarkeit seiner Kunden. Er war nicht abhängig davon, sonst hätte er das nicht machen können, er fährt auch heute noch dahin "in den Urlaub", um dann da zu arbeiten, auch wenn ihn die Reise finanziell belastet, weil er bei der Geschichte halt nicht reich geworden ist. Es ist ihm dann aufgefallen, dass die Fähigkeit wieder sehen zu können mit der gleichen Abstand aufgenommen wurde, mit der vorher die Blindheit ertragen wurde, oder die Fehlschläge der da von einigen alten Medizinmännern noch vorgenommen Methode des Umklappens der trüben Linse in das Augeninnere - nicht unbedingt unter hinreichend sterilen Bedingungen. (Dieser OP bin ich übrigens über Weihnachten mit Familie in dem Fillm "Der Medicus" wiederbegegnet). Der Schlüssel, mit dem er das erklärte, ist, dass in dieser Gegend weniger von der Freiheit des Handelns als vom Schicksal ausgegangen wird.

Um auf den Schtonk zurückzukommen: Platt und für bare Münze genommen halte ich seine Aussage für Unsinn. Als Tendenz betrachtet stimme ich ihr zu.

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Beitrag(#1896186) Verfasst am: 11.01.2014, 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Um auf den Schtonk zurückzukommen: Platt und für bare Münze genommen halte ich seine Aussage für Unsinn. Als Tendenz betrachtet stimme ich ihr zu.

Auch bei der Tendenz geht es mir weniger darum, ob man ihr Bestehen vermutet oder annimmt oder nicht, sondern eher darum, ob man diese Annahme als Wissen behauptet oder nicht. Dass man Gründe haben kann, von solchen Tendenzen auszugehen, ist ja durchaus möglich. Systematisch wissenschaftlich erhobene Statistiken zu der Frage, wieviele Menschen in welchen Gegenden der Welt das Sprengen von Schulen verstehen oder nachvollziehen können, gibt es jedoch meines Wissens nicht. Ich kenne jedenfalls keine.
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