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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#185494) Verfasst am: 29.09.2004, 18:58 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Ich würde es eher Unwissenheit nennen... |
Du magst ja 'ne Menge 'drauf haben, aber für meinen Geschmack bist du entschieden zu selbstgerecht! |
- 'Man' tut was man kann.
Richten heißt ungerecht sein...das wußte bereits Nietzsche.
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#185509) Verfasst am: 29.09.2004, 19:37 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Es fordert auch niemand, von einem Extrem ins andere zu gehen. |
- Aber klar. Die viel zu Vielen dienen nur einem höheren Zweck(nämlich Nietzsches Gedanke an ein Regulativ des Übermensch). Was kümmert da
das geringe Leiden des Pöbels, wenn es der Schaffung des Übermenschen dient. Nietzsche wollte das Leiden sogar noch ins unermessliche steigern.
Zitat: | M.E. auch Nietzsche nicht. Seine Ausdrucksweise ("Philosophieren mit dem Hammer") war aber teilweise so reißerisch, daß man das so auffassen kann. |
- Muß.
Zitat: | Selbst Nietzsche wollte nicht eine komplette Umkehrung. Er forderte auch nicht ein Leben von kompletter Keuschheit hin zum Exzeß. |
- Ihm gings ums nackte Dasein.
Die starken überleben und dürfen ihre Gene weitergeben.
Seine Auffassung der darwinstischen Theorie war reichlich
fehlerhaft. Nicht von ungefähr...
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Zitat: | N. wollte die Loslösung davon.
Die Kultur des 19. Jhrts. war für N. die Verleugnung des Dionysischen, da sie alles mit der lebensverneinenden christlichen Frömmigkeit erstickte und unfähig war, dem Menschen eine echte moralische Basis zu bieten. |
- Eine Philo. der Extreme hat es schwer das rechte Maß zu finden. |
Inwieweit Nietzsches Philosophie extrem ist oder nur seine Ausdrucksweise/Darlegungsform, läßt sich leider schwer feststellen. |
http://socio.ch/sim/sn07_0.htm
Zitat: | Aber vieles, das für mich auf den ersten Blick extrem aussah, wirkte bei näherer Betrachtung lediglich als überspitzte Darstellung, um besser wachzurütteln. |
- Ein Demokrat ist er zumindest nicht...
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Zitat: | Nietzsches "Forderung": Die Menschen müssen über die simple christl. Vorstellung von Gut und Böse hinausgehen, da es keine universelle Moral gibt. |
- Wenn ich Dir mit nem Hammer auf den Fuß haue,
bin ich mir ziemlich sicher, dass das Konsequenzen
hat. Ich kann das nüchtern als Ursache und Wirkung
betrachten - also jenseits von gut und böse - aber
konsequenter weise muß ich nicht Einstein sein,
dass mir dann auch einer auf den Fuß haut. |
Eben! Sobald Menschen in einer Gruppe leben, gibt es so etwas wie ein "Selbsregulatorium". Wenn ich mordend durch die Gesellschaft ziehe, sucht die sich schon eine Lösung dafür.
Und eben aufgrund der Selbstregularien und staatlichen Gesetze ist eben kein Absolutum (sprich: ein Gott, der einem vorgibt, was gut und was böse ist) nötig - bisweilen sogar gefährlich! |
- Nun, dass macht ja auch kein Gott,
sondern die dazu gehörige Religion - oder
Weltanschauung...die sich zweifellos was
dabei gedacht hat. Sowas wird man meinetwegen
auch in Stammesgesellschaften finden, usw.
Gott kann zudem sehr verschieden interpretiert
sein. (Was gewissermaßen ein Witz ist)
Ich sehe darin eher einen "höchsten Wert",
bzw. höchsten Wertmaßstab. Mit "Gott ist
tod, wir haben ihn getötet!" ist dann auch
gleich die Aussage getroffen, dass die
Wertegesellschaft den Bach runter
gegangen ist. Die Vorstellung,
dass einen Gott verdammt,
passt dann auch weniger dazu -
dass man sich selbst verdammt.
Einfach in dem man sich blödsinnig
verhält.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: |
...die militärische Entwicklung Europas nur "Freude" erregen könne.. (Der Wille zur Macht / XV, 234)
Im Bezug auf Napoleon spricht er von einer "Synthesis von Unmensch und Übermensch’’ (VII, 337). |
Du zitierst hier aus einem Werk, das eigentlich nicht von Nietzsche ist... |
- "Der Wille zur Macht" ist also nicht von Nietzsche ? |
Nein, ist es nicht!  |
- Die Aussagen sind allerdings von Nietzsche.
Aber die Schwester hat da zweifellos rumgepfuscht.
Zitat: | Zitat: | Nach seiner Umnachtung versucht Nietzsches Schwester mit Hilfe von Heinrich Köselitz (Peter Gast), dieses "Werk" aus Nietzsches Notizen zu rekonstruieren bzw. zu konstruieren2.
Beide Versionen des "Werks" enden mit einem Vierten Buch, betitelt Zucht und Züchtung. In Nietzsches zahlreichen Plänen und Entwürfen ist diese ominöse Kapitel-Überschrift freilich nur ein einziges Mal zu finden. Die eigentliche Aussage lag stets im Untertitel: Umwertung aller Werte. Beide Versionen enthalten im Übrigen weitaus mehr Erkenntnistheorie als "Machtphilosophie". |
(Hervorhebung von mir) |
- Es gibt ja auch so genug Werke von N.
an denen sich herumkritisieren liesse.
Über Cäsarismus kann man alleine
schon ne Weile nachdenken...
Demokratie ist für ihn auch Sklavenmoral.
Nietzsche steckte mit seiner Philo. im Altertum und
Ständestaat. Nix mit soziale Ader, dafür Sklaverei.
"Leben selbst ist wesentlich Aneignung, Verletzung, Überwältigung des Fremden und Schwächeren, Unterdrückung, Härte, Aufzwängung eigner Formen, Einverleibung und mindestens, mildestens, Ausbeutung" (Jenseits von Gut und Böse, Aph. 259).
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Zitat: | Ist Nietzsches Wille zur Macht nicht eher als Gegenpol des in Ns Augen christlichen "Willen zur Ohmacht" zu sehen? |
- Nein, denn die Christen haben offensichtlich die Macht.
Oder sieht das hier jemand anders... |
Die christliche Ideologie hat zwar die "Macht" ("Sklavenmoral"), aber die Christen selbst eine Art Willen zur Ohnmacht. |
- Du leidest unter dem kläglichem Vorurteil,
dass sich Christen christlich Verhalten. |
Moment, Du solltest bedenken, daß ich hier in erster Linie Nietzsches Sichtweise (so, wie ich sie verstehe) darlege und nicht zwangsläufig meine. |
- Du möchtest mir sagen, dass Du Nietzsche verstehst ?
Zitat: | Dennoch muß ich N. in vielen Teilen Recht geben – und trotz der Unterschiede zwischen den Konfessionen, gibt es dennoch gewisse Grundlagen (insbesondere in unserem Kulturkreis). So ist beispielsweise eine gewisse Leibfeindlichkeit bei tiefgläubigen Christen festzustellen (ich kenne da einige erschreckende Exemplare persönlich). Ich rede hier nicht von irgendwelchen „Kuschelchristen“; und N. tat das sicherlich auch nicht. |
- Sofern sie sich noch für was halten,
sind sie auch noch nicht frei...
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Christen sind auch nur Menschen. |
Sicher, und eben wenn sie ihre Triebe unterdrücken sollen, dies aber nicht können, ist das für sie schädlich. |
- Triebunterdrückung ist auch noch etwas anderes,
als sich davon frei zu machen.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Zitat: | Diese Seite bringt das m.E. gut zum Ausdruck:
Zitat: | Als polemische Parole gesehen, ist der "Wille zur Macht" ein Affront gegen den "Willen zur Ohnmacht", d.h. gegen ein Schutz-suchen-Wollen in christlich geheiligter Schwäche. Wer diesen geheiligten Willen zur Ohnmacht predigt, der muss natürlich seinen eigenen Trieb nach Überlegenheit und Überwältigung leugnen - was für Nietzsche zum Grundmuster der heuchlerischen Moral gehört - und das Leben als Ganzes verkennen2. |
|
- Nietzsche schließt offenbar auch gerne von sich selbst auf andere.
Es sind durchaus nicht alles Egoisten. Und von Egoisten sind durch
aus noch nicht alle Egozentriker. Nicht jeder hat Lust Krieg zu spielen. |
Das vielleicht nicht. Aber jeder Mensch ist in gewisser Weise ein Egoist – auch wenn das niemand zugeben will. |
- Begehren ist das Wesen des Menschen selbst.
Zitat: | Und wer einen gesunden Egoismus unterdrückt, tut sich selbst keinen Gefallen damit. Auch hier gilt – wie so oft – einen Mittelweg zu finden. |
- Es gibt keine halben Teufel.
Zitat: | Nietzsche war übrigens nicht für die komplette Abschaffung jeglicher Moral, sondern nur gegen absolute Begründungen: |
- Für ihn war alles erlaubt.
Zitat: | Nietzsche in Morgenröthe hat folgendes geschrieben: | Ich leugne nicht, wie sich von selber versteht - vorausgesetzt, dass ich kein Narr bin -, dass viele Handlungen, welche unsittlich heissen, zu vermeiden und zu bekämpfen sind; ebenfalls, dass viele, die sittlich heissen, zu thun und zu fördern sind, - aber ich meine: das Eine wie das Andere aus anderen Gründen, als bisher. Wir haben umzulernen, - um endlich, vielleicht sehr spät, noch mehr zu erreichen: um zu fühlen. |
|
- Gefühle sind vergänglich.
Zuletzt bearbeitet von Schmerzlos am 29.09.2004, 19:49, insgesamt einmal bearbeitet |
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Kookie Gast
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(#185512) Verfasst am: 29.09.2004, 19:48 Titel: |
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na
jetz aber:
das gefühle vergänglich sind
weiß aber wohl jeder depp - huu?
ausserdem mitgefühl! - ist etwas komplett anderes als gefühl
sonst gäbs ja keeene mediziner die irgwelchen idioten die halbe lunge stundenlang rausschneiden - obwohl sie genau wissen - dass se sobald sie wieder stehn können vor der klinik nix besseres zutun haben als weiterzurauchen
und:
ist deine liebe schmerzlos?
is deine freundin n gefrierschrank - oder wie?
aua - das stell ich mir ziemlich schmerzlich vor......
O.T.
i know
sorry
aber ne schlechte tafel schokolade zerbrech ich mit links und geb nochnichma meim hund n stück - geschweige denn - dass ich selber eins
e
s
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#185522) Verfasst am: 29.09.2004, 20:02 Titel: |
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kookie hat folgendes geschrieben: | na
jetz aber:
das gefühle vergänglich sind
weiß aber wohl jeder depp - huu? |
- Ich glaube keineswegs, dass das jedem "bewußt" ist.
Sonst würden sich ja viele nicht so bedenkenlos ihrer
Leidenschaft hingeben. Beispiel: Alkohl.
Alkohl ist ein Nervengift.
Würde ich jemanden sagen: "trink einen Becher Gift!"
würde wohl dankend abgelehnt. Nun macht ja bekanntlich
die Dosis das Gift. Es gibt ja reichlich Konsumgifte.
Seien es Zigaretten, sei es Schokolade, Sex, Fernsehen, etc.
Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Die Frage stellt sich bei denen nun mal gar nicht
so sehr was sie alles dafür tun. Denn sie tun es ja.
Das nennt man Abhängigkeit oder z.B. Sucht.
Da wird bedenkenlos; selbstvergessen zugegriffen.
Ist ja auch erlaubt. Aber nicht immer schlau...
So ein Glück ist ja nur von kurzer Dauer -
und dann kommt der Katzenjammer,
oder das Tief, die Abgeschlagenheit,
Unzufriedenheit, usw.
Zitat: | ausserdem mitgefühl! - ist etwas komplett anderes als gefühl |
- Gefühl ist eine Kategorie.
Da passen reichlich Gefühlszustände/Empfindungen/Berührungen rein.
Zitat: | sonst gäbs ja keeene mediziner die irgwelchen idioten die halbe lunge stundenlang rausschneiden - obwohl sie genau wissen - dass se sobald sie wieder stehn können vor der klinik nix besseres zutun haben als weiterzurauchen |
- Im Gegenteil. Das würde ich gerade Mitgefühl nennen.
Deine Ausführung ist geradezu der Beweis, dass Du Dich
sehr gut in einen Arzt und einen Patienten hineinversetzen
kannst.(bzw. vorstellen - das nennt man Emphatie)
Zitat: | und:
ist deine liebe schmerzlos? |
- Ein Liebes; ein Leides.
Zitat: | is deine freundin n gefrierschrank - oder wie? |
- Glaubst Du ich bin unberührbar ?
Zitat: | aua - das stell ich mir ziemlich schmerzlich vor...... |
- Schatz, dass siehst Du richtig.
Zitat: | O.T.
i know
sorry
aber ne schlechte tafel schokolade zerbrech ich mit links und geb nochnichma meim hund n stück - geschweige denn - dass ich selber eins
e
s |
- Das zerbrechen ist nicht so das Problem,
wie sie nicht gleich vollständig zu verputzen...
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Kookie Gast
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(#185544) Verfasst am: 29.09.2004, 20:23 Titel: |
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mist
schonwieder doppelt
sorry
Zuletzt bearbeitet von Kookie am 29.09.2004, 20:30, insgesamt einmal bearbeitet |
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Kookie Gast
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(#185550) Verfasst am: 29.09.2004, 20:28 Titel: |
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kookie hat folgendes geschrieben: | also das war jetz aber wirklich sehr gefühlvoll
so gefühlvoll - dass ich nicht darauf antworten möchte
die privatsphäre - eines users - selbst wenn es nur buchstaben sind
sollte man nie berühren
was ich meinte:
N. war meines erachtens sehr geplagt von gefühlen:
denen
denen die er nicht mehr hatte
er hat seine gefühle in seinen büchern getötet
und genau das ist der punkt:
das gefühl verschwindet
ich sage jemand - es ist soweit.....
und fühle nichts mehr dabei - es ist so
ich schalte die kiste an - neben den toten läuft werbung
ich lese ein buch - guck auf die seite und lese es - on block
das ganze buch - on block - und weiß trotzdem was drinnsteht
ach ja - und die leidenschaft - die du da beschreibst
na
nur eine unerfüllte schaft ist eine die leiden schafft
ähm
stop
das geht zu weit
schreib du was besseres |
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#185580) Verfasst am: 29.09.2004, 21:29 Titel: |
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Zuletzt bearbeitet von Schmerzlos am 30.09.2004, 09:36, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Kookie Gast
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(#185773) Verfasst am: 30.09.2004, 08:15 Titel: |
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danke
you made my day
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#185860) Verfasst am: 30.09.2004, 13:34 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Es fordert auch niemand, von einem Extrem ins andere zu gehen. |
- Aber klar. Die viel zu Vielen dienen nur einem höheren Zweck(nämlich Nietzsches Gedanke an ein Regulativ des Übermensch). Was kümmert da
das geringe Leiden des Pöbels, wenn es der Schaffung des Übermenschen dient. Nietzsche wollte das Leiden sogar noch ins unermessliche steigern. |
Wie kommst Du darauf? Das paßt doch beispielsweise nicht damit zusammen, daß er Mitleid nicht mochte da es das Leiden vermehrt.
Nietzsche hat folgendes geschrieben: | Das Wort "Übermensch" zur Bezeichnung eines Typus höchster Wohlgeratenheit, im Gegensatz zu "modernen" Menschen, zu "guten" Menschen, zu Christen und anderen Nihilisten <> ist fas überall mit voller Unschuld im Sinn derjenigen Werte verstanden worden, deren Gegensatz in der Figur Zarathustras zur Erscheinung gebracht worden ist, will sagen als "idealisitischer" Typus einer höheren Art Mensch, halb "Heiliger", halb "Genie"... Anderes gelehrtes Hornvieh hat mich seinethalben des Darwinismus verdächtigt. |
(fettgedruckte Hervorhebung von mir)
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | M.E. auch Nietzsche nicht. Seine Ausdrucksweise ("Philosophieren mit dem Hammer") war aber teilweise so reißerisch, daß man das so auffassen kann. |
- Muß. |
Kann.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Selbst Nietzsche wollte nicht eine komplette Umkehrung. Er forderte auch nicht ein Leben von kompletter Keuschheit hin zum Exzeß. |
- Ihm gings ums nackte Dasein.
Die starken überleben und dürfen ihre Gene weitergeben.
Seine Auffassung der darwinstischen Theorie war reichlich
fehlerhaft. Nicht von ungefähr... |
S. Zitat oben in diesem Beitrag!
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | [
- Ein Demokrat ist er zumindest nicht... |
OK, dem stimme ich zu.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Nietzsches "Forderung": Die Menschen müssen über die simple christl. Vorstellung von Gut und Böse hinausgehen, da es keine universelle Moral gibt. |
- Wenn ich Dir mit nem Hammer auf den Fuß haue,
bin ich mir ziemlich sicher, dass das Konsequenzen
hat. Ich kann das nüchtern als Ursache und Wirkung
betrachten - also jenseits von gut und böse - aber
konsequenter weise muß ich nicht Einstein sein,
dass mir dann auch einer auf den Fuß haut. |
Eben! Sobald Menschen in einer Gruppe leben, gibt es so etwas wie ein "Selbsregulatorium". Wenn ich mordend durch die Gesellschaft ziehe, sucht die sich schon eine Lösung dafür.
Und eben aufgrund der Selbstregularien und staatlichen Gesetze ist eben kein Absolutum (sprich: ein Gott, der einem vorgibt, was gut und was böse ist) nötig - bisweilen sogar gefährlich! |
- Nun, dass macht ja auch kein Gott,
sondern die dazu gehörige Religion - oder
Weltanschauung... |
Klar, das meinte ich ja. Die mosaischen Religionen setzen ihren Gott als Absolutum ein, das ihnen vorgibt, was gut ist und was böse.
Doch diese Begriffe sind nun mal relativ. Auch wenn das für viele ein unangenehmer Gedanke ist. Deshalb sind Religionen für viele so verlockend - sie vereinfachen das Leben (scheinbar).
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | die sich zweifellos was
dabei gedacht hat. |
Ja - die Kontrolle der Massen.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Mit "Gott ist
tod, wir haben ihn getötet!" ist dann auch
gleich die Aussage getroffen, dass die
Wertegesellschaft den Bach runter
gegangen ist. |
Auch das interpretiere ich anders. Zu N.s Lebzeiten wurde Gott immer "unnötiger", um Dinge begründen zu können. Die Rolle Gottes (wenn auch imaginärer Natur) in der Gesellschaft verlor immer stärker an Bedeutung.
Deshalb die Unterscheidung zwischen "Es gibt keinen Gott" und "Gott ist tot".
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Graf Zahl hat folgendes geschrieben: |
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: |
- "Der Wille zur Macht" ist also nicht von Nietzsche ? |
Nein, ist es nicht!  |
- Die Aussagen sind allerdings von Nietzsche.
Aber die Schwester hat da zweifellos rumgepfuscht. |
Das schlimme dabei: Sie hat nicht nur modifiziert, sondern auch hinzugedichtet. Was sind also Nietzsches Worte?
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: |
- Es gibt ja auch so genug Werke von N.
an denen sich herumkritisieren liesse. |
Da gebe ich Dir natürlich Recht!
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Über Cäsarismus kann man alleine
schon ne Weile nachdenken...
Demokratie ist für ihn auch Sklavenmoral.
Nietzsche steckte mit seiner Philo. im Altertum und
Ständestaat. Nix mit soziale Ader, dafür Sklaverei.  |
Und genau da zweifle ich:
Meinte Nietzsche vielleicht nicht doch eher die innere, ureigene Umwertung und nicht eine Unterjochung? Er benutzte viele Symbole und insbesondere auch aufsehenerregende.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Moment, Du solltest bedenken, daß ich hier in erster Linie Nietzsches Sichtweise (so, wie ich sie verstehe) darlege und nicht zwangsläufig meine. |
- Du möchtest mir sagen, dass Du Nietzsche verstehst ? |
Ich schrieb so wie ich sie verstehe, das ist ein grundlegender Unterschied! In meinem Satz war "verstehen" mit "auffassen" gleichzusetzen.
Kann man Nietzsche (oder irgendeine andere Person) wirklich verstehen? Interpretieren oder "individuell auffassen" bringt es eher auf den Punkt.
Ich gebe wenigstens zu, daß ich N. interpretiere und nehme mir nicht heraus zu behaupten, ich wüßte genau, was er meinte (auch wenn das viele von sich glauben).
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Christen sind auch nur Menschen. |
Sicher, und eben wenn sie ihre Triebe unterdrücken sollen, dies aber nicht können, ist das für sie schädlich. |
- Triebunterdrückung ist auch noch etwas anderes,
als sich davon frei zu machen. |
Die tiefgläubigen Christen unterdrücken nun mal ihre Triebe i.d.R. - wie gesagt, ich kenne diese "Exemplare" persönlich. Und zu was das führen kann, muß man wohl nicht näher erläutern. Natürlich ist Exzeß genauso abzulehnen.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Und wer einen gesunden Egoismus unterdrückt, tut sich selbst keinen Gefallen damit. Auch hier gilt – wie so oft – einen Mittelweg zu finden. |
- Es gibt keine halben Teufel.  |
Es gibt aber Mittelwege.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Nietzsche war übrigens nicht für die komplette Abschaffung jeglicher Moral, sondern nur gegen absolute Begründungen: |
- Für ihn war alles erlaubt. |
Nö.
_________________ 42
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kungfutius registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.08.2004 Beiträge: 454
Wohnort: köln
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(#185921) Verfasst am: 30.09.2004, 14:08 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Nietzsche war übrigens nicht für die komplette Abschaffung jeglicher Moral, sondern nur gegen absolute Begründungen: |
- Für ihn war alles erlaubt. |
Nö.  |
Jain!
Das ist es eben: er war in der Tat gegen absolute Begründungen, sah aber nicht alles als erlaubt!
Es kommt auf die individuelle, rein aus dem eigenen Bewusstsein praktizierte Moral an.
(Verantwortungsbewusstsein, eben. Darauf kommt es an.)
Aber man hat weder Pflicht noch Lust, noch besteht irgendwelche Notwendigkeit dazu, diese irgendwie zu begründen.
Übermensch als ein erster Versuch Gottes - und ein Gott wäre lächerlich, der sich irgendwie (auch als Versuch) begründen müsste!
kungfutius
_________________ rede, damit ich dich sehe!
sokrates
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#186108) Verfasst am: 30.09.2004, 16:52 Titel: |
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Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Es fordert auch niemand, von einem Extrem ins andere zu gehen. |
- Aber klar. Die viel zu Vielen dienen nur einem höheren Zweck(nämlich Nietzsches Gedanke an ein Regulativ des Übermensch). Was kümmert da
das geringe Leiden des Pöbels, wenn es der Schaffung des Übermenschen dient. Nietzsche wollte das Leiden sogar noch ins unermessliche steigern. |
Wie kommst Du darauf? Das paßt doch beispielsweise nicht damit zusammen, daß er Mitleid nicht mochte da es das Leiden vermehrt. |
- Mehr Leiden als da ist, gibts nicht.
Nietzsche hat folgendes geschrieben: | Das Wort "Übermensch" zur Bezeichnung eines Typus höchster Wohlgeratenheit, im Gegensatz zu "modernen" Menschen, zu "guten" Menschen, zu Christen und anderen Nihilisten <> |
- z.B. Nietzsche. Er überwindet den Nihilismus nicht.
Auch wenn es sein Anspruch ist. Seine Philo. ist offensichtlich
gescheitert.
Zitat: | Zitat: | ist fas überall mit voller Unschuld im Sinn derjenigen Werte verstanden worden, deren Gegensatz in der Figur Zarathustras zur Erscheinung gebracht worden ist, will sagen als "idealisitischer" Typus einer höheren Art Mensch, halb "Heiliger", halb "Genie"... Anderes gelehrtes Hornvieh hat mich seinethalben des Darwinismus verdächtigt. |
(fettgedruckte Hervorhebung von mir) |
"Die Grösse eines "Fortschritts" bemisst sich sogar nach der Masse dessen, was ihm Alles geopfert werden musste; die Menschheit als Masse dem Gedeihen einer einzelnen stärkeren Spezies Mensch geopfert - das wäre ein Fortschritt ..." Genealogie der Moral, 2. Abhandlung, Abschnitt 12"
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Zitat: | M.E. auch Nietzsche nicht. Seine Ausdrucksweise ("Philosophieren mit dem Hammer") war aber teilweise so reißerisch, daß man das so auffassen kann. |
- Muß. |
Kann.  |
- Das wäre im Bezug auf Nietzsche ziemlich lau-warm.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Zitat: | Selbst Nietzsche wollte nicht eine komplette Umkehrung. Er forderte auch nicht ein Leben von kompletter Keuschheit hin zum Exzeß. |
- Ihm gings ums nackte Dasein.
Die starken überleben und dürfen ihre Gene weitergeben.
Seine Auffassung der darwinstischen Theorie war reichlich
fehlerhaft. Nicht von ungefähr... |
S. Zitat oben in diesem Beitrag! |
"... sie sind nach Aussen hin, dort wo das Fremde, die Fremde beginnt, nicht viel besser, als losgelassene Raubtiere. Sie geniessen da die Freiheit von allem socialen Zwang, sie halten sich in der Wildniss schadlos für die Spannung, welche eine lange Einschliessung und Einfriedung in den Frieden der Gemeinschaft giebt, sie treten in die Unschuld des Raubthier-Gewissens zurück, als frohlockende Ungeheu-er, welche vielleicht von einer scheusslichen Abfolge von Mord, Niederbrennung, Schän-dung, Folterung mit einem Übermuthe und seelischem Gleichgewichte davongehen, wie als ob nur ein Studentenstreich vollbracht sei, überzeugt davon, dass die Dichter für lange nun wieder etwas zu singen und zu rühmen haben. Auf dem Grunde aller dieser vornehmen Rassen ist das Raubthier, die prachvolle nach Beute und Sieg lüstern schweifende blonde Bestie nicht zu verkennen; es bedarf für diesen verborgenen Grund von Zeit zu Zeit der Entladung, das Thier muß wieder heraus, muss wieder in die Wildnis zurück: - römischer, arabischer, germanischer, japanischer Adel, homerische Helden, skandinavische Wikinger - in diesem Bedürfniss sind sie sich alle gleich. Die vornehmen Rassen sind es, welche den Begriff "Barbar" auf all den Spuren hinterlassen haben, wo sie gegangen sind; noch aus ihrer höchsten Cultur heraus verräth sich ein Bewusstsein davon und ein Stolz selbst darauf ..."
In der "Genealogie der Moral, 1. Abhandlung, Abschnitt 11"
- Nietzsche war immerhin Rassist.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
- Ein Demokrat ist er zumindest nicht... |
OK, dem stimme ich zu. |
- Hätte mich auch gewundert.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Zitat: | Nietzsches "Forderung": Die Menschen müssen über die simple christl. Vorstellung von Gut und Böse hinausgehen, da es keine universelle Moral gibt. |
- Wenn ich Dir mit nem Hammer auf den Fuß haue,
bin ich mir ziemlich sicher, dass das Konsequenzen
hat. Ich kann das nüchtern als Ursache und Wirkung
betrachten - also jenseits von gut und böse - aber
konsequenter weise muß ich nicht Einstein sein,
dass mir dann auch einer auf den Fuß haut. |
Eben! Sobald Menschen in einer Gruppe leben, gibt es so etwas wie ein "Selbsregulatorium". Wenn ich mordend durch die Gesellschaft ziehe, sucht die sich schon eine Lösung dafür.
Und eben aufgrund der Selbstregularien und staatlichen Gesetze ist eben kein Absolutum (sprich: ein Gott, der einem vorgibt, was gut und was böse ist) nötig - bisweilen sogar gefährlich! |
- Nun, dass macht ja auch kein Gott,
sondern die dazu gehörige Religion - oder
Weltanschauung... |
Klar, das meinte ich ja. Die mosaischen Religionen setzen ihren Gott als Absolutum ein, das ihnen vorgibt, was gut ist und was böse. |
- Was macht Nietzsche anderes...
...an Stelle eines Gottes soll der Mensch
zum Gott werden. Dazu dient ihm sein Regulativ
des Übermensch.
Zitat: | Zitat: | Doch diese Begriffe sind nun mal relativ. Auch wenn das für viele ein unangenehmer Gedanke ist. Deshalb sind Religionen für viele so verlockend - sie vereinfachen das Leben (scheinbar). |
- Handlungsmaximen sind überall zu finden.
Das ist für Zeiten der Schwäche auch nicht das
Schlechteste. Es sei denn Du besitzt etwas was
andere nicht haben. Z.B. Einsicht, bzw. Besonnenheit.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | die sich zweifellos was
dabei gedacht hat. |
Ja - die Kontrolle der Massen. |
- Darum gehts auch bei N.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Mit "Gott ist
tod, wir haben ihn getötet!" ist dann auch
gleich die Aussage getroffen, dass die
Wertegesellschaft den Bach runter
gegangen ist. |
Auch das interpretiere ich anders. Zu N.s Lebzeiten wurde Gott immer "unnötiger", um Dinge begründen zu können. Die Rolle Gottes (wenn auch imaginärer Natur) in der Gesellschaft verlor immer stärker an Bedeutung.
Deshalb die Unterscheidung zwischen "Es gibt keinen Gott" und "Gott ist tot". |
- Nietzsche war kein Anhänger des Dualismus.
Gott ist tod bedeutet bei ihm alles ist tod.
Ohne Vergleich wird das natürlich lustig.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: |
- "Der Wille zur Macht" ist also nicht von Nietzsche ? |
Nein, ist es nicht!  |
- Die Aussagen sind allerdings von Nietzsche.
Aber die Schwester hat da zweifellos rumgepfuscht. |
Das schlimme dabei: Sie hat nicht nur modifiziert, sondern auch hinzugedichtet. Was sind also Nietzsches Worte? |
- Nietzsche ist tod.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
- Es gibt ja auch so genug Werke von N.
an denen sich herumkritisieren liesse. |
Da gebe ich Dir natürlich Recht! |
- Tatsächlich...
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Über Cäsarismus kann man alleine
schon ne Weile nachdenken...
Demokratie ist für ihn auch Sklavenmoral.
Nietzsche steckte mit seiner Philo. im Altertum und
Ständestaat. Nix mit soziale Ader, dafür Sklaverei.  |
Und genau da zweifle ich:
Meinte Nietzsche vielleicht nicht doch eher die innere, ureigene Umwertung und nicht eine Unterjochung? Er benutzte viele Symbole und insbesondere auch aufsehenerregende. |
- Er hat sich nicht festgelegt. Insofern ersetzt er auch keine Wertmaßstäbe. In der Hauptsache kritisiert er und arbeitet
entsprechend mit dem Vorschlaghammer. Eine Alternative
zeigt er nicht wirklich auf. Im Vordergrund steht sein
Ideal des Übermenschen. Ihm gehts ums "schaffen",
ein Hindernis/Widerstand überwinden.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Zitat: | Zitat: | Zitat: |
Moment, Du solltest bedenken, daß ich hier in erster Linie Nietzsches Sichtweise (so, wie ich sie verstehe) darlege und nicht zwangsläufig meine. |
- Du möchtest mir sagen, dass Du Nietzsche verstehst ? |
Ich schrieb so wie ich sie verstehe, das ist ein grundlegender Unterschied! In meinem Satz war "verstehen" mit "auffassen" gleichzusetzen. |
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- Im Bezug auf N. ist das ein Fehler.
Zitat: | Kann man Nietzsche (oder irgendeine andere Person) wirklich verstehen? |
- Ich stelle Dir schlicht die gegenteilige Frage.
Zitat: | Interpretieren oder "individuell auffassen" bringt es eher auf den Punkt.
Ich gebe wenigstens zu, daß ich N. interpretiere und nehme mir nicht heraus zu behaupten, ich wüßte genau, was er meinte (auch wenn das viele von sich glauben). |
- da er sich selbst widerspricht, kannst Du Dir was aussuchen.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Christen sind auch nur Menschen. |
Sicher, und eben wenn sie ihre Triebe unterdrücken sollen, dies aber nicht können, ist das für sie schädlich. |
- Triebunterdrückung ist auch noch etwas anderes,
als sich davon frei zu machen. |
Die tiefgläubigen Christen unterdrücken nun mal ihre Triebe i.d.R. - wie gesagt, ich kenne diese "Exemplare" persönlich. Und zu was das führen kann, muß man wohl nicht näher erläutern. Natürlich ist Exzeß genauso abzulehnen. |
- Ja, und ich schrieb davon, vom Trieb frei zu sein.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Zitat: | Und wer einen gesunden Egoismus unterdrückt, tut sich selbst keinen Gefallen damit. Auch hier gilt – wie so oft – einen Mittelweg zu finden. |
- Es gibt keine halben Teufel.  |
Es gibt aber Mittelwege.  |
- Das wäre nur wieder ein Ideal oder eine fixe Idee,
Obsession. So etwas wie eine "goldene Mitte".
Ich schätze da eher Schopenhauers
"Eine Gesellschaft Stachelschweine".
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Zitat: | Nietzsche war übrigens nicht für die komplette Abschaffung jeglicher Moral, sondern nur gegen absolute Begründungen: |
- Für ihn war alles erlaubt. |
Nö.  |
"Nichts ist wahr, Alles ist erlaubt".
"Zarathustra", Vierter Teil, Abschnitt: Der freiwillige Bettler
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kungfutius registrierter User
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(#192183) Verfasst am: 12.10.2004, 16:51 Titel: Oktoberrevolution 1 |
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Viele wegzulocken von der Heerde - dazu kam ich. Zürnen soll mir Volk und Heerde: Räuber will Zarathustra den Hirten heissen.
(Nietzsche `Also sprach Zarathustra` Vorrede 10)
Die einzige Revolution der Geschichte, die tatsächlich im Oktober stattfand und den glanzvollen Namen Revolution auch verdient, ist der Geburtstag Nietzsches am 15. 10. 1844.
Dass es Nietzsche in der Tat gelang, das Menschsein zu revolutionieren, das lasse sich zwar bestreiten (eben, weil es sich alles bestreiten lasse), wird aber immer deutlicher sichtbar: die Explosion des Individualismus ist unverkennbar, und Nietzsche ist, als DER `Prophet` des Individualismus, hauptverantwortlich für diese Entwicklung.
Das Phänomen des Freigeistertums war zwar auch vor Nietzsche bekannt, wurde jedoch ausschliesslich als Freiheit vom religiösen Glauben definiert. Selbst die erbitterten Leugner Gottes, namentlich die Kommunisten, GLAUBTEN doch nicht minder stark und fanatisch in ihre Irrlehre, ihre Ersatzreligion. Und auch den meisten heutigen Freigesistern hört die Geistesfreiheit an der Schwelle des Systems auf, und die sogenannten Heiligen Wahrheiten der Gesellschaft (Drogen z.B. oder Sexualität) werden nicht im Ansatz angezweifelt.
Nun kam Nietzsche, befreite den Freigeist vom Firlefanz des Glaubens und gab ihm eine ausschliesslich individuelle Prägung. So erschuf Nietzsche eine wahre Freiheit des Geistes, der keinen Glauben mehr nötig hat, weil man endlich die Freiheit gefunden hatte, an sich selbst zu glauben.
kungfutius
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(#192237) Verfasst am: 12.10.2004, 18:25 Titel: Oktoberrevolution 2 |
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Es ist erschreckend was man lernt, wenn man niemals unterrichtet wurde!
(nickchanger)
Im Klartext meint das ziemlich knallhart, Nietzsche hatte nicht nur dem Glauben, sondern auch der Philosophie den Garaus gemacht.
Damit ist die Klassische Philosophie gemeint, die durch ihre ganze Geschichte das allgemeingültiges Denken zu ergründen, erklären und (in Form von Weisheit, von Vernunft) etablieren suchte. An sich ist das eine Suche nach dem Stein der Weisen gewesen, also eine Odyssee und eine Irrfahrt, wie das Schopenhauer anhand Kants Werkes feststellen musste: solche Denkkunst ist AN SICH inan, da es sich infolge von Individualerfahrung keine allgemeingültige Regeln des Denkens aufstellen lassen, die grundsätzlich für alle Menschen gleiches Gewicht hätten.
Von Schopenhauer bis Nietzsche war dann nur noch ein kleiner Schritt, der aber das Menschsein gründlicher umkrempelte, als irgendeine Revolution: da ein allgemeingültiges Denken unmöglich ist, so gibt es nichts anderes, als sich des individuellen Denkens zu bedienen.
Und ein individuelles Denken macht die Philosophie sowohl als Denkvorbild wie auch als Dekvorschrift unmöglich. Denkvorschriften, also das, was jemand für andere sich ausgedacht hatte, sind in der Relation wo ein jeder für sich denkt, schlichtweg absurd. Und auch die Denkvorbilder, also das `Erlernen der blossen Denktechnik anhand der Beispiele der Philosophen`, ist dem wahren individuellen Denken eher hinderlich, weil da jedes Individuum auch seine ureigene Denktechnik haben müsste, will er (individuell gesehen) folgerichtig denken.
kungfuitus
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(#192266) Verfasst am: 12.10.2004, 19:22 Titel: Oktoberrevolution 3 |
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Die Auseinandersetzung mit Nietzsche hat noch nicht einmal begonnen.
(Heidegger)
Somit sind Lehren Nietzsches keine Sache des Glaubens, sondern eine des (individuellen) Denkens.
Das ist auch die Schwierigkeit, die man mit Nietzsche hat: man versteht ihn nicht, und man fürchtet ihn.
Was es Nichtverstehens angeht:
Man sucht ihn auf dem üblichen Weg zu ergründen und verstehen, als einen Vordenker, als eine Kapazität und eine Kompetenz die einem sagt, wo es lang geht. Aber schon mit dieser Erwartung versperrt man sich eigentlich den Zugang zu ihm: glaubt man ihm nämlich, dann kann man ihn nicht verstehen, denn er rät von jeglichem Glauben ab, auch von dem an ihn, womit er sich eigentlich disqualifiziert, denn glaubt man ihn anderseits nicht, so scheinen seine Lehren nur Unfug zu sein.
Die Schwierigkeit aber deutet auf den unfertigen Geist, der noch viele Hilfsmittel (= Hilfsgeister) braucht, um zu bestehen, und noch mehr, um sich zu orientieren. Diesen Geist hatte sich der Mensch , als ein Teil der Hierarchie herangezüchtet: zuerst denkt Gott, dann Kaiser und Papst, dann Adel, Gelehrten und Gaukler (= Künstler) und dann, irgendwo am Arsch der Tonleiter da `denkt` dann das Volk (das zum wahren Denken eh nie kommt, da mit dem Überlebenskampf viel zu beschäftigt). So ein Geist besteht also nur als Abhängigkeit. Abhängig von Reizen, auf blindes Vertrauen den Kapazitäten konditioniert, ist dieser Geist nicht fähig, die Notwendigkeit des individuellen Denkens zu begreifen, noch vermag er in der reinen Luft der Individualität zu bestehen, die durch ihre Reinheit wüstenhaft-öde und schrecklich anmutet.
So wecken Assoziationen Nietzsches und seine schon an sich gewaltigen Denkbilder den Eindruck eines Verlorenseins in einem unwirtlichen einsamen Universum, in einer Situation also, welche der Mensch mit seinem Anti-Robinson-Syndrom schlimmer fürchtet, als der Teufel den Weihrauch.
Es wird noch viel Horror geschehen müssen, damit der Geist begreift, dass der Ausweg aus dem Horror des vorkonditionierten Denkens (= Glaubens) logischerweise nur in einer absoluten Geistesfreiheit liegen kann.
kungfutius
ENDE
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#192696) Verfasst am: 13.10.2004, 13:36 Titel: |
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kungfutius hat folgendes geschrieben: | Es ist erschreckend was man lernt, wenn man niemals unterrichtet wurde!
(nickchanger)
Im Klartext meint das ziemlich knallhart, Nietzsche hatte nicht nur dem Glauben, sondern auch der Philosophie den Garaus gemacht. |
- Nicht wirklich. Aber man nennt es ja nicht umsonst Nihilismus.
Das das nun mal mit der Verneinung aller Werte einher geht ist keine
größere Überraschung. Nietzsche ging es nun aber nicht einfach um
die Verneinung aller Werte, sondern eher um die Umwertung der Werte.
In seinem damaligen "christlich" geprägten Umfeld(das er ja vorfand und in dem er groß geworden ist) bedeutete das "Fluch auf das Christentum".
Viele unterstellen ihm dann auch nicht von ungefähr:
Philosophieren mit dem Vorschlaghammer.
Und die "Beliebigkeit" die Du bei Nietzsche herausliest ist
gefährlich. Vor allen Dingen, weil sie nicht dem Werk F. Nietzsches
entspricht. Er hat sehr wohl eine ganze Menge "klarer" Aussagen
getroffen. Wobei er sich im Verlaufe seiner Philosophiererei sehr
wohl weiterentwickelt hat. Also auch seine Meinungen geändert und
verändert, verfeinert, etc. hat. Der Mann war innerlich völlig zerrissen.
Übrigens ging es ihm nicht um einen grellen Egoismus,
sondern eher um einen Personalismus - im Sinne von
"Jemand sein". Wobei der von Dir erwähnte Individualismus
im Endeffekt ziemlich schlecht wegkommt.
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#193659) Verfasst am: 15.10.2004, 07:46 Titel: |
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Bin in den meisten Statemants Kungfutius auffassung von Nietzsche konform, aber was Du
"Schmerzlos" sagst, regt mich auch deutlich zum Nachdenken an!
Ergo bin bald völlig verzeifelt, was ich nun von Nietzche halten soll, wo mir der Antichrist so gefallen hat! Ich sah in diesem nur die Wahrheit ungeschminkt geschrieben!!!
Zarathustra usw. habe ich erst später gelesen.
Ich kann nicht glauben, daß Nietzsche laut einiger Menschen , ein sogenannter Vollspacke sein soll?!
_________________ Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)
Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#193713) Verfasst am: 15.10.2004, 11:25 Titel: |
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Fluse hat folgendes geschrieben: | Bin in den meisten Statemants Kungfutius auffassung von Nietzsche konform, aber was Du
"Schmerzlos" sagst, regt mich auch deutlich zum Nachdenken an!
Ergo bin bald völlig verzeifelt, was ich nun von Nietzche halten soll, wo mir der Antichrist so gefallen hat! Ich sah in diesem nur die Wahrheit ungeschminkt geschrieben!!! |
- Dann bist Du nicht sehr weise...ich möchte da nicht beleidigend sein...aber mach Dich halt mal ein bisschen schlau. Lies auch
die Kritiken zu Nietzsche. Er ist nicht so putzig wie ihn viele
gerne hätten und sehen. Poetik ist ganz nett. Nietzsche ist
ein Kind der Romantik - und trug massgeblich zu deren
Überwindung mit bei. Allerdings durchaus mit anarchischen
Zügen, extrem, aristokratisch, elitär - der Herrschertypus.
Erst alles zu Nichts erklären und dann das Sein regieren wollen.
Bei Heidegger ist N. dann auch der Höhepunkt des Nihilismus -
und nicht die Überwindung des Nihilismus. (Was N. Anspruch war)
Zitat: | Zarathustra usw. habe ich erst später gelesen.
Ich kann nicht glauben, daß Nietzsche laut einiger Menschen , ein sogenannter Vollspacke sein soll?! |
- Keine Vollspacke aber mit Vorsicht zu genießen.
Seine Philo. ist gesellschaftlich immerhin gescheitert -
obwohl Beeinflussung nicht zu übersehen ist.
Bei all den Jubelrufen ruhig ab und zu Kritik:
http://www.philolex.de/nietzsch.htm
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#193718) Verfasst am: 15.10.2004, 11:43 Titel: |
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@ Schmerzlos
Den Link kenne ich, trotzdem Dank dafür.
Was meinste bloss, was ich wegem dem ollen Nietzsche daß WWW. durchforstet habe!
Ich kann Dir X Links geben. Aber ich ganz persönlich bin einserseits faziniert von dem alten Nietzsche, anderseits denke ich oft: der hatte sie teilweise nicht alle !Kein anderer Schriftsteller brachte diese Gedanken bei mir zustande.
Oder verursachte solche Zeitintensive Sucherei im Web, weil man so unsicher war!
Voltaire den ich sehr liebe, wo es sehr wenig in deutscher Sprache gibt, verursacht Null Probleme!
Gruß Fluse
PS: Hoffe ich konnte mich einigermaßen verständlich ausdrücken, daß man weiß , was ich meine?!
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#193738) Verfasst am: 15.10.2004, 12:36 Titel: |
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Fluse hat folgendes geschrieben: | @ Schmerzlos
Den Link kenne ich, trotzdem Dank dafür.
Was meinste bloss, was ich wegem dem ollen Nietzsche daß WWW. durchforstet habe! |
- Dann war das Dein Wunsch. Bzw. selbst schuld.
Zitat: | Ich kann Dir X Links geben. |
- Ich habe "alle" gelöscht.
Zitat: | Aber ich ganz persönlich bin einserseits faziniert von dem alten Nietzsche, anderseits denke ich oft: der hatte sie teilweise nicht alle ! |
- Nietzsche war ein Irrationalist. Ohne die philosophischen Bezüge zu kennen, auf die sich Nietzsche berufen hat, dürfte es praktisch unmöglich sein, zu verstehen was dahinter steckt. Nietzsche war hoffnungslos eklektisch. Um N. zumindest nachvollziehen zu können, ist es mindestens erforderlich Schopenhauers Philo. erfasst zu haben. Dieser bezieht sich z.B. auf den Buddhismus. (Auch wenn Schopi den sehr eigenwillig interpretiert) Nietzsche war ein Kind seiner Zeit. Das sollte nicht
übersehen werden.
Zitat: | Kein anderer Schriftsteller brachte diese Gedanken bei mir zustande. |
- Versuch halt mal Kafka...
Zitat: | Oder verursachte solche Zeitintensive Sucherei im Web, weil man so unsicher war! |
- Er hat Dich also gefangen genommen.
Es sind die Geister die Du riefst.
Allein kann der Mensch nicht wohl bestehen, daher schlägt er sich gern zu einer Partei, weil er da, wenn auch nicht Ruhe, doch Beruhigung und Sicherheit findet.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Zitat: | Voltaire den ich sehr liebe, wo es sehr wenig in deutscher Sprache gibt, verursacht Null Probleme!
Gruß Fluse
PS: Hoffe ich konnte mich einigermaßen verständlich ausdrücken, daß man weiß , was ich meine?! |
Ein Gleiches
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum ein Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#193764) Verfasst am: 15.10.2004, 13:22 Titel: |
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Fluse hat folgendes geschrieben: | Ich kann nicht glauben, daß Nietzsche laut einiger Menschen , ein sogenannter Vollspacke sein soll?! |
Das Ausmaß, in dem ich hier missverstanden werde finde ich erstaunlich.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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kungfutius registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.08.2004 Beiträge: 454
Wohnort: köln
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(#193846) Verfasst am: 15.10.2004, 15:26 Titel: |
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Fluse hat folgendes geschrieben: |
Ergo bin bald völlig verzeifelt, was ich nun von Nietzche halten soll, wo mir der Antichrist so gefallen hat! Ich sah in diesem nur die Wahrheit ungeschminkt geschrieben!!! |
Na, zunächst freut es mich, dass das Thema gerade heute wieder zum Leben kam. Ein Anzeichen mehr, für die Unverwüstlichkeit Nietzsches.
Ja, Nietzsche lebt eindeutig. Zaghaft zwar, einerseits angefeindet anderseits nicht im Ansatz verstanden. Aber nichts anders erging es auch damals, als Jesus seine Weltherrschaft anzutreten strebte.
Nicht, dass man Nietzsche und Jesus irgendwie vergleichen sollte/könnte/dürfte! Nietzsche ist anders! Ganz anders!
Nietzsche ist der Tod aller sapialrelevanten Ideen. All das, was den wackeren Homo Sapiens ausmachte (und von jesusmässigem Denken als vollgültiger, unfehlbarer Kanon des menschlichen Wesens postuliert wurde) verliert mit dem Denken Nietzsches jegliche Gültigkeit. Das ist weder ein Wunder, noch schade noch unerhört, das ist eine absolute Notwendigkeit: man (= Welt/Mensch/Idee) muss sich wandeln, um im Fluss der Geschichte mitzuschwimmen, um bestehen zu bleiben.
(Gestriges, jesusmässiges Denken wäre heute nur gefährlich. Und das ist auch der eigentliche Grund unserer viiieeeleeen Probleme: dass man heute noch vorgibt, jesusmässig und menschenfreundlich zu denken.)
Damit kommen wir zu einem feinen Orientierungspunkt in Bezug auf die Wahrhaftigkeit des Denkens Nietzsches. Er propagierte einen Höheren Mensch. Nun behaupten seine Gegner, schon die Idee an sich wäre lächerlich, so etwas sei unmöglich, so ein Ansinnen sei mehr als utopisch, das ist vollkommen blöde. Der Mensch ist eben Mensch und da lasse sich nichts daran ändern.
Ach, ja? darf man hier fragen. Und wie ist dann überhaupt die Evolution möglich? Warum kam es dann zu immer neuen Erscheinungsformen der Idee Mensch? Warum hatte sich jener Uraffe zu diesem Hochleistungsdenker entwickelt?
Denn eben diese eine Erkenntnis Nietzsches ist so wertvoll. Unterm Strich (und ungeachtet all der Widersprüche in seinem Denken!) lehrte er, diese natürliche Entwicklung mittels des Intellekts und des Denkvermögens in die eigene Hände zu nehmen, sich BEWUSST im Sinn der Evolution zu bewegen. Dabei, wie nebenbei, auf alle menschliche, allzumenschliche Regungen zu verzichten, die Gemeinheit, das Niedrige, das Falsche zu verwerfen, die ganze Idiotie der Vernunft aufzugeben, somit eine Freiheit zu erlangen, die genug Grenzenlosigkeit für jede Grosstat zu bieten hat.
Und, das muss vor allem klar werden. Es geht eigentlich nicht um seine Lehren. Nietzsche ist kein Philosoph (der alten Schule). Als Vor-Denker macht er auch keine besonders gute Figur (Marx war ein toller Vor-Denker, darum hatten ihn auch alle gestrigen Menschen auf Anhieb verstanden). Er ist bereits das was der Mensch der Zukunft an sich sein wird: ein Kreator. Ein Erfinder Neuer Welten.
Ein Zukunftsmensch muss nämlich ein Kreator werden. Er ist ein übermenschliches Wesen, und über den Mensch gibt es nur Gott, und dieser erschafft sich ja selbst (ohne Hilfe von Jesus, Nietzsche oder sonstwem – das sollte mein Kommentar auf Fluses Ratlosigkeit sein) seine ureigene Welt.
Und wer behauptet, die Menschheit ist nicht gerade dabei, die technisch-wirtschaftliche Basis für dieses Höhere Wesen aufzustellen, der erkennt eben die Richtung nicht, in der sich die Menschheit – DANK NIETZSCHE – nun bewegt.
kungfutius
_________________ rede, damit ich dich sehe!
sokrates
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#193956) Verfasst am: 15.10.2004, 18:06 Titel: |
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Der hochstilisierte Heil-ige war N. jedenfalls nicht...
Innerlich nicht besonders heil.
Eher kaputt. Bei aller Scharfsinnigkeit ist das
Genie keineswegs erlöster. Nur empfindsamer.
Zur Evolution: Es gibt Lebensformen die haben sich seit Jahrmillionen kein bisschen verändert. Wozu sollten sie ? Sie sind an ihren Lebensraum entsprechend angepasst.
Evolution ! Viva la Evolution ! Ich höre schon die Kreationisten schreien.
Ein Wissenschaftler dürfte das sehr viel nüchterner sehen.
Das ist keine Zielsetzung.
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kungfutius registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.08.2004 Beiträge: 454
Wohnort: köln
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(#199949) Verfasst am: 25.10.2004, 17:29 Titel: |
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Noch eine Verschwörungstheorie!
Es ist zu vermuten, dass es einem brillant denkenden Kenner der neueren Geschichte einmal auffallen wird, dass der 1. Weltkrieg zwecks Neutralisierung des Nietzsches Wirkens verbrochen wurde. Nach dem Tod Nietzsches verbreiteten sich seine Ideen wie Steppenfeuer in der Welt: die Unruhen die vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Weltkrieges an der Tagesordnung gewesen sind, und die Politiker an der Unregierbarkeit des Volkes geradezu verzweifelten, sind jedenfalls mehr Werk Nietzsches (und Dostojewskis!) als Marx-Engels.
So ist es keinesfalls abwegig sich vorzustellen, wie sich die Politiker beider Seiten darauf einigten, das Volk tüchtig zu erschrecken, um es sozusagen `zur Einsicht zu bringen`. Also liess man es divisionsweise gegen die Maschinengewehrnester anrennen, bombte es im Schützengraben monatelang mit Trommelfeuer und terrorisierte es mit fiesen Gasattacken; jedenfalls ist das ein Plan, dem der alte Machiavelli (ja absurderweise sogar der Nietzsche selbst!) begeistert applaudieren würde...
Wie es dem auch sei: mit dem Ende des ersten Grossen Krieges hörte auch Nietzsche fast vollständig auf in einer breiteren Öffentlichkeit zu wirken. Ab da war nur noch primitivster Amerikanismus gefragt, so dass Nietzsche gelegentlich seines hundertsten Todestages mit keinem Wort erwähnt wurde, geschweige den irgendwo-nirgendwo gefeiert! – Schande über Schanden!
kungfutius
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Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#199990) Verfasst am: 25.10.2004, 18:37 Titel: |
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Wieviele tote Philosophen werden denn gefeiert ?
Er steht in den Geschichtsbüchern.
Zumindest für die Leute die nicht aus der Geschichte ausgestiegen sind.
Es gibt zudem ein paar gute Gründe ätzende Kritik an Leuten zu üben,
die ständig in irgendwelchen 'Schriften' ne Erleuchtung oder sowas suchen...
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