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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#1922925) Verfasst am: 16.05.2014, 22:30 Titel: Heidegger reloaded |
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"Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden, dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren. Er muss in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen. Der Mensch muss, bevor er spricht, erst vom Sein sich wieder ansprechen lassen, auf die Gefahr, dass er unter diesem Anspruch wenig oder selten etwas zu sagen hat. Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, dem Menschen aber die Behausung für das Wohnen in der Wahrheit des Seins wiedergeschenkt."
Martin Heidegger, Über den Humanismus, 1946
Wie interpretiert die westliche Philosophie so eine Aussage? Was würde Derrida dazu sagen? Meine Gedanken dazu später.
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1922928) Verfasst am: 16.05.2014, 22:40 Titel: |
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Da klingt ja uwebus noch verständlicher.
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Casual3rdparty dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 21.07.2012 Beiträge: 6255
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(#1922929) Verfasst am: 16.05.2014, 22:44 Titel: |
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | Da klingt ja uwebus noch verständlicher. | warte mal, später wird es noch besser...
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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unquest auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2010 Beiträge: 3326
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(#1922936) Verfasst am: 16.05.2014, 23:38 Titel: |
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Ich vermute seine Texte dienten früher zur Nachrichtenübermittlung und konnten bis heute nicht dechiffriert werden. Enigma war nur zur Ablenkung und Tarnung.
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1922937) Verfasst am: 16.05.2014, 23:48 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | Ich vermute seine Texte dienten früher zur Nachrichtenübermittlung und konnten bis heute nicht dechiffriert werden. Enigma war nur zur Ablenkung und Tarnung. |
Malone ist doch ein Spezialist für Rätsel - vielleicht ist das Rätsel für uns. Die Antwort ist 42!!!
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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unquest auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2010 Beiträge: 3326
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(#1922945) Verfasst am: 17.05.2014, 01:16 Titel: |
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AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | unquest hat folgendes geschrieben: | Ich vermute seine Texte dienten früher zur Nachrichtenübermittlung und konnten bis heute nicht dechiffriert werden. Enigma war nur zur Ablenkung und Tarnung. |
Malone ist doch ein Spezialist für Rätsel - vielleicht ist das Rätsel für uns. Die Antwort ist 42!!! |
Bevor er nicht die Phänomenologie der Existenzialität des Sinns des Wesens vom Sein dekonstruiert, sehe ich keine Lösung.
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kennstenich auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.05.2012 Beiträge: 301
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(#1922948) Verfasst am: 17.05.2014, 05:07 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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Malone hat folgendes geschrieben: | "Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden, dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren. Er muss in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen. Der Mensch muss, bevor er spricht, erst vom Sein sich wieder ansprechen lassen, auf die Gefahr, dass er unter diesem Anspruch wenig oder selten etwas zu sagen hat. Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, dem Menschen aber die Behausung für das Wohnen in der Wahrheit des Seins wiedergeschenkt."
Martin Heidegger, Über den Humanismus, 1946
Wie interpretiert die westliche Philosophie so eine Aussage? Was würde Derrida dazu sagen? Meine Gedanken dazu später. |
Ich könnte mir einen eigenen Reim darauf machen. Was die westliche Philosophie interpretiert, weiß ich allerdings nicht.
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#1922983) Verfasst am: 17.05.2014, 12:16 Titel: |
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Wie lautet denn dein Reim darauf? Und wo sind hier die Profi-Philosophen?
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1922990) Verfasst am: 17.05.2014, 12:54 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Wie lautet denn dein Reim darauf? Und wo sind hier die Profi-Philosophen? |
Akademische Philosophen? Darauf einen Albert Camus.
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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kennstenich auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.05.2012 Beiträge: 301
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(#1922995) Verfasst am: 17.05.2014, 13:26 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Wie lautet denn dein Reim darauf? |
Der schnoede Alltag hat mich gerade im Griff, vielleicht klappts später.
Im umfangreichen Wiki-Text davon war jedenfalls auch irgendwo Derrida verlinkt.
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1922996) Verfasst am: 17.05.2014, 13:26 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Wie lautet denn dein Reim darauf? Und wo sind hier die Profi-Philosophen? |
Das ist Dichtung, keine Philosophie. Aber eine großartige Sprache. Man müsste echt mehr davon lesen.
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Smode registrierter User
Anmeldungsdatum: 13.06.2013 Beiträge: 308
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(#1922997) Verfasst am: 17.05.2014, 13:27 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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Malone hat folgendes geschrieben: | "Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden, dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren. Er muss in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen. Der Mensch muss, bevor er spricht, erst vom Sein sich wieder ansprechen lassen, auf die Gefahr, dass er unter diesem Anspruch wenig oder selten etwas zu sagen hat. Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, dem Menschen aber die Behausung für das Wohnen in der Wahrheit des Seins wiedergeschenkt."
Martin Heidegger, Über den Humanismus, 1946
Wie interpretiert die westliche Philosophie so eine Aussage? Was würde Derrida dazu sagen? Meine Gedanken dazu später. |
-loslassen
-sein eigenes ding machen
-nachdenken bevor man spricht
?
_________________ Every man takes the limits of his own field of vision for the limits of the world.
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kennstenich auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.05.2012 Beiträge: 301
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(#1922999) Verfasst am: 17.05.2014, 13:38 Titel: |
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Ich würde das eher aus der Zeit 1946 heraus sehen. Gedankensysteme zusammengebrochen und neue Suche oder Erspueren nach dem Eigentlichen. Neue Verortung, die sich zunächst nicht unbedingt in Worten ausdrücken lässt.
Ob Putin auch Heidegger liest?
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#1923010) Verfasst am: 17.05.2014, 14:41 Titel: |
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Der Artikel erinnert mich an die unsäglichen Interpretationen von Kafka unter marxistischem oder freudianischem Standpunkt.
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1923014) Verfasst am: 17.05.2014, 15:15 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Malone hat folgendes geschrieben: | Wie lautet denn dein Reim darauf? Und wo sind hier die Profi-Philosophen? |
Das ist Dichtung, keine Philosophie. Aber eine großartige Sprache. Man müsste echt mehr davon lesen. |
Du hast den kulturellen Geschmack eines braven Untertans. Am leichtesten beeindruckt man Dich mit hohlem Pomp.
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1923021) Verfasst am: 17.05.2014, 15:44 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Malone hat folgendes geschrieben: | Wie lautet denn dein Reim darauf? Und wo sind hier die Profi-Philosophen? |
Das ist Dichtung, keine Philosophie. Aber eine großartige Sprache. Man müsste echt mehr davon lesen. |
Du hast den kulturellen Geschmack eines braven Untertans. Am leichtesten beeindruckt man Dich mit hohlem Pomp. |
Wenn er gut gemacht ist... Leute wie Nietzsche, Schopenhauer, Sartre und Heidegger kann man als Philosophen nicht ernst nehmen, sind aber großartige Stilisten.
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#1923024) Verfasst am: 17.05.2014, 15:54 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Malone hat folgendes geschrieben: | Wie lautet denn dein Reim darauf? Und wo sind hier die Profi-Philosophen? |
Das ist Dichtung, keine Philosophie. Aber eine großartige Sprache. Man müsste echt mehr davon lesen. |
Du hast den kulturellen Geschmack eines braven Untertans. Am leichtesten beeindruckt man Dich mit hohlem Pomp. |
Wenn er gut gemacht ist... Leute wie Nietzsche, Schopenhauer, Sartre und Heidegger kann man als Philosophen nicht ernst nehmen, sind aber großartige Stilisten. |
Welche Philosophen nimmst du denn ernst? Außerdem pflichte ich dir bei, der Stil ist großartig. Vielleicht empfindet man ihn aber als hohlen Pomp, wenn man in den Worten keinen Sinn erkennt.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1923027) Verfasst am: 17.05.2014, 16:05 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Malone hat folgendes geschrieben: | Wie lautet denn dein Reim darauf? Und wo sind hier die Profi-Philosophen? |
Das ist Dichtung, keine Philosophie. Aber eine großartige Sprache. Man müsste echt mehr davon lesen. |
Du hast den kulturellen Geschmack eines braven Untertans. Am leichtesten beeindruckt man Dich mit hohlem Pomp. |
Wenn er gut gemacht ist... Leute wie Nietzsche, Schopenhauer, Sartre und Heidegger kann man als Philosophen nicht ernst nehmen, sind aber großartige Stilisten. |
Welche Philosophen nimmst du denn ernst? Außerdem pflichte ich dir bei, der Stil ist großartig. Vielleicht empfindet man ihn aber als hohlen Pomp, wenn man in den Worten keinen Sinn erkennt. |
Na, man könnte den Eindruck haben, für samson sind Inhalte und Begriffe eh Schall und Rauch und alles sei bloß Rhetorik, Stil, Form:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1918070#1918070
@Malone, alter Fußballexperte: Was den langen Text von Alexander Steiner über Heidegger betrifft, so geht es - anders als bei gewissen Kafka-Analysen - nicht um reine Textimmanenz.
Ich aus meiner Sicht würde die Koordinaten zur besseren Orientierung tatsächlich an der Aufklärung und der französischen Revolution festmachen, zu welchen sowohl Heidegger als auch die anderen von samson genannten *Schriftsteller* sich entsprechend positionieren ...-
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1923031) Verfasst am: 17.05.2014, 16:35 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: |
Welche Philosophen nimmst du denn ernst? |
zB Ansgar Beckermann; Norbert Hörster und Carl Schmitt. Und Kant natürlich.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1923086) Verfasst am: 17.05.2014, 22:36 Titel: |
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Bei dem Zitat würde ich zunächst im Kontext des Existenzialismus an die Entfremdung des Menschen von sich selbst denken, womöglich an den Phänomenalismus, der die Entfremdung zumindest abzumildern scheint. Ferner würde ich rein spekulativ darüber nachdenken, ob in der Aussage nicht Heideggers fatale Neigung zum Ausdruck kommt, das Politische, bzw. das Gesellschaftliche metaphysisch abzuhandeln, und das 1946, wo er bereits die Erfahrung gemacht hatte, Verführter gewesen zu sein, weil er im Faschismus zunächst das politische Programm für die Überwindung der Selbstentfremdung sehen wollte. Verführt durch den (philosophischen) Willen zur Macht, könnte man vielleicht sagen.
Daß man mit dem Verzicht auf das Urteil näher ans Sein rückt, und damit jedoch seine Sprache verliert, das ist ein Gedanke, der mir nicht fremd ist. Jedoch was ich nicht mag, ist das Wortgeklimper in "Wohnen in der Wahrheit" des Seins. Das ist wahrscheinlich reine Poesie, und stört dann doch sehr, wenn sie einen philosophischen Anspruch erhebt. Man kann bei Heidegger poetische und tiefsinnige Perlen finden. Das Problem für mich ist, daß seine Biographie es schwer macht das zu akzeptieren, denn als Mensch muss er ein Totalversager gewesen sein, und feige. Aber das steht hier wohl nicht zur Debatte.
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#1923091) Verfasst am: 18.05.2014, 02:49 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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Malone hat folgendes geschrieben: | "Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden, dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren. Er muss in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen. Der Mensch muss, bevor er spricht, erst vom Sein sich wieder ansprechen lassen, auf die Gefahr, dass er unter diesem Anspruch wenig oder selten etwas zu sagen hat. Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, dem Menschen aber die Behausung für das Wohnen in der Wahrheit des Seins wiedergeschenkt."
Martin Heidegger, Über den Humanismus, 1946 |
Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden -
- Schiefes Bild. Zum Sein gibt es keine Entfernung. Sein ist eine ja/nein-Sache, außer jemand liegt gerade im Sterben.
- "Sein" ist hier mit einem weiteren Begriff aufgeladen, lebenswertes Sein, erfülltes Sein, freies Sein. Was für ein Sein Heidegger genau meint, bleibt unklar. So kann sich jeder seinen persönlichen Reim auf den Satz machen.
dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren.
- Warum ist das so ist? Die Begründung fehlt.
- Im Namenlosen existieren. Hmm. Namen wie Petra und Peter sind wohl nicht gemeint.
- Also Wörter und Begriffe wie: Baum, Tisch, Partei oder Verbraucherschutzzentrale. Geht auch nicht. Ich kann namenlos leben, und auf Wörter und Begriffe verzichten. Im Namenlosen zu leben, was ist das?
- Es könnte gemeint sein, der Mensch sollte in einem namenlosen Zustand leben. Falls ja, warum sagt Heidegger das nicht gleich so? Und warum sagt er nicht, welchen der unzählig denkbaren namenlosen Zustände er meint?
Er muss in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen.
- non-sequitur
- Falsch. Die Öffentlichkeit will mich Verführen? Nein, einzelne öffentlich agierende Gruppen wollen mich verführen. Die Öffentlichkeit ist doch kein monolithischer Block, in dem alle mit einer Stimme reden. Heidegger sollte Roß und Reiter nennen.
- Die Ohnmacht des Privaten? Verstehe ich überhaupt nicht. Im Privaten bin ich mächtig. Sobald die Wohnungstür zu ist, kann ich machen, was ich will. Nackig 'rumlaufen, Gott und den Teufel lästern, was weiß ich. Meint Heidegger vielmehr die Ohnmacht des Einzelnen in der Gesellschaft?
Der Mensch muss, bevor er spricht, erst vom Sein sich wieder ansprechen lassen, auf die Gefahr, dass er unter diesem Anspruch wenig oder selten etwas zu sagen hat.
- Wenn das Sein mit mir spräche, würde ich das als schizophrenen Schub einordnen.
- Wieso schreibt Heidegger "Gefahr", wenn er "Chance" meint?
- Außerdem fürchterliches Deutsch.
Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, [...] wiedergeschenkt.
- Damit könnte ich mich anfreunden. Ein Freund sagt mal zu mir: "Jetzt haben wir ganz lang geredet, nun können wir auch für fünf Minuten die Klappe halten."
- Aber: sprechen ist nicht von Hause etwas Kostbares, es kann und wird oft banal sein. Kostbar können nur die Inhalte von Gesprochenem sein.
Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, dem Menschen aber die Behausung für das Wohnen in der Wahrheit des Seins wiedergeschenkt.
- Wahrscheinlich glaubt Heidegger, er wohne bereits in der Wahrheit des Seins, wenn er solche Zeilen aneinander reiht.
FAZIT
- Die erste Hälfte ist mir nahezu unverständlich. Ich könnte etwas hineinlesen, wenn ich wollte. Ob's das Gleiche ist, was Heidegger gemeint hat, bleibt mir verborgen, weil er im Abstrakten spricht.
- Eins lese ich schon hinein, nämlich eine Aufarbeitung der NS-Zeit. Dann stoße ich mich aber an der Formulierung der Mensch muß. Wer muß? Der Mensch, alle Menschen? Nur Heidegger? Nur die Deutschen? Oder auch die Alliierten?
- Insgesamt scheint er sagen zu wollen: nur wer etwas zu sagen hat, soll sprechen. Da gehe ich mit, das wäre gelebter Humanismus. 1946 gab es aber sicher vieles, über das man sprechen hätte sollen. Ein Aufruf zur Wortkargheit ist zu der Zeit leicht kontraproduktiv.
_________________ "There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1923092) Verfasst am: 18.05.2014, 03:18 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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Martin Heidegger hat folgendes geschrieben: | Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden, dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren. |
Ich glaub' ja, mein lieber Martin, dass du die Idee mit der Existenz in der Namenlosigkeit (übrigens genauso wie deinen Begriff der "Eigentlichkeit") einfach nur von Max Stirner geklaut hast.
In Zeiten des Internets und von Bewegungen wie Anonymous und Occupy erhält die Idee der Existenz im Namenlosen allerdings einen anderen, nicht metaphysischen, sondern politischen Sinn.
Wenn man sich für philosophische Reflektionen zu diesen Themen interessiert, ist Agamben (z.B. Die kommende Gemeinschaft) aber m.E. deutlich aufschlussreicher als Heidegger.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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kennstenich auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.05.2012 Beiträge: 301
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(#1923117) Verfasst am: 18.05.2014, 11:19 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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Heidegger hat folgendes geschrieben: | "Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden, dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren. Er muss in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen.
Martin Heidegger, Über den Humanismus, 1946
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Das stelle ich mir wie progressive Muskelentspannung nach Jacobson vor:
Man muss erst die Anspannung bewusst fühlen lernen, bevor man sich willentlich entspannen kann.
Das Namenlose wäre dann die Auszeit, in der diese Übung stattfindet.
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quadium registrierter User
Anmeldungsdatum: 06.04.2013 Beiträge: 1771
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(#1923121) Verfasst am: 18.05.2014, 11:46 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Samson83 hat folgendes geschrieben: | Malone hat folgendes geschrieben: | Wie lautet denn dein Reim darauf? Und wo sind hier die Profi-Philosophen? |
Das ist Dichtung, keine Philosophie. Aber eine großartige Sprache. Man müsste echt mehr davon lesen. |
Du hast den kulturellen Geschmack eines braven Untertans. Am leichtesten beeindruckt man Dich mit hohlem Pomp. |
Wenn er gut gemacht ist... Leute wie Nietzsche, Schopenhauer, Sartre und Heidegger kann man als Philosophen nicht ernst nehmen, sind aber großartige Stilisten. |
Welche Philosophen nimmst du denn ernst? Außerdem pflichte ich dir bei, der Stil ist großartig. Vielleicht empfindet man ihn aber als hohlen Pomp, wenn man in den Worten keinen Sinn erkennt. |
Ja, das kommt vor.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1923122) Verfasst am: 18.05.2014, 11:46 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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smallie hat folgendes geschrieben: | Malone hat folgendes geschrieben: | "Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden, dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren. Er muss in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen. Der Mensch muss, bevor er spricht, erst vom Sein sich wieder ansprechen lassen, auf die Gefahr, dass er unter diesem Anspruch wenig oder selten etwas zu sagen hat. Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, dem Menschen aber die Behausung für das Wohnen in der Wahrheit des Seins wiedergeschenkt."
Martin Heidegger, Über den Humanismus, 1946 |
Soll aber der Mensch noch einmal in die Nähe des Seins finden -
- Schiefes Bild. Zum Sein gibt es keine Entfernung. Sein ist eine ja/nein-Sache, außer jemand liegt gerade im Sterben.
- "Sein" ist hier mit einem weiteren Begriff aufgeladen, lebenswertes Sein, erfülltes Sein, freies Sein. Was für ein Sein Heidegger genau meint, bleibt unklar. So kann sich jeder seinen persönlichen Reim auf den Satz machen.
dann muss er zuvor lernen, im Namenlosen zu existieren.
- Warum ist das so ist? Die Begründung fehlt.
- Im Namenlosen existieren. Hmm. Namen wie Petra und Peter sind wohl nicht gemeint.
- Also Wörter und Begriffe wie: Baum, Tisch, Partei oder Verbraucherschutzzentrale. Geht auch nicht. Ich kann namenlos leben, und auf Wörter und Begriffe verzichten. Im Namenlosen zu leben, was ist das?
- Es könnte gemeint sein, der Mensch sollte in einem namenlosen Zustand leben. Falls ja, warum sagt Heidegger das nicht gleich so? Und warum sagt er nicht, welchen der unzählig denkbaren namenlosen Zustände er meint?
Er muss in gleicher Weise sowohl die Verführung durch die Öffentlichkeit als auch die Ohnmacht des Privaten erkennen.
- non-sequitur
- Falsch. Die Öffentlichkeit will mich Verführen? Nein, einzelne öffentlich agierende Gruppen wollen mich verführen. Die Öffentlichkeit ist doch kein monolithischer Block, in dem alle mit einer Stimme reden. Heidegger sollte Roß und Reiter nennen.
- Die Ohnmacht des Privaten? Verstehe ich überhaupt nicht. Im Privaten bin ich mächtig. Sobald die Wohnungstür zu ist, kann ich machen, was ich will. Nackig 'rumlaufen, Gott und den Teufel lästern, was weiß ich. Meint Heidegger vielmehr die Ohnmacht des Einzelnen in der Gesellschaft?
Der Mensch muss, bevor er spricht, erst vom Sein sich wieder ansprechen lassen, auf die Gefahr, dass er unter diesem Anspruch wenig oder selten etwas zu sagen hat.
- Wenn das Sein mit mir spräche, würde ich das als schizophrenen Schub einordnen.
- Wieso schreibt Heidegger "Gefahr", wenn er "Chance" meint?
- Außerdem fürchterliches Deutsch.
Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, [...] wiedergeschenkt.
- Damit könnte ich mich anfreunden. Ein Freund sagt mal zu mir: "Jetzt haben wir ganz lang geredet, nun können wir auch für fünf Minuten die Klappe halten."
- Aber: sprechen ist nicht von Hause etwas Kostbares, es kann und wird oft banal sein. Kostbar können nur die Inhalte von Gesprochenem sein.
Nur so wird dem Wort die Kostbarkeit seines Wesens, dem Menschen aber die Behausung für das Wohnen in der Wahrheit des Seins wiedergeschenkt.
- Wahrscheinlich glaubt Heidegger, er wohne bereits in der Wahrheit des Seins, wenn er solche Zeilen aneinander reiht.
FAZIT
- Die erste Hälfte ist mir nahezu unverständlich. Ich könnte etwas hineinlesen, wenn ich wollte. Ob's das Gleiche ist, was Heidegger gemeint hat, bleibt mir verborgen, weil er im Abstrakten spricht.
- Eins lese ich schon hinein, nämlich eine Aufarbeitung der NS-Zeit. Dann stoße ich mich aber an der Formulierung der Mensch muß. Wer muß? Der Mensch, alle Menschen? Nur Heidegger? Nur die Deutschen? Oder auch die Alliierten?
- Insgesamt scheint er sagen zu wollen: nur wer etwas zu sagen hat, soll sprechen. Da gehe ich mit, das wäre gelebter Humanismus. 1946 gab es aber sicher vieles, über das man sprechen hätte sollen. Ein Aufruf zur Wortkargheit ist zu der Zeit leicht kontraproduktiv. |
@smallie: sehr gut und humorvoll auseinandergefriemelt!
Heidegger spricht natürlich immer gerne in Rätseln. Wer aber frühere Texte (und Kontexte) von ihm kennt, der erkennt einiges wieder.
Zum Beispiel ist die "Nähe des Seins" eine Chiffre für *das Schicksal*, von dem der Mensch sich "wieder ansprechen" lassen muss. Dazu muss er zuvor sein individuelles Sein (für einen Moment) vergessen und sich der Zugehörigkeit zu seiner quasi überindividuellen, seinem *tieferen Wesen* entsprechenden *Schicksalsgemeinschaft* bewusst werden.
Und schon sind wir wieder mitten drin in der Gemeinschaftsideologie, welche dann auch entsprechend zur damaligen Zeit kongenial passende politisch-praktische Implikationen mit sich brachte.
Insofern kann man gar nicht - wie Freund zelig es hier wieder möchte - Denken und Handeln voneinander losgelöst betrachten oder gar Handeln als "Verfühtwerden" (fehl)interpretieren.
Die Unterwerfung unter ein vermeintliches Schicksal ist ja - wie Alex Steiner gut darstellte - kein Paradigma menschlicher oder gar individueller und gesamtgesellschaftlicher Freiheit, sondern das Gegenteil, also wie gesagt, die Unterwerfung unter die Determination des Schicksals.
Dies umschreibt Heidegger mit den Metaphern des "Wohnen in der Wahrheit des Seins", was nichts anderes heisst als das Erreichen des *wahren Seins* (= bewusstes schicksalhaftes Sein).
Insgesamt ist klar, dass hier Heidegger in Notwendigkeits- und nicht in Freiheitskategorien denkt, so wie auch seine geistesverwandten Philosophenbrüder und -schwestern. Dies sozusagen als Kontrapunkt von Möglichkeit, Gestaltbarkeit und - Chance - jener Begriff, welche du mit Recht vermisst und an dessen Stelle Heidegger das Wort "Gefahr" stellt, ähnlich wie Ernst Jünger oder auch - in anderer Weise - Carl Schmitt ...-
_________________ °
K.I.Z - Frieden
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#1923146) Verfasst am: 18.05.2014, 14:00 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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Malone hat folgendes geschrieben: |
Wie interpretiert die westliche Philosophie so eine Aussage? Was würde Derrida dazu sagen? |
die vollständige Dekonstruktion wurde hier bereits geleistet...
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1923150) Verfasst am: 18.05.2014, 14:16 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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smallie hat folgendes geschrieben: | Die Öffentlichkeit will mich verführen? Nein, einzelne öffentlich agierende Gruppen wollen mich verführen. |
So ist das aber nicht gemeint. Es geht dabei darum, dass Öffentlichkeit als solche Gegenstand des Begehrens werden kann. Wäre das anders, gäbe es gar kein politisches Handeln im eigentlichen Sinne.
Für Heidegger ist dieses Begehren ein philosophisches Problem, weil es den Blick auf das Sein verstellt. Das hat natürlich sehr viel mit seinem eigenen früheren politischen Engagement zu tun.
smallie hat folgendes geschrieben: | Die Ohnmacht des Privaten? Verstehe ich überhaupt nicht. Im Privaten bin ich mächtig. |
Nein, das ist gerade eine durch die Ideologie des Privatrechts erzeugte Illusion. Macht bedeutet materielle gesellschaftliche Macht, d.h. Verfügung über Produktivkräfte. Es geht also nicht darum, ob du nackt vor dem Fernseher sitzen kannst, sondern ob du auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, denen du unterworfen bist, Einfluss nehmen kannst. Über die Irrtümer der Rechtsideologie hinsichtlich des privaten Raumes, z.B. des jus utendi et abutendi, kann man bei Marx in der Deutschen Ideologie einiges sehr Erhellendes nachlesen.
smallie hat folgendes geschrieben: | Meint Heidegger vielmehr die Ohnmacht des Einzelnen in der Gesellschaft? |
Das Private ist aber nun gerade eine Chiffre dieser Ohnmacht. Einen Privatraum, in dem der einzelne dem Schein nach freie Hand hat, erzeugt die bürgerliche Gesellschaft gerade dadurch, dass sie ihn von gesellschaftlicher Partizipation ausschließt.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#1923596) Verfasst am: 20.05.2014, 20:56 Titel: Re: Heidegger reloaded |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Heidegger spricht natürlich immer gerne in Rätseln. Wer aber frühere Texte (und Kontexte) von ihm kennt, der erkennt einiges wieder.
Zum Beispiel ist die "Nähe des Seins" eine Chiffre für *das Schicksal*, von dem der Mensch sich "wieder ansprechen" lassen muss. Dazu muss er zuvor sein individuelles Sein (für einen Moment) vergessen und sich der Zugehörigkeit zu seiner quasi überindividuellen, seinem *tieferen Wesen* entsprechenden *Schicksalsgemeinschaft* bewusst werden. |
Die Schicksalsgemeinschaft. Ach.
Über die Lage, in der ich mich finde, über das, was das Schicksal an mich heranträgt, könnte ich endlos schreiben, alleine - mir fehlt die Zeit. Natürlich hat Heidegger Recht, wenn er meint, nur wer "von der Wirklichkeit berührt" wurde, solle seine Stimme erheben. Aber man muß ein tumber Geist sein, um nicht ständig von der Wirklichkeit berührt zu werden.
So gesehen weiß ich wirklich nicht, was Heidegger sagen will. Im Gegenteil - ich habe den Verdacht, er verschweigt etwas.
_________________ "There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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