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Das Märchen vom "Fachkräftemangel"

 
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



Anmeldungsdatum: 30.09.2006
Beiträge: 11051
Wohnort: Da, wo noch Ruhe ist

Beitrag(#1944214) Verfasst am: 22.08.2014, 09:42    Titel: Das Märchen vom "Fachkräftemangel" Antworten mit Zitat

Der DIHK hat die Ergebnisse seiner Ausbildungsumfrage 2014 veröffentlicht. Wieder einmal wird da gejammert, Unternehmen hätten es sehr schwer geeignete Lehrstellenbewerber zu finden. Den Bewerbern fehlte es an allem Möglichen - vor allem bei den sogenannten "Softskills" und bei der Leistungsbereitschaft etc..
Soweit, so gut, nichts Neues. Interessant ist aber etwas ganz anderes: schaut man in die Studie genauer rein, so entdeckt man Verblüffendes - und zwar auf S. 24. Dort heisst es:
Zitat:

Bachelorisierung von Sachbearbeiter-Positionen
Ein kausaler Zusammenhang zwischen Besetzungsschwierigkeiten und der Anzahl angebotener Ausbildungsplätzen ist in diesem Jahr insbesondere bei Großunternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern ersichtlich.
In den vergangenen Jahren lagen deren Ausbildungsabsichten stets über denen der kleineren Betriebe. Die Zunahme der Besetzungsschwierigkeiten verändert jedoch das Ausbildungsangebot der „Großen“. Viele dieser Betriebe, die angeben, weniger Ausbildungsplätze anzubieten, wollen anstelle von Auszubildenden Bachelorabsolventen praktisch qualifizieren.

Unternehmen versuchen auf diese Weise, die theoretische Hochschulausbildung durch praktische Übungen zu ergänzen. Auf diese Weise verdrängen Bachelorabsolventen direkt Ausbildungsplätze und reduzieren somit das Angebot. Es liegt daher nahe, dass durch diese Entwicklungen zunehmend Facharbeiter-Arbeitsplätze mit Bachelorabsolventen besetzt werden, wie beispielsweise
im Assistenz-Bereich. Hier werden Bürokaufleute durch betriebswirtschaftlich ausgebildete Bachelor
ersetzt.
Quelle: DIHK Ausbildungsumfrage


Na - da wird doch endlich mal richtig Butter bei die Fische - da wird unumwunden thematisiert, woher der Wind weht: an völlig überzogenen Qualifikationsvorstellungen bei vielen Arbeitgebern. Ich kann mich noch erinnern, dass noch vor nicht all zu langer Zeit die Akademisierung von einfachen Sachbearbeiter-Positionen vehement bestritten und als "Einzelfälle" deklariert wurden...
_________________
"Bullshit ist eine dritte Kategorie zwischen Wahrheit und Lüge" (Harry Frankfurt)

Ausser Hypochondrie habe ich alle Krankheiten.

Ich fordere: JEDEM VOLLPFOSTEN SEIN EIGENES "Mimi-Mimi!"
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Fleischfresse
Ein Harbi & Reichshund!



Anmeldungsdatum: 02.06.2010
Beiträge: 223
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Beitrag(#1944228) Verfasst am: 22.08.2014, 11:04    Titel: Re: Das Märchen vom "Fachkräftemangel" Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Der DIHK hat die Ergebnisse seiner Ausbildungsumfrage 2014 veröffentlicht. Wieder einmal wird da gejammert, Unternehmen hätten es sehr schwer geeignete Lehrstellenbewerber zu finden. Den Bewerbern fehlte es an allem Möglichen - vor allem bei den sogenannten "Softskills" und bei der Leistungsbereitschaft etc..
Soweit, so gut, nichts Neues. Interessant ist aber etwas ganz anderes: schaut man in die Studie genauer rein, so entdeckt man Verblüffendes - und zwar auf S. 24. Dort heisst es:
Zitat:

Bachelorisierung von Sachbearbeiter-Positionen
Ein kausaler Zusammenhang zwischen Besetzungsschwierigkeiten und der Anzahl angebotener Ausbildungsplätzen ist in diesem Jahr insbesondere bei Großunternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern ersichtlich.
In den vergangenen Jahren lagen deren Ausbildungsabsichten stets über denen der kleineren Betriebe. Die Zunahme der Besetzungsschwierigkeiten verändert jedoch das Ausbildungsangebot der „Großen“. Viele dieser Betriebe, die angeben, weniger Ausbildungsplätze anzubieten, wollen anstelle von Auszubildenden Bachelorabsolventen praktisch qualifizieren.

Unternehmen versuchen auf diese Weise, die theoretische Hochschulausbildung durch praktische Übungen zu ergänzen. Auf diese Weise verdrängen Bachelorabsolventen direkt Ausbildungsplätze und reduzieren somit das Angebot. Es liegt daher nahe, dass durch diese Entwicklungen zunehmend Facharbeiter-Arbeitsplätze mit Bachelorabsolventen besetzt werden, wie beispielsweise
im Assistenz-Bereich. Hier werden Bürokaufleute durch betriebswirtschaftlich ausgebildete Bachelor
ersetzt.
Quelle: DIHK Ausbildungsumfrage


Na - da wird doch endlich mal richtig Butter bei die Fische - da wird unumwunden thematisiert, woher der Wind weht: an völlig überzogenen Qualifikationsvorstellungen bei vielen Arbeitgebern. Ich kann mich noch erinnern, dass noch vor nicht all zu langer Zeit die Akademisierung von einfachen Sachbearbeiter-Positionen vehement bestritten und als "Einzelfälle" deklariert wurden...


Wurde aus diesem Grund nicht einmal das duale System eingeführt, um "Softskills" und praktischen Fähigkeiten zu kombinieren?
In der Studie ist vom administrativen Bereich die Rede, ein Installateur, Pflegepersonal oder Diagnosetechniker ist mir noch nicht mit Bachelor begegnet, obwohl dies wohl genau die Bereiche sind, die am meisten über den Mangel klagen.
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#1944229) Verfasst am: 22.08.2014, 11:07    Titel: Re: Das Märchen vom "Fachkräftemangel" Antworten mit Zitat

Was Ausbildungsstellen ohne Bewerber betrifft muss man sich auch anschauen, was das überhaupt für Stellen sind. In Deutschland werden ja sogar Backshopverkäufer (damit meine ich nicht Bäcker) Call-Center-Fuzzis oder Reinigungskräfte "ausgebildet". Dass Jugendliche eher keine Lust auf eine unterbezahlte Ausbildung zur Hilfskraft haben, sollte nicht verwundern.

Dass das Gastgewerbe mit 61% die Branche mit den meisten Betrieben mit unbesetzten Stellen ist, ist auch keine Überraschung, denn hier werden Lehrlinge völlig ungeniert als billige Arbeitskräfte angeheuert.

Zu einem Fachkräftemangel wird die Nichtbesetzung derartiger "Ausbildungsstelle" gewiss nicht führen.
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



Anmeldungsdatum: 30.09.2006
Beiträge: 11051
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Beitrag(#1944244) Verfasst am: 22.08.2014, 11:52    Titel: Re: Das Märchen vom "Fachkräftemangel" Antworten mit Zitat

Fleischfresse hat folgendes geschrieben:

Wurde aus diesem Grund nicht einmal das duale System eingeführt, um "Softskills" und praktischen Fähigkeiten zu kombinieren?
In der Studie ist vom administrativen Bereich die Rede, ein Installateur, Pflegepersonal oder Diagnosetechniker ist mir noch nicht mit Bachelor begegnet, obwohl dies wohl genau die Bereiche sind, die am meisten über den Mangel klagen.


Im handwerklichen Industriebereich ist es inzwischen so, dass Stellen die früher von Gesellen mit Facharbeiterbrief besetzt wurden, heute gerne mal mit BA-Absolventen aus dem entsprechenden Ingenieurwissenschaftlichen Bereich besetzt werden. Die Bezahlung ist entweder dieselbe - oder es gibt sogar weniger Geld. Solche Stellen bleiben dann gerne "mangels geeigneter Bewerber" unbesetzt und es wird nach ausländischen Fachkräften gebrüllt.

Was die Pflege angeht: da ist man ganz schlicht und ergreifend selber schuld, wenn man keine Kräfte mehr findet. Viele Krankenhäuser sind aus Spar-Gründen unterbesetzt, in der Altenpflege sieht es katastrophal aus. Überall schlechtes Betriebsklima, hoher ausbeuterischer Leistungsdruck, Personalmangel, weil Stellen nicht bewilligt werden. Kein Wunder, dass das niemand machen will.
Und wer Diagnosetechniker ist, geht meistens gleich in die Schweiz oder nach Norwegen etc..
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1944287) Verfasst am: 22.08.2014, 19:05    Titel: Re: Das Märchen vom "Fachkräftemangel" Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Na - da wird doch endlich mal richtig Butter bei die Fische - da wird unumwunden thematisiert, woher der Wind weht: an völlig überzogenen Qualifikationsvorstellungen bei vielen Arbeitgebern. Ich kann mich noch erinnern, dass noch vor nicht all zu langer Zeit die Akademisierung von einfachen Sachbearbeiter-Positionen vehement bestritten und als "Einzelfälle" deklariert wurden...
das kommt wohl wirklich auf den betrieb an.
wir sind ja auch gerade dabei, zwei azubis einzustellen. und wir wollen weder zu hoch qualifizierte (also abitur/fachhochschulreife), noch zu niedrig, zumindest für die kfm. ausbildung. denn selbst für leute mit sehr gutem hauptschulabschluss sind die schulischen anforderungen nur schwer schwer zu packen.
wir sehen aber die eigentlichen probleme an ganz anderer stelle: jugendliche sind mit 18 jahren fast immer nicht reif genug für eine ausbildung.
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Brudi
registrierter User



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Beiträge: 263

Beitrag(#1944301) Verfasst am: 22.08.2014, 20:02    Titel: Antworten mit Zitat

Ich konnte keine Stelle als Techniker finden, weil offene Stellen mit Ingenieuren besetzt wurden, die bei der gegenwärtigen Arbeitsmarktlage für dasselbe Gehalt arbeiten. skeptisch

https://www.youtube.com/watch?v=lFq2aAcf-8s
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sünnerklaas
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Beitrag(#1944348) Verfasst am: 22.08.2014, 21:59    Titel: Re: Das Märchen vom "Fachkräftemangel" Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Na - da wird doch endlich mal richtig Butter bei die Fische - da wird unumwunden thematisiert, woher der Wind weht: an völlig überzogenen Qualifikationsvorstellungen bei vielen Arbeitgebern. Ich kann mich noch erinnern, dass noch vor nicht all zu langer Zeit die Akademisierung von einfachen Sachbearbeiter-Positionen vehement bestritten und als "Einzelfälle" deklariert wurden...
das kommt wohl wirklich auf den betrieb an.
wir sind ja auch gerade dabei, zwei azubis einzustellen. und wir wollen weder zu hoch qualifizierte (also abitur/fachhochschulreife), noch zu niedrig, zumindest für die kfm. ausbildung. denn selbst für leute mit sehr gutem hauptschulabschluss sind die schulischen anforderungen nur schwer schwer zu packen.
wir sehen aber die eigentlichen probleme an ganz anderer stelle: jugendliche sind mit 18 jahren fast immer nicht reif genug für eine ausbildung.


Liebe Teddy - war das nicht schon immer so, dass man mit 18 nicht wirklich reif genug für eine Ausbildung war? Denk doch mal zurück, was wir mit 18 für einen Bockmist gebaut haben...
Aber vielleicht liegt's auch daran, dass die Jugendlichen heute viel zu sehr von den Eltern gepimpert werden. Vor 25 Jahren musste ich noch hübsch fein selber die 6 km mit dem Fahrrad zur Schule und zurück fahren.
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sünnerklaas
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Beitrag(#1944349) Verfasst am: 22.08.2014, 22:01    Titel: Antworten mit Zitat

Brudi hat folgendes geschrieben:
Ich konnte keine Stelle als Techniker finden, weil offene Stellen mit Ingenieuren besetzt wurden, die bei der gegenwärtigen Arbeitsmarktlage für dasselbe Gehalt arbeiten. skeptisch

https://www.youtube.com/watch?v=lFq2aAcf-8s


...das hat man halt bei der Formulierung der Zumutbarkeitsregelungen bei der Arbeitsmarktreform nicht nur übersehen, sondern sogar lautstark bestritten. Ein Ingenieur hat auf einer Techniker-Stelle nichts verloren - genausowenig jemand mit einem Meisterbrief.
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Misterfritz
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Beitrag(#1944350) Verfasst am: 22.08.2014, 22:02    Titel: Re: Das Märchen vom "Fachkräftemangel" Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
dass die Jugendlichen heute viel zu sehr von den Eltern gepimpert werden.
ich hoffe, du meintest gepampert zwinkern
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sünnerklaas
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Beitrag(#1944355) Verfasst am: 22.08.2014, 22:20    Titel: Re: Das Märchen vom "Fachkräftemangel" Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
dass die Jugendlichen heute viel zu sehr von den Eltern gepimpert werden.
ich hoffe, du meintest gepampert zwinkern


LOL
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