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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3726
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(#1951317) Verfasst am: 18.09.2014, 23:57 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Es stehen noch einige Antworten aus.
- Ich sollte was zu den Antinomien sagen.
- Ich sollte sagen, warum meine Erwähnung von Zenon und Aristoteles treffend war, als Beispiel, wie falsch Intuitionen sein können. Gut, jetzt habe ich es gesagt.
- Ich sollte was zur unterschwelligen Annahme sage, ich könne nicht selber denken.
Aber ich bin heute nicht so recht in Schreiblaune. Die eine oder andere Antwort werde ich nachholen.
Das hier läßt sich mit Wenigzeilern beantworten:
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | smallie hat folgendes geschrieben: | Raum und Zeit ist keine Wahrnehmung a priori, sondern wurde in der biologischen Geschichte entwickelt. | Das ist doch Unsinn. Dein Begriff von biologischer Geschichte impliziert bereits eine Anschauung von Zeit. Jeder Kantianer wird dir sagen, dass du zirkulär argumentierst. |
Offensichtlich ist Dein Einwand hier falsch, nicht smallies - denn es ist irrelevant für smallies Behauptung, daß sein Begriff von biologischer Geschichte eine Zeitvorstellung impliziert. |
Es ist aber nicht irrelevant für seine Behauptung als Kritik an Kant. Entweder seine Argumentation ist zirkulär oder sein Begriff von "a priori" ist ein anderer als der von Kant.
Gut, es scheint im Moment so, als sei Letzteres der Fall. Sein Argument ist dann halt kein Zirkelschluss, sondern ein Strohmann. Ob das nun besser ist... |
Du hast meine obige Spitze überlesen.
Die Philosophen nehmen für sich in Anspruch, auf saubere Begriffe zu achten. Welche bescheidene Vorstellung sie bei apriori geben - eigentlich ein show stopper.
Ist das nicht bereits die Sprachkritik, die Zumsel fordert?
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Analog wäre es ähnlich falsch, wenn jemand einen Hirnforscher kritisieren würde, dessen Erkenntnisse seien zirkulär, da er sie ja mithilfe seines Hirns erwirtschafte. |
Auch du verwechselst logische und kausale Voraussetzungen. Theorien über ein Gehirn könnte theoretisch auch ein intelligenter Supercomputer produzieren. Oder irgendeine ganz andere informationsverarbeitende Einheit. Auch die könnten aber keine Theorien über Entwicklungsgeschichte produzieren, ohne einen Zeitbegriff vorauszusetzen. Weil das nicht mal Sinn ergibt. |
Eine meiner ungeschriebenen Grundsätze meiner persönlichen Form von Netiquette ist, niemals zu sagen: das verstehst du nicht. Heute mache ich eine Ausnahme.
Tarvoc, das verstehst du nicht. Du verstehst auch nicht warum Hell/Dunkel mehr apriori ist als Raum und Zeit.
Denk selber drüber nach, die Antwort ist einfach. Schreib die Gründe auf, warum du keinen Grund siehst, daß Hell/Dunkel vor Raum und Zeit kommt. Ich werde meine Variante dazu demnächst nachreichen.
PS: Hmm? Sollte ich öfter mal Cliffhänger in meine Beiträge einbauen?
_________________ "There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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uwebus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.06.2011 Beiträge: 4688
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(#1951318) Verfasst am: 19.09.2014, 00:01 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ein Δt=Zeit kann nur in einem reflexionsfähigen Speichermedium erzeugt werden
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So ein Unsinn. Auch bevor es Gehirne oder intelligente Computer gab, gab es schon z.B. Tag und Nacht oder und damit Δt. |
step, das wirklich Unbegreifliche bei dir ist, daß du als Physiker nicht richtig liest.
Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf.
Der Stuhl, auf dem du vermutlich gerade hockst, hat kein Gedächtnis, der ist warm, wenn du ihn mit deinem Allerwertesten wärmst und er ist kalt, wenn du ihn im Winter auf den Balkon stellst und er wird Asche sein, wenn er als Sperrmüll in die Müllverbrennung kommt. Du weißt das, der Stuhl weiß gar nichts, noch nicht einmal, daß er ein Stuhl ist, der IST einfach nur eine sich ständig verändernde Zustandsform im Universum, der du dem menschlichen Gebrauchszweck entsprechend einen Namen gibst. Das gilt auch für die Zustände Tag und Nacht, für Fledermäuse dürften die nicht gelten, die haben m.W. keine Lichtsensoren.
Für jeden Begriff der menschlichen Sprache gibt es eine physische Bezugsgröße, selbst für Gott oder Seele, denn diese Phantasiegestalten existieren ja wie Rumpelstilzchen auch als Eindrücke im Hirn, sind damit (erlernte) physische Konstellationen des Nervensystems. Denken ist Abstraktion, ich schrieb das schon einmal, und nur ein gedächtnisdotiertes Bewußtsein kann abstrahieren. Und TAG und NACHT sind Abstrakta, die gibt es nur in deinem Kopf als Speicherwerte.
Ohne Hirn keine Abstrakta, so einfach ist das.
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Smode registrierter User
Anmeldungsdatum: 13.06.2013 Beiträge: 308
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(#1951322) Verfasst am: 19.09.2014, 00:41 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Auch die könnten aber keine Theorien über Entwicklungsgeschichte produzieren, ohne einen Zeitbegriff vorauszusetzen. Weil das nicht mal Sinn ergibt. |
Es geht um Theorien über die Zeit, nicht über Entwicklungsgeschichte. |
Es geht in smallies Argument sehr wohl um biologische Entwicklungsgeschichte. Du hast das doch eben zitiert. Soll ich das wirklich nochmal zitieren? |
Ist die Zeit als Ding an sich nicht vorstellbar?
_________________ Every man takes the limits of his own field of vision for the limits of the world.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1951323) Verfasst am: 19.09.2014, 00:51 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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smallie hat folgendes geschrieben: | Ich sollte was zur unterschwelligen Annahme sage, ich könne nicht selber denken. |
Moment. Wer nimmt sowas an? Ich jedenfalls nicht.
smallie hat folgendes geschrieben: | Tarvoc, das verstehst du nicht. Du verstehst auch nicht warum Hell/Dunkel mehr apriori ist als Raum und Zeit. |
Ja, da hast du völlig Recht. Allerdings ist das nur stating the obvious. Würde ich das verstehen, müsste ich dich nicht nach deinen Begründungen fragen.
smallie hat folgendes geschrieben: | Denk selber drüber nach, die Antwort ist einfach. Schreib die Gründe auf, warum du keinen Grund siehst, daß Hell/Dunkel vor Raum und Zeit kommt. |
Nein, so drehen wir die Beweislast nicht um. Dass man keine Gründe dafür angeben kann, warum man etwas nicht versteht, sollte sich eigentlich von selbst verstehen. Solange du keine Begründungen lieferst, muss ich das gar nicht weiter mit dir diskutieren.
Diese Figur von dir ist ein gutes Beispiel dafür, wie du die Diskussion immer wieder zur Farce machst. Eigentlich sollte ich spätestens hier die Diskussion abbrechen. Da du sagst, dass du noch Begründungen nachreichen willst, tue ich es noch nicht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1951331) Verfasst am: 19.09.2014, 02:30 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | smallie hat folgendes geschrieben: | Tarvoc, das verstehst du nicht. Du verstehst auch nicht warum Hell/Dunkel mehr apriori ist als Raum und Zeit. |
Ja, da hast du völlig Recht. Allerdings ist das nur stating the obvious. |
Kleiner erläuternder Nachtrag: Tatsächlich weiss ich nicht mal, was "mehr" a priori oder "weniger" a priori überhaupt heißen soll. Die Auffassung von Helligkeit (oder besser gesagt Farbe) als eine Art Quasi-a priori optischer Anschauung findet sich, wenn ich mich recht erinnere, auch irgendwo Ludwig Wittgensteins "Tractatus logico-philosophicus" - allerdings hat er das später aufgegeben. Mich interessiert aber deine Begründung für diese Ansicht, gerade insofern du sie hier spezifisch als Kritik an Kant angeführt hast. Dass Helligkeit nicht als a priori sinnlicher Wahrnehmung schlechthin taugt, kann man daran sehen, dass sie für alle anderen Sinne keine Rolle spielt. Sind Lautstärke oder Tonhöhe deiner Ansicht nach ein a priori akustischer Wahrnehmung? Wenn nein, warum nicht?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1951336) Verfasst am: 19.09.2014, 06:28 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf. |
Welche Dauer hat nach dieser Auffassung das "JETZT"?
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#1951353) Verfasst am: 19.09.2014, 09:29 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ein Δt=Zeit kann nur in einem reflexionsfähigen Speichermedium erzeugt werden
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So ein Unsinn. Auch bevor es Gehirne oder intelligente Computer gab, gab es schon z.B. Tag und Nacht oder und damit Δt. |
step, das wirklich Unbegreifliche bei dir ist, daß du als Physiker nicht richtig liest.
Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf.
Der Stuhl, auf dem du vermutlich gerade hockst, hat kein Gedächtnis, der ist warm, wenn du ihn mit deinem Allerwertesten wärmst und er ist kalt, wenn du ihn im Winter auf den Balkon stellst und er wird Asche sein, wenn er als Sperrmüll in die Müllverbrennung kommt. Du weißt das, der Stuhl weiß gar nichts, noch nicht einmal, daß er ein Stuhl ist, der IST einfach nur eine sich ständig verändernde Zustandsform im Universum, der du dem menschlichen Gebrauchszweck entsprechend einen Namen gibst. Das gilt auch für die Zustände Tag und Nacht, für Fledermäuse dürften die nicht gelten, die haben m.W. keine Lichtsensoren.
Für jeden Begriff der menschlichen Sprache gibt es eine physische Bezugsgröße, selbst für Gott oder Seele, denn diese Phantasiegestalten existieren ja wie Rumpelstilzchen auch als Eindrücke im Hirn, sind damit (erlernte) physische Konstellationen des Nervensystems. Denken ist Abstraktion, ich schrieb das schon einmal, und nur ein gedächtnisdotiertes Bewußtsein kann abstrahieren. Und TAG und NACHT sind Abstrakta, die gibt es nur in deinem Kopf als Speicherwerte.
Ohne Hirn keine Abstrakta, so einfach ist das. |
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Das ist ja schön und gut, ja geradezu selbstredend. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß die Abstrakta des Gehirns auf etwas "da draußen in der Welt" verweisen (z.B. relationale Vorgänge, die Tag und Nacht "präsentieren"). Und das Gehirn des Menschen schätzt recht gut mit seinen internen Repräsentationen über Dinge bzw. Vorgänge in der "Außenwelt". Wenn das Gehirn schlecht schätzt, hat es in der Evolution geringe Überlebenschancen.
()
_________________ Geh' weiter
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#1951368) Verfasst am: 19.09.2014, 10:19 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | Das gilt auch für die Zustände Tag und Nacht, für Fledermäuse dürften die nicht gelten, die haben m.W. keine Lichtsensoren. |
uwes peinliche Ausführungen in der Biologie gehen weiter:
Feldermäuse haben also keine Augen...
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1951379) Verfasst am: 19.09.2014, 10:45 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ein Δt=Zeit kann nur in einem reflexionsfähigen Speichermedium erzeugt werden | So ein Unsinn. Auch bevor es Gehirne oder intelligente Computer gab, gab es schon z.B. Tag und Nacht oder und damit Δt. | step, das wirklich Unbegreifliche bei dir ist, daß du als Physiker nicht richtig liest. Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf. |
Das ist aber nicht das, was Du zuerst behauptet hast. Zuerst behauptest Du, ohne Subjekt gebe es kein Δt, und jetzt behauptest Du, ohne Subjekt gebe es keine Vorstellung von Δt. Du solltest lieber mal selber Deine eigenen Behauptungen besser lesen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1951385) Verfasst am: 19.09.2014, 10:58 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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smallie hat folgendes geschrieben: | PS: Hmm? Sollte ich öfter mal Cliffhänger in meine Beiträge einbauen? |
Wenn man hier nicht aufpaßt, geht es plötzlich nicht mehr um die Natur von Raum und Zeit, sondern um irgendwelche selbtreferentiellen Interpretationsrechthabereien. Ein Cliffhanger - oder auch eine Rückkehr zur ursprünglichen These - kann das schön vor Augen führen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
Zuletzt bearbeitet von step am 19.09.2014, 11:05, insgesamt einmal bearbeitet |
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1951388) Verfasst am: 19.09.2014, 11:04 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Auch die könnten aber keine Theorien über Entwicklungsgeschichte produzieren, ohne einen Zeitbegriff vorauszusetzen. Weil das nicht mal Sinn ergibt. | Es geht um Theorien über die Zeit, nicht über Entwicklungsgeschichte. | Es geht in smallies Argument sehr wohl um biologische Entwicklungsgeschichte. Du hast das doch eben zitiert. Soll ich das wirklich nochmal zitieren? |
Dir entgehen hier anscheinend die Feinheiten: Es geht in smallies Argument zwar um Entwicklungsgeschichte, aber nicht um die Produktion von Theorien über Entwicklungsgeschichte. Entwicklungsgeschichte (als Fakt) kann ein Argument sein in bezug auf die Entwicklung des Zeitbegriffs, und zwar hinreichend unabhängig davon, daß eine Theorie über Entwicklungsgeschichte ihrerseits einen Zeitbegriff voraussetzt.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1951404) Verfasst am: 19.09.2014, 12:33 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Auch die könnten aber keine Theorien über Entwicklungsgeschichte produzieren, ohne einen Zeitbegriff vorauszusetzen. Weil das nicht mal Sinn ergibt. | Es geht um Theorien über die Zeit, nicht über Entwicklungsgeschichte. | Es geht in smallies Argument sehr wohl um biologische Entwicklungsgeschichte. Du hast das doch eben zitiert. Soll ich das wirklich nochmal zitieren? |
Dir entgehen hier anscheinend die Feinheiten: Es geht in smallies Argument zwar um Entwicklungsgeschichte, aber nicht um die Produktion von Theorien über Entwicklungsgeschichte. Entwicklungsgeschichte (als Fakt) kann ein Argument sein in bezug auf die Entwicklung des Zeitbegriffs, und zwar hinreichend unabhängig davon, daß eine Theorie über Entwicklungsgeschichte ihrerseits einen Zeitbegriff voraussetzt. |
Du kannst dich auf die "Fakten" gar nicht anders beziehen als theoretisch. Wenn Kant nach den Voraussetzungen empirischer Theoriebildung fragt, sind das eben auch Voraussetzungen unseres erkennenden Bezugs auf Tatsachen selbst. Zumindest ist das Kants Ansicht, und die lässt sich so einfach nicht beiseite wischen. Dass auch deine "faktischen" Aussagen über Entwicklungsgeschichte einen Zeitbegriff voraussetzen, ist ja z.B. auch recht offensichtlich.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1951407) Verfasst am: 19.09.2014, 12:51 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Auch die könnten aber keine Theorien über Entwicklungsgeschichte produzieren, ohne einen Zeitbegriff vorauszusetzen. Weil das nicht mal Sinn ergibt. | Es geht um Theorien über die Zeit, nicht über Entwicklungsgeschichte. | Es geht in smallies Argument sehr wohl um biologische Entwicklungsgeschichte. Du hast das doch eben zitiert. Soll ich das wirklich nochmal zitieren? |
Dir entgehen hier anscheinend die Feinheiten: Es geht in smallies Argument zwar um Entwicklungsgeschichte, aber nicht um die Produktion von Theorien über Entwicklungsgeschichte. Entwicklungsgeschichte (als Fakt) kann ein Argument sein in bezug auf die Entwicklung des Zeitbegriffs, und zwar hinreichend unabhängig davon, daß eine Theorie über Entwicklungsgeschichte ihrerseits einen Zeitbegriff voraussetzt. |
Du kannst dich auf die "Fakten" gar nicht anders beziehen als theoretisch. Wenn Kant nach den Voraussetzungen empirischer Theoriebildung fragt, sind das eben auch Voraussetzungen unseres erkennenden Bezugs auf Tatsachen selbst. Zumindest ist das Kants Ansicht, und die lässt sich so einfach nicht beiseite wischen. Dass auch deine "faktischen" Aussagen über Entwicklungsgeschichte einen Zeitbegriff voraussetzen, ist ja z.B. auch recht offensichtlich. |
Step sagt ja nicht, dass die Theorie den nicht voraussetzt, sondern, dass eine Theorie über Entwicklungsgeschichte auch über die Entwicklung des Zeitbegriffs etwas aussagen kann *hinreichend unabhängig* davon, dass sie selber einen Zeitbegriff verwendet. Redet ihr beide absichtlich aneinander vorbei?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1951409) Verfasst am: 19.09.2014, 13:00 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Redet ihr beide absichtlich aneinander vorbei? |
Ich glaub' schon. Dass die Evolutionsbiologie Aufschluss darüber geben kann, wie sich bestimmte Anschauungsformen oder auch Begriffe entwickelt haben, würde ich jetzt erstmal nicht bestreiten. Kant geht es aber eben nicht darum, wie sich unsere theoretische Bezugnahme auf die Welt historisch entwickelt hat, sondern um ihre eigene immanente Logik.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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uwebus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.06.2011 Beiträge: 4688
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(#1951411) Verfasst am: 19.09.2014, 13:20 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf. |
Welche Dauer hat nach dieser Auffassung das "JETZT"? |
Ich würde sagen, für uns Menschen die Veränderungsspanne, die kleiner ist als diejenige, die noch im Kurzzeitgedächtnis als Veränderung wahrgenommen wird. Bezogen auf einen Film vielleicht eine einzelne Aufnahme, die am Projektor vorbei läuft, wenn die Filmgeschwindigkeit so groß ist, daß wir den Film als kontinuierliches Geschehen empfinden. Unsere Wahrnehmungsorgane benötigen ja eine bestimmte Energiemenge, um überhaupt anzusprechen so wie jedes technische Meßgerät auch.
Katzen haben wohl ein noch kürzeres Kurzzeitgedächtnis als wir, da sie sich viel schneller bewegen können. Katzenaugen sind reaktionsschneller als unsere, vielleicht, weil die Leitungslänge zum Signalverarbeitungszentrum kürzer ist, das gilt ja auch für Stubenfliegen, bei den Dingern haut man meist daneben. Jede Lebensform dürfte ihre eigene Zeitempfindung haben abhängig von der Hirngröße und der Anordnung der Lichtsensoren. Könnten wir nur mit den Hühneraugen sehen wäre unser Kurzzeitgedächtnis träger.
Die nächstempfindlichen Sensoren sind die Ohren, aber da hier eine erheblich größere Energiemenge nötig ist, um eine Signalwirkung zu erzeugen, können wir Schall wesentlich weniger differenzieren als Licht.
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#1951414) Verfasst am: 19.09.2014, 13:28 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf. |
Welche Dauer hat nach dieser Auffassung das "JETZT"? |
Ich würde sagen, für uns Menschen die Veränderungsspanne, die kleiner ist als diejenige, die noch im Kurzzeitgedächtnis als Veränderung wahrgenommen wird. ...
[...] |
zumindest sorgst du immer wieder für Erheiterung bei mir, ob deiner stringenten Diskussionskultur
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uwebus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.06.2011 Beiträge: 4688
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(#1951415) Verfasst am: 19.09.2014, 13:31 Titel: |
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Alchemist hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Das gilt auch für die Zustände Tag und Nacht, für Fledermäuse dürften die nicht gelten, die haben m.W. keine Lichtsensoren. |
uwes peinliche Ausführungen in der Biologie gehen weiter:
Feldermäuse haben also keine Augen...
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Alchemist, da steht "m.W." ausgeschrieben "meines Wissens", denn soviel man mir mal erzählt hat, orientieren sich Fledermäuse über Schallreflexionen.
Da ich weder Fledermäuse persönlich kenne noch sie selbst beobachtet habe, kann ich nur wiedergeben, was man mir mal erzählt hat. Und sollten sie doch Augen haben, dann sprechen wir mal von einer blinden Fledermaus, die Tag und Nacht nicht unterscheiden kann und trotzdem nicht gegen die Wand fliegt.
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#1951416) Verfasst am: 19.09.2014, 13:37 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | Alchemist hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Das gilt auch für die Zustände Tag und Nacht, für Fledermäuse dürften die nicht gelten, die haben m.W. keine Lichtsensoren. |
uwes peinliche Ausführungen in der Biologie gehen weiter:
Feldermäuse haben also keine Augen...
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Alchemist, da steht "m.W." ausgeschrieben "meines Wissens", denn soviel man mir mal erzählt hat, orientieren sich Fledermäuse über Schallreflexionen.
Da ich weder Fledermäuse persönlich kenne noch sie selbst beobachtet habe, kann ich nur wiedergeben, was man mir mal erzählt hat. Und sollten sie doch Augen haben, dann sprechen wir mal von einer blinden Fledermaus, die Tag und Nacht nicht unterscheiden kann und trotzdem nicht gegen die Wand fliegt. |
Scheiße....es ist dir wirklich unmöglich einfach mal zu sagen:"Stimmt, ich habe mich geirrt!"
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1951417) Verfasst am: 19.09.2014, 13:41 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf. |
Welche Dauer hat nach dieser Auffassung das "JETZT"? |
Ich würde sagen, für uns Menschen die Veränderungsspanne, die kleiner ist als diejenige, die noch im Kurzzeitgedächtnis als Veränderung wahrgenommen wird. [...] |
Die Spanne welcher Einheit?
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uwebus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.06.2011 Beiträge: 4688
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(#1951422) Verfasst am: 19.09.2014, 14:24 Titel: |
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Er_Win hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf. |
Welche Dauer hat nach dieser Auffassung das "JETZT"? |
Ich würde sagen, für uns Menschen die Veränderungsspanne, die kleiner ist als diejenige, die noch im Kurzzeitgedächtnis als Veränderung wahrgenommen wird. ...
[...] |
zumindest sorgst du immer wieder für Erheiterung bei mir, ob deiner stringenten Diskussionskultur |
Er_Win, dann erzähl du uns doch mal, was das Jetzt ist.
Für Physiker ist es ein mathematischer Punkt auf einer Zeitlinie, ein mathematischer Punkt aber hat keinen Inhalt und kann daher keine Wirkung erzeugen, folglich nicht das Jetzt und auch nicht das Gestern und das Morgen. Das Jetzt, das Gestern und das Morgen sind Eindrücke in deiner Denkerbse, die müssen erzeugt werden und das geht nur mit Arbeit (=Energie). Und da es ein statisches Jetzt nicht gibt, kann es keinen bleibenden Eindruck in deiner Denkerbse erzeugen, also ist das Jetzt ein wenig kürzer als die Signaleinwirkung, die in deinem Kurzzeitgedächtnis einen bleibenden Eindruck erzeugt. Wenn du ins Kino gehst, siehst du doch keine einzelnen Bilder, sondern ein bewegtes Geschehen, erzeugt aus Momentaufnahmen, das bedeutet, in deiner Denkerbse müssen mehrere Signale eintreffen, um die Einzelaufnahmen ineinander übergehen zu lassen, verlangsamst du den Film, hast du eine Dia-Show.
Wann fangt ihr eigentlich mal an, eure Sinnesorgane, die euch ja erst befähigen wahrzunehmen, zu hinterfragen? Hier wird von Wahrnehmung gefaselt ohne Berücksichtigung der dazu notwendigen Organe, hier wird von Zeit und Raum gefaselt, ohne die Begriffe zu hinterfragen, hier wird Mathematik betrieben, ohne auf die Empirie und die Evidenz Rücksicht zu nehmen. Das gleicht alles mehr einer Esoterikerveranstaltung als einer auf der menschlichen Vernunft basierenden Diskussion.
Ich behaupte ja nicht das Gelbe vom Ei erfunden zu haben, aber bevor ich mich dazu verleiten lasse, Begriffe wie Raum, Zeit und deren Verehelichung Raumzeit zu benutzen, um mir die Welt zu erklären, frage ich mich erst einmal, was diese Begriffe eigentlich bedeuten und wie sie sich erklären lassen, das steht bei euch allen noch aus. Ich hab ein Modell, mit Betonung auf Modell, mit dem sich diese Begriffe technisch erklären lassen und zwar so, daß sie Vorhersagen ermöglichen, die mit experimentellen Ergebnissen kompatibel sind.
Und zu eurer a priori Diskussion: a priori gilt für Energie, weil nur diese Wahrnehmung erlaubt, Energie erfordert einen Inhalt und ein Inhalt erfordert Volumen. Und a priori gilt auch für ein Wirkprinzip dieses Inhaltes, welches Wahrnehmung erst ermöglicht, denn Wahrnehmung beruht auf Wirkung. Das ist alles, was a priori erforderlich ist um Welt zu ermöglichen:
Ein volumenhaltiges dynamisches endliches metaphysisches ETWAS, das ist "a priori", sonst gar nichts. Den Rest erledigt die Evolution mithilfe des diesem ETWAS inhärenten Wirkprinzips.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1951423) Verfasst am: 19.09.2014, 14:25 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Dass die Evolutionsbiologie Aufschluss darüber geben kann, wie sich bestimmte Anschauungsformen oder auch Begriffe entwickelt haben, würde ich jetzt erstmal nicht bestreiten. Kant geht es aber eben nicht darum, wie sich unsere theoretische Bezugnahme auf die Welt historisch entwickelt hat, sondern um ihre eigene immanente Logik. |
Schön, daß das jetzt mal schwarz auf weiß da steht - auch wenn ich nicht so recht weiß, ob ich das glauben soll. Denn wenn sich Kants Erkenntnistheorie wirklich nur auf die interne Logik menschlicher Theorien bezieht, dann haben seine "Voraussetzungen" und "aprioris" ebenfalls nur relative Bedeutung. Beim Lesen von Kant entsteht jedoch der Eindruck - zumindest für interessierte Laien wie mich - daß Kant glaubt bzw. behauptet, Kategorien wie Raum und Zeit seien irgendwie absolute Voraussetzungen, die nicht selbst wiederum durch einen entwicklungsgeschichtlichen Vorgang oder eine empirische Theorie erklärbar seien, aber dennoch von der Vernunft als solche erkennbar seien. Dagegen richtete sich nmV smallies Argument.
Nochmal zur Klärung: Sagt Kant nun etwas aus über die Natur von Raum, Zeit, Vakuum usw., oder nicht?
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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uwebus dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 23.06.2011 Beiträge: 4688
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(#1951425) Verfasst am: 19.09.2014, 14:45 Titel: |
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Alchemist hat folgendes geschrieben: |
Scheiße....es ist dir wirklich unmöglich einfach mal zu sagen:"Stimmt, ich habe mich geirrt!" |
Ne, ich hab mich nicht geirrt, ich hab es nicht gewußt. Wenn ich mich irre, dann aufgrund einer falschen Schlußfolgerung, wenn ich aber nicht weiß, daß die Viecher Lichtsensoren haben, dann habe ich richtig geschlußfolgert, aber mit falschem Ergebnis.
Wenn ich dir sage, ich hab morgen Geburtstag und du gratulierst mir, dann ist das zwar falsch, aber kein Irrtum deinerseits.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#1951426) Verfasst am: 19.09.2014, 14:45 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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step hat folgendes geschrieben: | Denn wenn sich Kants Erkenntnistheorie wirklich nur auf die interne Logik menschlicher Theorien bezieht, dann haben seine "Voraussetzungen" und "aprioris" ebenfalls nur relative Bedeutung. Beim Lesen von Kant entsteht jedoch der Eindruck - zumindest für interessierte Laien wie mich - daß Kant glaubt bzw. behauptet, Kategorien wie Raum und Zeit seien irgendwie absolute Voraussetzungen, die nicht selbst wiederum durch einen entwicklungsgeschichtlichen Vorgang oder eine empirische Theorie erklärbar seien, aber dennoch von der Vernunft als solche erkennbar seien. |
Der Reihe nach...
(1) Wenn Kant Recht damit hat, dass die Kategorien und Anschauungsformen Voraussetzungen jeder vernünftigen Theoriebildung sind, sind sie natürlich nicht mehr nur relativ. Allerdings auch nicht in deinem Sinne absolut - sondern sozusagen relativ absolut. Deshalb konnte Kant seine Transzendentalphilosophie als Alternative (bzw. Mittelweg) sowohl zum Humeschen Relativismus als auch zum metaphysischen Dogmatismus bezeichnen. Ob man das mitmachen muss, ist eine andere Frage.
(2) Dass eine Entwicklungstheorie die Entstehungsgeschichte etwa der Kategorien erhellen könnte, schließe ich wie gesagt nicht aus. Insofern diese Theorie als solche die Kategorien formal wieder voraussetzen muss, kann sie sie (bzw. Ihre Geltung) aber eben nicht im logischen Sinne begründen. Und das ist ja das, worum es Kant geht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#1951428) Verfasst am: 19.09.2014, 14:53 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | Alchemist hat folgendes geschrieben: |
Scheiße....es ist dir wirklich unmöglich einfach mal zu sagen:"Stimmt, ich habe mich geirrt!" |
Ne, ich hab mich nicht geirrt, ich hab es nicht gewußt. Wenn ich mich irre, dann aufgrund einer falschen Schlußfolgerung, wenn ich aber nicht weiß, daß die Viecher Lichtsensoren haben, dann habe ich richtig geschlußfolgert, aber mit falschem Ergebnis.
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Andere Leute...naja die meisten, die ich kenne, informieren sich erstmal oder fragen nach, bevor sich irgendwelche Behauptungen aufstellen.
Du dagegen nicht. Du bis ja leider immer noch der Annahme, du könntest alles selbst in deinem Bastelkeller erlernen und erklären.
Das ist bei Physika ebenso beobachtbar, wie zu anderen Themen wie Biologie (das war auch beim Themen Viren an Peinlichkeit nicht zu überbieten).
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#1951439) Verfasst am: 19.09.2014, 15:49 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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step hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Dass die Evolutionsbiologie Aufschluss darüber geben kann, wie sich bestimmte Anschauungsformen oder auch Begriffe entwickelt haben, würde ich jetzt erstmal nicht bestreiten. Kant geht es aber eben nicht darum, wie sich unsere theoretische Bezugnahme auf die Welt historisch entwickelt hat, sondern um ihre eigene immanente Logik. |
Schön, daß das jetzt mal schwarz auf weiß da steht - auch wenn ich nicht so recht weiß, ob ich das glauben soll. Denn wenn sich Kants Erkenntnistheorie wirklich nur auf die interne Logik menschlicher Theorien bezieht, dann haben seine "Voraussetzungen" und "aprioris" ebenfalls nur relative Bedeutung. Beim Lesen von Kant entsteht jedoch der Eindruck - zumindest für interessierte Laien wie mich - daß Kant glaubt bzw. behauptet, Kategorien wie Raum und Zeit seien irgendwie absolute Voraussetzungen, die nicht selbst wiederum durch einen entwicklungsgeschichtlichen Vorgang oder eine empirische Theorie erklärbar seien, aber dennoch von der Vernunft als solche erkennbar seien. Dagegen richtete sich nmV smallies Argument.
Nochmal zur Klärung: Sagt Kant nun etwas aus über die Natur von Raum, Zeit, Vakuum usw., oder nicht? |
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Karl Raymond Popper hat Kant so interpretiert:
"Was können wir, fragte Kant, von diesen verwirrenden Antinomien lernen ? Seine Antwort lautet, daß unsere Vorstellungen von Raum und Zeit auf die Welt als Ganzes unanwendbar sind. Die Vorstellungen von Raum und Zeit sind natürlich auf gewöhnliche Dinge und Vorgänge anwendbar. Dagegen sind Raum und Zeit selbst weder Dinge noch Vorgänge. Sie können nicht einmal beobachtet werden; sie haben einen ganz anderen Charakter. Sie stellen eine Art Rahmen für Dinge und Vorgänge dar; man könnte sie mit einem System von Fächern oder mit einem Katalogsystem zur Ordnung von Beobachtungen vergleichen. Raum und Zeit gehören nicht zur wirklichen empirischen Welt der Dinge und Vorgänge, sondern zu unserem eigenen geistigen Rüstzeug, zu dem geistigen Instrument, womit wir die Welt angreifen. Raum und Zeit fungieren ähnlich wie Beobachtungsinstrumente.....ff."
("Der Zauber Platons")
Bis auf einige Formulierungen trifft das m.E. zu. Nörretranders würde vielleicht sagen, daß die Landkarte, mit der wir die Landschaft "angreifen", die Landschaft - je nach Maßstab - entsprechend gut repräsentiert, sie selbst aber nicht ist.
Ich denke: Obwohl die Bobachtungsinstrumente bzw. die aus ihren Daten folgende Darstellungen das Beobachtete selbst nicht sind, gibt es dennoch eine Entsprechung derselben "da draußen", unabhängig von den Begriffen, die wir dafür verwenden.
Goethe würde hier vielleicht einwerfen: "Und wär das Aug' nicht sonnenhaft...."
()
_________________ Geh' weiter
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1951441) Verfasst am: 19.09.2014, 15:58 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Denn wenn sich Kants Erkenntnistheorie wirklich nur auf die interne Logik menschlicher Theorien bezieht, dann haben seine "Voraussetzungen" und "aprioris" ebenfalls nur relative Bedeutung. Beim Lesen von Kant entsteht jedoch der Eindruck - zumindest für interessierte Laien wie mich - daß Kant glaubt bzw. behauptet, Kategorien wie Raum und Zeit seien irgendwie absolute Voraussetzungen, die nicht selbst wiederum durch einen entwicklungsgeschichtlichen Vorgang oder eine empirische Theorie erklärbar seien, aber dennoch von der Vernunft als solche erkennbar seien. |
Der Reihe nach...
(1) Wenn Kant Recht damit hat, dass die Kategorien und Anschauungsformen Voraussetzungen jeder vernünftigen Theoriebildung sind, sind sie natürlich nicht mehr nur relativ. Allerdings auch nicht in deinem Sinne absolut - sondern sozusagen relativ absolut. Deshalb konnte Kant seine Transzendentalphilosophie als Alternative (bzw. Mittelweg) sowohl zum Humeschen Relativismus als auch zum metaphysischen Dogmatismus bezeichnen. Ob man das mitmachen muss, ist eine andere Frage. |
Mir ist allerdings ehrlich gesagt nicht klar, inwiefern Kants Ansatz wirklich irgendwie den "Humeschen Relativismus" überwinden würde. Gibt's da irgendwelche guten Texte von jemand anderem als Kant zu? M.E. mag Kant eine genauere und detaillierte Beschreibung der logisch-notwendigen Kategorien der Anschauung und Erkenntnis gelungen sein (wobei man da im Detail wie gesagt streiten kann), aber letztlich sehe ich einfach nicht, inwieweit das prinzipiell etwas zeigt, was über Humes Relativismus hinausgeht.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Tso Wang Vergiß es
Anmeldungsdatum: 21.09.2003 Beiträge: 1433
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(#1951444) Verfasst am: 19.09.2014, 16:07 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | Er_Win hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf. |
Welche Dauer hat nach dieser Auffassung das "JETZT"? |
Ich würde sagen, für uns Menschen die Veränderungsspanne, die kleiner ist als diejenige, die noch im Kurzzeitgedächtnis als Veränderung wahrgenommen wird. ...
[...] |
zumindest sorgst du immer wieder für Erheiterung bei mir, ob deiner stringenten Diskussionskultur |
Er_Win, dann erzähl du uns doch mal, was das Jetzt ist.
Für Physiker ist es ein mathematischer Punkt auf einer Zeitlinie, ein mathematischer Punkt aber hat keinen Inhalt und kann daher keine Wirkung erzeugen, folglich nicht das Jetzt und auch nicht das Gestern und das Morgen. Das Jetzt, das Gestern und das Morgen sind Eindrücke in deiner Denkerbse, die müssen erzeugt werden und das geht nur mit Arbeit (=Energie). Und da es ein statisches Jetzt nicht gibt, kann es keinen bleibenden Eindruck in deiner Denkerbse erzeugen, also ist das Jetzt ein wenig kürzer als die Signaleinwirkung, die in deinem Kurzzeitgedächtnis einen bleibenden Eindruck erzeugt. Wenn du ins Kino gehst, siehst du doch keine einzelnen Bilder, sondern ein bewegtes Geschehen, erzeugt aus Momentaufnahmen, das bedeutet, in deiner Denkerbse müssen mehrere Signale eintreffen, um die Einzelaufnahmen ineinander übergehen zu lassen, verlangsamst du den Film, hast du eine Dia-Show.
Wann fangt ihr eigentlich mal an, eure Sinnesorgane, die euch ja erst befähigen wahrzunehmen, zu hinterfragen? .... |
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Ach, das ist doch schon ein alter Hut, der aus er Geschichte der Religionen und Philosophien bis zu modernen Magiern und Neurowissenschaftlern ständig herumgereicht wird:
Sleights of mind: https://www.youtube.com/watch?v=rWvmA-be3X8 (besser im Vollbildmodus)
()
_________________ Geh' weiter
Zuletzt bearbeitet von Tso Wang am 19.09.2014, 16:16, insgesamt einmal bearbeitet |
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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(#1951446) Verfasst am: 19.09.2014, 16:11 Titel: |
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uwebus hat folgendes geschrieben: | Er_Win hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | uwebus hat folgendes geschrieben: | Ohne Gedächtnis gibt es nur das JETZT, das GESTERN und das MORGEN gibt es nur in deinem Kopf. |
Welche Dauer hat nach dieser Auffassung das "JETZT"? |
Ich würde sagen, für uns Menschen die Veränderungsspanne, die kleiner ist als diejenige, die noch im Kurzzeitgedächtnis als Veränderung wahrgenommen wird. ...
[...] |
zumindest sorgst du immer wieder für Erheiterung bei mir, ob deiner stringenten Diskussionskultur |
Er_Win, dann erzähl du uns doch mal, was das Jetzt ist.
[*snipbezuglosesblabla*] |
Wieso sollte ich ?
dein eklatanter Mangel an Abstraktionsvermögen ist schon erstaunlich. Mir ging es nur darum, dass du (metaphysisch ?!) von einem JETZT schriebst, welches nach deinen Worten im Gegensatz zu einem GESTERN oder MORGEN auch OHNE GEDÄCHTNIS existiere. Dann wird eine Frage gestellt. Und du fängst mit "Erklärungen" an wie (gleich mal alle vereinnahmend) sich das für "uns Menschen" darstellt. Diese haben aber idR. ein Gedächtnis...
Was sollen dann diese "Erklärungen" für dein postuliertes "gedächtnisloses JETZT" für einen Wert haben ?
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1951473) Verfasst am: 19.09.2014, 17:20 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | (1) Wenn Kant Recht damit hat, dass die Kategorien und Anschauungsformen Voraussetzungen jeder vernünftigen Theoriebildung sind, sind sie natürlich nicht mehr nur relativ. |
Doch, auch dann wären sie immer noch nur relativ: Daß etwa Raum und Zeit jeder Theoriebildung zugrundliegen müssten, wäre dann immer noch keine Eigenschaft von Raum und Zeit, sondern eine Eigenschaft der Modellbildung.
Allerdings hätten sie dennoch einen besonderen Status dadurch, daß es dann p.d. bzw. logisch unmöglich wäre, eine Theorie von Raum und Zeit zu entwickeln. Witzigerweise würde das wiederum u.a. zu dem logischen Schluß führen, daß Kant nichts über die Natur von Raum und Zeit beigetragen hätte - sie wären in seinem Gebäude eine Art metaphysisches Atom.
Abgesehen davon hat Kant natürlich mE unrecht, wenn überhaupt gilt seine Behauptung offensichtlich nur für mesokosmisch-klassisch-intuitive Theorien.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ... Deshalb konnte Kant seine Transzendentalphilosophie als Alternative (bzw. Mittelweg) sowohl zum Humeschen Relativismus als auch zum metaphysischen Dogmatismus bezeichnen. Ob man das mitmachen muss, ist eine andere Frage. |
Ja, ich mache es jedenfalls nicht mit, mE ist er eher hinter Hume zurückgefallen. Mir scheint, Kant wollte halt unbedingt ein paar metaphysisch-absolute Koordinaten, und hat daher versucht, um dieses Wunschresultat ein logisches Stützgebäude zu errichten. Hume war radikaler, sein "Relativismus" (und später der Positivismus als eine Art Nachfolger) ist - jedenfalls nach meinem groben Verständnis - besser mit der Naturwissenschaft vereinbar, weil metaphysisch voraussetzungsärmer.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | (2) Dass eine Entwicklungstheorie die Entstehungsgeschichte etwa der Kategorien erhellen könnte, schließe ich wie gesagt nicht aus. |
Ja, das ist auch gar nicht der Streitpunkt nmV.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Insofern diese Theorie als solche die Kategorien formal wieder voraussetzen muss, kann sie sie (bzw. Ihre Geltung) aber eben nicht im logischen Sinne begründen. |
Niemand hat behauptet, die Entwicklungstheorie könne logisch irgendwelche Ausagen über Raum und Zeit begründen. Es ging darum, daß die empirisch belegte Entwicklungstheorie Kant hätte zeigen können, daß sein logisches Gebäude nicht zur Welt paßt. Diese Kritik geht natürlich ins Leere, wenn Kant gar nichts über die Welt (z.B. die Natur von Raum und Zeit) aussagen wollte, sondern nur ein in sich logisches Reflexionsgebäude errichten wollte, basierend auf ein paar unhinterfragten Intuitionen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1951480) Verfasst am: 19.09.2014, 17:28 Titel: Re: Wenn für das Licht die Zeit still steht .... |
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Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Popper über Kant hat folgendes geschrieben: | .... Raum und Zeit gehören nicht zur wirklichen empirischen Welt der Dinge und Vorgänge, sondern zu unserem eigenen geistigen Rüstzeug, zu dem geistigen Instrument, womit wir die Welt angreifen. Raum und Zeit fungieren ähnlich wie Beobachtungsinstrumente. | Bis auf einige Formulierungen trifft das m.E. zu. Nörretranders würde vielleicht sagen, daß die Landkarte, mit der wir die Landschaft "angreifen", die Landschaft - je nach Maßstab - entsprechend gut repräsentiert, sie selbst aber nicht ist. |
Letzteres steht aber völlig außer Frage - alle Theorien sind Modelle. Und ja, die klassischen Theorien, und auch unsere Intuition, verwendet Raum und Zeit als Koordinatensystem. Der Grund dafür ist u.a., daß die gravitative Kopplungskonstante und unsere Energien so klein sind.
Tso Wang hat folgendes geschrieben: | Ich denke: Obwohl die Bobachtungsinstrumente bzw. die aus ihren Daten folgende Darstellungen das Beobachtete selbst nicht sind, gibt es dennoch eine Entsprechung derselben "da draußen", unabhängig von den Begriffen, die wir dafür verwenden. |
Ja, zumindest wüßte ich nicht, warum man die Raumzeitmetrik für weniger real halten sollte als etwa ein Feld.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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