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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#1954518) Verfasst am: 02.10.2014, 10:15 Titel: |
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Fake hat folgendes geschrieben: | NoReply hat folgendes geschrieben: | Wenn du meinst, dass das Wort "Neger" so unglaublich wichtig ist um das Buch zu verstehen, steht es dir frei die Rechte an dem Buch zu erwerben und selber einen Verlag zu gründen in dem du das Buch mit der Erstübersetzung vertreibst. |
Gute Idee. Vielleicht erwerbe ich auch die Rechte an "Mein Kampf" und entschärfe die judenfeindlichen Passagen ein wenig. War alles gar nicht so schlimm damals...
Mit der Bibel hat das ja auch geklappt. Gewalt raus und schon jubelt die Marketingabteilung. |
Vergleichst du gerade ernsthaft Pippi Langstrumpf mit mein Kampf?
_________________ Trish:(
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Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
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(#1954520) Verfasst am: 02.10.2014, 10:30 Titel: |
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Wolf hat folgendes geschrieben: | Fake hat folgendes geschrieben: | NoReply hat folgendes geschrieben: | Wenn du meinst, dass das Wort "Neger" so unglaublich wichtig ist um das Buch zu verstehen, steht es dir frei die Rechte an dem Buch zu erwerben und selber einen Verlag zu gründen in dem du das Buch mit der Erstübersetzung vertreibst. |
Gute Idee. Vielleicht erwerbe ich auch die Rechte an "Mein Kampf" und entschärfe die judenfeindlichen Passagen ein wenig. War alles gar nicht so schlimm damals...
Mit der Bibel hat das ja auch geklappt. Gewalt raus und schon jubelt die Marketingabteilung. |
Vergleichst du gerade ernsthaft Pippi Langstrumpf mit mein Kampf? |
Nein. Ich verdeutliche mittels Übertreibung den Unterschied zwischen Modernisierung und Fälschung.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1954529) Verfasst am: 02.10.2014, 10:52 Titel: |
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Sehe ich auch so. Du hast gut demonstriert, dass es im Falle von "Pippi Langstrumpf" eine Modernisierung ist, im Falle von "Mein Kampf" hingegen eine Verfälschung wäre.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 21453
Wohnort: Swift Tuttle
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1954559) Verfasst am: 02.10.2014, 12:24 Titel: |
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Noreply hat folgendes geschrieben: | Die Konnotation von anderen Worten wie Krüppel oder Idiot haben sich doch auch beträchtlich geändert.
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Da staune ich aber. Hab ich gar nicht gemerkt. Für mich ist sie seit siebzig Jahren unverändert geblieben.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1954566) Verfasst am: 02.10.2014, 13:15 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Noreply hat folgendes geschrieben: | Die Konnotation von anderen Worten wie Krüppel oder Idiot haben sich doch auch beträchtlich geändert.
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Da staune ich aber. Hab ich gar nicht gemerkt. Für mich ist sie seit siebzig Jahren unverändert geblieben. |
Das glaub ich Dir ungesehen.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#1954578) Verfasst am: 02.10.2014, 14:26 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Sehe ich auch so. Du hast gut demonstriert, dass es im Falle von "Pippi Langstrumpf" eine Modernisierung ist, im Falle von "Mein Kampf" hingegen eine Verfälschung wäre. |
Was natürlich die Frage aufwirft, wie sinnvoll es ist einen literarischen Text zu modernisieren. Immerhin wurde die Geschichte in einer anderen Zeit geschrieben und spielt auch in einer anderen Zeit. Es würde ja auch etwas eigenartig wirken, wenn man Marx "Manifest" redigiert, um aus den "Proletariern" die "Proletarierinnen und Proletarier" zu machen.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1954584) Verfasst am: 02.10.2014, 14:42 Titel: |
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Hmmm...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1954585) Verfasst am: 02.10.2014, 14:45 Titel: |
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Darf eigentlich noch Brüder zur Sonne, zur Freiheit gesungen werden?
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1954591) Verfasst am: 02.10.2014, 14:58 Titel: |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | Darf eigentlich noch Brüder zur Sonne, zur Freiheit gesungen werden? |
Tu dir keinen Zwang an.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1954610) Verfasst am: 02.10.2014, 16:27 Titel: |
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Spannend an alten literarischen Texten ist doch gerade, die unterschiedliche Sprache und die unterschiedlichen Wertmaßstäbe kennenzulernen.
Aus dieser Perspektive ist es z.B. faszhnierend, heute Flaubert oder Abraham a Santa Clara zu lesen, vom AT ganz zu schweigen. Eine Modernisierung wäre da völlig bekloppt.
Und natürlich gilt dies z.B. für Pippi Langstrumpf, den radikalen Bruch den dieses Mädchen zu damaligen Erziehungsvorstellungen bedeutet hat, und natürlich auch, dass gerade dieses extrem-emanzipatorische Buch klassisch rassistisch-kolonialistische Vorstellungen kolpotiert. Dies geht bei Formulierungen wie "Südseekönig" völlig verloren. Es bleibt doch jedem Elternteil überlassen, zu erläutern, welche Probleme man ggf. in manchen Formulierungen sieht.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 21453
Wohnort: Swift Tuttle
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(#1954618) Verfasst am: 02.10.2014, 16:45 Titel: |
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dann zeige ich doch, wenn ich das wort "neger" nicht benutze, dass ich diese vom pippibuch kolportierten in entspr. wortschöpfungen gegossene vorstellungen überwunden habe, oder?
aber vorgeworfen wird einem dann, man würde pc-reden.
_________________ "als ob"
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1954665) Verfasst am: 02.10.2014, 19:09 Titel: |
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Ist eine freigewordene Stell eines/r Schuleiters/in oder die des/r Stellvertreter/in mit der Wahrnehmung der Funktion eines/r Abteilungsleiter/in verbunden, wird die Stelle des/der Schulleiters/in oder die des/der Stellvertreters/in zusammen mit der/des der Abteilungseiters/in ausgeschrieben. Mit dem Hinweis, daß der/die Schuleiter/in bezw. der/die Stellvertreter/in die Aufgaben eines/r Abteilungsleiters/in wahrnimmt.
Der Bremer Bildungssenator 1987. So lange gibt es schon diese Vollidioten im Amt.
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1954667) Verfasst am: 02.10.2014, 19:12 Titel: |
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Wilson hat folgendes geschrieben: |
aber vorgeworfen wird einem dann, man würde pc-reden. |
Ich bestreite, dass irgendjemand ernstlich dueen Vorwurf erhebt.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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unquest auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2010 Beiträge: 3326
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(#1954720) Verfasst am: 03.10.2014, 00:04 Titel: |
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Auch Staaten müssen vor Diskriminierung geschützt werden.
IM Notar meinte kürzlich, dass man Unrechtsstaat nicht mehr in Verbindung mit der DDR sagen solle. Dass er die Asylpraxis für westdeutsche Terroristen gelobt hat ist allerdings ein Gerücht.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1954733) Verfasst am: 03.10.2014, 01:32 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ist eine freigewordene Stell eines/r Schuleiters/in oder die des/r Stellvertreter/in mit der Wahrnehmung der Funktion eines/r Abteilungsleiter/in verbunden, wird die Stelle des/der Schulleiters/in oder die des/der Stellvertreters/in zusammen mit der/des der Abteilungseiters/in ausgeschrieben. Mit dem Hinweis, daß der/die Schuleiter/in bezw. der/die Stellvertreter/in die Aufgaben eines/r Abteilungsleiters/in wahrnimmt.
Der Bremer Bildungssenator 1987. So lange gibt es schon diese Vollidioten im Amt. |
Ich muss mir erst mal die Hände waschen. Wo ist hier der/das nächste Wasserhahn/huhn?
_________________ Defund the gender police!!
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AdvocatusDiaboli Öffentlicher Mobber
Anmeldungsdatum: 12.08.2003 Beiträge: 26397
Wohnort: München
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(#1954737) Verfasst am: 03.10.2014, 01:53 Titel: |
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Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ist eine freigewordene Stell eines/r Schuleiters/in oder die des/r Stellvertreter/in mit der Wahrnehmung der Funktion eines/r Abteilungsleiter/in verbunden, wird die Stelle des/der Schulleiters/in oder die des/der Stellvertreters/in zusammen mit der/des der Abteilungseiters/in ausgeschrieben. Mit dem Hinweis, daß der/die Schuleiter/in bezw. der/die Stellvertreter/in die Aufgaben eines/r Abteilungsleiters/in wahrnimmt.
Der Bremer Bildungssenator 1987. So lange gibt es schon diese Vollidioten im Amt. |
Es ist immer so drollig, wenn du die Worte Idiot und Trottel in den Mund nimmst...
_________________ Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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NoReply registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.09.2013 Beiträge: 683
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(#1954744) Verfasst am: 03.10.2014, 02:42 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Ahriman hat folgendes geschrieben: | Ist eine freigewordene Stell eines/r Schuleiters/in oder die des/r Stellvertreter/in mit der Wahrnehmung der Funktion eines/r Abteilungsleiter/in verbunden, wird die Stelle des/der Schulleiters/in oder die des/der Stellvertreters/in zusammen mit der/des der Abteilungseiters/in ausgeschrieben. Mit dem Hinweis, daß der/die Schuleiter/in bezw. der/die Stellvertreter/in die Aufgaben eines/r Abteilungsleiters/in wahrnimmt.
Der Bremer Bildungssenator 1987. So lange gibt es schon diese Vollidioten im Amt. |
Ich muss mir erst mal die Hände waschen. Wo ist hier der/das nächste Wasserhahn/huhn? |
Henne nicht Huhn
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Fake auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 11.11.2011 Beiträge: 3548
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(#1955281) Verfasst am: 06.10.2014, 09:32 Titel: |
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Zumsel hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Sehe ich auch so. Du hast gut demonstriert, dass es im Falle von "Pippi Langstrumpf" eine Modernisierung ist, im Falle von "Mein Kampf" hingegen eine Verfälschung wäre. |
Was natürlich die Frage aufwirft, wie sinnvoll es ist einen literarischen Text zu modernisieren. Immerhin wurde die Geschichte in einer anderen Zeit geschrieben und spielt auch in einer anderen Zeit. Es würde ja auch etwas eigenartig wirken, wenn man Marx "Manifest" redigiert, um aus den "Proletariern" die "Proletarierinnen und Proletarier" zu machen. |
Außerdem findet sich mit Sicherheit irgendeine Minderheit, die sich durch den Begriff "Proletarier" diskriminiert fühlt. Klingt ja auch irgendwie abwertend. Da muss dringend ein frischer, unverbrauchter Begriff her. "Wertvolle(r) Leistungsträger(in)" oder so.
Ein anderes Beispiel ist H.P. Lovecrafts "Der Ruf des Cthulhu". In dieser Geschichte wimmelt es von Begriffen wie Neger, Mulatte, Mischling, Kanake. Ohne würde die Geschichte aber nicht funktionieren, weil sie zum Teil explizit abwertend gemeint sind. Lovecraft war vermutlich ein Rassist. Aber nun ist er tot und kein Mensch wird daran jemals etwas ändern können.
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#1965059) Verfasst am: 15.11.2014, 18:01 Titel: |
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Arne Hoffmann hat folgendes geschrieben: | Feministinnen in Rage über "Time"-Umfrage: Soll das Wort "Feministin" verboten werden?
Also ICH finde das SEHR komisch.
Anfang dieses Jahres fand die feministische Kampagne "ban bossy" statt. Sie forderte, das Wort "bossy" (zu deutsch: "herrisch", "rechthaberisch") wegen seines angeblich negativen Einflusses auf junge Frauen zu verbieten. Es gab eine massive mediale Berichterstattung und Unterstützung von mehreren Promis.
Gestern veröffentlichte das führende politische Magazin "Time" eine Online-Umfrage, welche Wörter den Nervfaktor derart deutlich überschritten haben, dass man sie ab 2015 lieber nicht mehr verwenden sollte.
Zur Wahl stand unter anderem das Wort "feminist" (zu deutsch: "Feministin", "Feminist", "feministisch" ... was ihr vermutlich schon geahnt habt.) Die Begründung:
You have nothing against feminism itself, but when did it become a thing that every celebrity had to state their position on whether this word applies to them, like some politician declaring a party? Let’s stick to the issues and quit throwing this label around like ticker tape at a Susan B. Anthony parade.
Und jetzt ratet mal, welches Wort in dieser Umfrage meilenweit vorne liegt?
[.....].
http://genderama.blogspot.de/
Beitrag von 7:57 h.
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_________________ I'm tapping in the dusternis
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1965481) Verfasst am: 17.11.2014, 22:12 Titel: |
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Zitat: | Es war an einem Sommertag Anfang der 90er Jahre, als ich das erste Mal Todesangst hatte.
"Alex, versteck dich! Da sind Nazis!" Wir waren Kinder, acht, vielleicht auch zehn Jahre alt, als meine Freunde diese beiden Sätze riefen. Was Nazis sind, wusste ich bis zu diesem Tag nicht. Doch der alarmierte Ton in den Stimmen meiner Spielkameraden und der Schreck in ihren Augen sagten mir: Wenn du nicht sofort verschwindest, dann geht's dir an den Kragen.
Nazis kannte ich nicht. Aber dieses eine Wort, das sie brüllten, sehr wohl. Neger. Ich wusste, dass Menschen wie ich damit gemeint sind. Ich wusste, dass das ein herabwürdigendes Wort ist. Denn schon viele Male zuvor war ich als Neger beschimpft worden und habe auf diese Weise erfahren, dass ich nicht hierher gehöre, dass ich nicht dazugehören darf.
[...]
Dabei bin ich in Leipzig geboren und aufgewachsen. Ich bin deutsch und schwarz. Auch heute lassen mich viele spüren, dass ich nicht erwünscht bin. Alle zwei bis drei Monate werde ich von wildfremden Menschen angespuckt. Nicht von Klischee-Nazis, die in Grüppchen rumstehen und auf Streit aus sind.
Es sind Menschen wie der Metal-Typ, der zwei Stunden lang im Fernbus von Erfurt nach Leipzig regungslos hinter mir sitzt. Nachdem wir ausgestiegen sind, spuckt er mir seinen Hass auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle entgegen. Er trifft. Mehrmals wöchentlich rammen mich Menschen mit Einkaufswagen oder anderen Gegenständen zur Seite. Es ist nicht dieses Gerempel, das man aus vollen Passagen kennt. Es ist der "Verpiss dich!"-Schubser. Man spricht mir das Recht auf menschlichen Umgang ab. Sie halten mich für einen Störfaktor. Mein Vergehen: Ich existiere. Ich bin sichtbar.
[...]
Rassismus geht an die Substanz, erschöpft. Immer schön lächeln, nur nicht ausrasten. Das kostet Energie, die für Wichtigeres fehlt: die Arbeit, die Hobbys, das eigene Leben. Es kostet auch Kraft und Nerven, immer wieder zu erklären, dass es sich um Rassismus handelt. Dass es keine Einzelfälle sind. Dass es keine Einbildung ist. Typische Reaktion weißer Menschen: "Das kann nicht sein, denn ich habe so was noch nie erlebt." Klar, ich ist ja auch nicht schwarz.
* Der Autor schreibt unter Pseudonym, weil er sonst mit Veröffentlichung dieses Textes den Anfeindungen und Drohungen derer ausgesetzt wäre, über die er schreibt. |
http://www.sueddeutsche.de/leben/alltagsrassismus-unter-weissen-1.2202098
Ist ein paar Tage her, daß ich das gelesen habe. Die aktuelle Entwicklung der Diskussion im Sexismus-Thread hat mich daran erinnert. Die Angelegenheit der anderen lässt sich schlecht aus der eigenen Perspektive verstehen. Entpuppt sich der unbekümmerte Umgang mit Begriffen und Redewendungen im Rückblick als peinliche Ignoranz.
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Bernd, frueher gen. Beate dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 30.10.2014 Beiträge: 163
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(#1965498) Verfasst am: 17.11.2014, 22:51 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Ist ein paar Tage her, daß ich das gelesen habe. Die aktuelle Entwicklung der Diskussion im Sexismus-Thread hat mich daran erinnert. |
Ja? Mich nicht. Wo wird denn da gespuckt, geschubst und getreten?
Und was folgt aus dem Artikel eigentlich? Wir wissen jetzt, dass diese Attacken nicht spurlos an ihm vorübergehen. Aber das war zu erwarten. Und es bestätigt letztlich die Leute, die in ihm ein Problem sehen, in ihren Mobbing-Attacken. Sie wollen ja gerade, dass es ihm nicht gut geht. An deren Mitleid zu appellieren, ist keine erfolgsversprechende Strategie.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1965507) Verfasst am: 17.11.2014, 23:20 Titel: |
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Bernd, frueher gen. Beate hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Ist ein paar Tage her, daß ich das gelesen habe. Die aktuelle Entwicklung der Diskussion im Sexismus-Thread hat mich daran erinnert. |
Ja? Mich nicht. |
Die Wirkung von Sprache auf die Lebenswirklichkeit wird ignoriert. Ich fand es ganz unverfänglich von Negern und Negerküssen zu reden. War ja meine Perspektive. Das ist mir nach der Lektüre nicht mehr möglich. Im Sexismus-Thread ist es ähnlich, wenn die schmale Basis der eigenen Erfahrung nicht verlassen wird.
Ein wenig Scham über meine damalige Ignoranz.
Bernd, frueher gen. Beate hat folgendes geschrieben: | Wir wissen jetzt, dass diese Attacken nicht spurlos an ihm vorübergehen. |
Ne, das wusstest ihr schon immer. Wir auch. Aber euch gefällt es.
Wer erwartete was?
Bernd, frueher gen. Beate hat folgendes geschrieben: | Und es bestätigt letztlich die Leute, die in ihm ein Problem sehen, in ihren Mobbing-Attacken. Sie wollen ja gerade, dass es ihm nicht gut geht. |
Eine Grenzüberschreitung, die nicht diskutabel ist.
Bernd, frueher gen. Beate hat folgendes geschrieben: | An deren Mitleid zu appellieren, ist keine erfolgsversprechende Strategie. |
Euer Mitleid ist unwichtig. Auf eure Einsicht kann man nicht hoffen. Bleibt wohl nur der Verweis auf die Gesetzeslage, um Rassisten zur Raison zu bringen.
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1965512) Verfasst am: 17.11.2014, 23:30 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: |
Die Wirkung von Sprache auf die Lebenswirklichkeit wird ignoriert. Ich fand es ganz unverfänglich von Negern und Negerküssen zu reden. War ja meine Perspektive. Das ist mir nach der Lektüre nicht mehr möglich. Im Sexismus-Thread ist es ähnlich, wenn die schmale Basis der eigenen Erfahrung nicht verlassen wird. |
Schlichte Empathie ist eigentlich aber ausreichend, ansonsten einfache Höflichkeit, immer, stimmungs- und sympathieunabhängig und gegenüber jedermann. Das schließt solche dämlichen Haßtiraden wie in dem Text beschrieben aus; erfordert aber keineswegs eine politisch korrekte Sprache. Indem du jemanden der Begriffe wie Negerkuss verwendet und abstrakt auf der beibehaltung selbigen Begriffs in Kinder- und sonstigen alten Büchern beharrt bist eigentlich du der Übergriffige hier.
Rohheit, offene Aggression und auch subtile Feindseligkeiten sind inakzeptabel. Immer und gegenüber jedem. Ja, das wissen wir, das lernen wir seit der Grundschule, und die ist bei mir 20 Jahre her; Geschichten wie der aktuelle sueddeutsche Text standen da auch schon in den betreffenden Lesebüchern. Ich begreife nicht, wieso dich dies konkret so berührt und Neuigkeitswert besitzen soll.
Zitat: | Euer Mitleid ist unwichtig. Auf eure Einsicht kann man nicht hoffen. Bleibt wohl nur der Verweis auf die Gesetzeslage, um Rassisten zur Raison zu bringen. |
Nur wird durch diese NICHTS von dem, was in dem verlinkten Text beschrieben ist verboten. Es gibt das ADG, und das ist zwiespältig, es gibt § 130, der berechtigt hohe Hürden hat. Das wars.
edit: Ich hatte den letzten Absatz nicht gelesen, bevor ich das geschrieben hatte. Derartige Ausrufe wie dort beschrieben, ist natürlich eine strafbare Beleidigung und ggf. mehr.
Viel eindriglicher als solch einen Rührstücks-text fand ich z.B. "in schwarzer haut" von Wallraff, obwohl auch jener Film ziemlich manipulativ ist.
Ps: Offener Sexismus und Vulgarismus ist natürlich auch abzulehnen. Das ändert aber nichts daran, dass feministische Schreibweisen wie Binnen-I und ähnliches abzulehnen sind. Zudem empfinden manche Damen (auch dieser Begriff wird ja oft als sexistisch gesehen) selbst zuvorkommende Umgangsformen als sexistisch. Sind sie vielleicht auch, aber bevor ich aufgrund derartige Erwägungen darauf verzichte, in Gegenwart von Damen mein Sakko auszuziehen, selbigen einen Stuhl zurechtzurücken oder die Tür aufzuhalten bleibe ich lieber Sexist.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
Zuletzt bearbeitet von Samson83 am 17.11.2014, 23:38, insgesamt einmal bearbeitet |
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Bernd, frueher gen. Beate dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 30.10.2014 Beiträge: 163
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(#1965513) Verfasst am: 17.11.2014, 23:36 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Die Wirkung von Sprache auf die Lebenswirklichkeit wird ignoriert. Ich fand es ganz unverfänglich von Negern und Negerküssen zu reden. War ja meine Perspektive. Das ist mir nach der Lektüre nicht mehr möglich. |
Es geht doch gar nicht um Neger und Negerküsse.
Und ob er nun offiziell ein Neger, Schwarzer, Afrodeutscher oder Einhörnchen ist, spielt auch keine Rolle. Von den richtigen Personen in der richtigen Tonlage gesprochen, ist alles eine Beleidigung.
Oder was wäre denn anders gewesen, wenn die Nazis, vor denen er sich im Schrank versteckt hat, nicht nach dem "Neger" sondern dem "Afrodeutschen" gefragt hätten,...
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#1965516) Verfasst am: 17.11.2014, 23:59 Titel: |
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Bernd, frueher gen. Beate hat folgendes geschrieben: | Wir wissen jetzt, dass diese Attacken nicht spurlos an ihm vorübergehen. Aber das war zu erwarten. Und es bestätigt letztlich die Leute, die in ihm ein Problem sehen, in ihren Mobbing-Attacken. |
Als jemand, der in seiner Jugend (wenn auch aus anderen Gründen) selbst Mobbing ausgesetzt war, kann ich dazu nur sagen: Ein Mobber fühlt sich in seinem Mobbing durch jedes Verhalten oder Nichtverhalten seines Ziels bestätigt. Ja, auch durch einen Schlag in die Fresse.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22262
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(#1965523) Verfasst am: 18.11.2014, 00:23 Titel: |
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Samson83 hat folgendes geschrieben: | Schlichte Empathie ist eigentlich aber ausreichend, ansonsten einfache Höflichkeit, immer, stimmungs- und sympathieunabhängig und gegenüber jedermann. Das schließt solche dämlichen Haßtiraden wie in dem Text beschrieben aus; erfordert aber keineswegs eine politisch korrekte Sprache. Indem du jemanden der Begriffe wie Negerkuss verwendet und abstrakt auf der beibehaltung selbigen Begriffs in Kinder- und sonstigen alten Büchern beharrt bist eigentlich du der Übergriffige hier. |
Wenn bestimmte Wörter aber so regelmäßig abwertend benutzt werden, dass die Abwertung Teil ihrer Bedeutung wird, kann es notwendig sein, auf andere Wörter auszuweichen, wenn man nicht abwerten will.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Samson83 registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.01.2013 Beiträge: 6833
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(#1965527) Verfasst am: 18.11.2014, 00:33 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Wenn bestimmte Wörter aber so regelmäßig abwertend benutzt werden, dass die Abwertung Teil ihrer Bedeutung wird, kann es notwendig sein, auf andere Wörter auszuweichen, wenn man nicht abwerten will. |
Hier hat Bernd aber recht, dann gewinnen eben andere Worte den abwertenden charakter und das Spiel geht von vorn los.
Viel besser erscheint mir, die Worte selbst zu verwenden und zwar in ironischem, erkennbar nicht abwertendem Telos. Am besten von den betreffenden selbst ausgehend; dies hat bei "schwul/gay" und nigger (ja!) partiell auch funktioniert. Im übrigen bin ich der Ansicht, dass Mark Twain durch die überproportionale Verwendung eben jenes Wortes (das in einer elenden Übersetzung die ich gerade gelesen habe, clevererweise durch "Schwarze" ersetzt wurde ) mehr gegen Rassismus getan hat als jeder poltisch-korrekte Sprachschützer unserer Zeit.
_________________ An alle: Lasst Euch dadurch nicht in die Irre führen. Dieser braune Burschi muss bearbeitet werden - immer hart an der Sache. Macht ihn mürbe! (Kramer)
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1965533) Verfasst am: 18.11.2014, 00:58 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Es war an einem Sommertag Anfang der 90er Jahre, als ich das erste Mal Todesangst hatte.
"Alex, versteck dich! Da sind Nazis!" Wir waren Kinder, acht, vielleicht auch zehn Jahre alt, als meine Freunde diese beiden Sätze riefen. Was Nazis sind, wusste ich bis zu diesem Tag nicht. Doch der alarmierte Ton in den Stimmen meiner Spielkameraden und der Schreck in ihren Augen sagten mir: Wenn du nicht sofort verschwindest, dann geht's dir an den Kragen.
Nazis kannte ich nicht. Aber dieses eine Wort, das sie brüllten, sehr wohl. Neger. Ich wusste, dass Menschen wie ich damit gemeint sind. Ich wusste, dass das ein herabwürdigendes Wort ist. Denn schon viele Male zuvor war ich als Neger beschimpft worden und habe auf diese Weise erfahren, dass ich nicht hierher gehöre, dass ich nicht dazugehören darf.
[...]
Dabei bin ich in Leipzig geboren und aufgewachsen. Ich bin deutsch und schwarz. Auch heute lassen mich viele spüren, dass ich nicht erwünscht bin. Alle zwei bis drei Monate werde ich von wildfremden Menschen angespuckt. Nicht von Klischee-Nazis, die in Grüppchen rumstehen und auf Streit aus sind.
Es sind Menschen wie der Metal-Typ, der zwei Stunden lang im Fernbus von Erfurt nach Leipzig regungslos hinter mir sitzt. Nachdem wir ausgestiegen sind, spuckt er mir seinen Hass auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle entgegen. Er trifft. Mehrmals wöchentlich rammen mich Menschen mit Einkaufswagen oder anderen Gegenständen zur Seite. Es ist nicht dieses Gerempel, das man aus vollen Passagen kennt. Es ist der "Verpiss dich!"-Schubser. Man spricht mir das Recht auf menschlichen Umgang ab. Sie halten mich für einen Störfaktor. Mein Vergehen: Ich existiere. Ich bin sichtbar.
[...]
Rassismus geht an die Substanz, erschöpft. Immer schön lächeln, nur nicht ausrasten. Das kostet Energie, die für Wichtigeres fehlt: die Arbeit, die Hobbys, das eigene Leben. Es kostet auch Kraft und Nerven, immer wieder zu erklären, dass es sich um Rassismus handelt. Dass es keine Einzelfälle sind. Dass es keine Einbildung ist. Typische Reaktion weißer Menschen: "Das kann nicht sein, denn ich habe so was noch nie erlebt." Klar, ich ist ja auch nicht schwarz.
* Der Autor schreibt unter Pseudonym, weil er sonst mit Veröffentlichung dieses Textes den Anfeindungen und Drohungen derer ausgesetzt wäre, über die er schreibt. |
http://www.sueddeutsche.de/leben/alltagsrassismus-unter-weissen-1.2202098
Ist ein paar Tage her, daß ich das gelesen habe. Die aktuelle Entwicklung der Diskussion im Sexismus-Thread hat mich daran erinnert. Die Angelegenheit der anderen lässt sich schlecht aus der eigenen Perspektive verstehen. Entpuppt sich der unbekümmerte Umgang mit Begriffen und Redewendungen im Rückblick als peinliche Ignoranz. |
Bitte, bitte sag mir, dass sich das nicht auf die Diskussion über den generischen Maskulinum bezieht.
_________________ Defund the gender police!!
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Wolf registrierter User
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Wohnort: Zuhause
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(#1965553) Verfasst am: 18.11.2014, 10:22 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: |
Die Wirkung von Sprache auf die Lebenswirklichkeit wird ignoriert. Ich fand es ganz unverfänglich von Negern und Negerküssen zu reden. War ja meine Perspektive. Das ist mir nach der Lektüre nicht mehr möglich. Im Sexismus-Thread ist es ähnlich, wenn die schmale Basis der eigenen Erfahrung nicht verlassen wird. |
Einst habe ich bei einem schwarzen Wirten gegessen, der bot Mohr im Hemd als Mohr im Hemd an. Mit ein bisschen Augenzwinkern.
_________________ Trish:(
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