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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1900074) Verfasst am: 31.01.2014, 12:18 Titel: Der Gini-Koeffizient |
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Vorab die Definition:
Zitat: | Der Gini-Koeffizient oder auch Gini-Index ist ein statistisches Maß, das vom italienischen Statistiker Corrado Gini zur Darstellung von Ungleichverteilungen entwickelt wurde. Ungleichverteilungskoeffizienten lassen sich für jegliche Verteilungen berechnen.
Der Gini-Koeffizient nimmt einen Wert zwischen 0 bei Gleichverteilung und 1, wenn nur eine Person das komplette Einkommen erhält (d.h. bei maximaler Ungleichverteilung), an. Mit Gleichverteilung ist dabei nicht die Gleichverteilung im mathematischen Sinne gemeint, sondern eine Verteilung mit einer Varianz von 0. Im häufigsten Anwendungsfall, der Einkommensverteilung in einem Staat, heißt das, dass das Einkommen eines jeden gleich hoch ist, und nicht etwa, dass jede Einkommenshöhe gleich häufig ist. |
http://de.wikipedia.org/wiki/Gini-Koeffizient
Hier zur Veranschaulichung eine Grafik. Ins Auge fällt gleich, daß China und die USA in die gleiche Kategorie der Ungleichverteilung fallen.
Interessanter ist die Entwicklung des Gini-Koeffizienten über längere Zeiträume. China und die USA haben auch hier Gemeinsamkeiten.
Jetzt zu dem Aufhänger, der mich dazu gebracht hat, mich mit der Ungleichverteilung zu beschäftigen.
Zitat: | In den Unterlagen finden sich mehr als 21.000 Offshore-Firmen von Kunden aus China und Hongkong. Auf diesem Weg werden häufig auch Schmiergelder oder große Vermögen außer Landes gebracht. Schätzungen zufolge wurden seit dem Jahr 2000 Gelder und Firmenanteile im Wert von bis zu vier Billionen Dollar aus der Volksrepublik verschoben. |
http://www.sueddeutsche.de/politik/offshore-leaks-chinas-elite-hortet-geld-in-steueroasen-1.1868433
In einem anderen Beitrag irgendwo habe ich gelesen, daß die Schätzungen über die globale Gesamtsumme der hinterzogenen Steuern zwischen 5 und 7 Billionen Dollar schwanken. Das sind 5000 mal die Milliarde, die in der Welt an allen Ecken und Enden fehlen. Irgendwie ein riesiger, von der Wohlstandselite den Völkern gestohlener Batzen Vermögen.
Faszinierend. Wer findet weitere interessante Zahlen?
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
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(#1900081) Verfasst am: 31.01.2014, 13:03 Titel: |
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Was ist denn dieser häßliche orange Fleck in Europa? Bosnien?
_________________ Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1900090) Verfasst am: 31.01.2014, 13:16 Titel: |
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esme hat folgendes geschrieben: | Was ist denn dieser häßliche orange Fleck in Europa? Bosnien? |
Ja. Sieht so aus.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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NoReply registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.09.2013 Beiträge: 683
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(#1900154) Verfasst am: 31.01.2014, 21:55 Titel: Re: Der Gini-Koeffizient |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Ins Auge fällt gleich, daß China und die USA in die gleiche Kategorie der Ungleichverteilung fallen. |
Oder Frankreich mit Kasachstan.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22258
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(#1900171) Verfasst am: 31.01.2014, 23:31 Titel: Re: Der Gini-Koeffizient |
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NoReply hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | Ins Auge fällt gleich, daß China und die USA in die gleiche Kategorie der Ungleichverteilung fallen. |
Oder Frankreich mit Kasachstan. |
Nur auf einer ganz anderen Stufe der Ungleichheit.
Man fragt sich nur, für wen das peinlicher ist: für die USA, weil so ein reiches Land so viel Ungleichheit zulässt wie ein Schwellenland, das sich an einigen Stellen rasant, an anderen aber deutlich weniger gut entwickelt und deswegen sowohl Regionen hat, die entwickelten Industrieländern gleichen, aber auch andere, die eher das Niveau von Entwicklungsländern haben; oder für China, weil ein nominell kommunistisches Land so viel Ungleichheit zulässt wie die USA.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1900176) Verfasst am: 31.01.2014, 23:57 Titel: Re: Der Gini-Koeffizient |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Man fragt sich nur, für wen das peinlicher ist: für die USA, weil so ein reiches Land so viel Ungleichheit zulässt wie ein Schwellenland, das sich an einigen Stellen rasant, an anderen aber deutlich weniger gut entwickelt und deswegen sowohl Regionen hat, die entwickelten Industrieländern gleichen, aber auch andere, die eher das Niveau von Entwicklungsländern haben; oder für China, weil ein nominell kommunistisches Land so viel Ungleichheit zulässt wie die USA. |
Wer materiellen Reichtum als Erfolg und Ziel predigt der braucht Bezugspunkte für beides d.h. man muß auch dafür sorgen dass immer ausreichend materiell Arme vorhanden sind, das fördert die Bereitschaft sich den Regeln (des Kapitals oder der Partei) unterzuordnen.
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unquest auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2010 Beiträge: 3326
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(#1900187) Verfasst am: 01.02.2014, 01:07 Titel: |
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Wie aussagekräftig ist der Gini Koeffizient eigentlich bei einem Einwanderungsland?
Oder anders gefragt: Nimmt ein Staat viele, meist arme Bürger auf, hat das dann Auswirkungen auf den Koeffizienten?
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1900199) Verfasst am: 01.02.2014, 10:45 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | Wie aussagekräftig ist der Gini Koeffizient eigentlich bei einem Einwanderungsland?
Oder anders gefragt: Nimmt ein Staat viele, meist arme Bürger auf, hat das dann Auswirkungen auf den Koeffizienten? |
Hier geht es auch um die Änderung der Gini-Indizes im zeitlichen Verlauf. Wenn im angegebenen Zeitraum die Zahl armer Einwanderer ungefähr gleich geblieben ist, hat diese Zahl keinen Einfluss auf die Veränderung des Koeffizienten.
Und auch zwischen einem Einwanderungs- und Nicht-Einwanderungsland dürften die Nievau-Unterschiede marginal sein.
Grundsätzlich fließen Imigranten dann ein, wenn sie als Staatsbürger gelten. Vorher, solange sie nur einen Aufenthaltsstatus haben, nicht.
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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unquest auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2010 Beiträge: 3326
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(#1900229) Verfasst am: 01.02.2014, 14:05 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | unquest hat folgendes geschrieben: | Wie aussagekräftig ist der Gini Koeffizient eigentlich bei einem Einwanderungsland?
Oder anders gefragt: Nimmt ein Staat viele, meist arme Bürger auf, hat das dann Auswirkungen auf den Koeffizienten? |
Hier geht es auch um die Änderung der Gini-Indizes im zeitlichen Verlauf. Wenn im angegebenen Zeitraum die Zahl armer Einwanderer ungefähr gleich geblieben ist, hat diese Zahl keinen Einfluss auf die Veränderung des Koeffizienten.
Und auch zwischen einem Einwanderungs- und Nicht-Einwanderungsland dürften die Nievau-Unterschiede marginal sein.
Grundsätzlich fließen Imigranten dann ein, wenn sie als Staatsbürger gelten. Vorher, solange sie nur einen Aufenthaltsstatus haben, nicht. |
Mich interessieren Faktoren die den Koeffizienten beeinflussen.
Nimm z.B. ein Land in dem Unternehmen zunehmend verstaatlicht wurden und heute, um Wähler in der Stadtbevölkerung zu bekommen, Preise staatlich festgelegt wurden. Die Folge ist eine positive Entwicklung der "sozialen Ungleichheit" mit dem Ergebnis, dass es sich für Bauern nicht mehr rentiert Produkte anzubauen und die Knappheit von Toilettenpapier nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Der Gini Koeffizient entwickelt sich positiv und das Land geht den Bach runter...
Oder nimm die Wiedervereinigung in Deutschland. Auch hier dürfte erheblich dieser Koeffizient beeinflusst worden sein.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22258
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(#1900241) Verfasst am: 01.02.2014, 15:41 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | Mich interessieren Faktoren die den Koeffizienten beeinflussen.
Nimm z.B. ein Land in dem Unternehmen zunehmend verstaatlicht wurden und heute, um Wähler in der Stadtbevölkerung zu bekommen, Preise staatlich festgelegt wurden. Die Folge ist eine positive Entwicklung der "sozialen Ungleichheit" mit dem Ergebnis, dass es sich für Bauern nicht mehr rentiert Produkte anzubauen und die Knappheit von Toilettenpapier nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Der Gini Koeffizient entwickelt sich positiv und das Land geht den Bach runter...
Oder nimm die Wiedervereinigung in Deutschland. Auch hier dürfte erheblich dieser Koeffizient beeinflusst worden sein. |
Was dir anscheinend fehlt, ist der absolute Wohlstand. Der fließt in den Gini-Koeffizienten natürlich nicht ein. Sicher ist auch der nicht uninteressant. Aber für viele Fragen, die mit dem sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft zu tun haben - soziale Absicherung, insbesondere im Gesundheitsbereich, Kriminalität, allgemeine Zufriedenheit - scheint eben doch die relative Verteilung wichtig zu sein.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1900263) Verfasst am: 01.02.2014, 18:39 Titel: |
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Der Gini-Koeffizient soll eben auch nur die soziale Ungleichheit darstellen. Ein Fehler wäre es ihn als einzig relevantes Kriterium zu betrachten, aber dass was er messen will, misst er recht gut. Besser als Indikator für den internationalen Vergleich ist er aber als Instrument zur Messung der zeitlichen Veränderung der Einkommensverteilung in einem Land.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
Zuletzt bearbeitet von Kival am 01.02.2014, 19:14, insgesamt einmal bearbeitet |
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unquest auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2010 Beiträge: 3326
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(#1900271) Verfasst am: 01.02.2014, 19:00 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | unquest hat folgendes geschrieben: | Mich interessieren Faktoren die den Koeffizienten beeinflussen.
Nimm z.B. ein Land in dem Unternehmen zunehmend verstaatlicht wurden und heute, um Wähler in der Stadtbevölkerung zu bekommen, Preise staatlich festgelegt wurden. Die Folge ist eine positive Entwicklung der "sozialen Ungleichheit" mit dem Ergebnis, dass es sich für Bauern nicht mehr rentiert Produkte anzubauen und die Knappheit von Toilettenpapier nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Der Gini Koeffizient entwickelt sich positiv und das Land geht den Bach runter...
Oder nimm die Wiedervereinigung in Deutschland. Auch hier dürfte erheblich dieser Koeffizient beeinflusst worden sein. |
Was dir anscheinend fehlt, ist der absolute Wohlstand. Der fließt in den Gini-Koeffizienten natürlich nicht ein. Sicher ist auch der nicht uninteressant. Aber für viele Fragen, die mit dem sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft zu tun haben - soziale Absicherung, insbesondere im Gesundheitsbereich, Kriminalität, allgemeine Zufriedenheit - scheint eben doch die relative Verteilung wichtig zu sein. |
Genau das glaube ich nicht. Aus dem Reichtums/Armuts Verhältnis lässt sich aus meiner Sicht nichts über die sozialen Verhältnisse sagen. In den 50/60er Jahren der BRD wurde der Koeffizient sicherlich ungünstiger und genau das nannte man Wirtschaftswunder. Und weil man so gern an die "soziale Gerechtigkeit" glauben möchte muss man hier schon den Begriff des Paradoxen bemühen um diese Verhältnisse noch begreifbar zu machen.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1900277) Verfasst am: 01.02.2014, 19:13 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | unquest hat folgendes geschrieben: | Mich interessieren Faktoren die den Koeffizienten beeinflussen.
Nimm z.B. ein Land in dem Unternehmen zunehmend verstaatlicht wurden und heute, um Wähler in der Stadtbevölkerung zu bekommen, Preise staatlich festgelegt wurden. Die Folge ist eine positive Entwicklung der "sozialen Ungleichheit" mit dem Ergebnis, dass es sich für Bauern nicht mehr rentiert Produkte anzubauen und die Knappheit von Toilettenpapier nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Der Gini Koeffizient entwickelt sich positiv und das Land geht den Bach runter...
Oder nimm die Wiedervereinigung in Deutschland. Auch hier dürfte erheblich dieser Koeffizient beeinflusst worden sein. |
Was dir anscheinend fehlt, ist der absolute Wohlstand. Der fließt in den Gini-Koeffizienten natürlich nicht ein. Sicher ist auch der nicht uninteressant. Aber für viele Fragen, die mit dem sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft zu tun haben - soziale Absicherung, insbesondere im Gesundheitsbereich, Kriminalität, allgemeine Zufriedenheit - scheint eben doch die relative Verteilung wichtig zu sein. |
Genau das glaube ich nicht. Aus dem Reichtums/Armuts Verhältnis lässt sich aus meiner Sicht nichts über die sozialen Verhältnisse sagen. In den 50/60er Jahren der BRD wurde der Koeffizient sicherlich ungünstiger und genau das nannte man Wirtschaftswunder. |
Ich habe keine Daten für die 50er und 60er Jahre, aber da wäre dann natürlich auch erstmal die Frage, wie sich im Rahmen des Wirtschaftswunders der Gini-Koeffizient *entwickelt* hat, nicht wie er damals im Vergleich zu heute war (wobei das sicher auch nicht uninteressant ist). Meines Wissens gibt es für diese Zeit aber keine so detaillierten Informationen über die Vermögensverteilung in Deutschland. Ich kann mich aber täuschen.
Zitat: | Und weil man so gern an die "soziale Gerechtigkeit" glauben möchte muss man hier schon den Begriff des Paradoxen bemühen um diese Verhältnisse noch begreifbar zu machen. |
Ein simples monokausales deterministisches Verhältnis anzunehmen ist hier doch das Problem. Natürlich kann es auch andere Ursachen für den Anstieg der Kriminalität geben, die ja auch teilweise im Artikel genannt werden. Was man damit meint, wenn man sagt, dass soziale Gerechtigkeit einen positiven Einfluss auf die Kriminalität hat, ist natürlich, dass wenn andere Faktoren *gleich* bleiben, ein Anstieg der sozialen Gerechtigkeit meistens, wahrscheinlich oder so mit geringerer Kriminalität einhergeht. Genaugenommen wird man vermutlich meistens noch etwas komplexere Mechanismen meinen, aber ein einzelnes Fallbeispiel ist einfach nicht geeignet bei solchen Theorien, um sie zu widerlegen.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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NoReply registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.09.2013 Beiträge: 683
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(#1900278) Verfasst am: 01.02.2014, 19:14 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | soziale Absicherung, insbesondere im Gesundheitsbereich, |
Da würde ich eher die durchschnittliche Lebenserwartung vergleichen.
Da würde ich eher die Kriminalitätsstatistiken vergleichen.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1900289) Verfasst am: 01.02.2014, 19:34 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | unquest hat folgendes geschrieben: | Mich interessieren Faktoren die den Koeffizienten beeinflussen.
Nimm z.B. ein Land in dem Unternehmen zunehmend verstaatlicht wurden und heute, um Wähler in der Stadtbevölkerung zu bekommen, Preise staatlich festgelegt wurden. Die Folge ist eine positive Entwicklung der "sozialen Ungleichheit" mit dem Ergebnis, dass es sich für Bauern nicht mehr rentiert Produkte anzubauen und die Knappheit von Toilettenpapier nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Der Gini Koeffizient entwickelt sich positiv und das Land geht den Bach runter...
Oder nimm die Wiedervereinigung in Deutschland. Auch hier dürfte erheblich dieser Koeffizient beeinflusst worden sein. |
Was dir anscheinend fehlt, ist der absolute Wohlstand. Der fließt in den Gini-Koeffizienten natürlich nicht ein. Sicher ist auch der nicht uninteressant. Aber für viele Fragen, die mit dem sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft zu tun haben - soziale Absicherung, insbesondere im Gesundheitsbereich, Kriminalität, allgemeine Zufriedenheit - scheint eben doch die relative Verteilung wichtig zu sein. |
Genau das glaube ich nicht. Aus dem Reichtums/Armuts Verhältnis lässt sich aus meiner Sicht nichts über die sozialen Verhältnisse sagen. In den 50/60er Jahren der BRD wurde der Koeffizient sicherlich ungünstiger und genau das nannte man Wirtschaftswunder. Und weil man so gern an die "soziale Gerechtigkeit" glauben möchte muss man hier schon den Begriff des Paradoxen bemühen um diese Verhältnisse noch begreifbar zu machen. |
Ich finde, du solltest nicht das Thema "Gini-Index" für deine antikommunistische Propaganda missbrauchen:
Zitat: | Caracas. Wie schon zum Ende der vergangenen Jahre ist in Venezuela auch in diesen Tagen erneut eine Debatte über die Gewaltstatistiken entbrannt. Auslöser der Diskussion ist eine medial stark lancierte Statistik der Nichtregierungsorganisation Observatorio Venezolano de Violencia (Venezolanisches Gewaltobservatorium, OVV), nach der in Venezuela seit Beginn des Jahres 24.763 Menschen gewaltsam ihr Leben verloren haben. Dieser Darstellung trat nun Innen- und Justizminister Manuel Rodríguez Torres entgegen. Zugleich erhob der Politiker der in Venezuela regierenden Vereinten Sozialistischen Partei (PSUV) schwere Vorwürfe gegen die Organisation OVV.
Nach Angaben von Rodríguez Torres belief sich die Mordrate im zu Ende gehenden Jahr bislang auf 39 Fälle pro 100.000 Einwohner. Diese Zahl sei "nicht ideal", sagte der Minister. Die Zahl der Nichtregierungsorganisation aber sei übertrieben. Die Privatinitiative hatte von 79 Fällen pro 100.000 Einwohner gesprochen und damit gut die doppelte Mordrate angegeben. Mit ähnlich aufsehenerregenden Zahlen hatte es die Nichtregierungsorganisation schon in den vergangenen Jahren in die internationalen Schlagzeilen geschafft.
Der Innenminister warf OVV nun vor, sich bei der Erstellung der Statistiken von einer "politische Intention" leiten zu lassen. Tatsächlich sei die Zahl der Tötungsdelikte im Jahr 2013 um bislang 17,3 Prozent reduziert worden. Dies sei durch sicherheitspolitische Konzepte wie den Plan Patria Segura (Plan sicheres Vaterland) erreicht worden. Man müsse auch sehen, "wer OVV anführt, denn es handelt sich um einen politischen Akteur", sagte Rodríguez Torres mit Blick auf den Leiter der Nichtregierungsorganisation, Roberto Briceño León.
http://amerika21.de/2013/12/96017/mordzahlen-kritik-venezuela
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Oben hattest du noch die offenbar nun plötzlich für dich uninteressante Frage aufgeworfen, ob ein Einwanderungsland (- und hier meinst du wohl die USA -) einen ungünstigeren Gini-Koeffizienten in Kauf nehmen müsste, wobei das an die Hetze der AfD und CSU hinsichtlich der so genannten "Armutsimigration" zielt.
Plötzlich kommt nun Venezuela. Was kommt als nächstes in deinem Diskussions-Slalom?
Nein, die Debatte um die Ekommensverteilung im Zusammenhang mit der ökonomischen Entwicklung ist in erster Linie eine ökonomische Debatte, die schon sehr spannend ist.
Die Zusammenhänge zwischen Gini-Index, BIP, technologischem Fortschritt, Umstrukturierung der Arbeitswelt in Folge der technologischen Innovationen und natürlich Fragen der Sozialpolitik, Investitionssteuerung, Steuerprogression, Steuerflucht oder die Verstaatlichung von Infrastruktur und Wirtschaft - dies ist komplex.
Und zum Einlesen mal der folgende Artikel:
http://www.dievolkswirtschaft.ch/editions/200712/Baur.html
Dort wird z.B. auf eine OECD-Studie hingewiesen, nach der eine stärkere soziale Gleichheit auch dem Wirtschaftswachstum eher förderlich ist als eine starke Ungleichverteilung der Einkommen.
Wichtig ist hier die Entwicklung des Gini-Indizes "on the long run": Nicht Momentaufnahmen, sondern längere empirische Vergleiche im Zusammenhang mit umfassenden Analysen über mögliche Zusammenhänge sind hier nötig.
Für die letzten Jahrzehnte lässt sich aber feststellen, dass in den meisten führenden Industrienationen die Ungleichheiten - wieder - gewachsen sind.
Dagegen ist der globale Gini-Index zwischen den Ländern gesunken. Die durchschnittlichen Einkommen der Bevölkerungen aller Länder gleichen sich an, was aber wohl nicht bedeutet, dass sich weltweit die Lebensverhältnisse langfristig angleichen. Eher werden sich neue Rangfolgen zwischen den Nationen entwickeln, die mit neuen Herrschaftsverhältnissen einher gehen werden ...-
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Informationsstelle Militarisierung e.V.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22258
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(#1900301) Verfasst am: 01.02.2014, 20:25 Titel: |
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NoReply hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | soziale Absicherung, insbesondere im Gesundheitsbereich, |
Da würde ich eher die durchschnittliche Lebenserwartung vergleichen.
Da würde ich eher die Kriminalitätsstatistiken vergleichen. |
Wenn man wissen will, wie es sich mit Gesundheit und Kriminalität in einer Gesellschaft verhält, schaut man direkt in die entsprechenden Statistiken, ja.
Wenn man wissen will, womit die entsprechenden Verhältnisse u.U. zusammenhängen könnten, schaut man, ob sich Korrelationen mit anderen gesellschaftlichen Verhältnissen feststellen lassen. Und da stellt sich dann m.W. heraus, dass es da Korrelationen mit der sozialen Ungleichheit gibt.
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22258
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(#1900305) Verfasst am: 01.02.2014, 20:29 Titel: |
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unquest hat folgendes geschrieben: | In den 50/60er Jahren der BRD wurde der Koeffizient sicherlich ungünstiger und genau das nannte man Wirtschaftswunder. |
Zahlen?
EDIT
Zahlen!
Man muss ein bisschen nach den verschiedenen Tabellen blättern, aber nach kurzem Durchschauen scheint eher das Gegenteil deiner Vermutung richtig:
Zitat: | Deutschland zeigt eine relative Stabilität der Einkommensverteilung seit den 70er Jahren
nach vorherigem, im Vergleich zu den anderen Ländern aber geringstem Rückgang der
Ungleichheit, wobei auch hier die späten 70er Jahre den Zeitpunkt mit der höchsten Einkommensgleichheit
darstellten. |
Anm.: Verglichen wird im Artikel nur mit Schweden und dem Vereinigten Königreich; der Artikel befasst sich mit der Zeit ab 1950.
Gerade zur Zeit des Wirtschaftswunders ist die Ungleichheit also zurückgegangen.
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unquest auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 10.10.2010 Beiträge: 3326
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(#1900331) Verfasst am: 02.02.2014, 00:05 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | unquest hat folgendes geschrieben: | In den 50/60er Jahren der BRD wurde der Koeffizient sicherlich ungünstiger und genau das nannte man Wirtschaftswunder. |
Zahlen?
EDIT
Zahlen!
Man muss ein bisschen nach den verschiedenen Tabellen blättern, aber nach kurzem Durchschauen scheint eher das Gegenteil deiner Vermutung richtig:
Zitat: | Deutschland zeigt eine relative Stabilität der Einkommensverteilung seit den 70er Jahren
nach vorherigem, im Vergleich zu den anderen Ländern aber geringstem Rückgang der
Ungleichheit, wobei auch hier die späten 70er Jahre den Zeitpunkt mit der höchsten Einkommensgleichheit
darstellten. |
Anm.: Verglichen wird im Artikel nur mit Schweden und dem Vereinigten Königreich; der Artikel befasst sich mit der Zeit ab 1950.
Gerade zur Zeit des Wirtschaftswunders ist die Ungleichheit also zurückgegangen. |
Huch! Das hätte ich einer ordoliberalen Wirtschaftspolitik gar nicht zugetraut.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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