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Solipsismus Widerlegen
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#835766) Verfasst am: 09.10.2007, 11:49    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Algol hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Algol hat folgendes geschrieben:
Kausalität ist [...] lediglich eine Interpretation.

Interessant. Ist das ein Erfahrungssatz?

Was verstehst Du unter dem Begriff Erfahrungssatz?

Ist der Begriff so schwer zu verstehen? Ein Erfahrungssatz ist ein Satz, der auf Erfahrung gründet.

Das dachte ich mir fast.
Und was bedeutet in diesem Fall Erfahrung?
_________________
Leben kann tödlich sein
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44680

Beitrag(#835771) Verfasst am: 09.10.2007, 11:53    Titel: Antworten mit Zitat

Du weisst, was Erfahrung ist. Aber fragen wir doch mal so: Wie lässt sich der Satz prüfen?
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#835786) Verfasst am: 09.10.2007, 12:17    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Du weisst, was Erfahrung ist.

Der Begriff ist erstens nicht eindeutig, er könnte in die Richtung von Wahrnehmung oder von Routine ausgelegt werden.

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Aber fragen wir doch mal so: Wie lässt sich der Satz prüfen?

Um die Aussage zu prüfen, sollte man zunächst die Begriffe Interpretation und Kausalität klären.
"Interpretation" verwende ich dabei im Sinne von Deutung oder Auslegung.
Und was verstehen diejenigen, die Kausalität als Realitätskriterium verwenden, unter Kausalität?
(Immerhin habe nicht ich den Begriff in die Diskussion eingeführt.)

Bzw. was wollen wir unter Kausalität verstehen?
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Leben kann tödlich sein
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44680

Beitrag(#835808) Verfasst am: 09.10.2007, 13:04    Titel: Antworten mit Zitat

Algol hat folgendes geschrieben:
Der Begriff ist erstens nicht eindeutig, er könnte in die Richtung von Wahrnehmung oder von Routine ausgelegt werden.

Hehe, clever. Ich meinte einen Satz, der sehr eng mit Wahrnehmungen zusammenhängt.

Algol hat folgendes geschrieben:
Immerhin habe nicht ich den Begriff in die Diskussion eingeführt.

Da hast du allerdings auch wieder Recht.
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Einsiedler
registrierter User



Anmeldungsdatum: 01.03.2007
Beiträge: 1435

Beitrag(#836064) Verfasst am: 09.10.2007, 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Naja, die eigentlich spannende Frage in diesem Zusammenhang ist aber die, ob der Solipsist einen Unterschied macht zwischen nur "eingebildeten Dingen" oder eben der "Realität". Sprich: ich kann mir einen Computer vorstellen, der ein vollkommen komplexes intelligentes Wesen simuliert. Macht es nun einen Unterschied, ob ich dieses gedachte computersimulierte Wesen in meinen Gedanken ausschalte (in meiner Nomenklatur ein "Tagtraum") oder ob ich davon ausgehe, dass dieses vom Computer simulierte Wesen unabhängig von meiner Wahrnehmung existiere und unabhängig von meiner Wahrnehmung ebenfalls Wahrnehmungen habe?


Letzteres auf keinen Fall. Ein Solipsist kennt nur sich selbst (sein Ich-Gefühl)
und Wahrnehmungen, die er hat. Diese Wahrnehmungen kann er nach verschiedenen
Kriterien differenzieren; einige kann er selbst hervorrufen (seine "Handlungen"),
andere entstehen mehr oder weniger unkontrolliert. Einige sind komplex und
unberechenbar, andere folgen einfach zu durchschauenden Mustern. Insofern
könnte er qualitative Unterschiede zwischen einer Computersimulation und
einem "realen" Menschen feststellen, was nichts daran ändert, daß beides
nur Wahrnehmungen sind.
Auf jeden Fall wird er die Annahme, jenseits seiner Wahrnehmungen könne
etwas existieren, als unbeweisbare Spekulation zurückweisen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich meine, dass wenn der Solipsist diesen Unterschied macht, er eigentlich kein Solipsist mehr ist. Er geht dann nämlich davon aus, dass dieses Wesen ihm ähnlich ist, was mMn etwas anderes ist, als ein Wesen nur als Produkt seiner Einbildung anzusehen.


Die Ähnlichkeit ist nicht einmal das Entscheidende, aber er müßte etwas annehmen,
das außerhalb seiner Wahrnehmungen existiert, und das würde im Widerspruch zu
seiner Grundhaltung stehen.
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Realistin
registrierter User



Anmeldungsdatum: 14.06.2015
Beiträge: 4

Beitrag(#2006534) Verfasst am: 16.06.2015, 18:40    Titel: Antworten mit Zitat

@Algol: "Realität" und "Kausalität" sind keine Konstruktionen, denn du kannst die ihnen zugrundeliegenden Phänomene (was die meisten Menschen darunter verstehen) nicht außer Kraft setzen. Wenn man einem konstanten und nur innerhalb von Regeln veränderbaren wahrgenommenen Sachverhalt einen Wert und ein Wort beimisst, dann ist das kein "Konstrukt". Es ist ein benannter Sachverhalt, der uns alle gleichfalls betrifft und den niemand einfach so "wegkonstruieren" kann. Oder kannst du das verändern oder "wegkonstruieren", was die meisten Menschen unter Realität verstehen? Wir wissen beide, dass du das nicht kannst.
Zur Wissenschaftlichkeit: Natürlich ist Solipsismus mit moderner Wissenschaftstheorie nicht kompatibel. Zur Wissenschaftstheorie gehört nicht nur reine Empirie, sondern auch Informationen, die aus induktivem und deduktivem Schlussfolgern heraus gewonnen werden und nicht direkt wahrgenommen worden sind. Wenn induktiv vom Speziellen aufs Allgemeine geschlossen wird, werden ständig "polypsistische" bzw. realistische Annahmen getätigt.

Warum wird jemand in einer undurchsichtigen Box, bei der man die Luftlöcher verschlossen hat, tot aufgefunden werden? Weil er in der Zeit nach dem Schließen der Luftlöcher gestorben ist, ließe sich schlussfolgern, doch der Solipsist wird die Frage nach dem "Warum?" niemals beantworten können. Selbst wenn es nur Wahrnehmungsinhalte gäbe, verhält sich die Welt so, als ob wesentlich mehr existiere, weil wir Veränderungen von Sachverhalten wahrnehmen, die sich nur in einem realistischen Weltbild erklären lassen, u.a. weil das realistische Veränderungen zeitlicher und räumlicher Natur akzeptiert und bewusstseinsunabhängig erklären kann, beim Solipsismus hingegen sind es nur neue, nicht erklärbare Wahrnehmungsinhalte.
Der Solipsismus lässt sich deshalb nicht empirisch widerlegen, weil er Aussagen über einen Bereich tätigt, der mit Empirie nichts zu tun hat. Er entzieht sich der direkten Verifizierbarkeit. Allerdings lässt sich über induktives und deduktives Schlussfolgern noch mehr über die Welt herausfinden (ein Axiom, das nicht von jedem akzeptiert wird, dagegen kann ich dann natürlich nichts unternehmen, wenn die Axiome verneint werden), was den Solipsismus absurd erscheinen lässt.
Axiom 1: Ich brauche innere Organe zum Überleben.
Axiom 2: Diese müssen auch aktiv sein, wenn ich sie nicht wahrnehme, sonst sterbe ich.
Schlussfolgerung: Ich habe innere Organe, auch wenn ich sie nicht unmittelbar wahrnehme.
Oder: Eine rechteckige Platte braucht vier Beine zum Stehen. Ich schaue so in einen Raum hinein, dass ich nur zwei Beine sehe. Wenn der Solipsismus stimmen und Sinn ergeben möchte, müsste die Platte schräg nach unten fallen, weil die anderen zwei Beine verschwunden sind. Auch die Platte ist verschwunden? Ja, aber die Beine sind es ganz. Also verhält sich die Welt zumindest so, dass man nicht alle Sachverhalte nur mit Wahrnehmungsinhalten beschreiben kann, obwohl nur diese existieren sollen. Hingegen kommt man ohne Gott bei naturwissenschaftlichen Erklärungen aus.
Was schließt sich daraus? Richtig, dass der letzte Schliff zwar mit Glauben zu tun hat, sich aber u.a. aufgrund dieser logischer Schlussfolgerungen das Verhältnis Realismus:Solipsismus nie so verhält wie Götterglaube:Atheismus! Die Außenwelt wirkt im Gegensatz zu Gott nachweisbar ständig ein und im Gegensatz zu Gott haben wir die Außenwelt wenigstens manchmal und teilweise empirisch entdeckt, Gott hingegen nie. Also der vorherige Vergleich von Algol greift nicht.
Das Ich könnte auch eine Illusion sein, denn es ist nicht immer an Bewusstseinsinhalte gebunden, z. B. im Schlaf. Es gibt keinen Grund, sollte die Fremdwahrnehmung eine Täuschung sein, selbiges nicht auch auf die Selbstwahrnehmung zutreffen könnte, Bewusstseinsinhalte sind z. B. während des Schlafes auch beim Ich nicht immer vorhanden, „solum esse“ impliziert wörtlich gesehen etwas, das nach der eigenen Erkenntnistheorie nicht stimmen kann. Dementsprechend viel ist davon zu halten. Also ist schon der Begriff Solipsismus nicht ganz glücklich gewählt worden. Cool
Außerdem lässt sich auch Bewusstseinsinhalten als solchen ein ontologischer Zustand absprechen, dann wären wir bei einem egalitären Nihilismus, der sowohl positive als auch negative Aussagen verneint und noch schwieriger anzugreifen ist, als der Solipsismus. (ihm aber entfernt ähnelt)
Kommen wir von der logischen zur ethischen Ebene: Der Solipsist wird einem kleinen Kind sagen: "Du bist nur eine Illusion und existierst in Wirklichkeit nicht!" Das arme Kind! Das ist doch so dissozial und unethisch!
*heul*
Wollen wir in so einer Welt leben? Ich glaube nicht. Die Evolution wird aus einem guten Grund dafür gesorgt haben, dass die meisten Menschen und jedes kleine Kind von einer Außenwelt ausgehen. Und unhinterfragbar ist die Innenwelt auch nicht. Wenn man möchte, kann man es sowieso soweit bringen, dass man sich an nichts und noch nicht mal am Nichts festhalten kann, und nicht nur positive, sondern auch negative Aussagen und am Ende auch noch den Solipsismus als bereits zu weit gehend ablehnt. zwinkern
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Critic
oberflächlich



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Beitrag(#2006577) Verfasst am: 17.06.2015, 00:03    Titel: Antworten mit Zitat

Fein, ein Assoziationsthread:

(1) Tja, die immer wieder kolportierten Entdeckungen, sprich also, daß die Welt nach Mechanismen zu funktionieren scheint, die man sich selbst so nicht hätte ausmalen können, könnten ein Aspekt sein. So wenden ja auch spielende Kinder völlig selbstverständlich physikalische Gesetze an respektive sind sie ihnen unterworfen, ohne sie zu kennen - und verhält sich Licht ja trotzdem so und nicht anders, auch wenn das Kind Stein und Bein schwört, daß es anders sein müsse. (Andererseits, kann ich davon ausgehen, daß der Mond auch da ist, obwohl ich gerade nicht hinsehe - also die Naturgesetze auch Bestand haben, wenn ich gerade nicht darüber sinniere?)


(2) Was mich dann schon zum nächsten Punkt bringt: negative Erfahrungen. "Will" das solipsistische Gehirn Einsamkeit, Trauer, Enttäuschungen, Zurücksetzungen et cetera erleben, oder ist nicht jeder Mensch darauf erpicht, positive Erlebnisse zu machen? Würde ein solipstisches Gehirn dann also Leid imaginieren? (Und wieviel Leid in der Welt geschieht, wäre mein Gehirn, würde es das nur imaginieren, nicht "verrückt"?)


(Das sind natürlich keine "harten Widerlegungen". Denn das Gehirn könnte ja dahingehend konditioniert sein zu glauben, daß negative Erfahrungen "dazu" gehören. (Oder aber, ein Gehirn-im-Glas könnte dahingehend konditioniert *worden* sein.) Und *es gibt* (würde man von einer solipstischen Welt ausgehen, hätte das natürlich auch wieder keine Bedeutung) ja auch Menschen, die aus eigenem oder fremdem Leid in gewisser Weise Befriedigung ziehen.)
_________________
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Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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zelig
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Beitrag(#2006624) Verfasst am: 17.06.2015, 11:25    Titel: Antworten mit Zitat

Mir ist das egal, ob jemand Solipsist ist. Ich finde es nur ein wenig kauzig.
Die Diskussion darüber, welche Bestandteile der sogenannten Wirklichkeit Setzungen des Geistes sind, und welche man als gegeben betrachten soll, dagegen nicht.
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44680

Beitrag(#2006699) Verfasst am: 17.06.2015, 20:53    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Die Diskussion darüber, welche Bestandteile der sogenannten Wirklichkeit Setzungen des Geistes sind, und welche man als gegeben betrachten soll, dagegen nicht.

Ja - die Frage hat im Gegensatz zum Solipsismus ja auch tatsächlich praktische Relevanz.
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Beiträge: 2172

Beitrag(#2006705) Verfasst am: 17.06.2015, 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Die Diskussion darüber, welche Bestandteile der sogenannten Wirklichkeit Setzungen des Geistes sind, und welche man als gegeben betrachten soll, dagegen nicht.

Ja - die Frage hat im Gegensatz zum Solipsismus ja auch tatsächlich praktische Relevanz.


Irgendwie war Schopenhauer auch schon ein cooler Typ...
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