tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22285
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(#2014824) Verfasst am: 10.08.2015, 14:36 Titel: |
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Naastika hat folgendes geschrieben: | Wie wäre es mit einem bundesweit einheitlichem Abitur? | Mich nervt schon das landesweite ...
Luckes Idee ist natürlich von geradezu erhabener Absurdität und Unkenntnis. Selbst mal - wider alle Plausibilität - angenommen, dass es stimmen würde, dass es schlicht die unterschiedlichen Lehrpläne sind, die für die unterschiedlichen schulischen Erfolge ausschlaggebend sind: Mit der Annahme, eine Schule könnte so einfach zu den Lehrplänen eines anderen Landes wechseln, zeigt er nur seine völlige Ahnungslosigkeit darüber, wie Lehrplan und Schulwirklichkeit zusammenhängen. Das ist ja nicht einfach hier Text des Lehrplans - dort Umsetzung in der Schule, sondern das ist durch vielfältigste Institutionen miteinander verknüpft.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26512
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2014830) Verfasst am: 10.08.2015, 15:00 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naastika hat folgendes geschrieben: | Wie wäre es mit einem bundesweit einheitlichem Abitur? | Mich nervt schon das landesweite ...
Luckes Idee ist natürlich von geradezu erhabener Absurdität und Unkenntnis. Selbst mal - wider alle Plausibilität - angenommen, dass es stimmen würde, dass es schlicht die unterschiedlichen Lehrpläne sind, die für die unterschiedlichen schulischen Erfolge ausschlaggebend sind: Mit der Annahme, eine Schule könnte so einfach zu den Lehrplänen eines anderen Landes wechseln, zeigt er nur seine völlige Ahnungslosigkeit darüber, wie Lehrplan und Schulwirklichkeit zusammenhängen. Das ist ja nicht einfach hier Text des Lehrplans - dort Umsetzung in der Schule, sondern das ist durch vielfältigste Institutionen miteinander verknüpft. |
Darf man dieser Antwort entnehmen, dass all die Leute vom Fach, die bei der letzten Föderalismusreform dafür gestimmt haben, die Bildungskompetenz von den Ländern an den Bund zu übergeben, nur ahnungslos waren? Die Bildungskompetenz bei den Ländern zu lassen, war in der Sache eine reine Politikerentscheidung auf Basis einer CDu-Mehrheit - die beratenden Fachleute waren damals praktisch geschlossen für die Abgabe der Bildung an den Bund.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22285
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(#2014848) Verfasst am: 10.08.2015, 17:04 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Darf man dieser Antwort entnehmen, dass all die Leute vom Fach, die bei der letzten Föderalismusreform dafür gestimmt haben, die Bildungskompetenz von den Ländern an den Bund zu übergeben, nur ahnungslos waren? Die Bildungskompetenz bei den Ländern zu lassen, war in der Sache eine reine Politikerentscheidung auf Basis einer CDu-Mehrheit - die beratenden Fachleute waren damals praktisch geschlossen für die Abgabe der Bildung an den Bund. |
Mein Vorwurf der Ahnungslosigkeit (und den habe ich ja auch begründet) bezog sich nur auf Lucke mit seinem Vorschlag. Der will ja auch gar nicht die Kompetenzen auf den Bund übertragen, sondern die verschiedenen Systeme und Lehrpläne in den Ländern belassen, es dabei aber den Schulen überlassen, nach welchem Land sie sich nun gerade richten - man fragt sich, wie das überhaupt gehen soll.
Was die verschiedenen Vorschläge bei der Föderalismusreform angeht, weiß ich nicht Bescheid. Meine allgemeine Meinung: Einerseits wäre ein stärkerer verbindlicher Rahmen, insbesondere was das Bildungssystem angeht, durchaus wünschenswert; so eine Art Bildungsrahmengesetz, oder so, was derzeit durch Absprachen in der KMK schlecht und recht geregelt wird. Die Vielfalt der Schulformen finde ich zb ziemlich absurd.
Gleichzeitig finde ich aber eine gewisse Freiheit in den unteren Ebenen, einen solchen Rahmen auszufüllen, sinnvoll, von den Ländern und Kommunen über die Schulen bis hin zur einzelnen Lehrkraft, um auf die unterschiedlichen Bedingungen reagieren zu können. Und deswegen habe ich eine herzliche Abneigung gegen ein Zentralabitur mit konkret vorgegebenen, überall gleichen Inhalten (was ganz anderes wären gemeinsame Rahmen-Regelungen).
Neulich im Fachseminar ist mir dazu ein massiver Widerspruch aufgefallen: In den neuen Kernlehrplänen hier in NRW wird viel stärker auf "Kompetenzorientierung" abgestellt, d.h. es werden weniger Inhalte benannt, die durchgenommen werden sollen, als Kompetenzen, die die Schüler_innen am Ende beherrschen sollen. Führt zu ziemlich verquaster Lehrplanprosa, aber von der Grundidee nicht verkehrt - ich finde es ganz gut, wenn Lehrer_innen zwar ein Ziel vorgegeben bekommen, was die Schüler_innen können sollen, aber eine gewisse Freiheit haben, anhand welcher konkreten Gegenstände sie das im Unterricht erreichen wollen, je nach Gegebenheiten in der Klasse, Region, durchaus auch eigenen Vorlieben.
Gleichzeitig gibt's aber nun mal das Zentralabitur - und dafür werden im Vorhinein ganz konkrete, einzelne Texte benannt, die vorausgesetzt werden. Gerade im Fach Deutsch gibt es aber eine so unendliche Vielfalt an Gegenständen, mit denen man sich beschäftigen kann, ohne die Bildungsziele aus den Augen zu verlieren, dass ich eine solche, letztlich völlig willkürliche Einschränkung höchst unschön finde. Und es ist eben völlig gegenläufig zur Kompetenzorientierung der Lehrpläne.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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