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Flüchtlinge
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Naastika
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Anmeldungsdatum: 23.11.2003
Beiträge: 6100
Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen

Beitrag(#2044696) Verfasst am: 17.02.2016, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:

Hier gibt es ein interessantes Interview mit einer Linguistin in der SZ:

Zitat:
Können Sie das erklären?

Mit der Endung "-ling" wird der Flüchtende klein gemacht, abgewertet. Klein sein steht metaphorisch oft für die Idee des Schlechtseins oder des Minderwertigseins. Nehmen Sie den "Schreiberling" oder auch den "Schönling".................

Was bedeutet das für den Flüchtling?

Der Flüchtling impliziert: Er ist eher stark als hilfsbedürftig. Er ist eher aggressiv als umgänglich. Dieses Bild hat sich nach den Übergriffen von Köln verstärkt, weil patriarchalische Züge, Merkmale einer arabischen Macho-Kultur hinzukamen. Eine explosive Mischung.

.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/sprache-in-der-fluechtlingsdebatte-das-wort-fluechtling-richtet-schaden-an-1.2864820


Diese linguistisch-psychologische Betrachtung ist interessant, aber widersprechend sich die Aussagen nicht?

Und: Nach meinem Empfinden wird "klein" eher mit "schutzbedürftig" assoziiert, "minderwertig" nur im speziellen Kontext.

Der Begriff "Flüchtling" erweckt in mir eher Beschützerinstinkte.... zwinkern
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Defätist
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#2044698) Verfasst am: 17.02.2016, 13:32    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Defätist hat folgendes geschrieben:

Komischerweise wandern jährlich zwischen 500.000 und 800.000 Menschen aus Deutschland AUS in die ganze Welt. Alle davon sogar ganz ohne Krieg und viele von ihnen sogar ohne soziale Notstände.

Diese Auswanderer genannten "Wirtschaftsflüchtlinge" dürfen (und sollen vor allem dürfen) in jedes Land der Welt auswandern können.


Oh ja, sie dürfen auswandern. Ob sie aber in ein Land ihrer Wahl auch einwandern dürfen, hängt von der Erlaubnis dieses Landes ab. Du kannst gerne mal versuchen, ein Einwanderungserlaubnis für Kanada oder die USA zu bekommen, dann weißt du, was ich meine.

Ja, Flüchtlinge unterscheiden sich von Auswanderern fundamental, deshalb auch mein erklärender Halbsatz. Umso grotesker die Forderungen Johnnys, was man für die eigenen "normalen" Auswanderer als grundlegende Freiheit betrachtet, denjenigen anderen, die nach dem Völkerrecht höchsten Schutzansprüchen genügen, eben diese selbst geforderten Freiheiten untersagen will.
Und zwar unabhängig von der Betrachtung einzelner Länder mit "elitärem" Einwandereranspruch.
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Defätist
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Anmeldungsdatum: 09.06.2010
Beiträge: 8557

Beitrag(#2044699) Verfasst am: 17.02.2016, 13:36    Titel: Antworten mit Zitat

@ zelig:
für die rechte Spackensprache gibt es kein schützenswertes Rechtsgut als das dem eigenen Volk/Rasse/Nation und vor allem sich selbst vorbehaltene. Daher wird auch jeder völkerrechtliche Status diesseits des Schutzanspruches sprachlich abgelehnt.
Insofern ist es auch wenig zielführend, durch eine reine Umbenennung das Problem zu verschieben. Dann sind es eben für den Johnny "Flüchtende" und nicht mehr "Flüchtlinge". Das macht bei keinen Unterschied.
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#2044707) Verfasst am: 17.02.2016, 14:33    Titel: Antworten mit Zitat

Naastika hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:

Hier gibt es ein interessantes Interview mit einer Linguistin in der SZ:

Zitat:
Können Sie das erklären?

Mit der Endung "-ling" wird der Flüchtende klein gemacht, abgewertet. Klein sein steht metaphorisch oft für die Idee des Schlechtseins oder des Minderwertigseins. Nehmen Sie den "Schreiberling" oder auch den "Schönling".................

Was bedeutet das für den Flüchtling?

Der Flüchtling impliziert: Er ist eher stark als hilfsbedürftig. Er ist eher aggressiv als umgänglich. Dieses Bild hat sich nach den Übergriffen von Köln verstärkt, weil patriarchalische Züge, Merkmale einer arabischen Macho-Kultur hinzukamen. Eine explosive Mischung.

.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/sprache-in-der-fluechtlingsdebatte-das-wort-fluechtling-richtet-schaden-an-1.2864820


Diese linguistisch-psychologische Betrachtung ist interessant, aber widersprechend sich die Aussagen nicht?

Und: Nach meinem Empfinden wird "klein" eher mit "schutzbedürftig" assoziiert, "minderwertig" nur im speziellen Kontext.

Der Begriff "Flüchtling" erweckt in mir eher Beschützerinstinkte.... zwinkern
sehe ich auch so,
vor allem verbinde ich mit dem wort "flüchtende" etwas völlig anderes, nämlich z.b. leute, die von einem tatort flüchten.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26441
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2044709) Verfasst am: 17.02.2016, 14:53    Titel: Antworten mit Zitat

Naastika hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:

Hier gibt es ein interessantes Interview mit einer Linguistin in der SZ:

Zitat:
Können Sie das erklären?

Mit der Endung "-ling" wird der Flüchtende klein gemacht, abgewertet. Klein sein steht metaphorisch oft für die Idee des Schlechtseins oder des Minderwertigseins. Nehmen Sie den "Schreiberling" oder auch den "Schönling".................

Was bedeutet das für den Flüchtling?

Der Flüchtling impliziert: Er ist eher stark als hilfsbedürftig. Er ist eher aggressiv als umgänglich. Dieses Bild hat sich nach den Übergriffen von Köln verstärkt, weil patriarchalische Züge, Merkmale einer arabischen Macho-Kultur hinzukamen. Eine explosive Mischung.

.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/sprache-in-der-fluechtlingsdebatte-das-wort-fluechtling-richtet-schaden-an-1.2864820


Diese linguistisch-psychologische Betrachtung ist interessant, aber widersprechend sich die Aussagen nicht?

Und: Nach meinem Empfinden wird "klein" eher mit "schutzbedürftig" assoziiert, "minderwertig" nur im speziellen Kontext.

Der Begriff "Flüchtling" erweckt in mir eher Beschützerinstinkte.... zwinkern

stimmt. So wie Säugling oder Nestling.

Andere ~linge wecken noch ganz andere Leidenschaften, wie Pfifferlinge oder Bratlinge, von den Finsterlingen ganz zu schweigen. Interessant, dass bei dem letzteren der ~ling nicht zur Umkehr führt.

Man kann mit der linguistisch-psychologische Betrachtung wahrscheinlich beweisen, was man will. Und die Folgerungen daraus haben immer etwas von Orwellscher Sprachsteuerung, von öffentlicher Gefühlssteuerung. Werimmer auch die Gefühle steuern will, will sie auch benutzen. Ich will aber keinen totalen Krieg.***

Da sind wir dann wieder bei Beck: Fremdes Brauchtum willkommen heißen, Beispiel Jungenbeschneidung. Also sollen wir uns jetzt wieder in Kinderverachtung üben. Warum nimmt er eigentlich ausgerechnet Frauenverachtung und Schwulenverachtung aus?

Die ganze Debatte würde wahrscheinlich erheblich weniger zu Pegida und AfD führen, wenn da weniger Bekehrungspsychologie in Gange wäre und weniger Versuche gemacht würden, uns die Probleme schönzureden, die wir mit den Flüchtlingen ins Land bekommen. Und wenn die Politik ihr momentanes Helfersyndrom auch auf die hiesigen Abgehängten ausdehnen würde.

*** Unseren täglichen Godwin gib uns heute und vergib uns unsere Unschuld wie wir vergeben unseren Opfern.
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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step
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Beitrag(#2044710) Verfasst am: 17.02.2016, 15:34    Titel: Antworten mit Zitat

Für mich signalisiert die Endung -ling vor allem, daß es sich um ein Objekt handelt, um etwas, das einer Behandlung durch etwas exekutiv Übergeordnetes bedarf. Genau das ist das Gemeinsame zwischen Keimling, Setzling, Rohling, Säugling, Zögling, Fiesling, Lehrling, Häftling und Flüchtling.

Davon sind mir nur sehr wenige Ausnahmen bekannt, etwa Häuptling oder Frühling.

-ling ist also mE nicht unbedingt negativ konnotiert, aber es suggeriert eine eingeschränkte Eigenständigkeit, eine Objektifizierung.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Johnny
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Beiträge: 702

Beitrag(#2044711) Verfasst am: 17.02.2016, 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Den gesetzlichen Krankenkassen droht nach einem Zeitungsbericht ohne mehr Zuschüsse aus Steuergeldern ein hohes Defizit wegen des Flüchtlingszuzugs.

Bereits in diesem Jahr werde eine Lücke von mehreren hundert Millionen Euro entstehen, weil der Bund für Flüchtlinge und andere Hartz-IV-Empfänger viel zu geringe Krankenkassenbeiträge überweise, schreibt die "Frankfurter Rundschau" unter Berufung auf eigene Recherchen. Im kommenden Jahre werde das Loch dann schon auf über eine Milliarde Euro anwachsen.

Bleibt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bei seiner strikten Haltung gegen weitere Steuerzuschüsse, müssten die gesetzlich Versicherten die Defizite über höhere Zusatzbeiträge ausgleichen.


http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/es-fehlen-millionen-durch-fluechtlinge-und-hartz-iv-empfaenger-krankenkassen-droht-milliarden-loch_id_5290425.html

Yeaaah, Refugees Welcome, die Party geht weiter. Wir schaffen das. Alles easy. Lachen
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Naastika
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Anmeldungsdatum: 23.11.2003
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Wohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen

Beitrag(#2044712) Verfasst am: 17.02.2016, 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Für mich signalisiert die Endung -ling vor allem, daß es sich um ein Objekt handelt, um etwas, das einer Behandlung durch etwas exekutiv Übergeordnetes bedarf. Genau das ist das Gemeinsame zwischen Keimling, Setzling, Rohling, Säugling, Zögling, Fiesling, Lehrling, Häftling und Flüchtling.

Davon sind mir nur sehr wenige Ausnahmen bekannt, etwa Häuptling oder Frühling.

-ling ist also mE nicht unbedingt negativ konnotiert, aber es suggeriert eine eingeschränkte Eigenständigkeit, eine Objektifizierung.



Howgh, Häuptling step! zwinkern
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26441
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2044715) Verfasst am: 17.02.2016, 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Für mich signalisiert die Endung -ling vor allem, daß es sich um ein Objekt handelt, um etwas, das einer Behandlung durch etwas exekutiv Übergeordnetes bedarf. Genau das ist das Gemeinsame zwischen Keimling, Setzling, Rohling, Säugling, Zögling, Fiesling, Lehrling, Häftling und Flüchtling.

Davon sind mir nur sehr wenige Ausnahmen bekannt, etwa Häuptling oder Frühling.

-ling ist also mE nicht unbedingt negativ konnotiert, aber es suggeriert eine eingeschränkte Eigenständigkeit, eine Objektifizierung.

Da ist aber jetzt der Wunsch der Vater des Gedanken: Du möchtest den Fiesling ändern, den Keimling wachsen sehen und den Häftling bessern. Doch letzterer ist auch ein Häftling, wenn er unschuldig hinter Gittern sitzt. Aber der Fiesling bleibt (wahrscheinlich) so und der (planzliche) Keimling wächst - im Gegensatz zum Säugling - auch ohne Zuwendung, sonst wäre die Art lange ausgestorben. Auch Rundlinge können so bleiben.

Es handelt sich einfach um eine Klassifizierung über eine Eigenschaft. Der Schönling wird auch nicht durch das ~ling negativ bewertet, sondern dadurch, dass "schön" an ihm anscheinend die einzige Eigenschaft ist, die erwähnenswert ist. Ansonsten ist er vielleicht ein absoluter Durchschnitt und in keiner Weise irgendwie behandelnswert, sondern einfach nur normal, aber halt durch die Schönheit an eine Stelle geworfen, in der er mit seiner Normalität als unpassend erscheint.

Linguistische Schnellschüsse sind immer sehr schnell zu widerlegen - bin gespannt, in welcher Weise das jetzt mit meinem passiert.
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diskordianerpapst
Zeuger Jehovas



Anmeldungsdatum: 16.11.2012
Beiträge: 4597

Beitrag(#2044720) Verfasst am: 17.02.2016, 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

Naastika hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Für mich signalisiert die Endung -ling vor allem, daß es sich um ein Objekt handelt, um etwas, das einer Behandlung durch etwas exekutiv Übergeordnetes bedarf. Genau das ist das Gemeinsame zwischen Keimling, Setzling, Rohling, Säugling, Zögling, Fiesling, Lehrling, Häftling und Flüchtling.

Davon sind mir nur sehr wenige Ausnahmen bekannt, etwa Häuptling oder Frühling.

-ling ist also mE nicht unbedingt negativ konnotiert, aber es suggeriert eine eingeschränkte Eigenständigkeit, eine Objektifizierung.



Howgh, Häuptling step! zwinkern


Oder "Häuptlingin" Lachen
wenn auch veraltet:

https://de.wiktionary.org/wiki/-ling
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#2044726) Verfasst am: 17.02.2016, 16:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn ich die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Suffix auch nochvollziehen kann, so halte ich die Überlegungen von Elisabeth Wehling dennoch für sinnvoll. Was man bereits an ihrem Vorschlag erkennen kann.

Zitat:
Besser ist es, von Flüchtenden oder Geflüchteten zu sprechen. Die Geflüchtete, der Geflüchtete, das geflüchtete Kind - das wird den unterschiedlichen Menschen, die zu uns kommen, eher gerecht.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/sprache-in-der-fluechtlingsdebatte-das-wort-fluechtling-richtet-schaden-an-1.2864820

Hier noch ein Link zum Duden, der ihre Erläuterung stützt:

http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/das-suffix-ling
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26441
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2044734) Verfasst am: 17.02.2016, 16:36    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Wenn ich die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Suffix auch nochvollziehen kann, so halte ich die Überlegungen von Elisabeth Wehling dennoch für sinnvoll. Was man bereits an ihrem Vorschlag erkennen kann.

Zitat:
Besser ist es, von Flüchtenden oder Geflüchteten zu sprechen. Die Geflüchtete, der Geflüchtete, das geflüchtete Kind - das wird den unterschiedlichen Menschen, die zu uns kommen, eher gerecht.
....

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
...
vor allem verbinde ich mit dem wort "flüchtende" etwas völlig anderes, nämlich z.b. leute, die von einem tatort flüchten.

Meine Empfindung ist da ähnlich, wenn ich überwiegend junge Männer da sehe: Nicht unbedingt Täter, aber Leute, die weglaufen, um es anderen zu überlassen, zu Hause aufzuräumen.

Sprachsteurung ist immer Manupulation zur Ersparung einer Diskussion. Aber egal, wer da steuert, vermeintlich auf der richtigen Seite ist er allemal, weshalb er die Diskussion nicht braucht.

Ich würde in diesem Fall übrigens dem neutralen Wiktionary den Vorzug vor dem Duden geben, schon des Wortes Liebling wegen:
Zitat:
Die resultierenden Ableitungen können der Sprachökonomie dienen (und damit konnotativ relativ neutral sein), aber auch ironisch, diminutiv oder pejorativ verwendet werden. Damit ist eine mögliche Stilebenenbreite von fachsprachlich, standardsprachlich, umgangssprachlich und vulgärsprachlich gegeben.

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diskordianerpapst
Zeuger Jehovas



Anmeldungsdatum: 16.11.2012
Beiträge: 4597

Beitrag(#2044737) Verfasst am: 17.02.2016, 16:50    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Wenn ich die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Suffix auch nochvollziehen kann, so halte ich die Überlegungen von Elisabeth Wehling dennoch für sinnvoll. Was man bereits an ihrem Vorschlag erkennen kann.

Zitat:
Besser ist es, von Flüchtenden oder Geflüchteten zu sprechen. Die Geflüchtete, der Geflüchtete, das geflüchtete Kind - das wird den unterschiedlichen Menschen, die zu uns kommen, eher gerecht.
....

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
...
vor allem verbinde ich mit dem wort "flüchtende" etwas völlig anderes, nämlich z.b. leute, die von einem tatort flüchten.

Meine Empfindung ist da ähnlich, wenn ich überwiegend junge Männer da sehe: Nicht unbedingt Täter, aber Leute, die weglaufen, um es anderen zu überlassen, zu Hause aufzuräumen.

Sprachsteurung ist immer Manupulation zur Ersparung einer Diskussion. Aber egal, wer da steuert, vermeintlich auf der richtigen Seite ist er allemal, weshalb er die Diskussion nicht braucht.

Ich würde in diesem Fall übrigens dem neutralen Wiktionary den Vorzug vor dem Duden geben, schon des Wortes Liebling wegen:
Zitat:
Die resultierenden Ableitungen können der Sprachökonomie dienen (und damit konnotativ relativ neutral sein), aber auch ironisch, diminutiv oder pejorativ verwendet werden. Damit ist eine mögliche Stilebenenbreite von fachsprachlich, standardsprachlich, umgangssprachlich und vulgärsprachlich gegeben.


Ja, Sprachsteuerung wirkt offensichtlich:

Die "überwiegend jungen Männer"
nicht "unbedingt" Täter (aber bedingt? also irgendwie schon kriminell)
die faulen Feiglinge sollen gefälligst ihr Land verteidigen/aufbauen

Das sind drei der am häufigsten benutzten Pauschalanschuldigungen gegen Flüchtlinge im Netz.

Aber kaum zu glauben das sowas unbewusst passiert.
Verteilst Du gerade Empörungsköder oder was soll das?
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Beitrag(#2044739) Verfasst am: 17.02.2016, 16:56    Titel: Antworten mit Zitat

diskordianerpapst hat folgendes geschrieben:
....
Verteilst Du gerade Empörungsköder oder was soll das?

Nein. Ich erzähle von Empfindungen. Sowas habe ich auch manchmal. Nur verwechsle ich sie nicht mit Argumenten.
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Misterfritz
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Beitrag(#2044741) Verfasst am: 17.02.2016, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

diskordianerpapst hat folgendes geschrieben:
Ja, Sprachsteuerung wirkt offensichtlich:

Die "überwiegend jungen Männer"
nicht "unbedingt" Täter (aber bedingt? also irgendwie schon kriminell)
die faulen Feiglinge sollen gefälligst ihr Land verteidigen/aufbauen

Das sind drei der am häufigsten benutzten Pauschalanschuldigungen gegen Flüchtlinge im Netz.

Aber kaum zu glauben das sowas unbewusst passiert.
Verteilst Du gerade Empörungsköder oder was soll das?
es ging aber gerade nicht um das flüchtlinge sondern, was man einem flüchtenden zuschreibt.
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Misterfritz
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Beitrag(#2044742) Verfasst am: 17.02.2016, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

diskordianerpapst hat folgendes geschrieben:
Ja, Sprachsteuerung wirkt offensichtlich:

Die "überwiegend jungen Männer"
nicht "unbedingt" Täter (aber bedingt? also irgendwie schon kriminell)
die faulen Feiglinge sollen gefälligst ihr Land verteidigen/aufbauen

Das sind drei der am häufigsten benutzten Pauschalanschuldigungen gegen Flüchtlinge im Netz.

Aber kaum zu glauben das sowas unbewusst passiert.
Verteilst Du gerade Empörungsköder oder was soll das?
es ging aber gerade nicht um das flüchtlinge sondern, was man einem flüchtenden zuschreibt.
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vrolijke
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Beitrag(#2044743) Verfasst am: 17.02.2016, 17:06    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Meine Empfindung ist da ähnlich, wenn ich überwiegend junge Männer da sehe: Nicht unbedingt Täter, aber Leute, die weglaufen, um es anderen zu überlassen, zu Hause aufzuräumen.



Wenn man die Bilder der zerstörte Städte sieht, ist der Satz reine Zynismus.

um mal bei dem Beispiel der Überschwemmung zu bleiben. Wenn das Wasser weg ist, kann man aufräumen.
Wenn das Wasser unterkante Dachrinne steht, nutzt ein Feudel nichts.
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Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2044749) Verfasst am: 17.02.2016, 17:28    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Meine Empfindung ist da ähnlich, wenn ich überwiegend junge Männer da sehe: Nicht unbedingt Täter, aber Leute, die weglaufen, um es anderen zu überlassen, zu Hause aufzuräumen.



Wenn man die Bilder der zerstörte Städte sieht, ist der Satz reine Zynismus.

um mal bei dem Beispiel der Überschwemmung zu bleiben. Wenn das Wasser weg ist, kann man aufräumen.
Wenn das Wasser unterkante Dachrinne steht, nutzt ein Feudel nichts.

Das ist ein wunderschönes Bild, das die Unmöglichkeit jeder Handlung demonstriert. Aber ist das wirklich so? Das Wasser, um dass es hier geht, sind auch nur junge Männer, die Waffen in die Hand genommen haben.

Es ist schon komisch. Wir nehmen unseren Eltern oder Großeltern übel, nicht gegen Hitler aufgestanden zu sein, aber finden es gerade selbstverständlich, wenn in anderen Ländern einfach nur weggelaufen wird, als sei das eine Lösung.
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Ratio
huhu



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Beiträge: 1482

Beitrag(#2044751) Verfasst am: 17.02.2016, 17:34    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:


Es ist schon komisch. Wir nehmen unseren Eltern oder Großeltern übel, nicht gegen Hitler aufgestanden zu sein, aber finden es gerade selbstverständlich, wenn in anderen Ländern einfach nur weggelaufen wird, als sei das eine Lösung.


Leider hat das wir an sich, dass ich mich ebenfalls adressiert fühle - jedoch würde ich weder dem Flüchtling, noch meinen Großeltern, ihre wie auch immer geartete Entscheidung übel nehmen. Für die Ideale und ein freies Land kämpfen, jedoch riskieren, dass die Liebsten oder die Familie fortan alleine weiter machen muss, oder sogar auch gefährdet wird?
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vrolijke
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Beitrag(#2044753) Verfasst am: 17.02.2016, 17:37    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Meine Empfindung ist da ähnlich, wenn ich überwiegend junge Männer da sehe: Nicht unbedingt Täter, aber Leute, die weglaufen, um es anderen zu überlassen, zu Hause aufzuräumen.



Wenn man die Bilder der zerstörte Städte sieht, ist der Satz reine Zynismus.

um mal bei dem Beispiel der Überschwemmung zu bleiben. Wenn das Wasser weg ist, kann man aufräumen.
Wenn das Wasser unterkante Dachrinne steht, nutzt ein Feudel nichts.



Es ist schon komisch. Wir nehmen unseren Eltern oder Großeltern übel, nicht gegen Hitler aufgestanden zu sein, aber finden es gerade selbstverständlich, wenn in anderen Ländern einfach nur weggelaufen wird, als sei das eine Lösung.

Ich habe meine Eltern das nicht übel genommen. Verlegen
(Ich hätte es auch nicht, wenn ich in Deutschland aufgewachsen wäre). zwinkern

Jeder muß im Rahmen seine Möglichkeiten, sehen wo er bleibt.

Das kann für den einen aktiv eingreifen bedeuten. Für den andern, die Beine in die Hand nehmen, und zusehen, das man Land bekommt.

Vielleicht bist Du so ein heroischer Typ. Ich bekenne mich zu meine Feigheit.
Ich habe zwar meine vorgesetzten immer die Meinung gegeigt; davon hing aber mein Leben nicht ab.
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Ratio
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Beiträge: 1482

Beitrag(#2044756) Verfasst am: 17.02.2016, 17:41    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Ich habe meine Eltern das nicht übel genommen. Verlegen
(Ich hätte es auch nicht, wenn ich in Deutschland aufgewachsen wäre). zwinkern

Jeder muß im Rahmen seine Möglichkeiten, sehen wo er bleibt.

Das kann für den einen aktiv eingreifen bedeuten. Für den andern, die Beine in die Hand nehmen, und zusehen, das man Land bekommt.

Ich bekenne mich zu meine Feigheit.
Ich habe zwar meine vorgesetzten immer die Meinung gegeigt; davon hing aber mein Leben nicht ab.


Völlig legitim.
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vrolijke
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Beitrag(#2044758) Verfasst am: 17.02.2016, 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ratio hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:


Es ist schon komisch. Wir nehmen unseren Eltern oder Großeltern übel, nicht gegen Hitler aufgestanden zu sein, aber finden es gerade selbstverständlich, wenn in anderen Ländern einfach nur weggelaufen wird, als sei das eine Lösung.


Leider hat das wir an sich, dass ich mich ebenfalls adressiert fühle - jedoch würde ich weder dem Flüchtling, noch meinen Großeltern, ihre wie auch immer geartete Entscheidung übel nehmen. Für die Ideale und ein freies Land kämpfen, jedoch riskieren, dass die Liebsten oder die Familie fortan alleine weiter machen muss, oder sogar auch gefährdet wird?

Sehe ich genauso.
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Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#2044759) Verfasst am: 17.02.2016, 17:48    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Hier gibt es ein interessantes Interview mit einer Linguistin in der SZ:

Zitat:
Können Sie das erklären?

Mit der Endung "-ling" wird der Flüchtende klein gemacht, abgewertet. Klein sein steht metaphorisch oft für die Idee des Schlechtseins oder des Minderwertigseins. Nehmen Sie den "Schreiberling" oder auch den "Schönling". Schön ist eigentlich ein positiv besetzter Begriff, der allein durch die Endung ins Negative verkehrt wird. Außerdem ist der Flüchtling ein männliches Konzept.

Warum ist das problematisch?

Die Forschung zeigt, dass das enkodierte Geschlecht, also das einem Begriff zugerechnete Geschlecht, die Wahrnehmung des Begriffs beeinflusst. In einem Versuch hat man Deutschen und Spaniern das identische Bild einer Brücke gezeigt. Im Deutschen ist die Brücke weiblich, im Spanischen ist el ponte männlich. Die Versuchsteilnehmer wurden dann gebeten, zu beschreiben, was eine Brücke ist. Die Deutschen nannten typisch weibliche Attribute: grazil, schön, verbindend. Die Spanier listeten stereotyp männliche Merkmale auf: robust, schroff, hart. In dem Moment, in dem wir Sprache nutzen, die ein Geschlecht mitliefert, schlägt sich dieses Geschlecht in unserer Wahrnehmung nieder.

Was bedeutet das für den Flüchtling?

Der Flüchtling impliziert: Er ist eher stark als hilfsbedürftig. Er ist eher aggressiv als umgänglich. Dieses Bild hat sich nach den Übergriffen von Köln verstärkt, weil patriarchalische Züge, Merkmale einer arabischen Macho-Kultur hinzukamen. Eine explosive Mischung.

Wie geht es sprachlich besser?

Wenn ich in diesem Moment mit einer politischen Gruppe zusammensitzen würde, wäre das Erste, was ich ihr raten würde: Streichen Sie das Wort Flüchtling aus Ihrem Vokabular! Sie richten damit Schaden an. Besser ist es, von Flüchtenden oder Geflüchteten zu sprechen. Die Geflüchtete, der Geflüchtete, das geflüchtete Kind - das wird den unterschiedlichen Menschen, die zu uns kommen, eher gerecht.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/sprache-in-der-fluechtlingsdebatte-das-wort-fluechtling-richtet-schaden-an-1.2864820

Mir ist klar, daß das eine Betrachtungsebene ist, die in diesem Umfeld -auch in anderen Zusammenhängen- umstritten ist. Aber ich gehe davon aus, daß sie dazu beitragen könnte, die teils hilflos wirkende Kommunikation zu überwinden, die die dem GG verpflichteten Parteien gerade zeigen.


Ich finde es auch besser, "die Flüchtenden" oder - Vergangenheitsform - "die Geflüchteten" zu sagen, weil darin auch immer der Verweis darauf enthalten ist, dass vor etwas geflüchtet wird und somit der Grund für das Flüchten nicht im Flüchtenden verortet wird.

Nach meiner Einschätzung kommt die Endung "-ling" vor allem als Zuschreibung innerer Eigenschaften zum Tragen. Beispiele: Hänfling, Emporkömmling, Rohling, Flüchtling, ...

... oder als Zuschreibung bestimmter Rollen: Häuptling, Häftling, Zögling, ...

... oder als Substantivierung von Verben, meist bezogen auf Dinge, mit denen der Mensch hantiert: Bratling, Findling, Setzling, ...

Ansonsten ist diese Endung nicht soo häufig in der deutschen Sprache, wenn auch eines ihrer besonderen Charakteristika. Außerdem wird sie oft durch analoge Endungen ersetzt, z.B. durch "-ant", ohne eine grammatikalische Regelhaftigkeit.

Jedoch ändert eine andere Sprache, die sowieso schwer umstellbar ist, nicht unbedingt die Realität; sie ist nicht primär deren Quelle ...-
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
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Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2044762) Verfasst am: 17.02.2016, 18:08    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Meine Empfindung ist da ähnlich, wenn ich überwiegend junge Männer da sehe: Nicht unbedingt Täter, aber Leute, die weglaufen, um es anderen zu überlassen, zu Hause aufzuräumen.



Wenn man die Bilder der zerstörte Städte sieht, ist der Satz reine Zynismus.

um mal bei dem Beispiel der Überschwemmung zu bleiben. Wenn das Wasser weg ist, kann man aufräumen.
Wenn das Wasser unterkante Dachrinne steht, nutzt ein Feudel nichts.



Es ist schon komisch. Wir nehmen unseren Eltern oder Großeltern übel, nicht gegen Hitler aufgestanden zu sein, aber finden es gerade selbstverständlich, wenn in anderen Ländern einfach nur weggelaufen wird, als sei das eine Lösung.

Ich habe meine Eltern das nicht übel genommen. Verlegen
(Ich hätte es auch nicht, wenn ich in Deutschland aufgewachsen wäre). zwinkern

Jeder muß im Rahmen seine Möglichkeiten, sehen wo er bleibt.

Das kann für den einen aktiv eingreifen bedeuten. Für den andern, die Beine in die Hand nehmen, und zusehen, das man Land bekommt.

Vielleicht bist Du so ein heroischer Typ. Ich bekenne mich zu meine Feigheit.
Ich habe zwar meine vorgesetzten immer die Meinung gegeigt; davon hing aber mein Leben nicht ab.
fett von mir
Also Opportunismus pur. Die Schrammen sollen sich die anderen holen. Verantwortung ist etwas anderes.

Nein. Übelnehmen kann ich das auch nicht - ich bin auch in einer Zeit aufgewachsen, die nicht wirklich derartige Entscheidungen von mir gefordert hat - und die, die ich gefällt habe, waren eher einzelgängerisch als heldenhaft. Aber der "Rahmen der Möglichkeiten" ist kein Kismet, innerhalb der Grenzen, die durch die Sozialisation gesteckt werden, beruht er auf persönlichen Wertungen und Entscheidungen.

Aber Nicht-Übelnehmen ist noch kein fröhliches Empfangen-Heißen. Es gibt auch differenziertere Haltungen.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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step
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Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#2044766) Verfasst am: 17.02.2016, 18:26    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Für mich signalisiert die Endung -ling vor allem, daß es sich um ein Objekt handelt, um etwas, das einer Behandlung durch etwas exekutiv Übergeordnetes bedarf. Genau das ist das Gemeinsame zwischen Keimling, Setzling, Rohling, Säugling, Zögling, Fiesling, Lehrling, Häftling und Flüchtling.

Davon sind mir nur sehr wenige Ausnahmen bekannt, etwa Häuptling oder Frühling.

-ling ist also mE nicht unbedingt negativ konnotiert, aber es suggeriert eine eingeschränkte Eigenständigkeit, eine Objektifizierung.
Da ist aber jetzt der Wunsch der Vater des Gedanken: Du möchtest den Fiesling ändern, den Keimling wachsen sehen und den Häftling bessern. Doch letzterer ist auch ein Häftling, wenn er unschuldig hinter Gittern sitzt.

Da sehe ich einen Kategorienfehler - der Häftling ist ein -ling aufgrund seiner exekutiv zu behandelnden Haftsituation, nicht aufgrund seiner Schuld. Sonst wäre er ein Schuldling. Siehe übrigens weiter unten Deinen eigenen Einwand!

fwo hat folgendes geschrieben:
... der (planzliche) Keimling wächst - im Gegensatz zum Säugling - auch ohne Zuwendung ...

Naja, das Wort wird meist unzter der gärtnerischen Exekutive verwendet. Aber mindestens sind seine Möglichkeiten im Vergleich zu einem ordentlichen Pflanzenbürger sehr eingeschränkt.

fwo hat folgendes geschrieben:
... Auch Rundlinge können so bleiben.

wikipedia schreibt: "Ein Rundling ... ist eine dörfliche Siedlungsform, in welcher ... eine überwiegend slawische Bevölkerung von einem örtlichen Grundherren in einem geplanten Vorgang angesiedelt oder neu zusammengefasst wurde" - ein Rundling ist also im Vergleich zu sonstigen Dörfern deutlich stärker ein von einer übergeordneten Exekutive geformtes Objekt.

fwo hat folgendes geschrieben:
Der Schönling wird auch nicht durch das ~ling negativ bewertet, sondern dadurch, dass "schön" an ihm anscheinend die einzige Eigenschaft ist, die erwähnenswert ist.

Das mag schon sein, ich habe jedoch absichtlich nichts von einer negativen Bewertung geschrieben, sondern ein allgemeineres Kriterium vorgeschlagen, da viel häufiger zutrifft. Etwa bei "Säugling" oder "Liebling" - das ist nicht negativ gemeint, beinhaltet aber eine gewisse Objektifizierung.

fwo hat folgendes geschrieben:
Linguistische Schnellschüsse sind immer sehr schnell zu widerlegen - bin gespannt, in welcher Weise das jetzt mit meinem passiert.

Bitte sehr.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Zumsel
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Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#2044768) Verfasst am: 17.02.2016, 18:53    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Meine Empfindung ist da ähnlich, wenn ich überwiegend junge Männer da sehe: Nicht unbedingt Täter, aber Leute, die weglaufen, um es anderen zu überlassen, zu Hause aufzuräumen.



Wenn man die Bilder der zerstörte Städte sieht, ist der Satz reine Zynismus.

um mal bei dem Beispiel der Überschwemmung zu bleiben. Wenn das Wasser weg ist, kann man aufräumen.
Wenn das Wasser unterkante Dachrinne steht, nutzt ein Feudel nichts.

Das ist ein wunderschönes Bild, das die Unmöglichkeit jeder Handlung demonstriert. Aber ist das wirklich so? Das Wasser, um dass es hier geht, sind auch nur junge Männer, die Waffen in die Hand genommen haben.

Es ist schon komisch. Wir nehmen unseren Eltern oder Großeltern übel, nicht gegen Hitler aufgestanden zu sein, aber finden es gerade selbstverständlich, wenn in anderen Ländern einfach nur weggelaufen wird, als sei das eine Lösung.


Na ja, die Zeiten, in den Willy Brandt als "Vaterlandsverräter" galt, sind ja nun schon ein Weilchen vorbei.

Ganz praktisch stellt sich für einen Syrer natürlich die Frage, in welchem Rahmen er "aufräumen" kann, wenn er weder vom Schlächter Assad, noch von durchgeknallten Islamisten verheizt zu werden gedenkt.
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astarte
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Anmeldungsdatum: 13.11.2006
Beiträge: 46545

Beitrag(#2044773) Verfasst am: 17.02.2016, 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
....
Es ist schon komisch. Wir nehmen unseren Eltern oder Großeltern übel, nicht gegen Hitler aufgestanden zu sein, aber finden es gerade selbstverständlich, wenn in anderen Ländern einfach nur weggelaufen wird, als sei das eine Lösung.


Na ja, die Zeiten, in den Willy Brandt als "Vaterlandsverräter" galt, sind ja nun schon ein Weilchen vorbei.

Ganz praktisch stellt sich für einen Syrer natürlich die Frage, in welchem Rahmen er "aufräumen" kann, wenn er weder vom Schlächter Assad, noch von durchgeknallten Islamisten verheizt zu werden gedenkt.

Tja, das frage ich mich auch. Tut aber vielleicht gut, sich moralisch so über diese Leute erheben zu können, und von "einfach nur weglaufen" zu sprechen ....
_________________
Tja
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kereng
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Anmeldungsdatum: 12.12.2006
Beiträge: 3052
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Beitrag(#2044774) Verfasst am: 17.02.2016, 19:42    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Meine Empfindung ist da ähnlich, wenn ich überwiegend junge Männer da sehe: Nicht unbedingt Täter, aber Leute, die weglaufen, um es anderen zu überlassen, zu Hause aufzuräumen.

Stell dir vor es ist Krieg, und alle laufen weg.

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Ansonsten ist diese Endung nicht soo häufig in der deutschen Sprache, wenn auch eines ihrer besonderen Charakteristika. Außerdem wird sie oft durch analoge Endungen ersetzt, z.B. durch "-ant", ohne eine grammatikalische Regelhaftigkeit.

Der Gebrauch des Wortes "Asylant" wurde kritisiert, weil es wie "Simulant" klinge.
Ich halte das für eine Überempfindlichkeit. Weder Neulinge noch der Debütanten müssen sich über ihre Endung beklagen.
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#2044780) Verfasst am: 17.02.2016, 20:14    Titel: Antworten mit Zitat

astarte hat folgendes geschrieben:
Zumsel hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
....
Es ist schon komisch. Wir nehmen unseren Eltern oder Großeltern übel, nicht gegen Hitler aufgestanden zu sein, aber finden es gerade selbstverständlich, wenn in anderen Ländern einfach nur weggelaufen wird, als sei das eine Lösung.


Na ja, die Zeiten, in den Willy Brandt als "Vaterlandsverräter" galt, sind ja nun schon ein Weilchen vorbei.

Ganz praktisch stellt sich für einen Syrer natürlich die Frage, in welchem Rahmen er "aufräumen" kann, wenn er weder vom Schlächter Assad, noch von durchgeknallten Islamisten verheizt zu werden gedenkt.

Tja, das frage ich mich auch. Tut aber vielleicht gut, sich moralisch so über diese Leute erheben zu können, und von "einfach nur weglaufen" zu sprechen ....


Ich habe zudem eher die umgekehrte Perspektive. Mit dem gleichen ekligen Vorbehalt wurden auch deutsche NS-Exilanten bedacht.
fwo, das ist wirklich ein rabulistischer Tiefpunkt.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#2044781) Verfasst am: 17.02.2016, 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Sprachsteurung ist immer Manupulation zur Ersparung einer Diskussion.

Das trifft in diesem Fall schon deswegen nicht zu, weil es die Kommunikation selber ist, die zum Thema gemacht wird. Das ist nötig, weil Politik, und mit ihr die Meinungsbildung über die Sprache vermittelt wird.
Da scheint mir Dein Einwand, der auch schon in anderen Zusammenhängen so nicht gültig war, etwas reflexhaft zu sein.
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