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Wie gut war die "gute alte Zeit"?
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vrolijke
Bekennender Pantheist
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2051969) Verfasst am: 08.04.2016, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Pfirsich hat folgendes geschrieben:
Pfirsich hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:

Ich frage mich: warum hat man eigentlich Zukunftsangst?


Ich frage mich: Wie kommt man auf solche Fragen?
Das frage ich mich ebenfalls.

Dass ich die Uhr, die jetzt nicht mehr tickt, habe austicken lassen, ohne dass ich das jemals groß bereuen dürfte, hat mit der Angst um die Zukunft meiner - vermiedenen - Kinder zu tun.


...eines der Postings, die mich ein bisschen traurig machen...

Sachen die sich eh nicht ändern lassen, sollte man nicht mitschleppen. Man sollte sich davon lösen.
Leichter gesagt als getan, ich weiß, aber die lähmen.
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#2051970) Verfasst am: 08.04.2016, 21:55    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Pfirsich hat folgendes geschrieben:
Pfirsich hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:

Ich frage mich: warum hat man eigentlich Zukunftsangst?


Ich frage mich: Wie kommt man auf solche Fragen?
Das frage ich mich ebenfalls.

Dass ich die Uhr, die jetzt nicht mehr tickt, habe austicken lassen, ohne dass ich das jemals groß bereuen dürfte, hat mit der Angst um die Zukunft meiner - vermiedenen - Kinder zu tun.


...eines der Postings, die mich ein bisschen traurig machen...

Sachen die sich eh nicht ändern lassen, sollte man nicht mitschleppen. Man sollte sich davon lösen.
Leichter gesagt als getan, ich weiß, aber die lähmen.
richtig!

noch was, was mir auffällt:
die leute, die meinen, dass es früher besser war, ähneln sich in ihrem pessimismus denen, die meinen, dass die zukunft düster ist.
_________________
I'm tapping in the dusternis
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#2051973) Verfasst am: 08.04.2016, 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn man Angst vor etwas hat, dann liegt das zwangsläufig in der Zukunft. Das macht die "Zukunftsangst" schon fast zu einem Pleonasmus. Gemeint ist mit dem Begriff sowas wie eine allgemeine furchtsame Erwartungshaltung vor dem, was kommen wird. Die darf man nicht dem kritischen Blick auf konkrete künftige Entwicklungen verwechseln.
Die "gute alte Zeit" wird mit fortschreitendem Alter immer besser. Das liegt an unserer Neigung, die eigene Vergangenheit zu idealisieren, und was quälend war, zu verdrängen. Die Kindheit soll ja nach einem bekannten Spruch das einzige Paradies sein, aus dem man nicht vertrieben werden kann. Das ist eine tröstende Ansicht, aber leider in mehrerlei Hinsicht nicht wahr. Viele Kindheiten waren nie ein Paradies, und manche brauchen lange um zu erkennen, daß sie eher der Hölle ähnelte. Egal, kleiner Ausflug.
Hier geht ja um den Versuch restaurativer Kräfte, die Gesellschaft nach den Idealen einer Vergangenheit auszurichten, die in der Gegenwart inakzeptabel sind. Schon die verzerrte Darstellung des Generationen-Konflikts mit den 68ern ist grotesk. Immerhin musste die Kinder-Generation mit dem Umstand klarkommen, daß Ihre Eltern die halbe Welt in Brand gesetzt hatten, und zu den Leuten zählten, die an dem bestorganisierten Genozid der Menscheitsgeschichte beteiligt waren.
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marram
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.10.2014
Beiträge: 675

Beitrag(#2051975) Verfasst am: 08.04.2016, 22:14    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
marram hat folgendes geschrieben:
Ja ja, die gute alte Zeit.

Ich erinnere mich. Strom gab es nur für Licht und zwei Steckdosen im Haus. Es gab weder Staubsauger, noch Waschmaschine, noch Elektroherd.

In der Küche stand der große Holzherd. Wäsche wurde mittels Holz-/Kohlemaschine noch gekocht. Die Schleuder. Fluch und Segen zugleich. Dafür gab es eine der beide Steckdosen. Immer wieder flog die Sicherung raus und dann wurde eben wieder von Hand ausgewrungen. Die andere Steckdose war für den Radio reserviert. Fernsehen gab es bei uns erst anno 1974 oder 1975.

Keine Zentralheizung. Hey, ich komme aus sowas wie Bayerisch-Sibirien. Da gab es im Winter schon mal gepflegte -15 Grad und das über mehrerer Tage. Unten im Erdgeschoß den Holzherd inner Küche. Dazu den Ölofen (nix zentrale Versorgung, sondern Kanne) inner guten Stube - nur sonntags(!) beheizt. Oben in den Schlafräumen keinerlei Heizung. Da hatteste im Winter die Eisblumen innen an den Fenstern!
Genauso wars bei uns!
Abends bibbernd ins Bett, und morgends hat man sich nicht herausgetraut. Deprimiert

marram hat folgendes geschrieben:
Das Bad mit einem Holzofen-Boiler, aber ohne jegliche sonstige Heizung. Daher immer die Gefahr, dass da mal ne Wasserleitung einfriert. Daher war Zähneputzen und sonstige Katzenwäsche in der Küche angesagt im Winter.

Ihr hattet ein Bad? Geschockt
Wir hatten im Haus einen Wasserhahn. In der 1,5 m² große Küche. Darin fand jeden Tag die Katzenwäsche statt. Zähne putzen war ein Fremdwort.
Samstags wurde die Zinkwanne rausgeholt. Darin wurden wir (nacheinander) gewaschen. Bei der Gelegenheit wurde auch die Wäsche gewechselt.
Ich merke gerade; ich sollte aufhören zu erzählen. Das glaubt heutzutage eh keiner mehr.


Ja, wir hatten ein Bad. Im ersten Stock. Und die ersten Jahre nur im Sommer nutzbar. Da wurde aber nicht geheizt. Das war zu teuer. Da duschte man kalt. Hat die Duschzeiten extrem verkürzt zwinkern Später dann auch - zwecks "Reichtum" und damit Geld für Holz und Kohlen - auch im Winter nutzbar.

Unsere Küche war ca. 15 qm groß. Die war sogar größer als die "gute Stube". Das war im Winter auch der einzig warme Raum. Aber egal ob Winter oder Sommer: Da fand im Prinzip das gesamte familiäre und gesellschaftliche Leben statt.

Aber das mit der Zinkwanne kenne ich auch noch. Allerdings nur im Sommer. Da wurde Holz/Kohle gespart. Da hat Vattern morgens die Wanne inne Sonne gestellt und mit Wasser gefüllt und dann wurden wir Kinder auch da auch einmal wöchentlich durchgeschrubbt. Und weil das Wasser eh "seifig" war, wurde das dann mit in den Kessel für die Wäsche gefüllt und da die Wäsche gekocht.
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marram
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.10.2014
Beiträge: 675

Beitrag(#2051976) Verfasst am: 08.04.2016, 22:21    Titel: Antworten mit Zitat

luc hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Und obwohl heute stundenmäßig weniger gearbeitet wird, nehmen die Burnout-Fälle zu.


Liegt u.a. an zwei Gründen:

1. Die Arbeit ist heute intellektuell deutlich anspruchsvoller geworden. Eine Arbeitskraft macht heute die Arbeit, die früher drei oder vier oder noch mehr Arbeitskräfte verrichtet haben
2. obwohl weniger gearbeitet wird, reicht die Arbeit via Smartphony, Email etc. deutlich weiter ins Privatleben rein.
Multi-Tasking und permanente Erreichbarkeit sorgen für massiven Stress - auch privat.
Dazu kommt, dass das Privatleben vieler heute "Event-Orientiert" ist. Man will absolut nichts verpassen und macht sich dann auch noch einmal privat so richtigen Stress.


Dazu kommt noch, dass sich die Arbeit infolge des rasenden technologischen Fortschritts staendig aendert und man sich zusaetzlich zur Arbeit staendig weiterbilden muss. Da muss man immer mal "nebenher" den Umgang mit einer neuen Software lernen, die Bedienung der naechsten Generation von Maschinen etc.


Ja! Das Problem ist der Stress, weil man nicht wie in den 60er oder 70er Jahren planen kann. Damals hatte man einen Beruf, war mit seiner Region verbunden, konnte sich peu à peu eine Wohnung kaufen, musste nicht dauernd umziehen, um einen Job zu finden, musste sich nicht dauernd weiter fortbilden, wusste, dass die Renten relativ sicher waren, und glaubte , dass die Kinder es wahrscheinlich noch besser haben würden. Der Lebensstandard ist für die meisten vielleicht noch höher als früher aber diese Unsicherheit ist für viele ein Stressfaktor.


Ich finde den Smiley mit dem Daumen nach oben gerade nicht. Aber ich würde für deinen Kommentar gerne 3 davon anmerken.
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



Anmeldungsdatum: 30.09.2006
Beiträge: 11052
Wohnort: Da, wo noch Ruhe ist

Beitrag(#2051977) Verfasst am: 08.04.2016, 22:25    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Wenn man Angst vor etwas hat, dann liegt das zwangsläufig in der Zukunft. Das macht die "Zukunftsangst" schon fast zu einem Pleonasmus. Gemeint ist mit dem Begriff sowas wie eine allgemeine furchtsame Erwartungshaltung vor dem, was kommen wird. Die darf man nicht dem kritischen Blick auf konkrete künftige Entwicklungen verwechseln.
Die "gute alte Zeit" wird mit fortschreitendem Alter immer besser. Das liegt an unserer Neigung, die eigene Vergangenheit zu idealisieren, und was quälend war, zu verdrängen. Die Kindheit soll ja nach einem bekannten Spruch das einzige Paradies sein, aus dem man nicht vertrieben werden kann. Das ist eine tröstende Ansicht, aber leider in mehrerlei Hinsicht nicht wahr. Viele Kindheiten waren nie ein Paradies, und manche brauchen lange um zu erkennen, daß sie eher der Hölle ähnelte. Egal, kleiner Ausflug.
Hier geht ja um den Versuch restaurativer Kräfte, die Gesellschaft nach den Idealen einer Vergangenheit auszurichten, die in der Gegenwart inakzeptabel sind. Schon die verzerrte Darstellung des Generationen-Konflikts mit den 68ern ist grotesk. Immerhin musste die Kinder-Generation mit dem Umstand klarkommen, daß Ihre Eltern die halbe Welt in Brand gesetzt hatten, und zu den Leuten zählten, die an dem bestorganisierten Genozid der Menscheitsgeschichte beteiligt waren.


Im Grunde brauchen wir einen Kanzler oder eine Kanzlerin, der bzw. die den Menschen im Land die Gewissheit gibt: "Alles wird gut!" - und zwar auf der humanistischen Basis.
Ich stelle mir gerade die Frage, ob das Konzept von Adenauer - der ohne Ludwig Erhard nie hätte funktionieren können - doch nicht so schlecht war. Jedenfalls als Denkansatz. Adenauer - und auch später Brandt und Schmidt - haben viele Menschen mitnehmen können. Vielleicht sollte man einfach mal anfangen, sich breiter politisch aufzustellen und sich nicht ideologisch zu verengen.
_________________
"Bullshit ist eine dritte Kategorie zwischen Wahrheit und Lüge" (Harry Frankfurt)

Ausser Hypochondrie habe ich alle Krankheiten.

Ich fordere: JEDEM VOLLPFOSTEN SEIN EIGENES "Mimi-Mimi!"
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vrolijke
Bekennender Pantheist
Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2051978) Verfasst am: 08.04.2016, 22:29    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt zu viele Leute, die mit der Angst Geld verdienen. Deshalb wird sie so geschürt.
Leute, lasst euch nicht verrückt machen.
_________________
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Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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marram
registrierter User



Anmeldungsdatum: 17.10.2014
Beiträge: 675

Beitrag(#2051979) Verfasst am: 08.04.2016, 23:03    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Pfirsich hat folgendes geschrieben:
Pfirsich hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:

Ich frage mich: warum hat man eigentlich Zukunftsangst?


Ich frage mich: Wie kommt man auf solche Fragen?
Das frage ich mich ebenfalls.

Dass ich die Uhr, die jetzt nicht mehr tickt, habe austicken lassen, ohne dass ich das jemals groß bereuen dürfte, hat mit der Angst um die Zukunft meiner - vermiedenen - Kinder zu tun.


...eines der Postings, die mich ein bisschen traurig machen...

Sachen die sich eh nicht ändern lassen, sollte man nicht mitschleppen. Man sollte sich davon lösen.
Leichter gesagt als getan, ich weiß, aber die lähmen.


Ich sehe das etwas anders.

Sie lähmen nicht nur. Sie können sogar unheimlich befreiend sein.

Ich war so umme 14/15 als ich große Probleme mit der monatlichen Periode hatte. Mal schon 3 Wochen nach Beginn der vorherigen Periode. Mal aber auch erst 6 Wochen danach. Dabei teils heftige Schmerzen. Mit meinen Eltern könnte ich darüber nicht sprechen. Sowas war unsagbar. Im Zweifelsfall war das ne gottgewollte Strafe für was auch immer. Denn Gott war allesbestimmend in dem Bereich. Der sorgte für Frauen und Männer, die gottgewollte Kinder bekamen. Und wenn sie das nicht bekamen, dann war das eben gottgewollte Strafe. Und Frauen und ihre Periode, dass war Gottes Strafe für die Sünden der Menschen/Frauen. Jepp, mit solchen Sprüchen bin ich wirklich aufgewachsen.

Mein Glück war, dass ich irgendwann von Mitschülerinnen (übrigens waren das muslimische Mitschülerinnen) den Namen eines Gynäkologen mitkriegte. Ich habe mich eines Tages aufs Fahrrad geschmissen und bin die gut 20 km in jenes Städtle geradelt. Mann, hatte ich Bammel. Dort in der Praxis habe ich dann was von "Mama kommt gleich mit dem Krankenkassenschein" gemurmelt. Aber sie kam natürlich nicht zwinkern

Ich weiß bis heute nicht, warum die beiden Gynäkologen (Vater und Sohn) mich trotzdem untersucht und behandelt haben. Ich weiß aber, dass ich dann in ca. 2 Wochen wieder kommen sollte, wegen der Ergebnisse.

Ich bin dann damals nach den gut 2 Wochen wieder hingeradelt. Ganz ohne Mama oder Papa oder Krankenschein. Und die beiden haben mich ernst genommen und mir erzählt was mit meiner Gebärmutter los ist. Die ist verkrümmt bzw. auch verkümmert und daher teilweise die heftigen Schmerzen bei der Periode. Zudem stimmt vermutlich irgendwas mit meinem Hormonhaushalt nicht. Die beiden haben mir tatsächlich einen Untersuchungstermin in MUC anner Klinik besorgt. Ich musste nur bis zu ihnen radeln und dann hat mich einer der beiden in die Klinik gefahren - mit einem Auto - ich fand das sowas von geil!

Die Untersuchung in MUC anner Klinik dauerte verdammt lange. Dann ging es wieder nach Hause. Also bis zum Arzt mit seinem Auto und dann mit dem Fahrrad nach Hause.

Einige Wochen später Termin bei den beiden Gynäkologen. Ganz ohne Eltern. Klar wurde da: Ich kriege eher Fehlgeburten als Kinder.

So wie ich aufgewachsen bin und erzogen wurde, war das ein ziemlicher Schock für mich. Aber ich gebe auch zu, dass schon damals irgendwas in mir sowas wie "persönliche Freiheit" witterte.

Ich glaube, ich habe damals eine Chance erkannt. Die Chance nicht im Familien-/Frauen-/Rollenverständnis meiner Eltern enden zu müssen. Ich habe diese Diagnose damals tatsächlich als Befreiung empfunden.

Und so hadere ich nicht damit, dass ich keine Kinder bekommen kann. Ohne diese Diagnose (später haben andere Ärzte diese bestätigt) hätte ich niemals so ein freies und erfüllendes Leben leben können.
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beachbernie
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Anmeldungsdatum: 16.04.2006
Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii

Beitrag(#2051982) Verfasst am: 08.04.2016, 23:19    Titel: Antworten mit Zitat

marram hat folgendes geschrieben:
beachbernie hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:

Und obwohl heute stundenmäßig weniger gearbeitet wird, nehmen die Burnout-Fälle zu.


Liegt u.a. an zwei Gründen:

1. Die Arbeit ist heute intellektuell deutlich anspruchsvoller geworden. Eine Arbeitskraft macht heute die Arbeit, die früher drei oder vier oder noch mehr Arbeitskräfte verrichtet haben
2. obwohl weniger gearbeitet wird, reicht die Arbeit via Smartphony, Email etc. deutlich weiter ins Privatleben rein.
Multi-Tasking und permanente Erreichbarkeit sorgen für massiven Stress - auch privat.
Dazu kommt, dass das Privatleben vieler heute "Event-Orientiert" ist. Man will absolut nichts verpassen und macht sich dann auch noch einmal privat so richtigen Stress.


Dazu kommt noch, dass sich die Arbeit infolge des rasenden technologischen Fortschritts staendig aendert und man sich zusaetzlich zur Arbeit staendig weiterbilden muss. Da muss man immer mal "nebenher" den Umgang mit einer neuen Software lernen, die Bedienung der naechsten Generation von Maschinen etc.


Mein Vater war sowas wie ein Verwaltungsangestellter. In seinen letzten Berufsjahren erlebte er noch die "Computerisierung" mit. Er fand das schrecklich. Er hasste den dadurch entstehenden Zeitdruck.

Vorher gab es die Journale und Akten. Da wurde eingetragen. Da gab es ein Archiv. Da hatte jeder Verständnis dafür, dass es Zeit brauchte um da was zu suchen. Und dann kam dieser "Scheiß-Computer" und auf einmal erwartete jeder, dass es schneller ging.

Er hat diese letzten Berufsjahre gehasst. Einer meiner Brüder ist in seine Fußstapfen getreten. Daher hatte mein Vater noch viele Jahre nach seiner Rente Einblicke in sein ehemaliges Berufsfeld. Er fand es schrecklich, dass es keine Zeit mehr gab. Alles schnellstmöglich erledigen. Oder gar mit Handy erreichbar sein im Privatleben. Welch ein Horror für ihn. Er sagte öfter mal (sinngemäß): " Wir hatten zwar die 48-Stunden-Woche, aber keiner konnte uns hetzen oder zu Hause stören. Wir waren am Feierabend und am Wochenende einfach nicht erreichbar, einfach weil es überwiegend kein privates Telefon/Handy gab"



Ich kannte das von meiner Mutter. Die war ueber 30 Jahre lang Sekretaerin in einem Grossunternehmen. Als die Anfing lief das noch mit Stenno und mechanischer Schreibmaschine. Als sie in Rente ging waren alle ihre urspruenglichen beruflichen Fertigkeiten restlos entwertet. Stattdessen musste sie irgendwann Computer lernen und sich staendig in neue Software einarbeiten. Selbstverstaendlich waehrend sie ihre eigentliche Arbeit machte. Dabei spuerte sie staendig den Druck der juengeren im Nacken und sie hatte immer das Gefuehl "nicht mehr mithalten" zu koennen. Das schlauchte sie mehr als ihre Arbeit. Vor allem wenn es dann hiess, dass rationalisiert wird und man soundsoviele Stellen einsparen will. Von Spass bei der Arbeit war da schon lange keine Spur mehr.
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Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16358
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#2051983) Verfasst am: 08.04.2016, 23:24    Titel: Antworten mit Zitat

marram hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
marram hat folgendes geschrieben:
Ja ja, die gute alte Zeit.

Ich erinnere mich. Strom gab es nur für Licht und zwei Steckdosen im Haus. Es gab weder Staubsauger, noch Waschmaschine, noch Elektroherd.

In der Küche stand der große Holzherd. Wäsche wurde mittels Holz-/Kohlemaschine noch gekocht. Die Schleuder. Fluch und Segen zugleich. Dafür gab es eine der beide Steckdosen. Immer wieder flog die Sicherung raus und dann wurde eben wieder von Hand ausgewrungen. Die andere Steckdose war für den Radio reserviert. Fernsehen gab es bei uns erst anno 1974 oder 1975.

Keine Zentralheizung. Hey, ich komme aus sowas wie Bayerisch-Sibirien. Da gab es im Winter schon mal gepflegte -15 Grad und das über mehrerer Tage. Unten im Erdgeschoß den Holzherd inner Küche. Dazu den Ölofen (nix zentrale Versorgung, sondern Kanne) inner guten Stube - nur sonntags(!) beheizt. Oben in den Schlafräumen keinerlei Heizung. Da hatteste im Winter die Eisblumen innen an den Fenstern!
Genauso wars bei uns!
Abends bibbernd ins Bett, und morgends hat man sich nicht herausgetraut. Deprimiert

marram hat folgendes geschrieben:
Das Bad mit einem Holzofen-Boiler, aber ohne jegliche sonstige Heizung. Daher immer die Gefahr, dass da mal ne Wasserleitung einfriert. Daher war Zähneputzen und sonstige Katzenwäsche in der Küche angesagt im Winter.

Ihr hattet ein Bad? Geschockt
Wir hatten im Haus einen Wasserhahn. In der 1,5 m² große Küche. Darin fand jeden Tag die Katzenwäsche statt. Zähne putzen war ein Fremdwort.
Samstags wurde die Zinkwanne rausgeholt. Darin wurden wir (nacheinander) gewaschen. Bei der Gelegenheit wurde auch die Wäsche gewechselt.
Ich merke gerade; ich sollte aufhören zu erzählen. Das glaubt heutzutage eh keiner mehr.


Ja, wir hatten ein Bad. Im ersten Stock. Und die ersten Jahre nur im Sommer nutzbar. Da wurde aber nicht geheizt. Das war zu teuer. Da duschte man kalt. Hat die Duschzeiten extrem verkürzt zwinkern Später dann auch - zwecks "Reichtum" und damit Geld für Holz und Kohlen - auch im Winter nutzbar.

Unsere Küche war ca. 15 qm groß. Die war sogar größer als die "gute Stube". Das war im Winter auch der einzig warme Raum. Aber egal ob Winter oder Sommer: Da fand im Prinzip das gesamte familiäre und gesellschaftliche Leben statt.

Aber das mit der Zinkwanne kenne ich auch noch. Allerdings nur im Sommer. Da wurde Holz/Kohle gespart. Da hat Vattern morgens die Wanne inne Sonne gestellt und mit Wasser gefüllt und dann wurden wir Kinder auch da auch einmal wöchentlich durchgeschrubbt. Und weil das Wasser eh "seifig" war, wurde das dann mit in den Kessel für die Wäsche gefüllt und da die Wäsche gekocht.


(1) Vielleicht auch noch ein bißchen die Frage: Hat man das damals als belastend empfunden, oder war es eben so? Gut, ja, es gab sicher auch schon damals Leute, die anders gelebt haben, die derartigen "Komfort" (was wir heute als Mindeststandard ansehen - insofern sind wir ja "weit gekommen", s.u.) schon hatten. Aber hat man das gewußt und die gekannt?

(2) Angesichts dieser Geschichte bin ich gerade froh, daß meine bewußten Erinnerungen irgendwann in den 80er Jahren losgehen: Was man damals an Einschränkungen hatte, war ja im Verhältnis eher wenig. (Zu alt darf die "gute alte Zeit" also auch nicht sein - vielleicht ist es ja wirklich "immer" die Kinderzeit, die man so verklärt?)

(3) Andererseits, wenn man sieht, daß es hier vor 40,50,60 Jahren z.T. noch so aussah, mag ja tatsächlich denen noch Hoffnung machen, die heute so leben: Gemessen an der Menschheitsgeschichte sind 40,50,60 Jahre Entwicklungsunterschied nicht so viel.
_________________
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Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
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Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2051984) Verfasst am: 08.04.2016, 23:30    Titel: Antworten mit Zitat

Kleine Zwischenanmerkung:
Da hier doch einige, ziemlich Privates von sich geben, kann ich den Thread in den Clubraum schieben.
Einfach PN an mich.

_________________
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Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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marram
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Anmeldungsdatum: 17.10.2014
Beiträge: 675

Beitrag(#2051985) Verfasst am: 08.04.2016, 23:34    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
marram hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
marram hat folgendes geschrieben:
Ja ja, die gute alte Zeit.

Ich erinnere mich. Strom gab es nur für Licht und zwei Steckdosen im Haus. Es gab weder Staubsauger, noch Waschmaschine, noch Elektroherd.

In der Küche stand der große Holzherd. Wäsche wurde mittels Holz-/Kohlemaschine noch gekocht. Die Schleuder. Fluch und Segen zugleich. Dafür gab es eine der beide Steckdosen. Immer wieder flog die Sicherung raus und dann wurde eben wieder von Hand ausgewrungen. Die andere Steckdose war für den Radio reserviert. Fernsehen gab es bei uns erst anno 1974 oder 1975.

Keine Zentralheizung. Hey, ich komme aus sowas wie Bayerisch-Sibirien. Da gab es im Winter schon mal gepflegte -15 Grad und das über mehrerer Tage. Unten im Erdgeschoß den Holzherd inner Küche. Dazu den Ölofen (nix zentrale Versorgung, sondern Kanne) inner guten Stube - nur sonntags(!) beheizt. Oben in den Schlafräumen keinerlei Heizung. Da hatteste im Winter die Eisblumen innen an den Fenstern!
Genauso wars bei uns!
Abends bibbernd ins Bett, und morgends hat man sich nicht herausgetraut. Deprimiert

marram hat folgendes geschrieben:
Das Bad mit einem Holzofen-Boiler, aber ohne jegliche sonstige Heizung. Daher immer die Gefahr, dass da mal ne Wasserleitung einfriert. Daher war Zähneputzen und sonstige Katzenwäsche in der Küche angesagt im Winter.

Ihr hattet ein Bad? Geschockt
Wir hatten im Haus einen Wasserhahn. In der 1,5 m² große Küche. Darin fand jeden Tag die Katzenwäsche statt. Zähne putzen war ein Fremdwort.
Samstags wurde die Zinkwanne rausgeholt. Darin wurden wir (nacheinander) gewaschen. Bei der Gelegenheit wurde auch die Wäsche gewechselt.
Ich merke gerade; ich sollte aufhören zu erzählen. Das glaubt heutzutage eh keiner mehr.


Ja, wir hatten ein Bad. Im ersten Stock. Und die ersten Jahre nur im Sommer nutzbar. Da wurde aber nicht geheizt. Das war zu teuer. Da duschte man kalt. Hat die Duschzeiten extrem verkürzt zwinkern Später dann auch - zwecks "Reichtum" und damit Geld für Holz und Kohlen - auch im Winter nutzbar.

Unsere Küche war ca. 15 qm groß. Die war sogar größer als die "gute Stube". Das war im Winter auch der einzig warme Raum. Aber egal ob Winter oder Sommer: Da fand im Prinzip das gesamte familiäre und gesellschaftliche Leben statt.

Aber das mit der Zinkwanne kenne ich auch noch. Allerdings nur im Sommer. Da wurde Holz/Kohle gespart. Da hat Vattern morgens die Wanne inne Sonne gestellt und mit Wasser gefüllt und dann wurden wir Kinder auch da auch einmal wöchentlich durchgeschrubbt. Und weil das Wasser eh "seifig" war, wurde das dann mit in den Kessel für die Wäsche gefüllt und da die Wäsche gekocht.


(1) Vielleicht auch noch ein bißchen die Frage: Hat man das damals als belastend empfunden, oder war es eben so? Gut, ja, es gab sicher auch schon damals Leute, die anders gelebt haben, die derartigen "Komfort" (was wir heute als Mindeststandard ansehen - insofern sind wir ja "weit gekommen", s.u.) schon hatten. Aber hat man das gewußt und die gekannt?

(2) Angesichts dieser Geschichte bin ich gerade froh, daß meine bewußten Erinnerungen irgendwann in den 80er Jahren losgehen: Was man damals an Einschränkungen hatte, war ja im Verhältnis eher wenig. (Zu alt darf die "gute alte Zeit" also auch nicht sein - vielleicht ist es ja wirklich "immer" die Kinderzeit, die man so verklärt?)

(3) Andererseits, wenn man sieht, daß es hier vor 40,50,60 Jahren z.T. noch so aussah, mag ja tatsächlich denen noch Hoffnung machen, die heute so leben: Gemessen an der Menschheitsgeschichte sind 40,50,60 Jahre Entwicklungsunterschied nicht so viel.


zu (1) klar war das belastend und irgendwie Scheisse. Hey, wir waren sozusagen der arme Bodensatz. Die meisten, die damals in der Siedlung bauten, waren wesentlich reicher. Solche Gestalten wie meine Geschwister und ich waren sozusagen die prekariären Paria. Die anderen hatten bereist anno 1970 nen Fernseher. Wir erst anno 1975. Die hatten schon Ölzentralheizung. Wir schlurften noch mit Ölkanne oder Kohlebriketts durch die Gegend. Wir waren "Hinterwäldler".
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#2051987) Verfasst am: 09.04.2016, 01:44    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Im Grunde brauchen wir einen Kanzler oder eine Kanzlerin, der bzw. die den Menschen im Land die Gewissheit gibt: "Alles wird gut!" - und zwar auf der humanistischen Basis.


Nein, wir brauchen keinen weissen Ritter und keine weisse Ritterin. Dieses Denken hat schon immer in die Katastrophe geführt. Was wir brauchen, ist eine Gesellschaft, in der man Menschen nicht mehr anhand ihrer Ängste manipulieren kann. Ich weiss, das ist utopisch. Mehr weiss ich gerade auch nicht.
_________________
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#2051988) Verfasst am: 09.04.2016, 02:00    Titel: Antworten mit Zitat

Johnny hat folgendes geschrieben:

Das passt halt irgendwie alles nicht zusammen.


Doch, das passt schon zusammen. Es passt nur nicht in Dein Weltbild. Freiheit ist für zuvor Gefangene ein Zustand, an den man sich erst gewöhnen muss.
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Pfirsich
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Anmeldungsdatum: 11.05.2014
Beiträge: 781

Beitrag(#2051989) Verfasst am: 09.04.2016, 04:32    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Wenn man Angst vor etwas hat, dann liegt das zwangsläufig in der Zukunft. Das macht die "Zukunftsangst" schon fast zu einem Pleonasmus. Gemeint ist mit dem Begriff sowas wie eine allgemeine furchtsame Erwartungshaltung vor dem, was kommen wird. Die darf man nicht dem kritischen Blick auf konkrete künftige Entwicklungen verwechseln.
Die "gute alte Zeit" wird mit fortschreitendem Alter immer besser. Das liegt an unserer Neigung, die eigene Vergangenheit zu idealisieren, und was quälend war, zu verdrängen. Die Kindheit soll ja nach einem bekannten Spruch das einzige Paradies sein, aus dem man nicht vertrieben werden kann. Das ist eine tröstende Ansicht, aber leider in mehrerlei Hinsicht nicht wahr. Viele Kindheiten waren nie ein Paradies, und manche brauchen lange um zu erkennen, daß sie eher der Hölle ähnelte. Egal, kleiner Ausflug.


Ich hatte den besagten Schmarren erstmals mit zwölf und später ca. drei Jahre lang nicht mehr. Amenorrhoe nennt man das. https://de.wikipedia.org/wiki/Amenorrhoe

Zitat:
Auch langanhaltende starke psychische Belastungen, wie z. B. ein Gefängnisaufenthalt (insbesondere Isolationshaft), können zum Ausbleiben der Regelblutung führen.
So viel zum Thema "Kindheit als Paradies".

Ich sah Kinder immer v. a. als Sklaven des (bayerischen) Schulsystems an, nachdem ich auf den falschen Gymnasialzweig gekommen und aus Gründen, die ich hier nicht näher ausführen möchte, auch geblieben war. Und ich als ihre Dienstmagd wäre zwangsläufig mit einbezogen - nein danke!

Und was für eine Zukunft würde sich ihnen öffnen? "Denn eines ist sicher - die Rente" Als ich das Plakat las, dachte ich: "Ja, deine schon." Außerdem hatten wir einen Biolehrer, der uns bereits um 1980 mit Zukunftsaussichten wie dem Waldsterben, Atomstrahlung und dem Ozonloch konfrontierte.


Zuletzt bearbeitet von Pfirsich am 09.04.2016, 04:53, insgesamt einmal bearbeitet
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Pfirsich
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Beitrag(#2051990) Verfasst am: 09.04.2016, 04:38    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Hier geht ja um den Versuch restaurativer Kräfte, die Gesellschaft nach den Idealen einer Vergangenheit auszurichten, die in der Gegenwart inakzeptabel sind. Schon die verzerrte Darstellung des Generationen-Konflikts mit den 68ern ist grotesk. Immerhin musste die Kinder-Generation mit dem Umstand klarkommen, daß Ihre Eltern die halbe Welt in Brand gesetzt hatten, und zu den Leuten zählten, die an dem bestorganisierten Genozid der Menscheitsgeschichte beteiligt waren.

Und in den USA war es der Umstand, dass junge Leute in Vietnam für eine Regierung kämpfen mussten, die sie nicht hatten mit-wählen dürfen. Von daher stimmt das mit der (weltweiten) horizontalen Beeinflussung von Peers untereinander ebenfalls.
Es stimmt eigentlich, soweit ich das überblicken kann, von allem, was gegen Johnny vorgebracht wurde, zumindest ein Teil.
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Johnny
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Beitrag(#2051992) Verfasst am: 09.04.2016, 10:44    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:

Doch, das passt schon zusammen. Es passt nur nicht in Dein Weltbild.


Es ist halt in sich unlogisch, dass die Menschen, die angeblich unterdrückt werden, sich an den Status quo klammerten und die Menschen, die angeblich die grossen Herrscher und Unterdrücker waren, den Status quo ändern wollten.

Möglicherweise sollte man diese klischeehafte Darstellung von der armen, unterdrückten, unglücklichen Frau und dem herrschsüchtigen, unterdrückerischen, privilegierten Mann in der damaligen Zeit doch mal überdenken. zwinkern
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vrolijke
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Beitrag(#2051993) Verfasst am: 09.04.2016, 10:53    Titel: Antworten mit Zitat

Johnny hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

Doch, das passt schon zusammen. Es passt nur nicht in Dein Weltbild.


Es ist halt in sich unlogisch, dass die Menschen, die angeblich unterdrückt werden, sich an den Status quo klammerten und die Menschen, die angeblich die grossen Herrscher und Unterdrücker waren, den Status quo ändern wollten.

Möglicherweise sollte man diese klischeehafte Darstellung von der armen, unterdrückten, unglücklichen Frau und dem herrschsüchtigen, unterdrückerischen, privilegierten Mann in der damaligen Zeit doch mal überdenken. zwinkern


Es ist gar nicht unlogisch, dass Menschen, trotz Unterdrückung, sich gegen Veränderungen wehren.
Nichts fürchtet ein Mensch mehr als Veränderungen.
Ich bin nicht in der Lage, Dir das erklären zu können. Es ist aber Fakt.
Das krasseste diesbezüglich ist das "Stockholm-Syndrom". Wenn Leute sich sogar mit ihre Peiniger solidarisieren.
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Misterfritz
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Beitrag(#2051994) Verfasst am: 09.04.2016, 10:57    Titel: Antworten mit Zitat

Johnny hat folgendes geschrieben:
Möglicherweise sollte man diese klischeehafte Darstellung von der armen, unterdrückten, unglücklichen Frau und dem herrschsüchtigen, unterdrückerischen, privilegierten Mann in der damaligen Zeit doch mal überdenken. zwinkern
vielleicht solltest du noch mal bedenken, dass du anscheinend keine frau bist und schon gar nicht in dieser zeit gelebt hast - es somit überhaupt nicht beurteilen kannst.
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Beitrag(#2051996) Verfasst am: 09.04.2016, 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Es ist gar nicht unlogisch, dass Menschen, trotz Unterdrückung, sich gegen Veränderungen wehren.
Nichts fürchtet ein Mensch mehr als Veränderungen.
Ich bin nicht in der Lage, Dir das erklären zu können. Es ist aber Fakt.
Das krasseste diesbezüglich ist das "Stockholm-Syndrom". Wenn Leute sich sogar mit ihre Peiniger solidarisieren.


Ja gut, das wäre eine mögliche Erklärung. Die meisten Frauen damals waren psychisch irgendwie gestört und haben deshalb immer mit grossen Mehrheiten für die Partei gestimmt, die den status quo erhalten wollte, der die Frauen angeblich unterdrückte. Könnte theoretisch sein, halte ich aber für eher abwegig.

Eine andere mögliche Erklärung wäre, dass die meisten Frauen ihr Leben damals als gar nicht so schlecht empfanden, wie das von feministischen Kreisen heutzutage immer behauptet wird.
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vrolijke
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Beitrag(#2051997) Verfasst am: 09.04.2016, 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Johnny hat folgendes geschrieben:
Möglicherweise sollte man diese klischeehafte Darstellung von der armen, unterdrückten, unglücklichen Frau und dem herrschsüchtigen, unterdrückerischen, privilegierten Mann in der damaligen Zeit doch mal überdenken. zwinkern
vielleicht solltest du noch mal bedenken, dass du anscheinend keine frau bist und schon gar nicht in dieser zeit gelebt hast - es somit überhaupt nicht beurteilen kannst.


Ich bin zwar Deiner Meinung, aber als Argument nicht besonders gut gewählt.
Durch solche, habe ich mich schon als Jugendlicher diskriminiert gefühlt: "Warte mal, bis du älter bist. Dann wirst du schon sehen".
Ekelig sowas. Sorry.
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Beitrag(#2051998) Verfasst am: 09.04.2016, 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

Johnny hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:

Es ist gar nicht unlogisch, dass Menschen, trotz Unterdrückung, sich gegen Veränderungen wehren.
Nichts fürchtet ein Mensch mehr als Veränderungen.
Ich bin nicht in der Lage, Dir das erklären zu können. Es ist aber Fakt.
Das krasseste diesbezüglich ist das "Stockholm-Syndrom". Wenn Leute sich sogar mit ihre Peiniger solidarisieren.


Ja gut, das wäre eine mögliche Erklärung. Die meisten Frauen damals waren psychisch irgendwie gestört und haben deshalb immer mit grossen Mehrheiten für die Partei gestimmt, die den status quo erhalten wollte, der die Frauen angeblich unterdrückte. Könnte theoretisch sein, halte ich aber für eher abwegig.

Eine andere mögliche Erklärung wäre, dass die meisten Frauen ihr Leben damals als gar nicht so schlecht empfanden, wie das von feministischen Kreisen heutzutage immer behauptet wird.

Sag ich doch. Auch die Leibeigenen fanden ihr Leben gar nicht so schlecht.
Sollen wir deshalb die Leibeigenschaft wieder einführen?
Ich denke, manche Angehörigen der Oberschicht werden dies durchaus zustimmen. zwinkern
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Misterfritz
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Beitrag(#2051999) Verfasst am: 09.04.2016, 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Johnny hat folgendes geschrieben:
Möglicherweise sollte man diese klischeehafte Darstellung von der armen, unterdrückten, unglücklichen Frau und dem herrschsüchtigen, unterdrückerischen, privilegierten Mann in der damaligen Zeit doch mal überdenken. zwinkern
vielleicht solltest du noch mal bedenken, dass du anscheinend keine frau bist und schon gar nicht in dieser zeit gelebt hast - es somit überhaupt nicht beurteilen kannst.


Ich bin zwar Deiner Meinung, aber als Argument nicht besonders gut gewählt.
Durch solche, habe ich mich schon als Jugendlicher diskriminiert gefühlt: "Warte mal, bis du älter bist. Dann wirst du schon sehen".
Ekelig sowas. Sorry.
das magst du so sehen,
aber bei johnny ist kaum zu erwarten, dass er zum einen zur frau wird oder sich zum anderen sein geburtsdatum nach vorne verlegt zwinkern
somit ist der vorwurf, dass er über dinge spricht, die er weder erfahren noch miterlebt hat, schon gerechtfertigt.
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Beitrag(#2052000) Verfasst am: 09.04.2016, 11:22    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Johnny hat folgendes geschrieben:
Möglicherweise sollte man diese klischeehafte Darstellung von der armen, unterdrückten, unglücklichen Frau und dem herrschsüchtigen, unterdrückerischen, privilegierten Mann in der damaligen Zeit doch mal überdenken. zwinkern
vielleicht solltest du noch mal bedenken, dass du anscheinend keine frau bist und schon gar nicht in dieser zeit gelebt hast - es somit überhaupt nicht beurteilen kannst.


Ich bin zwar Deiner Meinung, aber als Argument nicht besonders gut gewählt.
Durch solche, habe ich mich schon als Jugendlicher diskriminiert gefühlt: "Warte mal, bis du älter bist. Dann wirst du schon sehen".
Ekelig sowas. Sorry.
das magst du so sehen,
aber bei johnny ist kaum zu erwarten, dass er zum einen zur frau wird oder sich zum anderen sein geburtsdatum nach vorne verlegt zwinkern
somit ist der vorwurf, dass er über dinge spricht, die er weder erfahren noch miterlebt hat, schon gerechtfertigt.


Deshalb ist es ja ein nicht zulaßbares Argument. zwinkern
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Lebensnebel
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Beitrag(#2052001) Verfasst am: 09.04.2016, 11:39    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Johnny hat folgendes geschrieben:
Möglicherweise sollte man diese klischeehafte Darstellung von der armen, unterdrückten, unglücklichen Frau und dem herrschsüchtigen, unterdrückerischen, privilegierten Mann in der damaligen Zeit doch mal überdenken. zwinkern
vielleicht solltest du noch mal bedenken, dass du anscheinend keine frau bist und schon gar nicht in dieser zeit gelebt hast - es somit überhaupt nicht beurteilen kannst.


Ich bin zwar Deiner Meinung, aber als Argument nicht besonders gut gewählt.
Durch solche, habe ich mich schon als Jugendlicher diskriminiert gefühlt: "Warte mal, bis du älter bist. Dann wirst du schon sehen".
Ekelig sowas. Sorry.
das magst du so sehen,
aber bei johnny ist kaum zu erwarten, dass er zum einen zur frau wird oder sich zum anderen sein geburtsdatum nach vorne verlegt zwinkern
somit ist der vorwurf, dass er über dinge spricht, die er weder erfahren noch miterlebt hat, schon gerechtfertigt.


Wenn man nur noch über Dinge reden dürfte, die man persönlich erfahren und miterlebt hat, dann wäre Ahriman in manchen Threads der einzige Diskutant.

Zum Anlass des Disputes könnte auch Esther Vilar mit "Der dressierte Mann" reden lassen.
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Ahriman
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Beitrag(#2052002) Verfasst am: 09.04.2016, 12:12    Titel: Antworten mit Zitat

luc hat folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, ob die gute alte Zeit so gut war: verklemmte Sexualmoral, mangelnde Frauenemanzipation, kein Internet, 3 Programme im Fernsehen, keine Handys,

Gar kein Fernsehen, nur Radio, stell you so what for. Dafür ging man für 30 Pfennig ins Kino.
Du verstehst das nicht: Wir haben das nicht vermißt, wir brauchten das nicht. Es ist ein Haufen Scheiß erfunden worden, den wir gar nicht nötig hatten und den niemand sich wünschte, weil keiner dachte, daß es sowas überhaupt geben könnte.
Wenn wir Sonntags mit dem Fahrrad rüber an die Ruhr fuhren und "beim Schoof" die Paddelboote aus der alten Scheune holten, da brauchten wir kein unbezahlbares batteriefressendes Kofferradio, da wurde die Musik selbergemacht von Hand mit Ziehharmonika und Gitarre. Der Holzkohlegrill war noch nicht erfunden, die Würstchen (und auch selbstgeangelte Fische) wurden über einem richtigen echten Feuerchen gebraten.
Der Gasthof Schoof wurde abgebrochen, unser damaliges Paradies ist schon lange als "Wassereinzugs-Schutzgebiet" abgesperrt und unzugänglich. Niemand darf mehr mit dem Paddelboot auf die Ruhr, aus der zapft man ja Trinkwasser. Aber fünfhundert Fahrräder fanden spielend Platz am Waldrand, heute wären es Autos und darum völlig unmöglich.
Ich möcht auch nicht zurück in diese Zeit - sie war sehr unbequem. Morgens in der kalten Wohnung Öfen anheizen mit Holz und Kohle - brrr. Aber es sind einige wunderbare Dinge verloren gegangen, die ihr euch heute gar nicht ausmalen könnt.
"Das hat der Fortschritt so an sich, daß er oft gar nicht so groß ist wie er aussieht." sagte schon Johann Nestroy vor ungefähr 150 Jahren.
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Quatsch; es ging noch nie soviele Leute, so gut wie jetzt. Noch in keine Zeit sowenig Kriege. Die Welt ist, durch die extreme vernetztungen, zu einem Dorf geworden. Jeden Furz in der Antarktis, ist in 0,nix über die ganze Welt verbreitet. Die regenerative Energieerzeugung wird immer besser. Mach Dich nicht ins Hemd.

Naja, ich bin ja bald raus aus dem Spiel. Ihr werdet euch noch wundern. Wir tanzen alle auf dem Brett einer Latrine, in dem der Wurm ist. Wie Vrolijke auch genieße ich den Fortschritt. Ich kann das besser als die jungen Leute, weil ich weiß, wie es mal war und was ich heute habe. Seht ihr, wenn ein armer Hund reich wird, ist das toll. Aber wenn ein Reicher arm wird, ist er wirklich eine arme Sau.
Marram hat folgendes geschrieben:
Da hatteste im Winter die Eisblumen innen an den Fenstern!

Wie schön die waren! Gibts heute an den scheiß Isolierfenstern nicht mehr. Das ist Fortschritt.
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Samson83
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Beitrag(#2052003) Verfasst am: 09.04.2016, 13:03    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin mir sicher, dass ich mit keiner vergangenen Epoche tauschen möchte. Dennoch gibt es ein paar Faktoren der "guten alten Zeit" die ich vermisse, obwohl ich jene nicht erlebte:

1. Ich habe den Eindruck, dass die Bekleidungskultur und auch das Niveau der Umgangsformen in früherer Zeit ein höheres war. Ich finde es grundsympathisch, dass es früher selbstverständlich war, auch in der Freizeit Sakko, Anzug und Krawatte zu tragen. Ich tue dies auch bisweilen und es erscheint mir erstaunlich, dass dies bei vielen negativ anstößt. Auch die Ausdrucksweisen und allgemeinen Manieren erscheinen mir höherstehend gewesen zu sein. Was wahrscheinlich eine Verklärung ist.

2. Ich habe den Eindruck, dass in gebildeten Schichten ein gewisser allgemeiner Sinn für Hochkultur, Literatur und Kunst stärker vorhanden war und dementsprechend auch die Kommunikationsweise geschliffener. Heute finde ich es erbärmlich, wie es um die Allgemeine, nicht ökonomisch verwertbarer Bildung massiger Akademiker bestellt ist (mich selbst am meisten - mein Latein ist verblasst, altgriechisch lerne ich wohl nie, ich spiele kein Instrument und klassische Musik weckt bloße Freude ohne Verständnis, darstellende Kunst bleibt ein Rätsel). Mein Vater (ca. 70) hat bloß 8 Jahre Volksschule und liest z.B. Goethe und Thomas Mann, mag Oper und Theater. Bei heutigen Hauptschülern (selbst Gymnasisiasten eigentlich) mir kaum vorstellbar.

3. Ich habe den Enidruck, dass die Unterhaltungskultur trotz oder vielleicht gerade wegen geringeren Angebots früher einen größeren Charme hatte. Da ich den entsprächenden surrealen, ironischen Humor schätze, habe ich mir über Amazon prime die Sesamstraßenklassiker der 70er, 80er und 90er angesehen. Erstere hatten einen großartigen Charme (der allerdings vielleicht dem bloßen Eindruck entspringt, dass ich damals im entsprechenden Zielgruppenalter war), die späten 90er waren kaum erträglich. Die 2000er spare ich mir daher. Zeichentrick hatte auch mehr Charme als moderne Computeranimation. Filme wie Ben Hur oder auch die klassischen Horrorfilme, wo Handwerk regiert erscheinen mir großartiger als moderne Blockbuster.
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vrolijke
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Beitrag(#2052004) Verfasst am: 09.04.2016, 13:29    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:

Marram hat folgendes geschrieben:
Da hatteste im Winter die Eisblumen innen an den Fenstern!

Wie schön die waren! Gibts heute an den scheiß Isolierfenstern nicht mehr. Das ist Fortschritt.


Schön? Geschockt Prügel
Ich hätte gern drauf verzichtet.
Schweinekalt wars morgends im Zimmer.
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Beitrag(#2052005) Verfasst am: 09.04.2016, 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

Samson83 hat folgendes geschrieben:
Ich bin mir sicher, dass ich mit keiner vergangenen Epoche tauschen möchte. Dennoch gibt es ein paar Faktoren der "guten alten Zeit" die ich vermisse, obwohl ich jene nicht erlebte:

1. Ich habe den Eindruck, dass die Bekleidungskultur und auch das Niveau der Umgangsformen in früherer Zeit ein höheres war. Ich finde es grundsympathisch, dass es früher selbstverständlich war, auch in der Freizeit Sakko, Anzug und Krawatte zu tragen. Ich tue dies auch bisweilen und es erscheint mir erstaunlich, dass dies bei vielen negativ anstößt. Auch die Ausdrucksweisen und allgemeinen Manieren erscheinen mir höherstehend gewesen zu sein. Was wahrscheinlich eine Verklärung ist.

2. Ich habe den Eindruck, dass in gebildeten Schichten ein gewisser allgemeiner Sinn für Hochkultur, Literatur und Kunst stärker vorhanden war und dementsprechend auch die Kommunikationsweise geschliffener. Heute finde ich es erbärmlich, wie es um die Allgemeine, nicht ökonomisch verwertbarer Bildung massiger Akademiker bestellt ist (mich selbst am meisten - mein Latein ist verblasst, altgriechisch lerne ich wohl nie, ich spiele kein Instrument und klassische Musik weckt bloße Freude ohne Verständnis, darstellende Kunst bleibt ein Rätsel). Mein Vater (ca. 70) hat bloß 8 Jahre Volksschule und liest z.B. Goethe und Thomas Mann, mag Oper und Theater. Bei heutigen Hauptschülern (selbst Gymnasisiasten eigentlich) mir kaum vorstellbar.

3. Ich habe den Enidruck, dass die Unterhaltungskultur trotz oder vielleicht gerade wegen geringeren Angebots früher einen größeren Charme hatte. Da ich den entsprächenden surrealen, ironischen Humor schätze, habe ich mir über Amazon prime die Sesamstraßenklassiker der 70er, 80er und 90er angesehen. Erstere hatten einen großartigen Charme (der allerdings vielleicht dem bloßen Eindruck entspringt, dass ich damals im entsprechenden Zielgruppenalter war), die späten 90er waren kaum erträglich. Die 2000er spare ich mir daher. Zeichentrick hatte auch mehr Charme als moderne Computeranimation. Filme wie Ben Hur oder auch die klassischen Horrorfilme, wo Handwerk regiert erscheinen mir großartiger als moderne Blockbuster.

Ich lese da das Erstaunen eines gut ans Elternhaus angepassten Jungen, der sich wundert, dass seine Anpassungsleistung nicht mehr recht in die Welt passt.
Dem setze ich mal entgegen, wie das ein Junge aus der Generation Deines Vaters erlebt, der sich gefühlsmäßig bereits mit 10 +-komplett von seinen Eltern getrennt hatte - entsprechend war die Kindheit davor: in seinen eigenen Maßstäben einer geistigen Freiheit, nicht dass Prügel eine große Rolle spielten:
1 ) Die klassische Herrenkleidung erzeugt Fluchtimpulse in mir, wenn ich sie anhabe, ich besitze für Notfälle ein Jakett, keinen Anzug. Mein Ausweg, den Dresscode zu umgehen, sind (lederne) Trachtenjacken, die grundsätzlich zu jedem Anlass getragen werden können, in denen ich bei Kunden wie einer Bank zwar auffalle, aber das nicht negativ, und den Dresscode nicht verletze. Dazu trägt man auch keinen Kälberstrick (Schlips), der korrekt getragen Würgereize bei mir auslöst. (Eine Therapie könnte da evtl. helfen, aber diese Aversionen haben für mich keinen großen Krankheitswert.) Mir kommt die weitgehende Auflösung der Kleiderordnung also sehr entgegen, meine Rasur schwankt auch zwischen 1 - 5 Tagebart (0 gibt es nicht, weil ich kein Rasiergerät besitze, sondern nur einen Bartschneider, mit dem ich auch die Frisur regelmäßig auf 9 mm begrenze - das übrigens seit über 30 Jahren.)
2 ) Sprache ist ein schwieriges Thema, mündlich bin ich da anpassungsfähig an fast jede Umgebung zwischen Hafen oder Bau und Managerkaste, zu Not teilweise auch im Dialekt, schriftlich stört mich das Niveau vieler Zeitgenossen, nicht nur in formlosen Foren wie diesem hier, sondern z.T. auch in Akademikerarbeiten. "Kultur" konsumiere ich nur privat, als gesellschaftlicher Anlass ist sie mit Fluchtreflexen ähnlich denen zur "passenden" Kleidung verbunden. Ich vermisse da nichts und mein Frau findet Freundinnen, mit denen sie zu entsprechenden Events geht, wenn es sie juckt.
3 ) Unterhaltung ist bis auf ein paar Fernsehkrimis nichts, was ich gezielt aufsuche. Die haben an Qualität zugenommen. Auch Kino kommt nur als Puschenkino zu mir, inzwischen auf Wunsch der Kinder tatsächlich auf einem "Hartz4-Bildschirm" (140cm). Es gab früher nur wenige Filme, die ich gut fand, das hat sich nicht geändert. Gefühlt: Der Anteil der guten Filme ist kleiner geworden, die absolute Zahl nicht. Ben Hur ist übrigens eine aufwändig, aber ansonsten ziemlich üble Sandalenklamottet. Dass Charlton Heston die Hauprolle spielt, ist symptomatisch.

Ansonsten hat zelig das für mich passend ausgedrückt:
zelig hat folgendes geschrieben:
.....
Hier geht ja um den Versuch restaurativer Kräfte, die Gesellschaft nach den Idealen einer Vergangenheit auszurichten, die in der Gegenwart inakzeptabel sind. ...

(Die Sätze danach verdienen noch eine besonder Antwort, die ich aber nicht so einfach in die Tastatur kloppen kann.)
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Johnny
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Anmeldungsdatum: 23.08.2015
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Beitrag(#2052007) Verfasst am: 09.04.2016, 14:08    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:

Du verstehst das nicht: Wir haben das nicht vermißt, wir brauchten das nicht. Es ist ein Haufen Scheiß erfunden worden, den wir gar nicht nötig hatten und den niemand sich wünschte, weil keiner dachte, daß es sowas überhaupt geben könnte.


Es gibt ja heute auch so einige Leute, die sich genau das wünschen und mehr oder weniger als "Aussteiger" leben. Das fängt an bei Leuten, die sich bewusst keinen Fernseher anschaffen oder eben kein Smartphone haben und nicht bei Facebook sind oder kein Auto haben und nur Rad fahren. Und geht halt bis hin zu Menschen, die aus der Stadt aufs Land ziehen, irgendwo nach Vorpommern oder in die Lüneburger Heide, wo man dann relativ "back to the roots" lebt.

Die moderne Technik und die im Vergleich zu früher riesige Vielfalt an Konsumgütern mag zwar Vorteile mit sich bringen, aber viele Leute fühlen sich dadurch auch entfremdet vom "echten" Leben. Ist so mein Eindruck.
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