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Warum sind viele ehemalige Kolonialgebiete seit der Entlassung in die Unabhängigkeit kaum reicher und nicht selten sogar noch ärmer geworden? Kreuzt an, was auf eure Meinung am ehesten zutrifft. |
Das Problem ist nach wie vor die geringe Produktivität. Während bei uns nicht einmal 3% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft alle im Überschuss versorgen, sind es in Nepal mehr als 90%, die die lokale Bevölkerung trotzdem nicht ernähren können! |
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Die Kolonialzeit ist die bei weitem ausschlaggebenste Ursache. Dadurch wurde die Wirtschaft im dortigem Land in einen niedrigen Rang innerhalb der Weltwirtschaft gebracht und ein Chaos innerhalb der traditionellen Gesellschaft verursacht! |
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Das Hauptproblem ist die Rückständigkeit in der Gesellschaft und Politik, bis hin zur Denkweise der Menschen dort. Durch die Verfehlte Entwicklungspolitik sind diese traditionellen Laster bis heute erhalten und die Entwicklung ist steckengeblieben! |
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Das größte Problem ist, dass nach wie vor angesiedelte Menschen aus den Kolonialländern eine neue korrupte, reiche Schicht darstellen, die ihre Gewinne jedoch nicht investiert, sondern ins Ausland transferiert! |
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Der Entwicklungsstand der meisten Kolonialländer befindet sich in der frühkapitalistischen Phase. Folglich muss für eine weitere Entwicklung ein gutes soziales Netz geschaffen werden! |
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Wenn die dortige Politik die Förderung durch einheimische Wirtschafts- und Führungskräfte von profitablen Exportartikeln konzentriert subventionieren würde, dann gäbe es genug Devisen für weitere Entwicklung, wie zb. auch in Singapur, Japan usw.... |
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Da die Kolonialmächte eine solche Unterdrückung ausübten, ist es nur fair, wenn die Entwicklungsstaaten aktiv den profitablen Export-Drogenanbau fördern und damit Devisen bekommen! |
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Stimmen insgesamt : 29 |
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Autor |
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#194062) Verfasst am: 15.10.2004, 20:45 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: |
Es kann durchaus sein, dass an den Berichten was Tatsächliches dran ist. Aber glaubs mir, es gibt wirklich sowas, wie eine Hetze seitens linker Globalisierungsgegner.
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Wie sieht denn diese "angebliche Hetze linker Globalisierungsgegner" ganz konkret aus?
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#194180) Verfasst am: 15.10.2004, 23:07 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Denn selbst die frühen Hochkulturen wussten sich bei Dürren oder Überschwemmungen zu helfen. Moderne Be- und Entwässerungstechniken, samt Düngermittel in den Ebenen, wo die konventionelle Landwirtschaft noch am besten geeignet ist, kombiniert mit alternativen, naturnahem Methoden in den schwierigeren Gebieten, würde sicher eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung gewährleisten, trotz der Dürren. |
Du vergisst zwei Dinge:
1.) Wurden bei der Kolonialisierung Vorkehrungsmassnahmen gegen Hungersnöte (z.B. Getreidespeicher) zerstört bzw. aufgelöst und durch nichts ersetzt. Warum? Streng nach der liberalen Wirtschaftstheorie sollte der Staat nicht in die Wirtschaft eingreifen und insbesondere nicht arme Menschen finanziell unterstützen, weil es diese ja zur Faulheit erziehen würde (berüchtigt in diesem Zusammenhang z.B. der britische Vizekönig von Indien Lord Lytton während der Hungersnot 1876-78 ). Auch heute ist dies zu sehen, z.B. hat die EU Mosambique gezwungen Getreidevorräte zu exportieren, obwohl es klar war, dass eine Dürre bevorsteht. Hier ist natürlich der Grund, dass die Liberalen meinen, dass sich die Entwicklungsländer mit Hilfe von Agrarexporten entwickeln könnten. Ein Staat, der im wesentlichen von Agrarexporten lebt, leidet aber unter einen dauernden Kapitalabfluss, da die Agrarexporte billig an die wenigen westlichen Nahrungsmittelkonzerne und Supermarktketten verkauft werden müssen, während Fertigprodukte teuer importiert werden. Dies führt natürlich zur Verschuldung bei den Industrieländern (und deren Organisationen wie der IWF), was wiederum dazu führt, dass diese Staaten politisch immer abhängiger von den Industriemächten werden. Was wiederum zu solchen Fällen, wie in den oben erwähnten Fall von Mosambique führt. Und dann wäre natürlich noch zu erwähnen, dass die Industriestaaten ihre eigenen Märkte gegen die Entwicklungsländer mit Quoten, Subventionen und Schutzzöllen abschotten, während sie die Entwicklungsländer dazu zwingen, ihre Märkte für westliche Grosskonzerne zu öffnen.
2.) Die Ursache für Hunger ist im wesentlichen Armut. Der Grund ist nicht absoluter Mangel an Nahrungsmittel, sondern der Zustand, dass die Preise der vorhandenen Nahrungsmittel zu hoch sind. Man sollte nicht vergessen, dass es schon lange eine globale Wirtschaft gibt und es deshalb in den letzten 150 Jahren bisher immer möglich gewesen wäre, Nahrungsmittel aus anderen Regionen zu importieren. Aber im Gegenteil: bei den grossen Hungersnöten (z.B. Irland 1846, Indien 1876-78, Äthiopien in den 1980ern) wurden Nahrungsmittel aus den am stärksten von Hunger betroffenen Gebieten exportiert! In Indien waren z.B. die Regionen, die am besten an den Weltmarkt angeschlossen waren und die beste Infrastruktur (Eisenbahn) hatten, am stärksten vom Hunger betroffen.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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Nav Gast
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(#194188) Verfasst am: 15.10.2004, 23:11 Titel: |
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@max
Jedesmal, wenn ich was von Dir lese, dann wird mir warm ums Herz und ich freue mich sehr darüber, daß es auch heute offenbar noch Menschen gibt, die verstehen, woran unsere Gesellschaft krankt.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#194589) Verfasst am: 16.10.2004, 20:20 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: |
Es kann durchaus sein, dass an den Berichten was Tatsächliches dran ist. Aber glaubs mir, es gibt wirklich sowas, wie eine Hetze seitens linker Globalisierungsgegner.
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Wie sieht denn diese "angebliche Hetze linker Globalisierungsgegner" ganz konkret aus?  |
Bewusste Uminterpretationen von Fakten, oder gar Verfälschung Letzterer, um vom "Kapitalismus" und insbesondere vom internationalem "Kapitalismus" einen möglichst schlechten Eindruck zu verbreiten.
Das wird in vielen Fällen schlicht und einfach durch ein Gemisch von geprüften Tatsachen und dazu erfundenen "Angaben" und vor allem dem Leser/Zuhörer vorgekaute Fehlinterpretationen.
In manchen Fällen werde die Fakten völlig verdreht und erfunden, wenngleich dies aber eher in den ganz radikalen, rechten, wie auch linken Gruppen, praktiziert wird.
Der Unterschied besteht nur darin, dass die Rechten dafür sofort verklagt und verurteilt, während auch die radikalsten Stalinisten für de facto die gleichen Sachen nichts droht.
Aber das ist ja immer noch nicht alles, denn nach exakt denselben Überlegungen, wie denen durch die es zum Wiederbetätigungsgesetz überhaupt kam, müsste man ja auch die Verehrung Napoleons, Caesars, Alexander des Großen usw... verbieten.
Ausserdem ist das Gebet, für welche Religion das auch immer geschieht, auf alle Fälle eine Wiederbetätigung, schließlich werden unter den selben Gebeten und Sybolen massenweise Andersdenkende in manchen Ländern bis heute abgeschlachtet.
Ich will die Relis jetzt nicht verteidigen. Aber deren permanentes Verbot würde gegen unser erklärtes Ziel, die Religionsfreiheit ganz klar verstossen. Aber wenn man das Wiederbetätigungsgesetz konsequent befolgt, dann würde Nichts anderes übrig bleiben, als Grundfreiheiten vieler Menschen einzuschränken, um gewisse Feindbilder, wie jetzt die tatsächlichen, aber noch öfter die vermeintlichen Neonazis zu bekämpfen. Schließlich braucht jede Gesellschaft, die wir kennen einen Sündenbock...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#194600) Verfasst am: 16.10.2004, 20:49 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: |
Du vergisst zwei Dinge |
Vielleicht vergesse ich sie gar nicht, sondern lasse sie mit voller Absicht aus, weil ich ein liberaler, kapitalistischer Bösewicht bin?
max hat folgendes geschrieben: |
1.) Wurden bei der Kolonialisierung Vorkehrungsmassnahmen gegen Hungersnöte (z.B. Getreidespeicher) zerstört bzw. aufgelöst und durch nichts ersetzt. Warum? Streng nach der liberalen Wirtschaftstheorie sollte der Staat nicht in die Wirtschaft eingreifen und insbesondere nicht arme Menschen finanziell unterstützen, weil es diese ja zur Faulheit erziehen würde (berüchtigt in diesem Zusammenhang z.B. der britische Vizekönig von Indien Lord Lytton während der Hungersnot 1876-78 ). |
Die Briten haben in Indien die Wirtschaft massiv vorangetrieben, es wurden tausende von Kilometern mit Schienen belegt, es wurden Fabriken gegründet... Bis zum Aufstand von 1857 gab es eine Menge, für indische Verhältnisse unvorstellbar liberale und fortschrittliche Reformen, auch wenn sie leider auch von Versuchen der Durchsetzung des Christentums begleitet waren, obwohl man sagen muss, dass im 19. Jahrhundert die gewaltsame Einführung des Christentums bereits Vergangenheit war: In Indien geschah das durch indirekte Missionierung, die ärgerlicherweise auch von der britischen Verwaltung unterstützt wurde.
Eine Hungersnot verhindert keinen wirtschaftlichen Fortschritt. Aus ökonomischer Sicht ist eine Hungersnot nur insofern schädlich, dass sie eine Verkleinerung der Bevölkerung und somit einen verlust von Arbeitskräften bedeutet. Die Wirtschaft wuchs in Indien als es eine britische Kolonie war, schneller, als zuvor.
Trotz gewaltiger britischer Investitionen blieb Indien ein extrem rückständiger, halbfeudaler Staat, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom anfangs noch total kriegstzerstörten China und auch vielen anderen Nachbarn wirtschaftlich überflügelt wurde.
max hat folgendes geschrieben: |
Auch heute ist dies zu sehen, z.B. hat die EU Mosambique gezwungen Getreidevorräte zu exportieren, obwohl es klar war, dass eine Dürre bevorsteht. Hier ist natürlich der Grund, dass die Liberalen meinen, dass sich die Entwicklungsländer mit Hilfe von Agrarexporten entwickeln könnten. Ein Staat, der im wesentlichen von Agrarexporten lebt, leidet aber unter einen dauernden Kapitalabfluss, da die Agrarexporte billig an die wenigen westlichen Nahrungsmittelkonzerne und Supermarktketten verkauft werden müssen, während Fertigprodukte teuer importiert werden. Dies führt natürlich zur Verschuldung bei den Industrieländern (und deren Organisationen wie der IWF), was wiederum dazu führt, dass diese Staaten politisch immer abhängiger von den Industriemächten werden. Was wiederum zu solchen Fällen, wie in den oben erwähnten Fall von Mosambique führt. Und dann wäre natürlich noch zu erwähnen, dass die Industriestaaten ihre eigenen Märkte gegen die Entwicklungsländer mit Quoten, Subventionen und Schutzzöllen abschotten, während sie die Entwicklungsländer dazu zwingen, ihre Märkte für westliche Grosskonzerne zu öffnen. |
Auch in diesem Punkt ist eher das politische Versagen der meisten Entwicklungsländer schuld. In Ghana wurde beispielsweise überproportional in die Kakaoproduktion investiert, ohne die notwenige Infrastruktur zu schaffen und die Bevölkerung zu alphabetisieren.
Als die Kakaopreise dann auch noch sanken, brach dort fast die gesamte Wirtschaft zusammen. Anfangs hätte Ghana genug Devisen gehabt, um auf Bergbau und Industrie verlagern und die Bevölkerung ausbilden zu können.
max hat folgendes geschrieben: | ]
2.) Die Ursache für Hunger ist im wesentlichen Armut. Der Grund ist nicht absoluter Mangel an Nahrungsmittel, sondern der Zustand, dass die Preise der vorhandenen Nahrungsmittel zu hoch sind. |
Das ist von Situation zu Situation verschieden. Aber ich bin überzeugt, dass es besser ist, wenn eine Ware zu teuer ist, als dass sie billig und ständig ausverkauft wird. In beiden Fällen kann man diese Ware nicht immer erhalten. Aber im letzteren Fall ist es auch noch so, dass Geld stark an seinem Arbeitsanreiz einbüßt.
Wenn man um mehr Geld wenig mehr kaufen kann, dann wird man sich primär um den Erwerb der Waren und nicht um die produktive Arbeit kümmern.
Somit ist es ein schwerer Fehler, wenn man zentral die Preise künstlich hinabsetzt!
max hat folgendes geschrieben: | Man sollte nicht vergessen, dass es schon lange eine globale Wirtschaft gibt und es deshalb in den letzten 150 Jahren bisher immer möglich gewesen wäre, Nahrungsmittel aus anderen Regionen zu importieren. Aber im Gegenteil: bei den grossen Hungersnöten (z.B. Irland 1846, Indien 1876-78, Äthiopien in den 1980ern) wurden Nahrungsmittel aus den am stärksten von Hunger betroffenen Gebieten exportiert! In Indien waren z.B. die Regionen, die am besten an den Weltmarkt angeschlossen waren und die beste Infrastruktur (Eisenbahn) hatten, am stärksten vom Hunger betroffen. |
Ja, das ist dann tatsächlich eine Ausbeutung. Aber die Reduktion der Versorgung mit Konsumgütern führt nicht zwangsläufig zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Die britischen Eisenbahnlinien und andere ausgebaute Bereiche hätten 1949 dem unabhängigem indischen Staat ein großes Potential für eine schnelle Entwicklung der Wirtschaft gegeben. Aber das halbfeudale System in Indien verhindert jeden echten Fortschritt. Erst in den letzten Jahrzehnten ist es Indien gelungen, mit dem Wirtschaftswachstum das Bevölkerungswachstum zu übertreffen - und selbst das nur zeitweise!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#194601) Verfasst am: 16.10.2004, 20:52 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: | @max
Jedesmal, wenn ich was von Dir lese, dann wird mir warm ums Herz und ich freue mich sehr darüber, daß es auch heute offenbar noch Menschen gibt, die verstehen, woran unsere Gesellschaft krankt.  |
Du und max gehören offensichtlich nicht dazu.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#194645) Verfasst am: 16.10.2004, 22:48 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: |
Es kann durchaus sein, dass an den Berichten was Tatsächliches dran ist. Aber glaubs mir, es gibt wirklich sowas, wie eine Hetze seitens linker Globalisierungsgegner.
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Wie sieht denn diese "angebliche Hetze linker Globalisierungsgegner" ganz konkret aus?  |
Bewusste Uminterpretationen von Fakten, oder gar Verfälschung Letzterer, um vom "Kapitalismus" und insbesondere vom internationalem "Kapitalismus" einen möglichst schlechten Eindruck zu verbreiten.
Das wird in vielen Fällen schlicht und einfach durch ein Gemisch von geprüften Tatsachen und dazu erfundenen "Angaben" und vor allem dem Leser/Zuhörer vorgekaute Fehlinterpretationen.
In manchen Fällen werde die Fakten völlig verdreht und erfunden, wenngleich dies aber eher in den ganz radikalen, rechten, wie auch linken Gruppen, praktiziert wird.
Der Unterschied besteht nur darin, dass die Rechten dafür sofort verklagt und verurteilt, während auch die radikalsten Stalinisten für de facto die gleichen Sachen nichts droht.
Aber das ist ja immer noch nicht alles, denn nach exakt denselben Überlegungen, wie denen durch die es zum Wiederbetätigungsgesetz überhaupt kam, müsste man ja auch die Verehrung Napoleons, Caesars, Alexander des Großen usw... verbieten.
Ausserdem ist das Gebet, für welche Religion das auch immer geschieht, auf alle Fälle eine Wiederbetätigung, schließlich werden unter den selben Gebeten und Sybolen massenweise Andersdenkende in manchen Ländern bis heute abgeschlachtet.
Ich will die Relis jetzt nicht verteidigen. Aber deren permanentes Verbot würde gegen unser erklärtes Ziel, die Religionsfreiheit ganz klar verstossen. Aber wenn man das Wiederbetätigungsgesetz konsequent befolgt, dann würde Nichts anderes übrig bleiben, als Grundfreiheiten vieler Menschen einzuschränken, um gewisse Feindbilder, wie jetzt die tatsächlichen, aber noch öfter die vermeintlichen Neonazis zu bekämpfen. Schließlich braucht jede Gesellschaft, die wir kennen einen Sündenbock... |
Hast Du Beweise von Fällen, anhand denen Du deine These veranschaulichen kannst?
Ich halte diese angebliche "linke Hetze" nämlich für nicht existent, weil solche Vorgehensweisen auch rechte Gruppen praktizieren.
Was ist das spezifisch "linke" daran?
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"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#194763) Verfasst am: 17.10.2004, 10:15 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Die Briten haben in Indien die Wirtschaft massiv vorangetrieben, es wurden tausende von Kilometern mit Schienen belegt, es wurden Fabriken gegründet... Bis zum Aufstand von 1857 gab es eine Menge, für indische Verhältnisse unvorstellbar liberale und fortschrittliche Reformen, |
Und genau diese liberalen Reformen haben die massiven Hungersnöte in Indien Ende der 1870er Jahre und Ende des 19. Jahrhunderts verursacht!
Ein Zitat aus 'Die Geburt der Dritten Welt' von Mike Davis:
Davis hat folgendes geschrieben: | Ähnlich wie Irland wurde Indien per offiziellen Dekret zu einem Laboratorium des Utilitarismus, in dem der dogmatische Glaube an die omnipotenten Märkte zur Überwindung der "Bürde der Armut" Millionen von Menschenleben gefährdete. Zwischen 1877 und 1878 exportierten die Getreidehändler lieber die Rekordmenge von 6,4 Millionen Zentnern Weizen nach Europa, anstatt den Hunger in Indien zu lindern. |
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Somit ist es ein schwerer Fehler, wenn man zentral die Preise künstlich hinabsetzt! |
Genau dies war auch die Position der britischen Regierung und der britischen Kolonialverwaltung in Indien, die lieber an ihren wirtschaftspolitischen Dogmen festhielten, als die Hungernden zu helfen. Sie machten lieber keine Fehler in Bezug auf ihre Dogmen, aber dieser Fehler kostete Millionen das Leben. Ihre Politik rechtfertigten sie dann mit Aussagen, die man heute noch hören kann: die indische Bevölkerung wäre schneller gewachsen schneller, als die Menge an Nahrungsmitteln, die sie produzierte.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Auch in diesem Punkt ist eher das politische Versagen der meisten Entwicklungsländer schuld. In Ghana wurde beispielsweise überproportional in die Kakaoproduktion investiert, ohne die notwenige Infrastruktur zu schaffen und die Bevölkerung zu alphabetisieren. |
Nur ist Ghana ein Musterbeispiel für die Politik des IWF und der Weltbank. Diese fordern doch genau die Konzentration auf "Cash-Crops", also exportorientierte Agrarprodukte wie Kakao. Der Fehler der Herrschenden in Ghana war doch die Politik zu betreiben, die der IWF forderte!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#195085) Verfasst am: 17.10.2004, 19:49 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: |
Und genau diese liberalen Reformen haben die massiven Hungersnöte in Indien Ende der 1870er Jahre und Ende des 19. Jahrhunderts verursacht! |
Gemeint waren die gesellschaftsliberalen Reformen vor dem Aufstand 1857, zum Beispiel den Verbot kontraproduktiver Traditionen, wie das lebendige Verbrennen der Witwen zusammen mit der Leiche des Ehemannes, die Abschaffung der feudalen Privilegien der Fürsten, die Abschaffung des Kastensystems, die Einführung eines modernen Bildungssystems...
Diese Reformen haben sicher keine Hungersnöte verursacht. Doch die Menschen, die an das alte Feudalsystem gewohnt waren, hielten diese fortschrittlichen Reformen für ein Skandal und einen Angriff auf ihre religiösen Bräuche. Das bedeutete, dass die Feudalherren ihre Bauern voll hinter ihnen hatten. Dazu kam eine Truppenmeuterei der Teile der indischen Einheiten in der britischen Armee, den sogenannten Sepoys. Das fachte einen Aufstand an, der nur blutig niedergeschlagen werden konnte.
Dannach wurde der britische Reformeifer entschieden gedämpft. Die meisten der Reformen vor 1857 wurden nämlich wieder als Zugeständniss an den Pseudokonsens der indischen Bevölkerung wieder zurückgenommen, feudale Privilegien wurden wieder zugelassen und die Fürstentümer behielten ihre Selbstständigkeit.
Die briten förderten nur noch indirekt die indische Wirtschaft. Sie bauten Eisenbahnstrecken aus, sie sorgten in den von ihnen direkt kontrollierten Gebieten für Gesetzessicherheit und förderten die Bildung, wie auch die französischen und portugisischen Entklaven der Fall wurde.
Diese Förderungen von damals hatten zu Folge, dass bestimmte Regionen in Indien, besonders Kerala auch noch heute einen relativ hohen Wohlstand aufweisen, während der Rest Indiens, wo der Feudalismus nicht angerührt wurde, sich seit der vorindustriellen Zeit bis heute kaum entwickelte.
max hat folgendes geschrieben: |
Ein Zitat aus 'Die Geburt der Dritten Welt' von Mike Davis:
Davis hat folgendes geschrieben: | Ähnlich wie Irland wurde Indien per offiziellen Dekret zu einem Laboratorium des Utilitarismus, in dem der dogmatische Glaube an die omnipotenten Märkte zur Überwindung der "Bürde der Armut" Millionen von Menschenleben gefährdete. Zwischen 1877 und 1878 exportierten die Getreidehändler lieber die Rekordmenge von 6,4 Millionen Zentnern Weizen nach Europa, anstatt den Hunger in Indien zu lindern. |
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Solche Praktiken fanden aber nicht nur in den Kolonien statt.
Ich sage auch nicht, dass Indien als Kolonie nicht ausgebeutet wurde! Selbst die Eisenbahn, die die Briten dort bauten war ürsprünglich für den Nutzen der britischen Kolonisten gedacht.
Die Herrschaft der Briten war kein Zuckerschlecken.
Viele Aktion der britischen Kolonialverwalter trugen sicher auch zu Hungersnöten bei. Sie behindern allerdings nicht gründsätzlich den wirtschaftlichen Fortschritt. Im Gegenteil: Die Wirtschaft wurde - unter schweren Entbehrungen der indischen Bevölkerung - massiv vorangetrieben.
Der Fortschritt hat sich trotzdem durch die dortigen feudalen Strukturen bis heute nur wenig durchgesetzt.
max hat folgendes geschrieben: |
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Somit ist es ein schwerer Fehler, wenn man zentral die Preise künstlich hinabsetzt! |
Genau dies war auch die Position der britischen Regierung und der britischen Kolonialverwaltung in Indien, die lieber an ihren wirtschaftspolitischen Dogmen festhielten, als die Hungernden zu helfen. Sie machten lieber keine Fehler in Bezug auf ihre Dogmen, aber dieser Fehler kostete Millionen das Leben. Ihre Politik rechtfertigten sie dann mit Aussagen, die man heute noch hören kann: die indische Bevölkerung wäre schneller gewachsen schneller, als die Menge an Nahrungsmitteln, die sie produzierte. |
Unter der britischen Kolonialoberheit ging es den Indern soweit ich weis nicht wesentlich schlechter, als vor dieser Zeit. Gehungert haben die Menschen nämlich auch davor und dannach.
Die Briten sorgten aber wenigstens noch für die Entwicklung der Wirtschaft, wie es auch im Frühkapitalismus üblich war, während die indischen Fürsten ihre Bauern nur ausbeuteten!
max hat folgendes geschrieben: |
Nur ist Ghana ein Musterbeispiel für die Politik des IWF und der Weltbank. Diese fordern doch genau die Konzentration auf "Cash-Crops", also exportorientierte Agrarprodukte wie Kakao. Der Fehler der Herrschenden in Ghana war doch die Politik zu betreiben, die der IWF forderte! |
Ja, aber das bestätigt nur meine Behauptung, dass die wirtschaftlichen Probleme der Entwicklungsländer in den bei weitem meisten Fällen auf politischem Versagen der lokalen Oberschicht und überhaupt den extrem veralteten Regierungsmethoden und Wirtschaftsstrukturen beruht(e).
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#195145) Verfasst am: 17.10.2004, 21:22 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Hast Du Beweise von Fällen, anhand denen Du deine These veranschaulichen kannst?
Ich halte diese angebliche "linke Hetze" nämlich für nicht existent, weil solche Vorgehensweisen auch rechte Gruppen praktizieren.
Was ist das spezifisch "linke" daran? |
Es praktizieren sowohl linke, als auch rechte Gruppen. Deshalb gibt es natürlich auch die linke Hetze.
Und es gibt höchst fragwürdige Darstellungen der Geschichte, die kaum von Rechtsextremen kommen kann: http://www.kpd-ml.net/wahrheit_%FCber_stalin/Wahrheit%20%FCber%20Stalin/kollektivierung.html
Lies dir diese Propaganda in aller Ruhe durch und dann wirst du sehen, dass Verfälschungen von allen Seiten kommen können und nicht alleine von mutmasslichen Neonazis mit ihrer "Auschwitzlüge".
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#215650) Verfasst am: 19.11.2004, 12:45 Titel: |
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Von den Anklagen des früheren Chefökonomen der Weltbank bekommt man Stielaugen
Zitat: | Und hier erhalten wir aus Quellen, die nicht genannt werden können (es ist nicht Stiglitz), Zugang zu einer Sammlung von Dokumenten, die als "vertraulich", "nur für den Dienstgebrauch" oder "nicht zur Veröffentlichung ohne Ermächtigung der Weltbank" gekennzeichnet sind.
Stiglitz hilft, eines von ihnen aus der Bürokratensprache zu übersetzen: es ist eine "Country Assistance Strategy" (Hilfsstrategie für ein Land). Für jede ärmere Nation gibt es eine solche Hilfsstrategie, die nach Darstellung der Weltbank aufgrund einer sorgfältigen Untersuchung im Land entworfen worden ist. Dem Insider Stiglitz zufolge besteht eine solche "Untersuchung" durch die Mitarbeiter der Bank aus einer intensiven Überprüfung der 5-Sterne-Hotels des Landes. Sie wird abgeschlossen, indem die Bank-Mitarbeiter mit einem bettelnden, kaputten Finanzminister zusammentreffen und ihm ein "Umstrukturierungsabkommen" zur "freiwilligen" Unterschrift überreichen. (Ich besitze eine Auswahl von solchen Dokumenten).
Dabei wird die Wirtschaft jeder Nation individuell analysiert, sagt Stiglitz, aber dann übergibt die Bank jedem Minister genau das gleiche Vier-Stufen-Programm.
Die erste Stufe ist die Privatisierung - die Stiglitz zufolge treffender "Korruptisierung" genannt werden kann. Anstatt dem Ausverkauf staatlicher Betriebe zu widersprechen sagt er, verscherbeln nationale Führungspersönlichkeiten fröhlich ihre Elektrizitäts- und Wasserwerke. Dabei nutzen sie die Forderung der Weltbank aus, dass lokale Kritiker ruhig gehalten werden sollen "Man konnte zusehen, wie ihre Augen groß wurden" bei der Aussicht auf die zehnprozentigen Provisionen, die nur dafür auf Schweizer Bankkonten gezahlt wurden, dass einfach der Verkaufspreis des Staatsbesitzes um ein paar Milliarden gekürzt wurde.
...
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_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#216306) Verfasst am: 20.11.2004, 10:52 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | max hat folgendes geschrieben: | Nur ist Ghana ein Musterbeispiel für die Politik des IWF und der Weltbank. Diese fordern doch genau die Konzentration auf "Cash-Crops", also exportorientierte Agrarprodukte wie Kakao. Der Fehler der Herrschenden in Ghana war doch die Politik zu betreiben, die der IWF forderte! |
Ja, aber das bestätigt nur meine Behauptung, dass die wirtschaftlichen Probleme der Entwicklungsländer in den bei weitem meisten Fällen auf politischem Versagen der lokalen Oberschicht und überhaupt den extrem veralteten Regierungsmethoden und Wirtschaftsstrukturen beruht(e). |
Die Verantwortung der lokalen herrschenden Klasse ist nicht abzustreiten, aber man muss schon sehen, dass diese von den Grossmächten und ihren Organisationen Weltbank, IWF und WTO gezwungen werden, ihren Staat auf reinen Export von Agrarprodukten zu reduzieren und damit zur Armut zu verdammen. Die Grossmächte versuchen in den meisten Fällen - Ausnahme sind ein paar Frontstaaten im Kalten Krieg - mit allen Mitteln zu verhindern, dass sich Konkurrenten entwickeln. Nur die lokale herrschende Klasse unterstützt oft genug diese Politik, weil sie a) nicht in der Lage ist den Grossmächten Widerstand entgegenzusetzen und b) weil sie selbst von dieser Politik profitieren:
Greg Palast hat folgendes geschrieben: | Die erste Stufe ist die Privatisierung - die Stiglitz zufolge treffender "Korruptisierung" genannt werden kann. Anstatt dem Ausverkauf staatlicher Betriebe zu widersprechen sagt er, verscherbeln nationale Führungspersönlichkeiten fröhlich ihre Elektrizitäts- und Wasserwerke. Dabei nutzen sie die Forderung der Weltbank aus, dass lokale Kritiker ruhig gehalten werden sollen "Man konnte zusehen, wie ihre Augen groß wurden" bei der Aussicht auf die zehnprozentigen Provisionen, die nur dafür auf Schweizer Bankkonten gezahlt wurden, dass einfach der Verkaufspreis des Staatsbesitzes um ein paar Milliarden gekürzt wurde. |
(siehe Svantevits Posting und seinen Link Von den Anklagen des früheren Chefökonomen der Weltbank bekommt man Stielaugen)
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Unter der britischen Kolonialoberheit ging es den Indern soweit ich weis nicht wesentlich schlechter, als vor dieser Zeit. Gehungert haben die Menschen nämlich auch davor und dannach.
Die Briten sorgten aber wenigstens noch für die Entwicklung der Wirtschaft, wie es auch im Frühkapitalismus üblich war, während die indischen Fürsten ihre Bauern nur ausbeuteten! |
Alle Daten sprechen dafür, dass es den indischen Bauern unter der britischen Herrschaft schlechter ging, als unter der Herrschaft der Feudalherren und der Lebenstandard drastisch langfristig fiel:
Mike Davis hat folgendes geschrieben: | Aktuelle Untersuchungen von Ashok Desai zeigen, dass "der durchschnittliche Lebensmittelkonsum im Kaiserreich Akbars deutlich höher lag als in Indien der frühen 60er Jahre des 20. Jahrhunderts." |
Mike Davis bringt auch in "Die Geburt der Dritten Welt" zahlreiche Beispiele dafür, dass die Massnahmen um Hungerskatastrophen bei Dürren zu verhindern unter den Feudalherrschern deutlich besser funktionieren, als unter der britischen Herrschaft, und meist erfolgreich dabei waren Massensterben zu verhindern. Eine ähnliche Entwicklung ist in China zu sehen. Auch dort gab es keine schweren Hungersnöte mit Millionen von Toten bis China durch die Opiumkriege (als die Briten den Chinesen den "Freihandel" aufzwangen) so geschwächt wurde, dass der Staat nicht mehr in der Lage die Hungersnöte zu verhindern. Man darf nicht vergessen, dass Europa lange hinter den asiatischen Feudalreichen hinterhinkte und die Industrieproduktion in Indien und China zusammen bis Mitte des 19. Jahrhunders höher als in Europa war. Auch in Bezug auf Qualität der Produkte und der Nutzung von fortschrittlichen Technologien war Europa lange in Vergleich zu Indien und China sehr unterentwickelt. Dies änderte sich, als den Feudalismus zwar sowohl in Asien und in Europa stagnierte, aber es in Europa gelang den Feudalismus mittels mehreren erfolgreichen bürgerlichen Revolutionen durch den Kapitalismus zu ersetzen, während dies in Indien und China nicht gelang. Im Gegensatz übrigens zu Japan, was deshalb auch nie kolonialisiert werden konnte, sondern selbst Kolonialmacht wurde. Die beste Erklärung für diesen Unterschid ist, dass in China die Händler und Industriellen im Feudalismus viel stärker vom Staat abhängig waren als in Europa und deshalb die Feudalherren ihre Macht erhalten konnten. Die Stagnation in Indien und China bewirkte, dass beide Staaten für lange Zeit ihre Unabhängigkeit verloren und erst nach der erfolgreich erkämpften Unabhängigkeit beginnen konnte, die durch den Kolonialismus erzwungene Unterentwicklung (Kapitalabfluss!!) zu beenden. Ein paar Zahlen zu der Stagnation in China im Vergleich zu Europa (Quelle Lu Aiguo: "China and the global Economy since 1840"):
Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt in Dollar, in Klammer die Bevölkerung in Millionen
____________ Westeuropa_________ China
1400________ 430 $ (43 mio)_______ 500 $ (74 mio)
1820________1034 $ (122 mio)______ 500 $ (342 mio)
1950________4902 $ (412 mio)______ 454 $ (547 mio)
Man muss im übrigen beachten, dass in der Zeit der grossen Hungerskatastrophen mit Millionen von Toten in Indien und China im 19. Jahrhundert die Bevölkerung dort nicht wuchs, sondern das Wachstum stagnierte, während die Bevölkerungszahl in Europa stark stieg. Das Problem war nicht die Überbevölkerung, sondern die Unterproduktion von Nahrungsmittel wegen des Kapitalabflusses und des Nahrungsmittelexports nach Europa.
Einen Artikel, in dem diskutiert wird, warum die grossen Feudalreiche wie Indien, China und Japan stagnierten, während Europa sich so entwickelte, dass es einen Grossteil der Welt erobern konnte und wie die Zusammenhänge sind, gibt es hier: The rise of capitalism.
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rabenkrähe Gast
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(#217118) Verfasst am: 21.11.2004, 04:15 Titel: |
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Hinzu kam aber noch der religiöse Kram mit den ganzen Missionaren, die sich in die Entwicklungsländer einst aufmachten, um ihre Heilslehre durchzusetzen, womit sie vor allem gewachsene Strukturen zerstörten und ganze Kulturen vernichteten.
Viele Entwicklungsländer sind um ihre eigene Geschichte gebracht worden
und damit wurden zugleich die Grundlagen zerstört, ein wenigstens halbwegs gesundes Gemeinwesen aufzubauen, zumal eine Schicht an Mächtigen entstand, die um jeden Preis jeden Widerstand und viele Entwicklungen verhindern, weil sie dann ja etwas abgeben müßten.
bin rabenkrähe
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#293852) Verfasst am: 12.05.2005, 20:58 Titel: |
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Ein Artikel über die EU-Politik gegenüber der 3. Welt (genauer AKP-Staaten):
Pflicht zum Freihandel
Der Autor zeigt, wie die EU andere Staaten zur Aufgabe von Protektionismus und Agrarsubventionen zwingt, diese aber natürlich selbst beibehält.
Ein Ausschnitt:
Zitat: | Überdies sucht die Union in den Verhandlungen durchzusetzen, was sie im Rahmen der WTO nicht erreichen konnte: den "freien und unverfälschten Wettbewerb", wie es in einer der EU-Verfassung würdigen Formulierung heißt, ferner die Gleichbehandlung in- und ausländischer Unternehmen bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen und schließlich den Abbau der Investitionsregulierungen, wie sie in den meisten AKP-Ländern bislang noch in Kraft sind.
Als Begründung dieser Forderungen betet die Union die Litanei der Arbeitgeberlobby nach, die da behauptet, Deregulierung schaffe ein günstiges Investitionsklima. Diese Rede ist nicht länger glaubhaft: Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Studien über bilaterale Abkommen, die die von der EU geforderten Klauseln enthalten, und alle relativieren sie die Auswirkungen von Deregulierungsmaßnahmen auf den Zufluss von Auslandsinvestitionen. Sogar die Weltbank muss einräumen, dass "die Analyse der OECD-Auslandsdirektinvestitionen in den Entwicklungsländern in den vergangenen zwanzig Jahren kaum Belege für die These zutage fördert, dass bilaterale Investitionsabkommen zusätzliche Investitionen generieren".
Doch was soll's. Die europäischen Konzerne wollen freie Hand haben, wo immer sie investieren, und maximalen Profit aus fehlenden Lohnforderungen, Sozialgesetzen und Umweltauflagen ziehen. In diesem Geist führt die EU-Kommission trotz der Proteste der Betroffenen und der internationalen Solidarität der Globalisierungskritiker die EPA-Verhandlungen weiter. |
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