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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2239014) Verfasst am: 21.01.2021, 12:35 Titel: |
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Blitzstrahl hat folgendes geschrieben: | Dann wäre noch zu klären, was eigentlich Neulinke sind. Meist handelt es sich doch um Liberale mit einer minimalen linken Tünche, wenn überhaupt. |
So wie beachbernie zum Beispiel?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Pan narrans just another monkey on the web
Anmeldungsdatum: 24.08.2020 Beiträge: 146
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(#2239015) Verfasst am: 21.01.2021, 12:35 Titel: |
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Blitzstrahl hat folgendes geschrieben: |
Die Demokraten haben nur deshalb gewonnen, weil Trump in Sachen Pandemie total versagt hat. Wäre Corona ihm nicht in die Quere gekommen, sein Sieg wäre gesichert gewesen.
Wie kommst du eigentlich darauf, dass die Demokraten eine Interessensvertretung kleiner Leute je werden könnte, wo sie doch gleichfalls stramme Vertreter des Großkapitals, also der Konzerne sind. Du wartest also auf Godot. Dann wäre noch zu klären, was eigentlich Neulinke sind. Meist handelt es sich doch um Liberale mit einer minimalen linken Tünche, wenn überhaupt. Dann wäre da noch abzuklären, wie denn eigentlich die Sprache der kleinen Leute ausschauen soll, auf die die Demokraten doch rekurrieren sollten. |
Richtig.
Falls du (oder jeder hier) mal zu viel Zeit haben solltest:
https://jacobin.de/artikel/progressiver-neoliberalismus-nancy-fraser-trump/
Daraus:
Zitat: |
Vom progressiven Neoliberalismus zu Trump
Der hegemoniale Block, der die US-amerikanische Politik vor Trump dominierte, war der des progressiven Neoliberalismus. Was klingt wie ein Widerspruch in sich, war die höchst reale, mächtige Allianz zweier seltsamer Gefährten: Auf der einen Seite der liberale Mainstream der Neuen Sozialen Bewegungen (Feminismus, Antirassismus, Multikulturalismus, Ökologie und Lesben- und Schwulenbewegung), auf der anderen Seite die dynamischsten, kulturell einflussreichsten und am stärksten finanzialisierten Sektoren der amerikanischen Wirtschaft (Wall Street, Silicon Valley und Hollywood). Was dieses eigenartige Paar zusammenhielt, war eine charakteristische Verquickung von Verteilungs- und Anerkennungsvorstellungen.
Der progressiv-neoliberale Block verband ein ökonomisches Programm von Geldherrschaft und gesellschaftlicher Enteignung mit einer liberalen und meritokratischen Anerkennungspolitik. Die Verteilungskomponente dieser Verbindung war neoliberal. Entschlossen, die Kräfte des Marktes von den Ketten des Staates, von Steuern und Abgaben zu befreien, setzten die Klassen, die diesen Block anführten, alles daran, die kapitalistische Wirtschaft zu liberalisieren und zu globalisieren. In erster Linie bedeutete das Finanzialisierung: Barrieren und Schutzvorkehrungen gegen unumschränkte Kapitalflüsse wurden abgeschafft, Banken dereguliert und räuberische Formen privater Verschuldung befördert. Der Deindustrialisierung, dem Niedergang von Gewerkschaften und der Ausbreitung prekärer, schlecht entlohnter Arbeitsplätze wurde nichts entgegengesetzt. Obwohl im Allgemeinen mit Ronald Reagan assoziiert, wurden substanzielle Teile dieses Programms von Bill Clinton durchgesetzt und konsolidiert. Diese Politik unterhöhlte den Lebensstandard von Arbeiterinnen und Teilen der Mittelschicht und verteilte den gesellschaftlichen Reichtum nach oben um – in allererster Linie sicherlich an das reichste Prozent der Bevölkerung, aber auch an die oberen Riegen der leitenden Angestellten, Selbstständigen und des Managements
Die progressiven Neoliberalen sind nicht die eigentlichen Visionäre dieser politischen Ökonomie. Diese Ehre gebührt der Rechten, ihren intellektuellen Fackelträgern Friedrich Hayek, Milton Friedman und James Buchanan, ihren politischen Visionären Barry Goldwater und Ronald Reagan sowie zahlungskräftigen Spendern wie den Brüdern Koch. Doch in einem Land, dessen Common Sense immer noch geprägt war von der sozialdemokratischen Ideologie des New Deal, der ‚Bürgerrechtsrevolution‘ und den Bewegungen der Neuen Linken, konnte die scharf rechte, ‚fundamentalistische‘ Variante des Neoliberalismus allein nicht hegemonial werden. Um siegreich zu werden, musste sich das neoliberale Projekt in einem ganz neuen Gewand präsentieren, ein breiteres Publikum ansprechen und sich mit nicht-ökonomischen Vorstellungen von Befreiung und Emanzipation verbinden. Nur verkleidet als progressives Projekt konnte eine zutiefst regressive politische Ökonomie das dynamische Zentrum eines neuen hegemonialen Blocks werden. |
(gefettet von mir)
Da sind dann auch die Neulinken, jene Liberalen mit linker Tünche – also solche, welche die regressiv-tribalistische Identitätspolitik für Emanzipation halten und damit eigentlich nur das Feigenblatt für Kapitalinteressen hochhalten, ohne es zu merken.
Deshalb: Ja, Trump mag man nun, allen Göttern und sonstigen metaphysischen Entiäten sei Dank, los sein – aber so viel gewonnen ist noch nicht. In vier oder acht Jahren könnte der nächste Trump kommen. Wenn die amerkanischen Linken weiterhin dermaßen mit dem Pferd der "Critical Race Theory" sämtliche polit-ökonomische Betrachtungen niedertrampeln, dann wohl eher in vier.
_________________ Heute ist es zwar schlechter als gestern, dafür aber besser als morgen!
Klimawandel: "Wer glaubt, diese Mammutaufgabe den Marktkräften überlassen zu können, glaubt auch an den Trickle-Down-Effekt." -Ines Schwerdtner
"This shit is ugly to the core; When it comes to the poor; No lives matter!" -Body Count-No Lives Matter
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#2239031) Verfasst am: 21.01.2021, 15:00 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Blitzstrahl hat folgendes geschrieben: | Dann wäre noch zu klären, was eigentlich Neulinke sind. Meist handelt es sich doch um Liberale mit einer minimalen linken Tünche, wenn überhaupt. |
So wie beachbernie zum Beispiel? |
Nach der Zeit der Empörungen kommt nun wieder die Zeit der Enttäuschungen.
Empörung ist wenigstens unterhaltsam. -.-
_________________
RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 21450
Wohnort: Swift Tuttle
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(#2239052) Verfasst am: 21.01.2021, 18:32 Titel: |
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https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/trump-begnadigt-4-blackwater-soeldner-aber-nicht-julian-assange-li.133951
Zitat: | Washington - US-Präsident Donald Trump hat in seiner letzten Amtshandlung vier Männer begnadigt, die als Söldner im Irak tätig waren. Die Männer waren wegen Mordes an irakischen Zivilisten in Bagdad verurteilt worden. Sie arbeiteten für die private Söldner-Firma Blackwater. Die Sicherheitsfirma ist weltweit für ihre Einsätze berüchtigt und gehörte früher Erik Prince. Betsy DeVos, die als Bildungssekretärin von Herrn Trump fungierte, ist die Schwester von Prince. |
sieh an.
interessant: die jeweiligen präsidenten und die anzahl ihrer begnadigungen.
_________________ "als ob"
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Kat ich bin dann mal weg...
Anmeldungsdatum: 29.04.2011 Beiträge: 1200
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(#2239053) Verfasst am: 21.01.2021, 18:54 Titel: |
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Wilson hat folgendes geschrieben: | interessant: die jeweiligen präsidenten und die anzahl ihrer begnadigungen. |
Ja, aber die Zahlen wären aussagekräftiger, wenn sie in Bezug zu der Amtszeit der Präsidenten gesetzt worden wäre.
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 21450
Wohnort: Swift Tuttle
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(#2239055) Verfasst am: 21.01.2021, 19:01 Titel: |
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Kat hat folgendes geschrieben: | Wilson hat folgendes geschrieben: | interessant: die jeweiligen präsidenten und die anzahl ihrer begnadigungen. |
Ja, aber die Zahlen wären aussagekräftiger, wenn sie in Bezug zu der Amtszeit der Präsidenten gesetzt worden wäre. |
ja, und noch mehr infos wären interessant gewesen. z.b. religion
_________________ "als ob"
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22259
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(#2239065) Verfasst am: 21.01.2021, 20:09 Titel: |
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Kat hat folgendes geschrieben: | Wilson hat folgendes geschrieben: | interessant: die jeweiligen präsidenten und die anzahl ihrer begnadigungen. |
Ja, aber die Zahlen wären aussagekräftiger, wenn sie in Bezug zu der Amtszeit der Präsidenten gesetzt worden wäre. |
Na, man könnte es ja zu einer Zeitreihe umsortieren. Es sieht für mich so aus, als hätte die Zahl der Begnadigungen seit dem 2.WK in der Tendenz drastisch abgenommen.
Interessant wäre zu wissen, aufgrund welchen Prozederes, welchen Gründen und von Strafen für welche Verbrechen jemand begnadigt wurde.
ZB ist es ja ein großer Unterschied, ob die Vorschläge durch ein standardisiertes Verfahren im Justizministerium kommen oder durch persönlichen Einfluss von Buddies oder vielleicht auch Bürgerrechtsorganisationen (zB bei rassistischer Justiz).
Ebenso, ob es um sehr harte Strafen bei Kleindelikten geht, Dinge wie Fahnenflucht, Verbrechen von Sicherheitsorganen oder persönlichen Buddies.
Ob der Präsident sich davon Vorteile erhoffen kann oder nicht. Usw.
Die reinen Zahlen geben nicht viel her, um die Begnadigungspraxis zu beurteilen.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2239069) Verfasst am: 21.01.2021, 20:21 Titel: |
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Blitzstrahl hat folgendes geschrieben: |
Die Demokraten haben nur deshalb gewonnen, weil Trump in Sachen Pandemie total versagt hat. Wäre Corona ihm nicht in die Quere gekommen, sein Sieg wäre gesichert gewesen.
Wie kommst du eigentlich darauf, dass die Demokraten eine Interessensvertretung kleiner Leute je werden könnte, wo sie doch gleichfalls stramme Vertreter des Großkapitals, also der Konzerne sind. Du wartest also auf Godot. |
Ich sagte ja, dass das ein long shot ist und nicht sehr wahrscheinlich
Zitat: | Dann wäre noch zu klären, was eigentlich Neulinke sind. Meist handelt es sich doch um Liberale mit einer minimalen linken Tünche, wenn überhaupt. Dann wäre da noch abzuklären, wie denn eigentlich die Sprache der kleinen Leute ausschauen soll, auf die die Demokraten doch rekurrieren sollten. |
Was damit gemeint ist hat ein Kandidat der Demokraten in Texas auf den Punkt gebracht. Der Mann erklärte, dass er, selber Latino, im Wahlkampf von Latinos, eine Wählergruppe auf die die Demokraten fuer die Zukunft grosse Hoffnungen setzen, immer wieder zur hören bekam, dass sie sich von den Demokraten alleingelassen fuehlen. Anstatt deren tatsächliche Probleme anzugehen, wie z.B. Mindestlohn, Hilfe bei Einbürgerungen, Familiennachzug, ungenügender Zugang zu Sozialversicherungen etc., diskutieren Teile der Demokraten lieber in epischer Breite ob man nicht besser Latino/a oder Latinx anstatt Latino sagen soll, was diesen Leuten absolut am Arsch vorbeigeht. (In Umfragen geben gerade mal 3% an, das sinnvoll zu finden) Mit solchem Bloedsinn hat man bereits greise Teile der weissen Arbeiterschaft vergrault.
_________________ Defund the gender police!!
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22259
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(#2239071) Verfasst am: 21.01.2021, 20:24 Titel: |
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Das Problem ist das Fehlen einer linken Verteilungspolitik und nicht das Ausüben einer linken Anerkennungspolitik. Dass beides Gegensätze seien, ist purer Blödsinn.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2239076) Verfasst am: 21.01.2021, 20:37 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Blitzstrahl hat folgendes geschrieben: | Dann wäre noch zu klären, was eigentlich Neulinke sind. Meist handelt es sich doch um Liberale mit einer minimalen linken Tünche, wenn überhaupt. |
So wie beachbernie zum Beispiel? |
Was die Demokraten (genauso wie andere relativ links zu verortende Parteien) wieder brauchen, das sind z.B. aktive Gewerkschafter in den Betrieben, denen ruhig auch mal ein sexistischer Witz rausrutschen darf und die von den Leuten am Fliessband verstanden werden, und keine arbeitsfernen Spinner an irgendwelchen Instituten, die den lieben langen Tag sexistische Witze analysieren und andere Leute aus ihren Positionen rausdrängen, weil denen mal ein sexistischer Witz rausgerutscht ist, die aber ansonsten voellig ausserstande sind mit den Leuten zu reden, die eigentlich die natürliche Klientel linker Politik sein müssten.
Gerade in den USA sollte man sich mal Gedanken machen, was Aufgabe linker Politik ist und was nicht und vor allem fuer wen die gemacht wird, sonst wird Donald Trump kein einmaliger "Betriebsunfall" bleiben. Am Ende bedienen die Demokraten auf der einen Seite Wallstreet und die Grosskonzerne, auf der anderen Seite irgendwelche exotischen Minderheiten und das weite Feld dazwischen wird rechter Idenditaetspolitik, sprich Neonazis ueberlassen. In Europa droht der Linken Ähnliches, wenn man weiter jeder Mode aus dem Amiland blind hinterher rennt. Gerade die europäische Linke weiss doch wie es besser geht, die lebten doch mal vom Rückhalt in den Betrieben (zugegebenermassen vor recht langer Zeit)
_________________ Defund the gender police!!
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2239077) Verfasst am: 21.01.2021, 20:40 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Kat hat folgendes geschrieben: | Wilson hat folgendes geschrieben: | interessant: die jeweiligen präsidenten und die anzahl ihrer begnadigungen. |
Ja, aber die Zahlen wären aussagekräftiger, wenn sie in Bezug zu der Amtszeit der Präsidenten gesetzt worden wäre. |
Na, man könnte es ja zu einer Zeitreihe umsortieren. Es sieht für mich so aus, als hätte die Zahl der Begnadigungen seit dem 2.WK in der Tendenz drastisch abgenommen.
Interessant wäre zu wissen, aufgrund welchen Prozederes, welchen Gründen und von Strafen für welche Verbrechen jemand begnadigt wurde.
ZB ist es ja ein großer Unterschied, ob die Vorschläge durch ein standardisiertes Verfahren im Justizministerium kommen oder durch persönlichen Einfluss von Buddies oder vielleicht auch Bürgerrechtsorganisationen (zB bei rassistischer Justiz).
Ebenso, ob es um sehr harte Strafen bei Kleindelikten geht, Dinge wie Fahnenflucht, Verbrechen von Sicherheitsorganen oder persönlichen Buddies.
Ob der Präsident sich davon Vorteile erhoffen kann oder nicht. Usw.
Die reinen Zahlen geben nicht viel her, um die Begnadigungspraxis zu beurteilen. |
Richtig. Gerade die Begnadigungen von persönlichen Kumpels und politischen Helfern sollten fuer jeden Praesidenten tabu sein. In anderen Bereichen nennt man sowas "Interessenkonflikt".
_________________ Defund the gender police!!
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22259
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(#2239083) Verfasst am: 21.01.2021, 20:52 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Was die Demokraten (genauso wie andere relativ links zu verortende Parteien) wieder brauchen, das sind z.B. aktive Gewerkschafter in den Betrieben, denen ruhig auch mal ein sexistischer Witz rausrutschen darf und die von den Leuten am Fliessband verstanden werden, [...] |
Ich würde ja absolut zustimmen, dass aktive Gewerkschafter in den Betrieben wichtig sind.
Es verschließt sich mir nur völlig, warum es irgendwie wichtig sein soll, dass "denen ruhig auch mal ein sexistischer Witz rausrutschen darf". Sind Gewerkschafter deiner Meinung nach verständnislose Trottel, die das leider nicht vermeiden können? Sind Arbeiter prinzipiell sexistische Arschlöcher, sodass das nötig wäre, um ihr Vertrauen zu gewinnen? Gibt es in Betrieben keine Arbeiterinnen, die sexistische Witze vielleicht auch nicht so prall finden?
Oder machst du hier vielleicht einen völlig unnötigen, künstlichen Gegensatz auf, weil es dir wichtig ist, dass Männer nicht wegen sexistischer Witze kritisiert werden?
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2239088) Verfasst am: 21.01.2021, 21:07 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: | Was die Demokraten (genauso wie andere relativ links zu verortende Parteien) wieder brauchen, das sind z.B. aktive Gewerkschafter in den Betrieben, denen ruhig auch mal ein sexistischer Witz rausrutschen darf und die von den Leuten am Fliessband verstanden werden, [...] |
Ich würde ja absolut zustimmen, dass aktive Gewerkschafter in den Betrieben wichtig sind.
Es verschließt sich mir nur völlig, warum es irgendwie wichtig sein soll, dass "denen ruhig auch mal ein sexistischer Witz rausrutschen darf". Sind Gewerkschafter deiner Meinung nach verständnislose Trottel, die das leider nicht vermeiden können? Sind Arbeiter prinzipiell sexistische Arschlöcher, sodass das nötig wäre, um ihr Vertrauen zu gewinnen? Gibt es in Betrieben keine Arbeiterinnen, die sexistische Witze vielleicht auch nicht so prall finden?
Oder machst du hier vielleicht einen völlig unnötigen, künstlichen Gegensatz auf, weil es dir wichtig ist, dass Männer nicht wegen sexistischer Witze kritisiert werden? |
Das ist mir nicht wichtig, sondern egal. Wichtig ist einzig, dass sie von den Leuten verstanden werden, deren Sprache sprechen. Das ist genau mein Punkt.
Oder meinst Du es soll wichtig sein, dass denen keiner rausrutscht, so wie das gegenwärtig der Fall ist?
_________________ Defund the gender police!!
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#2239091) Verfasst am: 21.01.2021, 21:27 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Das Problem ist das Fehlen einer linken Verteilungspolitik und nicht das Ausüben einer linken Anerkennungspolitik. Dass beides Gegensätze seien, ist purer Blödsinn. |
Du meinst wohl eine Politik der sozialen Reformen, wenn du von "linker Verteilungspolitik" sprichst.
Der sozialdemokratische Reformismus, der quasi "Verteilungsprobleme" der Kapitalmaschinerie zu "reparieren" versucht, ist doch gescheitert und zu Ende.
Da gibt es auch keine Wiederbelebung mehr.
Deshalb wurde die linke Identitätspolitik als Ersatz entdeckt. Und die wird seitdem von den Post-Sozialdemokraten als einzige Perspektive von Gleichheit vor sich her getragen.
Ansonsten aber gleichen sich SPD, CDU/CSU, FDP und AfD in allen wesentlichen Fragen bezüglich Produktionsverhältnissen wie Eier im Karton.
Und das steht dann letztendlich an "unterschiedlichen" Parteien zur Wahl, wobei die Grünen noch ein bisschen Öko (- bloß nicht gegen die Konzerninteressen, sondern in Einklang mit diesen! -) und die Linke noch ein bisschen SPD-Neo-Style in ihre Wahlwerbebroschüren mit reinpacken, zum Angucken und sieht nett aus.
Was wir heute erleben, ist die Angleichung, die Nivellierung aller größeren Parteien, welche die schwarze Sonne namens "Neoliberallala" anbeten und um diese herum schwirren, so wie Motten um ein schwarzes Loch.
Und in den USA haben wir konsequenter Weise nur noch 2 Parteien, eine blau, die andere rot, so wie im Fußball mit den Reds und the Blues. Beide haben ihre Fans, aber die Konzerne und Militärs wissen, dass sie von Biden Parteien - Achtung Wortwitz! - das Gleiche zu erwarten haben und sich nicht sorgen müssen - anders als Millionen von Lohnsklaven und die Natur als solche ...-
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#2239098) Verfasst am: 21.01.2021, 21:52 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Blitzstrahl hat folgendes geschrieben: | Dann wäre noch zu klären, was eigentlich Neulinke sind. Meist handelt es sich doch um Liberale mit einer minimalen linken Tünche, wenn überhaupt. Dann wäre da noch abzuklären, wie denn eigentlich die Sprache der kleinen Leute ausschauen soll, auf die die Demokraten doch rekurrieren sollten. |
Was damit gemeint ist hat ein Kandidat der Demokraten in Texas auf den Punkt gebracht. Der Mann erklärte, dass er, selber Latino, im Wahlkampf von Latinos, eine Wählergruppe auf die die Demokraten fuer die Zukunft grosse Hoffnungen setzen, immer wieder zur hören bekam, dass sie sich von den Demokraten alleingelassen fuehlen. Anstatt deren tatsächliche Probleme anzugehen, wie z.B. Mindestlohn, Hilfe bei Einbürgerungen, Familiennachzug, ungenügender Zugang zu Sozialversicherungen etc., diskutieren Teile der Demokraten lieber in epischer Breite ob man nicht besser Latino/a oder Latinx anstatt Latino sagen soll, was diesen Leuten absolut am Arsch vorbeigeht. (In Umfragen geben gerade mal 3% an, das sinnvoll zu finden) Mit solchem Bloedsinn hat man bereits greise Teile der weissen Arbeiterschaft vergrault. | Anläßlich der Amtseinführung gab es dann ja mal wieder einige dieser Themenabende mit Dokus auf Phoenix etc., in denen die Reporter übers Land fuhren und die Leute fragten, warum sie den und denjenigen wählen wollten oder gewählt hätten. Darunter ja dann auch wieder so eine unwahrscheinlich junge blonde Frau, die merkwürdigerweise ganz begeistert von der "konservativen Wende" war, die Trump und Konsorten versprochen hätten. Einer der Gedanken dazu war natürlich: Wie kann ein junger Mensch denn bitte stock-konservativ sein, will derjenige nicht was verändern oder bewegen?
Nun ja, oder um es weniger krass zu sehen, gibt es vielleicht Überschneidungen zwischen einer neoliberalen und einer progressiven Sicht, die man auch relativ theoriefrei finden kann? (Denn ob so viele Studenten sich quer durch die ökonomischen Betrachtungen von Marx bis Hayek gelesen haben?)
Das mit den Studenten erwähnte ich wegen dieser Arbeitshypothese aus dem "stream of consciousness":
Erstmal sind viele der "politisch Korrekten" womöglich recht gut ausgebildet, Studenten oder junge Absolventen. Viele von ihnen können sich einfach nicht in der Position sehen, irgendwann mal arbeitslos zu sein oder seine Krankheitskosten nicht bezahlen zu können oder Ähnliches. Einige von ihnen verlieren diese Menschen dann auch aus dem Blick. Einige Andere sehen schon, daß es sie gibt und daß man ihnen helfen muß, aber halt, daß es auch ein System geben muß, mit dem das Geld generiert wird, um denen zu helfen, die noch nicht oder nicht mehr leistungsfähig sind.
Als junger Mensch sieht man sich natürlich aber auch als tatkräftig und leistungsfähig an, man denkt, man könne in diesem System bestehen und will für sich möglichst wenig Restriktionen haben. Das kann man in gewisser Weise auch empfinden, obwohl man sich eigentlich gesellschaftspolitisch als links sieht.
Ja, es kann auch sein, daß man sich damit "selbst in den Fuß schießt", indem man da einen Weg geht, der z.B. Altersarmut vorzeichnet, weil z.B. unbezahlte Kettenpraktika v.a. dem Unternehmer nutzen, oder man irgendwann mit 40 nicht mehr 14 Stunden am Tag asten kann oder will (weil sich auch die Prioritäten irgendwann verschieben), aber die Entlohnung nie so pralle war, daß man mit acht Stunden auskäme; oder es dann "Ende der Karriere" heißt, weil es dann heißt, daß man sich "nicht genügend einsetze"... .
quote-Tags gerichtet. vrolijke
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#2239119) Verfasst am: 21.01.2021, 22:56 Titel: |
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https://twitter.com/rosierifka/status/1352302343770034180
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RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2239138) Verfasst am: 22.01.2021, 00:31 Titel: |
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Das ähnelt mehr der Ständedemokratie als sonst irgendwas.
_________________ Defund the gender police!!
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22259
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(#2239157) Verfasst am: 22.01.2021, 02:15 Titel: |
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Naja, aber dass die kleineren Staaten im US-Föderalismus dadurch geschützt werden, dass im Senat alle Staaten gleich viele Sitze haben, während es im Abgeordnetenhaus nach der Bevölkerung geht, ist nun mal von der Verfassung explizit so gewollt. Diese Überrepräsentation kleinerer Bundesländer haben wir im Bundesrat ja auch (wenn auch nicht ganz so stark, da die Stimmenzahlen nicht exakt gleich sind).
Sicher wäre eine Milderung dieses Zustandes erstrebenswert, etwa indem diese föderale Parlamentskammer geringere Rechte erhält als die andere, o.Ä. Aber so eine föderale Komponente ist ja nicht grundsätzlich falsch.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#2239159) Verfasst am: 22.01.2021, 02:23 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Das ähnelt mehr der Ständedemokratie als sonst irgendwas. |
Mich erinnert das ja eher an das Klassenwahlrecht. Oder war es die Aktionärsdemokratie?
_________________
RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2239160) Verfasst am: 22.01.2021, 02:32 Titel: |
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jdf hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Das ähnelt mehr der Ständedemokratie als sonst irgendwas. |
Mich erinnert das ja eher an das Klassenwahlrecht. Oder war es die Aktionärsdemokratie? |
Nun sind die USA keine Aktiengesellschaft, weshalb es wenig Sinn macht sie wie eine solche zu fuehren.
Oder um es auf den Punkt zu bringen: Die Stimmen bei Wahlen in einer politischen Entität ungleich zu gewichten ist genauso bescheuert wie diese bei Abstimmungen in wirtschaftlichen Entitäten, bei denen die Stimmberechtigten ungleich stark engagiert sind, gleich zu gewichten.
Oder, noch etwas mehr auf den Punkt gebracht: Zum Staat gehoert jeder mit genau einem Leben und er hat nur das eine um es versaut zu kriegen. In einer Aktiengesellschaft ist er mit x Aktien mit dabei und kann deshalb auch den Gegenwert von x Aktien verlieren, wenn da was schief geht. Was ist daran eigentlich so schwer zu begreifen?
_________________ Defund the gender police!!
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#2239161) Verfasst am: 22.01.2021, 02:33 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja, aber dass die kleineren Staaten im US-Föderalismus dadurch geschützt werden, dass im Senat alle Staaten gleich viele Sitze haben, während es im Abgeordnetenhaus nach der Bevölkerung geht, ist nun mal von der Verfassung explizit so gewollt. Diese Überrepräsentation kleinerer Bundesländer haben wir im Bundesrat ja auch (wenn auch nicht ganz so stark, da die Stimmenzahlen nicht exakt gleich sind).
Sicher wäre eine Milderung dieses Zustandes erstrebenswert, etwa indem diese föderale Parlamentskammer geringere Rechte erhält als die andere, o.Ä. Aber so eine föderale Komponente ist ja nicht grundsätzlich falsch. |
An dieser Stelle wäre es hilfreich sich mit der Geschichte des US-amerikanischen Wahlrechts zu befassen, was ich noch nicht in dem Maße getan habe, als dass ich sie nacherzählen könnte. Vllt hast du ja mal Lust dazu. Afaik hat vieles davon mit dem Bürgerkrieg zu tun.
Als Abhilfe der Ungleichheit wird häufig vorgeschlagen, Puerto Rico und DC zu Bundesstaaten zu machen. Dabei ginge es bei DC um eine drastische Verkleinerung des DC, so dass die "Restfläche" des heutigen DC dann der Bundesstaat wäre.
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RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#2239162) Verfasst am: 22.01.2021, 02:41 Titel: |
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jdf hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja, aber dass die kleineren Staaten im US-Föderalismus dadurch geschützt werden, dass im Senat alle Staaten gleich viele Sitze haben, während es im Abgeordnetenhaus nach der Bevölkerung geht, ist nun mal von der Verfassung explizit so gewollt. Diese Überrepräsentation kleinerer Bundesländer haben wir im Bundesrat ja auch (wenn auch nicht ganz so stark, da die Stimmenzahlen nicht exakt gleich sind).
Sicher wäre eine Milderung dieses Zustandes erstrebenswert, etwa indem diese föderale Parlamentskammer geringere Rechte erhält als die andere, o.Ä. Aber so eine föderale Komponente ist ja nicht grundsätzlich falsch. |
An dieser Stelle wäre es hilfreich sich mit der Geschichte des US-amerikanischen Wahlrechts zu befassen, was ich noch nicht in dem Maße getan habe, als dass ich sie nacherzählen könnte. Vllt hast du ja mal Lust dazu. Afaik hat vieles davon mit dem Bürgerkrieg zu tun.
Als Abhilfe der Ungleichheit wird häufig vorgeschlagen, Puerto Rico und DC zu Bundesstaaten zu machen. Dabei ginge es bei DC um eine drastische Verkleinerung des DC, so dass die "Restfläche" des heutigen DC dann der Bundesstaat wäre. |
Das reformbedürftige Wahlrecht in den USA hat vor allem viel mit der Sklaverei zu tun. Man wollte z.B. ursprünglich verhindern, dass die wählerreichen Staaten des Nordens, in denen die Gegnerschaft zur Sklaverei weit verbreitet war, den Staaten des Südens, deren Wirtschaft ungleich viel stärker auf der Ausbeutung von Sklaven beruhte, die Sklaverei verbieten und dadurch deren Wirtschaft zerstören koennen. Zum diesem Zweck kam man auf so allerhand Tricks, z.B. auf den bei der Berechnung der parlamentarischen Repräsentanz der Sklavenhalterstaaten deren Sklaven, die selbstverstaendlich selber nicht mitwählen konnten, einfach zur Wahlbevölkerung hinzuzurechnen, wodurch die Südstaaten stärker repräsentiert wurden als es ihnen von der Zahl ihrer Waehler her eigentlich zustand.
_________________ Defund the gender police!!
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#2239165) Verfasst am: 22.01.2021, 04:15 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Naja, aber dass die kleineren Staaten im US-Föderalismus dadurch geschützt werden, dass im Senat alle Staaten gleich viele Sitze haben, während es im Abgeordnetenhaus nach der Bevölkerung geht, ist nun mal von der Verfassung explizit so gewollt. Diese Überrepräsentation kleinerer Bundesländer haben wir im Bundesrat ja auch (wenn auch nicht ganz so stark, da die Stimmenzahlen nicht exakt gleich sind).
Sicher wäre eine Milderung dieses Zustandes erstrebenswert, etwa indem diese föderale Parlamentskammer geringere Rechte erhält als die andere, o.Ä. Aber so eine föderale Komponente ist ja nicht grundsätzlich falsch. |
An dieser Stelle wäre es hilfreich sich mit der Geschichte des US-amerikanischen Wahlrechts zu befassen, was ich noch nicht in dem Maße getan habe, als dass ich sie nacherzählen könnte. Vllt hast du ja mal Lust dazu. Afaik hat vieles davon mit dem Bürgerkrieg zu tun.
Als Abhilfe der Ungleichheit wird häufig vorgeschlagen, Puerto Rico und DC zu Bundesstaaten zu machen. Dabei ginge es bei DC um eine drastische Verkleinerung des DC, so dass die "Restfläche" des heutigen DC dann der Bundesstaat wäre. |
Das reformbedürftige Wahlrecht in den USA hat vor allem viel mit der Sklaverei zu tun. Man wollte z.B. ursprünglich verhindern, dass die wählerreichen Staaten des Nordens, in denen die Gegnerschaft zur Sklaverei weit verbreitet war, den Staaten des Südens, deren Wirtschaft ungleich viel stärker auf der Ausbeutung von Sklaven beruhte, die Sklaverei verbieten und dadurch deren Wirtschaft zerstören koennen. Zum diesem Zweck kam man auf so allerhand Tricks, z.B. auf den bei der Berechnung der parlamentarischen Repräsentanz der Sklavenhalterstaaten deren Sklaven, die selbstverstaendlich selber nicht mitwählen konnten, einfach zur Wahlbevölkerung hinzuzurechnen, wodurch die Südstaaten stärker repräsentiert wurden als es ihnen von der Zahl ihrer Waehler her eigentlich zustand. | Wobei natürlich das ganze System in der Zwischenzeit so einige "Realignments" erlebt hat. Wen das System nun politisch bevorteilt, kann sich also im Laufe der Jahrzehnte ändern. Die Konstante ist aber, daß bevölkerungsärmere Staaten schon aufgrund ihrer Zahl ein deutliches Übergewicht gegenüber bevölkerungsreichen haben.
Und auch die Rechtfertigungen ändern sich im Laufe der Zeit: Vor vielen Jahren erklärte mal jemand, befragt über das Wahlsystem der USA, das sei so eingerichtet, damit man es sich nicht leisten könnte, Politik gegen eine Minderheit zu betreiben, weil die sich ja organisieren und relativ einfacher kontern könnte als bei einem "popular vote-System": Wie gesagt, es hätten sich (in einem Szenario, in dem alles Andere gleich geblieben wäre) ungefähr 22.000 Wähler (sofern halt in den engsten drei Staaten) anders entscheiden müssen, dann wäre Trump wiedergewählt worden, hätte Biden der landesweite Vorsprung von sieben Millionen Stimmen nichts genützt.
Als Nachteil des Systems könnte man aber auch sehen, daß es letztlich auch nicht ums ganze Land geht, sondern um die Bearbeitung von "swing states": Die Akteure fühlen sich dann möglicherweise gar nicht bemüßigt, ihre politischen Vorhaben dem ganzen Land zu erklären. (Und wenn möglicherweise nur Themen aufs Tapet kommen, die in "swing states" gut ankommen, könnte das auch unverträglich mit den Interessen des gesamten Landes sein.)
In einem popular vote-System wäre die Trennung andererseits auch erstmal nicht so sehr anders als bisher, nämlich ganz stark zwischen Stadt und Land: Demnach haben zunächst mal die Demokraten einen deutlichen Vorteil, weil sie in den großen Städten die Stimmen einsammeln können, während auf dem "platten Land" die Konservativen im Vorteil sind. Andererseits könnte das ja auch zu Veränderungen bei den Anderen führen: Um ihre Chancen zu verbessern, müßten die Republikaner dann so oder so auch mal wieder ein bißchen urbaner und damit tendentiell eher liberaler werden... . (Das kann natürlich auch ein Fehlurteil sein: Einerseits haben die Republikaner in Georgia festgestellt, daß sie ein "strukturelles Problem" hatten. Andererseits in den betreffenden Staaten 22.000 Republikaner zu finden, die diesmal einen Demokraten gewählt haben, weil sie Trump ablehnen, und ansonsten einen anderen Republikaner gewählt hätten, dürfte auch nicht so schwer sein.)
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Lord Snow I am the one who knocks
Anmeldungsdatum: 05.09.2006 Beiträge: 6445
Wohnort: Würzburg
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(#2239171) Verfasst am: 22.01.2021, 10:32 Titel: |
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https://www.n-tv.de/politik/Rechtsextreme-Proud-Boys-lassen-Trump-fallen-article22308657.html
Manche Gruppierungen lassen ihn nun fallen!
Stellt sich die Frage, wem wenden sie sich zu? Deren Extremismus mag von Trump befeuert worden sein, aber er dürfte nicht abschwächen, jetzt da sie sich abwenden...
_________________ Ich irre mich nie! Einmal dachte ich, ich hätte mich geirrt, aber da hatte ich mich getäuscht
"Der Gott, der Gott sterben läßt, um Gott zu besänftigen"...Hundert Folianten, die für oder wider das Christentum geschrieben worden sind, ergeben eine geringere Evidenz als der Spott dieser zwei Zeilen.
Denis Diderot
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Blitzstrahl als Doppelnick gesperrt
Anmeldungsdatum: 22.08.2020 Beiträge: 329
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(#2239186) Verfasst am: 22.01.2021, 12:39 Titel: |
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Wer am Fallen ist, der wird gar oft verlassen, ähnlich den Ratten, die das sinkende Schiff verlassen. Sie sind aber wieder fix da, wenn dieses geborgen und erneut flott gemacht wird. Mit einem Wort, dort wo die Macht ist, da läßt sich`s "tummeln".
Sollte Trump je wieder als Präsident gewählt werden, dann sind die meisten "Abspringer" wieder da, bieten ihre Dienste an, kunkeln so Allerlei mit diesem dann aus. Jetzt wird erst einmal nachgetreten, wie das gegenüber Verlierern ja so oft geschieht. ausgenommen sind lediglich die, die von Anbeginn gegen Trump und Konsorte waren.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22259
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(#2239190) Verfasst am: 22.01.2021, 13:49 Titel: |
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Auch die Anhänger Trumps selbst dürften sich spalten: Meiner Einschätzung nach werden sie sich teils ganz von der Parteipolitik abwenden und in Teilen noch weiter radikalisieren, wie es sich dem Artikel nach bei den Proud Boys andeutet, mit ernster Terrorgefahr; teils werden sie unbeirrt an ihm oder sich zu ihm bekennenden Figuren festhalten und in diesem Sinne weiter die GOP zu dominieren versuchen; teils werden sie zu der vor Trump typischen Republikaner-Politik (also auch schon eine heuchlerische Mischung aus Konservatismus, Neoliberalismus und purer Machttaktik) zurückkehren.
Zu welchen Anteilen das passiert, ist mE ganz schlecht abzuschätzen.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Pan narrans just another monkey on the web
Anmeldungsdatum: 24.08.2020 Beiträge: 146
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(#2239193) Verfasst am: 22.01.2021, 14:10 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Das Problem ist das Fehlen einer linken Verteilungspolitik und nicht das Ausüben einer linken Anerkennungspolitik. Dass beides Gegensätze seien, ist purer Blödsinn. |
Es müssten keine Gegensätze sein. Wenn das eine das andere aber ersetzt, dazu noch als Feigenblatt instrumentalisiert wird und dazu noch als zunehmend quasi-religiöse, totalitäre Version, die das eigentliche Anliegen längst zugunsten eines Rückfalls in einen stumpfen Tribalismus ad absurdum geführt hat zur Spaltung beiträgt und die große Masse der Menschen eher abschreckt als abholt – dann, doch, dann sind das Gegensätze.
Die Fokussierung auf Identitätspolitik, wie sie derzeit grassiert, ist der schlimmste Fehler, den Linke heute machen können.
@Skeptiker
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Der sozialdemokratische Reformismus, der quasi "Verteilungsprobleme" der Kapitalmaschinerie zu "reparieren" versucht, ist doch gescheitert und zu Ende.
Da gibt es auch keine Wiederbelebung mehr. |
Ach, ich weiß nicht. Vielleicht hat ja doch der neoliberale Wahnsinn demnächst ein Ende und im Zuge einer großen keynesianischen Wende gibt es einen fetten New New Deal? Das würde ich gar nicht mal komplett ausschließen, denn immerhin ist der Kapitalismus sehr flexibel und es wäre eine gute selbstschützende Maßnahme.
_________________ Heute ist es zwar schlechter als gestern, dafür aber besser als morgen!
Klimawandel: "Wer glaubt, diese Mammutaufgabe den Marktkräften überlassen zu können, glaubt auch an den Trickle-Down-Effekt." -Ines Schwerdtner
"This shit is ugly to the core; When it comes to the poor; No lives matter!" -Body Count-No Lives Matter
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22259
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(#2239199) Verfasst am: 22.01.2021, 14:52 Titel: |
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Pan narrans hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Das Problem ist das Fehlen einer linken Verteilungspolitik und nicht das Ausüben einer linken Anerkennungspolitik. Dass beides Gegensätze seien, ist purer Blödsinn. |
Es müssten keine Gegensätze sein. Wenn das eine das andere aber ersetzt, dazu noch als Feigenblatt instrumentalisiert wird und dazu noch als zunehmend quasi-religiöse, totalitäre Version, die das eigentliche Anliegen längst zugunsten eines Rückfalls in einen stumpfen Tribalismus ad absurdum geführt hat zur Spaltung beiträgt und die große Masse der Menschen eher abschreckt als abholt – dann, doch, dann sind das Gegensätze. |
Nein, dann sind das immer noch keine Gegensätze (und deine Beschreibung ist eine ziemlich platte Verunglimpfung), und genau darauf muss man dann hinweisen. Und man muss das Fehlende einbringen, nicht das, was gemacht wird (und auch nicht falsch ist), bekämpfen. Am besten sollte man auf Zusammenhänge hinweisen, die es ja nun auch gibt.
Kurz: Beide Anliegen (und deren Vertreter) nicht spalten, sondern vereinen.
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Pan narrans just another monkey on the web
Anmeldungsdatum: 24.08.2020 Beiträge: 146
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(#2239354) Verfasst am: 23.01.2021, 11:46 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Nein, dann sind das immer noch keine Gegensätze (und deine Beschreibung ist eine ziemlich platte Verunglimpfung), und genau darauf muss man dann hinweisen. |
Doch, sind sie. Aber diese Beurteilung hängt natürlich davon ab, wie man das, was du als platte Verunglimpfung bezeichnest, beurteilt. Ich fürchte, ich kann meiner sicherlich harschen Formulierung gar nicht so viel Polemik zubilligen. Dass es auch vernünftige Versionen von Identitätspolitik gibt, das schenke ich dir. Aber da sind sie in den Staaten schon lange von weg und hier schwappt das auch immer mehr rüber.
Siehst du diese Problematik gar nicht? Oder nur nicht in dem (relevanten) Ausmaß?
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Und man muss das Fehlende einbringen, nicht das, was gemacht wird (und auch nicht falsch ist), bekämpfen. Am besten sollte man auf Zusammenhänge hinweisen, die es ja nun auch gibt. |
Ja, gut. Dabei muss man aber eben schon die problematischen Punkte bei dem, was gemacht wird und die sehr wohl falsch sind, auch angehen. Und dazu zählt auch, die Rolle als Feigenblatt nicht zu leugnen. Progressiver Neoliberalismus ist m.E. schon sehr treffend.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Kurz: Beide Anliegen (und deren Vertreter) nicht spalten, sondern vereinen. |
Ja gut, darauf können wir uns zumindest einigen. Nur: Wer spaltet hier denn?
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wolle Anti-Theist und Welt-Verbesserer
Anmeldungsdatum: 23.03.2015 Beiträge: 4273
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(#2239416) Verfasst am: 23.01.2021, 17:26 Titel: |
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narr hat folgendes geschrieben: | Kann denn jemand begnadigt werden, der noch gar nicht verurteilt ist? |
Ja.
Theoretisch hätte Trump sich und seine Familie auf die Begnadigungs-Liste setzen können.
Aber dieses Mal hat er auf seine Berater gehört und darauf verzichtet.
Code: | https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-01/donald-trump-machtwechsel-usa-selbstbegnadigung-strafverfolgung | schrieb:
Zitat: | Sich selbst begnadigte Trump nicht. |
_________________ 72. Generalversammlung der Vereinten Nationen, Presse-Mitteilung
http://www.un.org/en/ga/72/presskit/pdf/full_kit72_en.pdf
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