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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#224095) Verfasst am: 05.12.2004, 21:59 Titel: Globalisierung und Entwicklungshilfe |
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Wir haben uns bereits viel mit den Entwicklungsländern befasst.
Auch mit der Ursache für ihr Elend.
Aber wie kann man ihnen da raus helfen? Und welche Rolle spielt die Globalisierung?
Ludwig von Mises hat folgendes geschrieben: |
Daß aber alle heute reicher wären, wenn nicht durch die Schutzzollpolitik die Produktion künstlich von den günstigeren örtlichen Produktionsbedingungen zu den weniger günstigen hingedrängt würde, ist klar. Bei vollkommener Freiheit des Handelsverkehrs würden Kapital und Arbeit dort angesetzt werden, wo sich die günstigsten Produktionsbedingungen bieten. |
Knaurs Historischer Weltatlas hat folgendes geschrieben: |
Obendrein schotten sich die Länder der Triaden nach Aussen durch Handelsschranken ab, die den Entwicklungsländern Einnahmeverluste von 500 Milliarden Dollar jährlich bescheren. |
Wobei dieser Weltatlas eine Ausgabe aus den frühen Neunzigern ist. Die Einnahmeverluste der Entwicklungsländer dürften sich bis heute eher vergrößert haben.
Die Politik tut in der Tat sein bestes, um eine funktionierende Weltwirtschaft durch die Abkapselung jedes einzelnen Gliedes, sei es durch den Föderalismus, oder durch diese Antiglobalisierungshysterie, zu verhindern.
Ernsthafte Versuche einer engen Internationalen Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern gab es bisher de facto nicht, was widerum die Unfähigkeit der Politik bestens demonstriert. Statt dessen versucht fast jeder Staat so viel wie möglich für sich selbst herauszuhollen, was der allgemeinheit schadet. Die Politik hat den Trend der Zeit verschlafen und ist taub gegen Herausforderungen, denen sich die Konzerne teilweise längst erfolgreich stellen. Unternehmer haben kein Problem, kosmopolitisch zu wirtschaften.
Sie werden dabei durch die zumeist unfähigen, oder ohnmächtigen Wirtschaftspolitiker behindert. In der Weltwirtschaftskrise Ende der Zwanziger und Anfang der Dreißiger mag das noch Sinn gemacht haben. Doch im wesentlichen setzt man die Politik der Autarkie von damals bis heute mit nur geringen Veränderungen fort.
Die nationalen Regierungen passen sich nur wenig an die neuen Bedingungen an. Ausnahmen bilden wirtschaftliche Zusammenschlüsse, die Nordamerikanische Freihandelszone, der, wenn auch sehr spät, auch Mexiko sich zu USA und Kanada anschließen durfte.
Die EU brachte ebenfalls erhebliche Lockerungen. Diese Handelspolitik mag bemerkenswert liberal erscheinen und sie ist es auch, wenn man bedenkt, wie erheblich gewisse demagogische Autarkiebestreben sind. Doch die Liberalität der Freihandelszonen verschleiert die Tatsache, dass dadurch die Entwicklungsländer nur noch mehr von den reichen Nationen ausgegrenzt werden.
www.mehr-freiheit.de zeigt, wie leicht viele Argumente der Globalisierungsgegner widerlegt werden können, wie auch das Argument des Sozialabbaus:
mehr-freiheit hat folgendes geschrieben: | Unsere Sozialsysteme werden an ihren sozialistischen Konstruktionsfehlern scheitern, so kann z. B. das umlagefinanzierte Rentensystem nicht dem zunehmenden Anteil von alten Menschen an der Gesamtbevölkerung standhalten. Der durch die Globalisierung bewirkte Wettbewerbsdruck legt nur die endogenen Schwächen der Sozialsysteme bloß, ist aber nicht für deren Siechtum verantwortlich. |
Hier noch ein Beispiel, was die Entmündigung der Menschen erreichen kann.
mehr-freiheit.de hat folgendes geschrieben: |
Beispiel: Mikronesien
Dieser Archipel im Pazifik wurde 1945 Treuhandgebiet der USA. Die neue Verwaltung überschüttete ihre angeblich unmündigen Untertanen mit Wohltaten. Jeder Mikronesier hatte Anspruch auf kostenlose Kleidung, Nahrung und andere Dienste des Staates. Unter diesen Umständen gingen viele einheimische Bauern und Handwerker Konkurs, da es für ihre Waren keinen Markt mehr gab. Der Anreiz für eine Erwerbstätigkeit wurde geringer, da "Vater Staat" für alles sorgte. Es kam zu einer verhängnisvollen Spirale nach unten: je geringer die Produktivität - desto mehr "Hilfe" war erforderlich; eine Erhöhung der "Hilfe" führte aber direkt zu einer weiteren Senkung der Arbeitsleistung.
Von 1947 bis 1985 bezog Mikronesien, das 150.000 Einwohner hat, 2,4 Milliarden $ an Entwicklungshilfe. Die Agrarproduktion ging um 50% zurück und die Einfuhr von Lebensmitteln stieg um das Fünffache. Nach einigen Jahrzehnten Entwicklungshilfe waren die Mikronesier völlig von ihr abhängig geworden. Ein Einheimischer beschrieb das Problem so: "We have no technicians, no plumbers, no electricians...because the U.S.Government handed us everything and didn't ask us to do anything for ourselves." |
Auch stimmt die Behauptung nicht, dass der Wohlstand der Industriestaaten auf der Ausbeutung während des Kolonialismus beruht hätte. Die Schweiz, welche keine Kolonien hatte, zum Beispiel, ist am BIP pro Kopf reicher, als die ehemaligen größten Kolonialmächte, wie Großbritannien oder Fankreich. Finnland hatte auch nie eine Kolonie und wurde zu einem Industriestaat, wessen Wohlstand und Produktivität der der westlichen Industrienationen entspricht. Israel ist ein weiteres Beispiel. Es hat einen Kernstaat in einer feindlichen Umgebung errichtet, musste ausserordentliche militärische, wirtschaftliche und administratorische Härteproben bestehen - und stieg ohne Kolonien zu einerbedeutenden Industriemacht auf.
Deutschland hatte weniger Kolonien, als GB oder F, hat diese nach dem ersten Weltkrieg bereits verloren und ist trotzdem nach dem BIP pro Kopf wohlhabender - trotz der in letzter Zeit nicht zu enden wollenden Stagnation.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#224246) Verfasst am: 06.12.2004, 00:22 Titel: |
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1) Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Politik, egal welchen Landes od. Region (siehe EU), die Macht od. den Willen hat, einen total freien u. globalen Markt zu verwirklichen. Sie wird immer die Interessen der lokalen/regionalen Wirtschaft in Regularien fassen. So kann es z.B. vorkommen (ist tatsächlich vorgekommen), dass die Entwicklungshilfe im Norden von Burkinavaso, einem Rinderzüchterland, den Bau eines Schlachthofes finanziert, gleichzeitig aber die EU subventioniertes u. minderwertiges (was hier keiner wollte) Rindfleich in dieses Land ausführt u. dies somit nicht nur den Schlachthof überflüssig macht, sondern auch die Rinderzüchter in den Ruin trieb.
2) Grundsätzlich ist m.E. die Globalisierung nichts negatives, da ein in aller Richtungen offener Markt das beste Regulativ für allgemeinen (globalen) Wohlstand, Innovation u. soziale Sicherheit ist. Allerdings kommt in dem bestehenden kapitalistischen System der Großteil des Mehrwertes nicht den Produzenten der Waren u. den (Klein-)Händlern zugute, sondern den kapitalstarken u. multinationalen Handelsgesellschaften, welche durch Druck auf Produzenten u. Politik, sowie durch spekulative Verknappung ein Maximum an Gewinn abschöpfen.
Beispiel, wie die "Globalisierung" durch ein kapitalistisches System aus Eigennutz misbraucht wird:
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Ausnahmen bilden wirtschaftliche Zusammenschlüsse, die Nordamerikanische Freihandelszone, der, wenn auch sehr spät, auch Mexiko sich zu USA und Kanada anschließen durfte. |
Nordamerika besteht NUR aus der USA u. Kanada. Es ist deshalb schon ein Witz, hier von einer "Freihandeslzone" zu sprechen, da es sich hier höchstens um ein bilaterale Handelsabkommen handelt. Dieser Witz bekommt dann noch einen sehr bitteren Geschmack durch die Aufnahme von Mexiko, wo zwar Kanadier u. US-Amerikaner die freie Wahl ihres Arbeitsplatzes haben (auch in Mexico), den Mexikanern aber der Zutritt nach Nordamerika durch das zweitgrößte "Bollwerk" (nach der Chinesischen Mauer u. vor dem Limes) der Geschichte verwehrt wird. Das hat nichts mit Freihandel zu tun, sondern mit kapitalistischem Egoismus.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Auch stimmt die Behauptung nicht, dass der Wohlstand der Industriestaaten auf der Ausbeutung während des Kolonialismus beruht hätte. Die Schweiz, welche keine Kolonien hatte, zum Beispiel, ist am BIP pro Kopf reicher, als die ehemaligen größten Kolonialmächte, wie Großbritannien oder Fankreich. |
Warum führst du hier z.B. nicht Liechtenstein an, das ein weit höheres Pro-Kopf-BIP (2001=160000 CHF) als die Schweiz (2002=37.900 USD) hat, dann würde es klar werden, woraus diese Tatsache resultiert? Ich denke, die Schweiz kann man, ganau so wenig wie Liechtenstein, nicht als typischen Industriestaat bezeichnen. Der "Reichtum" dieser beiden Staaten/Länder ist fast ausschließlich durch ihre Wirtschaftsstruktur zu erklären, nämlich als steuergünstige Kapitaldeponie für "Staaten" (meist Diktatoren) u. multinationaler Unternehmen, nicht zu vergessen als Waschanlage von Parteienspenden.
Hier kannst du auch lesen:
Zitat: | Im OECD-Rahmen belegte die Schweiz mit einem kumulierten Wachstum von 10,7% im Zeitraum 1993-2003 allerdings einen hinteren Platz, unter EU-Durchschnitt (22,5%) und hinter Deutschland (14,4%). |
Kein Mensch behauptet, dass im Kapitalismus NICHT eine Arbeitsteilung zwischen verschiedene Institutionen/Staaten stattfindet. Tatsache ist aber, dass in einem kapitalistischen System IMMER viele Menschen zugunsten weniger Menschen ausgebeutet werden.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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rabenkrähe Gast
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(#224296) Verfasst am: 06.12.2004, 04:40 Titel: |
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ERstmal widerspreche ich, schon aus Gewohnheit, Fal, die Globalisierung ist einfach deswegen schädlich, weil sie Märkte einschränkt, Konzentrationen fördert und die Integration selbständiger Ökonomien beschwert.
Auf die Entwicklungsländer hat das keine so dramatischen Auswirkungen, weil die sowohl ökonomisch wie monetär ohnehin ausgebeutet wurden. Auch für sie ist durch die Globalisierung eine eigenständige Entwicklung schwieriger geworden.
Auf der anderen Seite steht die Chance einer Integration, wenn auch zu sehr hohem Preis.
bin rabenkrähe
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#224447) Verfasst am: 06.12.2004, 16:18 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | ERstmal widerspreche ich, schon aus Gewohnheit, Fal, die Globalisierung ist einfach deswegen schädlich, weil sie Märkte einschränkt, Konzentrationen fördert und die Integration selbständiger Ökonomien beschwert.
Auf die Entwicklungsländer hat das keine so dramatischen Auswirkungen, weil die sowohl ökonomisch wie monetär ohnehin ausgebeutet wurden. Auch für sie ist durch die Globalisierung eine eigenständige Entwicklung schwieriger geworden.
Auf der anderen Seite steht die Chance einer Integration, wenn auch zu sehr hohem Preis.
bin rabenkrähe |
Ich denke nicht, dass die Entwicklungsländer ausgebeutet werden.
Sie wären in der Lage, den ungünstigen Handel mit den Industriestaaten zu verringern und sich unter einander solidarisieren. Sie wären auch in der Lage, die Industriestaaten mit boykott oder gar Embargo zu bedrängen.
Im Falle des Erdöls werden die Industriestaaten von den arabischen Entwicklungsländern ausgebeutet, während die anderen Entwicklungsländer durch ihren geringeren Ölverbrauch weniger darunter leiden. Ausserdem produzieren viele Entwicklungsländer Drogen, auch wenn das meiste Geld von den internationalen Dealern verdient wird.
Zwar haben Entwicklungsländer eine positive Tourismusbilanz (es wird dort mehr Geld von ausländischen Touristen ausgegeben, als die Inländer es im Ausland tun) doch auch hier sind verschiedene internationale Konzerne die eigentlichen Gewinner.
Viele Entwicklungsländer genießen auch den Vorteil, dass bei ihnen ihre Bodenschätze noch nicht aufgebraucht wurden. Folglich haben viele von ihnen bessere Möglichkeiten, gut bezahlte Bodenschätze zu exportieren.
Entwicklungshilfe erhalten sie auch, obwohl es nicht immer eine Hilfe zur Selbsthilfe ist.
Auch die Anbaubedingungen sind in den Tropischen Gebieten gut.
Die eigentliche Ursache ist also der eigene Missmanagement der Regierungen und zahlreiche traditionelle Laster, wie alte Stammesfehden und feudale Strukturen. Dazu kommen noch Bürgerkriege, politische Instabilität, eine gewaltige Korruption...
Natürlich schaden die Zollschranken der Industriestaaten den Entwicklungsländern in vielen Fällen auch sehr, doch dieser Faktor ist bei weitem nicht entscheidend.
Würde man diese Zölle nun endlich schrittweise abbauen, dann würden trotzdem nicht nur viele Entwicklungsländer, sondern auch die Industriestaaten auf Dauer profitieren (zb. durch niedrigerere Preise)!
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#224452) Verfasst am: 06.12.2004, 16:21 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Sie wären auch in der Lage, die Industriestaaten mit boykott oder gar Embargo zu bedrängen. |
Das werden sie schön lassen! Was mit solchen Ländern passiert, haben sie ja schon am Irak gesehen!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#224494) Verfasst am: 06.12.2004, 16:49 Titel: Re: Globalisierung und Entwicklungshilfe |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | mehr-freiheit hat folgendes geschrieben: | ... |
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Ist das jetzt deine Bibel?
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#224499) Verfasst am: 06.12.2004, 16:54 Titel: |
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Falameezar hat folgendes geschrieben: | 1) Es ist eine Illusion zu glauben, dass die Politik, egal welchen Landes od. Region (siehe EU), die Macht od. den Willen hat, einen total freien u. globalen Markt zu verwirklichen. |
Stimmt. Die nationalen Regierungen vertretten auch (bestenfalls) nur die Interessen der eigenen Nation, aber nicht der weltweiten Allgemeinheit.
Zitat: | Sie wird immer die Interessen der lokalen/regionalen Wirtschaft in Regularien fassen. So kann es z.B. vorkommen (ist tatsächlich vorgekommen), dass die Entwicklungshilfe im Norden von Burkinavaso, einem Rinderzüchterland, den Bau eines Schlachthofes finanziert, gleichzeitig aber die EU subventioniertes u. minderwertiges (was hier keiner wollte) Rindfleich in dieses Land ausführt u. dies somit nicht nur den Schlachthof überflüssig macht, sondern auch die Rinderzüchter in den Ruin trieb. |
Stimme auch hier zu. Entwicklungshilfe kann eben auch total nach hinten losgehen, wenn es nicht mit Köpfchen geschieht.
Der Abbau von Zöllen wäre dagegen eine echte Hilfe für manche Entwicklungsländer. Dadurch würde sich eine neue Perspektive für die Exportorientierten Entwicklungsländer eröffnen.
Zitat: |
2) Grundsätzlich ist m.E. die Globalisierung nichts negatives, da ein in aller Richtungen offener Markt das beste Regulativ für allgemeinen (globalen) Wohlstand, Innovation u. soziale Sicherheit ist. Allerdings kommt in dem bestehenden kapitalistischen System der Großteil des Mehrwertes nicht den Produzenten der Waren u. den (Klein-)Händlern zugute, sondern den kapitalstarken u. multinationalen Handelsgesellschaften, welche durch Druck auf Produzenten u. Politik, sowie durch spekulative Verknappung ein Maximum an Gewinn abschöpfen. |
Man kann eine umfassende Weltwirtschaft eben nicht ohne internationale Konzerne führen.
Man kann aber international für gewisse gesetzliche Standarts sorgen, an welche sich die multinationalen Konzerne halten müssen. Es muss auch eine stärkere internationale Kooperation zwischen den Staaten geben. Die Staaten führen aber nach wie vor eine Politik der Abschottung, welche die Konzerne schon längst überwunden haben. Wenn sich die Politik nicht an die neue Situation anpasst, dann sehe ich schwarz...
Zitat: |
Beispiel, wie die "Globalisierung" durch ein kapitalistisches System aus Eigennutz misbraucht wird:
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Ausnahmen bilden wirtschaftliche Zusammenschlüsse, die Nordamerikanische Freihandelszone, der, wenn auch sehr spät, auch Mexiko sich zu USA und Kanada anschließen durfte. |
Nordamerika besteht NUR aus der USA u. Kanada. Es ist deshalb schon ein Witz, hier von einer "Freihandeslzone" zu sprechen, da es sich hier höchstens um ein bilaterale Handelsabkommen handelt. Dieser Witz bekommt dann noch einen sehr bitteren Geschmack durch die Aufnahme von Mexiko, wo zwar Kanadier u. US-Amerikaner die freie Wahl ihres Arbeitsplatzes haben (auch in Mexico), den Mexikanern aber der Zutritt nach Nordamerika durch das zweitgrößte "Bollwerk" (nach der Chinesischen Mauer u. vor dem Limes) der Geschichte verwehrt wird. |
Hmm. Das wusste ich gar nicht. Dann ist das Ganze wirklich ein Witz.
Zitat: | Das hat nichts mit Freihandel zu tun, sondern mit kapitalistischem Egoismus. |
Da muss ich dir in diesem Fall völlig Recht geben.
Zitat: |
Warum führst du hier z.B. nicht Liechtenstein an, das ein weit höheres Pro-Kopf-BIP (2001=160000 CHF) als die Schweiz (2002=37.900 USD) hat, dann würde es klar werden, woraus diese Tatsache resultiert? Ich denke, die Schweiz kann man, ganau so wenig wie Liechtenstein, nicht als typischen Industriestaat bezeichnen. |
Stimmt schon. Dann war die Schweiz als Beispiel schlecht gewählt.
Zitat: | Der "Reichtum" dieser beiden Staaten/Länder ist fast ausschließlich durch ihre Wirtschaftsstruktur zu erklären, nämlich als steuergünstige Kapitaldeponie für "Staaten" (meist Diktatoren) u. multinationaler Unternehmen, nicht zu vergessen als Waschanlage von Parteienspenden. |
Da habe ich eh schon einen Thread darüber aufgemacht, wie parasitär sich diese Steueroasen mancher Staaten auswirken. Dennoch darf man die bereits genannte Tatsache nicht vergessen: Die Schweiz ist keine Kolonialmacht gewesen und ist trotzdem reich.
Zitat: |
Kein Mensch behauptet, dass im Kapitalismus NICHT eine Arbeitsteilung zwischen verschiedene Institutionen/Staaten stattfindet. Tatsache ist aber, dass in einem kapitalistischen System IMMER viele Menschen zugunsten weniger Menschen ausgebeutet werden. |
Inwiefern man es als "Ausbeutung" bezeichnen kann.
Solange ein Mensch durch seine Leistung reich wird und andere Menschen beschäftigt, halte ich es für legitim.
Jeder Mensch soll vor dem Gesetz gleich sein.
Aber in der Wirtschaft müssen die Menschen eben allein nach ihrer Leistung ein Wohlergehen erarbeiten.
Wenn man jedoch alle (ungleiche) Menschen gleich behandelt, dann resultiert daraus wieder eine Ungleichheit, weil leistungsorientierten Menschen jede Frucht ihrer Arbeit wieder weggenommen wird...
So lief es übrigens in meiner Schule ab, wo meine ehemalige, zum Kommunismus neigende Lehrerin alle gleich behandeln wollte.
Wenn Schüler (ich war lange Zeit einer von solchen) mehr wussten, oder mehr mitarbeiteten, als andere, dann wurden dieselben unter Androhung von Strafen zum Schweigen gebracht. Diese Lehrerin erstellte häufig einen Limit, wie oft ein Schüler, der normalerweise aktiv im Unterricht Fragen beantwortet, reden darf. Wenn diese Lehrerin das Gefühl hatte, dass der eine schon zu viel gesagt hat, fragte sie ihn nicht mehr...
Wenn er trotzdem was sagte, wurde er aus der Klasse verwiesen.
Im Ergebniss gab es keine aktive Teilnahme am Unterricht seitens der Schüler, weil ich und manch andere einfach zum Schweigen gebracht und oft aus der Klasse verbannt wurden, während andere sich nach wie vor nicht trauten, was zu sagen.
Das machte die Lehrerin wütend. Sie bestrafte uns kollektiv und lies uns nur noch schreiben. Auf die Tafel schrieb sie, was wir lesen und schreiben müssen mit dem Kommentar: "Ich bin nicht bereit in einem Aquarium zu unterrichten."
Damit meinte sie die ganze Klasse. Sie bestrafte die ganze Klasse, dafür, weil ihr die Teilnahme am Unterricht nicht genug war. Sie bestrafte alle, samt der Mitschüler, die aktiv teilgenommen haben, aber immer daran von ihr gehindert wurden...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#224503) Verfasst am: 06.12.2004, 16:59 Titel: Re: Globalisierung und Entwicklungshilfe |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: | mehr-freiheit hat folgendes geschrieben: | ... |
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Ist das jetzt deine Bibel? |
Nein, weil ich erstens auch andere Quellen zitiere und zweitens mit der Seite mehr-freiheit.de nicht in allen Punkten übereinstimme.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#224513) Verfasst am: 06.12.2004, 17:08 Titel: Re: Globalisierung und Entwicklungshilfe |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: | mehr-freiheit hat folgendes geschrieben: | ... |
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Ist das jetzt deine Bibel? |
Nein, weil ich erstens auch andere Quellen zitiere und zweitens mit der Seite mehr-freiheit.de nicht in allen Punkten übereinstimme. |
Tja, mir ist nur aufgefallen, daß das nicht der erste Thread ist, den du mit Inhalten einer einzigen Quelle aufmachst -- da könnte man schon den Eindruck gewinnen, daß du dich etwas einseitig informierst.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#224515) Verfasst am: 06.12.2004, 17:11 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: | Sie wären auch in der Lage, die Industriestaaten mit boykott oder gar Embargo zu bedrängen. |
Das werden sie schön lassen! Was mit solchen Ländern passiert, haben sie ja schon am Irak gesehen!  |
Nicht wirklich. Viele Entwicklungsländer sind militärisch entweder zu stark, als des sich eine Invasion auszahlen würde und zweitens haben wir selbst gesehen, dass 1973 uns Saudi Arabien den Saft abdrehte und diese Aktion keine Invasion zur Folge hatte.
Allerdings empfinde ich die Aktion der Saudis nicht als ein Gleichberechtigungsbestreben, sondern als eine reine Unverschähmtheit, welche die Größenordnung selbst der ärgsten Schikanen mancher Industriestaaten gegenüber manchen Entwicklungsländern weit übertrifft.
Die Araber diktieren uns de facto die Preise und erheben ein Anspruch auf ein Monopol.
Ausserdem wurde das Meiste von den arabischen Öl-Gewinnen nie in die Wirtschaft investiert, sondern von den herrschenden Monarchen, Religionsführern und Stammeshäuptlingen verkonsumiert, oder irgendwo im Ausland transferiert.
Die arabischen Könige unternahmen bis heute nichts, um die feudalen und religiös-fundamentalistischen Stammesstrukturen in ihrer Gesellschaft zu beseitigen. Statt dessen stärkte das Ölgeld diese mittelalterlichen Strukturen.
Die arabische Wirtschaft ist immer noch voll von ihrem Öl abhängig. Da de facto Nichts von den Gewinnen investiert wurde, ist es bis heute so geblieben.
Wie ich aber schon mal sagte: Ich freue mich auf den Tag, an welchem den Saudis das Öl ausgeht, oder von den Industriestaaten nicht mehr gebraucht wird.
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#224658) Verfasst am: 06.12.2004, 21:56 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | ERstmal widerspreche ich, schon aus Gewohnheit, Fal, die Globalisierung ist einfach deswegen schädlich, weil sie Märkte einschränkt, Konzentrationen fördert und die Integration selbständiger Ökonomien beschwert. |
Na, u. ich widerspreche dir, weil du mal wieder unrecht hast. Der Begriff "Globalisierung" ist im Grunde wertneutral, da er nur einen abgegrenzten Bereich bezeichnet, wo "Irgendetwas" stattfindet. So ist durchaus auch denkbar, dass man die Menschenrechte, den Frieden u. den Wohlstand globalisieren kann. Den Fehler, den du machst, ist, dass du (wie viele andere auch) nicht analysierst, was sich hinter dem z.Z. häufig gebrauchte Begriff verbirgt, nämlich nichts anderes als den früher häufiger gebrauchten u. treffenderen Begriff "Wirtschaftsimperialismus", also internationalisierter Kapitalimus.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Auf die Entwicklungsländer hat das keine so dramatischen Auswirkungen, weil die sowohl ökonomisch wie monetär ohnehin ausgebeutet wurden. Auch für sie ist durch die Globalisierung eine eigenständige Entwicklung schwieriger geworden. |
Das sehe ich nicht so, da der wachsende Bevölkerungsdruck nicht nur zu einer weiteren Verelendung der dortigen Menschen geführt hat, sondern auch zu beträchtlichen Umweltproblemen durch die Abholzung von Urwaldflächen. Waren die Zustände in den Entwicklungsländern vor 20-30 Jahren schon schlecht, so sind sie heute katastrophal. Zudem haben diese Staaten durch den Wegfall eines konkurrierenden Wirtschaftssystems nicht mehr die Wahl zwischen dem "geringeren Übel". Heute befinden sich diese Entwicklungsländer meist in Händen von einigen Industrie- u. Handelskartellen, welche keinen ehrlichen Preis für die Rohstoffe zahlen, sondern den Preis diktieren. Wie sonst wäre es, am Beispiel vom Kaffee zu erklären, dass vor 30 Jahren das Pfund 7-8 DM kostete u. heute auch nur zwischen 3 u. 4 Euro?
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Auf der anderen Seite steht die Chance einer Integration, wenn auch zu sehr hohem Preis. |
Definiere genauer, was du damit meinst.
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Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#224705) Verfasst am: 06.12.2004, 22:14 Titel: Re: Globalisierung und Entwicklungshilfe |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: |
Tja, mir ist nur aufgefallen, daß das nicht der erste Thread ist, den du mit Inhalten einer einzigen Quelle aufmachst -- da könnte man schon den Eindruck gewinnen, daß du dich etwas einseitig informierst. |
Nein. Ich checke schon mehrere Quellen durch. Wieso sollte ich dann auch alles zitieren? Ausserdem bedeutet das Zitieren einer einzigen Quelle noch immer nicht, dass der gesamte Beitrag nur auf den Infos einer einzigen Quelle beruht.
Meine Bücher "Knaurs Historischer Weltatlas", "The Times - Zweiter Weltkrieg" und andere tragen vieles zu meinem Disskussionsmaterial bei. Dazu kommen viele Schulbücher, auch wenn sie oft tendenziös sind. Man muss halt alles in Zweifel ziehen. Ich habe genug Quellen, um zu merken, wenn eine plötzlich was Anderes behauptet. Wenn sich eine Quelle von anderen unterscheidet, muss sie noch lange nicht falsch sein. Diese Quelle muss aber ihre Stellungnahme sachlich begründen können oder es muss sachlich zu erklären sein.
Das Buch "Lernen Heute" hatte jedoch in seinem Geographischen und Historischen Teil so viele Sachfehler, Verdrehungen (die oft durch ein nur einseitig und kurz beschriebenes Detaill auftretten) und komischen weit hergehollten Interpretationen, dass ich dieses Buch vor lauter Wut einfach in den Mülleimer warf, was ich bei Büchern sonst sehr selten mache.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#224746) Verfasst am: 06.12.2004, 22:39 Titel: |
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Erneut empfehle ich diesen Artikel:
Greg Palast hat folgendes geschrieben: | Stiglitz hilft, eines von ihnen aus der Bürokratensprache zu übersetzen: es ist eine "Country Assistance Strategy" (Hilfsstrategie für ein Land). Für jede ärmere Nation gibt es eine solche Hilfsstrategie, die nach Darstellung der Weltbank aufgrund einer sorgfältigen Untersuchung im Land entworfen worden ist. Dem Insider Stiglitz zufolge besteht eine solche "Untersuchung" durch die Mitarbeiter der Bank aus einer intensiven Überprüfung der 5-Sterne-Hotels des Landes. Sie wird abgeschlossen, indem die Bank-Mitarbeiter mit einem bettelnden, kaputten Finanzminister zusammentreffen und ihm ein "Umstrukturierungsabkommen" zur "freiwilligen" Unterschrift überreichen. (Ich besitze eine Auswahl von solchen Dokumenten).
Dabei wird die Wirtschaft jeder Nation individuell analysiert, sagt Stiglitz, aber dann übergibt die Bank jedem Minister genau das gleiche Vier-Stufen-Programm. |
http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Anklagen_des_frueheren_Chefoekonomen_der_Weltbank.html
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#224793) Verfasst am: 06.12.2004, 23:52 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Der Abbau von Zöllen wäre dagegen eine echte Hilfe für manche Entwicklungsländer. Dadurch würde sich eine neue Perspektive für die Exportorientierten Entwicklungsländer eröffnen. |
Zölle sind aber nichts anderes als Schutzmechanismen einer kapitalistischen Nationalökonomie (od. von Regionen wie die EU). Das beste Beispiel ist der Handelsstreit der vergangenen Jahre zwischen der USA u. der EU, wo die USA auf Druck der eigenen Stahlindustrie durch Zölle auf Stahlimporte aus der EU versucht hat, die eigene marode Stahlproduktion abzuschirmen.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Man kann eine umfassende Weltwirtschaft eben nicht ohne internationale Konzerne führen. |
Diese Aussage solltest du, zumindest ansatzweise, argumentativ untermauern.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Man kann aber international für gewisse gesetzliche Standarts sorgen, an welche sich die multinationalen Konzerne halten müssen. Es muss auch eine stärkere internationale Kooperation zwischen den Staaten geben. Die Staaten führen aber nach wie vor eine Politik der Abschottung, welche die Konzerne schon längst überwunden haben. Wenn sich die Politik nicht an die neue Situation anpasst, dann sehe ich schwarz... |
Du begehst da einen entscheidenden Denkfehler, denn die Regierungen von Staaten aggieren NIE unabhängig von multinationalen Wirtschaftsunternehmen. So ist es in den vergangenen Jahren in der BRD zu erheblichen Steuererleichterungen u. -befreiungen von Konzernen gekommen, was dann nicht unwesentlich zu der Ebbe in den Staatskassen führte.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Hmm. Das wusste ich gar nicht. Dann ist das Ganze wirklich ein Witz. |
Nicht alles, was wie Gold glänzt, ist auch Gold. Besonders in den Medien (sind ja auch Wirtschaftsunternehmen) wird uns viel Katzengold als Gold angeboten u. verkauft.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Dennoch darf man die bereits genannte Tatsache nicht vergessen: Die Schweiz ist keine Kolonialmacht gewesen und ist trotzdem reich. |
Damit wollte ich auch deine ursprüngliche Aussage nicht widerlegen, sondern nur darauf hinweisen, dass dies ein schlecht gewähltes Beispiel war. Der Reichtum eines Staates kann aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen, dies widerlegt aber nicht grundsätzlich die Behauptung (die ich nicht gemacht habe!) "Der Wohlstand der Industriestaaten resultiert aus der Ausbeutung während des Kolonialismus". Besser wäre hier m.E. gewesen, auf ehemalige Kolonialmächte zu verweisen, welche aber heute nicht zu den wohlhabensten Staaten zählen (z.B. Belgien od. Portugal).
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Inwiefern man es als "Ausbeutung" bezeichnen kann.
Solange ein Mensch durch seine Leistung reich wird und andere Menschen beschäftigt, halte ich es für legitim. |
Nach dieser Definition haben die Baumwollpflanzer im 19ten Jahrhundert im Süden der USA vollkommen legitim gehandelt, als sie schwarze Sklaven aus Afrika "beschäftigten".
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Aber in der Wirtschaft müssen die Menschen eben allein nach ihrer Leistung ein Wohlergehen erarbeiten. |
Das ist genau der Punkt, wo ich, neben der Definition von Leistung, ganz erhebliche ethische Probleme sehe.
Physikalisch gesehen ist die Leistung die Arbeit pro Zeiteinheit. In der Wirtschaft wird jedoch dieser Leistungsbegriff immer mehr verdrängt u. durch die Definiton "erwirtschafteter monitärer Wert pro Zeiteinheit" ersetzt. Dies führt dann zu völlig absurden Situationen, wie...
- es ist eine Leistung, Menschen zu entlassen
- es ist eine Leistung, Betriebe od. Teile davon zu verkaufen od. zu schließen.
- es ist eine Leistung, Aktienkurse zu pushen, ohne dass dies eine betriebliche Grundlage hat (z.B. besseres Produkt)
Unternehmen werden dann zu Institutionen, die von unten nehmen statt etwas zu unternehmen (Innovationen in Produkte).
Das ethische Problem sehe ich allein in der Tatsache begründet, dass dem "Wohlergehen" von juristischen Personen (Unternehmen) das Wohlergehen von natürlichen Personen vollkommen untergeordnet wird.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Wenn man jedoch alle (ungleiche) Menschen gleich behandelt, dann resultiert daraus wieder eine Ungleichheit, weil leistungsorientierten Menschen jede Frucht ihrer Arbeit wieder weggenommen wird... |
Es geht nicht darum, alle Menschen gleich zu beurteilen (nicht behandeln), sondern ein vernünftiges Maß zwischen physikalischer u. wirtschaftlicher Leistung zu finden. Wenn die physikalische Leistung immer weniger wert wird u. die wirtschaftliche immer mehr, so ist die Folge, dass immer monitäre Werte von unten nach oben fließen müssen, da nur dort diese Werte entstehen, wo sie durch "Mehrwert" (= Produkte) erzeugt werden.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | So lief es übrigens in meiner Schule ab, wo meine ehemalige, zum Kommunismus neigende Lehrerin alle gleich behandeln wollte.
Wenn Schüler (ich war lange Zeit einer von solchen) mehr wussten, oder mehr mitarbeiteten, als andere, dann wurden dieselben unter Androhung von Strafen zum Schweigen gebracht. Diese Lehrerin erstellte häufig einen Limit, wie oft ein Schüler, der normalerweise aktiv im Unterricht Fragen beantwortet, reden darf. Wenn diese Lehrerin das Gefühl hatte, dass der eine schon zu viel gesagt hat, fragte sie ihn nicht mehr...
Wenn er trotzdem was sagte, wurde er aus der Klasse verwiesen. |
Dumme Menschen gibt es überall nach m.M. aber unter den Lehrern besonders viele, das ist zumindest meine Erfahrung
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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rabenkrähe Gast
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(#224849) Verfasst am: 07.12.2004, 04:30 Titel: |
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Im Falle des Erdöls werden die Industriestaaten von den arabischen Entwicklungsländern ausgebeutet, während die anderen Entwicklungsländer durch ihren geringeren Ölverbrauch weniger darunter leiden. Ausserdem produzieren viele Entwicklungsländer Drogen, auch wenn das meiste Geld von den internationalen Dealern verdient wird.
Zwar haben Entwicklungsländer eine positive Tourismusbilanz (es wird dort mehr Geld von ausländischen Touristen ausgegeben, als die Inländer es im Ausland tun) doch auch hier sind verschiedene internationale Konzerne die eigentlichen Gewinner.
@Kossuth
Schreib mal, meinst Du das jetzt scherzhaft? Von den ein Euro wasweißichnichtwas, die wir für den Liter Benzin bezahlen, bleiben ein paar Cent in den Ölförderstaaten. Da ist wohl kaum von Ausbeutung zu schreiben.
Und Öl ist eben ein vergängliches Gut, um so peinlicher, daß da viele sich die Taschen füllen.
Die Frage, die sich hier stellt, ist eher, wem eigentlich Rohstoffe gehören? Doch wohl, grundsätzlich gesehen, allen Menschen dieser Welt.
Nur läßt sich das nicht umsetzen.
Und vieles der Überforderung des Menschen mit dieser Frage läßt sich in den arabischen Ländern verfolgen, und es wird sich erst recht verfolgen lassen, wenn die Ölquellen versiegt sind.
@Fal.
Die Globalisierung gibt es gar nicht, sie ist ein Kunstbegriff. Erstmal hörte ich im Rahmen einer Welt-Währungskonferenz nach der Abschaffung des Goldstandards diesen Begriff, der sich dann erstaunlich selbstverständlich durchsetze, zunächst monetäre, dann aber auch auf amerikanisches Maß gestutzte Ökonomie-Abläufe zum Hintergrund hat.
Und da es sich bei diesem Begriff um einen vorrangig ökonomischen handelt, habe ich die anderen, sozialen, Aspekte weitgehend außer acht gelassen.
Die Chance der Integration von Entwicklungsländern besteht in den Rohstoffen, über die sie verfügen, und die die Gemeinschaft braucht. Diese Chance der Integration wäre aber nur dann real, wenn mit ihr eine Einbeziehung der dortigen Gesamtökonomie einherginge. Eben diesen Will vermag ich nur seltenst zu erkennen.
bin rabenkrähe
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#228909) Verfasst am: 16.12.2004, 00:44 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Die Frage, die sich hier stellt, ist eher, wem eigentlich Rohstoffe gehören? Doch wohl, grundsätzlich gesehen, allen Menschen dieser Welt. |
Das sehe ich aber nicht so, zumindest nicht im bestehenden System. Rohstoffe sollten denjenigem Staat/Volk gehören, auf dessen Gebiet sie vorkommen u. der Rest der Welt sollte in einem fairen Handel diese Rohstoffe erwerben müssen. Aber selbst das ist heute nicht gegeben.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Die Globalisierung gibt es gar nicht, sie ist ein Kunstbegriff. |
Sehe ich nicht so. Die Globalisierung ist m.E. ein natürlicher Vorgang, bedingt durch technischen Fortschritt (z.B. zunehmende Mobilität), Ökonomie (z.B. Handel) u. globalem Bevölkerungswachstum. Das was du meinst, ist das Kaschieren des kapitalistischen Imperialismus (od. auch anders rum) durch den Begriff "Globalisierung".
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Und da es sich bei diesem Begriff um einen vorrangig ökonomischen handelt, habe ich die anderen, sozialen, Aspekte weitgehend außer acht gelassen. |
Nur weil die Wirtschaft diesen Begriff auf die ökonomischen Aspekte reduziert, sollten wir nicht den Fehler begehen, uns auf diese Augenwischerei einzulassen.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Die Chance der Integration von Entwicklungsländern besteht in den Rohstoffen, über die sie verfügen, und die die Gemeinschaft braucht. Diese Chance der Integration wäre aber nur dann real, wenn mit ihr eine Einbeziehung der dortigen Gesamtökonomie einherginge. Eben diesen Will vermag ich nur seltenst zu erkennen. |
Butter bei de Fisch od. nenne Roß u. Reiter. Das, was du da schreibst, da kann ich sowohl ja, aber auch nein sagen, da es im Prinzip nichts aussagt.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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rabenkrähe Gast
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(#229603) Verfasst am: 18.12.2004, 04:45 Titel: |
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@Fal
Das mag Dir nichts sagen, daß sowohl als auch liegt in der Natur der Sache und in nichts anderem. Das Öl Nigerias ist die Chance für das Land. Bisher hat es leider dazu beigetragen, Elend und Unglück über die meisten zu bringen, weil sich vornehmlich Araber des Öls angenommen haben und die Bevölkerung brutal unterdrücken.
Hier kommt es eben darauf an, Strukturen zu schaffen, die den Mißbrauch von Rohstoffen und dessen Ausbeutung verhindern.
Durch Verstaatlichung, durch Kontingentierung, durchwasweißich.
Deine Realisation von Globalisierung ist eine mir schwer nachvollziehbare. Der technische Fortschritt wäre dafür verantwortlich, daß TFT-Bildschirme nur noch in Fernost entstehen?
Entscheidend ist doch, daß die Konkurrenz ausgehebelt wurde und wird. Konkurrenz macht unser Wirtschaftssystem aber flexibel und anpassungsfähig.
Unser Wirtschaftssystem wird durch die fortschreitende Globalisierung seines Fundamentes beraubt!!!!
Wobei es mich in dieser Woche köstlich amüsierte, daß ausgerechnet IBM, dieses amerikanische Musterunternehmen, nun chinesische Produkte verkaufen wird. Nun warte ich voll Freude auf den Tag, da auch Coke und Mc Donald chinesisch werden und dann gibts den Mc Mao, einfach köstlich,süß-sauer.
Wenn die Amerikaner ausgerechnet über die von ihnen inszenierte schwachsinnige Globalisierung stolpern, freute es mich ganz besonders.
bin rabenkrähe
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#229971) Verfasst am: 19.12.2004, 03:46 Titel: |
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Zuerst einmal möchte ich dir gratulieren, dass es jetzt bei dir mit dem Zitieren funktioniert (ist mir in der vergangenen Tagen gar nicht aufgefallen, aber ich hatte ja auch ne Matschbirne).
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Das Öl Nigerias ist die Chance für das Land. Bisher hat es leider dazu beigetragen, Elend und Unglück über die meisten zu bringen, weil sich vornehmlich Araber des Öls angenommen haben und die Bevölkerung brutal unterdrücken. |
Araber? Also vor einiger Zeit war es noch der Shell-Konzern u. einige schwarze Oligarchen.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Hier kommt es eben darauf an, Strukturen zu schaffen, die den Mißbrauch von Rohstoffen und dessen Ausbeutung verhindern. |
Wer, außer dem betroffenen nigerianischen Volk, sollte daran ein Interesse haben? Die derzeitigen Profiteure auf alle Fälle nicht.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Durch Verstaatlichung, durch Kontingentierung, durchwasweißich. |
was sind denn das für "kommunistische" Gedanken? Wo bleibt denn da das neoliberale Unternehmertum?
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Deine Realisation von Globalisierung ist eine mir schwer nachvollziehbare. Der technische Fortschritt wäre dafür verantwortlich, daß TFT-Bildschirme nur noch in Fernost entstehen? |
Hast du es immer noch nicht verstanden? Ich weigere mich, unter dem Begriff "Globalisierung" nur den ökonomischen Aspekt zu diskutieren, da a) dieser Begriff, so wie (nicht nur) du ihn benutzt, nur eine schöne Maske ist für eine hässliche Fratze (imperialistischer Kapitalismus) u. b) dies eine grobe Reduzierung wäre, das nicht alle Gesichtspunkte dieses Begriffes ausleuchtet.
Gerade der technische Fortschritt führte zu einer rasanten Entwicklung der Globalisierung, wie den Waren- u. Personenverkehrs (siehe "In 80 Tagen um die Welt" = Tourismus). Telefon, Funk (Radio u. TV) u. nicht zuletzt PC u. Internet führten dazu, dass wir in der Lage sind, global zu denken. Auch die Klimaentwicklung, ein "Abfallprodukt" des Bevölkerungswachstums UND der technischen Entwicklung, ist ein globales Problem.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Entscheidend ist doch, daß die Konkurrenz ausgehebelt wurde und wird. |
Wo wurde die Konkurrenz "ausgehebelt", also außer Kraft gesetzt? Es ist doch gerade die "Lohnkonkurrenz", die uns zu schaffen macht. Mit "uns" meine ich nicht nur die 1. Welt, sondern alle Menschen, besonders die, die in Konkurrenz zu unseren Löhnen (damit meine ich die in Europa u. USA) stehen.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Konkurrenz macht unser Wirtschaftssystem aber flexibel und anpassungsfähig. |
Dies trifft sicherlich zu bei einer fairer Konkurrenz, also wenn die Bedingungen vergleichbar sind u. somit ein gegenseitiges "Anstacheln" zu Innovationen stattfindet. Wenn sich jedoch ein Konkurrent aufgrund nicht vergleichbarer Bedingungen wesentliche Vorteile verschafft, so zwingt er die Mitbewerber, nachzuziehen od. unterzugehen. In beiden Fällen sind die AN die Dummen, sowohl in den ursprünglichen Betrieben (denn die sind arbeitslos), als auch in den neuen (denn deren Lebensstandard wächst nur unwesentlich im Vergleich zu den Gewinnen).
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Unser Wirtschaftssystem wird durch die fortschreitende Globalisierung seines Fundamentes beraubt!!!! |
Nein, nicht durch die Globalisierung an sich zerstört sich unser Wirtschaftssystem selbst, sondern durch seine ausbeuterischen Tendenzen, Konkurrenz nicht als Innovationsschub bei vergleichbaren Bedingungen zu definieren, sondern als Verdrängungswettbewerb zwecks Gewinnmaximierung. Dies wird m.E. früher od. später den Untergang des bestehenden Wirtschaftssystems bedeuten, siehe Monokulturen, welche ohne korrigierendes Eingreifen des Menschen (von außerhalb des Systems) nicht dauerhaft beständig sind. Zuvor werden aber viele Menschen Opfer dieses "Sterbeprozesses".
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Wobei es mich in dieser Woche köstlich amüsierte, daß ausgerechnet IBM, dieses amerikanische Musterunternehmen, nun chinesische Produkte verkaufen wird. |
Dich mag es amüsieren, ich finde es aber sehr interessant, da dies ein Prozess ist, wie es die Evolution auch schon mehrmals vollzogen hat: Innovation (Landgang eines Meeresbewohners), Weiterentwicklung (Entstehung der Warmblüter ü. Vögel) u. schließlich Rückkehr einiger Arten in eine (relativ konkurrenzlose) Nische (Meeressäuger u. Pinguine). IBM ist gerade wieder in das Meer zurückgekehrt.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Nun warte ich voll Freude auf den Tag, da auch Coke und Mc Donald chinesisch werden und dann gibts den Mc Mao, einfach köstlich,süß-sauer.
Wenn die Amerikaner ausgerechnet über die von ihnen inszenierte schwachsinnige Globalisierung stolpern, freute es mich ganz besonders. |
Auch wenn ich den juristischen Personen Coca Cola u. McDonald keine Träne nachweinen würde, so ist mir doch klar, dass die Belegschaften dieser Firmen darunter zu leiden haben, ganz im Gegensatz zu deren Inhabern.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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