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Coronavirus
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Lord Snow
I am the one who knocks



Anmeldungsdatum: 05.09.2006
Beiträge: 6445
Wohnort: Würzburg

Beitrag(#2245553) Verfasst am: 19.03.2021, 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

Heiner hat folgendes geschrieben:
Cool. Es gibt noch Linke, die sich für Grund- und Menschenrechte einsetzen. Sehr glücklich

Freie Linke morgen in Kassel dabei:

Zitat:

Wir treffen uns in der Mitte Deutschlands und stehen Seite an Seite friedlich für unsere Rechte ein!

Es ist allerhöchste Zeit, öffentlich seine Meinung zu sagen und sich für Augenmaß, Menschlichkeit, soziale Gerechtigkeit und Vernunft beim Thema Coronamaßnahmen einzusetzen.

Code:
https://freie-linke.de/



Link in code. astarte
Am 27. März gibt es eine Konferenz der Anti-Lockdown-Linken:
Zitat:

Aufruf für die 1. Konferenz der Anti-Lockdown-Linken

Am Samstag, den 27. März, findet die 1. Konferenz der Anti-Lockdown-Linken in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. Auf dieser Konferenz werden wir über folgende Themen diskutieren:

* Welche politischen und wirtschaftlichen Interessen stecken hinter der Lockdown-Politik der Regierungen?
* Warum hat der Großteil der Linken versagt und unterstützt die anti-demokratische Lockdown-Politik?
* Wie stehen wir zu den Massenprotesten gegen die Corona-Maßnahmen?
* Wie können wir eine soziale und demokratische Opposition gegen den autoritären Corona-Kapitalismus aufbauen?


Klingt interessant.


Schlägst du auch dort auf? Grüß mir Jana aus Kassel, die sich wie Sophie Scholl fühlt...

Wie fühlst du dich?
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Ich irre mich nie! Einmal dachte ich, ich hätte mich geirrt, aber da hatte ich mich getäuscht

"Der Gott, der Gott sterben läßt, um Gott zu besänftigen"...Hundert Folianten, die für oder wider das Christentum geschrieben worden sind, ergeben eine geringere Evidenz als der Spott dieser zwei Zeilen.
Denis Diderot
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Alchemist
registrierter User



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#2245555) Verfasst am: 19.03.2021, 21:25    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Heiner hat folgendes geschrieben:
Cool. Es gibt noch Linke, die sich für Grund- und Menschenrechte einsetzen. Sehr glücklich

Freie Linke morgen in Kassel dabei:
Zitat:
Wir treffen uns in der Mitte Deutschlands und stehen Seite an Seite friedlich für unsere Rechte ein!

Es ist allerhöchste Zeit, öffentlich seine Meinung zu sagen und sich für Augenmaß, Menschlichkeit, soziale Gerechtigkeit und Vernunft beim Thema Coronamaßnahmen einzusetzen.

Code:
https://freie-linke.de/



Link in code. astarte

Na, wenn das nicht mal drollige Linke sind ... finden die Antifa doof, schreiben freundliche Breife an Boris Reitschuster, beziehen sich positiv auf anthroposophische Aussagen zur Bildung, formulieren Solidarität mit dem Mittelstand ... und haben natürlich kein Problem damit, mit all den esoterischen Spinnern und Rechten gemeinsam demonstrieren zu gehen.
Was man halt so macht als Linker.


hier ein entspr. beitrag auf der seite dieser organisation:

Code:
https://freie-linke.de/freier-funke/2021/03/eine-richtig-grosse-krise-cui-bono-wem-nuetzt-es

Link codiert. Mobienne.
Zitat:
Zusammen sind die Bill und Melinda Gates Stiftung und Gavi der größte Geldgeber der WHO, der etwa 18% des Haushalts beiträgt. Damit hat die Impflobby einen entscheidenden Einfluss. Die Gates-Stiftung bekommt zwar nicht unmittelbar Geld aus den Impfungen, aber es macht nachdenklich, wie vernetzt die Impf- und Pharmalobby untereinander und mit Bill Gates ist: Die WHO erklärt die Corona-Erkrankungen zur Pandemie; die Johns-Hopkins-Universität liefert hierfür die Daten, die es untermauern sollen und die Gates-Stiftung kümmert sich zusammen mit Gavi um die Impfungen.



Meine Fresse, was für ein Blödsinn. Was für Spinner!
Kann jemand mal bitte diese Links in code setzen?
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Babyface
Altmeister



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11519

Beitrag(#2245556) Verfasst am: 19.03.2021, 23:31    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Heiner hat folgendes geschrieben:
Cool. Es gibt noch Linke, die sich für Grund- und Menschenrechte einsetzen. Sehr glücklich



Wann kommt die erste Demo gegen den Rechtsverkehr? Freie Fahrt für freie Bürger!!!

Völlig unpassender da verharmlosender Kommentar. Die momentanen Grundrechtseinschränkungen haben eine ganz andere Dimension als der Rechtsverkehr.
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posted by Babyface
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Babyface
Altmeister



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11519

Beitrag(#2245560) Verfasst am: 20.03.2021, 00:14    Titel: Antworten mit Zitat

Ein weiteres Beispiel für Staatsversagen auf Bundes- und Länderebene.

Der Landkreis Greiz wird von Inzidenzbürokraten für seine engagierte Teststrategie mit Grundrechtseinschränkungen abgestraft:

https://m.tagesspiegel.de/politik/greiz-hat-550er-inzidenz-wegen-schnelltestoffensive-die-zahlen-werden-noch-weiter-steigen/27018598.html?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de
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posted by Babyface
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kolja
der Typ im Maschinenraum
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Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#2245563) Verfasst am: 20.03.2021, 09:40    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
Der Landkreis Greiz wird von Inzidenzbürokraten für seine engagierte Teststrategie mit Grundrechtseinschränkungen abgestraft:

Du merkst aber schon, dass Du hier das Narrativ der Springerpresse nachplapperst?

Auf die Einschätzung der Behörden vor Ort ist schon mal nicht viel zu geben. Alleine schon die Idee, dass man aus der aktuellen Intensivbelegung schlussfolgern könne, das man alles noch im Griff habe, zeigt, dass diese Leute die Dynamik der Pandemie nicht verstehen. Die Infektionen von heute schlagen sich erst in zwei Wochen in der Intensivbelegung nieder, und gestorben wird noch später. Gerade die Infektionen in den Kindern brauchen auch nochmal ein bis zwei Wochen, bevor sie die Inzidenz der Eltern hochtreiben. Den Effekt konnte man in den deutschlandweiten RKI-Daten ganz hervorragend sehen, hier hatte ich noch auf das hohe Wachstum in den Kindern hingewiesen, diese Woche sehen wir in der Heatmap zum ersten Mal, dass das Wachstum jetzt in der ganzen Breite angekommen ist.

Die Behauptung, die hohe Inzidenz wäre nur auf das intensivere Testen zurückzuführen, ist jedenfalls Quatsch. Das hat natürlich einen Anteil, und die Inzidenz wird damit sicher schlecht vergleichbar, aber das was dort passiert bleibt ein dramatischer Ausbruch. Sich um die exakten Inzidenzwerte zu streiten ist tatsächlich nicht schlau, es kommt vielmehr auch auf die Dynamik der Entwicklung an.

Aber genau das kapieren die Leute, die die Inzidenz als Bewertungsinstrument loswerden wollen ja gerade nicht. Das merkt man spätestens an den Alternativen, die sie vorschlagen. Die sind nämlich regelmäßig entweder ungeeignet, die Dynamik rechtzeitig zu erfassen (Intensivbelegung...), oder sie werden in den Projektionen bereits berücksichtigt (Impfquoten...). Damit wird dann auch klar, dass man diese Leute nicht ernst nehmen kann.
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goedelchen
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Anmeldungsdatum: 08.10.2018
Beiträge: 928

Beitrag(#2245565) Verfasst am: 20.03.2021, 09:54    Titel: :-) Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Babyface hat folgendes geschrieben:
Der Landkreis Greiz wird von Inzidenzbürokraten für seine engagierte Teststrategie mit Grundrechtseinschränkungen abgestraft:

Du merkst aber schon, dass Du hier das Narrativ der Springerpresse nachplapperst?

Auf die Einschätzung der Behörden vor Ort ist schon mal nicht viel zu geben. Alleine schon die Idee, dass man aus der aktuellen Intensivbelegung schlussfolgern könne, das man alles noch im Griff habe, zeigt, dass diese Leute die Dynamik der Pandemie nicht verstehen. Die Infektionen von heute schlagen sich erst in zwei Wochen in der Intensivbelegung nieder, und gestorben wird noch später. Gerade die Infektionen in den Kindern brauchen auch nochmal ein bis zwei Wochen, bevor sie die Inzidenz der Eltern hochtreiben. Den Effekt konnte man in den deutschlandweiten RKI-Daten ganz hervorragend sehen, hier hatte ich noch auf das hohe Wachstum in den Kindern hingewiesen, diese Woche sehen wir in der Heatmap zum ersten Mal, dass das Wachstum jetzt in der ganzen Breite angekommen ist.

Die Behauptung, die hohe Inzidenz wäre nur auf das intensivere Testen zurückzuführen, ist jedenfalls Quatsch. Das hat natürlich einen Anteil, und die Inzidenz wird damit sicher schlecht vergleichbar, aber das was dort passiert bleibt ein dramatischer Ausbruch. Sich um die exakten Inzidenzwerte zu streiten ist tatsächlich nicht schlau, es kommt vielmehr auch auf die Dynamik der Entwicklung an.

Aber genau das kapieren die Leute, die die Inzidenz als Bewertungsinstrument loswerden wollen ja gerade nicht. Das merkt man spätestens an den Alternativen, die sie vorschlagen. Die sind nämlich regelmäßig entweder ungeeignet, die Dynamik rechtzeitig zu erfassen (Intensivbelegung...), oder sie werden in den Projektionen bereits berücksichtigt (Impfquoten...). Damit wird dann auch klar, dass man diese Leute nicht ernst nehmen kann.


Danke für den aufklärend wirkenden Post.
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kolja
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Beitrag(#2245566) Verfasst am: 20.03.2021, 09:56    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Gerade die Infektionen in den Kindern brauchen auch nochmal ein bis zwei Wochen, bevor sie die Inzidenz der Eltern hochtreiben. Den Effekt konnte man in den deutschlandweiten RKI-Daten ganz hervorragend sehen, hier hatte ich noch auf das hohe Wachstum in den Kindern hingewiesen, diese Woche sehen wir in der Heatmap zum ersten Mal, dass das Wachstum jetzt in der ganzen Breite angekommen ist.


Pavel Mayer hat hier mal die Inzidenz nach Altersgruppen aus den RKI-Daten noch schöner geplottet:



Und hier nicht die absolute Inzidenz, sondern die Wachstumsrate (R-Wert) nach Altersgruppe:



Am besten den ganzen Thread lesen:

https://threadreaderapp.com/thread/1373158511727804417.html
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kolja
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Beitrag(#2245571) Verfasst am: 20.03.2021, 11:18    Titel: Antworten mit Zitat

Mittlerweile geht auch die Intensivbelegung wieder nach oben (aus dem RKI-Lagebericht von Freitag):


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kolja
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Beitrag(#2245572) Verfasst am: 20.03.2021, 11:48    Titel: Antworten mit Zitat

Das Timing der Anti-Inzidenzwert-Kampagne der BILD war natürlich kein Zufall, und wenn wir schon von Staatsversagen reden, dann sollten wir besser mal zu den Kultusministern schauen.

https://www.news4teachers.de/2021/03/die-kmk-verabschiedet-sich-vom-inzidenzwert-weil-ja-jetzt-in-schulen-getestet-wird/

Zitat:
Der Beitrag der Kultusminister, ihrer (angeblichen!) Priorität gemäß die Schulen so lange wie möglich offenhalten zu können, beschränkt sich auf das Postulat, ebendieses tun zu wollen – und auf ein vierseitiges Faltblatt für Lehrkräfte zum Thema offene Fenster. Ansonsten haben die Kultusminister praktisch nichts für die Sicherheit von Schülern und Lehrern getan. [...]

Zu den direkten Gesundheitsgefahren für Schüler und Lehrer durch Infektionen – kein Wort. Im Gegenteil. Wer auf die Ansteckungsgefahr hinweist, wird von der KMK in die Ecke von Kinderhassern geschoben. „In diesem Zusammenhang betonen die Kultusministerinnen und Kultusminister nachdrücklich, dass Kinder und Jugendliche nicht als Gefahr für alle an der Schule Beteiligten stigmatisiert werden sollen.“ Das ist offenbar die neue, gestern unter den Kultusministern vereinbarte PR-Strategie, die das Lamento „Die Schulen sind keine Treiber der Pandemie“ ablösen soll (denn zu offenkundig wird langsam, dass die Schulen sehr wohl ein wesentlicher Faktor im Infektionsgeschehen sind). [...]

Die Kultusminister verabschieden sich endgültig von der Wissenschaft als Entscheidungsgrundlage. Gestern morgen – was für ein Zufall! – hatte die „Bild“-Zeitung via Schlagzeile gefordert: „Schafft endlich den Inzidenzwert als Maß aller Dinge ab!“ Im KMK-Beschluss von gestern Abend liest sich das dann so: „Die ausgeweitete Testung von Kindern und Jugendlichen dient dem Ziel, den Schulbesuch für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte sicherer zu machen und Infektionen zu identifizieren. Dadurch kann eine höhere Zahl von festgestellten Infektionen hervorgerufen werden und sich die Inzidenz in den Ländern erhöhen. Bei Entscheidungen über den Schulbetrieb ist daher perspektivisch zu prüfen, das Kriterium der Inzidenz um weitere Kriterien zu ergänzen.“ Welche weiteren Kriterien [...]? Das bleibt ungesagt.

Mit anderen Worten: Wenn wir endlich durch flächendeckende Tests ein halbwegs realistisches Bild vom Infektionsgeschehen in Schulen bekommen (für das die Kultusminister mit wissenschaftlichen Stichproben ja schon längst hätten sorgen müssen), dann soll dieser Nachweis nicht mehr gelten, um damit Schutzmaßnahmen zu begründen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, selbst Epidemiologe, hat den Vorstoß ironisch kommentiert: „Schafft endlich die Thermometer ab. Dann ist der Klimawandel bewältigt!

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kolja
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Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#2245573) Verfasst am: 20.03.2021, 12:02    Titel: Antworten mit Zitat

Der Anstieg der Intensivbelegung zeigt ja schon klar genug, dass das Wachstum real ist. Aber nochmal zurück zu den Schnelltests:

https://threadreaderapp.com/thread/1371900470067929091.html

Malte Kreutzfeldt hat folgendes geschrieben:
Aus NRW gibt es jetzt Zahlen zu den kostenlosen Schnelltests, die zumindest einen groben Eindruck vermitteln, welche Rolle diese beim aktuellen Anstieg der Infektionszahlen spielen [...] Die Schnelltests spielen beim Anstieg der gemeldeten Infektionszahlen zwar eine Rolle, aber definitiv eine untergeordnete. Der Großteil des Wachstums ist real.


Ich vermute, dass in diesen kostenlosen Schnelltests die Schnelltests an den Schulen nicht enthalten sind. Die haben aber auch noch gar nicht flächendeckend stattgefunden, das geht gerade erst mit Verzögerung los, weil auch das mal wieder schlecht oder gar nicht vorbereitet wurde.

Das zeigt jedenfalls, dass auch der Zuwachs, den wir schon seit mittlerweile einem Monat in den Kindern sehen, nicht durch Schnelltests "wegerklärt" werden kann.

Übrigens hat Österreich die Strategie "Öffnen flankiert von Schnelltests" auch schon Wochen vor uns probiert und ist damit gescheitert. Hätte man draus lernen können, hat man aber nicht.
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Babyface
Altmeister



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11519

Beitrag(#2245588) Verfasst am: 20.03.2021, 14:44    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Babyface hat folgendes geschrieben:
Der Landkreis Greiz wird von Inzidenzbürokraten für seine engagierte Teststrategie mit Grundrechtseinschränkungen abgestraft:

Du merkst aber schon, dass Du hier das Narrativ der Springerpresse nachplapperst?

Auf die Einschätzung der Behörden vor Ort ist schon mal nicht viel zu geben. Alleine schon die Idee, dass man aus der aktuellen Intensivbelegung schlussfolgern könne, das man alles noch im Griff habe, zeigt, dass diese Leute die Dynamik der Pandemie nicht verstehen. Die Infektionen von heute schlagen sich erst in zwei Wochen in der Intensivbelegung nieder, und gestorben wird noch später. Gerade die Infektionen in den Kindern brauchen auch nochmal ein bis zwei Wochen, bevor sie die Inzidenz der Eltern hochtreiben. Den Effekt konnte man in den deutschlandweiten RKI-Daten ganz hervorragend sehen, hier hatte ich noch auf das hohe Wachstum in den Kindern hingewiesen, diese Woche sehen wir in der Heatmap zum ersten Mal, dass das Wachstum jetzt in der ganzen Breite angekommen ist.

Die Behauptung, die hohe Inzidenz wäre nur auf das intensivere Testen zurückzuführen, ist jedenfalls Quatsch. Das hat natürlich einen Anteil, und die Inzidenz wird damit sicher schlecht vergleichbar, aber das was dort passiert bleibt ein dramatischer Ausbruch. Sich um die exakten Inzidenzwerte zu streiten ist tatsächlich nicht schlau, es kommt vielmehr auch auf die Dynamik der Entwicklung an.

Aber genau das kapieren die Leute, die die Inzidenz als Bewertungsinstrument loswerden wollen ja gerade nicht. Das merkt man spätestens an den Alternativen, die sie vorschlagen. Die sind nämlich regelmäßig entweder ungeeignet, die Dynamik rechtzeitig zu erfassen (Intensivbelegung...), oder sie werden in den Projektionen bereits berücksichtigt (Impfquoten...). Damit wird dann auch klar, dass man diese Leute nicht ernst nehmen kann.

Es geht hier nicht darum Inzidenzwerte als Kriterium zu verwerfen, sondern Inzidenzwerte in Relation zur Testhäufigkeit und der Teststrategie zu bewerten. Auch geht es nicht darum den bundesweiten Anstieg der Inzidenzen alleine mit Schnelltests zu erklären, sondern den weit über diesen hinausgehenden Anstieg im Landkreis Greiz. Und Du entschuldigst hoffentlich, dass ich der Einschätzung der Verantwortlichen Behörden dort vor Ort ein höheres Gewicht beimesse als der Ferndiagnose von Forumsexperten, die über keine genauen Kenntnisse der Zahlen und deren zeitlichen Verlauf verfügen.

Und doch, eine geringe Auslastung der Intensivkapazitäten ist selbstverständlich ein Indikator für Kontrolle, weil hohe Kapazitäten Zeit zum Gegensteuern verschaffen falls es doch zu einem signifikanten Anstieg der Behandlungsfälle kommt. Darüber hinaus ist die technische und personelle Auslastung der Intensivstationen immer noch wichtigste Zielgröße in der Pandemie, welche zugleich gewisse Rückschlüsse darüber erlaubt welche Inzidenzen (und damit Freiheiten) man sich erlauben kann ohne den verfassungsrechtlich legitimen Zweck der Grundrechteinschränkungen zu gefährden. Dass man hierfür eine zeitliche Verzögerung einkalkulieren muss, ist geschenkt.
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posted by Babyface
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Anmeldungsdatum: 20.05.2016
Beiträge: 288

Beitrag(#2245589) Verfasst am: 20.03.2021, 14:58    Titel: Wieso lernt die Politik nach über ein Jahr nicht, was exponentieller Anstieg ist Antworten mit Zitat

Zitat:
Die Ergebnisse des Impfgipfels am Freitagabend stoßen bei Hausärzten auf Unverständnis. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, kritisierte im ARD-Extra den Startzeitpunkt: "Die Bereitschaft ist da, die Logistik steht, die Lieferketten stehen." Pilotprojekte hätten gezeigt, dass es möglich sei, alle verfügbaren Impfstoffe auch in der hausärztlichen Praxis zu impfen. "Ich verstehe es nicht", sagte Weigeldt. "Weswegen müssen wir jetzt warten? Auf was?"
Ich verstehe es (die Politik) auch nicht. Es sterben jeden Tag hunderte Menschen, aber die Hausärzte dürfen, obwohl sie könnten erst einmal nicht impfen.

Und die Lockerungen werden immer noch nicht zurückgenommen. Trotz klarer, unaufhaltbarer dritter Welle und Inzidenz von morgen über 100
und viel ansteckenderer und tödlicherer Mutation B.1.1.7 .



Und die massenhaft durch unterlassene Hilfeleistung (mangelnde Impfstoffbestellung) tötende von der Leyen sagt: "alles supi im Zeitplan". zornig
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Beiträge: 22259

Beitrag(#2245592) Verfasst am: 20.03.2021, 15:10    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Mittlerweile geht auch die Intensivbelegung wieder nach oben (aus dem RKI-Lagebericht von Freitag):

Und das trotz der fortschreitenden Impfung der Risikogruppen. Langsam werden wohl Leute wie ich (mittleres Alter, Asthma, Übergewicht) zur Hauptkundschaft der Intensivstationen. skeptisch
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Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22259

Beitrag(#2245593) Verfasst am: 20.03.2021, 15:28    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
Auch geht es nicht darum den bundesweiten Anstieg der Inzidenzen alleine mit Schnelltests zu erklären, ...

Genau das wird aber im Interview getan.

Babyface hat folgendes geschrieben:
[...] sondern den weit über diesen hinausgehenden Anstieg im Landkreis Greiz.

Selbst wenn man alle durch die Tests von unsymptomatischen Kontaktpersonen gefundenen Fälle herausrechnen würde, hätte man immer noch eine Inzidenz von ca. 250 (der Landkreis hat ja praktischerweise ca. 100.000 Einwohner). Und schon dieses komplette Herausrechnen ist me unrealiistsch, weil man einen Teil davon wohl doch auch mit der üblichen Teststrategie gefunden hätte (entweder weil die Leute doch noch Syptome entwickelt hätten, oder weil sie sich selbstständig getestet hätten - Schnelltests sind ja jetzt überall käuflich).

Babyface hat folgendes geschrieben:
... weil hohe Kapazitäten Zeit zum Gegensteuern verschaffen falls es doch zu einem signifikanten Anstieg der Behandlungsfälle kommt. [...] Dass man hierfür eine zeitliche Verzögerung einkalkulieren muss, ist geschenkt.

Das ist ja nett, dass du die zeitliche Verzögerung für "geschenkt" erklärst, aber sie ist nicht geschenkt. Wenn die Welle der Hospitalisierungen erst zwei Wochen nach der gestiegenen Inzidenz kommt, dann evtl. ergriffene Maßnahmen erstmal die Inzidenz reduzieren müssen und die Patienten noch 'ne Weile im Krankenhaus bleiben, sind nirgendwo hinreichend Kapazitäten vorhanden, um diese Zeit zum Gegensteuern zu liefern.
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Lord Snow
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Beitrag(#2245596) Verfasst am: 20.03.2021, 17:08    Titel: Antworten mit Zitat

Was wo der heiner wieder ordentlich abfeiern kann:

https://www.n-tv.de/politik/Querdenker-ueberrennen-Kassels-Innenstadt-article22439607.html

Soviel zur Diktatur, die sich wieder mal von den Querdenkern an der Nase herumführen lässt... Traurig
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Anmeldungsdatum: 20.05.2016
Beiträge: 288

Beitrag(#2245597) Verfasst am: 20.03.2021, 17:25    Titel: Man kann dem Unmut nirgends seriös Luft machen... Antworten mit Zitat

Kann zumindest nachvollziehen, dass einige sich so Luft machen müssen.

Habe leider kein Spiegel+ - Abo

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Die Republik offenbart eine systemische Schwäche, die Geduld der Bürger ist am Ende.


Aber im globalen Vergleich läuft in Sachen Corona ja hier nun wirklich unleugbar so manches schief...
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Beiträge: 22259

Beitrag(#2245598) Verfasst am: 20.03.2021, 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

Lord Snow hat folgendes geschrieben:
Was wo der heiner wieder ordentlich abfeiern kann:

https://www.n-tv.de/politik/Querdenker-ueberrennen-Kassels-Innenstadt-article22439607.html

Soviel zur Diktatur, die sich wieder mal von den Querdenkern an der Nase herumführen lässt... Traurig

Die halten sich nicht an Hygieneauflagen!
Wer hätte das ahnen können!
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narr
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Beitrag(#2245599) Verfasst am: 20.03.2021, 17:48    Titel: Antworten mit Zitat

Ach na ja, Deutschland ist halt mal nicht "Weltmeister" sondern Mittelfeld.

Noch dazu sind viele Vergleich imo nicht statthaft. Kleinere Länder mit geringerer Bevölkerungsanzahl sind nun mal leichter zu organisieren.

Und klar wurden und werden Fehler gemacht. Allerdings sind davon etliche "hinterher weiß man's immer besser" Fehler.

Der Sumpf der sich - allen voran - bei der CDU jetzt zeigt hat doch gar nichts mit Corona zu tun, sondern wird davon nur sichtbarer gemacht.

Und bei anderen Besonderheiten Deutschlands will die Bevölkerung wohl die positiven Seiten, die damit aber einhergehenden negativen, nicht. Die hohe Selbstbestimmung der Bundesländer hat halt auch ihren Preis.

Interessant fand ich den Artikel - auch im Spiegel Warum Chile schneller impft als jedes andere Land
Public-Health-Expertin Soledad Martínez: "Ich sehe drei entscheidende Faktoren: Erstens haben wir genug Impfstoff. Zweitens haben wir die Infrastruktur, um ihn schnell zu verimpfen, und drittens haben wir kaum Probleme mit Impfskeptikern, weil die Pandemie hier nicht wie in anderen lateinamerikanischen Ländern politisiert wurde. Die Pandemie ist in Chile keine Glaubensfrage – wie etwa in Brasilien. Politik und Gesundheit sind getrennte Sphären....
...haben wir sehr früh Verträge abgeschlossen, schon bevor es Studien gab, und zwar mit allen potenziellen Herstellern, also mit Biontech/Pfizer, AstraZeneca, Johnson & Johnson. Wir haben Sputnik aus Russland bestellt und Sinovac aus China. Geopolitische Überlegungen spielten keine Rolle.
"
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Beitrag(#2245601) Verfasst am: 20.03.2021, 18:24    Titel: Antworten mit Zitat

Offenbar wurde Boris Reitschuster auf der Demo angegriffen. Also von Gegendemonstranten, wie es heißt.

Ich mach mich mal auf youtube auf die Suche...
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Lord Snow
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Beitrag(#2245602) Verfasst am: 20.03.2021, 18:49    Titel: Antworten mit Zitat

https://twitter.com/Volksverpetzer/status/1373293159371923465

Der Volksverpetzer meldet an einer Stelle, sehbehinderte Menschen in vorderster Front bei den Querdenkern....

Es ist einfach nur noch zum schämen, es macht sprachlos... Weinen

https://twitter.com/Volksverpetzer/status/1373286769890836480

Weinendes Kind.... Weinen
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Beitrag(#2245603) Verfasst am: 20.03.2021, 19:18    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
Es geht hier nicht darum Inzidenzwerte als Kriterium zu verwerfen, sondern Inzidenzwerte in Relation zur Testhäufigkeit und der Teststrategie zu bewerten.

Was ist das denn für eine dumme Idee? Warum sollte man das tun? Wir sollten doch froh sein, wenn die Dunkelziffer kleiner wird und die wahre Inzidenz sichtbar wird. Das ist lediglich ein Zeichen dafür, dass die Inzidenzgrenzen bisher nicht korrekt angewendet werden konnten, weil man blind war. Deine Forderung läuft darauf hinaus, diese Blindheit als Argument für die Lockerung der Grenzwerte durch die Hintertür zu benutzen. Die Inzidenzgrenzen hatten mal den Zweck, die Arbeitsfähigkeit der Kontaktverfolgung sicher zu stellen. Es sollte evident sein, dass das mit einer entglittenen Dunkelziffer nicht gelingt. Deine Forderung läuft also auch darauf hinaus, den Versuch der Eindämmung mittels Kontaktverfolgung aufzugeben.

Babyface hat folgendes geschrieben:
Und Du entschuldigst hoffentlich, dass ich der Einschätzung der Verantwortlichen Behörden dort vor Ort ein höheres Gewicht beimesse als der Ferndiagnose von Forumsexperten, die über keine genauen Kenntnisse der Zahlen und deren zeitlichen Verlauf verfügen.

Wenn ich in dieser Pandemie eins gelernt habe, dann, den Behörden überhaupt nix mehr zuzutrauen.

Babyface hat folgendes geschrieben:
Und doch, eine geringe Auslastung der Intensivkapazitäten ist selbstverständlich ein Indikator für Kontrolle, weil hohe Kapazitäten Zeit zum Gegensteuern verschaffen falls es doch zu einem signifikanten Anstieg der Behandlungsfälle kommt. [...] Darüber hinaus ist die technische und personelle Auslastung der Intensivstationen immer noch wichtigste Zielgröße in der Pandemie [...] Dass man hierfür eine zeitliche Verzögerung einkalkulieren muss, ist geschenkt.

Hier irrst Du Dich, sowohl bei der Eignung der Zielgröße als auch bei der Annahme man könnte bei der aktuellen Inzidenz noch von Kontrolle und ausreichend Reaktionszeit ausgehen.

Der Versuch, die Kapazität des Gesundheitswesens als Rückkopplungsgröße für die Steuerung der Pandemie zu benutzen ist bisher nirgendwo langfristig gelungen. Das geht immer schief, der Versuch degeneriert zwangsläufig zu einer ineffizienten Strategie, in der man von Lockdown zu Lockdown stolpert, und in der nicht nur der gesundheitliche, psychologische und wirtschaftliche Schaden, sondern auch die Einschränkung der Freiheitsrechte am Ende höher ausfallen als bei einer konsequenten Unterdrückungsstrategie.
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Zuletzt bearbeitet von kolja am 20.03.2021, 20:05, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beitrag(#2245606) Verfasst am: 20.03.2021, 20:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ein bisschen Modellierung:

https://dirkpaessler.blog/2021/03/18/nach-update-des-pandemie-vorhersage-modells-neuberechnung-von-5-szenarien-fur-die-nachsten-wochen/

Zitat:
Das neue Modell zeigt für alle 5 Szenarien nochmal erheblich schwerwiegendere Verläufe. Die neue Modellversion sagt jetzt nach den Optimierungen zwar etwas kleinere Fallzahlen voraus. Aber weil die 50% “schlimmere” Mutation B.1.1.7 ab Ende März die dominierende Mutation ist, gehen die Zahlen der Hospitalisierungen, Intensivpatienten und Verstorbenen um 30%-100% nach oben.


Die letzte Version seines Modells war wohl zu optimistisch, das erklärt er hier:

https://dirkpaessler.blog/2021/03/18/pandemie-vorhersage-modell-v4-verfeinerung-und-validierung/
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Beitrag(#2245635) Verfasst am: 21.03.2021, 09:14    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Babyface hat folgendes geschrieben:
... weil hohe Kapazitäten Zeit zum Gegensteuern verschaffen falls es doch zu einem signifikanten Anstieg der Behandlungsfälle kommt. [...] Dass man hierfür eine zeitliche Verzögerung einkalkulieren muss, ist geschenkt.

Das ist ja nett, dass du die zeitliche Verzögerung für "geschenkt" erklärst, aber sie ist nicht geschenkt. Wenn die Welle der Hospitalisierungen erst zwei Wochen nach der gestiegenen Inzidenz kommt, dann evtl. ergriffene Maßnahmen erstmal die Inzidenz reduzieren müssen und die Patienten noch 'ne Weile im Krankenhaus bleiben, sind nirgendwo hinreichend Kapazitäten vorhanden, um diese Zeit zum Gegensteuern zu liefern.

Damit sagst Du dass jede signifikante Zunahme der Belegung in einem Landkreis unweigerlich zu einer Überschreitung der örtlichen Kapazitätsgrenzen führt. Diese Behauptung hätte ich gerne von Dir belegt. Entsprechendes Datenmaterial sollte in den letzten Monaten ausreichend vorliegen.

kolja hat folgendes geschrieben:
Babyface hat folgendes geschrieben:
Es geht hier nicht darum Inzidenzwerte als Kriterium zu verwerfen, sondern Inzidenzwerte in Relation zur Testhäufigkeit und der Teststrategie zu bewerten.

Was ist das denn für eine dumme Idee? Warum sollte man das tun? Wir sollten doch froh sein, wenn die Dunkelziffer kleiner wird und die wahre Inzidenz sichtbar wird. Das ist lediglich ein Zeichen dafür, dass die Inzidenzgrenzen bisher nicht korrekt angewendet werden konnten, weil man blind war. Deine Forderung läuft darauf hinaus, diese Blindheit als Argument für die Lockerung der Grenzwerte durch die Hintertür zu benutzen. Die Inzidenzgrenzen hatten mal den Zweck, die Arbeitsfähigkeit der Kontaktverfolgung sicher zu stellen. Es sollte evident sein, dass das mit einer entglittenen Dunkelziffer nicht gelingt. Deine Forderung läuft also auch darauf hinaus, den Versuch der Eindämmung mittels Kontaktverfolgung aufzugeben.

Ich weiß nicht was das jetzt soll. Es ist ja wohl evident, dass ein Inzidenzwert von 100 mit einer Strategie die nur symptomatische Personen testet auf eine ganz andere Gefährdungslage hinweist als dieselbe Inzidenz mit einer Strategie welche die Testungen auf asymptomatische Kontaktpersonen ausweitet.

Zitat:
Babyface hat folgendes geschrieben:
Und Du entschuldigst hoffentlich, dass ich der Einschätzung der Verantwortlichen Behörden dort vor Ort ein höheres Gewicht beimesse als der Ferndiagnose von Forumsexperten, die über keine genauen Kenntnisse der Zahlen und deren zeitlichen Verlauf verfügen.

Wenn ich in dieser Pandemie eins gelernt habe, dann, den Behörden überhaupt nix mehr zuzutrauen.

Babyface hat folgendes geschrieben:
Und doch, eine geringe Auslastung der Intensivkapazitäten ist selbstverständlich ein Indikator für Kontrolle, weil hohe Kapazitäten Zeit zum Gegensteuern verschaffen falls es doch zu einem signifikanten Anstieg der Behandlungsfälle kommt. [...] Darüber hinaus ist die technische und personelle Auslastung der Intensivstationen immer noch wichtigste Zielgröße in der Pandemie [...] Dass man hierfür eine zeitliche Verzögerung einkalkulieren muss, ist geschenkt.

Hier irrst Du Dich, sowohl bei der Eignung der Zielgröße als auch bei der Annahme man könnte bei der aktuellen Inzidenz noch von Kontrolle und ausreichend Reaktionszeit ausgehen.

Der Versuch, die Kapazität des Gesundheitswesens als Rückkopplungsgröße für die Steuerung der Pandemie zu benutzen ist bisher nirgendwo langfristig gelungen. Das geht immer schief, der Versuch degeneriert zwangsläufig zu einer ineffizienten Strategie, in der man von Lockdown zu Lockdown stolpert, und in der nicht nur der gesundheitliche, psychologische und wirtschaftliche Schaden, sondern auch die Einschränkung der Freiheitsrechte am Ende höher ausfallen als bei einer konsequenten Unterdrückungsstrategie.

Ich habe nicht von Rückkopplungsgröße, sondern von Zielgröße gesprochen. Die Intensivbettenauslastung als Zielgröße leitet sich direkt aus dem verfassungsrechtlich legitimen Zweck der Maßnahmen ab, der darin besteht eine Überlastung des Gesundheitswesens im Sinne einer Triage abzuwenden.

Du magst nun alle Schutzkonzepte, die von einer No-Covid Strategie abweichen wahlweise für gescheitert, untauglich oder dumm erklären. Es ändert alles nichts an der grundlegenden Tatsache, dass die von Dir propagierte Strategie nur dann funktionieren kann, wenn in der Bevölkerung ein sehr hohes Maß an Akzeptanz für harte Einschränkungen besteht sowie Vertrauen in den Staat und seine Behörden. Und mit hohem Maß meine ich nicht, dass lediglich eine Mehrheit dafür ist, sondern alle bis auf einen kleinen vernachlässigbaren Rest aktiv mitmachen würden indem sie sich an die Regeln halten. Davon auszugehen ist zum aktuellen Zeitpunkt jedoch eine völlige Verkennung der gesellschaftlichen Realität, und Strategien welche die gesellschaftliche Realität verkennen, die sind wirklich dumm. Allein der Umstand, dass Du selbst das Vertrauen in staatliche Behörden verloren hast, sollte Dir eigentlich zu Denken geben. Erwarte nicht, dass Du damit alleine bist.
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Beitrag(#2245637) Verfasst am: 21.03.2021, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
Es ist ja wohl evident, dass ein Inzidenzwert von 100 mit einer Strategie die nur symptomatische Personen testet auf eine ganz andere Gefährdungslage hinweist als dieselbe Inzidenz mit einer Strategie welche die Testungen auf asymptomatische Kontaktpersonen ausweitet.

Das ist zwar richtig, aber Du hast das Argument offensichtlich nicht verstanden. Die Gefährdungslage ist nur ein Teil dessen, was die Inzidenz abbilden soll. Der Kontrollverlust ist bei den Werten, von denen wir hier reden, schon lange vorher eingetreten. Tillich hat Dir bereits vorgerechnet, dass auch eine um die Schnelltests Asymptomatischer bereinigte Inzidenz für Dein Beispielstädtchen bereits jenseits aller relevanten Grenzwerte liegt. Du führst hier nur eine populistisch gefärbte Scheindebatte ("Inzidenzbürokratie"), die mit der Realität vor Ort nichts zu tun hat.

Babyface hat folgendes geschrieben:
Die Intensivbettenauslastung als Zielgröße leitet sich direkt aus dem verfassungsrechtlich legitimen Zweck der Maßnahmen ab, der darin besteht eine Überlastung des Gesundheitswesens im Sinne einer Triage abzuwenden.

Zunächst einmal bestreite ich, dass dies der einzige verfassungsrechtlich legitime Zweck für die Maßnahmen sei. Der Schutz der Gesundheit kann doch nicht erst dann relevant werden, wenn Triage droht. Die Kapazität des deutschen Gesundheitssystems ist schon ziemlich überdurchschnittlich, innerhalb dieser Grenzen kann sich noch eine enorme Menge menschliches Leid abspielen. Es kann ja wohl nicht sein, dass das verfassungsrechtlich nicht relevant ist.

Aber selbst wenn wir nur für diese Diskussion annehmen, dass die Vermeidung von Triage der einzige legitime Zweck für die Maßnahmen sei, bleibt es immer noch dumm, die Intensivauslastung als Zielgröße zu wählen.

Denn selbst wenn es gelingen würde, die Pandemie so zu steuern, dass sie in an der Kapazitätsgrenze des Gesundheitswesens entlang läuft, würde dies in der Gesamtbilanz mehr Einschränkungen erfordern als wenn man die Pandemie entlang möglichst niedriger Inzidenz steuern würde. Das ergibt sich daraus, dass die Stärke der Einschränkungen den Wachstumsfaktor und nicht die Inzidenz bestimmt, und bei niedriger Inzidenz die Kontaktverfolgung einen anteilig größeren Beitrag zur Eindämmung leisten kann, so dass im Gegenzug weniger Einschränkungen notwendig sind, um den gleichen Wachstumsfaktor zu halten. Diese Überlegung ist nicht nur logisch zwingend, sondern durch Modellierung und Praxis gründlich bestätigt worden.

Willst Du mir jetzt ernsthaft erzählen, dass wir aus juristischen Gründen leider die ineffizientere und mit langfristig mehr Grundrechtseinschränkungen verbundene Strategie wählen müssen? Ist die Juristerei nicht über das Niveau von jammernden Kleinkindern ohne Fähigkeit zu langfristigen Abwägungen hinaus gekommen?

Babyface hat folgendes geschrieben:
[... bla bla ...] gesellschaftliche Realität verkennen [... bla bla ...]

Das ist auf mehreren Ebenen Quark. Erstens zeigen Umfragen, das auch in Deutschland die Lockerung gegen die Stimmungslage der Bevölkerung erfolgt. Das ist eher ein Medien- und Lobbyzirkus, der den gegenteiligen Eindruck erweckt. Zweitens zeigen andere Länder, auch in Europa, dass man mit entsprechend harten Lockdowns die Infektionszahlen durchaus immer noch sehr erfolgreich drücken kann. Es scheitert hier nicht am Widerstand der Bevölkerung, sondern am Willen und der Unfähigkeit der Politik.
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Beitrag(#2245638) Verfasst am: 21.03.2021, 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Die Kapazität des deutschen Gesundheitssystems ist schon ziemlich überdurchschnittlich, innerhalb dieser Grenzen kann sich noch eine enorme Menge menschliches Leid abspielen.

Der Text ist zwar vom Beginn der zweiten Welle, aber in diesem Punkt immer noch aktuell:

Dirk Specht hat folgendes geschrieben:
Ein Wort zu den Betten: Die Diskussion ist widerlich. Ich habe noch nie eine Gesellschaft erlebt, die sich daran ergötzt, die Zahl ihrer Intubierten zu „optimieren“. Das ist eine elende Qual, an der immer noch ein Drittel verstirbt. Es ist nur die Spitze des Eisbergs, da hinter jedem Verstorbenen bis zu zehn lange oder dauerhaft Geschädigte und mindestens nochmals zehn länger schwer Erkrankte stehen. Die Betten stehen zudem auch Herzkranken, Menschen nach schweren OPs, Unfallopfern etc. zu. Die Betten werden auch nicht von fröhlichem Personal unter einfachen Bedingungen betreut. Rund um diese „Grenzwerte“ gibt es dermaßen viel Leid, Elend und Mühen, dass wir hier sehr schnell von siebenstelligen Opfern sprechen und zwar nur dann, wenn die Betten ausreichen.

Mir reicht es daher mit der Diskussion. Es war ein politischer Fehler, die „Kapazitäten des Gesundheitssystems“ überhaupt ins Spiel zu bringen. Bei einer Epidemie mit einem neuen Erreger und einer einzigartigen Ausbreitungsgeschwindigkeit, gegen die es kaum medizinischen Schutz gibt, ist das Gesundheitssystem nicht mehr als das Entsorgungssystem gesellschaftlichen Scheiterns!

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Beitrag(#2245647) Verfasst am: 21.03.2021, 12:42    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Babyface hat folgendes geschrieben:
Es ist ja wohl evident, dass ein Inzidenzwert von 100 mit einer Strategie die nur symptomatische Personen testet auf eine ganz andere Gefährdungslage hinweist als dieselbe Inzidenz mit einer Strategie welche die Testungen auf asymptomatische Kontaktpersonen ausweitet.

Das ist zwar richtig, aber Du hast das Argument offensichtlich nicht verstanden. Die Gefährdungslage ist nur ein Teil dessen, was die Inzidenz abbilden soll. Der Kontrollverlust ist bei den Werten, von denen wir hier reden, schon lange vorher eingetreten. Tillich hat Dir bereits vorgerechnet, dass auch eine um die Schnelltests Asymptomatischer bereinigte Inzidenz für Dein Beispielstädtchen bereits jenseits aller relevanten Grenzwerte liegt. Du führst hier nur eine populistisch gefärbte Scheindebatte ("Inzidenzbürokratie"), die mit der Realität vor Ort nichts zu tun hat.

Du hast gefragt warum es überhaupt wichtig ist, auch die Anzahl der Testungen zu berücksichtigen und ich habe Dir den Sinn erklärt. Tut mir leid wenn er Dir bereits bekannt war, aber dann stell bitte in Zukunft sinnvollere Fragen. Was ich von Ferndiagnosen von Hobby-Epidemiologen bzgl. der Lage in Greiz halte, bist vielleicht eher Du derjenige der mich nicht verstanden hat.

Zitat:
Babyface hat folgendes geschrieben:
Die Intensivbettenauslastung als Zielgröße leitet sich direkt aus dem verfassungsrechtlich legitimen Zweck der Maßnahmen ab, der darin besteht eine Überlastung des Gesundheitswesens im Sinne einer Triage abzuwenden.

Zunächst einmal bestreite ich, dass dies der einzige verfassungsrechtlich legitime Zweck für die Maßnahmen sei. Der Schutz der Gesundheit kann doch nicht erst dann relevant werden, wenn Triage droht. Die Kapazität des deutschen Gesundheitssystems ist schon ziemlich überdurchschnittlich, innerhalb dieser Grenzen kann sich noch eine enorme Menge menschliches Leid abspielen. Es kann ja wohl nicht sein, dass das verfassungsrechtlich nicht relevant ist.

Es steht Dir frei einen darunter liegenden legitimen Zweck zu bestimmen. Allerdings steigen dann sofort die Anforderungen an die Verhältnismäßigkeitsprüfung. Damit kannst Du dann Einschränkungen wie Maskenpflicht und Großveranstaltungsverbote durchsetzen. Die Legitimation weitreichender Grundrechteinschränkungen wie sie eine No-Covid-Strategie erfordert, wird damit schwer zu rechtfertigen.

Dass der Gesundheitsschutz erst bei einer drohenden Triage verfassungsrechtlich relevant wird, ist auch ein Fehlschluss. Die Schutzpflicht des Staates erschöpft sich nicht in grundrechteinschränkenden Maßnahmen für die hohe verfassungsrechtliche Hürden gelten. Sie wird z.b. auch durch Impfangebote, kostenlose Schnelltests, Schutzmasken, Kontaktnachverfolgung, Information verwirklicht.

Zitat:

Willst Du mir jetzt ernsthaft erzählen, dass wir aus juristischen Gründen leider die ineffizientere und mit langfristig mehr Grundrechtseinschränkungen verbundene Strategie wählen müssen? Ist die Juristerei nicht über das Niveau von jammernden Kleinkindern ohne Fähigkeit zu langfristigen Abwägungen hinaus gekommen?

Nein. Der verfassungsrechtlich gebotene Weg zur Erreichung eines legitimen Zwecks ist stets die grundrechtschonendere Strategie. Ändert trotzdem nichts daran, dass die Auslastung der Intensivbetten die relevante Zielgröße ist, wenn der legitime Zweck die Abwendung einer Triage ist. Mit welcher Strategie man das am effizientesten erreicht und welche Steuerungsgrößen man hierfür auswählt, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Die gesellschaftlichen Realitäten muss man dabei aber schon im Auge behalten und da sehe ich bei Dir grobe Defizite. Daran ändert auch der Verweis auf Meinungsumfragen (die Dich im übrigen nicht bestätigen) und Länder die von anderer Mentalität geprägt sind, nichts. Die Mentalität eines nicht kleinen Teils der Bevölkerung, die ich insbesondere in meinem beruflichen aber auch privaten Umfeld beobachte, lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Ist die Katze weg, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
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Beitrag(#2245651) Verfasst am: 21.03.2021, 13:47    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Babyface hat folgendes geschrieben:
... weil hohe Kapazitäten Zeit zum Gegensteuern verschaffen falls es doch zu einem signifikanten Anstieg der Behandlungsfälle kommt. [...] Dass man hierfür eine zeitliche Verzögerung einkalkulieren muss, ist geschenkt.

Das ist ja nett, dass du die zeitliche Verzögerung für "geschenkt" erklärst, aber sie ist nicht geschenkt. Wenn die Welle der Hospitalisierungen erst zwei Wochen nach der gestiegenen Inzidenz kommt, dann evtl. ergriffene Maßnahmen erstmal die Inzidenz reduzieren müssen und die Patienten noch 'ne Weile im Krankenhaus bleiben, sind nirgendwo hinreichend Kapazitäten vorhanden, um diese Zeit zum Gegensteuern zu liefern.

Damit sagst Du dass jede signifikante Zunahme der Belegung in einem Landkreis unweigerlich zu einer Überschreitung der örtlichen Kapazitätsgrenzen führt. Diese Behauptung hätte ich gerne von Dir belegt. Entsprechendes Datenmaterial sollte in den letzten Monaten ausreichend vorliegen.

Jein.

Wenn man vor der signifikanten Zunahme der Belegung der Intensivbetten mit Covid-Patienten Maßnahmen gegen die Epidemie ergreift, ist das natürlich nicht der Fall, weil dann die Ausbreitung der Krankheit vorher verlangsamt werden kann.

Wenn man aber bei einer Krankheit wie Covid 19 mit einer Inkubationszeit von 1-2 Wochen, einer Infektiosität vor Symptombeginn und weiteren 1-2 Wochen von Infektionsbeginn bis zur evtl. Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung erst bei einem sichtbaren Anstieg des letzten Punkts, der instensivmedizinischen Behandlung, mit Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Krankheit anfängt, ja, dann wäre das meiner Einschätzung nach so. Dann hat man nämlich für einen Zeitraum von mehreren Wochen keinerlei Einfluss auf die Zahl der Fälle, die einer intensivmedizinischen Behandlung bedürfen.

Datenmaterial dazu habe ich aber nicht, weil man zum Glück der zweiten Strategie ja eben nicht gefolgt ist.
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Beitrag(#2245652) Verfasst am: 21.03.2021, 13:52    Titel: Antworten mit Zitat

So gefährlich kann Covid-19 für Kinder werden
leider ein Spiegel+ Artikel, aber im Prinzip geht es um ein Syndrom mit dem coronainfizierte Kinder und Jugendliche zu kämpfen haben, dem "PIMS" (Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome).
Dohna-Schwake, Intensivmediziner am Universitätsklinikum Essen, erwartet Mitte April wieder eine Zunahme dieser Kinder und Jugendlichen zwischen 5-18. Hohes Fieber und instabiler Kreislauf nach einer durchgemachten Sars-CoV-2 Infektion. Da sich zur Zeit wesentlich mehr Kinder als in der ersten und zweiten Welle anstecken, wird erwartet, dass die Zahl der Pims Kinder ebenfalls höher sein wird.

Das Pims ist anscheinend ein neues Krankheitsbild das als Spätfolge einer Coronavirusinfektion gilt. Es kommt rel. seltene vor und ist schwierig zu diagnostizieren.

Bis jetzt sind in Deutschland glücklicherweise noch keine Kinder daran gestorben, etliche Verläufe waren allerdings kritisch. Amerika meldet inzwischen 33 Todesfälle und eine Zunahme der Aggressivität. Dort müssen inzwischen fast alle Pims-Patienten auf die Intensivstation, vor einem halben Jahr waren das noch 40%.

"Die Blutgefäße weiteten sich, immer mehr Flüssigkeit sickerte durch die Gefäßwände ins Gewebe, der Blutdruck sackte ab. ...
Dann sammelte sich auch in der Lunge Wasser. ... beatmen ... künstliche Koma
"

Die Entzündungen werden wohl durch irregeleitete Immunreaktion hervorgerufen und treten bei ca. jedem 1000sten Sars-CoV-2 infizierten Kind auf

"Auch Kinder können schwer an den Auswirkungen des Coronavirus erkranken, wenngleich das Krankheitsbild in solchen Fällen ganz anders aussieht als Covid-19." Eltern sollten auf heftige Bauchschmerzen ihrer Kinder achten.

In Dresden wird jetzt ein Melderegister zu Pims geführt. Inzwischen sind dort 238 Pims-Fälle gemeldet. Mit einer Verzögerung von einigen Wochen hinter der Covid-19-Kurve ist mit einem Anstieg zu rechnen.

Eventuelle Spätschäden sind noch nicht absehbar. Da können sich die Heiners vielleicht mal ausrechnen was das für etliche der 13,1 Mio Kinder bedeutet.
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Beitrag(#2245654) Verfasst am: 21.03.2021, 13:58    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
Der verfassungsrechtlich gebotene Weg zur Erreichung eines legitimen Zwecks ist stets die grundrechtschonendere Strategie. Ändert trotzdem nichts daran, dass die Auslastung der Intensivbetten die relevante Zielgröße ist, wenn der legitime Zweck die Abwendung einer Triage ist.

Koljas Argumente, wenn ich sie recht verstehe:

a) Nicht erst die Abwendung einer Triage ist der legitime Zweck, sondern auch vorher schon hohe Zahlen an schweren Krankheitsfällen und tödlichen Verläufen. (Wenn auch, zugegeben, in Abwägung mit anderen Grundrechten.)

b) Die Inzidenz durch konsequente Maßnahmen (die Grundrechtseinschränkungen beinhalten) erst massiv zu senken, um sie dann auf niedrigem Niveau durch Kontaktverfolgung zu halten (ohne oder mit geringen Grundrechtseinschränlungen), wäre grundrechtsschonender, als sich dauerhaft an der Kapazitätsgrenze des Gesundheitssystems entlangzuhangeln, was fast durchgehend Grundrechtseinschränkungen erfordern würde - unterbrochen immer nur von kurzfristigen Teillockerungen, sobald die Zahlen ein bisschen sinken.
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Beitrag(#2245656) Verfasst am: 21.03.2021, 14:00    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Datenmaterial dazu habe ich aber nicht, weil man zum Glück der zweiten Strategie ja eben nicht gefolgt ist.

Na, es wird doch wohl in den letzten Monaten in dem ein oder anderen Landkreis zu einer signifikanten Erhöhung der Intensivbettenbelegung gekommen sein.
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