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Akademische Titel (ehemals: Korrekte Anrede für einen Dr.)
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Markus
Polygamer, polymorph perverser Psychopath



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 1320
Wohnort: Südhessen

Beitrag(#225992) Verfasst am: 09.12.2004, 18:06    Titel: Antworten mit Zitat

Also, wer seinen Titel nicht nur deshalb hat, um charakterliche Defizite zu überspielen und sein mangelndes Selbstwertgefühl auszugleichen, der legt meiner Erfahrung nach auch wenig Wert darauf, damit angeredet zu werden.
In dem Unternehmen, wo ich tätig bin, trägt ein sehr hoher Prozentsatz eine Dr. vor dem Namen. Nein, es ist kein Krankenhaus, es ist ein Wirtschaftsunternehmen.
Es gibt dafür eine interne Anweisung, wo festgelegt ist, dass Titel bei der Kommunikation untereinander nicht verwendet werden. Weder in der eMail-Adresse noch in der Signatur.
OK, meist redet man sich eh mit Vornamen an, da fällt das nicht auf.
Lediglich bei der Kommunikation nach außen, auf den Visitenkarten usw. stehen die Titel. Ist schon witzig, wenn man durch Zufall bei einer Besprechung mit externen Besuchern einen Blick auf die Visitenkarte eines Kollegen wirft und da ein Dr.Dr.Ing. vor dem Namen sieht.

Ähnlich ist es mit Adelstiteln. Wer ob seiner hochherrschaftlichen Aufzucht (pun intended) nicht gänzlich die Bodenhaftung verloren hat, kann meines Erachtens gut darauf verzichten.
Ich hatte mal einen sehr netten Kollegen, mit dem ich jahrelang gut zusammengearbeitet habe. Ich kannte ihn unter einem zwar etwas ausgefallenen Vor- und Nachnamen (ein wenig altmodisch, aber das gibt es ja manchmal), diese Namen liessen aber weiter keine Schlüsse auf etwaige Titel zu. Mit dem unterschrieb er, der stand auf seiner Visitenkarte und so ließ er sich anreden.
Erst bei einer gemeinsamen Geschäftsreise, als ich unsere beiden Pässe in der Hand hielt, warf ich mal einen Blick in seinen Reisepass. Da sah ich dann ein halbes Dutzend Vornamen, eine Menge 'von und zu' und eine Kombination historisch bekannter Hochadelsnamen.
Der Name, unter dem ich ihn kannte, war lediglich sein erster Vorname und der erste seiner Nachnamen ohne jedweden Adelszusatz, er verwendete noch nichtmal das 'von'.
Fand ich gut. Ich habe ihn auch nicht drauf angesprochen.
Sowas imponiert mir mehr als ein Haufen Titel, wobei mir egal ist, ob ein solcher Titel erarbeitet oder geerbt ist.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#226088) Verfasst am: 09.12.2004, 21:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe einmal ein Interview mit Gräfin Dönhoff gesehen, in dem sie von mehreren ihrer Freunde und Bekannten aus Adelskreisen sprach. Sie benutzte stets einen Vornamen und einen Familiennamen, niemals ein Adelsprädikat oder auch nur ein "von". Kann sein, dass es unter Adligen üblich ist, einander nicht mit Titeln zu belegen. Auch Bismarck verwandte ursprünglich nicht sein Adelsprädikat und fing erst an, mit "v. Bismarck" zu unterschreiben, als er von seinen Gegnern in seiner Eigenschaft als Adkiger angegriffen wurde; aus Trotz, schreibt er in seinen "Gedanken und Erinnerungen", habe er angefangen, sich zum Adel zu bekennen, nicht aus Überzeugung. Ein älterer Bekannter von mir hatte in seiner Jugend die letzte Herzogin von Sachsen-Meiningen zu chauffieren und redete sie mit "Kgl. Hoheit" an, was die Dame mit dem Wunsch konterte: "Ach was. Sagen Sie Sachsen-Meiningen." Es ist wohl so: Wer in seiner Welt, sei es die des Adels oder der Wissenschaft, eine unanfechtbare Position hat und sich sicher fühlt, dem genügt es, z.B. Fürst oder Doktor zu sein. Er hat es nicht nötig, das ständig hervorzukehren.
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Nuthouse
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Anmeldungsdatum: 06.11.2004
Beiträge: 1009

Beitrag(#226135) Verfasst am: 09.12.2004, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
für mich hießen und heißen die leute frau oder herr <nachname>.
in meinen jahrzehnten an diversen unis ist mir nur ein einziger (älterer) herr untergekommen, der wert darauf legte, mit "herr professor" angeredet zu werden.
mein letzter chef dagegen raunzte die jungs und mädels regelmäßig an, wenn sie sich auf diese weise an ihn ranmachten.

geschäftsleute wiederum sollten ihren potentiellen kunden gegenüber tunlichst die österreichische form der höflichkeit walten lassen.
also studenten mit "doktor", lehrer mit "professor", hausmeister mit "hofrat" etc. angehen.

jemand, der wert auf die nennung seines titels legt, steht bei mir im vorverdacht, sonst nicht allzuviel zu bieten zu haben.


Knuddeln Das ich DAS noch erleben darf - ich stimme zu Lachen
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Evilbert
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#226207) Verfasst am: 09.12.2004, 23:45    Titel: Antworten mit Zitat

Das Folgende hab ich ausgerechnet Mitte der 80er bei Arnold Schwarzenegger gelesen:

Jemand, der schon lange ein richtig schnelles Auto hat, rast selten auf der Autobahn. Er weiss ja, dass er jederzeit alle Anderen überholen könnte, wenn er nur wollte. Die Raser sind meistens andere, die sich was beweisen müssen.

Fand ich schon damals überzeugend, obwohl ich kein Autofahrer bin und nicht weiss, ob das auch im nichtübertragenen Sinne stimmt.
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Nordseekrabbe
linker Autist



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden

Beitrag(#226214) Verfasst am: 09.12.2004, 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

Und was hat das mit der korrekten Anrede für einen Dr. zu tun?? Mit den Augen rollen Frage
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#226297) Verfasst am: 10.12.2004, 09:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Nordseekrabbe,

Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Und was hat das mit der korrekten Anrede für einen Dr. zu tun?? :roll: :?:


jemand, der _weiß_ das er gut ist, hat es genauso wenig nötig, mit seinen _formalen_ Titeln zu protzen wie ein Besitzer eines tollen Autos sich dadurch beweisen muss, dass er fährt wie ein Pubertierender.

Grüßle

Thomas
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#226428) Verfasst am: 10.12.2004, 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Und was hat das mit der korrekten Anrede für einen Dr. zu tun?? Mit den Augen rollen Frage


jemand, der _weiß_ das er gut ist, hat es genauso wenig nötig, mit seinen _formalen_ Titeln zu protzen wie ein Besitzer eines tollen Autos sich dadurch beweisen muss, dass er fährt wie ein Pubertierender.l

oder mittels dieser anekdote:

als picasso in jungen jahren an einem künstlerwettbewerb teilnahm,
gewann er, indem er aus freier hand einen perfekten kreis zeichnete.
"was ist daran denn kunst?" fragten die laien.
doch den kennern stockte der atem.

nur laien brauchen einen titel, ein am halse baumelndes etikett, eine dateinamenserweiterung, um wahrzunehmen, was der träger kann.
kenner erkennen das format des trägers ohne solche hilfsmittel.

daher hat es eine person mit format nicht nötig, sich ein etikett umzuhängen,
es sei denn, sie will laien beeindrucken.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#226705) Verfasst am: 11.12.2004, 13:15    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. hat folgendes geschrieben:
Der Doktortitel ist Bestandteil des Namens. Solange Herr Dr. Wichtig nicht ausdrücklich darauf hinweist, dass ihm eine solche Anrede egal ist, gehört er unbedingt mit in eine Anrede.

Wobei ich finde, daß das Einfordern dieser Anrede unbedingt die größere Stillosigkeit darstellt.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#226707) Verfasst am: 11.12.2004, 13:19    Titel: Antworten mit Zitat

Markus hat folgendes geschrieben:
Also, wer seinen Titel nicht nur deshalb hat, um charakterliche Defizite zu überspielen und sein mangelndes Selbstwertgefühl auszugleichen, der legt meiner Erfahrung nach auch wenig Wert darauf, damit angeredet zu werden.

Ein gutes Beispiel für das Gegenteil: kaum jemand hat jemals größeren Wert auf seinen Doktortitel gelegt als Joseph Goebbels. Er wies ihn sozusagen als Halbgebildeten unter Analphabeten aus.
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Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#226709) Verfasst am: 11.12.2004, 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
kaum jemand hat jemals größeren Wert auf seinen Doktortitel gelegt als Joseph Goebbels. Er wies ihn sozusagen als Halbgebildeten unter Analphabeten aus.


Mr. Green

Btw. in wie fern ist das ein gutes Beispiel für das Gegenteil?
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#226711) Verfasst am: 11.12.2004, 13:34    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
kaum jemand hat jemals größeren Wert auf seinen Doktortitel gelegt als Joseph Goebbels. Er wies ihn sozusagen als Halbgebildeten unter Analphabeten aus.


Mr. Green

Btw. in wie fern ist das ein gutes Beispiel für das Gegenteil?

Na, für das Gegenteil davon, seinen Titel nicht als Persönlichkeitsprothese nötig zu haben.
Zu kompliziert ausgedrückt?
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Heike N.
wundert gar nix mehr



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Wohnort: Bottrop

Beitrag(#226786) Verfasst am: 11.12.2004, 19:28    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
Der Doktortitel ist Bestandteil des Namens. Solange Herr Dr. Wichtig nicht ausdrücklich darauf hinweist, dass ihm eine solche Anrede egal ist, gehört er unbedingt mit in eine Anrede.

Wobei ich finde, daß das Einfordern dieser Anrede unbedingt die größere Stillosigkeit darstellt.


Yes, unbedingt.

Ich kann aber nur noch einmal darauf hinweisen, dass es um offizielle Anschreiben gem. der DIN-Norm geht (etwas, was nichts mit den ganzen Beiträgen hinsichtlich Selbstbewusstsein oder dem Fehlen desselben zu tun hat). Was man privat über die Persönlichkeit einer akademischen Person denkt, die auf den vollen Namen besteht oder nicht, ist dabei völlig irrelevant.
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Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#226790) Verfasst am: 11.12.2004, 19:48    Titel: Antworten mit Zitat

Norm hin, Norm her, ich empfinde es als peinlich, wenn mich hin und wieder Post erreicht, die im offenen Adressenfeld an "Herrn Raphael Erzengel, [akad. Grad XY]" gerichtet ist. Es gibt offensichtlich Titelfetischisten, die nicht nur auf Doktorgrade abfahren, sondern auch noch jedes Hochschuldiplom verbrutzeln. Man schreibt doch auch niemanden mit "Frau Bäckermeisterin Brezel" oder "Herrn Zebulon Methylalkohol, Chemielaborant" an. Ein genervter Professor hat mal gesagt, die Professur sei eine Funktionsbezeichnung, und es erschließe sich ihm nicht, dass man ihn mit "Herr Professor" anrede, im Kindergarten aber nicht "Frau Kindergärtnerin" sage.
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shiningthrough
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Anmeldungsdatum: 08.11.2003
Beiträge: 1099

Beitrag(#226818) Verfasst am: 11.12.2004, 21:57    Titel: Antworten mit Zitat

Titel sind Ich-Prothesen.
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Heike N.
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop

Beitrag(#226843) Verfasst am: 11.12.2004, 23:13    Titel: Antworten mit Zitat

Gröhl... Nein Mit den Augen rollen

Man kann ja in Zukunft alle Titel weglassen und dann seine Freizeit damit verbringen erboste potentielle Arbeitgeber zu missionieren (denn, wer braucht die schon).

Mr. Green

Idealismus in allen Ehren. Und Spiegel vorhalten macht sicherlich einen Heidenspaß. Ernährt nur nicht.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#226908) Verfasst am: 12.12.2004, 02:03    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. hat folgendes geschrieben:
Gröhl... Nein Mit den Augen rollen

Man kann ja in Zukunft alle Titel weglassen und dann seine Freizeit damit verbringen erboste potentielle Arbeitgeber zu missionieren (denn, wer braucht die schon).

Mr. Green

Idealismus in allen Ehren. Und Spiegel vorhalten macht sicherlich einen Heidenspaß. Ernährt nur nicht.



Von mir aus betrachtet ist die Diskussion natürlich eine rein theoretische. Hätte ich mich bei einem Dr. Datterich zu bewerben, zöge ich es bis zu seinem evtl. Wunsch, es bleiben zu lassen, natürlich auch vor, ihn Herr Dr. Datterich zu nennen statt Herr Datterich.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#226934) Verfasst am: 12.12.2004, 10:05    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Ein genervter Professor hat mal gesagt, die Professur sei eine Funktionsbezeichnung, und es erschließe sich ihm nicht, dass man ihn mit "Herr Professor" anrede, im Kindergarten aber nicht "Frau Kindergärtnerin" sage.


Im Kindergarten kommt es häufiger vor, dass ausländische Eltern mich anfangs respektvoll mit "Herr Lehrer" anreden. Die deutschen Eltern trauen mir dagegen nicht mal ein Abitur zu, und duzen mich häufig sofort.
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Wygotsky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#226937) Verfasst am: 12.12.2004, 10:12    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
jemand, der _weiß_ das er gut ist, hat es genauso wenig nötig, mit seinen _formalen_ Titeln zu protzen wie ein Besitzer eines tollen Autos sich dadurch beweisen muss, dass er fährt wie ein Pubertierender.


Manchmal ist es leider doch nötig. Ich kenne eine Flugzeugingenieurin, die bei ihrer Arbeit im Windkanal von Besuchern für eine Sekretärin gehalten wurde. Und ich kenne viele Ärztinnen, die von Patienten (aber auch von Angestellten der Klinik) für Krankenschwestern gehalten werden, während die Krankenpfleger mit Herr Doktor angeredet werden. Und in solchen Zusammenhängen, wo man Frauen immer noch per se für doof hält, habe ich ein wenig Verständnis dafür, wenn man den Doktortitel raushängen lässt.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#227018) Verfasst am: 12.12.2004, 13:16    Titel: Antworten mit Zitat

In beruflichen Zusammenhängen kann es mitunter ganz nützlich sein, seine Position deutlich zu machen. In offiziellem Schriftverkehr steht bei mir z.B. auch "Dipl.-Ing." Wenn mich aber jemand, zumal außerhalb der relevanten Zusammenhänge, mit "Herr Diplomingenieur" anreden würde, würde ich mich schon fragen, ob der sie noch alle hat. (Außer in Österreich. Da würde ich mir mal einen Heidenspaß draus machen, darauf rumzureiten Mr. Green )

(OT.: Wobei ich Diplomingenieur immer noch für eine durchaus respektable Bezeichnung halte. Ich bin heilfroh, daß ich das noch geworden bin und mich nicht "Bätscheler" oder "Master" oder sonst einen Quatsch nennen muß.)
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Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)


Zuletzt bearbeitet von Ralf Rudolfy am 12.12.2004, 13:17, insgesamt einmal bearbeitet
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#227019) Verfasst am: 12.12.2004, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
jemand, der _weiß_ das er gut ist, hat es genauso wenig nötig, mit seinen _formalen_ Titeln zu protzen wie ein Besitzer eines tollen Autos sich dadurch beweisen muss, dass er fährt wie ein Pubertierender.


Manchmal ist es leider doch nötig. Ich kenne eine Flugzeugingenieurin, die bei ihrer Arbeit im Windkanal von Besuchern für eine Sekretärin gehalten wurde. Und ich kenne viele Ärztinnen, die von Patienten (aber auch von Angestellten der Klinik) für Krankenschwestern gehalten werden, während die Krankenpfleger mit Herr Doktor angeredet werden. Und in solchen Zusammenhängen, wo man Frauen immer noch per se für doof hält, habe ich ein wenig Verständnis dafür, wenn man den Doktortitel raushängen lässt.


Das ist ganz einfach mit Namensschildern zu regeln.
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Zebra
Gast






Beitrag(#227024) Verfasst am: 12.12.2004, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
In beruflichen Zusammenhängen kann es mitunter ganz nützlich sein, seine Position deutlich zu machen. In offiziellem Schriftverkehr steht bei mir z.B. auch "Dipl.-Ing." Wenn mich aber jemand, zumal außerhalb der relevanten Zusammenhänge, mit "Herr Diplomingenieur" anreden würde, würde ich mich schon fragen, ob der sie noch alle hat. (Außer in Österreich. Da würde ich mir mal einen Heidenspaß draus machen, darauf rumzureiten Mr. Green )

(OT.: Wobei ich Diplomingenieur immer noch für eine durchaus respektable Bezeichnung halte. Ich bin heilfroh, daß ich das noch geworden bin und mich nicht "Bätscheler" oder "Master" oder sonst einen Quatsch nennen muß.)


Ich wurde in Ösiland von mehreren Leuten darauf aufmerksam gemacht, dass ich mir meinen zukünftigen Titel Diblom-Bibliothekar (FH) natürlich in Österreich anerkennen lassen und damit den für Ö eher typischen Mag. bekommen kann.

Ich sach's ja: Zweites Semester, aber schon um die Titel feilschen Mr. Green
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Wygotsky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#227044) Verfasst am: 12.12.2004, 13:48    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
(OT.: Wobei ich Diplomingenieur immer noch für eine durchaus respektable Bezeichnung halte. Ich bin heilfroh, daß ich das noch geworden bin und mich nicht "Bätscheler" oder "Master" oder sonst einen Quatsch nennen muß.)


Wieso? Meinst du, dass englische und amerikanische Ingenieure nichts drauf haben?
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Wygotsky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#227046) Verfasst am: 12.12.2004, 13:54    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Das ist ganz einfach mit Namensschildern zu regeln.


Auf denen dann der Doktortitel oder die berufliche Funktion drauf steht. Klar, aber dann hängt der Doktortitel ja doch wieder raus.

Es haben ja auch nicht alle Ärzte promoviert. Um als Arzt zu praktizieren, reicht auch das Staatsexamen. Trotzdem reden viele Leute jeden Arzt mit "Herr Doktor" an, obwohl er gar kein Doktor ist. Wenn man dann als Frau keinen Doktortitel hat...

Gerade für Frauen ist es in dieser Branche sehr nützlich, den Doktortitel zu führen. Es gibt sogar an den Unis noch viel Sexismus, z.B. Professoren, die in der Vorlesung von sich geben, dass es Frauen grundsätzlich an der Intelligenz mangelt, Chirurgen zu sein.

Mich würde mal interessieren, ob dergleichen auf die Medizin beschränkt ist, oder ob solche Gehässigkeiten auch in naturwissenschaftlichen Studiengängen verbreitet sind.
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Christian
Wieder (unregelmäßig) da!



Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 221
Wohnort: Knittelfeld (Österreich)

Beitrag(#227056) Verfasst am: 12.12.2004, 14:13    Titel: Antworten mit Zitat

Heike Jackler hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
pffff... die doofe Jackler war schneller. Lachen


Ich muss doch anbringen, was ich gerade gelernt haben. Verlegen

Und ich kann das sogar im Seriendruck. Mr. Green

Ich inzwischen auch, nachdem wir für unseren Maturaball (inzwischen zum Glück gelaufen) Schreiben an beinahe 150 "wichtige Leute" angefertigt haben...
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Lateinisches Sprichwort


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kutschi
ask me



Anmeldungsdatum: 02.08.2004
Beiträge: 475
Wohnort: Wien

Beitrag(#227065) Verfasst am: 12.12.2004, 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

Soll das jetzt heißen, ich soll die Schule schmeißen, auf die Uni verzichten, nur weil ihr es für arrogant haltet, wenn ich auf ein 50cm langes Türschild hinarbeite? Mr. Green

Na zum Glück lebe ich in Österreich, wo Aristokraten und Adelige sich noch von der gemeinen Bevölkerung abheben können. Cool
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Zebra
Gast






Beitrag(#227068) Verfasst am: 12.12.2004, 14:38    Titel: Antworten mit Zitat

kutschi hat folgendes geschrieben:

Na zum Glück lebe ich in Österreich, wo Aristokraten und Adelige sich noch von der gemeinen Bevölkerung abheben können. Cool


Wikipedia sieht das anders Smilie

Zitat:
In Österreich dürfen Adelsbezeichnungen seit 1918 nicht mehr geführt werden.
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#227080) Verfasst am: 12.12.2004, 15:35    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:


Auf denen dann der Doktortitel oder die berufliche Funktion drauf steht. Klar, aber dann hängt der Doktortitel ja doch wieder raus.



Also gerade dar, wo die unterschiedlichen beruflichen Fuktionen wichtigf sind, hätte ich verständnis dafür, daß sie auf den Namensschildern stehen - tun sie aber meistens nicht. In Krankenhäusern sind, meine ich jedenfalls, nur die Namen angegeben - mit Titel, sofern der TRäger des Schildes halt auch Träger eines solchen ist.

Zitat:

Es haben ja auch nicht alle Ärzte promoviert. Um als Arzt zu praktizieren, reicht auch das Staatsexamen. Trotzdem reden viele Leute jeden Arzt mit "Herr Doktor" an, obwohl er gar kein Doktor ist. Wenn man dann als Frau keinen Doktortitel hat...


Kenn jemanden, der schonmal Ärger gekriegt hat, weil er als "Arzt" vom Arbeitgeber ein Namensschild mit "Doktor" bekommen hatte.

Aber achg die Schilder lösen das Problem nicht völlig - eine Krankenschwester kann ja ebenso wie ein Arzt auch einen Doktor in Physik mit sich rumtragen. (Wobei daß zugegebenermaßen seltne vorkommen dürfte.)

Zitat:

Mich würde mal interessieren, ob dergleichen auf die Medizin beschränkt ist, oder ob solche Gehässigkeiten auch in naturwissenschaftlichen Studiengängen verbreitet sind.


Ist mir zumindestens noch von dem einen oder anderen Physik bzw. Mathelehrer bekannt.

Rasmus.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#227084) Verfasst am: 12.12.2004, 15:43    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
(OT.: Wobei ich Diplomingenieur immer noch für eine durchaus respektable Bezeichnung halte. Ich bin heilfroh, daß ich das noch geworden bin und mich nicht "Bätscheler" oder "Master" oder sonst einen Quatsch nennen muß.)


Wieso? Meinst du, dass englische und amerikanische Ingenieure nichts drauf haben?

Nein, das meine ich selbstverständlich nicht. Ich meine vielmehr das hierzulande grassierende Bedürfnis, aufgrund eines falsch verstandenen Internationalismus Kulturtatsachen anderer Länder zu kopieren.
Ein Diplomingenieur ist eine im deutschen Sprachraum eine tardierte Berufsbezeichnung, unter der sich die meisten Menschen etwas Konkretes vorstellen können. Dies preiszugeben halte ich für eine Bankrotterklärung der deutschen Hochschulausbildung, da einerseits ein deutscher Bachelor eine Art Halbakademiker ist, der vermutlich in Konkurrenz zu Absolventen einer Berufsausbildung treten wird, und andererseits noch lange keine Garantie bietet, auch in anderen Teilen der Welt etwas zu gelten, nur weil weil man englische Benennungen üvernimmt.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Anmeldungsdatum: 08.11.2003
Beiträge: 1099

Beitrag(#227087) Verfasst am: 12.12.2004, 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Man kann ja in Zukunft alle Titel weglassen und dann seine Freizeit damit verbringen erboste potentielle Arbeitgeber zu missionieren (denn, wer braucht die schon).


Richtig! Wer braucht sie schon, diesen kleinen "Herrgötter". Außerdem sind die wirklichen Arbeitgeber die, welche ihre Arbeit(skraft) geben und nicht diejenigen, die daraus ihren Profit ziehen.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#227089) Verfasst am: 12.12.2004, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

Der Baccalaureus Artium könnte ja im Original noch was hermachen, aber im anglisierten Bachelor dürfte er allgemein für den Protagonisten einer miesen Kuppelshow eines Privatsenders gehalten werden und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sein. Mir gefällt jedenfalls mein Diplom-Verwaltungswirt besser als ein Bachelor of Administration oder sonst so ein amerikanisierter Blödsinn. Überhaupt habe ich schon mitbekommen, dass der deutsche Nachäff-Bätschler im angelsächsischen Raum keineswegs mit dem eigenen, echte Bachelor auf eine Stufe gestellt wird, obwohl das ja der eigentliche Zweck der deutschen Titeltauschaktion war. Die Bezeichnung Halbakademiker scheint da nicht ganz falsch zu sein. Den auch im Ausland anerkannten Diplomträger gibt's dann nicht mehr, und der deutsche Pseudo-Bachelor wird nicht für voll genommen. Ein weiterer Abstieg des deutschen Hochschulwesens.
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