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AlexJ Supermarktoverlord
Anmeldungsdatum: 11.04.2008 Beiträge: 2353
Wohnort: Köln
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(#2295741) Verfasst am: 27.05.2023, 17:55 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: |
Übrigens, in dem oben zitierten APA-Text von 2013 findet sich auch diejenige Aussage, die ich im DSM-5 nicht finden konnte (weil sie darin nicht enthalten ist):
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Darin steht übrigens ein ziemlich missverständlicher Satz:
Das klingt beinahe so, wie wenn Geschlechtsdysphorie laut DSM-5 nun doch keine psychische Störung oder Krankheit mehr wäre. Das ist aber eine Fehldeutung, und zwar aus folgenden Gründen: Es geht um das Ersetzen der alten Bezeichnung "Geschlechtsidentitätsstörung" durch "Geschlechtsdysphorie", weil das bloße Identifizieren mit dem anderen Geschlecht nicht länger als Anzeichen einer Geistesstörung/-krankheit erachtet wird.
Im Gegensatz dazu gilt die Geschlechtsdysphorie im DSM-5 aber sehr wohl als eine Art Geistesstörung/-krankheit; denn ansonsten dürfte dieser Zustand überhaupt nicht mehr als psychiatrische Diagnose im Diagnostischen und Statistischen Leitfaden psychischer Störungen aufgeführt werden—was aber der Fall ist!
Es besteht jedoch eine Unstimmigkeit, wenn man einerseits "Geschlechtsidentitätsstörung" durch "Geschlechtsdysphorie" ersetzt, um das Stigma der Gestörtheit (Krankheit) zu vermeiden, und andererseits Geschlechtsdysphorie als psychiatrische Diagnose beibehält und damit als eine Art psychischer Störung (Krankheit) einstuft. "Geschlechtsdysphorie" mag schöner klingen als "Geschlechtsidentitätsstörung", doch um eine psychische Störung handelt es sich nach wie vor laut DSM-5.
Zitat: | "Although there was considerable debate from the lesbian, gay, bisexual, and transgender community about keeping gender dysphoria in the DSM, APA advocated that retaining this as a mental disorder will promote treatment: …"
(Dailey, Stephanie F., Carman S. Gill, Shannon L. Karl, et al. DSM-5: Learning Companion for Counselors. Alexandria, VA: American Counseling Association, 2014. p. 126) | |
Die Verwirrung kommt daher das manche nicht verstehen das Genderdysphoria selbst nicht direkt die Krankheit ist, sondern das eventuell dadurch verursachte Leiden. Das ist eben nicht bei jedem der Gendernonkoform ist oder von Genderdsyphoria betroffen ist so ausgeprägt.
Wer mit seinen Körperunzufrieden ist oder es ändern möchte, in diesem fall das Geschlecht, hat keine Krankheit. Wenn das unbehangen mit dem Körper aber so stark ist, dass dadurch starke psyschiche leiden verursacht werden, liegt eine Erkrankung vor.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2295742) Verfasst am: 27.05.2023, 18:21 Titel: |
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Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Er hat da vrolijkes Stammtischbekanntschaft in Verbindung mit Leuten gebracht, die "Probleme mit der Benutzung öffentlicher Toiletten" haben. Was er ja nicht über sie berichtet hat, sondern ihr von jdf nur angedichtet wurde. |
Again: Hääää??? Die ganze Prämisse von vrolijkes Story ist, dass die Frau über ein bestimmtes Problem klagt, dass sie bei der Benutzung öffentlicher Toiletten hat.
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Im zweiten Satz hat er diese Verbindung dann direkt mit Phobien verknüpft. Sowas geht durchaus als Ferndiagnose durch. |
Also darf man überhaupt nicht mehr über wirkliche Fälle von Transphobie sprechen, weil das einfach sofort eine Ferndiagnose wäre.
...Also man kann so eine Position natürlich vertreten. Nur scheint es dann etwas sonderbar, dass du Vergleichbares nicht auch zu Myrons exzessiver Pathologisierung von Trans-Personen (wenn das nach diesem Maßstab keine Ferndiagnosen sind, was denn bitte sonst??) schreibst. Das ist natürlich kein inhaltliches Gegenargument gegen deine Position, und es als ein solches zu verwenden wäre ein Tu quoque bzw. ein Whataboutism. Nur müssen Forenregeln eben in ihrer Anwendung konsequent sein und nicht verschiedene User und Positionen unterschiedlich behandeln.
(jdfs ganzer Punkt hier ist ja, dass Pathologisierung als Waffe grundsätzlich in beide Richtungen funktioniert.)
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295744) Verfasst am: 27.05.2023, 19:24 Titel: |
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AlexJ hat folgendes geschrieben: |
Die Verwirrung kommt daher das manche nicht verstehen das Genderdysphoria selbst nicht direkt die Krankheit ist, sondern das eventuell dadurch verursachte Leiden. |
Doch, die Geschlechtsdysphorie ist (laut DSM-5) die Krankheit selbst. Wenn man sie hat, dann leidet man darunter. Ohne "clinically significant distress or impairment in social, school, or other important areas of functioning" wird die Diagnose Geschlechtsdysphorie nicht gestellt.
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32509
Wohnort: Woanders
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(#2295748) Verfasst am: 27.05.2023, 20:39 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Er hat da vrolijkes Stammtischbekanntschaft in Verbindung mit Leuten gebracht, die "Probleme mit der Benutzung öffentlicher Toiletten" haben. Was er ja nicht über sie berichtet hat, sondern ihr von jdf nur angedichtet wurde. |
Again: Hääää??? Die ganze Prämisse von vrolijkes Story ist, dass die Frau über ein bestimmtes Problem klagt, dass sie bei der Benutzung öffentlicher Toiletten hat.
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Im zweiten Satz hat er diese Verbindung dann direkt mit Phobien verknüpft. Sowas geht durchaus als Ferndiagnose durch. |
Also darf man überhaupt nicht mehr über wirkliche Fälle von Transphobie sprechen, weil das einfach sofort eine Ferndiagnose wäre.
...Also man kann so eine Position natürlich vertreten. Nur scheint es dann etwas sonderbar, dass du Vergleichbares nicht auch zu Myrons exzessiver Pathologisierung von Trans-Personen (wenn das nach diesem Maßstab keine Ferndiagnosen sind, was denn bitte sonst??) schreibst. Das ist natürlich kein inhaltliches Gegenargument gegen deine Position, und es als ein solches zu verwenden wäre ein Tu quoque bzw. ein Whataboutism. Nur müssen Forenregeln eben in ihrer Anwendung konsequent sein und nicht verschiedene User und Positionen unterschiedlich behandeln.
(jdfs ganzer Punkt hier ist ja, dass Pathologisierung als Waffe grundsätzlich in beide Richtungen funktioniert.) |
Ich bin eh kein Freund davon einander Krankheitsbilder zuzuschreiben, aufgrund von politischen oder ideologischen Ansichten und Verhalten. Sowas kann zwar immer dahinter stecken, muss es aber nicht. Die Schlussfolgerung darauf ist insbesondere bei Dritten, über die gesprochen wird, sehr dünn.
Da muss man schon einen an der Birne haben, um das gut zu finden.
_________________ Das Begräbnis der Freiheit
Kaguya-hime
Kanashikute Yarikirenai
Ceterum censeo Russiam delendam esse!
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295749) Verfasst am: 27.05.2023, 20:52 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | …Myrons exzessiver Pathologisierung von Trans-Personen… |
Zitat: | "Hyperbel (griech. hyperbole; lat. exsuperatio, superlatio, superiectio; engl. overreacher, overstatement, loud liar; frz. hyperbole; ital. iperbole)
Mit dem rhetorischen Stilbegriff der Hyperbel wird jede übertriebene Darstellung eines Gegenstandes bezeichnet."
(Ueding, Gert, Hg. Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 4: HU-K. Tübingen: Niemeyer, 1998. S. 115) |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2295751) Verfasst am: 27.05.2023, 20:57 Titel: |
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Das war keine Hyperbel, sondern eine sachlich richtige Beschreibung deiner Positionen. Deine Forderung, Trans-Personen generell mit krankhaften Wahnvorstellungen zu diagnostizieren, ist z. B. ganz klar exzessiv gegenüber dem, was die Medizin tatsächlich tut.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295752) Verfasst am: 27.05.2023, 21:19 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das war keine Hyperbel, sondern eine sachlich richtige Beschreibung deiner Positionen. Deine Forderung, Trans-Personen generell mit krankhaften Wahnvorstellungen zu diagnostizieren, ist z. B. ganz klar exzessiv gegenüber dem, was die Medizin tatsächlich tut. |
Ich muss deine Aussage richtigstellen: Ich habe nicht gefordert, "Trans-Personen generell mit krankhaften Wahnvorstellungen zu diagnostizieren", sonderlich lediglich die keineswegs bloß rhetorisch gemeinte Frage gestellt, weshalb der (unerschütterliche feste) Glaube eines Mannes, eine Frau zu sein, kein (krankhafter) Wahn ist—wohingegen (fast) niemand bestreiten würde, dass es sich bei folgenden Beispielen um einen wahnhaften Glauben handelt: der (unerschütterliche feste) Glaube eines weißen Mannes, ein Schwarzer zu sein; der (unerschütterliche feste) Glaube eines (rassisch) europäischen Mannes, ein Asiate zu sein; der (unerschütterliche feste) Glaube eines Mannes, ein Schimpanse zu sein; der (unerschütterliche feste) Glaube eines 80-jährigen Mannes, ein 20-Jähriger zu sein; der (unerschütterliche feste) Glaube eines übergewichtigen Mannes, schlank zu sein; der (unerschütterliche feste) Glaube eines reichen Mannes, arm zu sein.
Erkläre mir doch bitte, warum hier keine Analogie zum (unerschütterlichen festen) Glauben eines Mannes, eine Frau zu sein, besteht!
P.S.:
Es scheint keine scharfe Trennung von krankhaftem Wahn und nichtkrankhaftem Wahn zu geben; aber wir haben es auf jeden Fall mit zwei verschiedenen Fragen zu tun: Ist der Glaube G ein Wahn? Falls ja, ist G ein krankhafter Wahn?
Hier ist die DSM-5-Definition von "Wahn":
Zitat: | "Delusions are fixed beliefs that are not amenable to change in light of conflicting evidence.
…
Delusions are deemed bizarre if they are clearly implausible and not understandable to same-culture peers and do not derive from ordinary life experiences."
(Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders [DSM-5]. 5th ed. Arlington, VA: American Psychiatric Association, 2013. p. 87) |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2295753) Verfasst am: 27.05.2023, 21:47 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Es scheint keine scharfe Trennung von krankhaftem Wahn und nichtkrankhaftem Wahn zu geben. |
Die scharfe Trennung besteht aber doch ganz klarerweise darin, dass in einem Falle der Wahn als Symptom einer psychischen Krankheit diagnostiziert werden kann und im anderen eben nicht. Nur reicht ein einzelnes Symptom, das noch dazu an und für sich überhaupt keinen Leidensdruck erzeugt, nie im Leben für irgendeine Diagnose aus. Ich sagte ja bereits: Ich halte deine ganze Vorstellung von "krankhaftem Wahn" für völlig verquer (mal abgesehen von ihrer von mir bereits erwähnten politischen Vereinnahmbarkeit für antifreiheitliche und autoritäre Zwecke). Keine der oben genannten Überzeugungen ist m. E. n. an und für sich krankhaft. Und mindestens deshalb kann ich eben nach wie vor sagen, dass deine Zuschreibung von Krankhaftigkeit exzessiv ist.
Die Korrektur, dass du das nicht gefordert, sondern nur fragend nahegelegt hast, nehme ich zur Kenntnis. Nur ändert das ja nichts an der Frage, ob das als exzessive Pathologisierung und ggf. sogar als "Ferndiagnose" im Sinne der Forumsregeln zu bewerten ist. Ersteres halte ich für kaum bestreitbar, letzteres hat natürlich letzten Endes das Moderatorenteam zu entscheiden - bzw. die Frage nach letzterem kam überhaupt nur auf, weil Bravopunk jdf für etwas sehr viel Geringeres eine Ferndiagnose vorgeworfen hatte.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295754) Verfasst am: 27.05.2023, 21:54 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | Es scheint keine scharfe Trennung von krankhaftem Wahn und nichtkrankhaftem Wahn zu geben. |
Die scharfe Trennung besteht aber doch ganz klarerweise darin, dass in einem Falle der Wahn als Symptom einer psychischen Krankheit diagnostiziert werden kann und im anderen eben nicht. Nur reicht ein einzelnes Symptom, das noch dazu an und für sich überhaupt keinen Leidensdruck erzeugt, nie im Leben für irgendeine Diagnose aus. Ich sagte ja bereits: Ich halte deine ganze Vorstellung von "krankhaftem Wahn" für völlig verquer (mal abgesehen von ihrer von mir bereits erwähnten politischen Vereinnahmbarkeit für antifreiheitliche und autoritäre Zwecke). Keine der oben genannten Überzeugungen ist m. E. n. an und für sich krankhaft. |
Hier ist eine (womöglich unvollständige) Reihe von Antworten auf die Frage, was einen wahnhaften Glauben zu einem krankhaften Glauben macht:
Zitat: | "For authors who claim that delusions are pathological, there are at least six possible (non-exclusive) answers to what makes delusions pathological:
i. Delusions are pathological because they present themselves as what they are not. They resemble beliefs but do not share some of the core features of beliefs such as action guidance, and are irrational to a higher degree than, or in a qualitatively different way from, irrational beliefs (for a discussion of aspects of this view, see Currie and Jureidini 2001 and Frankish 2009).
ii. Delusions are pathological because they are signs that we inhabit a fictional, non-actual reality and no longer share some fundamental beliefs and practices with the people around us (for distinct versions of this view, see Stephens and Graham 2004 and 2006; Sass 1994; Gallagher 2009; Rhodes and Gipps 2008).
iii. Delusions are pathological because they are puzzling and unsettling. They defy folk-psychological expectations. This also makes it difficult for an interpreter to rationalize and understand our behavior when we report delusions (versions of this idea are explored in Campbell 2001 and Murphy 2012).
iv. Delusions are pathological because (differently from many nondelusional and yet irrational beliefs) they negatively affect our wellbeing impairing functioning and causing social isolation and withdrawal (see Garety and Freeman 1999 for a multidimensional account of delusions; Bolton 2008 for a harm-related account of mental illness in general; Pierre 2020 for differences between beliefs in conspiracy theories and delusions).
v. Delusions are pathological because they have forensic implications, that is, implications for judgements about whether we can be held legally accountable for our actions. Hohwy and Rajan 2012 argue that delusions are attributed to us when others notice significant impairments in our decision-making and autonomy. Miyazono 2015 claims that our responsibility-grounding capacities are compromised when we have delusions.
vi. Delusions are pathological because of their etiology. Differently from other beliefs, they are produced by mechanisms that are dysfunctional or defective. For instance, their formation process may be characterized by perceptual aberrations or cognitive deficits (McKay and Dennett 2009; Coltheart et al. 2010)."
Delusion: https://plato.stanford.edu/entries/delusion/ |
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295755) Verfasst am: 27.05.2023, 22:07 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Die Korrektur, dass du das nicht gefordert, sondern nur fragend nahegelegt hast, nehme ich zur Kenntnis. Nur ändert das ja nichts an der Frage, ob das als exzessive Pathologisierung und ggf. sogar als "Ferndiagnose" im Sinne der Forumsregeln zu bewerten ist. Ersteres halte ich für kaum bestreitbar, letzteres hat natürlich letzten Endes das Moderatorenteam zu entscheiden - bzw. die Frage nach letzterem kam überhaupt nur auf, weil Bravopunk jdf für etwas sehr viel Geringeres eine Ferndiagnose vorgeworfen hatte. |
"Ferndiagnose"? Davon steht nichts in den Forumsregeln: https://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1168965#1168965
Anyway, deine exzessive Verwendung von "exzessiv" ist unangebracht! Und es ist sehr wohl bestreitbar—ich bestreite es, weil es nicht zutrifft!—, dass ich eine "exzessive Pathologisierung" von Transpersonen betreibe! Ich stelle unangenehme kritische Fragen zum Thema Transgender, aber das ist etwas anderes!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2295756) Verfasst am: 27.05.2023, 22:15 Titel: |
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Uuuh... das Verbot von Ferndiagnosen habe ich eigentlich immer als gegeben angenommen. Welche Forumsregel da angewendet wird (vermutlich irgendwas in 2.3), wüsste ich aber auf Anhieb auch nicht zu sagen.
Moderiert wird das jedenfalls definitiv. Also wenn ich z. B. jemanden hier im Forum einen Narzissten nennen würde, nur so als einfachstes Beispiel.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295758) Verfasst am: 27.05.2023, 22:49 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: |
Ich muss deine Aussage richtigstellen: Ich habe nicht gefordert, "Trans-Personen generell mit krankhaften Wahnvorstellungen zu diagnostizieren", sonderlich lediglich die keineswegs bloß rhetorisch gemeinte Frage gestellt, weshalb der (unerschütterliche feste) Glaube eines Mannes, eine Frau zu sein, kein (krankhafter) Wahn ist… |
@Tarvoc: Beachte, dass meine Frage nicht impliziert, dass alle Transfrauen/Transmänner davon überzeugt sind, Frauen/Männer zu sein! Manche sind es, andere nicht!
Myron hat folgendes geschrieben: | P.S.:
Es scheint keine scharfe Trennung von krankhaftem Wahn und nichtkrankhaftem Wahn zu geben; aber wir haben es auf jeden Fall mit zwei verschiedenen Fragen zu tun: Ist der Glaube G ein Wahn? Falls ja, ist G ein krankhafter Wahn? |
Ich sehe ein, dass die Frage, wo genau die Grenze zwischen einem krankhaften und einem nichtkrankhaften Wahnglauben verläuft, hier zu nichts führt.
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#2295759) Verfasst am: 27.05.2023, 22:52 Titel: |
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Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Bravopunk hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: | Und sie ist damit auch nicht die einzige, die mit der Benutzung öffentlicher Toiletten Probleme hat. Viele Menschen, die zB unter sozialen Phobien oder auch unter Mysophobie leiden, sind häufig nicht in der Lage öffentliche Toiletten zu benutzen. Viele verlassen deswegen kaum noch ihre Wohnungen. |
Ferndiagnose, Herr Administrator. |
...Hä??? |
Ist das nicht offensichtlich? Er hat da vrolijkes Stammtischbekanntschaft in Verbindung mit Leuten gebracht, die "Probleme mit der Benutzung öffentlicher Toiletten" haben. Was er ja nicht über sie berichtet hat, sondern ihr von jdf nur angedichtet wurde. Im zweiten Satz hat er diese Verbindung dann direkt mit Phobien verknüpft. Sowas geht durchaus als Ferndiagnose durch. |
Er hat damit lediglich zu bedenken gegeben, dass es eine Reihe von Menschen gibt, die Probleme mit der Benutzung öffentlicher Toiletten haben. Darunter sind Menschen,
jdf hat folgendes geschrieben: | die zB unter sozialen Phobien oder auch unter Mysophobie leiden... |
Was er damit sagen wollte ist, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass jemand keine öffentlichen Toiletten benutzt. Wie das als Ferndiagnose iSd Forumsregeln durchgehen soll, darfst du ihm gern noch mal erklären. Insbesondere, da sich Ferndiagnosen iSd Forumsregeln in erster Linie auf beitragsschreibende Mitglieder beziehen.
Hier der Regeltext:
Zitat: | Beachte, dass die Inhalte der Forumsbeiträge zur Diskussion stehen, nicht die Forumsmitglieder und ihre vermeintlichen oder tatsächlichen Eigenschaften. Insbesondere Spekulationen darüber, ob Beiträge von Forumsmitgliedern durch gesundheitliche Probleme oder durch Gebrauch von Suchtmitteln und Ähnlichem beeinflusst sind, sind insbesondere in kontroversen Diskussionen nicht erlaubt. |
_________________
RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
Zuletzt bearbeitet von jdf am 27.05.2023, 23:04, insgesamt einmal bearbeitet |
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#2295760) Verfasst am: 27.05.2023, 23:03 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Die Korrektur, dass du das nicht gefordert, sondern nur fragend nahegelegt hast, nehme ich zur Kenntnis. Nur ändert das ja nichts an der Frage, ob das als exzessive Pathologisierung und ggf. sogar als "Ferndiagnose" im Sinne der Forumsregeln zu bewerten ist. Ersteres halte ich für kaum bestreitbar, letzteres hat natürlich letzten Endes das Moderatorenteam zu entscheiden - bzw. die Frage nach letzterem kam überhaupt nur auf, weil Bravopunk jdf für etwas sehr viel Geringeres eine Ferndiagnose vorgeworfen hatte. |
Unberechtigte Pathologisierungen fallen am ehesten unter Falschinformationen, 2.4 (b), bzw unter 2.3 Abs. 2, diskriminierende oder menschenverachtende Beiträge.
_________________
RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#2295761) Verfasst am: 27.05.2023, 23:12 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: |
Ich lese in dem Satz des BVG nichts über "das biologische Geschlecht". |
Ich wüsste nicht, was das Bundesverfassungsgericht stattdessen mit "Geschlecht" meinen könnte. |
Kannst ja mal eine Mail an das BVG schreiben und nachfragen. Vllt kann dir das höchste deutsche Gericht ja mal mit deinem Humpty-Dumpty-Problem zum allg Sprachgebrauch des Begriffes "Geschlecht" auf die Sprüngen helfen.
_________________
RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295763) Verfasst am: 28.05.2023, 00:09 Titel: |
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jdf hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: |
Ich lese in dem Satz des BVG nichts über "das biologische Geschlecht". |
Ich wüsste nicht, was das Bundesverfassungsgericht stattdessen mit "Geschlecht" meinen könnte. |
Kannst ja mal eine Mail an das BVG schreiben und nachfragen. Vllt kann dir das höchste deutsche Gericht ja mal mit deinem Humpty-Dumpty-Problem zum allg Sprachgebrauch des Begriffes "Geschlecht" auf die Sprüngen helfen. |
Hier ist ein Artikel von Uwe Steinhoff:
"Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum sogenannten dritten Geschlecht ist weder logisch schlüssig – noch wird erklärt, was mit „Geschlecht“ überhaupt gemeint ist. Die Richter wissen offenbar nicht, wovon sie reden. Die Geister, die es rief, kann das Gericht deshalb nur noch mit purer Willkür dämmen. Das ist illiberal und undemokratisch.
…
BVerfG weiß nicht, wovon es redet
Das BVerfG will es besser wissen als diese biologischen Fachtexte. Wie aber könnte es, und zwar logisch und aufgrund empirischer Fakten, zu seiner abweichenden Auffassung kommen? Zum einen könnte es, nobelpreisverdächtig, einen dritten anisogametischen Keimzellentyp entdeckt haben. Das hat niemand. Oder es könnte eine andere Definition von Geschlecht verwenden und sich auf etwas anders als Keimzellentypen stützen. Tatsächlich aber findet sich in der Urteilsbegründung überhaupt keine Definition von Geschlecht wie auch keine Angabe, welches die relevanten empirischen Prämissen sind und warum sie relevant sind, und mithin erfolgt auch keine logische Ableitung. Kurz, das BVerfG bleibt nicht nur ein logisch schlüssiges Argument für seine These vom dritten Geschlecht schuldig, sondern erklärt nicht einmal, was es mit „Geschlecht“ überhaupt meint. Es weiß offenbar buchstäblich nicht, wovon es redet. Aber überrascht das? Das BVerfG befragte keinen einzigen Biologen."
Quelle: https://www.cicero.de/kultur/bundesverfassungsgericht-drittes-geschlecht-auf-den-leim-gegangen-ideologie-ethikrat-geschlechtsidentitaet-biologie-wissenschaft
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2295764) Verfasst am: 28.05.2023, 00:25 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: |
Ich lese in dem Satz des BVG nichts über "das biologische Geschlecht". |
Ich wüsste nicht, was das Bundesverfassungsgericht stattdessen mit "Geschlecht" meinen könnte. |
Kannst ja mal eine Mail an das BVG schreiben und nachfragen. Vllt kann dir das höchste deutsche Gericht ja mal mit deinem Humpty-Dumpty-Problem zum allg Sprachgebrauch des Begriffes "Geschlecht" auf die Sprüngen helfen. |
Hier ist ein Artikel von Uwe Steinhoff: |
Warum sollte der in diesem Zusammenhang irgendwen interessieren?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#2295765) Verfasst am: 28.05.2023, 01:26 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: |
Ich lese in dem Satz des BVG nichts über "das biologische Geschlecht". |
Ich wüsste nicht, was das Bundesverfassungsgericht stattdessen mit "Geschlecht" meinen könnte. |
Kannst ja mal eine Mail an das BVG schreiben und nachfragen. Vllt kann dir das höchste deutsche Gericht ja mal mit deinem Humpty-Dumpty-Problem zum allg Sprachgebrauch des Begriffes "Geschlecht" auf die Sprüngen helfen. |
Hier ist ein Artikel von Uwe Steinhoff:
"Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum sogenannten dritten Geschlecht ist weder logisch schlüssig – noch wird erklärt, was mit „Geschlecht“ überhaupt gemeint ist. Die Richter wissen offenbar nicht, wovon sie reden. Die Geister, die es rief, kann das Gericht deshalb nur noch mit purer Willkür dämmen. Das ist illiberal und undemokratisch.
…
BVerfG weiß nicht, wovon es redet
Das BVerfG will es besser wissen als diese biologischen Fachtexte. Wie aber könnte es, und zwar logisch und aufgrund empirischer Fakten, zu seiner abweichenden Auffassung kommen? Zum einen könnte es, nobelpreisverdächtig, einen dritten anisogametischen Keimzellentyp entdeckt haben. Das hat niemand. Oder es könnte eine andere Definition von Geschlecht verwenden und sich auf etwas anders als Keimzellentypen stützen. Tatsächlich aber findet sich in der Urteilsbegründung überhaupt keine Definition von Geschlecht wie auch keine Angabe, welches die relevanten empirischen Prämissen sind und warum sie relevant sind, und mithin erfolgt auch keine logische Ableitung. Kurz, das BVerfG bleibt nicht nur ein logisch schlüssiges Argument für seine These vom dritten Geschlecht schuldig, sondern erklärt nicht einmal, was es mit „Geschlecht“ überhaupt meint. Es weiß offenbar buchstäblich nicht, wovon es redet. Aber überrascht das? Das BVerfG befragte keinen einzigen Biologen."
Quelle: https://www.cicero.de/kultur/bundesverfassungsgericht-drittes-geschlecht-auf-den-leim-gegangen-ideologie-ethikrat-geschlechtsidentitaet-biologie-wissenschaft |
Nun ging es in diesem Verfahren nicht um Trans-Themen, sondern um den dritten Geschlechtseintrag im Personenstandsregister.
Diese Entscheidung wurde (afair) mit der Menschenwürde begründet und dabei damit, dass die Identität eines Menschen kein "Nullum" sein soll, sondern etwas und nicht mit einem irrtümlich fehlenden Eintrag verwechselt werden können dürfe. Die biologische Geschlechtsdefinition wird hier also zugunsten der Menschenwürde nicht berücksichtigt.
Von Steinhoff wäre also zu zeigen, warum es hier zwingend ist, der biologischen Definition zu folgen und dabei der Menschenwürde einen geringeren Stellenwert einzuräumen. Und dann müsste er noch zeigen, wie das verfassungsgemäß sein soll. (Ich habe den Text zwar nicht gelesen, aber ich vermute mal stark, dass er dazu nichts schreibt.)
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RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2295766) Verfasst am: 28.05.2023, 05:14 Titel: |
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jdf hat folgendes geschrieben: | Von Steinhoff wäre also zu zeigen, warum es hier zwingend ist, der biologischen Definition zu folgen und dabei der Menschenwürde einen geringeren Stellenwert einzuräumen. Und dann müsste er noch zeigen, wie das verfassungsgemäß sein soll. |
Dazu, wie Steinhoff die Menschenwürde versteht, zitiere ich einfach mal eine Passage aus dem Artikel:
Zitat: | Ein Beispiel mag helfen: Nehmen wir an, das BVerfG fällt das Urteil, dass die absichtliche Tötung aus niedrigen Beweggründen von Rothaarigen kein Mord sein kann, da Rothaarige, wie angeblich neue Erkenntnisse beweisen, keine Menschen sind. Dieses Urteil wäre völlig verfassungskonform, wenn man tatsächlich herausgefunden hätte, dass Rothaarige keine Menschen sind. Wie hätte man dies herausfinden können? Nun, in einem Science-Fiction-Szenario zum Beispiel, indem man mithilfe neuer Verfahren und empirischer Untersuchungen entdeckt, dass Rothaarige nur nanotechnologisch unglaublich avancierte Roboter sind, Infiltratoren einer vermutlich außerirdischen Macht. In diesem Fall wäre das Urteil verfassungsgemäß, weil es das in der Verfassung implizit vorausgesetzte biologische Verständnis von „Mensch“ akzeptiert und eben ganz richtig feststellt, dass Rothaarige keine Menschen im Sinne der Verfassung sind. |
Also Steinhoff glaubt ernsthaft, dass die Würde des Menschen als juristisches Konzept von seiner Biologie abhängt, und er nimmt diese Überzeugung als Rechtfertigung dafür, a priori darüber zu urteilen, wie das Grundgesetz auf Außerirdische oder K.I.s anzuwenden wäre. Wir können ja Steinhoff zum einzigen Verfassungsrichter machen, offenbar weiß er viel besser als das BVerfG, wie die Verfassung auszulegen ist, und kann daher sogar deren Entscheidungen zu Fragen, die sich noch gar nicht stellen, mit normativer Kraft antizipieren.
Muss ich wirklich anfangen, zu erklären, was daran alles falsch ist? Das mal wieder verdreht in wirklich allen nur möglichen Dimensionen. Und dann will er uns über Illiberalität und Demokratiefeindlichkeit belehren.
...Ach ja, eine ähnliche Thematik hatte ich in diesem Thread übrigens schon mal angesprochen:
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: | (Ein Außerirdischer in Menschengestalt könnte sich als Mensch ausgeben, ohne wirklich ein Mensch zu sein.) |
Was du hier ja vermutlich meinst, ist, dass ein Außerirdischer so tun könnte, als habe er eine bestimmte Biologie und Herkunft. Nur sind schon die möglichen Verwendungskontexte von "Mensch" nicht auf solche beschränkt, in denen es um die Biologie oder Herkunft geht. So sagt James T. Kirk in The Undiscovered Country zu Spock, dass "wir doch alle Menschen" seien - weil er "Mensch" als Synonym zu "Person" verwendet und diese Möglichkeit in der Semantik des Ausdrucks "Mensch" keineswegs eine bloße Kirksche Idiosynkrasie darstellt. Tatsächlich ist es im Falle einer hypothetischen gemeinsamen Gesellschaftsbildung (z. B. im Rahmen einer interplanetaren Föderation) zwischen Homo sapiens und Außerirdischen à la Star Trek keineswegs ausgeschlossen, dass der Begriff "Mensch" über Zeit ausschließlich zu einem Synonym für "Person" wird und die biologische Abgrenzung zwischen Homo sapiens und außerirdischen Spezies ausschließlich durch andere Begriffe ausgedrückt wird. Der Sprachwandel kann hier durchaus in eine oder in die andere Richtung gehen, letztlich ist das kontingent. Und das wäre natürlich keine Leugnung der biologischen Unterschiede zwischen Homo sapiens und Außerirdischen. Es ist keine Leugnung eines Sachverhalts, diesen auf andere Art sprachlich auszudrücken als bisher. |
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 28.05.2023, 23:20, insgesamt einmal bearbeitet |
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32509
Wohnort: Woanders
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(#2295768) Verfasst am: 28.05.2023, 06:40 Titel: |
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jdf hat folgendes geschrieben: | Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Bravopunk hat folgendes geschrieben: | jdf hat folgendes geschrieben: | Und sie ist damit auch nicht die einzige, die mit der Benutzung öffentlicher Toiletten Probleme hat. Viele Menschen, die zB unter sozialen Phobien oder auch unter Mysophobie leiden, sind häufig nicht in der Lage öffentliche Toiletten zu benutzen. Viele verlassen deswegen kaum noch ihre Wohnungen. |
Ferndiagnose, Herr Administrator. |
...Hä??? |
Ist das nicht offensichtlich? Er hat da vrolijkes Stammtischbekanntschaft in Verbindung mit Leuten gebracht, die "Probleme mit der Benutzung öffentlicher Toiletten" haben. Was er ja nicht über sie berichtet hat, sondern ihr von jdf nur angedichtet wurde. Im zweiten Satz hat er diese Verbindung dann direkt mit Phobien verknüpft. Sowas geht durchaus als Ferndiagnose durch. |
Er hat damit lediglich zu bedenken gegeben, dass es eine Reihe von Menschen gibt, die Probleme mit der Benutzung öffentlicher Toiletten haben. Darunter sind Menschen,
jdf hat folgendes geschrieben: | die zB unter sozialen Phobien oder auch unter Mysophobie leiden... |
Was er damit sagen wollte ist, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass jemand keine öffentlichen Toiletten benutzt. Wie das als Ferndiagnose iSd Forumsregeln durchgehen soll, darfst du ihm gern noch mal erklären. Insbesondere, da sich Ferndiagnosen iSd Forumsregeln in erster Linie auf beitragsschreibende Mitglieder beziehen.
Hier der Regeltext:
Zitat: | Beachte, dass die Inhalte der Forumsbeiträge zur Diskussion stehen, nicht die Forumsmitglieder und ihre vermeintlichen oder tatsächlichen Eigenschaften. Insbesondere Spekulationen darüber, ob Beiträge von Forumsmitgliedern durch gesundheitliche Probleme oder durch Gebrauch von Suchtmitteln und Ähnlichem beeinflusst sind, sind insbesondere in kontroversen Diskussionen nicht erlaubt. | |
Nein. Das sei jetzt ihm überlassen. Ich empfand es nur als unangemessen.
_________________ Das Begräbnis der Freiheit
Kaguya-hime
Kanashikute Yarikirenai
Ceterum censeo Russiam delendam esse!
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295781) Verfasst am: 28.05.2023, 21:11 Titel: |
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jdf hat folgendes geschrieben: | Nun ging es in diesem Verfahren nicht um Trans-Themen, sondern um den dritten Geschlechtseintrag im Personenstandsregister.
Diese Entscheidung wurde (afair) mit der Menschenwürde begründet und dabei damit, dass die Identität eines Menschen kein "Nullum" sein soll, sondern etwas und nicht mit einem irrtümlich fehlenden Eintrag verwechselt werden können dürfe. Die biologische Geschlechtsdefinition wird hier also zugunsten der Menschenwürde nicht berücksichtigt.
Von Steinhoff wäre also zu zeigen, warum es hier zwingend ist, der biologischen Definition zu folgen und dabei der Menschenwürde einen geringeren Stellenwert einzuräumen. Und dann müsste er noch zeigen, wie das verfassungsgemäß sein soll. (Ich habe den Text zwar nicht gelesen, aber ich vermute mal stark, dass er dazu nichts schreibt.) |
"Das BVerfG will es besser wissen als diese biologischen Fachtexte. Wie aber könnte es, und zwar logisch und aufgrund empirischer Fakten, zu seiner abweichenden Auffassung kommen? Zum einen könnte es, nobelpreisverdächtig, einen dritten anisogametischen Keimzellentyp entdeckt haben. Das hat niemand. Oder es könnte eine andere Definition von Geschlecht verwenden und sich auf etwas anders als Keimzellentypen stützen. Tatsächlich aber findet sich in der Urteilsbegründung überhaupt keine Definition von Geschlecht…." – U. Steinhoff
Tja, wenn nicht das klar definierte natürliche Geschlecht gemeint ist, dann haben wir einen inhaltlich leeren Geschlechtsbegriff, der darauf wartet, alternativ definiert zu werden—was aber anscheinend nicht geschehen ist.
Welche Definition eines nichtbiologischen geschlechtlichen "Gender" ("Genus") soll man angesichts des ungünstigen Umstandes auch wählen, dass es viele unterschiedliche Definitionen dieses Wortes gibt, die überdies ungenau sind. Selbst Vertreter der Genderphilosophie wie die beiden unten genannten räumen mittlerweile ein, dass "Gender" ein vieldeutiger Begriff ohne klaren Bezugsgegenstand ist:
Zitat: | ""Gender" doesn't pick out any one thing; it equivocates among many."
—
""Gender" ["Genus"] greift keine einzelne Sache heraus; es schwankt zwischen vielen."
(Briggs, R. A., and B. R. George. What Even Is Gender? New York: Routledge, 2023.) |
Zuletzt bearbeitet von Myron am 28.05.2023, 21:43, insgesamt 4-mal bearbeitet |
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295782) Verfasst am: 28.05.2023, 21:18 Titel: |
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jdf hat folgendes geschrieben: | Von Steinhoff wäre also zu zeigen, warum es hier zwingend ist, der biologischen Definition zu folgen und dabei der Menschenwürde einen geringeren Stellenwert einzuräumen. |
Haben dann nicht auch alte Menschen im Namen der Menschenwürde das Recht, ihr Geburtsjahr und damit ihre biologische Altersangabe offiziell ändern zu lassen?
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2295787) Verfasst am: 29.05.2023, 04:33 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Zitat: | [...] weil es das in der Verfassung implizit vorausgesetzte biologische Verständnis von „Mensch“ akzeptiert [...] |
Also Steinhoff glaubt ernsthaft, dass die Würde des Menschen als juristisches Konzept von seiner Biologie abhängt [...] |
Ach ja, Nachtrag dazu: Ich frage mich, ob Steinhoff klar ist, wie sehr seine Behauptung einer biologischen Grundlage der Menschenwürde historisch und politisch fragwürdig ist - angesichts der Tatsache, dass die Väter des Grundgesetzes die Bundesrepublik und die sie begründende Menschenwürde ganz spezifisch in Abgrenzung zu einem damals gerade erst vergangenen Deutschland konzipierten, das just mit wirklich aller ihm zur Verfügung stehender Gewalt versucht hatte, gesellschaftliche und politische Zugehörigkeit auf biologischer Zugehörigkeit zu gründen, und bei diesem Versuch wissentlich und gewollt das schlimmste Verbrechen der Menschheitsgeschichte begangen hatte. Ich muss mir diesen Steinhoff mal näher ansehen, das von mir oben Zitierte müffelt verdächtig nach braunem Mist.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22261
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(#2295789) Verfasst am: 29.05.2023, 20:07 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich muss mir diesen Steinhoff mal näher ansehen, das von mir oben Zitierte müffelt verdächtig nach braunem Mist. |
Seine Homepage gibt in der Themenübersicht einen ganz guten Einblick ...
Code: | https://uwesteinhoff.com/ |
Er ist offensichtlich ein sehr reger Antitrans-Aktivist (dabei konsequent Gameten-biologistisch), Schwule von Blutspenden auszuschließen ist auch OK, daneben scheint er Rassismus als Problem für überschätzt und Generalverdacht gegen bestimmte Migrantengruppen für gerechtfertigt zu halten ... sind offenbar so seine gesellschaftspolitischen Themen.
Nach seinen fachwissenschaftlichen Beiträgen (laut Informationen zu Büchern) hält er Folter manchmal für gerechtfertigt; ist er "Against equal respect and concern, equal rights, and egalitarian impartiality" (Titel eines Aufsatzes); meint er, dass die Wahl einer Ethik zweckrational zu erfolgen habe und dass es zur Verteidigung einer liberalen Ordnung wehrhafter Individuen bedürfe.
Beiträge gibt's bei der "Achse des Guten" und "Novo Argumente", an dem "Dossier" über Trans-Themen im ÖRR war er beteiligt, und wenn im Bundestag von Storch ihre Kollegin Ganserer misgendert, springt er ihr natürlich hilreich bei.
EDIT:RS
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
Zuletzt bearbeitet von tillich (epigonal) am 29.05.2023, 21:11, insgesamt einmal bearbeitet |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44647
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(#2295790) Verfasst am: 29.05.2023, 20:49 Titel: |
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...Jaa, das ist kein Gemüffel mehr, das ist Gestank. Puuh!! *fächelt sich Luft zu*
Aber interessant, was Myron für Leute zitiert.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#2295791) Verfasst am: 29.05.2023, 21:27 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich muss mir diesen Steinhoff mal näher ansehen, das von mir oben Zitierte müffelt verdächtig nach braunem Mist. |
Seine Homepage gibt in der Themenübersicht einen ganz guten Einblick ...
Code: | https://uwesteinhoff.com/ |
Er ist offensichtlich ein sehr reger Antitrans-Aktivist (dabei konsequent Gameten-biologistisch), Schwule von Blutspenden auszuschließen ist auch OK, daneben scheint er Rassismus als Problem für überschätzt und Generalverdacht gegen bestimmte Migrantengruppen für gerechtfertigt zu halten ... sind offenbar so seine gesellschaftspolitischen Themen.
Nach seinen fachwissenschaftlichen Beiträgen (laut Informationen zu Büchern) hält er Folter manchmal für gerechtfertigt; ist er "Against equal respect and concern, equal rights, and egalitarian impartiality" (Titel eines Aufsatzes); meint er, dass die Wahl einer Ethik zweckrational zu erfolgen habe und dass es zur Verteidigung einer liberalen Ordnung wehrhafter Individuen bedürfe.
Beiträge gibt's bei der "Achse des Guten" und "Novo Argumente", an dem "Dossier" über Trans-Themen im ÖRR war er beteiligt, und wenn im Bundestag von Storch ihre Kollegin Ganserer misgendert, springt er ihr natürlich hilreich bei.
EDIT:RS |
Danke, dass du dir diesen Scheiß anschaust, damit wir es nicht müssen!
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295792) Verfasst am: 29.05.2023, 22:52 Titel: |
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Ein Kurzgedicht:
Ich hab kein Argument, au Backe!
Drum reit ich ne Ad-hominem-Attacke!
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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(#2295793) Verfasst am: 29.05.2023, 23:04 Titel: |
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Es mag sein, dass Steinhoff einige Auffassungen vertritt, die ich nicht teile; aber in Sachen alternative Geschlechtsdefinition trifft er einen zentralen wunden Punkt bei den Genderphilosoph/inn/en & -politiker/inne/n:
Zitat: | "Das Gerede vom „sozialen Geschlecht“
Nachdem auch die Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard explizit festgestellt hat, dass es nur zwei Geschlechter gibt, wird jetzt von interessierter Seite behauptet, man könnte doch „Geschlecht“ auch in einem gänzlich anderen Sinne meinen. Aber in welchem? Auf diese Frage bleiben die Verfechter der Vielgeschlechtlichkeit eine klare Antwort schuldig.…"
Quelle: https://www.cicero.de/kultur/gender-ideologie-das-gerede-vom-sozialen-geschlecht |
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22261
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(#2295794) Verfasst am: 29.05.2023, 23:31 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | Ein Kurzgedicht:
Ich hab kein Argument, au Backe!
Drum reit ich ne Ad-hominem-Attacke! |
Das war nicht primär als Argument zur Sache gemeint, sondern - was ich durch das Zitat auch klar gemacht hatte - als Antwort auf Tarvocs Wunsch, sich die Person mal näher anzuschauen.
Das entsprechende Argument - die hoistorisch-politische Fragwürdigkeit einer biologischen Begründung der Menschenwürde - zur Sache hatte Tarvoc hier schon geliefert:
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich frage mich, ob Steinhoff klar ist, wie sehr seine Behauptung einer biologischen Grundlage der Menschenwürde historisch und politisch fragwürdig ist - angesichts der Tatsache, dass die Väter des Grundgesetzes die Bundesrepublik und die sie begründende Menschenwürde ganz spezifisch in Abgrenzung zu einem damals gerade erst vergangenen Deutschland konzipierten, das just mit wirklich aller ihm zur Verfügung stehender Gewalt versucht hatte, gesellschaftliche und politische Zugehörigkeit auf biologischer Zugehörigkeit zu gründen, und bei diesem Versuch wissentlich und gewollt das schlimmste Verbrechen der Menschheitsgeschichte begangen hatte. |
Zur Sache interessant ist allenfalls, dass seine biologistischen Ansichten zu Transgender, seine fiktive biologistische Begrenzung des Begriffs "Menschenwürde", seine Ansichten zu Folter, Rassismus, Nicht-Diskriminierung von Schwulen, egalitären Ideen und Begründung von Ethik sowie die Auswahl von Publikationsorganen ein stimmiges Gesamtbild ergeben und so eine - anderweitig schon begründete - Bewertung in den Einzelfragen validieren.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Myron Pansomatist
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3625
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