Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

GWUP: Diskussion um den sogenannten _Wokeismus_
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 12, 13, 14 ... 21, 22, 23  Weiter
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Kultur und Gesellschaft
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44209

Beitrag(#2302332) Verfasst am: 06.01.2024, 01:54    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Ich bin in dieser Angelegenheit kein Fachmann, aber lässt sich der Modernismus/die Moderne denn leichter ganz allgemein beschreiben als der Postmodernismus/die Postmoderne?

"Modernismus" hat sogar eine extrem enge Bedeutung. Bzw. eigentlich wird das Wort für zwei völlig unterschiedliche Dinge verwendet, die sich aber beide sehr eng fassen lassen. "Modernismus" ist erstens der Name einer Position innerhalb des Katholizismus, die im Grunde diesen mit der Säkularisierung und der modernen Wissenschaft zu versöhnen sucht. Zweitens und davon völlig unabhängig bezeichnet das Wort auch eine Strömung in der Architektur des 20. Jahrhunderts. (Ich glaube, es gibt drittens noch eine lateinamerikanische Literaturgattung, die sich Modernismo nennt.)

Moderne ist hingegen etwas völlig anderes, nämlich eine historische Epoche (ca. 19. bis 20. Jahrhundert bzw. arguably bis heute), dir sich durch rapide Industrialisierung, das Aufbrechen traditioneller z. B. feudaler oder klerikaler Machtstrukturen, Erstarken des Bürgertums und erstmaliges Auftreten des Proletariats und der Volksmasse als politischer und gesellschaftlicher Faktoren, Herausbildung komplexerer nationaler Staatsapparate, Säkularisierung sowie Wissenschafts-, Technik- und Fortschrittsglauben auszeichnet. Die "Postmoderne" oder der "Postmodernismus" ist hingegen keine geschichtliche Epoche, sondern ein Sammelname für allerlei z. T. sehr heterogene Kritiker der Moderne seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
_________________
Geh mir aus der Sonne, Alexander!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302333) Verfasst am: 06.01.2024, 03:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn von der kulturellen Linken/Kulturlinken die Rede ist, dann stellt sich früher oder später die Frage nach dem Begriff Kultur. Klar ist, dass "Kultur" im politischen Kontext nicht nur für Kunst steht. Der marxistische Theoretiker Raymond Williams (1921-1988—Mitbegründer der Cultural Studies) schreibt:

Zitat:
"Culture ist eines der zwei oder drei kompliziertesten Wörter in der englischen Sprache." [meine Übers.]

"Culture is one of the two or three most complicated words in the English language."

(Williams, Raymond. Keywords: A Vocabulary of Culture and Society. New York: Oxford University Press, 1985.)


Hm…Geschockt

Zitat:
"Kultur ist ein Gefüge aus Bedeutungskomplexen, das Sinnangebote bereitstellt."

(Lüddemann, Stefan. Kultur: Eine Einführung. 2. Aufl. Wiesbaden: Springer, 2019. S. 5)


Dies entspricht dem, was Williams schreibt: Die Kultursoziologie (ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) betrachtet…

Zitat:
"…Kultur als das Bedeutungs-/Bezeichnungssystem, durch das notwendigerweise (obgleich auch mit anderen Mitteln) eine soziale Ordnung kommuniziert, reproduziert, erfahren und erforscht wird." (Williams) [meine Übers.]

"The sociology of culture, as it entered the second half of the twentieth century…sees culture as the signifying system through which necessarily (though among other means) a social order is communicated, reproduced, experienced and explored.

Thus there is some practical convergence between (i) the anthropological and sociological senses of culture as a distinct 'whole way of life', within which, now, a distinctive 'signifying system' is seen not only as essential but as essentially involved in all forms of social activity, and (ii) the more specialized if also more common sense of culture as 'artistic and intellectual activities', though these, because of the emphasis on a general signifying system, are now much more broadly denned, to include not only the traditional arts and forms of intellectual production but also all the 'signifying practices' - from language through the arts and philosophy to journalism, fashion and advertising - which now constitute this complex and necessarily extended field. "

(Williams, Raymond. The Sociology of Culture. New York: Schocken, 1982. pp. 12-3)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302334) Verfasst am: 06.01.2024, 03:46    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Ich bin in dieser Angelegenheit kein Fachmann, aber lässt sich der Modernismus/die Moderne denn leichter ganz allgemein beschreiben als der Postmodernismus/die Postmoderne?

Moderne ist hingegen etwas völlig anderes, nämlich eine historische Epoche (ca. 19. bis 20. Jahrhundert bzw. arguably bis heute), dir sich durch rapide Industrialisierung, das Aufbrechen traditioneller z. B. feudaler oder klerikaler Machtstrukturen, Erstarken des Bürgertums und erstmaliges Auftreten des Proletariats und der Volksmasse als politischer und gesellschaftlicher Faktoren, Herausbildung komplexerer nationaler Staatsapparate, Säkularisierung sowie Wissenschafts-, Technik- und Fortschrittsglauben auszeichnet. Die "Postmoderne" oder der "Postmodernismus" ist hingegen keine geschichtliche Epoche, sondern ein Sammelname für allerlei z. T. sehr heterogene Kritiker der Moderne seit Mitte des 20. Jahrhunderts.


Man kann unterscheiden zwischen der Moderne/Postmoderne als einer (sozial- und kultur-)historischen Epoche und dem Modernismus/Postmodernismus im engeren Sinn als einem philosophischen und politischen (ideologischen) Phänomen. Beginnt der philosophisch-politische Modernismus nicht mit der Philosophie der Aufklärung? Diese ist es ja auch, gegen die sich der philosophisch-politische Postmodernismus richtet.

Wir haben es allerdings in der Gegenwart mit einer "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" (Bloch) zu tun, denn das Moderne besteht weiter neben dem Postmodernen.


Zuletzt bearbeitet von Myron am 06.01.2024, 04:19, insgesamt einmal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302335) Verfasst am: 06.01.2024, 03:58    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
…Beginnt der philosophisch-politische Modernismus nicht mit der Philosophie der Aufklärung? Diese ist es ja auch, gegen die sich der philosophisch-politische Postmodernismus richtet.


Philosophie und Politik sind allerdings nicht dasselbe. Ich habe Rorty mehrmals erwähnt und zitiert. Einerseits ist er ein Gegner der Metaphysik & Epistemik der Aufklärung, aber andererseits ist er ein Freund ihrer liberalen Ethik & Politik. Er hat sich mal (mit einem Augenzwinkern) als "postmodern bourgeois liberal" bezeichnet.

Zitat:
"That designation [“postmodern bourgeois liberal”] was supposed to be a joke. I thought it was a cute oxymoron—but no one else seemed to think it was funny."

(Rorty, Richard. "Toward a Postmetaphysical Culture." Interview by Michael O'Shea. 1995. In Take Care of Freedom and Truth Will Take Care of Itself: Interviews with Richard Rorty, edited by Eduardo Mendieta, 46-55. Stanford, CA: Stanford University Press, 2006. p. 52)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302336) Verfasst am: 06.01.2024, 05:54    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Es kann natürlich eine gemischte "soziokulturelle Linke" geben. Die Schnittmenge zwischen der sozialen (ökonomischen) Linken und der kulturellen (symbolischen) Linken muss nicht die leere Menge sein.


Die ausschließlich materialistische Linke ("Basis-Linke") und die ausschließlich kulturalistische Linke ("Überbau-Linke") sind eher Idealtypen (in Max Webers Sinn), was aber keineswegs bedeutet, dass diese Unterscheidung sinnlos ist; denn es geht um unterschiedliche Schwerpunktsetzungen mit einem Spielraum zwischen den beiden Extremen oder Polen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44209

Beitrag(#2302342) Verfasst am: 06.01.2024, 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Ich bin in dieser Angelegenheit kein Fachmann, aber lässt sich der Modernismus/die Moderne denn leichter ganz allgemein beschreiben als der Postmodernismus/die Postmoderne?

Moderne ist hingegen etwas völlig anderes, nämlich eine historische Epoche (ca. 19. bis 20. Jahrhundert bzw. arguably bis heute), dir sich durch rapide Industrialisierung, das Aufbrechen traditioneller z. B. feudaler oder klerikaler Machtstrukturen, Erstarken des Bürgertums und erstmaliges Auftreten des Proletariats und der Volksmasse als politischer und gesellschaftlicher Faktoren, Herausbildung komplexerer nationaler Staatsapparate, Säkularisierung sowie Wissenschafts-, Technik- und Fortschrittsglauben auszeichnet. Die "Postmoderne" oder der "Postmodernismus" ist hingegen keine geschichtliche Epoche, sondern ein Sammelname für allerlei z. T. sehr heterogene Kritiker der Moderne seit Mitte des 20. Jahrhunderts.

Man kann unterscheiden zwischen der Moderne/Postmoderne als einer (sozial- und kultur-)historischen Epoche und dem Modernismus/Postmodernismus im engeren Sinn als einem philosophischen und politischen (ideologischen) Phänomen. Beginnt der philosophisch-politische Modernismus nicht mit der Philosophie der Aufklärung? Diese ist es ja auch, gegen die sich der philosophisch-politische Postmodernismus richtet.

Es gibt keine mir bekannte philosophische oder politische Strömung mit dem Namen "Modernismus". Was ich unter diesem Namen kenne, habe ich dir in dem von dir nicht mitzitierten Teil meines Beitrags aufgezählt.
_________________
Geh mir aus der Sonne, Alexander!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3658

Beitrag(#2302346) Verfasst am: 06.01.2024, 15:07    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Es lassen sich etliche weitere Verwendungen finden, nur eine davon:
Obersver hat folgendes geschrieben:
Do Colleges Actually Welcome Segregation on Campus?

A National Association of Scholars survey of 173 public and private colleges and universities found that 71 percent have some version of voluntary segregation.

https://observer.com/2019/05/college-campus-segregation-commencements/

Ja nun, "konservative" (im US-amerikanischen Sinn) Poliker:innen und Medien ...

Der Observer ist britisch und dem Guardian angeschlossen. Die stehen Mitte-Links.
Mr. Owen ist ein schwarzer Senator.

Beide ...
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
... versuchen eben, durch eine veränderte Wortverwendung rassistische Segregation (im ursprünglichen Sinne), die eine Hierarchie von "Rassen" mit echter Trennung festschreiben und dadurch Machtpositionen rassistisch verteilen wollte, und anti-rassistisches Empowerment, das begrenzte und freiwillige Safe Spaces als eine Möglichkeit benutzt, genau gegenteilige Ziele zu erreichen, in einen Topf zu werfen und damit ersteres zu verharmlosen und letzteres zu diskreditieren.

Ich bin ja gerade in der komfortablen Position, daß wir in der Sache einer Meinung sind, also pro-black-only-housing. Umso mehr fällt mir auf, wie unterschiedlich wir das begründen. Ich kann Mr. Owens Kritik nachvollziehen, auch wenn ich sie nicht teile. Du schreibst ihm eine Agenda zu.

Mr. Owens fragte, was sei, wenn alle Rassen ihre eigenen Häuser haben wollen. Das ist eine vernünftige Frage. Weiter berief Owens sich auf ein altes Gesetz. (DeepL übersetzt das falsch, deshalb im Original.)

Zitat:
Civil Rights Act 1964
Title VI states that:

No person in the United States shall, on the ground of race, color, or national origin, be excluded from participation in, be denied the benefits of, or be subjected to discrimination under any program or activity receiving Federal financial assistance.

https://www2.ed.gov/about/offices/list/ocr/docs/hq43e4.html

Darüber läßt sich streiten.

Wer anderer Meinung ist als ich - ist vielleicht wirklich nur anderer Meinung. Ohne daß eine Agenda dahintersteckt.



tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Es ändert auch nichts an meiner Kritik, weil es eben eine Neuverwendung des Wortes ist, die die absolut wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Phänomenen gezielt verwischt. "Segregation" im ursprünglichen SInn steht nun mal für eine politische Praxis, die anderen aufgedrückt wird und nicht freiwillige Entscheidungen meint.

Das sagst du. Merriam-Webster sagt es anders. Ich sag, oh weia, jetzt habe ich mich auf einen Streit um Semantik eingelassen. Wo ist der Notausgang?

Merriam-Webster hat folgendes geschrieben:
segregation

1 : the act or process of segregating : the state of being segregated

2a : the separation or isolation of a race, class, or ethnic group by enforced or voluntary residence in a restricted area, by barriers to social intercourse, by separate educational facilities, or by other discriminatory means

2b: the separation for special treatment or observation of individuals or items from a larger group
segregation of gifted children into accelerated classes

3: the separation of allelic genes that occurs typically during meiosis

https://www.merriam-webster.com/dictionary/segregation

_________________
"There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3658

Beitrag(#2302348) Verfasst am: 06.01.2024, 16:52    Titel: Antworten mit Zitat

Babyface hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:

Babyface hat folgendes geschrieben:
Man kann folglich nicht widerspruchsfrei das eine Konzept wissenschaftsfeindlich nennen und das andere nicht.

Was hältst du von diesem Kriterium?

gender studies sind unwissenschaftlich, falls sich noch niemand in der Zunft Sarah Blaffer Hrdy angenommen hat. Hrdy schreibt in Mothers and Others darüber, wo psychologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern herkommen. Hrdy ist nur eins von vielen Beispielen, in denen etablierte Erkenntnisse - nicht zu Kenntnis genommen werden.

Mein claim bezog sich auf Definitionen, nicht auf spezielle Theorien.

Sorry, hab deinen Satz gekapert, unverschämter Weise ohne was dazu zu sagen. War gedanklich schon beim nächsten Thema.


Wir spielen GWUP

Angenommen, du bist in der GWUP. Was machst du, wenn du feststellen willst, ob critical studies wissenschaftlich sind oder nicht? Du schaust, wie weit sich die studies mit etablierter Wissenschaft decken. Ob sie zu bisher unbekannten Ergebnissen gekommen sind. Ob die Ansätze überhaupt empirisch überprüfbar sind, ob sie je überprüft wurden. Usw.



Babyface hat folgendes geschrieben:
Um Anspruch auf Wissenschaftlichkeit zu erheben, müssen Definitionen klar, präzise und logisch widerspruchsfrei sein. ... Um den Punkt deutlich zu machen. Haargenau dasselbe würde zb auch für folgende Definition gelten:

„Weiblich sind alle Menschen mit blondem Haar. Alle anderen sind männlich.“

Hochgradig unkonventionell, aber nicht unwissenschaftlich..

Definitionen alleine geben nichts her. Wissenschaft ist relational, sie stellt Beziehungen zwischen irgendwie und gelegentlich schlampig definiertem Zeugs her.

Was unterscheidet die Blonden vom Rest der Menschheit? Wer einen Unterschied dingfest machen kann, hat Wissenschaft betrieben. Ich persönlich erwarte nicht, daß der Blondinen-Ansatz viel brauchbares hervorbringt. Auch dann nicht, wenn man Haarfarbe korrekterweise als Spektrum sieht. zwinkern
_________________
"There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Babyface
Altmeister



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11518

Beitrag(#2302349) Verfasst am: 06.01.2024, 18:55    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Definitionen alleine geben nichts her. Wissenschaft ist relational, sie stellt Beziehungen zwischen irgendwie und gelegentlich schlampig definiertem Zeugs her.

Richtig. Deshalb gehören Vorwürfe, jemand ignoriere wissenschaftliche Erkenntnisse weil er eine spezielle Definition ablehnt, nicht in eine Debatte sondern in die non sequitur Restmülltonne.

(Zustimmung zum gesnipten Rest)
_________________
posted by Babyface
.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Wilson
zwischen gaga und dada



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 20374
Wohnort: Swift Tuttle

Beitrag(#2302353) Verfasst am: 07.01.2024, 08:29    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab den thread hier nicht mit der ihm gebuehrenden Aufmerksamkeit verfolgt. Vll
Ist der Inhalt meines folgenden links bereits Schnee von gestern, dennoch:

MIZ

Zitat:
Nikil Mukerji
Die Pseudowissenschaftlichkeit der Critical Studies – der Fall Robin DiAngelo
Die Critical Studies (nachfolgend: CS) sind Forschungsansätze im Zuständigkeitsbereich der Sozial- und Geisteswissenschaften. Sie umfassen u.a. die Critical Race Studies, Gender Studies, Disability Studies sowie Queer Studies und bilden den theoretischen Hintergrund für „woke“ Politik und Aktivismus. Kürzlich erläuterte Martin Mahner, warum die CS unter Pseudowissenschaftsverdacht stehen (MIZ 1/23). Dieser Text analysiert ein konkretes Beispiel aus dem CS-Kontext: die amerikanische Autorin und Diversity-Aktivistin Robin DiAngelo.


Weiter hier:
https://miz-online.de/die-pseudowissenschaftlichkeit-der-critical-studies-der-fall-robin-diangelo/

Hab ich entdeckt als ich hier im forum die empfohlenen links mal wieder checkte ( oben)
_________________
"als ob"
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Babyface
Altmeister



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11518

Beitrag(#2302354) Verfasst am: 07.01.2024, 10:26    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
Ich hab den thread hier nicht mit der ihm gebuehrenden Aufmerksamkeit verfolgt. Vll
Ist der Inhalt meines folgenden links bereits Schnee von gestern, dennoch:

MIZ

Zitat:
Nikil Mukerji
Die Pseudowissenschaftlichkeit der Critical Studies – der Fall Robin DiAngelo
Die Critical Studies (nachfolgend: CS) sind Forschungsansätze im Zuständigkeitsbereich der Sozial- und Geisteswissenschaften. Sie umfassen u.a. die Critical Race Studies, Gender Studies, Disability Studies sowie Queer Studies und bilden den theoretischen Hintergrund für „woke“ Politik und Aktivismus. Kürzlich erläuterte Martin Mahner, warum die CS unter Pseudowissenschaftsverdacht stehen (MIZ 1/23). Dieser Text analysiert ein konkretes Beispiel aus dem CS-Kontext: die amerikanische Autorin und Diversity-Aktivistin Robin DiAngelo.


Weiter hier:
https://miz-online.de/die-pseudowissenschaftlichkeit-der-critical-studies-der-fall-robin-diangelo/

Hab ich entdeckt als ich hier im forum die empfohlenen links mal wieder checkte ( oben)

Danke. Dazu noch ein etwas ausführlicherer Beitrag von Mahner, warum die sog. „Critical Studies“ legitimer Untersuchungsgegenstand der GWUP sind: https://www.gwup.org/images/pdf/Mahner-CriticalStudies-GWUP.pdf
_________________
posted by Babyface
.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
jdf
MIM-104C Nikopol
Foren-Admin



Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#2302363) Verfasst am: 07.01.2024, 14:07    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
jdf hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ich finde es extrem intellektuell unredlich von Myron, dass er vorgibt, sich für deinen eigenen Begriff der "woken Linken" zu interessieren, dir aber gleichzeitig schon im Voraus Vorschriften dazu machen will, wie deine Begriffsbildung gefälligst auszusehen habe.

Jups. Und ob seiner fortgesetzten Unredlichkeit verliere ich so langsam meine Geduld. Ich werde von nun an gelegentlich Fragen in meine Beiträge einfügen, um Belege für diese Unredlichkeiten, die in diesem Forum bekanntlich verboten sind, zu sammeln.


Wenn ihr in der Sache Fehldeutungen oder Irrtümer meinerseits aufzeigt, dann nehme ich das hin; aber was ich mir nicht gefallen lasse, ist der moralische Vorwurf der Unredlichkeit! Denn ich argumentiere hier nach bestem Wissen und Gewissen! (Unfehlbar bin ich natürlich nicht.)

Wer transfeindlichen Scheiß schreibt, aber behauptet, nicht transfeindlich zu sein, ist unredlich.

Wer unredliche Diskussionsmethoden anwendet ist unredlich.
_________________

RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.

Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
jdf
MIM-104C Nikopol
Foren-Admin



Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#2302364) Verfasst am: 07.01.2024, 14:13    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
jdf hat folgendes geschrieben:
…Da ich nun aber keine Definitionen für die "Woke Linke" finde, frage ich dich: Stimmst du mir zu, dass die "Woke Linke" als konventionalisierte Bezeichnung gar nicht besteht, sondern bloß deine Erfindung ist?


Die gänzlich deutsche Bezeichnung "die Wache Linke" ist in der Tat im deutschsprachigen (noch) so gut wie ungebräuchlich. Google liefert nur fünf Ergebnisse. (Eines davon verweist auf einen meiner Beiträge hier.)

Bei der Phrase "wachen Linken" gibt es 216 Ergebnisse, und bei "woken Linken" 4.690 Treffer.

Auch in der Google-Buchsuche gibt es Ergebnisse für "woken Linken" und "woke Linke"—eines davon in einem Buch von Thilo Sarrazin. (Jetzt könnt ihr wieder mit der rechten Verschwörungstheorie dahergekommen!)
Es gibt auch ein Buch mit dem Titel "Der neue Kulturkampf: Wie eine woke Linke Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft bedroht".

Für den englischen Ausdruck "the woke left" gibt es in der Google-Suche 203.000 Treffer und für "woke left" allein 253.000. Er ist also im englischsprachigen Raum längst nicht mehr ungebräuchlich!

Ich bin nicht mehr gewillt, dein unredliches Ausweichen zu erdulden. Ich warte.

Myron hat folgendes geschrieben:
jdf hat folgendes geschrieben:
Selbstverständlich bin ich woke. Und ich habe mich auch schon politisch verortet:
jdf hat folgendes geschrieben:
Ich, als Wokeist und Vertreter der extremen Mitte...


Was ist das, die "extreme Mitte"?

Da kannst du lange warten.
_________________

RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.

Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
jdf
MIM-104C Nikopol
Foren-Admin



Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#2302366) Verfasst am: 07.01.2024, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

Warum hast du diesen Beitrag nicht beantwortet?

Ist das Nichtbeantworten des Beitrags deiner Unredlichkeit geschuldet?
_________________

RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.

Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AlexJ
Supermarktoverlord



Anmeldungsdatum: 11.04.2008
Beiträge: 2344
Wohnort: Köln

Beitrag(#2302368) Verfasst am: 07.01.2024, 15:05    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
Ich hab den thread hier nicht mit der ihm gebuehrenden Aufmerksamkeit verfolgt. Vll
Ist der Inhalt meines folgenden links bereits Schnee von gestern, dennoch:

MIZ

Zitat:
Nikil Mukerji
Die Pseudowissenschaftlichkeit der Critical Studies – der Fall Robin DiAngelo
Die Critical Studies (nachfolgend: CS) sind Forschungsansätze im Zuständigkeitsbereich der Sozial- und Geisteswissenschaften. Sie umfassen u.a. die Critical Race Studies, Gender Studies, Disability Studies sowie Queer Studies und bilden den theoretischen Hintergrund für „woke“ Politik und Aktivismus. Kürzlich erläuterte Martin Mahner, warum die CS unter Pseudowissenschaftsverdacht stehen (MIZ 1/23). Dieser Text analysiert ein konkretes Beispiel aus dem CS-Kontext: die amerikanische Autorin und Diversity-Aktivistin Robin DiAngelo.


Weiter hier:
https://miz-online.de/die-pseudowissenschaftlichkeit-der-critical-studies-der-fall-robin-diangelo/

Hab ich entdeckt als ich hier im forum die empfohlenen links mal wieder checkte ( oben)


Und hier zwei der angeblich pseudo-wissenschaftliche Werke, die angeblich untersucht wurden.

https://libjournal.uncg.edu/ijcp/article/viewFile/249/116

White Fragility
by
Robin DiAngelo

https://robindiangelo.com/wp-content/uploads/2016/01/ClassTrumpRace.pdf

My Class Didn’t Trump My Race: Using Oppression to Face Privilege


Kann jeder gerne vergleichen. Es gibt ein Grund, warum Mukerji in seinen Artikel viel behauptet, aber nichts wirklich belegt, schon gar nicht Text kritisch am konkreten Beispiel. Stattdessen werden bestenfalls einzelne Sätze zitiert und dann behauptet, dass dies XYZ bedeuten, ohne das am eigentlichen Werk zu belegen.

Toll auch die Zusammenfassung von Mukerji

"DiAngelo kann zwar nicht aufgrund ihrer wissenschaftsphilosophi­schen Äußerungen als Pseudo­wissen­schaft­lerin eingeordnet werden. Da sie jedoch für ihre Thesen wissenschaftlichen Status reklamiert und in ihrer Argumentation systematisch wahrheitsindifferent zu verfahren scheint, erfüllt sie m.E. die Kriterien für Pseudowissenschaftlichkeit. Sie vertritt – anders als etwa Homöopathen und Astrologen – kein naturwissenschaftlich suspektes Weltbild. Doch die argumentativen Techniken, derer sie sich bedient, kennt man allesamt aus den klassischen Pseudowissenschaften (Mukerji & Ernst 2022). Und sie scheinen auch bei DiAngelo dem gleichen Zweck zu dienen: Es geht nicht darum, ergebnisoffen zu forschen, sondern vorab festgelegte Dogmen zu bestätigen.

Da DiAngelo eine Vertreterin der CS ist, lässt sich zumindest der Schluss ziehen, dass Pseudowissenschaft offenbar in den CS vorkommt. Da sie, wie eingangs erwähnt, eine einflussreiche Vertreterin dieser Fächergruppe ist und sie sich auf geteilte Grundlagen stützt, liegt die Vermutung nahe, dass die CS generell ein Pseudowissenschaftsproblem haben."

Mit den Augen rollen Also, das beste, was Mukerji hat, ist ein "scheinbare wahrheitsindifferentes Argumentationsverfahren", angebliche Anwendung von Techniken aus der Pseudowissenschaft, wie das nicht erwähnen und Zitieren von Gegenmeinungen Gröhl... und scheinbares Arbeiten zu belegen von Dogmen.

Na wenigstens macht die Dame sich "scheinbar" Mühe ihre Dogmen zu belegen, was man von Mukerji nicht behaupten kann.

Ich hab nicht viel von der Arbeit der Dame gelesen. Nur genug zu wissen, wer Pseudowissenschaftliches Müll schreibt, auch nach den Kriterien von Mukerji selbst. Wenn Mukerji jetzt ein großer Name in GWUP ist, liegt nach Mukerji "die Vermutung nahe, dass die" GWUP "generell ein Pseudowissenschaftsproblem haben."


Babyface hat folgendes geschrieben:

Danke. Dazu noch ein etwas ausführlicherer Beitrag von Mahner, warum die sog. „Critical Studies“ legitimer Untersuchungsgegenstand der GWUP sind: https://www.gwup.org/images/pdf/Mahner-CriticalStudies-GWUP.pdf


Was ein müll.

"Die CS sind stark beeinflusst von der sog. postmodernistischen Philosophie. Ein zentraler Punkt
dieser Richtung ist eine relativistische Erkenntnistheorie, wonach Erkenntnis bzw. Erkenntnisfähig-
keit nicht mehr als universell angesehen wird, sondern als relativ in Bezug auf bestimmte Individu-
en, Gruppen oder historische Perioden. In den CS taucht dieser Relativismus meist im Hinblick auf
verschiedene Gruppen („Identitäten“) und deren Wissensformen auf. Nun soll die Existenz von
Gruppenwissen nicht bestritten werden. Doch wenn jede Erkenntnis nur Gruppenwissen darstellt,
steht es keiner Gruppe zu, über den Wahrheitswert des Wissens einer anderen zu befinden. Die
Wissensformen verschiedener Identitäten sind also alle gleichwertig und gleichermaßen gültig.

Ein solcher erkenntnistheoretischer Relativismus führt naturgemäß zu einem Sammelsurium alter-
nativer Wissensformen und damit alternativer Fakten. Auf dieser Basis wäre es der GWUP nicht
möglich, „alternative Wissensformen“ wie Homöopathie oder Astrologie zu kritisieren. Die Arbeit
der GWUP setzt wie jede wissenschaftliche Arbeit eine universalistische Erkenntnistheorie voraus,
wonach alle rationalen Wesen bei gleicher korrekter Arbeitsweise und bei gleichem Sachstand im
Prinzip zu denselben wissenschaftlichen Erkenntnissen gelangen können, von Japan bis Mexiko,
von Spitzbergen bis Südafrika."

Hier möchte ich schreien bei korrekter Arbeitsweisen (inklusive Methoden und Mittle) und gleichen Sachstand du Volltrottel. Eine universelle Erkenntnis muss in der Regel aus einer Relativen nämlichen erst heraus gearbeitet werden. Das ist je nach wissenschaftliche Disziplin und Sachfrage mal einfacher, mal schwerer, mal dank Vorarbeit schon fertig, aber auch mal mit den gerade zur Verfügung stehenden Methoden und Mittle unmöglich.
Zum Beispiel wird man die Frage, welche Personen glücklicher sind, mit den derzeitigen Methoden nicht universell beantworten können.

Der Knack und Kernpunkt der CS und anliegend Postmoderne (wo zutreffend, das ist leider ein Sammelbegriff für zu viel Unterschiedliches) ist, dass in vielen Fällen gar nicht korrekt gearbeitet wird/wurde. Das ist auch in mehr als ausreichend vielen Fällen hinreichend belegt, dass man das nicht abstreiten kann. Bei den CS geht es hier tatsächlich mehrheitlich um Aufarbeitung, den das Fehlen dieser ist, was die CS kritisiert und wo für das C wirklich steht.
Bedauerlicherweise in manchen Fällen, wo die Mittle und Methoden fehlen oder es an der Umsetzung hapert, äußert sich die Kritik, eben mithilfe von Gegenüberstellung von wissenschaftlich gleichwertigen Erkenntnisse aus anderer Perspektive.
Bei letzteren ist die Gefahr der Pseudowissenschaftlichkeit nicht bestreitbar. Ich bin selbst dafür, da ein Auge drauf zuhalten. Wie auf alles, wo eine korrekte und vollständige Ausarbeitung fehlt.


Edit: Name Mukerji an vielen Stellen korrigiert. Hoffe, dass ich das jetzt überall richtig habe. Das scheint meine Legasthenie wirklich zu triggern.


Zuletzt bearbeitet von AlexJ am 07.01.2024, 16:36, insgesamt 2-mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Wilson
zwischen gaga und dada



Anmeldungsdatum: 04.02.2008
Beiträge: 20374
Wohnort: Swift Tuttle

Beitrag(#2302369) Verfasst am: 07.01.2024, 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

ich selbst kann hier nichts beitragen, kenne mich nicht genug aus.
nur so viel, ich schätze, dieser herr ist der autor, oder?

https://de.wikipedia.org/wiki/Nikil_Mukerji
_________________
"als ob"
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
AlexJ
Supermarktoverlord



Anmeldungsdatum: 11.04.2008
Beiträge: 2344
Wohnort: Köln

Beitrag(#2302371) Verfasst am: 07.01.2024, 16:41    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
ich selbst kann hier nichts beitragen, kenne mich nicht genug aus.
nur so viel, ich schätze, dieser herr ist der autor, oder?

https://de.wikipedia.org/wiki/Nikil_Mukerji


Ich gehe davon aus.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44209

Beitrag(#2302374) Verfasst am: 07.01.2024, 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

AlexJ hat folgendes geschrieben:
Ich hab nicht viel von der Arbeit der Dame gelesen. Nur genug zu wissen, wer Pseudowissenschaftliches Müll schreibt, auch nach den Kriterien von Mukerji selbst. Wenn Mukerji jetzt ein großer Name in GWUP ist, liegt nach Mukerji "die Vermutung nahe, dass die" GWUP "generell ein Pseudowissenschaftsproblem haben."


Man muss nur mal schauen, wie Mukerji in seiner Schlussfolgerung herumeiert und herumdruckst:

Mukerji hat folgendes geschrieben:
DiAngelo kann zwar nicht aufgrund ihrer wissenschaftsphilosophi­schen Äußerungen als Pseudo­wissen­schaft­lerin eingeordnet werden. Da sie jedoch für ihre Thesen wissenschaftlichen Status reklamiert und in ihrer Argumentation systematisch wahrheitsindifferent zu verfahren scheint, erfüllt sie m.E. die Kriterien für Pseudowissenschaftlichkeit. Sie vertritt – anders als etwa Homöopathen und Astrologen – kein naturwissenschaftlich suspektes Weltbild. Doch die argumentativen Techniken, derer sie sich bedient, kennt man allesamt aus den klassischen Pseudowissenschaften (Mukerji & Ernst 2022). Und sie scheinen auch bei DiAngelo dem gleichen Zweck zu dienen: Es geht nicht darum, ergebnisoffen zu forschen, sondern vorab festgelegte Dogmen zu bestätigen.

Also er kann DiAngelos angebliche Pseudowissenschaftlichkeit zwar an nichts Konkretem festmachen, aber er ordnet sie trotzdem so ein, weil - sie ihm trotz allem eben so scheint (sein Wort, nicht meins!). Muss ich erst darauf hinweisen, dass das jedem Anspruch auf Falsifizierbarkeit spottet? Wie verteidigt man sich bitte gegen sowas? Mir kommt der mehr als nur leise Verdacht, dass Mukerjis Urteil von vorne herein feststand und er sich die Begründungen dafür erst nachträglich zusammengeklaubt hat. Es sieht mir sehr so aus, als befinde Mukerji weniger über die Wissenschaftlichkeit oder Unwissenschaftlichkeit der untersuchten Texte als die Loyalität oder Illoyalität ihrer Autorin zu einer Weltanschauung, und als stehe das Urteil dazu bereits vor der Untersuchung fest.

Um uns dem Problem der Weltanschauung etwas zu nähern, gehen wir mal auf Mahners Behauptung ein, die GWUP müsse eine universalistische Erkenntnisauffassung voraussetzen, um wissenschaftliche Kritik betreiben zu können:

Mahner hat folgendes geschrieben:
Die CS sind stark beeinflusst von der sog. postmodernistischen Philosophie. Ein zentraler Punkt dieser Richtung ist eine relativistische Erkenntnistheorie, wonach Erkenntnis bzw. Erkenntnisfähigkeit nicht mehr als universell angesehen wird, sondern als relativ in Bezug auf bestimmte Individuen, Gruppen oder historische Perioden. In den CS taucht dieser Relativismus meist im Hinblick auf verschiedene Gruppen („Identitäten“) und deren Wissensformen auf. Nun soll die Existenz von Gruppenwissen nicht bestritten werden. Doch wenn jede Erkenntnis nur Gruppenwissen darstellt, steht es keiner Gruppe zu, über den Wahrheitswert des Wissens einer anderen zu befinden. Die Wissensformen verschiedener Identitäten sind also alle gleichwertig und gleichermaßen gültig.

Ein solcher erkenntnistheoretischer Relativismus führt naturgemäß zu einem Sammelsurium alternativer Wissensformen und damit alternativer Fakten. Auf dieser Basis wäre es der GWUP nicht möglich, „alternative Wissensformen“ wie Homöopathie oder Astrologie zu kritisieren. Die Arbeit der GWUP setzt wie jede wissenschaftliche Arbeit eine universalistische Erkenntnistheorie voraus, wonach alle rationalen Wesen bei gleicher korrekter Arbeitsweise und bei gleichem Sachstand im Prinzip zu denselben wissenschaftlichen Erkenntnissen gelangen können, von Japan bis Mexiko, von Spitzbergen bis Südafrika.

Erstens: Wie genau begründet Mahner, dass erst ein erkenntnistheoretischer Relativismus zu einem "Sammelsurium alternativer Wissensformen" führt, wo er doch oben selbst eingestanden hat, dass es Gruppenwissen - anscheinend auch ganz ohne Relativismus - bereits gibt? Oder rudert er hier hinter sein eigenes Eingeständnis zurück, dass es Gruppenwissen gäbe? Zweitens: Dass ein erkenntnistheoretischer Relativismus irgendwie wissenschaftliche Kritik an anderen Ansätzen ausschließen würde, wird von Mahner lediglich ziemlich begründungslos behauptet. In Wirklichkeit ist es extrem kontraintuitiv, anzunehmen, dass der Relativismus der Wissenschaft irgendwelche Vorschriften dazu machen würde, was sie wie kritisieren oder als unwissenschaftlich einordnen dürfe und was nicht. Relativismus ist doch viel eher eine Position dazu, was eine solche Kritik oder Einordnung leisten kann und was nicht. Ansichten auf ihre Wissenschaftlichkeit untersuchen und gegebenenfalls als unwissenschaftlich einordnen kann man ohne Weiteres auch mit einem relativistischen Wissenschaftsverständnis, aber das scheint Mahner irgendwie nicht auszureichen. Aber was könnte er denn darüber hinaus sonst noch wollen? Man hat das Gefühl, als würde Mahner sich darüber echauffieren, dass der Relativismus der Wissenschaft eine normative Kraft abspricht, die sie eigentlich überhaupt nicht beanspruchen dürfte, oder die zumindest selbst nicht als im eigentlichen Sinne wissenschaftlich einzustufen ist (und an deren Ablehnung daher grundsätzlich keine Einstufung von etwas als unwissenschaftlich hängen kann).

Um es kurz zu sagen: Meiner Ansicht nach verwechseln sowohl Mukerji als auch Mahner Wissenschaft mit ihrer eigenen Wissenschaftsphilosophie, und zwar systematisch.

Nachtrag: Deutlich wird das übrigens an den etwas seltsam und deplaziert anmutenden, fast schwärmerischen menschlichen Ansprüchen, die Mahner der Wissenschaft aufbürdet:

Mahner hat folgendes geschrieben:
Mit anderen Worten: Gruppenidentitäten und kulturelle Eigenheiten, die den wissenschaftlichen Zugang zur Welt zunächst eintrüben können, lassen sich früher oder später herausmitteln und damit transzendieren. Wissenschaftliche Erkenntnis hat damit nicht nur einen emanzipatorischen, sondern auch einen global verbindenden Charakter.

Also überall, wo Wissenschaft nicht zu menschlicher Emanzipation oder globaler Verbindung führt oder eingesetzt wird, sondern z. B. zum genauen Gegenteil, da ist sie gar keine Wissenschaft? Oder ist Mahner der Meinung, dass das nie vorkommt? Am Kopf kratzen

(Dass Mahner übrigens noch nicht mal den Unterschied zwischen erkenntnistheoretischem und ethischem Relativismus zu kennen scheint, kann man im Appendix seines Textes unter dem dritten Einwand nachlesen.)
_________________
Geh mir aus der Sonne, Alexander!


Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 07.01.2024, 23:27, insgesamt 2-mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21849

Beitrag(#2302376) Verfasst am: 07.01.2024, 22:32    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Mir kommt der mehr als nur leise Verdacht, dass Mukerjis Urteil nicht von vorne herein feststand und er sich die Begründungen dafür erst nachträglich zusammengeklaubt hat.

?
Ist da nicht ein "nicht" zu viel?
_________________
"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302378) Verfasst am: 07.01.2024, 23:24    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
Ich hab den thread hier nicht mit der ihm gebuehrenden Aufmerksamkeit verfolgt. Vll
Ist der Inhalt meines folgenden links bereits Schnee von gestern, dennoch:
MIZ
Zitat:
Nikil Mukerji
Die Pseudowissenschaftlichkeit der Critical Studies…



Was das Adjektiv "kritisch" in diesem Zusammenhang bedeutet:

Zitat:
"'Kritische Theorie' bezieht sich auf eine Familie von Theorien, die auf eine Kritik und Transformation der Gesellschaft durch die Integration normativer Perspektiven mit empirisch informierter Analyse gesellschaftlicher Konflikte, Widersprüche und Tendenzen abzielen. Im engeren Sinn bezieht sich 'kritische Theorie' (…) auf das Schaffen einiger Generationen von Philosophen und Sozialtheoretikern in der westlichen, europäischen Tradition des Marxismus, die als Frankfurter Schule bekannt sind. Sie nahm in den 1930ern am Institut für Sozialforschung in Frankfurt ihren Anfang und ist hauptsächlich für interdisziplinäre Forschung bekannt, die Philosophie und Sozialwissenschaft mit dem praktischen Ziel der Emanzipationsförderung verbindet." [meine Übers.]

"'Critical theory' refers to a family of theories that aim at a critique and transformation of society by integrating normative perspectives with empirically informed analysis of society’s conflicts, contradictions, and tendencies. In a narrow sense, 'Critical Theory' (often denoted with capital letters) refers to the work of several generations of philosophers and social theorists in the Western European Marxist tradition known as the Frankfurt School. Beginning in the 1930s at the Institute for Social Research in Frankfurt, it is best known for interdisciplinary research that combines philosophy and social science with the practical aim of furthering emancipation."

Critical Theory: https://plato.stanford.edu/entries/critical-theory/


Die kritische Frage, die sich stellt, ist, wie gut (in welchem Maß) all die gegenwärtigen kritischen Theorien/Studien empirisch informiert sind. Was ist dominant—das wissenschaftliche Denken & Forschen oder das philosophische/ideologische Denken & Deuten?

Die kritischen Theorien/Studien sind zu einer Großfamilie geworden:

01. (critical) age studies
02. critical animal studies
03. critical autism studies (siehe 5!)
04. (critical) black studies
05. critical disability studies / crip studies
06. gender theory
07. critical indigenous studies
08. "critical insanity studies" [meine Bez.] / mad studies (siehe 12!)
09. critical legal studies/theory
10. neurodiversity studies
11. critical obesity studies / fat studies
12. critical pedagogy/education
13. postcolonial theory
14. critical psychiatry/psychology
15. queer theory
16. critical race theory
17. critical science studies
18. critical terrorism studies
19. transgender theory
20. critical whiteness studies
21. (critical) women's studies/feminist studies

(kein Anspruch auf Vollzähigkeit!)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44209

Beitrag(#2302379) Verfasst am: 07.01.2024, 23:27    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Mir kommt der mehr als nur leise Verdacht, dass Mukerjis Urteil nicht von vorne herein feststand und er sich die Begründungen dafür erst nachträglich zusammengeklaubt hat.

?
Ist da nicht ein "nicht" zu viel?

Ja, das "nicht" hinter "Urteil" gehört da nicht hin. Hab's entfernt.
_________________
Geh mir aus der Sonne, Alexander!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302380) Verfasst am: 07.01.2024, 23:44    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Es kann natürlich eine gemischte "soziokulturelle Linke" geben. Die Schnittmenge zwischen der sozialen (ökonomischen) Linken und der kulturellen (symbolischen) Linken muss nicht die leere Menge sein.


Die ausschließlich materialistische Linke ("Basis-Linke") und die ausschließlich kulturalistische Linke ("Überbau-Linke") sind eher Idealtypen (in Max Webers Sinn), was aber keineswegs bedeutet, dass diese Unterscheidung sinnlos ist; denn es geht um unterschiedliche Schwerpunktsetzungen mit einem Spielraum zwischen den beiden Extremen oder Polen.


Wie Nancy Fraser meint, eine egalitäre Sozialpolitik der Umverteilung lässt sich mit einer emanzipatorischen Kulturpolitik der Anerkennung verbinden. (Kulturpolitik bedeutet hier nicht bzw. nicht nur Kunst- oder Sportpolitik.) Bei der kulturellen Linken dominiert Letzteres—daher ihr Name!

Zitat:
"Die Dimension der Anerkennung entspricht der Statushierarchie der Gesellschaft und mithin der Konstitution kulturell definierter Kategorien für soziale Akteure durch gesellschaftlich verwurzelte kulturelle Wertmuster – also der Konstitution von Statusgruppen, die jeweils durch den relativen Respekt, das relative Prestige und die Achtung, die einem die anderen entgegenbringen, gekennzeichnet sind. Die Dimension der Verteilung entspricht hingegen der gesellschaftlichen Wirtschaftsstruktur, mithin der Konstitution ökonomisch definierter Kategorien von Akteuren durch die herrschende Eigentumsordnung und den Arbeitsmarkt – also der Konstitution von Klassen, die durch ihre andersartige Ausstattung mit Ressourcen unterschieden sind. Außerdem entspricht jede Dimension einer analytisch eigenständigen Form der Benachteiligung: Die Dimension der Anerkennung entspricht der statusförmigen Benachteiligung, die in institutionalisierten kulturellen Wertmustern verwurzelt ist; die Verteilungsdimension entspricht dagegen der ökonomischen Klassenhierarchie, die in den strukturellen Merkmalen des Wirtschaftssystems verwurzelt ist.

Diese Entsprechungen setzen uns instand, das Problem, Umverteilung und Anerkennung zu integrieren, seinerseits in einen breiteren gesellschaftstheoretischen Zusammenhang zu stellen. Aus dieser Perspektive erscheinen Gesellschaften als komplexe Felder, die mindestens zwei analytisch unterschiedene Arten der sozialen Ordnung umfassen: einen ökonomischen Modus, in dem die Interaktion durch die funktionale Verflechtung strategischer Imperative geregelt wird, und einen kulturellen Modus, in dem die Interaktion durch institutionalisierte kulturelle Wertmuster reguliert wird. Wie wir noch sehen werden, wird die ökonomische Ordnung gewöhnlich auf den Märkten institutionalisiert; die kulturelle Ordnung kann über eine Vielfalt unterschiedlicher Institutionen (einschließlich Verwandtschaft, Religion und Gesetz) wirksam werden. Jeder Ordnungsmodus ist mit einer analytisch eigenständigen Art von Hindernis auf dem Weg zur partizipatorischen Parität verbunden: der kulturelle Modus mit mangelnder Anerkennung, der ökonomische mit disproportionaler Verteilung. In jeder Gesellschaft sind ökonomische und kulturelle Ordnung und Normierung miteinander verzahnt. Und doch stellt sich unweigerlich die Frage, wie genau sie sich. im Einzelfall überlagern. Unterscheidet sich die Wirtschaftsordnung institutionell von der kulturellen Ordnung, oder sind beide letztlich verschmolzen? Laufen Klassenstruktur und Statushierarchie auseinander, oder fallen sie zusammen? Sind ökonomische Benachteiligung und mangelnde Anerkennung ineinander konvertierbar, oder stoßen solche Konvertierungen letztlich auf Grenzen?"

(Fraser, Nancy. "Soziale Gerechtigkeit im Zeitalter der Identitätspolitik: Umverteilung, Anerkennung und Beteiligung." In: Nancy Fraser & Axel Honneth, Umverteilung oder Anerkennung? Eine politisch-philosophische Kontroverse, 13-128. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2003. S. 72-3)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302384) Verfasst am: 08.01.2024, 01:10    Titel: Antworten mit Zitat

AlexJ hat folgendes geschrieben:

Babyface hat folgendes geschrieben:

Danke. Dazu noch ein etwas ausführlicherer Beitrag von Mahner, warum die sog. „Critical Studies“ legitimer Untersuchungsgegenstand der GWUP sind: https://www.gwup.org/images/pdf/Mahner-CriticalStudies-GWUP.pdf


"Die CS sind stark beeinflusst von der sog. postmodernistischen Philosophie.…" – Martin Mahner


Fand der "postmodern turn" in den Cultural Studies nicht erst in späten 70ern oder frühen 80ern statt?
Die kritischen Theoretiker der Frankfurter Schule (Horkheimer, Marcuse, Adorno, Benjamin, Fromm et al.) waren keine Postmodernisten. (Selbst die jüngeren "Frankfurter" Habermas & Honneth sind keine Postmodernisten, oder?). Soweit ich weiß, waren auch die Begründer der (British) Cultural Studies in den 50ern und 60ern keine Postmodernisten (Richard Hoggart, Raymond Williams, Edward Thompson, Stuart Hall); und die 1964 gegründete Birmingham School of Cultural Studies (Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies) war anfänglich auch nicht postmodernistisch ausgerichtet.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302385) Verfasst am: 08.01.2024, 03:39    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Um es kurz zu sagen: Meiner Ansicht nach verwechseln sowohl Mukerji als auch Mahner Wissenschaft mit ihrer eigenen Wissenschaftsphilosophie, und zwar systematisch.


Weiß ich nicht; aber ich weiß, dass es in der wissenschaftsphilosophischen/-theoretischen Debatte einen berühmt-berüchtigten Gegensatz von Erklären und Verstehen gibt, und einen entsprechenden Gegensatz von positivistischer (strikt empirischer/nomologischer/explanativer/quantitativer) Sozialwissenschaft und antipositivistischer (hermeneutischer/interpretativer/qualitativer) Sozialwissenschaft.
Letztere läuft Gefahr, zu einer Pseudo- oder Unwissenschaft zu verkommen; und zwar dann, wenn sie nichts weiter ist als eine (ideologisch motivierte und manipulierte) Sozialphilosophie, der empirische Daten & Fakten letztlich gleichgültig sind.

Zitat:
"[T]he “positivist persuasion” (…) is often condensed as a few guiding principles held to mark out and govern the scientific enterprise as a whole. Applied to the study of social reality, these principles are generally summarized as follows (…):

* The scientific study of social phenomena must emulate the approach and methods successfully developed in the natural sciences.

* Just as there are laws of natural phenomena, there are laws of social phenomena, conceived as general statements specifying the existence of constant conjunctions between kinds of events or entities.

* The discovery of these laws depends primarily on observation, both as the source of data from which nomological generalizations are derived and as the empirical benchmark against which to test for their truth or falsity.

* Mathematical tools are given pride of place in the formalization of social data, whilst quantitative methods play a crucial role in the verification, experimental and non-experimental, of social scientific statements.

* Scientific progress is gauged both by reference to the subsumption of individual instances under general laws, and to the gradual reduction of the specific laws governing the diversity of social facts to a limited set of higher-level lawlike statements, the derivation of the latter from the most fundamental biological and physical laws of nature being regarded as a heuristic standard, if not a practical possibility.

* Any statement, hypothesis, or theory that cannot be reduced to observational terms or assessed factually is deemed unscientific; accordingly, since normative statements are not amenable to verification because of their lack of empirical content, they are to be excluded from the purview of scientific discourse.

In other words, a positivist social science is naturalistic in approach, committed to empiricism, driven by a search for general laws, mathematically informed and quantitatively oriented, longing for nomological reduction or at least theoretical unification, and axiologically neutral."

(Guillin, Vincent. "Comte and the Positivist Vision." In The Routledge Companion to Philosophy of Social Science, edited by Lee McIntyre & Alex Rosenberg, 7-17. New York: Routledge, 2017. pp. 7-8 )
———
"Interpretive social science (or interpretivism) and critical theory, despite important differences, converge on the view that the human or social sciences are “autonomous” and cannot be unified with or subsumed under the natural sciences. This is because the social sciences, as part of their object-domain, must take into consideration the meanings or “self-interpretations” of the social actors themselves in a way that is not true for the natural sciences. Arguments for the autonomy of the social sciences on these grounds extend back to debates in the late 19th century but they continue to surface in some of the most recent debates about the aims of social inquiry (…).

Interpretivism as a distinct approach in the social sciences can be traced back at least to the work of Wilhelm Dilthey. In response in particular to the positivism of J. S. Mill and Auguste Comte, Dilthey argued that there was a centrally important distinction between the Naturwissenschaften (natural sciences) and the Geisteswissenschaften (human or cultural or social sciences): whereas the former searched for universal laws and causal explanations, the latter were primarily concerned with isolating the meaning of particular historical events. One of Dilthey’s principal contributions to the social sciences was his claim that they depended upon a re-identification of the “lived experience” of the social actors themselves and that this precluded subsuming them under causal laws (…). Though he is sometimes misunderstood on this point, the social theorist Max Weber agreed with Dilthey on the importance of what he called “subjective meaning” of the actors involved in circumscribing the object-domain for the social sciences."

(Baynes, Kenneth. "Interpretivism and Critical Theory." In The Routledge Companion to Philosophy of Social Science, edited by Lee McIntyre & Alex Rosenberg, 75-87. New York: Routledge, 2017. p. 76)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302386) Verfasst am: 08.01.2024, 04:57    Titel: Antworten mit Zitat

AlexJ hat folgendes geschrieben:
Wilson hat folgendes geschrieben:

Zitat:
Nikil Mukerji
Die Pseudowissenschaftlichkeit der Critical Studies – der Fall Robin DiAngelo


Weiter hier:
https://miz-online.de/die-pseudowissenschaftlichkeit-der-critical-studies-der-fall-robin-diangelo/

Hab ich entdeckt als ich hier im forum die empfohlenen links mal wieder checkte ( oben)


Und hier zwei der angeblich pseudo-wissenschaftliche Werke, die angeblich untersucht wurden.

https://libjournal.uncg.edu/ijcp/article/viewFile/249/116

White Fragility
by
Robin DiAngelo


Wer Lust auf einen 41-seitigen Aufsatz hat:

Alan Sokal: "The Implicit Epistemology of White Fragility" (2023)


(Der Text ist online lesbar. Falls es mit dem Runterladen durch Klicken auf das Download-Feld nicht direkt klappt, dann über die rechte Maustaste Ziel speichern unter benutzen—oder wie das bei Nicht-Macs lautet!)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302435) Verfasst am: 10.01.2024, 00:48    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Die "Postmoderne" oder der "Postmodernismus" ist hingegen keine geschichtliche Epoche, sondern ein Sammelname für allerlei z. T. sehr heterogene Kritiker der Moderne seit Mitte des 20. Jahrhunderts.


Durch die Zeitangabe ordnest du den philosophischen (ästhetischen, metaphysischen, epistemischen) Postmodernismus doch in einen bestimmten kultur- und geistesgeschichtlichen Kontext ein, sodass man durchaus von einer Epoche oder Phase sprechen kann, so heterogen sie auch sein mag.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3537

Beitrag(#2302436) Verfasst am: 10.01.2024, 01:00    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Wer Lust auf einen 41-seitigen Aufsatz hat:

Alan Sokal: "The Implicit Epistemology of White Fragility" (2023)


Zitat:
"My critique of DiAngelo's epistemology will have three strands, drawing attention to:

1) Vague, inconsistent and sometimes incoherent use of epistemological concepts and distinctions: in particular, confusion between actual knowledge and claims to knowledge, between knowledge and belief, and between knowledge and truth; confusion between objectivity and neutrality; and confusion between different senses of social construction.

2) Misrepresentation, to the point of caricature, of the nature of science and scientific method, and of ideas from the philosophy of science.

3) Logical and argumentative fallacies: notably the psychogenetic fallacy (also known as Bulverism) and the Kafka trap.

These flaws do not, in my view, disqualify the substantive content of DiAngelo's work; but they do cast it in a more problematic light, as I shall explain in the conclusion." (p. 3)


Sokal's Diagnose ist, dass DiAngelo's Postmodernismus in epistemologisch-methodologischer Hinsicht nur ein "postmodernism lite" ist:

Zitat:
"Unlike hard-core postmodernists, DiAngelo does not propound, whether implicitly or explicitly, a full-blown relativism with respect to truth or knowledge. She does cast repeated aspersions on the possibility of objectivity, but mainly as a way of discrediting the claims to objectivity of her ideological opponents, not as a consistent philosophical principle." (p. 4)

"DiAngelo's social constructivism, like her relativism, is also "lite"—or rather, it oscillates erratically between strong and weak forms." (p. 6)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44209

Beitrag(#2302457) Verfasst am: 10.01.2024, 16:18    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Die "Postmoderne" oder der "Postmodernismus" ist hingegen keine geschichtliche Epoche, sondern ein Sammelname für allerlei z. T. sehr heterogene Kritiker der Moderne seit Mitte des 20. Jahrhunderts.

Durch die Zeitangabe ordnest du den philosophischen (ästhetischen, metaphysischen, epistemischen) Postmodernismus doch in einen bestimmten kultur- und geistesgeschichtlichen Kontext ein, sodass man durchaus von einer Epoche oder Phase sprechen kann, so heterogen sie auch sein mag.

Nach der Logik ist auch Immanuel Kant (und ebenso jede beliebige andere Person und überhaupt fast alles, was irgendwie in der Zeit existiert) eine Epoche, denn er lebte von 1724 bis 1804 und das ist eine Zeitangabe, die ihn in einen kultur- und geistesgeschichtlichen Kontext einordnet. Ich kann nicht glauben, dass ich erklären muss, dass es schon begrifflich einen Unterschied gibt zwischen "in einer Epoche vorkommen" und "eine Epoche sein". Du bist mal wieder richtig gut darin, dich dumm zu stellen. Mit den Augen rollen
_________________
Geh mir aus der Sonne, Alexander!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21849

Beitrag(#2302524) Verfasst am: 12.01.2024, 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Es lassen sich etliche weitere Verwendungen finden, nur eine davon:
Obersver hat folgendes geschrieben:
Do Colleges Actually Welcome Segregation on Campus?

A National Association of Scholars survey of 173 public and private colleges and universities found that 71 percent have some version of voluntary segregation.

https://observer.com/2019/05/college-campus-segregation-commencements/

Ja nun, "konservative" (im US-amerikanischen Sinn) Poliker:innen und Medien ...

Der Observer ist britisch und dem Guardian angeschlossen. Die stehen Mitte-Links.

Du meinst einen anderen "Observer", nämlich den hier: https://www.theguardian.com/observer
Der Observer, den du zitierst hast, gehört Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Donald Trump (als er dessen offizieller Berater wurde, hat er die Zeitung zwar der Familienstiftung überschrieben, aber ... naja).
(Ich habe schon nachgeschaut, was das für eine Quelle ist, bevor ich sie als "konservatives Medium" bezeichnet habe ...)

smallie hat folgendes geschrieben:
Mr. Owen ist ein schwarzer Senator.

Und? Dass er es besser wissen müsste, habe ich ja geschrieben. Aber auch Schwarze können Quatsch erzählen, auch über Rassismus.
Hierzulande wollte neulich ein schwuler türkischstämmiger Migrant Mitglied der AfD werden. (Wollte es im Nachhinein als Test darstellen, glaub ich aber nicht.) Es gibt die verrücktesten Sachen.

smallie hat folgendes geschrieben:
Ich bin ja gerade in der komfortablen Position, daß wir in der Sache einer Meinung sind, also pro-black-only-housing. Umso mehr fällt mir auf, wie unterschiedlich wir das begründen. Ich kann Mr. Owens Kritik nachvollziehen, auch wenn ich sie nicht teile. Du schreibst ihm eine Agenda zu.

Mr. Owens fragte, was sei, wenn alle Rassen ihre eigenen Häuser haben wollen. Das ist eine vernünftige Frage. Weiter berief Owens sich auf ein altes Gesetz. (DeepL übersetzt das falsch, deshalb im Original.)

Ohne dass ich jetzt in einen Streit über die Semantik einsteigen möchte, bezieht sich Owens ja - gerade indem er sich auf dieses Gesetz bezieht - eindeutig auf die durch staatlichen Rassismus erzwungene Rassentrennung und setzt diese mit der freiwilligen Schaffung von Safe Spaces wie diesen Häusern gleich. Wenn jemand so hahnebüchenen Unsinn macht, schreibe ich dem, ja, eine Agenda zu. Und, o Wunder, das ist ja auch genau die Agenda seiner Partei: Kulturkampf von rechts.
_________________
"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21849

Beitrag(#2302526) Verfasst am: 12.01.2024, 22:14    Titel: Antworten mit Zitat

Das ist jetzt ein paar Tage her, aber darauf wollte ich noch zurückkommen:
Myron hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Aha.

Dann meinst du also, dass diese Personen, ...
?
...,
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
[...], die weibliche sichtbare Geschlechtsmerkmale haben und immer hatten, bei der Geburt und fortan als Mädchen identifiziert wurden und sich selbst auch immer als Mädchen bzw. Frauen gefühlt haben, Männer wären, weil sie keine Eierstöcke, sondern innenliegende Hoden haben (was irgendwan bei einer späteren Untersuchung entdeckt wurde) und damit eher auf die Produktion von Spermien ausgerichtet wären als auf die von Eiern.
Wird da diese Definition nicht irgendwann absurd?

Nein, warum auch?

Es gibt eben einige biologisch männliche Menschen mit ausgeprägtem biologisch weiblichen Phänotyp (und psychologisch weiblicher Geschlechtsidentifikation). Diese mögen auch sozial als Frauen wahrgenommen und anerkannt werden, obwohl sie eigentlich keine sind. Selbst das ändert nichts an der Tauglichkeit der binären biologischen Definition des Geschlechts. Nicht alle, die weiblich aussehen, sind Frauen!

Wenn es in einem menschlichen Körper zu keiner Entwicklung von Hoden- oder Eierstockgewebe kommt, dann kann man von Geschlechtslosigkeit sprechen. Wie viele Fälle gibt es?

Also auch diese Personen sind deiner Meinung nach Männer. Ohne moderne Medizin hätte das zwar nie jemand gewusst, aber egal.
Da möchte ich dich einfach mal auslachen.

Gnädigerweise meinst du dennoch, sie könnten "sozial als Frauen wahrgenommen und anerkannt werden, ...". Jemanden als X anerkennen hieße ja, zu sagen: "Ja, du bist X" - was du allerdings im Nebensatz schon wieder bestreitest: "... obwohl sie eigentlich keine sind". Ob dieser Verwirrtheit möchte ich dich noch einmal auslachen.
_________________
"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Kultur und Gesellschaft Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 12, 13, 14 ... 21, 22, 23  Weiter
Seite 13 von 23

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group