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GWUP: Diskussion um den sogenannten _Wokeismus_
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44644

Beitrag(#2305858) Verfasst am: 19.06.2024, 17:58    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Worte können Gewalt sein.

Hältst du das deutsche Strafgesetz (z. B. § 130 StGB) für woke?

Den Einwand verstehe ich nicht. Dort geht es um Volksverhetzung, also um Worte, die zu Gewalt aufrufen.

Es geht in § 130 nicht nur um Gewaltaufrufe. Absatz (2) 1. c) besagt sogar, dass es möglich ist, mit Worten die Menschenwürde einer Person anzugreifen.

Ein anderes Beispiel wäre die Drohung mit Gewalt, z. B. im Falle einer Nötigung (§ 240 StGB). Auch hier betrachtet und behandelt das Recht effektiv Worte wie Gewaltausübung.
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44644

Beitrag(#2305861) Verfasst am: 19.06.2024, 18:25    Titel: Antworten mit Zitat

smallie, mal so nachgefragt: Lehnst du eigentlich auch den Begriff der psychischen bzw. seelischen Gewalt als woke ab?

Möchtest du uns vielleicht mal deine eigene nicht-woke Definition von Gewalt vorlegen?
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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AlexJ
Supermarktoverlord



Anmeldungsdatum: 11.04.2008
Beiträge: 2353
Wohnort: Köln

Beitrag(#2305865) Verfasst am: 19.06.2024, 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
AlexJ hat folgendes geschrieben:
....

Wenn man sich die Mehrheit der Gegner von Affirmative Action ansieht, geht es denen fast nie darum, bessere Alternativen vorzuschlagen oder umzusetzen. Sondern nur auf die Schwächen und Fehlleistung zu zeigen und für die Abschaffung zu plädieren.

P.S. das mit den Asiaten könnte man übrigens lösen, in dem sie aus der Umverteilung herausnimmt. Aber selbst so eine einfache Lösung habe ich von den vermeintlichen Verteidigern von Studienanwärter mit asiatischer Herkunft nie gehört.

Es ist grundsätzlich Blödsinn, rassistische Akte der Vergangenheit durch rassistische Akte nur mit umgekehrtem Vorzeichen in der Gegenwart ausgleichen zu wollen.

Egal mit welchem Vorzeichen: eine rassistische Auswahl der Studienbewerber bringt immer Nachteile für die Uni und damit letztlich auch für den Staat. Und es bleibt Rassismus.


Ich sagte ja, dass es ein scheiß Instrument ist. Ob es Rassismus ist, ist aber eine Frage, dessen Antwort von der Definition von Rassismus abhängt, derer man sich bedient. Unter vielen Standard (inklusiven meines Erachtens widerwärtigsten) Definitionen ist es kein Rassismus. Denn zu den Definitionen ist das Motiv bzw. der Glaube an der vermeintlichen kulturellen/moralischen und/oder seelischen und/oder biologischen Überlegenheit zentraler Bestandteil des Rassismus.
Natürlich gibt es andere Definitionen, wo das Motiv oder solche Glaube keine Rolle spielt. Die sollte man aber nicht auf eine Stufe stellen.


fwo hat folgendes geschrieben:

Wenn man in den USA etwas tun will, um die Folgen des alten Rassismus zu verringern, sollte man mit der Ausstattung der öffentlichen Schulen beginnen. Das mögen Waldorf-Jünger anders sehen, aber wer bei uns sein Kind auf eine private Schule schickt, hat im Normalfall eine größere Chance auf eine schlechte Ausbildung als bei einer öffentlichen Schule. Und das trotz jahrzehntelangen Sparens an der Bildung.


Sicher. Das kostet aber mehr Geld und müsste, um wirksam zu sein, vor allem Unterschicht Schulen zugutekommen. Ein großes Problem in den USA ist, dass öffentlichen Schulen über die Schulbezirke finanziert werden. Die ärmsten Bezirke haben unter anderem deshalb die schlechtesten Schulen. Das ist politisch aber auch so gewollt.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26437
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2305876) Verfasst am: 20.06.2024, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

AlexJ hat folgendes geschrieben:
....
Ich sagte ja, dass es ein scheiß Instrument ist. Ob es Rassismus ist, ist aber eine Frage, dessen Antwort von der Definition von Rassismus abhängt, derer man sich bedient. Unter vielen Standard (inklusiven meines Erachtens widerwärtigsten) Definitionen ist es kein Rassismus. Denn zu den Definitionen ist das Motiv bzw. der Glaube an der vermeintlichen kulturellen/moralischen und/oder seelischen und/oder biologischen Überlegenheit zentraler Bestandteil des Rassismus.
Natürlich gibt es andere Definitionen, wo das Motiv oder solche Glaube keine Rolle spielt. Die sollte man aber nicht auf eine Stufe stellen.....

In einer Diskussion sollte man sich bemühen, die Begriffe in ihrer gebräuchlichen Bedeutung zu benutzen. Rassismus kommt zwar vom Begriff Rasse, der einen mehr oder weniger biologischen Hintergrund hat, wird aber heute normalerweise unabhängig davon soziologisch definiert.

btw: Wenn ich den Zugang zur Uni wegen der Hautfarbe beschränke, sie die nun gelb oder weiß, dann beschränke ich Rechte wegen der Hautfarbe, und schaffe damit objektiv eine (rechtliche) Überlegenheit der anderen Hautfarbe. Das kannst Du nun nehmen wie Du willst, das ist Rassismus.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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AlexJ
Supermarktoverlord



Anmeldungsdatum: 11.04.2008
Beiträge: 2353
Wohnort: Köln

Beitrag(#2305918) Verfasst am: 21.06.2024, 20:08    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

In einer Diskussion sollte man sich bemühen, die Begriffe in ihrer gebräuchlichen Bedeutung zu benutzen. Rassismus kommt zwar vom Begriff Rasse, der einen mehr oder weniger biologischen Hintergrund hat, wird aber heute normalerweise unabhängig davon soziologisch definiert.

btw: Wenn ich den Zugang zur Uni wegen der Hautfarbe beschränke, sie die nun gelb oder weiß, dann beschränke ich Rechte wegen der Hautfarbe, und schaffe damit objektiv eine (rechtliche) Überlegenheit der anderen Hautfarbe. Das kannst Du nun nehmen wie Du willst, das ist Rassismus.

Das seh ich anders. Rassismus Definitionen nach Oxford Languages:

Zitat:

Ras·sis·mus
/ra?s?m?s,Rassi?smus/
Substantiv, maskulin [der]

1.
(meist ideologischen Charakter tragende, zur Rechtfertigung von Rassendiskriminierung, Kolonialismus o. Ä. entwickelte) Lehre, Theorie, nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen hinsichtlich ihrer kulturellen Leistungsfähigkeit anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen
2.
dem Rassismus (1) entsprechende Einstellung, Denk- und Handlungsweise gegenüber Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen
"der offene Rassismus der weißen Regierung, der Nazis"


Da kommt Deine Auslegung von Rassismus nicht einmal vor. Dass es also die gebräuchliche Verwendung sein sollte, ist mehr als fraglich.
Nicht immer, wenn jemand nach Herkunft diskriminiert wird, wird sofort Rassismus geschrien. Zum Beispiel, wenn jemand in Deutschland als Ausländer nicht die gleichen Rechte hat wie Deutsche (Wahlen, Reisen als Beispiel) und je nach Herkunft sogar zwischen den Ausländern unterschiedlich diskriminiert wird, ist das für die Wenigsten gleich Rassismus. Das liegt an der Motivation bzw. dem Zweck, welche vermeintlich nicht rassistisch sein sollen.

P.S. Die Definition, die ich hier zitiert habe, war die Erste, die ich mit Google gefunden habe. Die von mir selbst gegebene war weiter gefasst und moderner, da es sich nicht auf biologische Merkmale beschränkte, sondern kulturelle und theologische mit einbezogen wurden (und/oder). Das Motiv/Glaube einen zentralen Bestandteil der Definition bilden ist aber gleich und keineswegs veraltet.
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fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26437
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2305947) Verfasst am: 23.06.2024, 13:38    Titel: Antworten mit Zitat

AlexJ hat folgendes geschrieben:
...
P.S. Die Definition, die ich hier zitiert habe, war die Erste, die ich mit Google gefunden habe. Die von mir selbst gegebene war weiter gefasst und moderner, da es sich nicht auf biologische Merkmale beschränkte, sondern kulturelle und theologische mit einbezogen wurden (und/oder). Das Motiv/Glaube einen zentralen Bestandteil der Definition bilden ist aber gleich und keineswegs veraltet.

Das 1. Gebot des mündigen Internetnutzers: Du sollst nicht googeln.
In Wikipedia stehen einige Rassismusdefinitionen - die hier steht an erster Stelle.
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#2305952) Verfasst am: 23.06.2024, 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Es geht in § 130 nicht nur um Gewaltaufrufe. Absatz (2) 1. c) besagt sogar, dass es möglich ist, mit Worten die Menschenwürde einer Person anzugreifen.

Da lassen sich viele Szenarien ausdenken.

Solange man eins nicht vergißt, soll mir das recht sein: es gibt einen Unterschied zwischen diesen beiden Angriffen auf die Würde.

    1) "Du schwule Sau."
    2) "Du schwule Sau, wir sperren dich jetzt ein."


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Ein anderes Beispiel wäre die Drohung mit Gewalt, z. B. im Falle einer Nötigung (§ 240 StGB). Auch hier betrachtet und behandelt das Recht effektiv Worte wie Gewaltausübung.

Etwas "zu behandeln wie" heißt nicht beides begrifflich gleichzusetzen.

Rechtlich ist die Sache ziemlich kompliziert. Du erinnerst dich an locker vierzig Jahre Debatte, ob Sitzblockaden Gewalt sind? Hier die Rechtsprechung in Auszügen. Muß man nicht lesen, wenn man mir glaubt, die Sache sei kompliziert.

Zitat:
Sitzblockade - Juristische Bewertung

Die juristische Wertung von Sitzblockaden ist in Deutschland nicht eindeutig. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass Sitzblockaden unter bestimmten Umständen Versammlungen nach Art. 8 Grundgesetz sein können. .Nur wenn rechtlich bereits keine Versammlung vorliegt oder wenn bei einer Abwägung mit den Grundrechten Blockierter, wie etwa der allgemeinen Handlungsfreiheit, die Versammlungsfreiheit zurücktreten muss, kann ggf. eine verwerfliche und damit strafrechtlich relevante Nötigung vorliegen.

Strafrechtlich wurde eine Sitzblockade früher als Nötigung gemäß § 240 StGB betrachtet, da nach Ansicht der Rechtsprechung auch psychische Gewalt, sofern sie vom Betroffenen als körperlich empfunden wurde, unter den Begriff der Gewalt fiel. ...

Diese Auslegung des Tatbestandsmerkmals Gewalt wurde durch das Bundesverfassungsgericht im Jahr 1995 untersagt. Die Ausweitung des Gewaltbegriffs auf psychische Gewalt verstoße nach Ansicht des Gerichts gegen das strafrechtliche Analogieverbot gemäß Art. 103 Abs. 2 GG.

Nach Ansicht des BGH übten Sitzblockierende aber gegenüber den Personen in den Fahrzeugen in zweiter und nachfolgender Reihe tatbestandliche Gewalt aus, indem sie die Fahrzeuge in erster Reihe als physische Blockade gegen die nachfolgenden Fahrzeuge einsetzen.

Eine Sitzblockade, verbunden mit Anketten, Einhaken oder aktivem Widerstand gegen das Wegtragen, wird auch vom Bundesverfassungsgericht im Regelfalle als Nötigung nach § 240 StGB angesehen, vor allem wenn das darin enthaltene Tatbestandsmerkmal der Gewalt auf Blockadeaktionen angewandt werden kann, „bei denen die Teilnehmer über die durch ihre körperliche Anwesenheit verursachte psychische Einwirkung hinaus eine physische Barriere errichten“, wenn die Blockade also tatsächlich unüberwindbar ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sitzblockade

Meine persönliche Bewertung der Sache werde ich nicht von juristischen Spitzfindigkeiten abhängig machen. Das ist nicht so ablehnend gemeint, wie es vielleicht rüberkommt. Ich werden den Ansatz im nächsten Beitrag für meine Privatdefinition aufgreifen.
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"There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#2305953) Verfasst am: 23.06.2024, 16:54    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie, mal so nachgefragt: Lehnst du eigentlich auch den Begriff der psychischen bzw. seelischen Gewalt als woke ab?

Nein. Ich lehne ja den Begriff der körperlichen Gewalt auch nicht als woke ab.

Psychische Gewalt habe ich oft genug gesehen. In Schule, Arbeit, Familien. Das habe ich hier hin und wieder thematisiert, wie könnte ich das ablehnen?


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Möchtest du uns vielleicht mal deine eigene nicht-woke Definition von Gewalt vorlegen?

Nein. Zustimmung Ich denke meist nicht in Definitionen.

Definitionen sind etwas für formale Systeme. In den natürlichen Sprache kannst du damit nur scheitern. Deshalb steht in Wörterbüchern

    1. Gewalt
    2. Gewalt
    3. Gewalt

Statt einer Definition brauchst du eine Aufzählung vieler Definitionen. Und dann komm ich und verweise auf die Mundart. Bei uns sagt man: "Der hod a Gwoid", wörtlich "Der hat Gewalt", sinngemäß "Der hat außergewöhnlich viel Kraft."

In der Mathematik geht es den Dreischritt: Definition, Satz, Beweis. Beweis vergesse ich gleich wieder, er ist in der informellen Domäne nur schwer, letztlich gar nicht, zu vollziehen. Brauche ich die Definition dann überhaupt noch?

Ich erinnere an Yudkowskys Taboo Your Words von weiter oben. Der Titel könnte auch "Taboo your Definitions" sein. In der Anwendung sieht das so aus:

Die Gerichte eiern herum, ob Sitzblockaden nun Gewalt sind oder nicht. Meine Güte. Diese Zuweisung eines Begriffs ändert doch nichts an den realen Auswirkungen einer Sitzblockade. Ob man pro oder contra Sitzblockaden ist, sollte man anhand der Konsequenzen herausarbeiten. Ein Streit um "ist Gewalt"/"ist keine Gewalt" lenkt nur vom Wesentlichen ab. Die Konsequenzen ändern sich nicht, wenn man einer Sache ein Etikett zuweist.


Gewalt ist für mich zuerst körperliche Gewalt. "Ich hau dir in die Fresse." Oder: "Ich zünde dein Haus an." Was körperliche Gewalt ist, läßt sich objektiv sagen. Psychische Gewalt gibt es natürlich auch. Da kann man gelegentlich schon anderer Meinung sein.

Ein Aspekt, um die Schwere von Gewalt einzuschätzen, ist die Frage, wie leicht man sich ihr entziehen kann. Körperliche Gewalt kann einen treffen, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Psychische Gewalt geht oft mit einem Abhängigkeitsverhältnis einher aus dem man sich womöglich nicht so leicht lösen kann. Gibt es diese Abhängigkeit nicht, würde ich auch nicht von psychischer Gewalt sprechen. Wie soll jemand Gewalt ausüben, wenn er gar keine Macht über mich hat? Geht nicht.

Der letzte Satz bringt mich zu einer Definition von Gewalt.

    Gewalt im weitesten Sinn ist, wenn jemand unberechtigt Macht über mich ausübt. Machtausübung ist unberechtigt, wenn sie meine Selbstbestimmung einschränkt. Meine Selbstbestimmung ist berechtigt, wenn Interessen anderer nicht berührt werden.

Diese Definition gefällt mir. Aber es ist meine Privatdefinition. Wie fwo treffend bemerkt hat, sollte man Begriffe in ihrer gebräuchlichen Bedeutung benutzen. Vor allem löst die Definition das Problem nicht. Es wird weiter darüber gestritten werden, was berechtigt ist und was die Interessen anderer berührt. Schwule gefährden die Volksgesundheit! Kiffer auch! Dann steht wieder Meinung gegen Meinung und die Definition hilft bestenfalls als Orientierung, aber nicht als Wahrmacher in konkreten Streitfällen.

------------------------------------------------------------------------------------------------

Zurück zum Ausgangspunkt: "Worte können Gewalt sein." Ich erinnere an einen Wortwechsel im Trans-Thread.

    Jemand, vermutlich du, Tarvoc, sagte sinngemäß: "hate crimes haben zugenommen."
    Myron: "Ja, weil man die Definition von hate crimes geändert hat."

Ich sehe das wie Myron.

Als Haßkriminalität zählte früher ein Verbrechen, das aus Haß begangen wurden: "Ich hasse FC-Bayern-Fans. Gestern habe ich einen getroffen und ihm die Fresse poliert." Inzwischen wird Haß selbst zunehmend als Verbrechen gesehen: "Ich hasse FC-Bayern-Fans. Man sollte ihnen die Fresse polieren."

Das ist eine ziemliche Bedeutungsverschiebung. Man kapert einen negativ besetzten Begriff und weitet ihn aus, um von der negativen Besetzung zu profitieren.
_________________
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Myron
Pansomatist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3625

Beitrag(#2305956) Verfasst am: 23.06.2024, 20:28    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

Definitionen sind etwas für formale Systeme. In den natürlichen Sprache kannst du damit nur scheitern. Deshalb steht in Wörterbüchern

    1. Gewalt
    2. Gewalt
    3. Gewalt

Statt einer Definition brauchst du eine Aufzählung vieler Definitionen. Und dann komm ich und verweise auf die Mundart. Bei uns sagt man: "Der hod a Gwoid", wörtlich "Der hat Gewalt", sinngemäß "Der hat außergewöhnlich viel Kraft."


Wer sich für den gesamten Bedeutungsumfang von "Gewalt" interessiert: https://www.dwds.de/wb/dwb/gewalt#GG13255
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 22252

Beitrag(#2305957) Verfasst am: 23.06.2024, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

Nur zu zwei Aspekten im juristischen Bereich:
smallie hat folgendes geschrieben:
Die Gerichte eiern herum, ob Sitzblockaden nun Gewalt sind oder nicht. Meine Güte. Diese Zuweisung eines Begriffs ändert doch nichts an den realen Auswirkungen einer Sitzblockade. Ob man pro oder contra Sitzblockaden ist, sollte man anhand der Konsequenzen herausarbeiten. Ein Streit um "ist Gewalt"/"ist keine Gewalt" lenkt nur vom Wesentlichen ab. Die Konsequenzen ändern sich nicht, wenn man einer Sache ein Etikett zuweist.

Im Gegenteil, das Etikett selbst hat ganz entscheidende Konsequenzen. Von der Zuweisung des Etiketts hängt nämlich ab, ob ein Gericht eine Sitzblockade als Nötigung bestrafen kann oder nicht, denn ohne Gewalt (oder alternativ die Drohung mit einem empfindlichen Übel, was hier nicht zutrifft) keine Nötigung.

smallie hat folgendes geschrieben:
    Gewalt im weitesten Sinn ist, wenn jemand unberechtigt Macht über mich ausübt. Machtausübung ist unberechtigt, wenn sie meine Selbstbestimmung einschränkt. Meine Selbstbestimmung ist berechtigt, wenn Interessen anderer nicht berührt werden.

Diese Definition ist ganz schlecht brauchbar, denn sie hätte zur Folge, dass Gewalt per se nur vorliegt, wenn der entsprechende Akt "unberechtigt" ist. Nun ist aber sowohl im alltäglichen als auch im juristischen Sprachgebrauch ganz selbstverständlich die Rede davon, dass Gewalt auch berechtigt sein kann, etwa bei Notwehr oder bei der Ausübung staatlicher Macht. Nach deiner Definition wäre es keine Gewalt, wenn ein Polizist Demonstranten aus dem Weg knüppelt (sofern die Demonstration berechtigt aufgelöst werden darf und das das angemessene Mittel ist) oder wenn jemand in einer Notwehrsituation einen Einbrecher erschlägt.
_________________
"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44644

Beitrag(#2305963) Verfasst am: 24.06.2024, 11:51    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Nein. Zustimmung Ich denke meist nicht in Definitionen.

Völlig in Ordnung, Definition war vielleicht das falsche Wort an der Stelle. Mir ging es darum, dass du, wenn du kategorisch ausschließen willst, den Begriff der Gewalt auf Sprechakte anzuwenden, du dafür eine begriffliche Grundlage im Begriff der Gewalt selbst anführen können müsstest. Gerade dann, wenn du z. B. psychische Gewalt dann doch wieder drin haben willst. Darüber, dass diese zu einem großen Teil über Sprache funktioniert, sind wir uns einig?

smallie hat folgendes geschrieben:
Die Gerichte eiern herum, ob Sitzblockaden nun Gewalt sind oder nicht. Meine Güte. Diese Zuweisung eines Begriffs ändert doch nichts an den realen Auswirkungen einer Sitzblockade. Ob man pro oder contra Sitzblockaden ist, sollte man anhand der Konsequenzen herausarbeiten. Ein Streit um "ist Gewalt"/"ist keine Gewalt" lenkt nur vom Wesentlichen ab. Die Konsequenzen ändern sich nicht, wenn man einer Sache ein Etikett zuweist.

Das ist aber schon eine recht merkwürdige Vermengung von Faktizität und normativer Bewertung. Dass sich das schon juristisch (zumindest in einem Rechtsstaat) recht grundsätzlich nicht so handhaben lässt, hat tillich ja schon gesagt.

smallie hat folgendes geschrieben:
Psychische Gewalt geht oft mit einem Abhängigkeitsverhältnis einher aus dem man sich womöglich nicht so leicht lösen kann. Gibt es diese Abhängigkeit nicht, würde ich auch nicht von psychischer Gewalt sprechen. Wie soll jemand Gewalt ausüben, wenn er gar keine Macht über mich hat? Geht nicht.

Also psychische Gewalt z. B. zwischen Schülern gibt es nicht, weil zwischen ihnen normalerweise kein Abhängigkeitsverhältnis der Art besteht, dass ein Schüler über den anderen Macht hätte?
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#2305979) Verfasst am: 25.06.2024, 00:28    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Nur zu zwei Aspekten im juristischen Bereich:
smallie hat folgendes geschrieben:
Die Gerichte eiern herum, ob Sitzblockaden nun Gewalt sind oder nicht. Meine Güte. Diese Zuweisung eines Begriffs ändert doch nichts an den realen Auswirkungen einer Sitzblockade. Ob man pro oder contra Sitzblockaden ist, sollte man anhand der Konsequenzen herausarbeiten. Ein Streit um "ist Gewalt"/"ist keine Gewalt" lenkt nur vom Wesentlichen ab. Die Konsequenzen ändern sich nicht, wenn man einer Sache ein Etikett zuweist.

Im Gegenteil, das Etikett selbst hat ganz entscheidende Konsequenzen. Von der Zuweisung des Etiketts hängt nämlich ab, ob ein Gericht eine Sitzblockade als Nötigung bestrafen kann oder nicht, denn ohne Gewalt (oder alternativ die Drohung mit einem empfindlichen Übel, was hier nicht zutrifft) keine Nötigung.

Ich sag's mal so: Gesetztestexte sind der Versuch, ein formales System mit natürlicher Sprache aufzustellen. Daß das gelegentlich scheitert, zeigt sich an unterschiedlichen Auslegungen von Gesetzen durch unterschiedliche Richter, Gerichte oder zu unterschiedlichen Zeiten.

Oder noch mal anders gesagt: Über dem Wort des Gesetzes steht der Sinn des Gesetzes. Naja, sollte zumindest.


tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
    Gewalt im weitesten Sinn ist, wenn jemand unberechtigt Macht über mich ausübt. Machtausübung ist unberechtigt, wenn sie meine Selbstbestimmung einschränkt. Meine Selbstbestimmung ist berechtigt, wenn Interessen anderer nicht berührt werden.

Diese Definition ist ganz schlecht brauchbar, denn sie hätte zur Folge, dass Gewalt per se nur vorliegt, wenn der entsprechende Akt "unberechtigt" ist. Nun ist aber sowohl im alltäglichen als auch im juristischen Sprachgebrauch ganz selbstverständlich die Rede davon, dass Gewalt auch berechtigt sein kann, etwa bei Notwehr oder bei der Ausübung staatlicher Macht. Nach deiner Definition wäre es keine Gewalt, wenn ein Polizist Demonstranten aus dem Weg knüppelt (sofern die Demonstration berechtigt aufgelöst werden darf und das das angemessene Mittel ist) oder wenn jemand in einer Notwehrsituation einen Einbrecher erschlägt.

Du hast selbstverständlich recht. Wie konnte mir so ein Blödsinn nicht auffallen?

Post-mortem-Analyse: Ich hab nur noch die Parallele zur Sitzblockade gesehen und nicht mehr weiter gedacht. Die Parallele sehe ich immer noch.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44644

Beitrag(#2305984) Verfasst am: 25.06.2024, 03:26    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Ich sag's mal so: Gesetztestexte sind der Versuch, ein formales System mit natürlicher Sprache aufzustellen.

Das Recht darf eigentlich kein streng formales logisches System (wie etwa die Aussagenlogik oder die Mathematik) sein, weil es ja einen sachlichen bzw. inhaltlichen Bezug zum gesellschaftlichen Leben wahren muss. Andererseits soll es allerdings mindestens die Allgemeinheit und logische Strenge eines formalen Systems haben. Das ist eigentlich ein Grundwiderspruch von Recht überhaupt, der sich mehr oder weniger schon bei Plato dargelegt findet. Es ist auch ein Grund, warum man vom Gesetzgeber unabhängige menschliche Richter braucht, die das Gesetz auslegen, und das Urteilen z. B. auch in Zukunft nicht einfach an Computer delegieren können wird.
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AdvocatusDiaboli
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Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#2305985) Verfasst am: 25.06.2024, 03:29    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hatte eben auf X zum Thema Olearius-Einstellung geschrieben: „Die Justiz folgt den formalen Regeln des Rechtssystems. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Es ist ein Irrtum, zu glauben, die Justiz strebe nach Gerechtigkeit im sozialen Sinne. Kurz: Die Grundlage des Rechtssystems ist nicht Gerechtigkeit, sondern Recht.“
_________________
Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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AdvocatusDiaboli
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Anmeldungsdatum: 12.08.2003
Beiträge: 26397
Wohnort: München

Beitrag(#2305987) Verfasst am: 25.06.2024, 03:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, den Bezug zum gesellschaftlichen Leben hat das Rechtssystem längst verloren. Es findet praktisch kaum noch ein Austausch statt. Das Unangenehmste an der Justiz ist ihr Zeitverständnis. Die juristische Zeit hat sich von der sozialen Zeit entkoppelt, wenn man bedenkt, wie lange es oft dauert bis ein rechtskräftiges Urteil gefällt wird.
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AlexJ
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Anmeldungsdatum: 11.04.2008
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Wohnort: Köln

Beitrag(#2306000) Verfasst am: 25.06.2024, 21:15    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
AlexJ hat folgendes geschrieben:
...
P.S. Die Definition, die ich hier zitiert habe, war die Erste, die ich mit Google gefunden habe. Die von mir selbst gegebene war weiter gefasst und moderner, da es sich nicht auf biologische Merkmale beschränkte, sondern kulturelle und theologische mit einbezogen wurden (und/oder). Das Motiv/Glaube einen zentralen Bestandteil der Definition bilden ist aber gleich und keineswegs veraltet.

Das 1. Gebot des mündigen Internetnutzers: Du sollst nicht googeln.
In Wikipedia stehen einige Rassismusdefinitionen - die hier steht an erster Stelle.


Wenn man sich die dazugehörige Erklärung anschaut oder die vorherige Passage über Rassismus und Heterophobie (nach Memmi) wird, glaube ich ziemlich deutlich, dass in der Erklärung wesentliche Merkmale genannte werden, die in der Definition fehlen bzw. unklar ausgedrückt werden. Insbesondere Motiv und Funktion.
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#2306001) Verfasst am: 25.06.2024, 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Mir ging es darum, dass du, wenn du kategorisch ausschließen willst, den Begriff der Gewalt auf Sprechakte anzuwenden, du dafür eine begriffliche Grundlage im Begriff der Gewalt selbst anführen können müsstest.

Ich befürchte, du hast ein neues Thema eingeführt. Und ich bin drauf reingefallen.

Bei den Punkten in meiner Liste, was typische "woke"-Argumente sind, geht es nicht um die Korrektheit der einzelnen Punkte. Meine Behauptung war, die Ansichten treten gebündelt auf. "Worte können Gewalt sein" triffst du öfter auf der "woken" als auf der Schnarcher-Seite.

Ich hätte mir Antworten dieser Art gewünscht: smallie, spinnst, ich kenne solche Leute nicht, bei denen diese Ansichten im Bündel auftreten. Oder: Ein paar dieser Leute sind mir schon über den Weg gelaufen.

-----------------------------------------------------------------------------------

Zum Rest:

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Gerade dann, wenn du z. B. psychische Gewalt dann doch wieder drin haben willst. Darüber, dass diese zu einem großen Teil über Sprache funktioniert, sind wir uns einig?

Einig ja, aber auch der wortgewaltigste Sprecher kann dich mit seinen Worten nicht umbringen.

Ja, es gibt Parallelen zwischen physischer und psychischer Gewalt. Psychische Gewalt kann im Extremfall Menschen in den Wahn oder den Selbstmord treiben.

Eine alte Geschichte zum Unterschied. Ort: Club Schimmerlos. Ich bin auf dem Weg an die Bar. Geht ein Typ an mir vorbei und sagt "Arschlochgesicht". Ich zeig ihm einen Stinkefinger und gehe weiter. An der Bar drehe ich mich um - da steht der Typ vor mir und sagt: "Ich bin Sizilianer. Denen zeigt man keinen Stinkefinger" und schallert mir eine.

Deshalb denke ich, es gibt einen, errm, gewaltigen Unterschied zwischen einer verbalen Klatsche und einer handgreiflichen.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Die Gerichte eiern herum, ob Sitzblockaden nun Gewalt sind oder nicht. Meine Güte. Diese Zuweisung eines Begriffs ändert doch nichts an den realen Auswirkungen einer Sitzblockade. Ob man pro oder contra Sitzblockaden ist, sollte man anhand der Konsequenzen herausarbeiten. Ein Streit um "ist Gewalt"/"ist keine Gewalt" lenkt nur vom Wesentlichen ab. Die Konsequenzen ändern sich nicht, wenn man einer Sache ein Etikett zuweist.

Das ist aber schon eine recht merkwürdige Vermengung von Faktizität und normativer Bewertung.

Ich sehe das eher als Versuch, auf das Wort "Gewalt" zu verzichten, so wie Yudkowski vorschlägt.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Dass sich das schon juristisch (zumindest in einem Rechtsstaat) recht grundsätzlich nicht so handhaben lässt, hat tillich ja schon gesagt.

Das ist mir schon klar, daß man am Ende ein fixiertes Regelwerk braucht. Aber, hey, im Anfang war nicht das Wort, sondern der Sinn. zwinkern

Außerdem gestehe ich mir zu, nicht immer der Meinung des Gesetzgebers zu sein. AD hat ähnliches geäußert.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Psychische Gewalt geht oft mit einem Abhängigkeitsverhältnis einher aus dem man sich womöglich nicht so leicht lösen kann. Gibt es diese Abhängigkeit nicht, würde ich auch nicht von psychischer Gewalt sprechen. Wie soll jemand Gewalt ausüben, wenn er gar keine Macht über mich hat? Geht nicht.

Also psychische Gewalt z. B. zwischen Schülern gibt es nicht, weil zwischen ihnen normalerweise kein Abhängigkeitsverhältnis der Art besteht, dass ein Schüler über den anderen Macht hätte?

Einspruch. Du verwendest "psychische Gewalt" als Platzhalter - für was eigentlich? Geht es um eine einzelne Beleidigungen oder um dauerhaftes Mobbing?

Zum Abhängigkeits- bzw. Machtverhältnis. Warum erduldet der angegangene Schüler die psychische Gewalt des anderen? Traut er sich nicht etwas dagegen zu tun? Weil der andere stärker ist und es dann eine Abreibung gibt. Kann er es nicht? Weil er nicht schlagfertig (verbal) ist. Oder liegt es gar am Schulsystem, daß Kinder in Gruppen zwingt, die sich mal mehr, mal weniger, mal gar nicht leiden können? Üblicherweise entzieht man sich psychischer Gewalt, in dem man sagt: "Ich seh dich gern - aus der Ferne."

Schlußgedanke: wenn psychische Gewalt = körperlicher Gewalt ist, wenn gegen körperliche Gewalt ein Notwehrrecht besteht, besteht dann auch ein körperliches Notwehrrecht gegen psychische Gewalt?

    - Wenn du ja sagst, dürfte das der Gesetzeslage widersprechen.
    - Wenn du nein sagst, bestätigst du, daß es einen wesentlichen Unterschied gibt.

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Tarvoc
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Beitrag(#2306002) Verfasst am: 25.06.2024, 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Bei den Punkten in meiner Liste, was typische "woke"-Argumente sind, geht es nicht um die Korrektheit der einzelnen Punkte. Meine Behauptung war, die Ansichten treten gebündelt auf.

Wie viele dieser Ansichten muss denn jemand vertreten, damit er "woke" ist?
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wolle
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Beitrag(#2306008) Verfasst am: 26.06.2024, 09:04    Titel: Antworten mit Zitat

https://www.msn.com/de-de/gesundheit/other/oralsex-ist-krebserregend-studie-zeigt-dass-der-mythos-wahr-ist/ar-BB1oN8uM?ocid=entnewsntp&pc=U531&cvid=48ec12e974204ebea0c0a7e2b51e35f3&ei=40 schrieb:
Zitat:

Lasse dich regelmäßig bei Frauenärzt:innen durchchecken.
Du solltest niemals S*x mit einem Partner oder Partnerin haben, wenn du nicht weißt, ob er oder sie clean ist.
Wenn du dir nicht sicher bist, dann nutze ein K*ndom. Auch beim Oralverkehr.

Ist das nun woke, dass MSN.com Sex als S*x schreibt und Kondom als K*ndom?
Oder was steckt dahinter?
Prüde Selbstzensur?
Landet man in der Hölle, wenn man "Sex" schreibt?
Im Original Text gibt es keine Sternchen:
https://www.wmn.de/health/body-fitness/krebskrank-durch-oralsex-ist-da-wirklich-etwas-dran-a-id1659 schrieb:
Zitat:
Lasse dich regelmäßig bei Frauenärzt:innen durchchecken.
Du solltest niemals Sex mit einem Partner oder Partnerin haben, wenn du nicht weißt, ob er oder sie clean ist.
Wenn du dir nicht sicher bist, dann nutze ein Kondom. Auch beim Oralverkehr.

Weitere Fragen bleiben offen:
Können sich Frauen auch bei einem Frauenärzt durchchecken lassen?
Was bedeutet "clean", wenn ohnehin jeder zweite symptomlos das HP-Virus in sich trägt?
Wie sauber muss man sein, um Sex zu haben?
Warum schreibt MSN.com nicht Oralv*rkehr?
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Wilson
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Beitrag(#2306010) Verfasst am: 26.06.2024, 09:41    Titel: Antworten mit Zitat

AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Ich hatte eben auf X zum Thema Olearius-Einstellung geschrieben: „Die Justiz folgt den formalen Regeln des Rechtssystems. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Es ist ein Irrtum, zu glauben, die Justiz strebe nach Gerechtigkeit im sozialen Sinne. Kurz: Die Grundlage des Rechtssystems ist nicht Gerechtigkeit, sondern Recht.“


da muss man ja nicht mal so tun, als wäre Grundlage des Rechtssystems Gerechtigkeit
da ist man inzwischen ungeniert, siehe auch winterkorn

wie im alten rom! bzw der griechisch- römischen antike (teile)
da hat man auch die armen, sklaven anders behandelt als die vermögenden


wurde man als vermögender, angesehener verurteilt, wurde erwartet, dass man sich absetzt und somit der strafe entgeht
sokrates blieb da stur in der demokratie Geschockt

mal davon ab war gegenseitiges beleidigen und schmähen normal, virtuosität darin erwünscht

gerne auch herabsetzungen bezüglich herkunft, lebensstil, statusfragen
sohn eines sklaven etwa war eine klassische beleidigung

"viva ars invectiva", sag ich da gerne Cool

(alles jetzt etwas vergröbert von mir ausgeführt, jaja)



Zitat:
Beleidigungen standen auf dem Lehrplan
Die Beleidigung als ars invectiva hat in der antiken Rhetorik, anders als man durch Platons wirkmächtiges und philosophisch begründetes Beleidigungsverbot meinen könnte, einen durchaus definierten Ort. Sie war sogar fester Bestandteil des kaiserlichen Schulsystems, lernt man in diesem Buch. Quintilian empfiehlt seinen Schülern kleine Lob- oder Tadelreden als Progymnasmata. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Sport und bezeichnet bei den Griechen eine Art Warm-up vor dem Wettkampf.
Neben der so etablierten Rügedichtung bieten Komödien, Epigramme und Satiren einen soliden Formsockel für ausgefallene Invektiven. Pauschs Quellen sind so auch hauptsächlich die Werke der antiken Literatur und ihrer Geschichtsschreiber.
Einen Übergang zwischen den rhetorisch geregelten Wutausbrüchen und spontanen Schimpfattacken bilden die zahlreichen Graffiti, die sich beispielsweise in Pompeji finden. „Albanus ist eine Schwuchtel!“ ist ein Klassiker, der sich in unveränderter Wortwahl auch heute noch auf einer Häuserwand finden

Motivisch legt es Beleidigungen mit sexistischer, xenophober oder klassistischer Bildsprache vor. Ein echter Shitstorm aus der Welt des Wahren, Schönen und Guten.

köhttps://www.deutschlandfunkkultur.de/dennis-pausch-virtuose-niedertracht-antike-schimpfttiraden-100.htmlnnte.


also mal wieder nix neues
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smallie
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Beitrag(#2306037) Verfasst am: 27.06.2024, 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wie viele dieser Ansichten muss denn jemand vertreten, damit er "woke" ist?

Signifikant viele.
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smallie
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Beitrag(#2306038) Verfasst am: 27.06.2024, 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

wolle hat folgendes geschrieben:
Weitere Fragen bleiben offen:

Bei mir tun sich ganz andere Fragen auf.

Warum schreibt wmn aktuell - 27.06.2024 - über die Sache, während die Suchmaschine auf der ersten Ergebnisseite nur Fundstellen aus Ende 2019 bringt? EDIT: wie konnte wolle gestern von der Sache berichten? Auf der Seite steht heute: "von Mona Schäffer 27.06.2024 - 08:54 Uhr" Geschockt

Die Originalstudie der Asklepios-Klinik konnte ich nicht finden - intensiv habe ich allerdings nicht gesucht, denn die Zahlen sehen nach bullshit aus.


wmn hat folgendes geschrieben:
Vorweg eine professionelle Einordnung.

Vielen Dank für die klare Aussage, was eine professione Einordnung ist. Der Rest fällt wohl nicht mehr darunter. Mit den Augen rollen


wmn hat folgendes geschrieben:
Auf ihrer Website schreibt der Krebsinformationsdienst: „Krebs im Mund-Rachen-Raum ist insgesamt selten: Nur knapp 3 von 100 Krebserkrankungen entstehen dort. Und nur ein Teil dieser Tumore wird durch HPV ausgelöst. Trotz des erhöhten Krebsrisikos durch Oralsex ist die Wahrscheinlichkeit, Krebs im Mund-Rachen-Raum zu bekommen also recht gering.“

Das gibt zusammen mit den folgenden Zahlen schon mal einen Korridor vor, um absolute und relative Fallzahlen abzuschätzen.


wmn hat folgendes geschrieben:
Die Hamburger HNO-Abteilung der Asklepios-Klinik hat eine Studie zum Mund-Rachen-Krebs durchgeführt. Dabei wurden bestätigt, dass wer das Humane Papillomvirus HPV-16 im Mund trägt, ein um 22-fach erhöhtes Risiko, an Krebs in Mund oder Hals zu erkranken, hat.

Das ist ja mal ein deutlicher Effekt. Falls die Zahlen stimmen.


wmn hat folgendes geschrieben:
Somit ist klar, dass diese Krebsform durch die Humanen Papillomviren ausgelöst werden kann, aber nicht muss.

Moment, da ist erstmal nichts klar. Korrelation bedeutet nicht Kausalität.


wmn hat folgendes geschrieben:
Gut 50% aller sexuell aktiven Menschen tragen das Virus bereits in sich.


In einer anderen Quelle heißt es:

RedaktionsNetzwerk Deutschland hat folgendes geschrieben:
Demnach waren 79 Prozent der an Mund-Rachen-Krebs erkrankten Patienten auch mit HP-Viren infiziert.
...
Etwa 13.000 Menschen erkranken jährlich am bösartigen Mundhöhlen-Rachen-Krebs

rnd


Sehr aufschlußreich ist diese Überschrift:

Hamburger Abendblatt hat folgendes geschrieben:
Mund-Rachen-Krebs: Hamburger erkranken am häufigsten

Abendblatt

Die Hamburger! Ich bin nicht überrascht. War mir schon klar, daß fwo gerne schnackselt. Die Statistik legt nahe, nach allen Regeln des Boulevards, daß fwo wohl auch noch ein Lutscher ist. Bitte nicht!


Die Grenze zur Irreführung ist für mich an dieser Stelle überschritten: Das laszive Bild der Schwarzen auf der wmn-Seite mit neckisch herausgestreckter Zunge hat mich an Fellatio denken lassen. Ganz falsch:

Hamburger Abendblatt, PDF hat folgendes geschrieben:
"Meine Patienten sind mehrheitlich Männer zwischen 40 und 50 Jahren"

Hamburger Abendblatt, PDF auf dem Server von Asklepios

Ach so. Cunnilingus ist gefährlicher als Fellatio!?

Oder sind Zungenküsse genau so gefährlich?


Hamburger Abendblatt, PDF hat folgendes geschrieben:
Doch woran liegt es, dass innerhalb Deutschlands die hamburger das höchste risiko aufweisen? „Na ja, sagen wir es mal so: in Großstädten und Ballungsgebieten, in denen viele Menschen aufeinanderhocken, da findet eben auch entsprechend viel Austausch statt.

In Berlin oder München hocken die Leute ebenso dicht aufeinander.

Das kann nur eines heißen: in Berlin oder München wirst du signifikant öfter in den Arsch gefickt! 11!111!1111!

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Wir streiten uns über das sogenannte "woke" und wie man es dingfest machen kann. Ist in Ordnung. Aber das eigentliche Feindbild (TM tillich) sollte fake-news-Gedöns sein. In welcher Gestalt es auch immer daherkommt.
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Beitrag(#2306043) Verfasst am: 27.06.2024, 22:51    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wie viele dieser Ansichten muss denn jemand vertreten, damit er "woke" ist?

Signifikant viele.

Das ist signifikant unpräzise.
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Tarvoc
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Beitrag(#2306047) Verfasst am: 28.06.2024, 01:20    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wie viele dieser Ansichten muss denn jemand vertreten, damit er "woke" ist?

Signifikant viele.

Das ist signifikant unpräzise.

Vor allem dürfte die Zahl der Leute, die tatsächlich eine größere Anzahl dieser Thesen vertreten, verschwindend gering sein. Und das ist auch keine allzu laute Minderheit.

Um es mal ganz deutlich zu sagen: Einige dieser Thesen lesen sich wie schlechte Karikaturen von irgendwas ganz anderem. Wieder andere sind schlagwortartig zusammengefasste philosophische Positionen aus dem 17. Jahrhundert, die schon mit Kant (also nunmehr seit fast einem Vierteljahrtausend!) recht gründlich und umfassend abgefrühstückt sind. Da fragt man sich doch, warum smallie nicht auch gleich noch die Bergpredigt in die Liste mit aufnimmt, laut einigen evangelikalen Trump-Anhängern ist die ja auch "woke" und daher in Zukunft aus christlichen Predigten zu verbannen. Und es ist zwischen den Thesen auch überhaupt kein inhaltlicher Zusammenhang oder roter Faden erkennbar. Überhaupt liest sich die ganze Liste wie ein Scherz oder eine Art Parodie.
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Beitrag(#2306091) Verfasst am: 30.06.2024, 15:43    Titel: Antworten mit Zitat

Mir ging es eigentlich um diese Sternchen-Schreiberei.
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/berlin-unfassbares-raser-video-aufgetaucht-wir-sind-entsetzt/ar-BB1owi8F?ocid=msedgntp&pc=U531&cvid=9805aa54ca9e44ffb8b1de2489f12184&ei=41 schrieb:
Zitat:
Das Gefühl von Adrenalin in den Adern und dem pochenden Herzen in der Br*st stachelt sie weiter auf.

Warum "Br*st" und nicht Brust?
Der original Artikel
https://www.berlin-live.de/berlin/aktuelles/berlin-raser-video-schock-illegales-rennen-viral-audi-fuer-id213015.html schrieb:
Zitat:
Das Gefühl von Adrenalin in den Adern und dem pochenden Herzen in der Brust stachelt sie weiter auf.

Also warum wieder msn.com mit der Sternchen-Manie?
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Beitrag(#2306092) Verfasst am: 30.06.2024, 15:48    Titel: Antworten mit Zitat

abgefahren, dies Br*st
soll da so was wie eine triggerwarnung bzw vermeidung sein?

brust brust brust

da muss es eine gute erklärung geben, die mich nun wirklich interessiert. brennend!
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Beitrag(#2306094) Verfasst am: 30.06.2024, 18:38    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wie viele dieser Ansichten muss denn jemand vertreten, damit er "woke" ist?

Signifikant viele.

Das ist signifikant unpräzise.

Tarvocs Frage ist wie diese:

    Wie vielen Ansichten im Wahlomat muß man zustimmen, um als Anhänger einer Partei zu gelten?

Was macht einen echten Sozi aus, was einen echten Grünen? Was Tarvoc und du von mir verlangt, ist einen wahren Schotten, ich meine, einen wahren "woken" dingfest zu machen.
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Beitrag(#2306095) Verfasst am: 30.06.2024, 18:39    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Vor allem dürfte die Zahl der Leute, die tatsächlich eine größere Anzahl dieser Thesen vertreten, verschwindend gering sein. Und das ist auch keine allzu laute Minderheit.

Immerhin laut genug, daß es mir zu Ohren gekommen ist. - Eins habe ich bisher noch nicht ausdrücklich erwähnt, hätte ich früher machen sollen.

Deutschland ist relativ frei von "woken" Umtrieben. Pardon. Deutschland ist relativ frei von bestimmten Themen progressiver Linker, die über althergebrachte linke Positionen hinausgehen. Der hot spot ist in den USA und im UK.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Um es mal ganz deutlich zu sagen: Einige dieser Thesen lesen sich wie schlechte Karikaturen von irgendwas ganz anderem.

Nämlich was?

Mehr dazu am Ende.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wieder andere sind schlagwortartig zusammengefasste philosophische Positionen aus dem 17. Jahrhundert ...

Du wirfst meiner Liste aus schlagwortartigen Zusammenfassungen vor, daß sie schlagwortartige Zusammenfassungen sind?


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
, die schon mit Kant (also nunmehr seit fast einem Vierteljahrtausend!) recht gründlich und umfassend abgefrühstückt sind.

Zitat bitte, oder es ist nicht wahr. nee Und einen Anwendungsfall.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Da fragt man sich doch, warum smallie nicht auch gleich noch die Bergpredigt in die Liste mit aufnimmt, laut einigen evangelikalen Trump-Anhängern ist die ja auch "woke" und daher in Zukunft aus christlichen Predigten zu verbannen.

Sowas fragst du dich? Und findest den Fehler nicht?

Matthäus 5,39 hat folgendes geschrieben:
Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.

Derartiges habe ich von der "woken" Seite noch nicht gehört. Wenn die evangelikalen Trump-Anhänger das als "woke" einordnen, erzählen sie Blödsinn.


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Und es ist zwischen den Thesen auch überhaupt kein inhaltlicher Zusammenhang oder roter Faden erkennbar.

Zwischen Umwelt- und Gesellschaftspolitik gibt es eigentlich auch wenig Zusammenhang, dennoch klumpen die Vorstellungen. Sag mir, wie du zum Personenstandsgesetz stehst und ich sage dir, wie du zur Umweltpolitik stehst - und liege mit meiner Vorhersage in mehr als 50% der Fälle richtig. Auf sehr hohem Signifikanzlevel. Zustimmung


Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Um es mal ganz deutlich zu sagen: Einige dieser Thesen lesen sich wie schlechte Karikaturen von irgendwas ganz anderem. ... Überhaupt liest sich die ganze Liste wie ein Scherz oder eine Art Parodie.

Eine Parodie wovon?

Ich, Myron, andere haben über die Jahre hier von einigen Fällen berichtet. Ich könnte zu fast jeder These meiner Liste einen entsprechenden Beitrag finden. Ich erwarte nicht, daß du dich an jeden dieser Beiträge erinnerst, aber wenn gar nichts hängenbleibt ... *seufz*


Nochmal zu "Worte können Gewalt sein." Was du Parodie nennst, ist oft genug Realsatire.

Vor einer Weile hat eine US-Schule für Sozialarbeit beschlossen, "fieldwork" nicht mehr zu verwenden. Der Begriff könne bei Nachkommen von Sklaven unschöne Assoziationen hervorrufen. Eine ausgewogene Darstellung der Sache findet sich in den Antworten in diesem Stack-Exchange-Thread.

Wenn du jetzt sagst, was interessiert mich eine fucken Schule für Sozialarbeit an der Universität von Südkalifornien, stimme ich dir zu. Nur ist das kein Einzellfall. Nehmen wir quantum supremacy. Das ist die Behauptung, Quantenrechner könnten bestimme Aufgaben schneller lösen als herkömmliche. Der Begriff ist in Ungnade gefallen. White supremacy ist blöd. Deshalb ist quantum supremacy auch blöd. Was hat sich John Coltrane nur gedacht, als er sein Album "A Love Supreme" nannte.


Scientific American hat folgendes geschrieben:
Physicists Need to Be More Careful with How They Name Things
FEBRUARY 20, 2021

The popular term “quantum supremacy,” which refers to quantum computers outperforming classical ones, is uncomfortably reminiscent of “white supremacy”

Quelle


Oben sprichst du von einer leisen Minderheit. Das kommt dir nur so vor, weil du kein Scientific-American liest.


---------------------------------------------------------------------------------------------------------


Noch was, noch ein wissenschaftliches Magazin. Nur kurz angerissen. Aber 100% on-topic.

Nature Human Behavior hat vor einer Weile beschlossen, Forschungsergebnisse, die "sozial problematisch" sein könnten, nicht mehr zu veröffentlichen. Jetzt können also nicht nur Worte Gewalt sein, sondern auch Forschungsergebnisse.

Bei Pinker auf X zitiert.

Vergessen wir den Streit um die Vokabel "woke". Laßt es mich so sagen: Es geht um Bewegungen, die den (vermeintlichen) Konsens der Werte der Aufklärung angreifen.
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Beitrag(#2306096) Verfasst am: 30.06.2024, 18:53    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
da muss es eine gute erklärung geben, die mich nun wirklich interessiert. brennend!

Ich hab ja keine Ahnung. Wüst und ohne Anspruch auf Richtigkeit spekuliert.

Es geht um HPV-Impfungen. Damit sind junge Teens oder deren Eltern die Zielgruppe. Ich weiß nicht, wie viele der Teens mit Jugendschutz-Einstellungen surfen. Die Sternchen könnten dazu dienen, daß der Jugendschutzfilter nicht greift. Damit wäre man näher an der Zielgruppe.
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Beitrag(#2306097) Verfasst am: 30.06.2024, 22:53    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wie viele dieser Ansichten muss denn jemand vertreten, damit er "woke" ist?

Signifikant viele.

Das ist signifikant unpräzise.

Tarvocs Frage ist wie diese:

    Wie vielen Ansichten im Wahlomat muß man zustimmen, um als Anhänger einer Partei zu gelten?

Was macht einen echten Sozi aus, was einen echten Grünen? Was Tarvoc und du von mir verlangt, ist einen wahren Schotten, ich meine, einen wahren "woken" dingfest zu machen.

Naja, wir verlangen das, weil du behauptest, dass es so was wie einen "Woken" gäbe. Dann musst du auch sagen können, was das ist.

Einen Anhänger einer Partei können zB Umfrageinstitute ganz problemlos definieren: Jemand, der bei der gleichzeitigen Sonntagsfrage oder bei der Wahl am entsprechenden Tag (je nach Art der Umfrage) diese Partei wählt.

Einen Schotten kann man übrigens auch sehr leicht definieren: Ein britischer Staatsbürger, der in Schottland aufgewachsen ist. Es mag Grenzfälle geben (wie viele Jahre in welchem Lebensalter bedeutet "aufgewachsen"), aber im Prinzip ist es einfach.

Das Problem beim wahren Schotten ist ja, dass manchen Leuten die einfache Definition nicht reicht und sie willkürliche Zusatzkriterien aufstellen. Du scheinst aber nicht einmal eine einfache Definition des "Woken" zu haben, die funktioniert.
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