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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16115
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(#2307645) Verfasst am: 17.09.2024, 20:34 Titel: |
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Heute allerlei Ungustöses im Blickfeld:
(1) Populist Merz wird voraussichtlich Kanzlerkandidat von CDU/CSU
(Ach, ich hasse dieses Geschäft wirklich "heiß und innig": Mit ihm und seinen Adlatus wird die CDU - und dann letztlich auch das Land - weiterhin einen populistischen, einen konservativ-autoritären Kurs gehen. Sein "Rezept", die "AFD inhaltlich zu stellen", ist das Kopieren ihrer Kernforderungen. Es wird der politische Diskurs nach rechts verschoben, Politik gegen die Schwachen betrieben. Der Mann mußte nie wirklich politische Entscheidungen verantworten, hat eigentlich nur vom Spielfeldrand aus reingerufen, die Lebensrealitäten der Normal- und Geringverdiener kennen er und seine Freunde letztlich gar nicht.)
(2) Ursula von der Leyen will Mitglied der rechten "Fratelli d'Italia" zum Vizepräsidenten der EU-Kommission haben
VdL wird insbesondere von "Linksgrün" dafür kritisiert:
Zitat: | Politiker der Grünen, der SPD und der Linken im Europaparlament kritisieren EU-Kommissionspräsidentin für ihre Entscheidung. „Ursula von der Leyen belohnt Rechtsnationale“, teilte der Vorsitzende der SPD-Europaabgeordneten, René Repasi, mit. Er habe von der Leyen mehr Fingerspitzengefühl zugetraut. |
Vorher: "Machtpolitik in Europa: VdL opfert für ihre Wiederwahl die grüne Wende"
VdL hatte für ihre Wiederwahl Stimmen der Rechten gebraucht und "Die konservativen Freunde mochten den Grün-Kurs nicht".
(3) Georgiens Regierung geht den Weg von Ungarn und Rußland, was die Position von LGBT-Rechten angeht: "Umstrittenes Anti-LGBTQ-Gesetz"
Zitat: | Georgiens Abgeordnete haben in dritter und letzter Lesung ein umstrittenes Gesetz zum Schutz von »Familienwerten und Minderjährigen« verabschiedet. Es umfasst umfangreiche Einschränkungen für queere Menschen und verbietet angebliche »LGBT-Propaganda«.
(...)
Mit dem Gesetz können Behörden im EU-Beitrittsland künftig gleichgeschlechtliche Ehen, die Adoption von Kindern durch LGBTQ-Personen und medizinische Eingriffe zur Geschlechtsangleichung verbieten. Auch Pride-Veranstaltungen und LGBTQ-Demonstrationen dürfen verboten werden. Bücher und Filme, die gleichgeschlechtliche Beziehungen zeigen, können zensiert werden, das Zeigen der Regenbogenfahne darf verboten werden.
Das Gesetz stammt von der Regierungspartei »Georgischer Traum« und nimmt sich ein ähnlich einschneidendes russisches Gesetz zum Vorbild. Die Regierungspartei argumentiert, das Gesetz sei notwendig, um die traditionellen moralischen Standards in Georgien zu schützen. Die zutiefst konservative orthodoxe Kirche hat großen Einfluss im Land. |
Das alles bettet sich in weitere Bestrebungen ein, die Demokratie zu schwächen: "Georgische Führung will Oppositionspartei verbieten"
Zitat: | Georgien war mal ein EU-Anwärter, viele Menschen im Land hoffen weiter auf Nähe zur Europäischen Union. Die zunehmend autoritäre Führung im Land orientiert sich jedoch eher am Kreml in Moskau. Nun droht sie mit einem Verbot der wichtigsten Oppositionspartei nach der Parlamentswahl im Oktober. »Die Vereinte Nationalbewegung für verfassungswidrig zu erklären, ist fundamental wichtig, um ein für alle Mal in Georgien ein gesundes demokratisches System zu schaffen«. |
(4) "Intel legt Bau von Chipfabrik in Magdeburg auf Eis"
Die Errichtung der Fab werde sich aufgrund von Sparzwängen mindestens um mehrere Jahre verzögern.
Kann man so oder so sehen: Damit spart sich der Staat knapp zehn Milliarden (*), mit denen das Unternehmen zum Bau geködert worden wäre. Allerdings wäre ja wohl auch geplant gewesen, daß ein ganzer Industriepark oder sozusagen ein kleines "Silicon Valley" mit Tech-Unternehmen in der Region entstehen sollte, die dahin gelockt worden wären, wenn sich erstmal große Akteure wie Intel und später auch TSMC angesiedelt hätten. Das wird sich dann natürlich auch verzögern.
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(*) Tja, *hoff*. Denn an anderer Stelle hatten Politiker ja auch wegen mangelhafter Vertragsgestaltung oder voreiligem Handeln zig Millionen an Unternehmen zahlen müssen, auch wenn die entsprechende Leistung gar nicht erbracht wurde...
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16115
Wohnort: Arena of Air
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(#2307738) Verfasst am: 22.09.2024, 22:48 Titel: |
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Die LTW in Brandenburg ist ja eine "mixed bag", ein "Wechselbad der Gefühle".
(Nicht wie bei sehr gut, hier aber das nicht-skalierte Wahlergebnis)
Wie es aussieht, hat die SPD das knapp gewonnen. Die CDU hat ihr schlechtestes Ergebnis ever eingefahren (und weil wir hier nicht nur Nachrichten, sondern auch Meinung schreiben: Das hat mich schon gefreut), die FDP kaum mehr meßbar.
Allerdings die AFD bei fast 30%, (und womöglich hätten die sogar noch mehr, wenn BSW nicht wäre?), und hat es die Grünen und die Linke möglicherweise auch rausgekegelt. Die Leute scheinen Themensetzungen wie "Klima/Umwelt" oder "soziale Gerechtigkeit" auch nicht so interessant zu finden, bzw. sind sie der Bewegung der letzten Wochen zum Opfer gefallen, daß wohl Viele am Ende dann doch die SPD gewählt haben, um einen Wahlsieg der AFD zu verhindern.
Manche sinnieren auch, daß die SPD die Wahl gewonnen habe, weil Kanzler Scholz nicht im Wahlkampf aufgetreten sei. Nur 20% der Wähler denken, daß Scholz einen "guten Job mache". Andererseits denken aber auch genauso wenig Leute, daß Friedrich Merz als Kanzler einen guten Job machen würde. Vielleicht ist also doch noch Hoffnung?
Ein Adlatus von Merz nun heute so: "Es hat eine Polarisierung zwischen AFD und SPD gegeben." Tja, warum wohl? (*) Weil die CDU sich in ihren Forderungen immer weiter an die AFD ankuschelt? Könnte das also die Quittung dafür sein?
(Wenn es denn an dieser blödsinnigen Idee liegt: Welcher Couleur können denn die Ideen aus einer rechtspopulistischen, in großen Teilen rechtsextremen Partei sein, bzw. wohin bewegt sich jemand, der solche Forderungen übernimmt? Und was denken denn die Leute über diese AFD-Forderungen, wenn die Anderen sie übernehmen? "Die AFD hat Scheiß-Ideen, die aus der Mottenkiste der Geschichte stammen - und obendrein dem Land schaden werden." Oder nicht viel eher: "Guckt mal, die Anderen sehen inzwischen, daß die AFD doch Recht hat. Gleichzeitig haben wir aber Zweifel, daß die das auch umsetzen könnten. Also wählen wir lieber gleich AFD.")
Die Konsequenz wird aber wohl sein, daß man das miese Wahlergebnis zum Anlaß nehmen wird, wie den letzten Jahren weiter unbeirrt seinen Kurs zu verfolgen, die AFD weiter zu vergrößern - noch weiter nach rechts gehen, konsequenter als bisher Menschenwürde u.a. Rechte anzweifeln und alles was "irgendwie links" oder "irgendwie grün" ist, noch härter bekämpfen wird. Gleichzeitig wird man aber weiter behaupten, "man wolle die AFD inhaltlich stellen" oder "man wolle die Entscheidung in der Mitte der Gesellschaft suchen". Aber klar, wenn die Diskurse populistischer werden, so viele Wähler populistisch wählen, somit AFD etc. die angebliche "Mitte" ist, dann ist natürlich irgendwie alles Andere schon "linksextrem".
(Und natürlich ist das ja ein eher schwacher Entschuldigungs- bzw. Ablenkungsversuch, wenn man behauptet, wenn die politischen Diskurse nun halt heute rechts bzw. populistisch stattfänden, dann müsse man halt selbst auch rechts und populistisch gehen. Zum einen würde das heißen, daß man sich von der AFD die Themen diktieren läßt, und wenn man sich selbst dahin bewegt, dann ist das für mich kein "inhaltliches Stellen", sondern eher ein Einreißen der (vielleicht kaum noch vorhandenen, denn inzwischen sind ja fast 50% der CDU-Mitglieder im Osten auch für eine Zusammenarbeit mit der AFD) "Brandmauern" - und mithin ein Angebot zur Zusammenarbeit. Zum anderen hat man ja die Leute vorher selbst populistisch zu mobilisieren versucht, mit Rhetorik und Forderungen einer Politik gegen Schwache. Und diese Strategie hatte den fragwürdigen "Erfolg", daß sich seitdem der Wähleranteil der AFD verdoppelt hat.)
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(*) Zum Teil hat der Bursche aber sogar Recht: Auch in Sachsen haben ja etwa die Hälfte der CDU-Wähler gesagt, daß sie die CDU hauptsächlich deshalb gewählt hätten, um die AFD zu verhindern. Das ist aber letztlich auch eher tödlich, wenn man jemanden nicht mehr wählt, weil einem dessen Konzepte gefallen, sondern weil es mit der AFD noch schlimmer wäre. Und das selbst da, wo zum Teil ein und dieselben CDU-Leute schon seit Jahrzehnten regieren, beurteilen Viele die CDU-Politik so. (Dann ist natürlich eine doppelt furchtbare Idee, sich noch weiter an die AFD anzunähern, weil man selbst diese "marginal höhere Freundlichkeit" irgendwann nicht mehr behaupten könnte.) Aber auch ein schlechtes Urteil für "die Anderen", weil die dann ja auch nicht oder nur punktuell in der Lage zu sein scheinen, Themen zu setzen, die Wähler besser ansprechen und die Diskurse dann auch mal weg von den "Angst-" und "Neid-Diskursen" der letzten Jahre wegbewegen.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 20907
Wohnort: Swift Tuttle
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(#2307967) Verfasst am: 08.10.2024, 17:37 Titel: |
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Niedrigste Autodichte der Flächenländer in Sachsen
Zitat: | Deutschlandweit sind damit immer mehr Autos unterwegs. Zum Jahresanfang war die Rekordzahl von 49,1 Millionen Pkw angemeldet, wie es heißt. Das waren 0,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Weil gleichzeitig die Bevölkerung langsamer gewachsen ist, stieg die Fahrzeugdichte auf zwei Autos mehr als 2023 und sogar 37 Fahrzeuge mehr als im Jahr 2014. Der Rekord von 583 Autos pro 1.000 Bürger datiert aus dem Jahr 2022
(...)
Die Zahlen zeigen auch bundesweit deutliche regionale Unterschiede. So liegen alle ostdeutschen Flächenländer unter dem Bundesschnitt, alle westdeutschen darüber.
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Die wessis wieder. * kopfschüttel
Oder fahren die ökoelektro?
Und wieso gibt es mehr Autos statt weniger???? Klima und so.
Ansonsten
Mehr hier:
https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/niedrigste-autodichte-der-flaechenlaender-in-sachsen-110033479.html
[/quote]
_________________ "als ob"
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44386
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(#2307970) Verfasst am: 09.10.2024, 09:59 Titel: |
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Hot take: Die CDU und CSU "übernehmen" nicht Slogans und Ideen von der AfD. Der AfD-Erfolg gibt ihnen lediglich die Möglichkeit, endlich Sachen öffentlich zu pushen, die zumindest relevante Teile dieser Parteien mehr oder weniger insgeheim schon lange gerne gepusht hätten.
_________________ Auch die Ampel ist nicht dein Freund.
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 20907
Wohnort: Swift Tuttle
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(#2307973) Verfasst am: 09.10.2024, 10:17 Titel: |
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Stimmt.
Jetzt übernehmen sogar die grünen verbale bedenkenträgereien bezüglich migration.
_________________ "als ob"
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32045
Wohnort: Woanders
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16115
Wohnort: Arena of Air
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(#2307992) Verfasst am: 09.10.2024, 18:59 Titel: |
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Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Hot take: Die CDU und CSU "übernehmen" nicht Slogans und Ideen von der AfD. Der AfD-Erfolg gibt ihnen lediglich die Möglichkeit, endlich Sachen öffentlich zu pushen, die zumindest relevante Teile dieser Parteien mehr oder weniger insgeheim schon lange gerne gepusht hätten. |
"Rechts von uns ist nur noch die Wand." |
(Das war natürlich ein Slogan z.B. in der Zeit von FJS.)
Insofern: teils, teils. Die AFD hat einige Ideen und grievances auch von der CDU/CSU übernommen (da waren sie also schon ungustös), hat dann andere Ideen aus dem rechten Kosmos dazugemischt.
Ein paar Sachen sind nicht mehr so en vogue, etwa die Ablehnung gleicher Rechte für Homosexuelle, die sind dann eher bei der AFD geblieben. Ein paar alte CDU-Ideen sind nach der Merkel-Zeit aber nun wieder zurück, und ein paar "neue" hat die CDU dann auch von der AFD übernommen. Z.B. EU-Skepsis hat ja schon die CSU transportiert, und der Grünenhaß war ja auch vor der AFD in der CSU schon gepflegt worden. Während z.B. so Äußerungen wie daß Flüchtlinge wieder zurück ins Kriegsgebiet und da gefälligst kämpfen sollten, m.W. doch erst bei der AFD aufgefallen sind (und damals, als es um Syrer ging, noch hart kritisiert wurden), und jetzt im Zusammenhang mit den Ukrainern kann das der CDU-Generalsekretär oder ein anderer Adlatus dann auch mal atmen, und es scheint da gesellschaftlich keinen großen Widerspruch zu geben.
Die Präsenz der AFD scheint da in gewisser Weise als "Katalysator" oder "Brutschrank" für Ressentiments und Ungeheuerlichkeiten zu fungieren: Die Gesellschaft scheint also in vielen Diskursen auch nach rechts zu rücken - oder aber die AFD hat die "relevanten Diskurse" schon seit längerem definiert, und wer "mitreden" will, glaubt dem Trend folgen zu müssen. Oder es wird zumindest mehr an Ungeheuerlichkeiten "akzeptiert", "resigniert zur Kenntnis genommen" o.ä.. Die Frage kann also sein, wer wen vor sich hertreibt.
Und im Osten würde ja auch die Hälfte der CDU-Mitglieder auch durchaus mit der AFD zusammenarbeiten. Immerhin muß die CDU ja keine autoritäre Diktatur errichten, man kann dort beliebig autoritäres und blödes Zeug reden. Weil die Deutschen ja früher oder später dann doch immer wieder bei ihr landen - man kann ja mal nachrechnen, wie lange seit 1949 ein CDU-Kanzler regiert hat und wie lange einer von der SPD.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
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"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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