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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3676
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(#2312205) Verfasst am: 18.10.2025, 16:18 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Myron hat folgendes geschrieben: |
Im Fall geschlechtsdysphorischer Transsexueller sollte eine amtliche Änderung des Geschlechtsstatus nicht möglich sein, bevor eine "genderexplorative" (nicht "genderaffirmative"!) psychologische Betreuung mit abschließender Transitionsempfehlung durch (mindestens) eine Fachperson auf diesem Gebiet stattgefunden und der außerrechtliche (soziale, medizinische) Transitionsprozess bereits nachweislich begonnen hat.
Im Fall geschlechtsdysphorischer Intersexueller, die sich weder als Frau noch als Mann identifizieren, sollten zumindest "genderexplorative" Gespräche verpflichtend sein. Um die Frage einer medizinischen Transition geht es in diesen Fällen nicht. |
Also: Schikane, Schikane, Schikane; allein aus ideologischer Voreingenommenheit. |
Was du in deinem anarcho-individualistischen Selbstbestimmungseifer völlig verkennst, ist, dass die oben genannten Bedingungen nicht dafür gedacht sind, sexuell desorientierte oder dysphorische Personen – insbesondere Kinder & Jugendliche – zu schikanieren, sondern sie vor folgenschweren Fehlentscheidungen zu schützen, hauptsächlich (unumkehrbare) pharmazeutische oder/und chirurgische Eingriffe in ihre gesunden Körper betreffend.
Zitat: | "Wir wissen aus Langzeitstudien, dass sich die Selbstdiagnose "trans" im Entwicklungsverlauf vieler Kinder/Jugendlicher nachträglich als Fehleinschätzung herausstellt. Dies setzt allerdings voraus, dass dem Kind ein Entwicklungsraum und Zeit gewährt wird. Es ist indes nicht realistisch, dass die betroffenen Kinder im Falle einer frühzeitigen, bereits in jungen Jahren durchgeführten personenstandsrechtlichen Transition imstande sein werden, gegen die dadurch geschaffenen Fakten anzugehen, sprich: die getroffene Entscheidung mit all ihren Konsequenzen wieder rückgängig zu machen und einen anderen, alternativen Weg einzuschlagen.
Vielmehr droht die Gefahr, mit einer ungeprüft, in Form eines Verwaltungsaktes vorgenommenen Personenstandsänderung eine Persistenz der gegengeschlechtlichen Identifizierung und Ablehnung des eigenen Geschlechtskörpers hin zur Transsexualität als (vermeintlich) einzige Option für das Kind zu präjudizieren. Jüngere Studien liefern Hinweise, was ein früher sozialer Rollenwechsel und transaffirmativer Therapieansatz bewirken könnten: Sie treiben möglicherweise die Rate derjenigen Kinder und Jugendlichen in die Höhe, bei denen die gegengeschlechtliche Identifizierung persistiert – mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Allerdings gibt es, dies gilt es einzuräumen, bis dato keine prospektiven Langsschnittstudien mit geeigneten Vergleichsgruppen, in denen die Auswirkungen der sozialen Transition auf die psychische Gesundheit und die Persistenzwahrscheinlichkeit bei Kindern/Jugendlichen systematisch untersucht wurden. Die Einschätzung, dass es für den folgenreichen Entscheid einer juristischen Transition keiner fachlich fundierten psychiatrisch-gutachterlichen Stellungnahme bedürfe, wird von mir und einer seit 2024 wachsenden Zahl von Fachkollegen jedoch ebenso wenig geteilt wie der (naive) Optimismus, dass eine niederschwellige Personenstandänderung positiv dazu beitrage, durch die vollständige soziale Transition Rollensicherheit und Klarheit zu gewinnen, die dann zur Erhöhung der Sicherheit körpermedizinischer Maßnahmen führen sollen. Eine solche Argumentation unterschätzt die normative Kraft des Faktischen.
Aus empirischer Erfahrung steigt mit einmal vollzogener Personenstands- und Vornamensänderung vielmehr die Wahrscheinlichkeit, dass der oder die Betroffene sich gedrängt fühlen wird (nicht zuletzt durch einseitig transaktivistische "Begleitung" in den sozialen Netzwerken), zügig auch medizinische Maßnahmen zur "Geschlechtsangleichung" einzufordern. Entwicklungs- und körperverändernde Interventionen, dies gilt es als Verbesserung gegenüber den vorausgegangenen Referentenentwürfen von B90/Die Grünen und FDP anzuerkennen, werden im SBGG nicht geregelt. Es wird sogar betont, dass die Personenstandsänderung unabhängig von Indikationsstellungen für körpermodifizierende Maßnahmen zu betrachten sei. Diese sinnvolle Trennung von juristischer und medizinischer Transition war zuletzt auch im TSG vorgesehen, die beiden Aspekte haben sich dann jedoch als eng miteinander verwoben und sich wechselseitig beeinflussend erwiesen. Dass viele Kinder und Jugendliche, denen der Staat mit dem neuen Gesetz suggeriert, man könne sich sein Geschlecht einfach aussuchen, nun auch auf Hormonbehandlungen und Operationen drängen werden, liegt also auf der Hand.
Im Gesetz ist vermerkt – ohne dies weiter zu präzisieren –, dass beabsichtigt sei, "die Beratungsangebote insbesondere für minderjährige Personen auszubauen und zu stärken". Aus medizinisch-sachverständiger Sicht liegt die Zuständigkeit für die Prozessbegleitung ausschließlich bei qualifizierten ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten. Die Beratung durch Mitarbeitende in den Beratungsstellen zu LSBTIQ*-Themen (Peer-Beratung) ist aufgrund der fehlenden entwicklungspsychologisch-psychiatrischen Expertise hingegen unzureichend. Ein weiterer Aspekt: Bisweilen kann die kinder- und jugendpsychiatrische Begutachtung auch eine therapeutische Intervention sein, ähnlich der lösungsorientierten Intervention in familienrechtlichen Verfahren. In Anbetracht der Tatsache, dass erfahrungsgemäß nicht selten zwischen den beiden Elternteilen kein Einvernehmen bzgl. der Frage einer vermeintlich transsexuellen Entwicklung ihres Kindes besteht, hätte die Beibehaltung der Begutachtungspraxis eindeutige Vorteile gegenüber der gesetzlichen Neuregelung, die nun nicht einmal mehr eine verpflichtende Beratung durch einen Arzt oder Psychologen vorsieht."
(Korte, Alexander. Hinter dem Regenbogen: Entwicklungspsychiatrische, sexual- und kulturwissenschaftliche Überlegungen zur Genderdebatte und zum Phänomen der Geschlechtsdysphorie bei Minderjährigen. Stuttgart: Kohlhammer, 2024. S. 115-6) |
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3676
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(#2312206) Verfasst am: 18.10.2025, 16:32 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | "…Entwicklungs- und körperverändernde Interventionen, dies gilt es als Verbesserung gegenüber den vorausgegangenen Referentenentwürfen von B90/Die Grünen und FDP anzuerkennen, werden im SBGG nicht geregelt. Es wird sogar betont, dass die Personenstandsänderung unabhängig von Indikationsstellungen für körpermodifizierende Maßnahmen zu betrachten sei. Diese sinnvolle Trennung von juristischer und medizinischer Transition war zuletzt auch im TSG vorgesehen, die beiden Aspekte haben sich dann jedoch als eng miteinander verwoben und sich wechselseitig beeinflussend erwiesen. Dass viele Kinder und Jugendliche, denen der Staat mit dem neuen Gesetz suggeriert, man könne sich sein Geschlecht einfach aussuchen, nun auch auf Hormonbehandlungen und Operationen drängen werden, liegt also auf der Hand.…"
(Korte, Alexander. Hinter dem Regenbogen: Entwicklungspsychiatrische, sexual- und kulturwissenschaftliche Überlegungen zur Genderdebatte und zum Phänomen der Geschlechtsdysphorie bei Minderjährigen. Stuttgart: Kohlhammer, 2024. S. 115-6) | |
Ja, es ist gut, dass die rechtliche Personenstandsänderung keine Indikationsstellung für körpermodifizierende Maßnahmen beinhaltet; aber andererseits halte ich es nicht für sinnvoll, die juristische Transition überhaupt zu gestatten, bevor von fachwissenschaftlicher Seite diagnostisch und therapeutisch abgeklärt ist, ob eine soziale oder/und medizinische Transition der (höchstwahrscheinlich) richtige Weg ist.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26673
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2312210) Verfasst am: 18.10.2025, 19:21 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Ich versuch es nochmal anders:
Wo beeinträchtigt diese Regelung Dich ganz persönlich in Deinem täglichen Leben, also dann, wenn Du Dich nicht gerade in Frauenhäusern, Frauengefängnissen oder den Umkleidekabinen für Frauen herumtreibst? |
Es sollte nicht so sein, dass die Frage, ob man selbst von einem Gesetz und dessen praktischen Folgen betroffen ist oder nicht, ausschlaggebend dafür ist, ob man es ethisch-politisch akzeptiert oder nicht. Ich bin beispielsweise von der Benachteiligung von Frauen durch "Transfrauen" im Frauensport in keiner Weise selbst betroffen; aber ich bin als Mann nichtsdestoweniger gegen diese Benachteiligung, weil sie ungerecht ist gegenüber Frauen. |
Klingt toll, hat als Argument nur den kleinen Nachteil, dass das von den Sportorganisationen selbst geregelt werden kann und auch geregelt wird. Von da werden auch keine Forderungen an den Staat gestellt. Die kommen komischerweise nur von so besorgten Außenstehenden wie Dir. Deshalb habe ich auch nach praktischen Folgen für Dich gefragt. Diese einfühlsame Sicht für andere, halte ich solange für vorgeschoben, um nicht zu sagen gelogen, solange die Sicht von denen, um die man sich angeblich sorgt, nicht geteilt wird.
Das Thema hatten wir auch schon. Fällt Die eventuelle auch noch etwas ein, das wir noch nicht abgehakt haben?
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26673
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2312211) Verfasst am: 18.10.2025, 19:42 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | …
Wir haben es bei diesem Streit einfach mit dem Fakt zu tun, dass ein Teil der Gesellschaft diesen Wandel im Menschenbild noch nicht mitgemacht hat und deshalb der Meinung ist, dass der Begriff Geschlecht bei der juristischen Betrachtung des Menschen die selbe Bedeutung zu haben hat wie bei der veterinärmedizinischen Betrachtung des Hausschweins. Es ist der Bezug zur Menschenwürde, der die verschiedenen Ebenen der biologischen Bestimmungen des Geschlechts juristisch nachrangig werden lässt.
Das wird irgendwann auch in der ganzen Gesellschaft ankommen, auch bei den Myrons, genauso wie es in der ganzen Gesellschaft angekommen ist, dass Masse in der Physik eine andere Bedeutung hat als in der Küche. Die lebendige menschliche Sprache lebt von der fehlenden Eindeutigkeit, das ist ihre Stärke und keine Schwäche. |
Ja, die Psyche des Menschen ist allgemein und inbesondere in geschlechtlichen Angelegenheiten komplizierter als diejenige des Hausschweins; aber es stellt mitnichten eine Verletzung der Menschenwürde dar, wenn man das Recht auf Änderung des amtlichen Geschlechtseintrags nur bestimmten Personengruppen (als geschlechtsdysphorisch diagnostizierten Intersexuellen und Transsexuellen) unter bestimmten Bedingungen zugesteht, deren Erfüllung mehr erfordert als die bloße Bekundung der subjektiven Geschlechtsidentifikation beim Standesamt. |
Ich wäre mir nicht so sicher, dass das alte Transsexuellengesetz, das das BVerfG 2011 noch für verfassungskonform befand, diese Prüfung heute noch bestehen würde, weil das BVerfG selbst inzwischen die Stellung der Geschlechtsidentität erheblich gestärkt hat. Und diese neue Haltung zu dem Thema beruht nicht auf irgendwelchen politischen Mehrheiten oder dem berühmten Druck von der Straße, sondern von der Auseinandersetzung der Verfassungsrechtler mit Erkenntnissen aus der Medizin.
Was Du so als Psyche bezeichnest, ist auch keine Einbildung, sondern das Ergebnis der persönlichen Entwicklung, die zu einem erheblichen Teil noch intrauterin abläuft.
Es bleibt also einfach dabei, dass Dir das nicht passt und Du möchtest, dass der Staat die Selbstauskunft der Geschlechtsidentität nicht anerkennt, aber Du bisher keine nachvollziehbaren Gründe angeben konntest, warum der Staat das behindern soll. Alles, was Du bisher gesagt hast, machte einen vorgeschobenen Eindruck.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3676
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(#2312270) Verfasst am: 22.10.2025, 17:32 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Es bleibt also einfach dabei, dass Dir das nicht passt und Du möchtest, dass der Staat die Selbstauskunft der Geschlechtsidentität nicht anerkennt, aber Du bisher keine nachvollziehbaren Gründe angeben konntest, warum der Staat das behindern soll. Alles, was Du bisher gesagt hast, machte einen vorgeschobenen Eindruck. |
Es ist unglaublich, wie blind (ideologisch verblendet) ihr (die Betreffenden wissen, wen ich meine) gegenüber den offenkundigen Problemen und negativen Folgen seid, die sich aus dem neuen Selbstbestimmungsgesetz und der dahinterstehenden Gendertheorie & Queertheorie ergeben.
Für euch gilt "Individuelle Freiheit über alles!", und alles andere interessiert euch nicht. Wer wie die "Detransitioners" der neuen Geschlechterfreiheit auf den Leim gegangen ist, der hat halt einfach Pech. Schade, dass die amputierten Brüste und Penisse nicht mehr nachwachsen; aber damit müssen die jungen Betroffenen, die ihre Transition bereuen, halt irgendwie für den Rest ihres Lebens klarkommen.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22401
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(#2312271) Verfasst am: 22.10.2025, 18:09 Titel: |
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Du verlangst, dass rechtliche Transitionen nur unter ganz schweren Bedingungen möglich sein sollen, am besten nach Operation, aber mindestens dem Zwang, Psychiater davon zu überzeugen, dass man die Transition auch wirklich, wirklich, wirklich will und dass man ohne Transition gar nicht leben kann (was eine viel stärkere psychische Festlegung wäre, als einfach selbst entscheiden zu können). Das heißt, nach deinem Willen, ganz oder gar nicht, und ohne "ganz" kein anderer EIntrag im Ausweis, kein Zugang zu Räumen des entsprechenden Geschlechts, etc. pp. Damit willst du ein Scheißleben für die, die sich das "ganz" nicht trauen, ein Scheoißleben für die im Übergang, die allerlei Fremdbestimmung unterworfen werden sollen, und ein Scheißleben für die, die sich das "ganz" trauen und dann evtl bereuen (was allerdings nur ein ziemlich kleiner Prozentsatz ist), weil das "ganz" eben schwierig rückgängig zu machen ist.
Ich dagegen bin ja dafür, in Selbstbestimmung der Betroffenen auch kleinere, teilweise Schritte zu ermöglichen und zu akzeptieren. Die haben nämlich den Vorteil, dass sie reversibel sind. Also wer sich als trans empfindet und im sozial empfundenen Geschlecht leben möchte, kann das meinetwegen gerne tun und erst mal das juristische Geschlecht ändern und so leben, und wer dann dabei merkt, dass er sein inneres Empfinden doch missverstanden hat, kann das dann einfach nach einer gewissen Zeit rückgängig machen. Keine Notwendigkeit für nachwachsende Penisse oder Brüste, denn es ist alles noch da.
Ich finde es ja interessant zu beobachten, wie du deine Rationalisierungen für deinen Kampf gegen die Selbstbestimmung von trans Menschen gelegentlich wechselst. Aber dieser Punkt ist argumentativ echt ein Rohrkrepierer, denke ich. Das Vorschieben angeblicher Sorge um genau die Betroffenen, denen du die Selbstbestimmung verweigern willst, ist allerdings schon ein bissche eklig.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3732
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(#2312272) Verfasst am: 22.10.2025, 20:39 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | smallie hat folgendes geschrieben: | Nichts objektives?
In einem Land mit starker Tradition in empirischem Denken wäre das Urteil anders ausgefallen.
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Ich halte diese starke Tradition eher für eine starre, sie hat immer noch ein Menschenbild aus der Veterinärmedizin, wie es auch bei uns lange genug auch im Gerichtssaal üblich war.
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Ein guter Veterinär wird sich auch im Operationssaal oder im Kreißsaal zurechtfinden, sollte medizinische Not am Mann oder an der Frau sein. Gerichtsurteile ändern daran gar nichts.
fwo hat folgendes geschrieben: | Da ist im deutschen Recht ein etwas schnellerer Lernprozess erkennbar als im englischen. |
Ich denke das stimmt nicht. Die Briten sind früher als die deutschen auf den Zug aufgesprungen und haben mehr Dampf gemacht. Fälle wie Maya Forrester (?) gab es in Deutschland nicht. Vorschläge, "schwangere Frauen" zukünftig "pregnant person" zu nennen, würden in Deutschland durchfallen.
Im UK wurde einer Entwicklung gegengesteuert, die es bei uns nie gab. Dort gelten Leute wie Rowling als TERF. Hier im Forum wohl auch. Bitte bedenken: Das SBG der Ampel ist gar nicht so weit entfernt von den Forderungen der TERF. Zum Beispiel, weil das Thema angesprochen wurde, überlässt es das Gesetz den Sportverbänden, wie sie mit Trans-Sportlern umgehen.
fwo hat folgendes geschrieben: | Dabei ist die Sache eigentlich ganz einfach: Wir haben hier ein juristisches Problem, das durch eine Verfassung entsteht, die als höchsten Grundsatz die Menschenwürde definiert, der sich alles andere unterzuordnen hat. |
Damit ist die Menschenwürde nur als höchster Grundsatz definiert, die Menschenwürde selbst bleibt nebulös. Vakuös gar.
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Kurzer Exkurs zu meiner Sicht auf Menschenwürde. Myron antwortet auf tillich:
Myron hat folgendes geschrieben: | Was du in deinem anarcho-individualistischen Selbstbestimmungseifer völlig verkennst ... |
Ob tillich mit diesem Label einverstanden ist, muß er sagen. Ich jedenfalls erkenne mich dort wieder. Über die Jahre habe ich hier eifrig immer wieder dies geschrieben:
Niemand bestimmt über einen anderen außer in Abwehr von Fremdbestimmung.
Unausgesprochen steht die Forderung dahinter, mein Leben zu meinem Zweck zu leben und nicht zum Zweck anderer. Das hat für mich sehr viel mit Würde zu tun.
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fwo hat folgendes geschrieben: | Und was dieser Begriff Menschenwürde bedeutet, wird durch unser Menschenbild bestimmt, das auch dem Wandel unterliegt und inzwischen etwas komplexer ist als unser Bild des Hausschweins. |
Ja und wenn ich in meine alte Ausgabe der Introduction to Psychology von 1978 schaue, dann steht dort das selbe über Transsexualität, was auch heute noch gilt. Die rechtliche Lage hinkt dem wissenschaftlichen Konsens um etwa ein halbes Jahrhundert hinterher.
fwo hat folgendes geschrieben: | So bedarf es beim Hausschwein weder eines richterlichen Beschlusses, um es einzukerkern, noch um es zu Nahrungszwecken zu töten. |
Also bitte. Ein etwas unglücklicher Vergleich, finde ich.
Falls jemand fordert, Trans-Menschen ohne richterlichen Beschluss einzukerkern oder zu Nahrungszwecken zu töten, bin ich natürlich dagegen.
_________________ "There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26673
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2312273) Verfasst am: 23.10.2025, 00:21 Titel: |
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smallie hat folgendes geschrieben: | .....
Ein guter Veterinär wird sich auch im Operationssaal oder im Kreißsaal zurechtfinden, sollte medizinische Not am Mann oder an der Frau sein. Gerichtsurteile ändern daran gar nichts. |
Du hast da wahrscheinlich nicht ganz unabsichtlich zwei Bereiche der Medizin gewählt, in denen es um das Verständnis der Anatomie geht. Aber zur Entwicklung des Menschenbildes in den letzten 100 Jahren hat die Tiermedizin ähnlich viel beigetragen wie die Chirurgie. Bei dem Thema könnte uns auch ein Chirurg nicht viel weiterhelfen.
Die Fortschritte, um die es geht, wurden hauptsächlich in der Sexualmedizin, zum Hormonsystem, zur menschlichen Idividualentwicklung und in der Psychiatrie gemacht.
smallie hat folgendes geschrieben: | .....
fwo hat folgendes geschrieben: | Und was dieser Begriff Menschenwürde bedeutet, wird durch unser Menschenbild bestimmt, das auch dem Wandel unterliegt und inzwischen etwas komplexer ist als unser Bild des Hausschweins. |
Ja und wenn ich in meine alte Ausgabe der Introduction to Psychology von 1978 schaue, dann steht dort das selbe über Transsexualität, was auch heute noch gilt. Die rechtliche Lage hinkt dem wissenschaftlichen Konsens um etwa ein halbes Jahrhundert hinterher. |
Damit überraschst Du mich etwas, denn damals hatte man überhaupt noch keine Ahnung davon wann und wodurch die Transsexualität ausgelöst werden kann. Soweit sind wir heute, auch wenn wir immer noch keine Ahnung von den Vorgängen haben, in denen das passiert. Was wir wissen, ist, dass biologische Randbedingen im Mutterleib zu einer veränderten Selbstwahrnehmung führen, die nicht mehr veränderbar ist und sich z.t. erst in der Adoleszenz auswirken. Es handelt sich also nicht "nur" um psychische Vorgänge, die einer Therapie überhaupt zugänglich sind.
smallie hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: | So bedarf es beim Hausschwein weder eines richterlichen Beschlusses, um es einzukerkern, noch um es zu Nahrungszwecken zu töten. |
Also bitte. Ein etwas unglücklicher Vergleich, finde ich.
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Ich finde den Vergleich gar nicht so unglücklich. Was Myron fordert, ist eine staatliche Einschränkung in der Verwirklichung der sozialen Ebene der eigenen Sexualität durch amtliches Ausbremsen. Die Gefährdungen anderer durch diese Verwirklichung sind vernachlässigbar, und das wissen wir nicht aus der Theorie, sondern aus Erfahrungen in den Ländern, die mit derartigen Regelungen bereits leben.
Hier geht es also um die Fortsetzung des Versuchs, Menschen in der anatomischen Geschlechtsbestimmung, die nach der Geburt getroffen wurde, einzukerkern.
Schon dir Tatsache, dass da jemand argumentativ mit dem Gametengeschlecht kommt, um zu zeigen, dass es nur zwei Geschlechter gibt, zeigt, dass das Geschlecht eines Menschen ihm egal ist - an der Diskussion ist er nicht interessiert. Wenn man ihn auf die Couch legte, käme wahrscheinlich heraus, dass er nur Angst um sein altes, sehr viel schlichteres Menschenbild hat.
Tillich hat auf der praktischen Ebene sehr passend beschrieben, worum es hier geht. Es geht um Selbstbestimmung und einen Rahmen, in dem sie vernünftig auch in den seltenen Fällen stattfinden kann, in denen sie schwierig ist.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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