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Kleine Einführung in den Atheismus
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#231752) Verfasst am: 22.12.2004, 23:08    Titel: Antworten mit Zitat

Volker hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Sie [Atheisten] sind also bezüglich m-Glaubens nicht andersgläubig, sondern ungläubig (aufgeklärt).
Aufklärung und Glaube an Gott oder Übernatürliches schließen sich nicht aus.
Das sehe ich übrigens auch so. Fallunterscheidung:
[...]

Als Bedingung reicht nach Kant, dass die Entscheidung selbstständig getätigt wurde. Wenn jemand tolle Erfolgsgeschichten über Reflexzonenmassage hört und Argumente, die diese unterstützen kennt, ihm aber keine Gegenargumente einfallen und ihm auch keine bekannt sind, dann wäre die Entscheidung auf Basis dessen fortan an die Effektivität der Reflexzonenmassage zu glauben, sehr wohl eine aufgeklärte Entscheidung.

step hat folgendes geschrieben:

Das sehe ich aber ganz anders. Es ist in jedem Fall irrational, an das "Übernatürliche" zu glauben, weil es nicht definiert werden kann (falls doch: ich bitte darum).

1.) aufgekärt =/= rational

step hat folgendes geschrieben:

Alle Aussagen über das "Übernatürliche" (positive, negative, unentschiedene ...) sind also irrational, höchstens über den Begriff könnte man etwas aussagen.


Volker hat folgendes geschrieben:
Ok, die Sinnhaftigkeit des Begriffs "übernatürlich" habe ich hier vorausgesetzt, obwohl ich ein Anhänger der Theorie bin, dass dem Begriff jeglicher Sinngehalt fehlt.

Ich hingegen lehne eine Begriffsdefinition ab, die offenbar von niemanden verwendet wird. Gläubige machen nun mal Aussagen über das, was sie als übernatürlich bezeichnen. Das Übernatürliche gehorcht sehr wohl Regeln, Ursache und Wirkung und es kann wahrgenommen werden. Jedenfalls fiele mir konkret kein Beispiel eines übernatürlichen Phänomens ein, das dem nicht entspricht. Es wird zwar gerne behauptet, dass das Übernatürliche sich Logik, Wissenschaft, Gesetzen usw. entziehe. Aber das ist nur ein Trick um uns Skeptiker in die Flucht zu schlagen. Das ist wie die Eidechse, die einen Teil ihres Schwanzes abfallen lässt. Wir sollten uns mit dem Vieh beschäftigen, nicht mit seinem abgefallenen Schwanz. zwinkern

Die Annahme eines persönlichen Gottes deinerseits, was Thomas kritisierte, halte ich dagegen für legitim. Irgendeine grobe Abgrenzung müssen wir machen. Denn gerade von theistischer Seite wird der Gottesbegriff gerne mal anlaßbezogen aufgeweicht. Gott ist Liebe. Gott ist Natur. Pantheisten meinen Gott sei das Universum, etc. Diese grobe Abgrenzung darf aber nicht zu einer Definition ausarten.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

und? Da hier keiner den positiven Atheismus offen vertritt,

Ich kann dir eine Menge positiver Atheisten zeigen, falls du welche suchst.
Übrigens behaupten auch die nicht unfehlbar zu sein, sondern die Existenz Gottes nicht anders auszuschließen, wie ich zum Beispiel die Existenz eines vier Meter großen farblosen rosa Elefanten in meiner Toilette ausschließen kann. Der Elefant passt da ganz einfach nicht rein. Außerdem ist er widersprüchlich definiert, da sich die Attribute 'rosa' und 'farblos' widersprechen. Positive Atheisten meinen im wesentlichen, dass Gott hinreichend definiert ist um seine Existenz auszuschließen.
Sie verbringen aber viel Zeit damit Gott erst einmal genau zu definieren, was IMHO problematisch ist. Außerdem beschäftigen sie sich mit dem Gott der Philosophen und dem der apolegetischen Theologen, der ja ohnehin schon in die Bedeutungslosigkeit definiert ist. Der weitverbreitete Kindergott, der eigentlich weder allwissend, noch allmächtig ist, oder ähnliche populäre Vorstellungen betrachten die positiven Atheisten, von denen ich was gelesen habe, nicht.

Wir haben das Thema ja schon mal diskutiert. Mir ist entfallen, ob du ein positiver oder negativer Agnostiker bist.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#231788) Verfasst am: 23.12.2004, 00:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Thaukelt,

thaukelt hat folgendes geschrieben:
Deine Reaktion zeigt mir, dass Du offensichtlich nicht verstanden hast.

Das war ein Scherz, Junge. Sei doch nicht immer so verdammt verkniffen.


ups, sorry, hab's wohl in den falschen Hals gekriegt.

Grüßle

Thomas
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#231794) Verfasst am: 23.12.2004, 00:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Sokrateer,

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wir haben das Thema ja schon mal diskutiert. Mir ist entfallen, ob du ein positiver oder negativer Agnostiker bist.


ein ganz normaler, in etwa wie Deschner.

Grüßle

Thomas
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Evilbert
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#231827) Verfasst am: 23.12.2004, 01:54    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Thaukelt,

thaukelt hat folgendes geschrieben:
Deine Reaktion zeigt mir, dass Du offensichtlich nicht verstanden hast.

Das war ein Scherz, Junge. Sei doch nicht immer so verdammt verkniffen.


ups, sorry, hab's wohl in den falschen Hals gekriegt.

Grüßle

Thomas


Ich wolle viel weiter oben übrigens auch kein adhominem machen; und dass ich zur Sache nix beitrug wurde mir 2 Beiträge oder so auch klar (gemacht).

Schwamm drüber, ja? Verlegen
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Kramer
postvisuell



Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#231844) Verfasst am: 23.12.2004, 03:10    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

ups, sorry, hab's wohl in den falschen Hals gekriegt.


ACK
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step
registriert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#231893) Verfasst am: 23.12.2004, 10:14    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Aufklärung und Glaube an Gott oder Übernatürliches schließen sich nicht aus. ... Wenn jemand tolle Erfolgsgeschichten über Reflexzonenmassage hört und Argumente, die diese unterstützen kennt, ihm aber keine Gegenargumente einfallen und ihm auch keine bekannt sind, dann wäre die Entscheidung auf Basis dessen fortan an die Effektivität der Reflexzonenmassage zu glauben, sehr wohl eine aufgeklärte Entscheidung.

ACK. Aber er wird den (ihm unbekannten) Mechanismus der RZM rational nicht mehr als übernatürlich ansehen können, da er ja "wirkt", oder er zumindest davon überzeugt ist.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Gläubige machen nun mal Aussagen über das, was sie als übernatürlich bezeichnen. Das Übernatürliche gehorcht sehr wohl Regeln, Ursache und Wirkung und es kann wahrgenommen werden. Jedenfalls fiele mir konkret kein Beispiel eines übernatürlichen Phänomens ein, das dem nicht entspricht.

Mir logischerweise auch nicht, würde ich es doch dann für eine Täuschung oder aber ein natürliches Phänomen halten. Etwa wenn ich sehen würde, wie jemand durch Handauflegen heilt oder übers Wasser geht, oder eine Frau durchs Ohr schwanger wird.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Es wird zwar gerne behauptet, dass das Übernatürliche sich Logik, Wissenschaft, Gesetzen usw. entziehe. Aber das ist nur ein Trick um uns Skeptiker in die Flucht zu schlagen. Das ist wie die Eidechse, die einen Teil ihres Schwanzes abfallen lässt. Wir sollten uns mit dem Vieh beschäftigen, nicht mit seinem abgefallenen Schwanz. zwinkern

Was denn für'n Vieh?

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Die Annahme eines persönlichen Gottes deinerseits, was Thomas kritisierte, halte ich dagegen für legitim. Irgendeine grobe Abgrenzung müssen wir machen.

So kann man es auch nennen. Die "grobe Abgrenzung" muß aber mE mindestens erlauben, sinnvolle Aussagen von unsinnigen zu trennen. Z.B. Ist Gott Teil der Realität? Welche Kriterien hat Realität? Es ist unlogisch, die Definition von ES völlig offenzulassen, aber Behauptungen aufzustellen, ES könne existieren.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Denn gerade von theistischer Seite wird der Gottesbegriff gerne mal anlaßbezogen aufgeweicht. Gott ist Liebe. Gott ist Natur. Pantheisten meinen Gott sei das Universum, etc. Diese grobe Abgrenzung darf aber nicht zu einer Definition ausarten.

Dann ist eine Diskussion darüber aber höchstens aussagenfreie Poesie. Suggeriert (oder gar behauptet) wird aber, es handle sich um Erkenntnisse, absolut grundlegende ontologische Fragen usw.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
... wie ich zum Beispiel die Existenz eines vier Meter großen farblosen rosa Elefanten in meiner Toilette ausschließen kann. Der Elefant passt da ganz einfach nicht rein. Außerdem ist er widersprüchlich definiert, da sich die Attribute 'rosa' und 'farblos' widersprechen.

"Außerdem" ist gut. Was würdest Du zu einem farblosen rosa Elefanten im Zoo sagen?

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Positive Atheisten meinen im wesentlichen, dass Gott hinreichend definiert ist um seine Existenz auszuschließen.

Genau. Bei vielen Göttern ist das ja auch der Fall. In solchen Fällen ist kein großer Unterschied zwischen einem pos. und neg. Atheisten.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Sie verbringen aber viel Zeit damit Gott erst einmal genau zu definieren, was IMHO problematisch ist.

Klar, insbesondere wenn man einen optimal zurückgezogenen Gott vor sich hat. Es ist wie einen Pudding an die Wand zu nageln. Ich denke zwar, daß es unmöglich ist, einen solchen Gott zu definieren (konkretisieren, grob abzugrenzen, ...), ohne ihn zu naturalisieren, aber es wäre doch nötig, wollte man über ihn sinnvoll diskutieren.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Außerdem beschäftigen sie sich mit dem Gott der Philosophen und dem der apolegetischen Theologen, der ja ohnehin schon in die Bedeutungslosigkeit definiert ist.

Aber es ist gleichzeitig der Einzige, bei dem man den starken Atheismus überhaupt kritisieren könnte.

gruß/step
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#231898) Verfasst am: 23.12.2004, 10:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hi step,

step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Außerdem beschäftigen sie sich mit dem Gott der Philosophen und dem der apolegetischen Theologen, der ja ohnehin schon in die Bedeutungslosigkeit definiert ist.

Aber es ist gleichzeitig der Einzige, bei dem man den starken Atheismus überhaupt kritisieren könnte.


genau. Die anderen Götter existieren vermutlich bestenfalls als Meme.

Es gibt aber auch so etwas wie nicht an eine konkrete Religion gebundene Analysen des Religiösen, beispielsweise Otto oder Menschig. Auch die moderne Naturwissenschaft hat die Menschen nicht weniger religiös gemacht. Gerade unter den Vertretern der 'härtesten' Wissenschaften findet man die fundamentalistischsten Vertreter von Religionen. Einfach mal auf einem Wühltisch bei Fundis die Viten der Autoren der Büchlein anschauen, die da herumliegen.

Keine Ahnung, ob v. Ditfurt Recht hat, wenn er davon spricht, dass unser Denken das Göttliche widerspiegelt wie ein Fuß die Beschaffenheit des Bodens.

Grüßle

Thomas
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#231903) Verfasst am: 23.12.2004, 10:50    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Einfach mal auf einem Wühltisch bei Fundis die Viten der Autoren der Büchlein anschauen, die da herumliegen.

Stimmt genau. Ausgerechnet an Physikern gibt es da durchaus mehrere, die fundamentalistische Bücher geschrieben haben. Zum Beispiel ist Prof. Dr. Werner Schiebeler, der u.a. Bücher über Exorzismus und Besessenheit geschrieben hat, Physiker. Oder Dr. Paul Müller, um ein zweites Beispiel zu nennen (Müller war Naturwissenschaftler, ich glaube Physiker).

~ Nagarjuna
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#231907) Verfasst am: 23.12.2004, 11:21    Titel: Antworten mit Zitat

Betrachtet ihr jede nicht-rationale Rede als sinnlos?
Sinn?
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
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Beitrag(#231935) Verfasst am: 23.12.2004, 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Betrachtet ihr jede nicht-rationale Rede als sinnlos?
Sinn?

Vermutlich menst du i.w. mich, denn die meisten anderen bestreiten das ja.

Soweit es also mich betrifft: In Hinsicht auf die Darstellung von Erkenntnissen oder für die Erkenntnisgewinnung zielführende Fragen: Ja.

Irrationale Rede kann aber auf einer Meta-Ebene nützlich und damit auch sinnvoll sein, z.B. in der Demagogie, Rhetorik, Pädagogik, Psychotherapie, ..., oder auch zur Bedienung des eigenen (sehr menschlichen) Wunsches nach Scheinvollständigkeit des Weltbilds.

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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Beitrag(#231941) Verfasst am: 23.12.2004, 12:25    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Auch die moderne Naturwissenschaft hat die Menschen nicht weniger religiös gemacht. Gerade unter den Vertretern der 'härtesten' Wissenschaften findet man die fundamentalistischsten Vertreter von Religionen. Einfach mal auf einem Wühltisch bei Fundis die Viten der Autoren der Büchlein anschauen, die da herumliegen.

Ja, diese Tatsache ist mir bekannt.

Mann sollte aber auch erwähnen, daß der Anteil der "konkret" Religiösen an den Gebildeten wesentlich geringer als vor der Aufklärung ist, und auch geringer als bei den weniger Gebildeten.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Keine Ahnung, ob v. Ditfurt Recht hat, wenn er davon spricht, dass unser Denken das Göttliche widerspiegelt wie ein Fuß die Beschaffenheit des Bodens.

Die Formulierung "das Göttliche widerspiegeln" finde ich unglücklich. Eher denke ich, daß unser Denken folgendes noch sehr stark widerspiegelt: das Bedürfnis nach Erklärungen und Trost, das Klammern an der eigenen Person, die Vorstellungen von Zeitfluss und Kausalität usw. - im Effekt würde ich aber zustimmen, daß der Reiz von Esoterik, Religiösität, Philosophie usw. durch die entwicklungsgeschichtliche Prägung des menschlichen Gehirns / Denkens befördert wird.

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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#231991) Verfasst am: 23.12.2004, 14:17    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Betrachtet ihr jede nicht-rationale Rede als sinnlos?
Sinn?

Soweit es also mich betrifft: In Hinsicht auf die Darstellung von Erkenntnissen oder für die Erkenntnisgewinnung zielführende Fragen: Ja.

Ist Erkenntnisgewinn selber denn ein rationaler Vorgang?
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#232034) Verfasst am: 23.12.2004, 16:20    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Betrachtet ihr jede nicht-rationale Rede als sinnlos? Sinn?
Soweit es also mich betrifft: In Hinsicht auf die Darstellung von Erkenntnissen oder für die Erkenntnisgewinnung zielführende Fragen: Ja.
Ist Erkenntnisgewinn selber denn ein rationaler Vorgang?

Mir ist nicht ganz klar, worauf Du hinauswillst. Selbstverständlich kann man auch auf irrationale Weise zufällig zu einer Erkenntnis kommen, die dann deswegen nicht schlechter ist - obwohl sich auch dieser Vorgang (z.B. Kreativität) - selbst wieder rational erklären ließe.

Jedoch sind - jedenfalls für mich - Erkenntnisse so etwas wie Erklärungen oder auch Theorien, also Regeln, mithilfe derer man die Phänomene beschreiben, voraussagen usw. kann. Das allein legt - nach den derzeit besten Theorien über das Wesen von Theorien - bereits das kritisch-rationale Wesen von Erkenntnissen nahe.

Wenn nun jemand mit jemand anderem über einen Erkenntniskandidaten diskutieren will, so müssen darüberhinaus seine Argumente, Aussagen usw. intersubjektiv nachvollziehbar sein, was bei irrationaler Argumentation schwierig ist.

gruß/step
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Lars
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Anmeldungsdatum: 23.05.2004
Beiträge: 240
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Beitrag(#239246) Verfasst am: 07.01.2005, 01:47    Titel: Antworten mit Zitat

ok. nach dem ich lange keine Zeit für so etwas mehr hatte, will ich doch mal wieder meinen Senf dazugeben.

Als Einstieg gehe ich mal von Modoroks Definition aus, übernatürlich sei was nicht an Naturgesetze gebunden ist.

Nehmen wir also an, mir begegnet etwas, das nicht an die mir bekannten Naturgesetze gebunden ist. Dann würde ich zunächst versuchen, für das Auftreten und den Ablauf dieses Ereignisses Regeln zu finden. Gelingt mir dies, sehe ich keinen Grund diese neuen Regeln nicht als Naturgesetze zu bezeichnen. Gelingt es mir nicht, gibt es für ein solches Ereignis bereits einen sehr passenden Begriff: Man nennt solche Ereignisse zufällig.

Nach dieser Definition wäre also "übernatürlich" gleichbedeutend mit "zufällig".

Eine andere Möglichkeit, wäre als "übernatürlich" den Bereich der Welt zu bezeichnen, der uns Menschen grundsätzlich nicht zugänglich ist, über den wir dann per Definition auch überhaupt nichts wissen können.
Damit könnte man auch nicht wissen ob dort irgendwelche Regeln herrschen, und wenn ja, welche. Damit wären auch die gleichen Regeln, wie sie bei uns herrschen, nicht ausgeschlossen. Dieser Begriff würde damit auch ganz ordinäre Paralleluniversen einschließen.

Da sowohl Thomas als auch viele Theologen allerdings anscheinend eine ähnliche Definition zu vertreten scheinen, denke ich lohnt es sich noch ein wenig länger über diese Definition des Übernatürlichen nachzudenken.

Manche Pseudoagnostiker und viele Theologen behaupten nun, für solchen Bereich sei es möglich, dass es dort Götter gibt. Diese Leute hängen sich aber offensichtlich wesentlich zu weit aus dem Fenster. "Es ist möglich, dass etwas existiert" bedeutet nämlich weitaus mehr als "ich weiss nicht ob es existiert". Man denke beispielsweise an den Satz "Es ist möglich, dass es außerirdische intelligente Lebensformen gibt". Wer dies sagt, bringt damit nicht nur zum Ausdruck, dass er nicht weiß, dass sie existieren, sondern auch dass er weiß, dass diese Existenz nicht im Wiederspruch zu den Naturgesetzen steht.
Für den Bereich des "Übernatürlichen" sind aber die dortigen Regeln ("Übernaturgesetze"?) vollkommen unbekannt. Ein ernsthafter Agnostiker würde sich folglich darauf beschränken, festzustellen, dass er über derartige Götter absolut nichts weiss, auch nicht ob sie "möglicherweise" existieren.

Darüber hinaus scheint es mir aber auch sehr fragwürdig, ob man solche vollkommen unzugängliche Wesen tatsächlich sinnvoll überhaupt als "Götter" bezeichnen könnte. Im Allgemeinen stellen sich Menschen Götter ja als sehr mächtige Wesen vor - so mächtig dass gelegentlich sogar so widersprüchliche Begriffe, wie "allmächtig" verwendet werden. Bezüglich auf unsere Welt (und die allein zählt für uns) wären solche Wesen nämlich per Definition vollkommen ohnmächtig.
Dass wir über die "andere Welt" dieser Wesen grundsätzlich nichts erfahren können, dürfte ja grundsätzlich keine Einwirkung dieser Welt auf unsere möglich sein, da solche Einwirkungen ja selbst auch Informationen über diese Welt wären. Der "übernatürliche" Gott wäre also in Bezug auf unsere Welt bestenfalls ein stummer Zuschauer, vollkommen unfähig einzugreifen, oder eben per Definition nicht übernatürlich und damit einer kritischen Untersuchung zugänglich.
Hier wird deutlich, dass von Seiten der Theologen dieser "übernatürliche Gott" eben doch nichts weiter ist als der intellektuell unredliche Versuch, den alles andere als übernatürlichen Gott ihrer Religion gegen rationale Kritik zu immunisieren.

Auch mit einem halbwegs kritischen hypothetischen Realismus kommt diese Definition des Übernatürlichen schnell in ernsthafte Konflikte. Seit Kant wissen wir, dass wir über "die Dinge an sich" (oder auch "das Sein des Seienden") nichts wissen können. Andererseits erleben wir dass die Welten, die Menschen in ihren Köpfen konstruieren, untereinander beeindruckend ähnlich sind. Deshalb erscheint es als sinnvolle Hypothese, für diese Konstruktionen eine gemeinsame Ursache anzunehmen, und als sinnvolle Definition, diese gemeinsame Ursache "Realität" zu nennen.
Dies bedeutet aber, dass ich streng genommen von "Realität" nur in Bereichen sprechen kann, die der menschlichen Wahrnehmung (wenn auch zum Teil nur indirekt durch technische Hilfsmittel) grundsätzlich zugänglich sind. Da das "Übernatürliche" per Definition unzugänglich ist, kann es keine gemeinsame Ursache für unsere Konstruktion der Wirklichkeit geben.
Was eigentlich auch nicht verwunderlich ist, da es über diesen Bereich eben auch keine rationale Erkenntnis sondern nur wilde Spekulation geben kann.
Kann es sein, dass hinter diesem ganzen Gerede von "ontologischen Wahrheiten" einfach nur ein naiver, voraufklärerischer Begriff von Realität steckt?

Natürlich gibt es auch aufgeklärte Agnostiker (mir sind solche jedenfalls schon begegnet), die genau dies, was ich hier vertrete, als Agnostizismus bezeichnen. In diesem Sinne bin ich dann natürlich (auch) Agnostiker. Trotzdem bezeichne ich lieber als Atheist, weil ich die wirkliche Welt, die voll ist von Leuten die an irgendwelche "Götter" und "Energien" und ähnliches, glauben die sehr wohl auf diese Welt einwirken, wesentlich interessanter finde, als leeres Gerede über irgendwelche anderen Welten, zu denen ich überhaupt keine Beziehung habe(n kann).
_________________
1. Mose 6, 5-6:

Und der Mensch sah, daß die Bosheit des Gottes im Himmel groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
Und es reute den Menschen, daß er den Gott im Himmel gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein.
(leicht aktualisiert)
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Lars
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Beiträge: 240
Wohnort: Berlin

Beitrag(#239249) Verfasst am: 07.01.2005, 02:02    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Selbstverständlich kann man auch auf irrationale Weise zufällig zu einer Erkenntnis kommen, die dann deswegen nicht schlechter ist - obwohl sich auch dieser Vorgang (z.B. Kreativität) - selbst wieder rational erklären ließe.


So weit würde ich noch nicht einmal gehen. Wozu ich tatsächlich auf den wildesten auch auf völlig irrationalen Wegen kommen kann, ist eine Hypothese.

Eine Erkenntnis wrd meiner Ansicht nach aber erst daraus, wenn ich untersuche, ob ich mit dieser Hypothese überprüfbare Vorhersagen machen kann und ob sich diese Vorhersagen dann auch als wahr erweisen.

So gesehen ist es für mich geradezu die Definition einer Erkenntnis, dass sie auf rationalem Wege erlangt wurde.
(natürlich kann sie sich trotzdem später als falsch erweisen, da auch rationales Vorgehen Fehler nicht ausschließt)
_________________
1. Mose 6, 5-6:

Und der Mensch sah, daß die Bosheit des Gottes im Himmel groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
Und es reute den Menschen, daß er den Gott im Himmel gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein.
(leicht aktualisiert)


Zuletzt bearbeitet von Lars am 07.01.2005, 02:12, insgesamt einmal bearbeitet
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Lars
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Wohnort: Berlin

Beitrag(#239253) Verfasst am: 07.01.2005, 02:10    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Volker hat folgendes geschrieben:
Man kann von "außerhalb des Rahmens" allerdings sagen, dass es "inerhalb des Rahmens" bereits eine sinnlose Aussage ist.


Meine Rede seit anno LeipzigEinUndLeipzig. Nur juckt das möglicherweise existierende Wesenheiten, die sich außerhalb des Rahmens bewegen, nicht die Bohne.



Was widerum innerhalb des Rahmens sich bewegende rational denkende Wesen nicht die Bohne juckt.
_________________
1. Mose 6, 5-6:

Und der Mensch sah, daß die Bosheit des Gottes im Himmel groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
Und es reute den Menschen, daß er den Gott im Himmel gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein.
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El Schwalmo
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Beiträge: 9073

Beitrag(#239306) Verfasst am: 07.01.2005, 07:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lars,

Lars hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Volker hat folgendes geschrieben:
Man kann von "außerhalb des Rahmens" allerdings sagen, dass es "inerhalb des Rahmens" bereits eine sinnlose Aussage ist.


Meine Rede seit anno LeipzigEinUndLeipzig. Nur juckt das möglicherweise existierende Wesenheiten, die sich außerhalb des Rahmens bewegen, nicht die Bohne.



Was widerum innerhalb des Rahmens sich bewegende rational denkende Wesen nicht die Bohne juckt.


was Dein langes Posting erklärt.

Grüßle

Thomas
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#239312) Verfasst am: 07.01.2005, 08:48    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lars,

[ ... ]

Lars hat folgendes geschrieben:
Natürlich gibt es auch aufgeklärte Agnostiker (mir sind solche jedenfalls schon begegnet), die genau dies, was ich hier vertrete, als Agnostizismus bezeichnen. In diesem Sinne bin ich dann natürlich (auch) Agnostiker.


schön, dass wir uns schon mal so weit einig sind. Beachten sollte man noch, dass 'Agnostiker' keine _ontologische_, sondern eine _epistemologische_ Position ist.

Lars hat folgendes geschrieben:
Trotzdem bezeichne ich lieber als Atheist,


Solange das eine _pragmatische_ Position ist, finde ich das in Ordnung. Deshalb bezeichne ich mich ja als atheistischer (pragmatisch) Agnostiker (epistemologisch). Meine Ontologie (im Sinne von Mahner / Bunge) kommt ohne Götter aus.

Lars hat folgendes geschrieben:
weil ich die wirkliche Welt, die voll ist von Leuten die an irgendwelche "Götter" und "Energien" und ähnliches, glauben die sehr wohl auf diese Welt einwirken, wesentlich interessanter finde, als leeres Gerede über irgendwelche anderen Welten, zu denen ich überhaupt keine Beziehung habe(n kann).


Diese Aussage finde ich um Längen interessanter als das, was ich gesnippt habe. Mich wundert immer, warum Atheisten nicht die heitere Gelassenheit finden, einfach zu respektieren, dass die Grenzen der 'Welt für mich' nicht unbedingt die der 'Welt an sich' sind und dass hinter dem, was wir modellieren können, möglicherweise noch Entitäten existieren, die so gar nicht in unser Weltbild passen. Falsch ist es auf jeden Fall, diesen Eigenschaften zuzuschreiben. Auch noch so geistreiche Überlegungen _im_ Rahmen unserer Erkenntnisfähigkeit können prinzipiell daran nichts ändern.

Kampf gegen weltliche Machtansprüche, die aus der angenommenen Existenz irgendwelcher Wesenheiten abgeleitet werden, sind ein Thread. In diesem Rahmen danke ich Volker und Dir für die 'Munition', sie ist ab und an ganz nützlich. Ob solche Wesenheiten aber existieren, ein anderer. Und für Menschen, die aufgeklärt an solche glauben, sind Überlegungen wie die oben von Dir angestellten wenig überzeugend.

Grüßle

Thomas
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#239427) Verfasst am: 07.01.2005, 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

Lars hat folgendes geschrieben:
Kann es sein, dass hinter diesem ganzen Gerede von "ontologischen Wahrheiten" einfach nur ein naiver, voraufklärerischer Begriff von Realität steckt?

So sehe ich das jedenfalls.

Auch zum Rest des Postings meine Zustimmung.

gruß/step
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