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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#231182) Verfasst am: 21.12.2004, 22:12 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Falameezar hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Falameezar hat folgendes geschrieben: |
Ist das nicht ein Paradoxon? | Wenn du schon so erbsenzählerisch kommst. Ein Oxymoron. |
Deshalb ja auch meine Frage, schließlich hab ich kein Abi.  |
Was is denn das für ne Ausrede? KP hat auch kein Abi.  |
Nun, dann will ichs mal anders ausdrücken: Der Begriff "Paradoxon" schien mir in der Tat nicht ganz passend (deshalb meine Frage), einen anderen Begriff kannte ich aber nicht (egal aus welchen Gründen). Nun weiß ich, daß es dafür einen Ausdruck, nämlich "Oxymoron", was ich zuvor nicht kannte, es deshalb auch nicht verwenden konnte.
Ist es nun deutlicher geworden?
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#231193) Verfasst am: 21.12.2004, 22:26 Titel: |
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Ich wär dir schon ganz dankbar wenn du meine Frage beantworten könntest.
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#231264) Verfasst am: 21.12.2004, 23:15 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Ich wär dir schon ganz dankbar wenn du meine Frage beantworten könntest.  |
Welche? Diese...
Zitat: | Was is denn das für ne Ausrede? |
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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rabenkrähe Gast
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(#231352) Verfasst am: 22.12.2004, 04:10 Titel: |
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Optihut hat folgendes geschrieben: | rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Er ist voll verantwortlich für die Militarisierung der BRD und die Zugehörigkeit zur Nato, die damals entscheidend für den häufig am Rande des heißen befindlichen kalten Krieges war und gerade in der Mitte Europas für schwerste Unruhe sorgte.
Er ist voll verantwortlich, daß es nicht schon Anfang der 50er Jahre zu einer Wiedervereinigung eines dann neutralen Deutschlands kam. |
Na ja, als neutrales Land zwischen den Grössmächten hätte man aber nicht gut existieren können. Erstens ist man wirtschaftlich isoliert und zweitens wäre es töricht gewesen darauf zu vertrauen, dass USA und / oder Rußland so lieb sind und die eigene Neutralität anerkennen.
Insofern ist der Aufbau einer Bundeswehr als Verteidigungsarmee durchaus positiv zu bewerten, wenn es auch bedauerlich ist, dass dank Volker Rühe und ähnlichen Personen die Struktur der Verteidungsarmee aufgeweicht worden ist.
Wenn es uns heute allen schlecht gehen würde, dann könnte ich das Schimpfen auf Adenauer verstehen - aber da er aufs richtige Pferd gesetzt hat, kann ich mich nicht so ganz anschliessen. |
Gerade ein neutrales Deutschland zwischen den Blöcken hätte in meinen Augen zur Entmilitarisierung beitragen können.
Mal ganz abgesehen davon, wie pervers ich es finde, ein Land, in dem sich zwei brutale Weltkriege gerade ausgetobt hatten, wieder zum doppelten Frontstaat zu machen.
Jede, wirklich jede deutsche Familie war herbe von den Kriegen und ihren Folgen betroffen.
Da wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, mal was anderes zu probieren, als waffenstrotzende Gegenpole.
Gerade dies hat doch den kalten Krieg und damit die totale Überrüstung in der Welt angeheizt und intensiviert.
Glücklicherweise, muß wieder perverserweise angemerkt werden, hat die Totrüstung des Warschauer Paktes durch die Nato dann dazu beigetragen, daß sich der kalte Krieg ein wenig verflüchtete.
Die Waffenarsenale gibt es trotzdem unverändert.
Und es wurden falsche Signale gesetzt, wenn auch durch die Einigung in der EU und das Zusammenwachsens Europas glücklicherweise sich vieles anders entwickelte, friedlicher vor allem.
Auch was Du zur wirtschaftlichen Entwicklung schreibst, ist für mich fragwürdig. Es wäre einfach gesünder gewesen, wenn sich in Deutschland langsamer etwas entwickelt hätte. Diese regelrechte Exxplosion der Wirtschaftskraft aus dem Nichts der Nachkriegszeit in die fünf top-Industrienationen binnen nur 20 Jahren lastet heute eher, als daß sie fördert, weil nun plötzlich Verzicht und Umverteilung angesagt ist, wie stets, wenn sich etwas derart explosiv ausdehnt.
bin rabenkrähe
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#231371) Verfasst am: 22.12.2004, 08:33 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Gerade ein neutrales Deutschland zwischen den Blöcken hätte in meinen Augen zur Entmilitarisierung beitragen können.
Mal ganz abgesehen davon, wie pervers ich es finde, ein Land, in dem sich zwei brutale Weltkriege gerade ausgetobt hatten, wieder zum doppelten Frontstaat zu machen. |
Sowas funktioniert (gottseidank ) bei Miniländern wie Österreich, aber ein 80 Mio. Brocken wie Deutschland kann in einer Situation wie dem kalten Krieg IMO nur sehr schwer neutral sein. Zusehr würden (und haben) beide Seiten auf das riesige militärische und wirtschaftliche Potential geschielt (Besonders bei der "Übung" der Deutschen)...
(Große Macht bringt große Verantwortung mitsich, wie Spiderman sagen würde )
_________________ Storm by Tim Minchin
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Optihut Sir Knight
Anmeldungsdatum: 20.12.2004 Beiträge: 15
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(#231386) Verfasst am: 22.12.2004, 09:35 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Gerade ein neutrales Deutschland zwischen den Blöcken hätte in meinen Augen zur Entmilitarisierung beitragen können. |
Sicher. Nur hätte ein militärloses, neutrales Land nicht einfach so exisitieren können. Und bevor man kurzzeitig ein neutrales Land und danach ein langfristig besetztes Land ist, schliesst man sich lieber der einen oder anderen Seite an und hat dann seine Ruhe.
Wäre der kalte Krieg zu einem dritten Weltkrieg eskaliert, wären wir damit natürlich schlechter gefahren, als in Deinem Szenario als neutrales Land (was wie gesagt vermutlich geschluckt worden wäre). Da dies aber nicht der Fall war, gibt die Geschichte Adenauer Recht - gut für ihn, gut für uns.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Mal ganz abgesehen davon, wie pervers ich es finde, ein Land, in dem sich zwei brutale Weltkriege gerade ausgetobt hatten, wieder zum doppelten Frontstaat zu machen. |
Sicher, da stimme ich zu. Nur hatte man in der Angelegenheit keine Wahl. Klar wäre es schöner, wenn alle sich vertrügen. Da die Realität leider anders aussieht, braucht man eine Armee. Die Bundeswehr war damals ja nur zu Verteidigungszwecken gedacht und für diesen Zweck sind Armeen durchaus legitim.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Jede, wirklich jede deutsche Familie war herbe von den Kriegen und ihren Folgen betroffen.
Da wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, mal was anderes zu probieren, als waffenstrotzende Gegenpole. |
Man hätte auch den Morgenthau Plan probieren können. Ich für meinen Teil bin froh, dass der zugunsten von einem Deutschland als Puffer zur Sovietunion verworfen worden ist.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Gerade dies hat doch den kalten Krieg und damit die totale Überrüstung in der Welt angeheizt und intensiviert. |
Stellvertreterkriege in vorwiegend asiatischen Staaten zeichnen ein anderes Bild - das hätte auch genausogut in Europa passieren können, wenn man sich nicht hätte wehren können.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Auch was Du zur wirtschaftlichen Entwicklung schreibst, ist für mich fragwürdig. Es wäre einfach gesünder gewesen, wenn sich in Deutschland langsamer etwas entwickelt hätte. |
Mit dem Morgenthau Plan hätte sich gar nichts mehr entwickelt. Und dass Russland und Amerika so altruistisch sind einen wehrlosen, neutralen Staat einfach so vor sich hinexistieren zu lassen, halte ich immer noch für unwahrscheinlich.
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rabenkrähe Gast
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(#231860) Verfasst am: 23.12.2004, 04:23 Titel: |
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Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Gerade ein neutrales Deutschland zwischen den Blöcken hätte in meinen Augen zur Entmilitarisierung beitragen können.
Mal ganz abgesehen davon, wie pervers ich es finde, ein Land, in dem sich zwei brutale Weltkriege gerade ausgetobt hatten, wieder zum doppelten Frontstaat zu machen. |
Sowas funktioniert (gottseidank ) bei Miniländern wie Österreich, aber ein 80 Mio. Brocken wie Deutschland kann in einer Situation wie dem kalten Krieg IMO nur sehr schwer neutral sein. Zusehr würden (und haben) beide Seiten auf das riesige militärische und wirtschaftliche Potential geschielt (Besonders bei der "Übung" der Deutschen)...
(Große Macht bringt große Verantwortung mitsich, wie Spiderman sagen würde ) |
Das ist die Frage. Deutschland hat alleine schon durch seine Mittelpunktlage in Europa diverse Kriege erlitten. Eine neutrale und entmilitarisierte, international befriedete Nation in dieser Mittelpunktlage hätte schon ein friedidisierenden Prozeß auslösen können.
Ist ja letztlich nicht viel anders gelaufen, dank EG und die Auflösung des Ostblocks, allerdings mit der Kröte des reich gerüsteten Militärs.
bin rabenkrähe
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rabenkrähe Gast
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(#231863) Verfasst am: 23.12.2004, 04:34 Titel: |
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Optihut hat folgendes geschrieben: | rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Gerade ein neutrales Deutschland zwischen den Blöcken hätte in meinen Augen zur Entmilitarisierung beitragen können. |
Sicher. Nur hätte ein militärloses, neutrales Land nicht einfach so exisitieren können. Und bevor man kurzzeitig ein neutrales Land und danach ein langfristig besetztes Land ist, schliesst man sich lieber der einen oder anderen Seite an und hat dann seine Ruhe.
Wäre der kalte Krieg zu einem dritten Weltkrieg eskaliert, wären wir damit natürlich schlechter gefahren, als in Deinem Szenario als neutrales Land (was wie gesagt vermutlich geschluckt worden wäre). Da dies aber nicht der Fall war, gibt die Geschichte Adenauer Recht - gut für ihn, gut für uns.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Mal ganz abgesehen davon, wie pervers ich es finde, ein Land, in dem sich zwei brutale Weltkriege gerade ausgetobt hatten, wieder zum doppelten Frontstaat zu machen. |
Sicher, da stimme ich zu. Nur hatte man in der Angelegenheit keine Wahl. Klar wäre es schöner, wenn alle sich vertrügen. Da die Realität leider anders aussieht, braucht man eine Armee. Die Bundeswehr war damals ja nur zu Verteidigungszwecken gedacht und für diesen Zweck sind Armeen durchaus legitim.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Jede, wirklich jede deutsche Familie war herbe von den Kriegen und ihren Folgen betroffen.
Da wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, mal was anderes zu probieren, als waffenstrotzende Gegenpole. |
Man hätte auch den Morgenthau Plan probieren können. Ich für meinen Teil bin froh, dass der zugunsten von einem Deutschland als Puffer zur Sovietunion verworfen worden ist.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Gerade dies hat doch den kalten Krieg und damit die totale Überrüstung in der Welt angeheizt und intensiviert. |
Stellvertreterkriege in vorwiegend asiatischen Staaten zeichnen ein anderes Bild - das hätte auch genausogut in Europa passieren können, wenn man sich nicht hätte wehren können.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Auch was Du zur wirtschaftlichen Entwicklung schreibst, ist für mich fragwürdig. Es wäre einfach gesünder gewesen, wenn sich in Deutschland langsamer etwas entwickelt hätte. |
Mit dem Morgenthau Plan hätte sich gar nichts mehr entwickelt. Und dass Russland und Amerika so altruistisch sind einen wehrlosen, neutralen Staat einfach so vor sich hinexistieren zu lassen, halte ich immer noch für unwahrscheinlich. |
...........
Es wird ja immer wieder vergessen, daß dieser Dritte Weltkrieg aller Voraussicht nach atomar gewesen wäre, und dann wäre von Deutschland nicht mehr viel geblieben. Auch deswegen fand ich es völlig unverantwortlich, diese Möglichkeit nicht mal wirklich zu erörtern. Die Möglichkeit der Neutralität meine ich jetzt natürlich.
Die REalität ist dann auch geformt worden, weißt Du, was möglich gewesen wäre, wenn Deutschland zu einem entmilitarisierten, neutralen Staat unter internationalem Schutz geworden wäre?
Also ich hätte mich da weit sicherer gefühlt, als in diesem waffenstrotzenden Gebilde, in dem ja auch die Russen und die USA unheimlich große Arsenale bereithielten.
Asien spielte noch nicht die große Rolle, einfach weil das Weltmachtstreben Rußlands und der USA erstmal in Richtung Europa zielte, die ja zuvor am ehesten diese Weltmachtrolle gespielt hatten.
Asien und Afrika wurden noch als Entwicklungsgebiete eingestuft, die gerne ausgebeutet wurden, denen aber keinerlei Macht und Einfluß zugestanden wurde.
Der Unterschied könnte also darauf zugespitzt werden, daß in Asien und Afrika Tendenzen einer gewissen Befreiung entgegengewirkt wurde, während es im Zusammenhang mit Europa um die eigentliche Vormachtstellung in der Welt ging.
Im übrigen hatte ich in der Antwort auf Dich hinsichtlich der positiven Wertung von Adenauers in meinen Augen schrecklichem Wirken außenvor gelassen, was dieser Mensch mit seiner Machtclique gesellschaftlich angerichtet haben, indem sie namentlich der katholischen Kirche überließen, was hier laufen konnte und durfte.
Frauen durften nur mit Zustimmung ihrer Ehegatten einen Führerschein machen, sie hatten selbigen gesetzlich verankert zweimal wöchentlich beizuwohnen, Abtreibungen waren grundsätzlich kriminell, es herrschte der absolute Obrigkeitsstaat.
Nur mal angerissen, was da ablief. Und diese stringide Moral wurde von Leuten durchgesetzt, denen das Leben anderer im Zweiten Weltkrieg scheißegal gewesen war, die plötzliche Moralität hatte also reinen Machtcharakter.
bin rabenkrähe
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Optihut Sir Knight
Anmeldungsdatum: 20.12.2004 Beiträge: 15
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(#231957) Verfasst am: 23.12.2004, 13:02 Titel: |
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Rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | ........... |
Da kann ich einen draufsetzen: ............
Rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Es wird ja immer wieder vergessen, daß dieser Dritte Weltkrieg aller Voraussicht nach atomar gewesen wäre, und dann wäre von Deutschland nicht mehr viel geblieben. |
Wer vergisst das denn? Ich habe ja gesagt, dass es in dem Fall für uns schlechter gelaufen wäre - in Ordnung, das ist natürlich ein Understatement, aber dennoch eine zutreffende Aussage. Da wir aber nicht als verseuchte Glaswüste geendet sind, bleibe ich dabei dass die Geschichte Adenauer in dem Punkt Recht gibt.
Rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Auch deswegen fand ich es völlig unverantwortlich, diese Möglichkeit nicht mal wirklich zu erörtern. Die Möglichkeit der Neutralität meine ich jetzt natürlich. |
Ich unterstelle jetzt mal, dass trotz fehlender, öffentlicher Debatte die führenden Köpfe sich schon ein paar Gedanken über ihr Tun gemacht haben. Ob man von deutscher Seite aus wirklich diese Entscheidungskompetenz hatte, ist allerdings auch fraglich. Uncle Sam wird sicherlich noch jede Menge Gewicht gehabt haben, denn man darf nicht vergessen, dass erst mit der Nichtbeteiligung am Irak Krieg Deutschland eine konträre Position zu Amerika eingeschlagen hat und da liegt gut und gerne eine Spanne von 55 Jahren dazwischen.
Rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Die REalität ist dann auch geformt worden, weißt Du, was möglich gewesen wäre, wenn Deutschland zu einem entmilitarisierten, neutralen Staat unter internationalem Schutz geworden wäre?
Also ich hätte mich da weit sicherer gefühlt, als in diesem waffenstrotzenden Gebilde, in dem ja auch die Russen und die USA unheimlich große Arsenale bereithielten. |
Ich gebe Dir insofern Recht, als dass es tatsächlich sicherer ist, in einem neutralen Land zu wohnen, das keiner angreifen will, als in einem Land, was in sich geteilt, verfechter zweier, fremdbestimmter Ideologien ist.
Jedoch glaube ich einfach nicht, dass sich ein unbewaffnetes Land lange in so einer Lage halten kann und schon gar nicht, dass alle Parteien die Neutralität akzeptieren. Man braucht gar nicht tief in die Geschichte einzudringen, um zu sehen, dass andere Länder gerne vermeintlich leichte Beute anvisieren. Beispiel Nordkorea: Da die einhellige Meinung dahin geht, dass Kim Yong-Il (sp?) Atomwaffen besitzt, sagt Amerika nur "Du böser, Du! Sei mal nicht so gemein!" Saddam Hussein wurde gezwungen seine Waffenarsenale abzubauen und dann hat man dem Irak trotzdem den Krieg erklärt und das alles ausgehend von der vermeintlich grössten Demokratie der Welt.
Da kann man dreimal raten welche Wahrscheinlichkeit bestand in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts mit den bekanntlich lieben Onkeln Stalin und Truman auf einen Konsens für ein neutrales Deutschland zu kommen. Im Anschluss daran darf man sich auch noch überlegen, wie wahrscheinlich es ist, dass im Nachhinein nicht doch US Panzer zur Verteidigung des Friedens einrücken oder Russische Panzer das Land aufrollen mit einem inszenierten Grund wie es im 2. Weltkrieg mehrfach vorgemacht worden ist.
Rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Im übrigen hatte ich in der Antwort auf Dich hinsichtlich der positiven Wertung von Adenauers in meinen Augen schrecklichem Wirken außenvor gelassen, was dieser Mensch mit seiner Machtclique gesellschaftlich angerichtet haben, indem sie namentlich der katholischen Kirche überließen, was hier laufen konnte und durfte. |
Hey, wenn Du gegen die institutionalisierte Religion ins Feld ziehen willst, dann stimme ich sogar zu: Die Religion sollte Privatsache des Einzelnen sein und der Staat darf einfach nicht Partei für die eine oder andere Religion ergreifen.
Rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Frauen durften nur mit Zustimmung ihrer Ehegatten einen Führerschein machen, |
Das war mir nicht bekannt. Ich muss später mal meine Mutter fragen, wenn ich über Weihnachten zuhause bin. Soweit ich mich erinnere, hatte sie keinerlei Probleme einen Führerschein zu machen.
Rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | sie hatten selbigen gesetzlich verankert zweimal wöchentlich beizuwohnen, Abtreibungen waren grundsätzlich kriminell, es herrschte der absolute Obrigkeitsstaat.
Nur mal angerissen, was da ablief. Und diese stringide Moral wurde von Leuten durchgesetzt, denen das Leben anderer im Zweiten Weltkrieg scheißegal gewesen war, die plötzliche Moralität hatte also reinen Machtcharakter. |
Ohne solche Dinge gutzuheissen, muss ich aber darauf hinweisen, dass soetwas einfach ein Zeichen der Zeit ist. In Amerika wurden zu der Zeit, trotz Bemühungen Vorurteile und Rassismus abzubauen, schwarze Menschen noch stark diskriminiert. Das ist natürlich zu verurteilen, allerdings passieren Veränderungen nicht von heute auf Morgen. Die Leute stellen ihr Denken im allgemeinen eben nicht sprunghaft um, solche sozialen Fortschritte müssen sich kontinuierlich entwickeln.
Jetzt mit dem Wissen und unserem Weltbild von 2004 / 2005 herzugehen und zu sagen "Alles Mist, was die damals gemacht haben, es hätte alles viel besser laufen können und müssen!" ist eine Projektion in die Geschichte. Über das "können" kann man sich noch streiten, aber das "müssen" ist in Anbetracht der historischen Rahmenbedingungen höchst zweifelhaft.
Nur so am Rande: In einem früheren Posting hast Du geschrieben "Auch was Du zur wirtschaftlichen Entwicklung schreibst, ist für mich fragwürdig." Ich gehe mal davon aus, dass Du mir nichts böses unterstellen willst und hoffe umgekehrt, dass dieses "fragwürdig" eher als "zweifelhaft", also ohne die normalerweise negative Konnotation des Wortes "fragwürdig" gemeint war.
So, gleich nehme ich mal den Zug nach Hause und da ich dort kein Internet habe, müssen wir diese Diskussion aufs neue Jahr verschieben. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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rabenkrähe Gast
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(#232338) Verfasst am: 24.12.2004, 03:57 Titel: |
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Moin Sir Knight.
Bei Deiner Definition des Begriffes "fragwürdig" hast Du natürlich recht, ich meinte dagegen die Fragwürdigkeit der Auswirkungen der seinerzeitigen ökonomischen Explosion in Deutschland.
Wer heute über Wachstumsraten von einem Prozent klagt, darf ja nicht vergessen, daß damals zweistellige Wachstumsraten die Regel waren, und ein heutiges Prozent den absoluten Umfang mehrerer Nachkriegs-BSPs beinhaltet.
Wäre das Wachstum seinerzeit ein bißchen niedriger gewesen, wäre es heute aller Voraussicht nach höher und gesünder.
Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen.
Zur Neutralitätsfrage glaube ich kaum, daß uncle Sam überhaupt befragt wurde. Stalin galt als Unperson, der Kommunismus als indiskutabel, also wurden alle von dort kommenden Vorschläge umgehend in die Ablage P wie Papierkorb befördert, von Adenauer sowieso.
Entscheidend hätte doch sein müssen, daß nach den desaströsen Kriegen, die immer mehr die Zivilbevölkerung in Mittleidenschaft zogen, die immer größere Verwüstungen nach sich zogen, mal in die Köpfe hineingemußt hätte, wie Kriege verhindert werden könnten. Und gerade dafür wäre die Neutralität Deutschlands ein interessanter und sinnvoller Kurs gewesen.
Mal ganz davon abgesehen, daß es für die Eltern nach Flucht, Entbehrung, Ausbombung, Kriegsgefangenschaft, Vertreibung undundund eine absolute Zumutung war, ihre Kinder wieder zu einer Wehrmacht geben zu müssen, einer Wehrmacht, die unzähligen deutschen Familien die Männer und Kinder und noch viel mehr geraubt hatte.
Zur Führerscheinfrage empfehle ich eine Wochenschau aus dem Jahre 1957, ide zu meinen absoluten Lieblingssendungen gehört. In ihr werden Männer befragt, was sie davon hielten, wenn ihre Frauen einen Führerschein machten. Dies wurde lachend abwinkend unverständig von den Herren abgetan, es "sei doch völlig unverantwortlich, eine Frau ans Steuer zu lassen"....
Wirklich köstlich. Kaum ein anderer Film sagt mehr über die Zeit, als diese WochenschauSequenz.
bin rabenkrähe
ps. Dir natürlich auch gesunde friedliche Tage um den Jahreswechsel herum.....
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Quéribus Eretge
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 5947
Wohnort: Avaricum
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(#232418) Verfasst am: 24.12.2004, 14:31 Titel: |
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naja, meine Großmutter hatte bis 1961 ja auch "nur" Führerscheinklasse 1, dann hat sie Klasse 3 (Pkw) noch gemacht, da es etwas problematisch gewesen wäre, das gerade angekommene Enkelchen aufm Gepäckträger des Motorrollers spazierenzufahren
_________________ "He either fears his fate too much
or his deserts are small
That dares not put it to the touch
To gain or lose it all."
James Graham
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rabenkrähe Gast
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(#232697) Verfasst am: 25.12.2004, 03:40 Titel: |
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Quéribus hat folgendes geschrieben: | naja, meine Großmutter hatte bis 1961 ja auch "nur" Führerscheinklasse 1, dann hat sie Klasse 3 (Pkw) noch gemacht, da es etwas problematisch gewesen wäre, das gerade angekommene Enkelchen aufm Gepäckträger des Motorrollers spazierenzufahren  |
Es war hierzulande wirklich der erste Befreiungsschritt der Frau, den Führerschein zu beanspruchen und zu machen.
Und nicht wenige Ehen zerbrachen daran- ))))
bin rabenkrähe
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NoName registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.12.2004 Beiträge: 16
Wohnort: Niemandsland
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(#233434) Verfasst am: 26.12.2004, 22:34 Titel: Adenauer |
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Ich bin der Meinung, dass Adenauer mit seiner "Politik der Stärke" den richtigen Weg eingeschlagen hat, wurde ja später auch bestätigt.
Das nach seiner Abwahl ein neuer Weg eingeschlagen werden musste, sei mal dahingestellt aber er hatte keine andere Möglichkeit zu dieser zeit und er hat das beste aus der damaligen Situation gemacht.
Sein übergeordnetes Ziel war immer die Wiedervereinigung und alles was er getan hat sollte die Wiedervereinigung als Folge haben, auch wenn es am Anfang wiedersprüchlich aussah.
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rabenkrähe Gast
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(#233602) Verfasst am: 27.12.2004, 04:02 Titel: Re: Adenauer |
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NoName hat folgendes geschrieben: | Ich bin der Meinung, dass Adenauer mit seiner "Politik der Stärke" den richtigen Weg eingeschlagen hat, wurde ja später auch bestätigt.
Das nach seiner Abwahl ein neuer Weg eingeschlagen werden musste, sei mal dahingestellt aber er hatte keine andere Möglichkeit zu dieser zeit und er hat das beste aus der damaligen Situation gemacht.
Sein übergeordnetes Ziel war immer die Wiedervereinigung und alles was er getan hat sollte die Wiedervereinigung als Folge haben, auch wenn es am Anfang wiedersprüchlich aussah. |
Ich sehe ihn von der Geschichte widerlegt. Und daß sein Ziel die Wiedervereinigung gewesen wäre, kann ich so überhaupt nicht erkennen. Das wurde zwar als Lippenbekenntnis seinerzeit immer wieder präsentiert, aber gemacht wurde gar nichts in der Richtung.
Adenauers Politik fortgeführt, hätte nur durch eine Gewalthandlung/Krieg die deutsche Teilung aufgehoben werden können.
Nach Adenauer und der Ehrhard-Zwischenepisode herrschte ja auch allen Ebenen ein immenser Nachholbedarf.
An Deiner Meinung, der damaligen Situation gerecht geworden zu sein, ist natürlich etwas dran. Schon durch seine Förderung oberigkeitsstaatlichen Denkens. Auch seine enge Kirchenanlehnung paßte ja in die Zeit. Das vermag ich aber nicht positiv einzuordnen.
Sicher half es in der Zeit, eine Vaterfigur als Regierungschef zu haben, und was Adenauer nun wirklich gut machte, um auch mal etwas positives über ihn zu schreiben, war der Umgang mit den Westmächten, die ihm dank seiner besonderen Art zwischen Anpassung und Eigenständigkeit in diesem Sektor viele Freizügigkeiten ließen.
bin rabenkrähe
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Quéribus Eretge
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 5947
Wohnort: Avaricum
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(#234244) Verfasst am: 28.12.2004, 14:42 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Quéribus hat folgendes geschrieben: | naja, meine Großmutter hatte bis 1961 ja auch "nur" Führerscheinklasse 1, dann hat sie Klasse 3 (Pkw) noch gemacht, da es etwas problematisch gewesen wäre, das gerade angekommene Enkelchen aufm Gepäckträger des Motorrollers spazierenzufahren  |
Es war hierzulande wirklich der erste Befreiungsschritt der Frau, den Führerschein zu beanspruchen und zu machen.
Und nicht wenige Ehen zerbrachen daran- ))))
bin rabenkrähe  |
war ironisch gemeint gewesen
oder kennst du viele Großmütter mit Motorradführerschein? (das war kein 50 ccm-Rollerchen.....)
meine Oma war zu dem Zeitpunkt von meinem Großvater längst geschieden (aber nicht wegen "Führerschein: ja oder nein", sondern weil ihr der Knallkopp ein paar Hörner zuviel aufgesetzt hatte) und in zweiter Ehe verwitwet.... Allerdings war sie ohnehin nicht die Art Frau, die sich von einem (Ehe)mann groß was hätte verbieten lassen
_________________ "He either fears his fate too much
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To gain or lose it all."
James Graham
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NoName registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.12.2004 Beiträge: 16
Wohnort: Niemandsland
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(#234380) Verfasst am: 28.12.2004, 20:24 Titel: zu Rabenkrähe |
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[quote]ch sehe ihn von der Geschichte widerlegt. Und daß sein Ziel die Wiedervereinigung gewesen wäre, kann ich so überhaupt nicht erkennen. Das wurde zwar als Lippenbekenntnis seinerzeit immer wieder präsentiert, aber gemacht wurde gar nichts in der Richtung.
Zum einen hatte das GG nur einen provisorischen Charakter bekommen, damit die Wiedervereinigung nie ganz ausgeschlossen werden sollte.
Narürlich hat Adenauers Politik keine direkte Wirkung für die Wiedervereinigung , er wollte ja die SU nach der Westintegration unter Druck setzten, um Ostdeutschland zurück zu bekommen. Das erwies sich in dieser Zeit als falscher Weg und deshalb wurde er ja auch abgewählt.
Aber, nach dem Zusammensturz der SU, kam die ehemalige "Politik der Stärke" zum tragen.
Aus dieser starken Position, die die BRD durch diese Politik erhalten hatte, konnte die Wiedervereinigung erlangt werden.
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rabenkrähe Gast
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(#234577) Verfasst am: 29.12.2004, 03:39 Titel: |
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@NoName
Adenauer wurde abgewählt, weil er den CDU-/CSU-Leuten zu alt und zu eigenbrötlerisch geworden war.
Der Zusammenbruch der SU, der ohne Gorbi noch Jahrzehnte hätte ausbleiben können und dank Putin ja wieder weitgehend politisch revidiert wird, entstand durch Totrüsten und Kapitalmacht.
@Quéribus
Deine Großmutter ist mir total sympathisch- )))
bin rabenkrähe
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#235329) Verfasst am: 30.12.2004, 20:54 Titel: |
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Zitat: | Schuldige Nazis, saubere Wehrmacht
Die Strategie ist erfolgreich. 1951 stellt Bundeskanzler Konrad Adenauer im Bundestag fest: "Der Prozentsatz derjenigen, die wirklich schuldig sind, ist so außerordentlich gering, dass der Ehre der früheren deutschen Wehrmacht kein Abbruch geschieht." Schuldige Nazis, saubere Wehrmacht: Das war die Voraussetzung für eine Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. |
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NoName registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.12.2004 Beiträge: 16
Wohnort: Niemandsland
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(#235400) Verfasst am: 30.12.2004, 23:10 Titel: Adenauer |
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[quote=rabenkrähe]Adenauer wurde abgewählt, weil er den CDU-/CSU-Leuten zu alt und zu eigenbrötlerisch geworden war.
ich würde eher sagen Adenauer wurde abgewählt, weil er mit seiner Politik der Stärke bei den USA auf Ablehnung stieß. Es hatte sich nämlich eine weltpolitische Veränderung ergeben. Die USA wollte die SU nicht mehr mit Waffengewalt drohen (roll back) .
Somit war die Politik Adenauers nicht mehr zu halten und musste geändert werden.
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rabenkrähe Gast
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(#235626) Verfasst am: 31.12.2004, 03:28 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Schuldige Nazis, saubere Wehrmacht
Die Strategie ist erfolgreich. 1951 stellt Bundeskanzler Konrad Adenauer im Bundestag fest: "Der Prozentsatz derjenigen, die wirklich schuldig sind, ist so außerordentlich gering, dass der Ehre der früheren deutschen Wehrmacht kein Abbruch geschieht." Schuldige Nazis, saubere Wehrmacht: Das war die Voraussetzung für eine Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. |
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Nein, die Voraussetzung war die Zugehörigkeit zur Nato und der notgedrungene Pakt mit den USA und England, Frankreich wurde zähneknirschend in Kauf genommen.
Adenauer war sooooo ein Militärfreund gar nicht, da waren andere übler, aber er hielt sie wegen der West-Integration für erforderlich, resp. wurden von den USA und England darauf hingewirkt, daß ein deutscher "Beitrag" zu erfolgen habe.
Und die Generalabsolution für die Nazis und Wehrmacht in Deutschland diente einmal dazu, nicht alles durcheinanderzubringen und zum anderen dazu, nicht linke und kritische Kräfte an der Regierung beteiligen zu müssen.
Es wurde suggeriert, daß für die Nazi-Verbrechen einige wenige Verrückte verantwortlich gewesen seien.
bin rabenkrähe
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