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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#239645) Verfasst am: 07.01.2005, 20:52 Titel: Reaktionen von Christen auf einen religionskritischen Artikel |
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Runde zwei Jahrzehnte ist es her, dass ein religionskritischer Artikel von mir
in der Elternzeitschrift spielen und lernen veröffentlicht wurde.
Daraufhin erhielt die Redaktion eine ungewöhnlich hohe Zahl von Leserbriefen, ca. 30.
Kopien davon haben seitdem in einem Ordner von mir geschmort,
neulich bin ich wieder darauf gestoßen ...
Ein paar Zitate daraus möchte ich nun zum Besten geben:
Zitat: | Sie selbst wissen es am besten:
Sie können es überhaupt nicht verantworten, Ihre Kinder nicht im christlichen Glauben zu erziehen! |
Zitat: | Menschen ... werden durch solch einen Artikel verunsichert,
was sich auf die Erziehung ihrer Kinder negativ auswirken kann. |
Zitat: | ... sind die Kinder dieser Autorin nicht arm dran, wenn diese unendliche Kraft - die den Tod überwinden kann - ihnen vorenthalten wird? |
Zitat: | Können Sie es verantworten, Ihre Kinder von ihrem Erlöser fernzuhalten? ...
Wenn Sie aber absolut nicht umkehren wollen, so hören Sie doch wenigstens auf, derartige Artikel zu schreiben und in Zeitschriften zu veröffentlichen, die von Kindern und Jugendlichen gelesen werden. Sie verunsichern dadurch nur viele Menschen und bringen diese vielleicht noch vom richtigen Weg ab. |
Zitat: | Es ist für Sie und Ihre Kinder und für alle Menschen der einzige Weg, Versöhnung mit Gott zu finden. Das sollten Sie Ihren Kindern nicht verschweigen, auf daß Sie eines Tages (oder in der Ewigkeit) nicht von ihnen angeklagt werden. |
Zitat: | Warum bringen Sie in Ihrer Zeitschrift so einseitige Artikel? Wäre es nicht richtig und fair, dieses fundamentale Glaubensthema von einem Gläubigen behandeln zu lassen? |
Zitat: | Frau Nickel mit ihren subjektiven, unqualifizierten Äußerungen ... |
Zitat: | Soll man ihr schlampiges Recherchieren vorwerfen, gar Unterschlagung? ... Auch die Feststellung, ihr kleiner Sohn habe mit seinen Missetaten sich mitschuldig gemacht, ist völlig absurd. |
Der Fairness halber sei bemerkt, dass nur eine Minderheit der Leserbriefe von Christen
in dieser Weise den Respekt gegenüber Andersdenkenden und die Achtung ihrer Meinungsfreiheit vermissen ließen.
Eine Christin schrieb mir sogar einen sehr interessanten Brief,
aus dem sich ein intensiver Briefwechsel ergab, durch den ich viel gelernt habe;
wir stehen noch heute in lockerem Briefkontakt.
Weiterhin sei der Fairness halber zitiert, was der Urheber der zuletzt zitierten Äußerung mir schrieb,
nachdem ich ihn u. a. darauf aufmerksam gemacht hatte, dass es Kirchenlieder gibt wie:
Kirchenlied ''O Haupt voll Blut und Wunden'', Vers 4 hat folgendes geschrieben: | Nun, was du, Herr, erduldet,
ist alles meine Last;
ich hab es selbst verschuldet,
was du getragen hast. ... | Daraufhin schrieb mir der betreffende Leser
Zitat: | Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. ... Es ist nämlich so, daß Sie Recht haben, es gibt im Christentum Strömungen, die einen Gott darstellen, so daß man das Fürchten kriegen kann. Nun wäre das ja nicht weiter schlimm, und man könnte seinen Kindern gegenüber auch das rechte Wort über einen solchen Unsinn finden, wenn es sich um fehlerhafte Auslegungen der Bibel handeln würde, oder um nicht autorisierte Kommentare, doch die Lieder im Gesangbuch sind ja autorisiert. |
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
Zuletzt bearbeitet von Leony am 08.01.2005, 01:01, insgesamt einmal bearbeitet |
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#239651) Verfasst am: 07.01.2005, 20:59 Titel: |
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Der gefällt mir am besten:
Zitat: | Warum bringen Sie in Ihrer Zeitschrift so einseitige Artikel? Wäre es nicht richtig und fair, dieses fundamentale Glaubensthema von einem Gläubigen behandeln zu lassen? |
Und für den nächsten Artikel über die Lebens- und Sichtweisen von Atheisten nehmen sie dann wieder einen Gläubigen, weil der Atheist ja niemals objektiv sein kann.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#239754) Verfasst am: 08.01.2005, 00:04 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | [...] weil der Atheist ja niemals objektiv sein kann. |
Das ist natürlich richtig - aber im Gegensatz zum Christen glaubt er das i.A. wenigstens auch nicht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#239757) Verfasst am: 08.01.2005, 00:05 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | [...] weil der Atheist ja niemals objektiv sein kann. |
Das ist natürlich richtig - aber im Gegensatz zum Christen glaubt er das i.A. wenigstens auch nicht.  |
Das möchte ich nicht verallgemeinern. Ich kenne zumindest einen Atheisten, der ne Religion draus macht.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#239784) Verfasst am: 08.01.2005, 00:43 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | [...] weil der Atheist ja niemals objektiv sein kann. |
Das ist natürlich richtig - aber im Gegensatz zum Christen glaubt er das i.A. wenigstens auch nicht.  |
Das möchte ich nicht verallgemeinern. Ich kenne zumindest einen Atheisten, der ne Religion draus macht.  |
Nur einen? Also allein virtuell kenn ich schon mindestens zwei.
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#239794) Verfasst am: 08.01.2005, 01:18 Titel: |
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Noch zwei Zitate aus Leserbriefen anlässlich meines Artikels:
Zitat: | Es ist die menschliche Grundhaltung, sich von Gott zu trennen und ohne ihn zu leben.
Solch ein Leben muß in Sinn- und Ziellosigkeit enden. |
Zitat: | Der nicht an Gott gebundene Mensch ist zu allem Bösen fähig. |
Zu dem letzten Zitat fällt mir ein anderes Zitat ein, dem ich zustimmen würde:
Der amerikanische Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg hat folgendes geschrieben: | Meine persönliche Ansicht ist: Mit oder ohne Religion werden sich gute Menschen gut verhalten und schlechte Menschen werden Böses tun. Doch der Beitrag der Religion in der Geschichte war, es guten Menschen zu erlauben, Böses zu tun. |
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#239806) Verfasst am: 08.01.2005, 02:01 Titel: |
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Und jetzt noch ein paar Zitate von bekannteren Persönlichkeiten:
Der ev. Theologe Heinz Zahrnt, ''Die Sache mit Gott'', S. 89, hat folgendes geschrieben: | Mit dem Verlust seiner Beziehung zum göttlichen Du verliert der Mensch auch seine Beziehung zum menschlichen Du. |
Der kath. Theologe Hans Küng, ''Christentum und Weltreligionen'', S. 97 f, hat folgendes geschrieben: | Säkularisierung bedeutet folglich nicht notwendig ein Abgleiten in gottlosen Säkularismus |
Hervorhebung von Leony.
Selbst einem Theologen, der sich eigentlich gewöhnlich sehr um Fairness gegenüber Andersdenkenden bemüht,
rutscht es mal heraus, dass er "gottlos" als "weiter unten" ansieht.
Der Philosoph Max Horkheimer, nach Darstellung von Hans Küng, ''Existiert Gott?", S. 542, hat folgendes geschrieben: | Die Sehnsucht hingegen, daß die Wirklichkeit der Welt mit all ihrem Grauen kein Letztes sei, vereine und verbinde alle Menschen, die sich mit dem Unrecht dieser Welt nicht abfinden wollen und können: >> Gott wird so zum Gegenstand der menschlichen Sehnsucht und Ehrung ... Ein so verstandener Glaube gehört unabdingbar zu dem, was wir menschliche Kultur nennen.<< |
Der kath. Journalist Franz Alt, ''Liebe ist möglich - Die Bergpredigt im Atomzeitalter'', S. 56 hat folgendes geschrieben: | Nicht die Atomwaffen gefährden den Frieden, sondern unsere Gefühllosigkeit und Gedankenlosigkeit gegenüber den Folgen eines Atomkrieges. ... Unsere Blindheit und Ruhe im Angesicht des atomaren Spiels mit der Erde ist eine fürchterliche Gotteslästerung ... So können sich nur Menschen verhalten, die völlig haltlos, weil gottlos geworden sind. Wer seinen Fixpunkt verliert, ist verloren und schreit vergebens um Hilfe. Wir müssen zuerst unseren Fixpunkt, Gott, wiederfinden. Ohne ein neues Bewusstsein für Gott, das wir in der Bergpredigt finden, gibt es keine Rettung. |
Hervorhebung von Leony.
Die ev. Theologin Dorothee Sölle, ''lieben und arbeiten'', S. 66, hat folgendes geschrieben: | Einer von Gottes Namen - das habe ich aus dieser Geschichte *) gelernt - ist "Alles-ist-möglich!" ... Wenn ich "Alles-ist-möglich!" nicht glaube, dann bin ich tot. |
*) Gemeint ist Markus 9, angebliche Heilung eines Epileptikers, den die Jünger nicht heilen konnten, durch Jesus.
Dorothee Sölle, ''lieben und arbeiten'', S. 96-97, hat folgendes geschrieben: | "Daran können wir dochnichts machen"§ - das ist die Stimme des praktischen Atheismus. In den Vereinigten Staaten gibt es eine merkwürdige Kombination auss theoretischem idealistischem Theismus und praktischem materialistischem Atheismus. |
Na, wer jetzt nicht weiß, "wo der Feind steht" ...
Ratzinger (weiß leider nicht mehr wo) hat folgendes geschrieben: | Ein Staat, der von Gott nichts wissen will und der das Recht nur auf Mehrheitsmeinungen aufbaut, sinkt zur Räuberbande ab. |
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#239884) Verfasst am: 08.01.2005, 10:15 Titel: |
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Die Antworten zeigen mE doch nur, dass die Leute nicht wissen, was sie glauben, nicht einmal den Kern des Christentums kennen, nicht wissen, worum es geht. Jeder Evangelikale kann diese Theologie bestätigen. Auf der anderen Seite ist es durchaus zu begrüßen, wenn immer mehr Menschen diese Theologie abschreckt, doch fehlt noch die Kenntnisnahme des Umstands, dass gerade diese Theologie biblisch ist. Offensichtlich wird dies von den großen Kirchen erfolgreich schöngeredet und durch Uminterpretation geschickt verschleiert.
Zur zitierten Bibelstelle:
Römer 5,9 (Rev. Elberfelder)
Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vom Zorn gerettet werden.
Römer 5,9 (Einheitsübersetzung)
Nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden.
In der Einheitsübersetzung wird die Übersetzung 'Zorn' in der Anmerkung angegeben. Die Übersetzung 'Gericht Gottes' ist Interpretation: Soweit ich weiß, wird Zorn als Gericht verstanden.
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El Schwalmo Naturalistischer Ignostiker
Anmeldungsdatum: 06.11.2003 Beiträge: 9073
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(#239897) Verfasst am: 08.01.2005, 11:06 Titel: |
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Hi Leony,
Leony hat folgendes geschrieben: | Zu dem letzten Zitat fällt mir ein anderes Zitat ein, dem ich zustimmen würde:
Der amerikanische Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg hat folgendes geschrieben: | Meine persönliche Ansicht ist: Mit oder ohne Religion werden sich gute Menschen gut verhalten und schlechte Menschen werden Böses tun. Doch der Beitrag der Religion in der Geschichte war, es guten Menschen zu erlauben, Böses zu tun. |
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sehr schön (war lange meine SIG) fand ich auch:
Für mich ist eine der großen Errungenschaften der Wissenschaft,
daß sie es intelligenten Menschen zwar nicht unmöglich gemacht
hat, religiös zu sein. Aber sie macht es ihnen möglich, nicht
religiös zu sein. (Stephen Weinberg)
Leider ist in Deinem Link nicht das komplette Interview aus Bild der Wissenschaft abgedruckt. War auch interessant, den Begleitartikel und das Interview mit Polkinghorne zu lesen. Auch im Spektrum gab es einen Beitrag und ein Interview. Auslöser war die Wiederholung einer Untersuchung zu dem Beginn des 20. Jahrhunderts, in der untersucht wurde, wie Wissenschaftler zu Religion stehen.
Grüßle
Thomas
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birki2000 registrierter User
Anmeldungsdatum: 07.12.2004 Beiträge: 10
Wohnort: Bayern
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(#250978) Verfasst am: 28.01.2005, 00:38 Titel: |
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Ein Zitat war:
Menschen ... werden durch solch einen Artikel verunsichert,
was sich auf die Erziehung ihrer Kinder negativ auswirken kann.
Verunsichert es nicht mehr, dass es an Kirchen Blitzableiter giebt ? Ist das nicht Gotteslästerung?
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#251010) Verfasst am: 28.01.2005, 03:33 Titel: |
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birki2000 hat folgendes geschrieben: | Verunsichert es nicht mehr, dass es an Kirchen Blitzableiter giebt ? Ist das nicht Gotteslästerung? |
Nö. Auf diesen Gedanken kommen Kinder gewöhnlich nicht.
Und Erwachsene haben sich gewöhnlich von der "naiven" Auffassung getrennt,
Gott würde seine Kirchen durch Wunder beschützen.
Die würden eher sagen, Gott schütze seine Kirchen (wenn überhaupt),
indem er Menschen die erforderlichen Handlungen zur Anbringung eines Blitzableiters tun lässt.
Gläubige sind nicht besonders fit im Schlussfolgerungen-Ziehen.
All die Aspekte der Kreuzestheologie, die ich in meinem Artikel angesprochen habe,
dürften den meisten Gläubigen wohlbekannt gewesen sein (vor 20 Jahren noch mehr als heute) -
aber wie viele sind schon - wenn sie nicht mit der Nase darauf gestoßen wurden - zu den gleichen Schlussfolgerungen gelangt?
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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