Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
|
(#265759) Verfasst am: 21.02.2005, 15:33 Titel: Himmelscheibe von Nebra |
|
|
Im dem Streit um die Echtheit der 3.600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra muss jetzt das Landgericht Halle/Saale entscheiden.
Zitat: | Der Archäologie-Professor der Universität Regensburg, Peter Schauer, will erklären, dass die Scheibe eine dilettantische Fälschung ist, welche mit Hilfe von Urin, Salzsäure und einer Lötlampe innerhalb von drei Wochen hergestellt wurde. Allerdings sagte Schauer schon vor Gericht, dass er die Himmelsscheibe nie in den Händen gehalten hat.
|
Zitat: | Die Verteidigung glaubt an eine Verschwörung und sagte bereits vor Gericht, dass alle Wissenschaftler und Gutachter, die von der Echtheit der Himmelsscheibe überzeugt sind, zum Lager des Landesarchäologen Harald Meller gehören. Zuvor hatte die Verteidigung auch erklärt, dass die Himmelsscheibe besessen, zwanghaft und krank macht. Erst als ein Mediziner mit einem psychiatrischen Gutachten die Behauptung eindeutig widerlegte, lies die Verteidigung diese Behauptung fallen. |
Zitat: | Das juristische Urteil über echt oder falsch des Sensationsfundes ist für die Angeklagten wichtig - in dem Berufungsprozess stehen eine 46-jährige Frau und ein 65-jähriger Mann aus Nordrhein-Westfalen wegen Hehlerei mit der Himmelsscheibe und anderen Bronzegegenständen vor Gericht. Wenn das Gericht erklären sollte, die Himmelsscheibe sei falsch, könnte das Duo nach Auffassung der Verteidigung nicht mehr wegen Hehlerei mit einem bedeutsamen Kulturgut verurteilt werden. Allerdings hat für diesen Fall die Staatsanwaltschaft bereits eine Klage wegen Betruges im besonders schweren Fall angekündigt: Schließlich hätten dann die Angeklagten versucht, dem Landesarchäologen eine Fälschung für damals 700.000 Mark zu verkaufen. |
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
|
|
Nach oben |
|
 |
Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16342
Wohnort: Arena of Air
|
(#265999) Verfasst am: 22.02.2005, 03:11 Titel: |
|
|
1. Ob das Ding echt ist oder nicht, macht für die beiden Angeklagten also schon einen Unterschied.
2. Ist der Experte vielleicht der Auffassung, und das ist ja die gängige These, daß kulturelle Errungenschaften damals zumeist von Südosten aus nach Europa geflossen sind, was etwa ein paar Jahrtausende vorher die Landwirtschaft angeht, zur fraglichen Zeit (etwa um 1600 vdZ) aber das Design von Metallgegenständen: Skarabäen etwa, als Symbol in Ägypten geprägt, tauchen nach und nach im ganzen bronzezeitlichen Europa auf. Andererseits muß man allerdings bekunden, daß es auch einige Fundstücke aus der damaligen Zeit gibt, deren Ursprung eindeutig mittel- oder nordeuropäisch ist, und welche die Vorbilder übertreffen.
Die Ägypter dieser Zeit bilden z.B. den Sternenhimmel ab, aber abstrakt, unspezifisch. Andererseits gibt es aber auch Orte wie Stonehenge, denen ja konkrete astronomische Beobachtungen zugrundeliegen. Warum sollte es da nicht nahegelegen haben, diejenigen Elemente des Nachthimmels abzubilden, die für die konkreten Aussagen, wann etwa die Aussaat zu beginnen hatte, notwendig waren?
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
|
|
Nach oben |
|
 |
annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
|
(#266017) Verfasst am: 22.02.2005, 04:54 Titel: |
|
|
Archaeologie Online hat folgendes geschrieben: | Dass die Scheibe echt ist, haben metallurgische Untersuchungen an der TU Bergakademie Freiberg ergeben. Zum einen ist die Patina nicht künstlich hergestellt worden, sondern muss auf natürlichem Wege entstanden sein. Einen weiteren Hinweis kann ein radioaktives Zerfallsprodukt von Uran liefern: 210Pb. Bei den meisten im Altertum üblichen Metallen, wie Kupfer, Silber und Zinn, entsteht während der Verhüttung des Erzes dieses Element, wodurch die Metalle schwach radioaktiv werden.
Diese Radioaktivität kann noch bis ca. 100 Jahre nach der Verhüttung nachgewiesen werden. Im Metall der Scheibe konnte keinerlei Radioaktivität nachgewiesen werden, somit ist sie älter als hundert Jahre. Alle diese Punkte, sowie die chemische Zusammensetzung des Metalls und die Herstellungsweise reduzieren die Wahrscheinlichkeit einer modernen Fälschung gegen Null. |
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
|
|
Nach oben |
|
 |
vanitas Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.01.2005 Beiträge: 517
Wohnort: Freiberg
|
(#266020) Verfasst am: 22.02.2005, 05:06 Titel: |
|
|
Richter entscheiden nicht über die Echtheit eines Objektes. Dies tun Sachverständige und dann auch nicht mit Sicherheit sondern nur im Rahmen ihres Auftrages und ihrer Möglichkeiten (vielleicht auch ihrer bösen/guten Absichten). Da kommt schnell die Frage auf: Gönnen sich diese Gegenseitig nichts oder ist die Kritik wirklich nur rein Argumentbasiert? In Deutschland haben sich aber schon einige Sachverständige oder gleich ganze Disziplinen blamiert.
_________________ Nackt duschen widerspricht katholischer Moral.
(Generalkirchenvikariat Köln)
|
|
Nach oben |
|
 |
vanitas Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.01.2005 Beiträge: 517
Wohnort: Freiberg
|
(#266021) Verfasst am: 22.02.2005, 05:08 Titel: |
|
|
annox hat folgendes geschrieben: | Archaeologie Online hat folgendes geschrieben: | Dass die Scheibe echt ist, haben metallurgische Untersuchungen an der TU Bergakademie Freiberg ergeben. Zum einen ist die Patina nicht künstlich hergestellt worden, sondern muss auf natürlichem Wege entstanden sein. Einen weiteren Hinweis kann ein radioaktives Zerfallsprodukt von Uran liefern: 210Pb. Bei den meisten im Altertum üblichen Metallen, wie Kupfer, Silber und Zinn, entsteht während der Verhüttung des Erzes dieses Element, wodurch die Metalle schwach radioaktiv werden.
Diese Radioaktivität kann noch bis ca. 100 Jahre nach der Verhüttung nachgewiesen werden. Im Metall der Scheibe konnte keinerlei Radioaktivität nachgewiesen werden, somit ist sie älter als hundert Jahre. Alle diese Punkte, sowie die chemische Zusammensetzung des Metalls und die Herstellungsweise reduzieren die Wahrscheinlichkeit einer modernen Fälschung gegen Null. |
|
Also für die Bergakademie muss/kann ich wohl bürgen.
_________________ Nackt duschen widerspricht katholischer Moral.
(Generalkirchenvikariat Köln)
|
|
Nach oben |
|
 |
Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
|
(#268512) Verfasst am: 28.02.2005, 19:50 Titel: |
|
|
Diese Himmelsscheibe, selbst, wenn sie echt sein sollte, ist eigentlich reichlich unspektakulär und sieht billig aus. Das muß man sich nicht antun, und es ist mehr oder weniger Aufmerksamkeitsgeheische und Werbung der häßlichsten Stadt Deutschlands, die ein so großes Brimborium darüber macht...
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
|
|
Nach oben |
|
 |
Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
|
(#268892) Verfasst am: 01.03.2005, 11:01 Titel: |
|
|
Das Ding ist mE nichts als Kunstwerk, sondern als wissenschaftliches Untersuchungsobjekt interessant.
|
|
Nach oben |
|
 |
|