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Othilic Gast
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(#283889) Verfasst am: 09.04.2005, 16:41 Titel: Kindheit ohne TV |
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Wie steht Ihr dazu? Was spricht dafür, Kinder ohne TV aufwachsen zu lassen, was dagegen?
Meiner Meinung nach (ich bin ohne aufgewachsen) spricht eine ganze Menge dagegen:
1. Für Kinder ist es schlimm, "anormal" oder "anders" zu sein, nicht mitreden oder nicht mitspielen zu können, wenn Serien diskutiert oder nachgespielt werden.
2. Wenn man die Motive aus den bekanntesten Kinderserien nicht kennt, versteht man einen großen Teil der üblichen Kinder-Lebenswelt nicht, man ist ständig leicht verwirrt und wird falsch eingeschätzt. Z.B. soll ja ein großes Biene-Maja-Wandbild im Behandlungszimmer des Kinderarzts eigentlich den Kindern die Angst nehmen, weil sie sich bei dem vertrauten Bild eher zuhause fühlen. Wenn ein Kind Biene Maja aber nicht kennt, ist das Bild erstmal genauso beunruhigend und fremd wie der Arzt auch. Der Arzt hält das Kind dann fälschlich für überängstlich.
3. Genauso bei der Erwachsenen-Welt: Üblicherweise wachsen Kinder da langsam hinein, indem sie Nachrichten und Erwachsenen-Filme ab und zu mitschauen. Zunächst ohne wirklich zu verstehen, worum es geht, doch die zentralen Wörter, Namen und Bilder sind ihnen ein Begriff, genauso bekommen sie die allergravierendsten Ereignisse einfach mit. In der Schule sollen die Kinder dann langsam an das Verständnis der Erwachsenen-Welt hingeführt werden. Dabei gehen aber die Lehrer davon aus, daß die Kinder diese Welt schon kennen, ohne sie zu verstehen. Ein Kind, das ohne TV aufwächst, ist also auch in der Schule ständig leicht verwirrt und wird auf jeden Fall nicht von den Lehrern dort abgeholt, wo es steht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#283901) Verfasst am: 09.04.2005, 17:26 Titel: |
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Ich kann die von Othilic genannten Vorteile nachvollziehen. Auf der Gegenseite stehen Verblödung, Zeitverschwendung, Schock, Anpassung an den aufgezwungenen Massengeschmack (ästhetisch, moralisch, ökonomisch, politisch, religiös ...) usw.
Ein absolutes Muß ist mE die Grundinformation. Die kann durch Zeitung, Fernsehen, Gespräche, Internet usw. erfolgen. Auch schlimme Dinge des Weltgeschehens, z.B. Kriege, sollten mE früh vermittelt werden. Hier geht es darum, Kritikfähigkeit und Verständnis für die Komplexität der Welt zu schaffen und zu verhindern, daß das Kind ein naives Schaf wird.
Bei den Backfischserien, Splatterfilmchen, Spanner-TV usw. haben wir es so gehalten, daß unsere Kinder die nicht zu sehen bekamen. Daher wurde/wird bei uns nur sehr wenig ferngesehen. Oft haben wir schon überlegt, das Ding ganz abzumelden, zumal das Programm immer blöder wird. Aber alle paar Wochen kommt doch mal was, das sich lohnt, und das schauen wir dann auch.
Es ist allerdings wichtig, daß die Kinder genügend Selbstbewußtsein und social skills haben, um dennoch nicht zu Außenseitern zu werden. Nach meiner Erfahrung ist das Fernsehen dafür nicht entscheidend. Ich habe gerade nochmal alle meine 3 Kinder gefragt, keins von ihnen fühlte sich ausgestossen, weil es irgendwelche Serien, Popstars usw. nicht kannte. Ab einem gewissen Alter entscheiden sie dann sowieso selbst, was sie sehen, z.B. auf DVD oder bei Freunden.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Othilic Gast
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(#283919) Verfasst am: 09.04.2005, 18:27 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Ich kann die von Othilic genannten Vorteile nachvollziehen. Auf der Gegenseite stehen Verblödung, Zeitverschwendung, Schock,
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Ja, das spricht gegen TV oder zumindest für TV mit Kontrolle durch die Eltern.
step hat folgendes geschrieben: |
Anpassung an den aufgezwungenen Massengeschmack (ästhetisch, moralisch, ökonomisch, politisch, religiös ...) usw.
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Es ist aber wichtig, den Massengeschmack und Mainstream zu kennen. Nur dann kann man bewußt auswählen, welche Teile des Massengeschmacks man für sich beibehält und wo man davon abweicht, was IMO eine starke eigenständige Persönlichkeit ausmacht. Wenn man dagegen den Massengeschmack nicht kennt und überall aus Unkenntnis sein eigenes Süppchen kocht, dann wird man eher zum seltsamen Eigenbrötler.
step hat folgendes geschrieben: |
Ein absolutes Muß ist mE die Grundinformation. Die kann durch Zeitung, Fernsehen, Gespräche, Internet usw. erfolgen. Auch schlimme Dinge des Weltgeschehens, z.B. Kriege, sollten mE früh vermittelt werden. Hier geht es darum, Kritikfähigkeit und Verständnis für die Komplexität der Welt zu schaffen und zu verhindern, daß das Kind ein naives Schaf wird.
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Ja. Die Eltern sind auf jeden Fall ergänzend zum TV gefragt. TV allein kann niemals Kritikfähigkeit und Verständnis für die Komplexität der Welt schaffen. Aber andererseits: Gespräche können vieles nicht vermitteln. Z.B. wie die wichtigsten Politiker aussehen. Oder wie deren Stimme klingt. Oder die typischen Skylines und bekanntesten Gebäude von Metropolen. Also die gesamte Bilderwelt, auf der der Zugang zur Welt heute bei den meisten beruht (ob man das nun gutheißt oder nicht).
step hat folgendes geschrieben: |
Bei den Backfischserien, Splatterfilmchen, Spanner-TV usw. haben wir es so gehalten, daß unsere Kinder die nicht zu sehen bekamen. Daher wurde/wird bei uns nur sehr wenig ferngesehen. Oft haben wir schon überlegt, das Ding ganz abzumelden, zumal das Programm immer blöder wird.
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[OT] Wenn Ihr das Ding abmeldet, werdet Ihr lauter "nette" Briefchen von der GEZ bekommen, die Euch auch nach 10 Jahren nicht abnehmen wird, daß Ihr kein TV habt. [/OT]
step hat folgendes geschrieben: |
Es ist allerdings wichtig, daß die Kinder genügend Selbstbewußtsein und social skills haben, um dennoch nicht zu Außenseitern zu werden. Nach meiner Erfahrung ist das Fernsehen dafür nicht entscheidend. Ich habe gerade nochmal alle meine 3 Kinder gefragt, keins von ihnen fühlte sich ausgestossen, weil es irgendwelche Serien, Popstars usw. nicht kannte.
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Klingt so, als hättet Ihr das mit dem TV ganz gut hingekriegt. Meine Geschwister und ich jedenfalls waren schon damals unglücklich und haben uns ständig mit meinen Eltern herumgestritten um die Frage, ob wir nicht doch ein TV kaufen sollten. Wir Kinder haben gesiegt, aber erst als ich 16 war.
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rigor mortis true neutral
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 103
Wohnort: Wien
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(#283928) Verfasst am: 09.04.2005, 19:06 Titel: |
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Ich würde sagen, das ist wieder mal so ein goldene-Mitte-Fall.
Es gibt durchaus (wenn auch relativ selten) Beiträge bzw. Filme, die für Kinder sehenswert sind. Wenn man konsequent ist und seine Kinder nur das sehen lässt (und auch nicht jeden Tag - ja, ich weiß dass das schwierig ist) und sie dazu ermuntert sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen, dann ist das Fernsehen durchaus eine Bereicherung. Ich glaube, dass Kinder sich dadurch eher die nötige Kompetenz mit dem Medium umzugehen aneignen als wenn man's ihnen ganz verbietet (was eh nicht funktioniert, wenn die Kinder hin und wieder ihre Freunde, Großeltern etc. besuchen).
step hat folgendes geschrieben: | Es ist allerdings wichtig, daß die Kinder genügend Selbstbewußtsein und social skills haben, um dennoch nicht zu Außenseitern zu werden. Nach meiner Erfahrung ist das Fernsehen dafür nicht entscheidend. |
Ich kann step nur beipflichten. Wir hatten zwar einen Fernseher, durften aber so gut wie nie gucken und konnten daher auch nicht mitreden. War aber auch kein Problem, denn das war ja nicht das einzige Gesprächsthema.
Das hängt aber auch stark vom Umfeld ab. Wenn alle anderen Kinder den Nachmittag nur mit Fernsehen verbringen und deswegen keiner was anderes erzählt, kann man deswegen wirklich den Anschluss verlieren. Ich nehm aber nicht an, dass die Situation so oft vorkommt.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#283969) Verfasst am: 09.04.2005, 20:46 Titel: Re: Kindheit ohne TV |
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Darüber habe ich mir auch schon mal Gedanken gemacht. Ich stimme den drei Punkten zu. Fernsehentzug prädestiniert Kinder zum Außenseitertum.
Weiters halte ich es für ungerechtfertigt die eigenen fernsehophoben Ansichten fundamentalistisch auf Kinder zu übertragen. Weil man als Erwachsener eh schon alles gesehen hat, kommt man schnell zum Schluß, dass alles im Fernsehen niveaulos ist oder gar zur "Verblödung" führt.
Dabei bringt das Fernsehen den Kindern die Erwachsenenwelt näher und zwar auch die vielen subtilen und nebensächlichen Dinge, die einem Erwachsenen gar nicht auffallen. Außerdem brauchen gerade kleine Kinder möglichst viele Reize, damit im Gehirn nicht zu viele Nervenzellen zurückgebildet werden.
Das heißt natürlich nicht, dass Kinder nur vor dem Fernseher sitzen sollen. Auch Sensomotorik, also Sport und die freie Natur sowie soziale Kontakte sind wichtig. Aber bevor das Kind fadisiert in die Gegend starrt, soll es fernsehen.
Ich gehöre zu der ersten Generationen, die nicht nur mit dem Fernseher, sondern auch mit den ersten Heimcomputern großgeworden sind. Mir hat es nicht geschadet. Ich würde sogar behaupten, dass die Generation für Generation zunehmenden intellektuellen Fähigkeiten mit der enormen Zunahme an vielfältiger Information zu tun haben, die auf Kinder zukommt.
In dieser Hinsicht erwarte ich mir auch nur positives von den SMS-enden, e-Mailenden und Internet surfenden Heranwachsenden.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#283993) Verfasst am: 09.04.2005, 22:05 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Ich kann die von Othilic genannten Vorteile nachvollziehen. Auf der Gegenseite stehen Verblödung, Zeitverschwendung, Schock, Anpassung an den aufgezwungenen Massengeschmack (ästhetisch, moralisch, ökonomisch, politisch, religiös ...) usw.
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Bitte... Niemand kann so gut wie die Maus erklären, wie die Löcher in den Käse kommen. Genauer gesagt habe ich das Wissen darüber zeitgleich mit meiner Tochter erworben.
TV ist ein Medium unter vielen. Niemand würde ernsthaft sagen, dass Bücher verblöden. Es kommt eben auf die Qualität an.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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spamverdacht Mit Baseballschläger
Anmeldungsdatum: 07.12.2004 Beiträge: 181
Wohnort: Ein Wessi in Leipzig
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(#284013) Verfasst am: 09.04.2005, 22:34 Titel: |
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Die Sendung mit der Maus schau ich heute noch manchmal. Ich verlangte seinerzeit von meinem Sohn Nachrichtensendungen zu schauen und 1 Tageszeitung zu lesen.
_________________ Manager, Banker und Politiker, fast alle Lügner und Verbrecher!
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#284029) Verfasst am: 09.04.2005, 22:43 Titel: |
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spamverdacht hat folgendes geschrieben: | Die Sendung mit der Maus schau ich heute noch manchmal. Ich verlangte seinerzeit von meinem Sohn Nachrichtensendungen zu schauen und 1 Tageszeitung zu lesen. |
Und wenn er nicht möchte?
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#284030) Verfasst am: 09.04.2005, 22:45 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Ich kann die von Othilic genannten Vorteile nachvollziehen. Auf der Gegenseite stehen Verblödung, Zeitverschwendung, Schock, Anpassung an den aufgezwungenen Massengeschmack (ästhetisch, moralisch, ökonomisch, politisch, religiös ...) usw.
| Bitte... Niemand kann so gut wie die Maus erklären, wie die Löcher in den Käse kommen. Genauer gesagt habe ich das Wissen darüber zeitgleich mit meiner Tochter erworben. |
Ja, die Maus haben wir auch oft angeschaut.
Heike N. hat folgendes geschrieben: | TV ist ein Medium unter vielen. Niemand würde ernsthaft sagen, dass Bücher verblöden. Es kommt eben auf die Qualität an. |
Richtig. Ich habe ja nicht für ein Verbot plädiert, sondern nur die Vorstellung einschränken wollen, die soziale Akzeptanz hänge vom Anschauen dämlicher Serien ab, die um Werbespots herumgestrickt werden.
Zum Unterschied zwischen Büchern und TV mag ich auch nicht alles wiederholen, was schon dazu gesagt wurde.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#284093) Verfasst am: 10.04.2005, 09:01 Titel: |
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Ich halte es für verantwortungslos, wenn man Kindern nicht den richtigen Umgang mit Medien beibringt.
Die Rufe "Das xy ist schuld an mehr Gewalt, Drogen, wasauchimmer" gibts in jeder Generation, in der dann halt Comics, Negermusik, Lange Haare, PC Spiele oder eben Fernsehen in den Platzhalter gesetzt werden.
Vielwichtiger als was von den Kindren geschaut wird, ist das mit wem. Man kann Kinder nicht vor Gewalt, Pornographie und Schund "beschützen". Man darf sie mit solchen Inhalten nur nicht allein lassen und das TV als Babysitter mißbrauchen.
_________________ Storm by Tim Minchin
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#284095) Verfasst am: 10.04.2005, 09:14 Titel: |
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Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Ich halte es für verantwortungslos, wenn man Kindern nicht den richtigen Umgang mit Medien beibringt.
Die Rufe "Das xy ist schuld an mehr Gewalt, Drogen, wasauchimmer" gibts in jeder Generation, in der dann halt Comics, Negermusik, Lange Haare, PC Spiele oder eben Fernsehen in den Platzhalter gesetzt werden.
Vielwichtiger als was von den Kindren geschaut wird, ist das mit wem. Man kann Kinder nicht vor Gewalt, Pornographie und Schund "beschützen". Man darf sie mit solchen Inhalten nur nicht allein lassen und das TV als Babysitter mißbrauchen. |
Aber welche gewalttätigen, pornografischen oder einfach nur dämlichen TV-Inhalte sollte man sich mit den Kindern anschauen, damit sie mehr Medienkompetenz erhalten?
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#284096) Verfasst am: 10.04.2005, 09:26 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Ich halte es für verantwortungslos, wenn man Kindern nicht den richtigen Umgang mit Medien beibringt.
Die Rufe "Das xy ist schuld an mehr Gewalt, Drogen, wasauchimmer" gibts in jeder Generation, in der dann halt Comics, Negermusik, Lange Haare, PC Spiele oder eben Fernsehen in den Platzhalter gesetzt werden.
Vielwichtiger als was von den Kindren geschaut wird, ist das mit wem. Man kann Kinder nicht vor Gewalt, Pornographie und Schund "beschützen". Man darf sie mit solchen Inhalten nur nicht allein lassen und das TV als Babysitter mißbrauchen. |
Aber welche gewalttätigen, pornografischen oder einfach nur dämlichen TV-Inhalte sollte man sich mit den Kindern anschauen, damit sie mehr Medienkompetenz erhalten?
gruß/step |
das entscheiden sie schon selbst....wenn ein Kind nur arte und 3sat will umso besser das Hauptproblem ist IMHO das viele Kinder mit nicht-altersgerechter FernsehKost allein gelassen werden. (Mir ist klar dass dies oft soziale, wirtschaftliche, etc. Gründe hat.)
_________________ Storm by Tim Minchin
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spamverdacht Mit Baseballschläger
Anmeldungsdatum: 07.12.2004 Beiträge: 181
Wohnort: Ein Wessi in Leipzig
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(#284102) Verfasst am: 10.04.2005, 10:04 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | spamverdacht hat folgendes geschrieben: | Die Sendung mit der Maus schau ich heute noch manchmal. Ich verlangte seinerzeit von meinem Sohn Nachrichtensendungen zu schauen und 1 Tageszeitung zu lesen. |
Und wenn er nicht möchte? |
Das war ziemlich egal (er ist heute 23 J.), weil ich es so wollte. Er musste ja auch z. B. in die Schule und konnte es sich nicht aussuchen.
_________________ Manager, Banker und Politiker, fast alle Lügner und Verbrecher!
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#284191) Verfasst am: 10.04.2005, 15:34 Titel: |
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Jetzt antwortet mal ein Fernsehkind:
step hat folgendes geschrieben: | Ich kann die von Othilic genannten Vorteile nachvollziehen. Auf der Gegenseite stehen Verblödung |
Och, ob man jetzt aus dem Fernseher oder von woanders verblödet ist eigentlich schnurz.
Stimmt, man könnte auch Gameboy spielen.
AAAAAH! HILFE MAMI! EIN FERNSEHER!
So etwa?
Zitat: | Anpassung an den aufgezwungenen Massengeschmack |
Kann ich bei mir nicht wirklich bestätigen.
Wobei meine politische Gesinnung ja ist, dass sich jedes problem mit Hilfe eines gewaltigen Raumschiffs, das sich in einen Roboter verwandeln kann und Ramrod heißt lösen lassen.
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vanitas Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.01.2005 Beiträge: 517
Wohnort: Freiberg
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(#284218) Verfasst am: 10.04.2005, 16:15 Titel: |
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Also auch wenn ich den Fernseher als Informationsquelle schätze und weiß was man mit einer gezielten Programmauswahl so alles zu sehen bekommt, wenn ich einen roten Knopf hätte, der den Fernseher als der Weltgeschichte wirft, so würde meine Reaktione ganz sicher "PLONK" lauten.
_________________ Nackt duschen widerspricht katholischer Moral.
(Generalkirchenvikariat Köln)
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#284287) Verfasst am: 10.04.2005, 18:41 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Niemand würde ernsthaft sagen, dass Bücher verblöden. |
Du irrst.
Ich weiß zwar nicht mehr wo, aber ich hab mal gehört, das exakt die Argumente, die jetzt gegen Fernsehkonsum gepredigt werden, im 19. Jahrhundert gegens Bücherlesen vorgetragen wurden.
Na gut , wenn man sich die damaligen Jugendbücher so ansieht ...
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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hefe registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.01.2004 Beiträge: 113
Wohnort: Wendelstein
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(#285995) Verfasst am: 15.04.2005, 18:09 Titel: |
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Hej zusammen,
vielleicht sollte man bei Kindern bezueglich des Alters mehr differenzieren?
(oder etwas undifferenziert ausgedrueckt):
Jede Stunde vor der Medienkiste ist eine verlorene Spielstunde
(zumindest bis etwa zur Einschulung).
siehe auch:
http://home.tiscali.de/gnuevhome/html/kinderpadagogik.html
Gruesse
Herbert
_________________ "Die Skepsis breitet zu spät ihre Segnungen über uns aus, über unsere von Überzeugungen verwüsteten Gesichter" - E. M. Cioran
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Reschi registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2004 Beiträge: 3073
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(#286001) Verfasst am: 15.04.2005, 18:23 Titel: |
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rigor mortis hat folgendes geschrieben: |
step hat folgendes geschrieben: | Es ist allerdings wichtig, daß die Kinder genügend Selbstbewußtsein und social skills haben, um dennoch nicht zu Außenseitern zu werden. Nach meiner Erfahrung ist das Fernsehen dafür nicht entscheidend. |
Ich kann step nur beipflichten. Wir hatten zwar einen Fernseher, durften aber so gut wie nie gucken und konnten daher auch nicht mitreden. War aber auch kein Problem, denn das war ja nicht das einzige Gesprächsthema.
Das hängt aber auch stark vom Umfeld ab. Wenn alle anderen Kinder den Nachmittag nur mit Fernsehen verbringen und deswegen keiner was anderes erzählt, kann man deswegen wirklich den Anschluss verlieren. Ich nehm aber nicht an, dass die Situation so oft vorkommt. |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Darüber habe ich mir auch schon mal Gedanken gemacht. Ich stimme den drei Punkten zu. Fernsehentzug prädestiniert Kinder zum Außenseitertum.
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Ja, das ist eben ein Kommt-drauf-an-Fall.
Allerdings kommt der nicht so selten vor, wie du vll. denkst. Bei mir in der Unterstufe war Fernsehen eine Zeit lang wirklich ein Muss, und bei meinem kleinen Bruder auch schon.
Zitat: |
Weiters halte ich es für ungerechtfertigt die eigenen fernsehophoben Ansichten fundamentalistisch auf Kinder zu übertragen. Weil man als Erwachsener eh schon alles gesehen hat, kommt man schnell zum Schluß, dass alles im Fernsehen niveaulos ist oder gar zur "Verblödung" führt.
Dabei bringt das Fernsehen den Kindern die Erwachsenenwelt näher und zwar auch die vielen subtilen und nebensächlichen Dinge, die einem Erwachsenen gar nicht auffallen. Außerdem brauchen gerade kleine Kinder möglichst viele Reize, damit im Gehirn nicht zu viele Nervenzellen zurückgebildet werden.
Das heißt natürlich nicht, dass Kinder nur vor dem Fernseher sitzen sollen. Auch Sensomotorik, also Sport und die freie Natur sowie soziale Kontakte sind wichtig. Aber bevor das Kind fadisiert in die Gegend starrt, soll es fernsehen.
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Ja, absolute Zustimmung.
Heike N. hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Ich kann die von Othilic genannten Vorteile nachvollziehen. Auf der Gegenseite stehen Verblödung, Zeitverschwendung, Schock, Anpassung an den aufgezwungenen Massengeschmack (ästhetisch, moralisch, ökonomisch, politisch, religiös ...) usw.
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Bitte... Niemand kann so gut wie die Maus erklären, wie die Löcher in den Käse kommen. Genauer gesagt habe ich das Wissen darüber zeitgleich mit meiner Tochter erworben.
TV ist ein Medium unter vielen. Niemand würde ernsthaft sagen, dass Bücher verblöden. Es kommt eben auf die Qualität an. |
Das stimmt !
spamverdacht hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | spamverdacht hat folgendes geschrieben: | Die Sendung mit der Maus schau ich heute noch manchmal. Ich verlangte seinerzeit von meinem Sohn Nachrichtensendungen zu schauen und 1 Tageszeitung zu lesen. |
Und wenn er nicht möchte? |
Das war ziemlich egal (er ist heute 23 J.), weil ich es so wollte. Er musste ja auch z. B. in die Schule und konnte es sich nicht aussuchen. |
So ein Schwachsinn
Das einzige was dieser Zwang bewirken kann, ist dass der Gezwungene eine starke Phopie vor Tageszeitungen entwickelt.
Wie kommt man nur auf so eine bescheurte Idee seinen Sohn zum Zeitungslesen zu zwingen ?
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Kreatur registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.03.2005 Beiträge: 15
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(#286004) Verfasst am: 15.04.2005, 18:33 Titel: Re: Kindheit ohne TV |
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Othilic hat folgendes geschrieben: | Wie steht Ihr dazu? Was spricht dafür, Kinder ohne TV aufwachsen zu lassen, was dagegen?
Meiner Meinung nach (ich bin ohne aufgewachsen) spricht eine ganze Menge dagegen:
1. Für Kinder ist es schlimm, "anormal" oder "anders" zu sein, nicht mitreden oder nicht mitspielen zu können, wenn Serien diskutiert oder nachgespielt werden.
2. Wenn man die Motive aus den bekanntesten Kinderserien nicht kennt, versteht man einen großen Teil der üblichen Kinder-Lebenswelt nicht, man ist ständig leicht verwirrt und wird falsch eingeschätzt. Z.B. soll ja ein großes Biene-Maja-Wandbild im Behandlungszimmer des Kinderarzts eigentlich den Kindern die Angst nehmen, weil sie sich bei dem vertrauten Bild eher zuhause fühlen. Wenn ein Kind Biene Maja aber nicht kennt, ist das Bild erstmal genauso beunruhigend und fremd wie der Arzt auch. Der Arzt hält das Kind dann fälschlich für überängstlich.
3. Genauso bei der Erwachsenen-Welt: Üblicherweise wachsen Kinder da langsam hinein, indem sie Nachrichten und Erwachsenen-Filme ab und zu mitschauen. Zunächst ohne wirklich zu verstehen, worum es geht, doch die zentralen Wörter, Namen und Bilder sind ihnen ein Begriff, genauso bekommen sie die allergravierendsten Ereignisse einfach mit. In der Schule sollen die Kinder dann langsam an das Verständnis der Erwachsenen-Welt hingeführt werden. Dabei gehen aber die Lehrer davon aus, daß die Kinder diese Welt schon kennen, ohne sie zu verstehen. Ein Kind, das ohne TV aufwächst, ist also auch in der Schule ständig leicht verwirrt und wird auf jeden Fall nicht von den Lehrern dort abgeholt, wo es steht. |
Das ist im Grunde Jacke wie Hose.
Entweder man betrachtet die Kinder/ das Kind als eine Art Lebenswerk, oder eben nicht.
Da praktisch alle Menschen den zweiten Fall favorisieren, verblödet das Kind zwangsläufig, egal ob mit oder ohne TV.
Letztendlich müßte man, wollte man die Verblödung verhindern, auf eine abgelegene Insel ziehen (Schule die überhaupt die Verblödungsmaschine par excelence!) und sämtliche Medien der Kontrolle unterziehen!
TV lediglich über DVD und sehr begrenzt und etwa ab 3. oder 4. Lebensjahr, PC ebenfalls begrenzt und ab 8. frühestens.
Aber abgesehen davon, lädt das momentane Gesellschaftsmodell eh zur Verblödung ein, weil Eltern praktisch immer total überfordert sind... der Staat müßte die Kindererziehung übernehmen, alles andere ist Verschwendung.
Nebenbei, „Es war einmal... der Mensch“ halte ich immer noch für die beste Zeichentrickserie überhaupt.
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Reschi registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2004 Beiträge: 3073
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(#286005) Verfasst am: 15.04.2005, 18:38 Titel: Re: Kindheit ohne TV |
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Kreatur hat folgendes geschrieben: |
Das ist im Grunde Jacke wie Hose.
Entweder man betrachtet die Kinder/ das Kind als eine Art Lebenswerk, oder eben nicht.
Da praktisch alle Menschen den zweiten Fall favorisieren, verblödet das Kind zwangsläufig, egal ob mit oder ohne TV.
Letztendlich müßte man, wollte man die Verblödung verhindern, auf eine abgelegene Insel ziehen (Schule die überhaupt die Verblödungsmaschine par excelence!) und sämtliche Medien der Kontrolle unterziehen!
TV lediglich über DVD und sehr begrenzt und etwa ab 3. oder 4. Lebensjahr, PC ebenfalls begrenzt und ab 8. frühestens.
Aber abgesehen davon, lädt das momentane Gesellschaftsmodell eh zur Verblödung ein, weil Eltern praktisch immer total überfordert sind... der Staat müßte die Kindererziehung übernehmen, alles andere ist Verschwendung.
Nebenbei, „Es war einmal... der Mensch“ halte ich immer noch für die beste Zeichentrickserie überhaupt.  |
Mein Gott...
Wie verblöden die Medien denn bitte die Kinder ?
Halbwegs intelligente Kinder werden schon von selbst fähig werden zwischen Blödsinn und Gescheitem zu differenziren, wenn man ihnen eine adäquate Kritikfähigkeit beibringt
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moritura pan narrans
Anmeldungsdatum: 01.12.2003 Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin
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(#286011) Verfasst am: 15.04.2005, 19:01 Titel: |
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Zur Kritik am Lesen im 18. Jahrhundert:
Zitat: | Es wird vielmehr auch berichtet, dass durch einen verbesserten Unterricht in den Landschulen "mancher Schüler für seinen künftigen landwirtschaftlichen Beruf verloren gehen [wird]. Er wird ohne eben ausgezeichnete Anlagen zu haben, dennoch Geschmack an Leserey finden, und einst seinem Beruf die gehörige Aufmerksamkeit entziehen und nachlässig und verdrossen in der Arbeit werden... Einen Landmann vor Halbwisserey, vor Wortkram verwahren, heisst ein Wohltäter an ihm werden..." (S. 187) " |
http://biblio.unibe.ch/stub/vorl96/02/sie.html
Bei der damaligen Kritik ging es also nicht um das Risiko des Verblödens, sondern eher im Gegenteil, um das Risiko, das Bevölkerungsschichten zu schlau würden sich länger ausbeuten zu lassen.
Das ist nicht ganz dasselbe wie die heutige Kritik am Fernsehen. Gleich ist nur das Argument, das eine zu intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Medium Zeitverschwendung wäre, und zu einer Art Sucht führen könnte.
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hefe registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.01.2004 Beiträge: 113
Wohnort: Wendelstein
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(#286055) Verfasst am: 15.04.2005, 21:50 Titel: |
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http://www.beck-fritz.de/wf00018.html
_________________ "Die Skepsis breitet zu spät ihre Segnungen über uns aus, über unsere von Überzeugungen verwüsteten Gesichter" - E. M. Cioran
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Othilic Gast
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(#286066) Verfasst am: 15.04.2005, 22:23 Titel: |
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hefe hat folgendes geschrieben: | Hej zusammen,
vielleicht sollte man bei Kindern bezueglich des Alters mehr differenzieren?
(oder etwas undifferenziert ausgedrueckt):
Jede Stunde vor der Medienkiste ist eine verlorene Spielstunde
(zumindest bis etwa zur Einschulung).
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Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Eine bestimmte Zahl an Stunden vor der Medienkiste ist erforderlich, damit man nicht eine ganze Menge an Spielstunden verliert:
Wenn die anderen Kinder "Schlümpfe" oder sonstige Motive nachspielen, die man selbst nicht kennt.
Wenn im Kindergarten ein Bastelnachmittag zum Thema "wir basteln uns die Maus aus Tonpapier" stattfindet, man selbst aber die Maus nicht kennt. Man fühlt sich den ganzen Nachmittag lang unwohl, schaut sich links und rechts bei den Nachbarn ab, was die so basteln und hofft, daß keiner merkt, daß man keine Ahnung hat.
Das kann's doch wohl auch nicht sein.
Zuletzt bearbeitet von Othilic am 15.04.2005, 23:31, insgesamt einmal bearbeitet |
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#286076) Verfasst am: 15.04.2005, 22:37 Titel: |
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Othilic hat folgendes geschrieben: | hefe hat folgendes geschrieben: | Hej zusammen,
vielleicht sollte man bei Kindern bezueglich des Alters mehr differenzieren?
(oder etwas undifferenziert ausgedrueckt):
Jede Stunde vor der Medienkiste ist eine verlorene Spielstunde
(zumindest bis etwa zur Einschulung).
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Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Eine bestimmte Zahl an Stunden vor der Medienkiste ist erforderlich, damit man nicht eine ganze Menge an Spielstunden verliert:
Wenn die anderen Kinder "Schlümpfe" oder sonstige Motive nachspielen, die man selbst nicht kennt.
Wenn im Kindergarten ein Bastelnachmittag zum Thema "wir basteln uns die Maus aus Tonpapier" stattfindet, man selbst aber die Maus nicht kennt. Man fühlt sich den ganzen Nachmittag lang unwohl, schaut sich links und rechts bei den Nachbarn ab, was die so basteln und hofft, daß keiner merkt, daß man keine Ahnung hat.
Das kann's doch wohl auch nicht sein. |
Zustimmung. Die Amish People schaffen's doch auch ohne moderne Medien...
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Ich erinnere mich noch an meine Schulzeit. Da gab es plötzlich ein Sprachlabor (so neumodische Dinger mit Kopfhörern und so ). Die Eltern waren sehr skeptisch. So kann man doch nicht lernen...
Meine Oma hat seinerzeit ähnlich übers TV gedacht und später über Farbfernsehn...
Noch Ende der 80er war ich der Meinung, dass ein Computer nichts am Arbeitsplatz verloren hat und sicherlich niemals bei mir zuhause stehen würde (da war ich Mitte 20, ich hatte es halt nicht anders gelernt). Als ich dann längst einen Rechner hatte und von Internet gehört habe, dachte ich, dass das völliger Schnickschnack ist, den eh niemand braucht. Als ich bei Lidl an einem Elsa-Modem für 119 DM inkl. Zugangssoftware nicht vorbeigehen konnte ("Bin ich schon drin?") und plötzlich dann doch Internet hatte, stellte sich plötzlich heraus, welch Wissen ich mir mittels dieses Mediums aneignen konnte. Ich war völlig begeistert. Ich habe in den 5 Jahren, in dem ich Internet habe, mehr über Geschichte gelernt, als während meiner ganzen Schulzeit und Studienzeit zusammen.
Man kann natürlich grundsätzlich alles Neue verteufeln (da sind wir dann wieder bei den Amish People) oder man kann ein Medium sinnvoll nutzen. Das heißt nicht, dass die Kinder nun gleich Tele-Tubbys konsumieren müssen.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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hefe registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.01.2004 Beiträge: 113
Wohnort: Wendelstein
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(#286116) Verfasst am: 16.04.2005, 00:00 Titel: |
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Othilic hat folgendes geschrieben: | Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Eine bestimmte Zahl an Stunden vor der Medienkiste ist erforderlich, damit man nicht eine ganze Menge an Spielstunden verliert:
Z.B. Stunden, in denen die anderen Kinder "Schlümpfe" oder sonstige Motive nachspielen, die man selbst nicht kennt. |
Was haetten wir selbst gemacht (Jahrgang 1960) bis wir unseren ersten Fernsehapparat Anfang der 70er hatten? Auch ohne Robinson- oder Winnetou-Filme spielten wir die Rollen inkl. Old Shatterhand und Freitag, weil wir diese eben irgendwann mal vorgelesen bekamen (oder selbst lasen). Das tat der (Spiele-)Phantasie keinen Abbruch. Natuerlich setzt das voraus, dass die Spielpartner eine gewisse Ahnung von den Romanfiguren haben.
Warum aber MUSS man das (mit/nach)spielen, was vorgegeben wird/ist? Die "Schluempfe oder sonstige Motive" waren bei unseren drei Kids (3, 5, noch nie Spielthema (zumindest nicht, dass ich wuesste).
Wozu auch? Ich bin mir gar nicht mal sicher, ob sie die Schluempfe kennen. Die einzige Sendung, die wirklich einigermassen regelmaessig angeguckt wird ist "Welt der Wunder" (oder so aehnlich - ich gucke naemlich nicht) )
Ansonsten wird - wenn ueberhaupt - moeglichst zu Video oder DVD gegriffen. Schon alleine das Bewusstsein, den Ablauf selbst gestalten zu koennen (Pause machen, was Trinken/Essen gehen in die Kueche) oder den Film "auf Raten" anzusehen (weil heute ploetzlich schoenes Wetter ist und man raus will), Sequenzen wiederholen zu koennen, usw. usf. ist eine bedeutende Erfahrung, ja z.T. entscheidend fuer eigene differenzierende Bewertung. Fernsehen dagegen wird "aufoktroyiert", es verdammt in der Regel zu "Handlungsunfaehigkeit" (Passivitaet) waehrend der Sendung.
Othilic hat folgendes geschrieben: | Oder wenn im Kindergarten ein Bastelnachmittag zum Thema "wir basteln uns die Maus aus Tonpapier" stattfindet, man selbst aber die Maus nicht kennt.. |
War heute wieder mal selbst im (Wald-)Kindergarten der beiden Maedels. Die "Fledermausfrau" war zu Besuch und oeffnete die Nistkaesten (die haengen immer in der Naehe des Eingangs) dieser kleinen Tierchen. Nach und nach nahm sie die Tiere der Spezies "Kleiner Abendsegler" http://www.bogon-naturfoto.de/Fotogalerie/Fledermause_Spezial/Kleiner_Abendsegler/kleiner_abendsegler.html mit ihren Haenden heraus. Waehrend die Frau einiges an Wissenswertem dazu erklaerte, konnten die Kids die suessen Tierchen auch ausgiebig beruehren und ihren Lauten lauschen. Das alles dauerte mit wenigen Unterbrechungen von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr. Mmmmh... wer spielt jetzt mit meinen Maedels "Fledermaus"? Oder schneidet "Fledermaeuse aus Tonpapier"? Zu dumm aber auch, dass es kaum Kids gibt, die solche interessanten Erfahrungen machen koennen...
Die Maus - ich nehme an, gemeint ist die gleichnamige Fernsehsendung - ist vielen Kids im Waldkindergarten unbekannt. Auch werden in unserem KiGa keine paedagogischen Arbeiten mit der Sendung-mit-der-Maus angeboten. Dennoch haben die Kinder zuhause oder bei Bekannten kein "Spieledefizit" (uebrigens der 8-jaehrige auch nicht in der Schule).
Othilic hat folgendes geschrieben: | Man fühlt sich den ganzen Nachmittag lang unwohl, schaut sich links und rechts bei den Nachbarn ab, was die so basteln und hofft, daß keiner merkt, daß man keine Ahnung hat. |
Die kreative (und "soziale") Taetigkeit des Ausschneidens, Bastelns, Kleben, Zusammenstecken, Falten, etc. bedarf nicht (zwingend) eines gemeinsamen Motivs. Ich denke, wer an diese Thematik mit der Vorstellung des "Aussenseitertums" herangeht, hat verloren. Jedes Kind ist anders und ich finde, diese Verschiedenheit/ Individualitaet kann kreativ und sinnvoll gefoerdert werden.
Sorry, aber ausserdem erinnern mich solche Saetze auch immer an die (teils medialen?) Massenphaenomene Hitler, Dina oder Religion: Etwas tun, NUR weil man opportun wirken moechte!?
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Weiters halte ich es für ungerechtfertigt die eigenen fernsehophoben Ansichten fundamentalistisch auf Kinder zu übertragen. |
Wie koennte man dann Atheist, Vegetarier oder Impfktitiker sein? Und ich GLAUBE kaum, dass ein Atheist seine Kids taufen laesst oder ein Vegetarier den Kids Rindersteak zum Mittagessen serviert. Uebrigens gibt es in D etwa 1,5 Mio. "Fernsehverweigerer": http://www.geocities.com/hoefig_de/Verschiedenes/Spektrum/Fernsehgewohnheiten.html
Othilic hat folgendes geschrieben: | Das kann's doch wohl auch nicht sein. |
Vergangenes Jahr waren wir in Schweden u.a. in "Astrid Lindgrens Värld" http://www.alv.se in Vimmerby. Wir besuchten ebenso - weil sie sozusagen gleich um die Ecke lagen - die Drehorte vom "Michel aus Lönneberga" und "Die Kinder aus Bullerby". Die Kids hatten vorher noch nie einen Film von Pippi Langstrumpf, Bullerby oder Michel gesehen. Dennoch hatten sie genausoviel Spass in diesem Erlebnis-/Freizeitpark (oder an den Drehorten), wie jedes andere Kind dort auch.
Generell werden die Kids nicht von "modernen Medien" ferngehalten. Die 5-jaehrige hat http://www.philip-maus.de/start.html zu ihrer Lieblingsseite im WWW erkoren. Der 8-jaehrige http://www.dinosaurier-interesse.de
Beide gehen moderat mit dem Medium WWW um; so etwa eine halbe Stunde pro Woche. Spielen im Garten, Radtour machen, Schlitten- und Skifahren, im Wald spazieren gehen, Planetarium, Kindertheater, Dinosaurier-Gipsfiguren giessen, Kraeuter und Samen pflanzen, Ruderboot fahren, Pilze oder Stoecke sammeln, Schwimmen gehen, Eisenbahnmusseum oder Hauptbahnhof besuchen, u.v.a.m. ist fuer die Kids (zumindest noch) in der Regel tausendmal interessanter, als die Glotze.
Gruesse
Herbert
_________________ "Die Skepsis breitet zu spät ihre Segnungen über uns aus, über unsere von Überzeugungen verwüsteten Gesichter" - E. M. Cioran
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#286117) Verfasst am: 16.04.2005, 00:18 Titel: |
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hefe hat folgendes geschrieben: | Und ich GLAUBE kaum, dass ein Atheist seine Kids taufen laesst oder ein Vegetarier den Kids Rindersteak zum Mittagessen serviert. |
Du hast ja größenteils recht, aber Du verkennst die Motive. Abgesehen von den unvermeindlichen Fliegen, die man beim schnellen Radfahren in den Mund bekommt, habe ich seit gut einem Jahrzehnt keine toten Tiere mehr verdaut.
Weil ich sie einfach nicht mag. Dass ich meinem Kind eher Hühnerschnitzel und kaum Rindersteak zubereite, liegt lediglich an meiner mangelnden Kochkunst und an meinem schmalen Geldbeutel.
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moritura pan narrans
Anmeldungsdatum: 01.12.2003 Beiträge: 1358
Wohnort: Berlin
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(#286145) Verfasst am: 16.04.2005, 08:03 Titel: Fernsehverweigerer != Amish People |
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Der Meinung, das Fernsehverweigerer gleich technophobe Hinterwäldler sind, möchte ich entgegentreten.
Ich oute mich mal jetzt auch als eine der bösen, die ihren Kindern den häuslichen Zugang zum Fernsehn entzieht. Das Internet hingegen halte ich für genial und notwendig, und ermögliche meinen Kindern den Umgang damit. (Und zeige ihnen, das es noch was anderes gibt, als Musikstücke downloaden und Onlinespiele spielen)
Die Gründe gegen das Fernsehen:
1. Ich habe selber Probleme mit dem Abschalten.
2. Die im Fernsehen gezeigte Welt ist überzeichnet und ich beobachte selbst bei manchen Erwachsenen, das sie trotz gegenteiliger Behauptung diese Bilder nicht wirklich von der Realität unterscheiden können. Dies führt häufig zum Frust, und zu noch mehr Fernsehkonsum.
3. Verkürzungen, die bei jeder Informationsübertragung notwendig sind, sind bei Filmen schlechter reflektierbar als bei Texten. Beim Fernsehn kommt noch dazu, das ein mehrmaliges Betrachten einer Szene nur mit zusätzlichem technischen Aufwand möglich ist, auf Texte kann leichter verwiesen werden.
4. In filmischen Darstellungen werden immer Nebeninformationen geliefert (emotionale, durch Auswahl von Hintergrundmusik, Schnitten, Wahl des Ausschnitts, Totale, Halbtotale), die nur schwer reflektierbar sind, und auch selten reflektiert werden.
5. Ich halte mir Konflikte vom Leib. Statt jeden Tag Streit um das Fernsehprogramm, kommt etwa alle halbe Jahre die Nachfrage ob ich immer noch die Anschaffung eines Fernsehns verweigere. Eine kurze Diskussion warum, weshalb und das wars.
6. Ob und in wieweit das nur meine eigenen Beobachtungen sind, darüber kann man streiten, aber nach einem Nachmittag vor dem Fernsehen (bei Bekannten) sind meine Kinder abends unausgeglichen und reizbar. Während Nachmittage mit Freunden draussen, trotz Abarbeitung diverser Konflikte untereinander, eher dazu führen, das sie ausgeglichen wirken. Auch stundenlanges Bücherlesen führt zwar dazu, das sie dann etwas wie aus einer anderen Welt wirken, aber nicht so grundsätzlich mit sich und der Welt unzufrieden.
Seit ich keinen Fernseher mehr habe, weiß ich auch gar nicht mehr, wo ich die Zeit dafür hernehmen sollte. Wenn ich von Kollegen oder aus dem Internet entnehme, was da so angesagt ist, Big Brother, der Tod des Pabst 24h mehrere Tage und ähnliches bereue ich es nicht eine Minute.
Es gibt gute Filme und Dokumentationen, zweifelsohne. Aber im aktuellen Fernsehprogramm scheint die Häufigkeit dafür eher ab, als zuzunehmen. Und wenn, dann nehmen gute Freunde von mir sowas für mich auf, und wir schauen das dann gemeinsam bei ihnen an.
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#286167) Verfasst am: 16.04.2005, 12:51 Titel: Re: Fernsehverweigerer != Amish People |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Das heißt nicht, dass die Kinder nun gleich Tele-Tubbys konsumieren müssen. |
Teletubbies sind ein gutes Beispiel für altersgerechtes Kinderfernsehen, fördert u.a. die Sprachentwicklung. als Erwachsener ist die Sendung ohne Drogen natürlich nur begrenzt zu empfehlen
moritura hat folgendes geschrieben: | 6. Ob und in wieweit das nur meine eigenen Beobachtungen sind, darüber kann man streiten, aber nach einem Nachmittag vor dem Fernsehen (bei Bekannten) sind meine Kinder abends unausgeglichen und reizbar. |
Wen wunderts...Kasper Hauser war auch vom Sonnenlicht geblendet...
_________________ Storm by Tim Minchin
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#286229) Verfasst am: 16.04.2005, 18:42 Titel: |
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Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Negermusik |
So mit Trommeln und Affenlauten?
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#286238) Verfasst am: 16.04.2005, 19:21 Titel: Re: Fernsehverweigerer != Amish People |
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Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Das heißt nicht, dass die Kinder nun gleich Tele-Tubbys konsumieren müssen. |
Teletubbies sind ein gutes Beispiel für altersgerechtes Kinderfernsehen, fördert u.a. die Sprachentwicklung. |
Wie haben Kinder vor den Teletubbies sprechen gelernt? Ich habe mich z.B. sehr viel (und nicht in Baby-Sprache "winky-winky") mit meiner Tochter unterhalten. Zeigte sie auf einen Gegenstand, habe ich ihn benannt. Das habe ich übrigens von meiner Mutter abgeschaut, die fünf Kinder auf diese Weise gecoached hat. Mit 1 1/2 Jahren hatte meine Tochter einen recht großen Wortschatz.
Natürlich kann man ein Kind, wenn man sich mit ihm nicht intensiv beschäftigen möchte, vor die Glotze setzen.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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