Tiefenpsychologie und Religionskritik

[iuiz]

Hi,

ich bin gerade mitten in der Vorbereitung für meine mündliche Abi Prüfung (am Mittwoch), die im Fach Religion auf mich zukommt. Ich vermute, dass wir einen Text bekommen, der Tiefenpsychologie und Religionskritik verbindet. Wir haben primär Freud und Jung bei der Tiefenpsychologie betrachtet, sowie Nietzsche, Feuerbach, Freud, Marx und Camille bei der Religionskritik.

Ich bin jetzt natürlich am Überlegen, was man da noch alles zu lesen kann. Ich hoffe daher, dass ich hier noch ein paar Denkanstöße finden kann.

Ich wollte mich auf folgendes konzentrieren:

zu Freud: Es gibt eine Ähnlichkeit zwischen Zwangshandlungen (Neurosen) und Religionsausübung. "Der Name Zeremoniell bürgt mir dafür, mit dem man gewisse Zwangshandlungen belegen hat." Ein neurotisches Zeremoniell bestehe aus kleinen Verrichtungen, die bei gewissen Handlungen des Lebens in immer gleicher oder gesetzmäßig abgeänderter Weise vollzogen werden. Obwohl die Tätigkeit als bedeutungslos erscheint, sei es dem kranken nicht möglich sie zu unterlassen, da er sonst durch Angst gestraft werde.
Das Schuldbewusstsein der Zwangsneurotiker entspreche denen der Frommen, die behaupten, dass sie in ihrem Herzen arge Sünder seinen. Etc.

Marx: Das religiöse Elend ist in einem Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.
(Ich habe mir dann noch Infos zur Theodizeefrage (haben wir im Unterricht besprochen) und Anthropodizee (haben wir nicht besprochen) besorgt.)

Feuerbach: Wie der Mensch denkt, wie er gesinnt ist, so ist sein Gott: So viel Wert er Mensch hat, so viel Wert und nicht mehr hat sein Gott. Die Religion ist das kindliche Wesen der Menschheit.
Das innersubjektive Ideal des Menschen wird im Prozeß der Selbstetzweihung nach außen projeziert. Die Einbildungskraft verwandelt die Idee der Unendlichkeit des Menschen in die Vorstellung eines absolut höchsten Wesens außerhalb des Menschen.

Vorallem zu Feuerbauch haben wir ein paar (schlechte) Ansätze zum Wiederlegen seiner These(n) besprochen. Gerade da würde mich eine tiefenpsychologische betrachtung sehr intressieren.



Das sind bis jetzt die Sachen, die mir zum als Bindeglied zwischen Tiefenpsychologie und Religionskritik einfallen. Ich würde mich auch über Antworten freuen, die eigentlich nur ein Brainstorming sind. Je mehr ich zu diesem Themenkomplex lese, desto sicherer werde ich hoffentlich im Umgang damit.



Mfg,
Tim
_________________
Hinter den sieben Terror Bergen, bei den sieben Terror Zwergen....

[Evilbert]

Es gibt bei Reclam ein schmales Büchlein : Arbeitstexte für den Unterricht : Religionskritik; herausgegeben von Norbert Hoerster.

Kostete 1999 7 DM. Dabei enthalten sind auch Arbeitsvorschläge für den Unterricht, also Fragen zu den enthaltenen Texten religionskritischer Autoren (u.a. Freud, Russell, Mackie, Nowell-Smith, Ewing [nein nicht der aus Dallas sondern Alfred c. Ewing ])1

ISBN 3-15-009584-0

Die durchzuackern wäre sicherlich auch eine gute Vorbereitung; da Du Dir`s aber Dienstag erst besorgen könntest dürfte die Zeit dafür denkbar knapp werden.

[Jasomirgott]

Hast Du Ludwig Feuerbachs Buch: " Gedanken über Tod und Unsterblichkeit" gelesen? Es ist das kritische Werk von ihm wegen dem er angefeindet wurde und sich ins Privatleben zurückziehen musste.
_________________
Ich bin ein sozialer Demokrat, aber kein Sozialdemokrat!

[iuiz]

Mist, warum hab ich den Thread nicht früher gestartet? Mal gucken... Montag zur Buchhandlung, dann sollte das Dienstag da sein....Bleibt noch ein halber Tag . Aber wir haben bei uns in der Buchhandlung eine ganze Wand voll mit Reklam Büchern, evtl. ist das auch in der Schulbücherrei.


Danke für die beiden Tipps.
_________________
Hinter den sieben Terror Bergen, bei den sieben Terror Zwergen....

[Evilbert]

[iuiz]

[Leony]

Zu dem Thema fällt mir der Name des Theologen Eugen Drewermann ein,
weil ich bei ihm etwas über Archetypen (wie bei C.G. Jung?) gelesen habe.

Drewermann ist Theologe und Psychotherapeut,
nicht direkt Religionskritiker, aber recht unorthodoxer Theologe, dem von der kath. Kirche die Lehrerlaubnis entzogen wurde.

Nicht ausgeschlossen, dass ihr mit einem Text von Herrn Drewermann überrascht werdet.
_________________
Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )

[iuiz]

Oh, von dem haben wir auch ein paar Texte bekommen. Das der was zu Archetypen gesagt hat wusste ich noch nicht. Da mache ich mich dann gleich mal schlau. Danke.
_________________
Hinter den sieben Terror Bergen, bei den sieben Terror Zwergen....

[iuiz]

So, die Prüfung habe ich hinter mir. Das Thema ging dann doch noch ein wenig in eine andere Richtung, aber es war nicht unbedingt besonders schlimm.
Text 1 war ein Gedicht von Manfred Langer über Feindesliebe, Text 2.... hmmmm, das Buch hieß "Jesus für Atheisten", der Autor war irgenwas mit M. Das Gedicht war gegen Feindesliebe, der Text für eben diese. Die Aufgaben waren in etwa den Inhalt wiedergeben sowie interpretieren und auf andere theologische Feindesliebe Interpretationen beziehen. Abschließend die Texte bewerten.
Im Prüfungsgespräch kahm irgendwann die Frage, wo das Feindesliebe-Gebot eigentlich stehe. Als ich das nicht auf anhieb wusste wurde mir zuerst heiss, dann kalt und plötzlich wurde der Mund trocken. Zum glück bin einen Moment später auf "Bergpredigt" gekommen....

Naja, hätte insgesammt besser sein können, da mir nach der Prüfung noch viel eingefallen ist (wer kennt das nicht?): 8 Punkte (eine glatte drei)

Ich weiß, dass ich zu viel "gelabert" habe. Ich hab es auch nicht durchgehalten den Konjunktiv bei der Textwiedergabe zu benutzen. Genaueres weiß ich jedoch noch nicht, da ich noch kein gespräch mit der Lehrerin geführt habe, die die Prüdung geleitet hat (genau genommen hat unsere Rektorin die Prüfung geleitet, da sie den Prüfungsvorsitz übernommen hat.... (das war ein schock)).
Ich wusste leider nicht mehr, was Religionskritiker zur Bergpredigt und der Radikalisierung der 10 Gebote sagen (obwohl ich das eigentlich gelernt hatte ) und bin dann einfach mit dem guten, atlen Feuerbach gekommen. Ich vermute, dass das nicht genau auf die Frage war, aber besser als nichts. Der Letzte Satz war: "Ok danke Tim, warum Gott tod ist, können wir noch einmal in einer anderen Runde diskutieren, aber die Zeit ist dann auch um." Boah, war das eine Erlösung.
(Nietzsche habe ich eigentlich nicht erwähnt gehabt .)


Danke nochmal für die Tips, ich habe aufgrund dessen nochmal viel im Internet gelesen gehabt und konnte so z.B. noch sagen, dass der vorliegende Text typische christliche Apologetik ist. Das Wort hätte ich sonst nicht gekonnt. Ich wollte am liebsten noch was von Anthropodizee erzählen, konnte das aber leider nicht einbringen... Dabei habe ich von solchen Begriffen extra die Definition auswendig gelernt. Ist aber glaube ich auch ganz gut, dass ich das nicht verwendet habe... Ich habe ja eh schon zu viel "gelabert".


Cu,
Tim
_________________
Hinter den sieben Terror Bergen, bei den sieben Terror Zwergen....

[Evilbert]

Zum Autoren von "Jesus für Atheisten" gibt es einen erhellenden Artikel.

[iuiz]

Ja genau, das war der Autor. Liest sich eigentlich ganz locker und ist finde ich recht eingängig gewesen. Mal gucken, ob ich das Buch von ihm mal lesen werde, alleine weil es in der Prüfung war, habe ich schon einen Grund dazu. Aber erstmal werde ich mich wohl intensiv mit Feuerbach auseinandersetzen, das war von den Sachen, die wir in der Schule kennen gelernt haben mitunter das Interessanteste.
Nitzsche will ich eigentlich auch schon seid langem mal lesen, aber ich glaube irgendwie, dass ich danach depressiv werden werde . Ich hab aber hier im Forum mal einen Link zu einer Diplomarbeit zur Überwindung des Nihilissmus gefunden. Die habe ich mir runtergeladen, aber auch noch nicht gelesen.

Irgendwie scheitert bei mir immer viel an der Zeit. Abends lese ich meistens irgendwelche Romane, da ich sonst entweder nicht konzentriert genug bin, oder zu sehr aufgewühlt werde.

Ich glaube ich muss noch mal eine Liste erstellen, mit Autoren, die wir in den letzten zwei Jahren Religion behandelt haben. Ich hätte lieber "Werte und Normen" als Prüfungsfach genommen, aber hier in Niedersachsen ging das leider nicht (wird in manchen Ländern mit dem eher unbekannten Namen "Philosophie" tituliert). Daher habe ich leider viel Zeit mit Themen verbracht, die ich einfach hirnrissig fand. Am schlimmsten waren meiner Meinung nach die Sachen, die wir von "Hans Küng" behandelt haben. Diese Person hat ein absolutes Talent schwierige Sachverhalte einfach darzustellen, und trotzdem Unsinn zu schreiben. Wärend wir das gemacht haben, hat der Grundkurs Werte Normen z.B. Epikur behandelt....


Naja, das war jetzt teils etwas unzusammenhangslos, aber was solls. Das Posting ist etwas polemischer geraten, als ich es wollte :/.
_________________
Hinter den sieben Terror Bergen, bei den sieben Terror Zwergen....

[Evilbert]

[iuiz]

Nene, dass ist dann wohl schlimmer rübergekommen, als es war. Der Spruch war schon OK und wohl auch eher nett als zerstörend gemeint, da ich am ende echt langsam in Bedrängniss geraten bin. Die Lehrerin ist wirklich fair gewesen. Eigentlich muss ich sogar sagen, dass die Lehrerinn in Prüfungssituationen zu den besseren gehört, die den Schülern passieren kann, da sie a) halt wirklich zur fairen Sorte gehört und b) man in ihrem Gesicht erkennen kann, ob das gerade richtig oder falsch ist, was man von sicht gibt. Ich bin halt nicht sonderlich gut gewesen .
In den zwei Jahren Religion gab es glaube ich nur eine Arbeit, die ich ungerecht bewertet fand, und dass war von mir aber auch etwas gewagt. Da haben wir einen Text von Kant bekommen und ich habe behauptet, dass es dem Menschen nie möglich ist die Warheit mit 100%iger Sicherheit zu sagen, da er kein Modell der Wirklichkeit hat. Ich hätte das nicht mit der Heissenbergschen Unschärferelation begründen sollen. War halt etwas weit her geholt. Ausserdem habe ich in der Arbeit dann noch Rechtschreibung und Orthographie gewalt angetan.

Die Prüfungen sind wirklich auf abfragbares Wissen und nicht auf Grundsatzdiskusionen ausgelegt, d.h. es gibt eine Liste mit Dingen, die ich sagen soll (z.B. waren das sicherlich einen Klimax im Gedicht erkennen und einen Bezug zum immanenten Reich Gottes herzustellen) und je mehr man von denen abgearbeitet hat, desto besser. Ich habe noch den Protokollanten auf dem Flur getroffen und er meinte, dass die Prüfung eigentlich besser erschien, als sie war, aber dass beim Durchsehen des Protokolls dann leider aufgefallen ist, das teilweise Argumente gefehlt haben, wodurch auch richtiges leider als falsch gewertet werden musste. Jaja, mein altes Problem . Ich lese mir immer Texte durch, befasse mich mit dem Inhalt, erkenne das Fazit für mich persönlich als richtig oder falsch an, merke mir dieses und die Argumente entgleiten mir wieder.
Aber wie heisst es doch: Man muss nichts wissen, man muss nur wissen, wo es steht.


PS: Meine Bauchschmerzen sind weg, jetzt wo man die Prüfungen hinter sich hat ^^.
PPS: Danke für die Vermutung mit 15 Punkten .
_________________
Hinter den sieben Terror Bergen, bei den sieben Terror Zwergen....