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Über 4 Millionen Menschen in DE sind "funktionale" Analphabeten
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Welche Maßnahme gegen den Analphabetismus innerhalb der erwachsenen Bevölkerung wäre am sinnvollsten?
Bessere Bildung an den Grundschulen, um eine die nächste Generation voll schriftkundig zu erziehen
14%
 14%  [ 4 ]
Alphabetisierungspflicht für alle (auch Erwachsene im jedem oder fast jedem Alter)
0%
 0%  [ 0 ]
Literatur und Bibliotheken fördern
14%
 14%  [ 4 ]
Großkampange mit Lese- und Schreibkursen für alle Bedürftigen gratis zugängig
18%
 18%  [ 5 ]
Was Anderes
3%
 3%  [ 1 ]
So wie bisher
11%
 11%  [ 3 ]
Verschiedene Maßnahmen in Kombination
37%
 37%  [ 10 ]
Stimmen insgesamt : 27

Autor Nachricht
Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#316566) Verfasst am: 18.07.2005, 16:38    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Rasmus hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Ich denke aber, Analphabet kann man nur in seiner Muttersprache sein, alles andere würde ich nicht zählen.


Noch nichtmal das: Es gibt genügend Leute, deren Muttersprache asiatisch ist, die aber nur bzw. hauptsächlich Englisch lesen und schreiben.

Rasmus.

Was für eine Sprache ist denn asiatisch? zwinkern


Ich habe "asiatisch" sehr bewußt klein geschrieben, bei Dir scheint es sich da um einen Fehler zu handeln ...

Zitat:
Aber eigentlich eine gute Frage: Sind die in ihrem jeweiligen Heimatland Analphabeten?


Nein, weil auch in den Heimatländern hauptsächlich Englisch gesprochen, geschrieben und gelesen wird.

Und selbst wenn nicht:Analphabet ist, wer nicht lesen und schreiben kann. Es gibt eigentlich keinne Grund, das Konzept unnötig zu verkomplizieren, indem man da unterschiedliche Sprachen mit einbastelt, oder nach mutter- und Fremdsprache trennt.

Somit erübrigt sich auch die Frage, wer von den 4 Millionen in Deutschland nun ausländer ist: Ein Schwede der Schwedisch lesen und schreiben kann ist kein Analphabet, egal wo er sich auf der Welt rumtreiben mag.

Rasmus.
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Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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Hannibal
Freiheitskämpfer



Anmeldungsdatum: 07.11.2003
Beiträge: 5062
Wohnort: Wien

Beitrag(#316568) Verfasst am: 18.07.2005, 16:41    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:

Es gibt durchaus eine Menge Übereinstimmungen zwischen uns.

Ich habe mir nach der 10. Klasse eine neue Schule gesucht, wo ich quasi mit einer Blanko-Identität starten konnte.


Die Bedingungen in der Schule, in der ich zwischen 96 und 2000 war, waren dermaßen unerträglich, dass ich auch mit Gedanken spielte, die Schule zu wechseln. Allerdings haben mir die Lehrer immer wieder eingeredet, dass ich es in einer anderen Schule zu Nichts bringe, dass ich nur in einer Integrationsklasse überhaupt eine Chance habe (ja, klar, gerade dort, wo man wegen einem einzigen 'Fetzen' im Halbjahreszeugniss abgestuft werden konnte, sollte ich die einzige Chance meines Lebens haben, so die Lehrer Pillepalle ). Es hieß oft auch, dass es nur die Frage der Zeit sei, bis ich auf Hauptschulniveau abgestuft werde, oder aus der Schule hinausfliege. Oft drohte man mit Polizei, mit einer Schule für Schwererziehbare und zwar immer wegen dem kleinsten Schmarrn. Meine Eltern waren ihrerseits von dieser Schule überzeugt. Sie bekamen nie im vollen Umfang zu wissen, was dort tatsächlich abgeht. Die Schlägereien vor der Schule und der Psychoterror wurden von meinen Eltern nur als "normale Kinderstreitigkeiten" angesehen.

Sicher habe ich selbst auch provoziert und sinnlose Streitereien angezettelt, auch wenn wohl nicht in diesem Ausmaß. Blöd habe ich mich auf jeden Fall angestellt, insbesondere, weil ich lange Zeit immer das machte, was die Klassenschläger und Lehrer von mir wollten. In den ersten Klassen war ich in manchen Füällen sogar so ein Idiot, dass ich mit genau denselben Kerlen, die mich ein paar Tage vorher noch verprügelt und mit Müll beworfen haben, bereitwillig gegen andere Aussenseiter kooperierte. Das änderte sich erst später. Ich schähme mich trotzdem über mein jämmerliches und opportunistisches Verhalten in diesen frühen Jahren. Ich hoffe, dass ich daraus dauerhaft dazugelernt habe und auch in der Praxis nie wieder so dumm sein werde.

Vor den Rowdies hatte man dort manchmal keine Pause ruhe. Die haben sich die Aufgaben schon längst aufgeteilt und es wurde gegen manche Schüler eine systematische Treibjagd getrieben und das ging in etwa so:

Einer stellte sich am Gang und schaute, ob sich nicht ein Lehrer näherte. Ein anderer "riegelte" die Tür zum Klassenzimmer ab, damit der betroffene Schüler nicht entkommen konnte und der Rest führte mit diesem missbeliebigen Schüler eine Art Nervenkrieg. Sie gingen um ihn herum und schauten, wie sie ihn nur irgendwie ärgern konnten. Nahmen ihn seine Stifte, Bücher und sonstige Sachen weg und warfen mit ihnen umher. Sie warfen Essensreste und sonstigen Schmutz in seine Schultasche und der gleichen. Wurde der Kerl erst einmal wütend gemacht, fing der "Spaß" erst richtig an. Er wurde von den Schülern nach und nach verprügelt, während sich andere daran machten, ihm sein Bankfach "auszuräumen". Alles landete auf dem Boden.

Ist dann ein Lehrer wieder in der Nähe, gibt es ein geheimes Zeichen und die ganze Bande begibt sich wieder "brav" auf ihren Sitzplatz, während der belästigte Schüler seinen Plaz in einem desolaten Zustand vorfand. Beschweren konnte er sich dabei kaum, weil diejenigen, die das tatsächlich gemacht haben, "neutrale" Zeugen haben, die "bestätigen", dass er selbst diese Sauerei gemacht hat.

Natürlich fiel nicht jeder Lehrer darauf herein. Aber wir hatten genug solche, die so naiv waren und das wussten diese Spinner hervorrangend zu nutzen.

Die Ausschreitungen fanden nicht nur in der Pause statt, sondern auch verdeckt in der Stunde, wo mit aus Strohhalmen gemachten Blasröhren ein Mitschüler von allen Seiten beschossen wurde.

Nach der Schule gab es auch dauernd Hetzereien. Vor dem Schulbeginn gelegentlich auch. Trotzdem war jeder Schüler stets immer selbst Schuld, wenn er zu spät in die Schule kam, oder zu lange in der Pause von der Klasse wegblieb, weil er sich am Klo einsperren musste, um nicht verprügelt zu werden.

Davon waren mehrere Schüler betroffen. Auch ich. Aber es war immer so, dass die sich für längere Zeit einen Schüler aussuchten, den sie belästigten. Wenn ein anderer unter den potentiellen Zielpersonen in Ruhe gelassen wurde, dann musste er dies dadurch "erkaufen", indem er über solche Vorfälle vor den Lehrern schwieg. Erst in der dritten Klasse, also 1998/99 brach ich mein Schweigen und habe angefangen mich richtig zu wehren. In der vierten Klasse schließlich sind die meisten reifer geworden und der ärgste Rowdy ist sitzen geblieben, so dass man sich untereinander besser verstand, als in den vorigen Jahren, aber damals hatte ich einen dauerhaften Konflikt mit den Lehrern und der Direktorin, der zu meiner kleinen "Demonstration" führte.

Damals, als ich eine richtige Schreierei mit der Direktorin hatte, war ich von meinem Tun alles andere als überzeugt. Zweifel waren stets vorhanden, da insbesondere auch Leute, die "auf meiner Seite" waren, auch der Beratungslehrer mir immer von solchen Aktionen abrieten und sagten, ich solle mich den Lehrern und der Schulleiterin unterordnen. Aber im Nachhinein finde ich es Schade, nicht noch mehr Aufruhr und Unruhe in dieser Schule voller Diskriminierungen, korrumpierter Lehrer und assozialer Schüler gemacht zu haben, um endlich die selbstherrliche und vielerseits majstetisch verehrte Direktorin aufzurütteln, dass hier etwas nicht stimmt.
Es gab in dieser Schule im Laufe der Jahre sehr viele Diskriminierungen und Schikanen. Diese haben mich zwar immer wieder geärgert, aber immer wieder gelang es den Autoritäten mir zu erklären, dass es so nur "gut und gerecht" war.

Als ich "demonstrierte" und vor der Direktion kritische Plakate aufhängte, war ich einzig und allein von meinem blinden Hass gegen diese Schule angetrieben. Mein Protest richtete sich gegen die Zustände in dieser Schule. Wenn ich diesen Mist noch einmal durchstehen müsste, hätte ich weit mehr riskiert und unternommen, um diese Schule ein bisschen in Richtung fairness zu schubsen. Ich dachte eigentlich schon damals an verschiedene Protestaktionen. Zum Beispiel Flugblätter oder so ähnlich. Aber ich hatte einfach zu große Zweifel daran...
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#316583) Verfasst am: 18.07.2005, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Wygotsky!

Vielen Dank für die Buchempfehlungen!

Beste Grüße,
viator
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Malone
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Anmeldungsdatum: 02.09.2004
Beiträge: 5269

Beitrag(#316588) Verfasst am: 18.07.2005, 17:05    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Es gibt eigentlich keinne Grund, das Konzept unnötig zu verkomplizieren, indem man da unterschiedliche Sprachen mit einbastelt, oder nach mutter- und Fremdsprache trennt.

Somit erübrigt sich auch die Frage, wer von den 4 Millionen in Deutschland nun ausländer ist: Ein Schwede der Schwedisch lesen und schreiben kann ist kein Analphabet, egal wo er sich auf der Welt rumtreiben mag.

Rasmus.


Doch es gibt in diesem Thread einen Grund nach der Herkunt zu fragen. Nämlich zu klären um es sich um ein Problem der Bildungs- und Familienpolitik handelt oder ob es um Zuwanderungsgesetze geht.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#316733) Verfasst am: 18.07.2005, 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Die Bedingungen in der Schule, in der ich zwischen 96 und 2000 war, waren dermaßen unerträglich, dass ich auch mit Gedanken spielte, die Schule zu wechseln...

....noch einmal durchstehen müsste, hätte ich weit mehr riskiert und unternommen, um diese Schule ein bisschen in Richtung fairness zu schubsen. Ich dachte eigentlich schon damals an verschiedene Protestaktionen. Zum Beispiel Flugblätter oder so ähnlich. Aber ich hatte einfach zu große Zweifel daran...


Danke Kossuth. Das war sehr interessant.

Wie hätte die Schule deiner Meinung nach auf das Mobbing reagieren sollen?
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#316752) Verfasst am: 19.07.2005, 00:17    Titel: Antworten mit Zitat

Malone hat folgendes geschrieben:
Doch es gibt in diesem Thread einen Grund nach der Herkunt zu fragen. Nämlich zu klären um es sich um ein Problem der Bildungs- und Familienpolitik handelt oder ob es um Zuwanderungsgesetze geht.


Das stimmt natürlich auch wieder.
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Shadaik
evolviert



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Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#316829) Verfasst am: 19.07.2005, 11:18    Titel: Antworten mit Zitat

Malone hat folgendes geschrieben:
Rasmus hat folgendes geschrieben:
Es gibt eigentlich keinne Grund, das Konzept unnötig zu verkomplizieren, indem man da unterschiedliche Sprachen mit einbastelt, oder nach mutter- und Fremdsprache trennt.

Somit erübrigt sich auch die Frage, wer von den 4 Millionen in Deutschland nun ausländer ist: Ein Schwede der Schwedisch lesen und schreiben kann ist kein Analphabet, egal wo er sich auf der Welt rumtreiben mag.

Rasmus.


Doch es gibt in diesem Thread einen Grund nach der Herkunt zu fragen. Nämlich zu klären um es sich um ein Problem der Bildungs- und Familienpolitik handelt oder ob es um Zuwanderungsgesetze geht.

Ja.

Natürlich ist ein Schwede, der schwedisch lesen und schreiben kann kein Analphabet.

Die Frage ist aber, ob ein Schwede in Deutschland, der kein deutsch lesen oder schreiben kann in Deutschland als Analphabet gilt.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#317043) Verfasst am: 19.07.2005, 22:46    Titel: Antworten mit Zitat

Jedenfalls dürfte er im deutschen Alltag ähnliche Probleme haben wie ein Deutscher, der nie Lesen und Schreiben gelernt hat.
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Shadaik
evolviert



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Wohnort: MG

Beitrag(#317272) Verfasst am: 20.07.2005, 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Jedenfalls dürfte er im deutschen Alltag ähnliche Probleme haben wie ein Deutscher, der nie Lesen und Schreiben gelernt hat.

Also praktisch keine?
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Hannibal
Freiheitskämpfer



Anmeldungsdatum: 07.11.2003
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Beitrag(#317350) Verfasst am: 20.07.2005, 23:00    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:


Danke Kossuth. Das war sehr interessant.

Wie hätte die Schule deiner Meinung nach auf das Mobbing reagieren sollen?

Mit dieser Frage haben sich die Lehrer damals immer wieder beschäftigt.
Am Anfang setzten wir uns Stunden lang zusammen und besprachen die Konflikte bis ins Detaill. Natürlich blieben wir mit dem Unterrichtsstoff stark zurrück.
Später wechselten sich die Strategien ab. Manchmal wurde ignoriert. Einmal, das war in der zweiten (/sechste) Klasse, verkündete die Lehrerin, die unser Klassenvorstand war, dass sie ab nun, wenn sie irgendeinen Streit bemerken würde, alle Beteiligten hart bestrafen wird.

Egal, ob man aktiv Streitereien anzettelte, oder sich nur wehrte, wurde man hart bestraft. Strafen waren vielfältig. Entweder man musste seitenweise geistestötende Routinetexte abschreiben. Wenn man nicht bis zu einer bestimmten Frist fertig war, musste man sich während Unterrichtsstunden, die unter den Schülern beliebt waren zb. während des Turnunterrichts, in eine leere Kammer ganz alleine setzen und diese Sachen weiter schreiben.
Auch während einer Party, eines Ausflugs oder einer interessanten Projektwoche, musste man irgendwo alleine sitzen und Seitenweise schreiben.
In manchen Fällen wurde man zur Direktorin geschickt und massiv mit gerügt, oder gar mit einem Rausschmiss aus der Schule gedroht. Manchmal saß man mehrere Tage hintereinander den ganzen Schultag alleine in einem dunklen Raum ab. Wenn man sich nicht fügte, wurde man systematisch ausgegrenzt.
Oder aber, man musste jede Pause in anderen Räumen, oder stehend vor der Direktion verbringen.
Auch wurden die Mitschüler aufgehetzt. Zb. wurde für das Verhalten eines Schülers eine ganze Gruppe bestraft. Diese Methode war auch üblich. Oder die Lehrerin verpasste den Mitschülern eine Art Blanko-Check, zb. mit Aussagen, dass es ihr egal sein wird, wenn sie einen missbeliebigen Schüler verprügeln.
Das waren noch nicht alle Methoden.

Die Lehrer verhielten sich oft sehr naiv. Entweder wurde Stundenlang diskutiert, um einen Schuldigen zu finden, oder eine Moralpredikt gehalten.

Man hat nie versucht, den Konflikt zu schlichten, dh. einen Ausgleich zwischen Streitenden herzustellen, wo in einem kurzen Gespräch in der Pause Kompromisse geschlossen werden, sondern versuchte die Schüler quasi in "gut" und "böse" einzuteilen, was überhaupt keinen Streit schlichten konnte.

Eventuell wäre es auch gut gewesen, wenn man Schülern die Möglichkeit gegeben hätte, die Klasse zu wechseln. Es gab genug Schüler, die von der Klasse, wo ich war derart die Nase voll hatten, dass einige dieses Angebot sicher genutzt hätten.

Statt dessen meinten die Lehrer, dass ihre Klasse die beste sei und brachten so Schüler, die wo anders hinwollten, zum Schweigen.

Darüber hinaus muss man Konflikte an der Wurzel packen. Sie entstanden aus Langweile mancher Schüler. Wenn es in den Pausen sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten gegeben hätte, wären viel weniger Fetzen geflogen. Auch gibt es in der Schule Tiere, die erheblich dazu beitragen, Gewalt abzubauen.

Ich hätte noch viele andere Ideen, Konflikte auf ein Minimum zu reduzieren, die unter anderem keinen großen Aufwand gebraucht hätten.

Besonders traurig finde ich aber, dass Gewalt manchmal sogar geschürrt wurde, um "unartige" Schüler zum Schweigen zu bringen. Neben kollektiven Bestrafungen gab es auch Sachen, wo Schüler dafür gelobt wurden, dass sie sich "gewehrt" haben. Als ich einmal mitbekam, dass jemand, der mir ständig folgte und auf den Sack ging, ein solches Lob erhielt, war ich besonders wütend über die Naivität der Lehrer.

Es gab auch Schüler, die allgemein bevorzugt wurden. Die Kriterien waren einfach:

Wer bei den Lehrern schleimte, sie nicht kritisierte, in wenige Konflikte verwickelt und ein Mädchen war, wurde im allgemeinen weit besser behandelt. Ein solcher Schüler konnte sich in den Pausen frei durch die Schule bewegen, während andere sofort zusammengeschimpft worden wären und auf Schritt und Tritt bewacht wurden.

Natürlich gab es auch Lehrer, die ich noch heute sehr schätze. Sie waren objektiver, fairer und keine solchen Kontrollfreaks, wie die meisten Lehrer inclusive des Klassenvorstands.
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Shadaik
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Beitrag(#339005) Verfasst am: 03.09.2005, 14:47    Titel: Antworten mit Zitat

[provozier]
Was ist eigentlich so schlimm an ausgeprägtem funktionalen Analphabetismus (wohlgemerkt, wir sprechen hier von der Unfähigkeit, längere texte zu lesen, nicht von der vollkommenen Leseunfähigkeit)?

Schrift war doch ohnehin nur ein Kompromiss aus einer Zeit, als gesprochene Sprache noch nicht reproduzierbar war. Schrift ist gegenüber Bild- und Tonaufnahmen deutlich suboptimal.
[/provozier]
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Wygotsky
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Beiträge: 5014

Beitrag(#339044) Verfasst am: 03.09.2005, 15:33    Titel: Antworten mit Zitat

Gehe ich mal auf die Provokation ein. Smilie

Wer funktionaler Analphabet ist, hat schlechtere Chancen gesellschaftlicher Partizipation und ist größeren Risiken ausgesetzt. Am deutlichsten wird das auf dem Arbeitsmarkt. Aber auch im normalen Umgang miteinander bekommen funktionale Analphabeten oft Geringschätzung zu spüren. Zum Teil wären diese Probleme dadurch lösbar, dass wir mehr Toleranz gegenüber Analphabetismus entwickeln. Wir könnten zum Beispiel aufhören, uns lustig über die Putzfrau zu machen, die ihre Dienstanweisung nicht lesen kann, und ihr einfach kurz erklären, worum es geht. Fielen diese alltäglichen Demütigungen weg, wer weiß, vielleicht würden viele funktionale Analphabeten doch versuchen, Lesen zu lernen, die bislang aus Scham keine Hilfen annehmen.
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matthias
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Beiträge: 1386
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Beitrag(#339053) Verfasst am: 03.09.2005, 15:38    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
[provozier]Schrift ist gegenüber Bild- und Tonaufnahmen deutlich suboptimal.
[/provozier]

Suspekt
























Ist das überhaupt ernst gemeint?

Matthias
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2008 – Jahr der Mathematik
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Shadaik
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Wohnort: MG

Beitrag(#339061) Verfasst am: 03.09.2005, 15:42    Titel: Antworten mit Zitat

matthias hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
[provozier]Schrift ist gegenüber Bild- und Tonaufnahmen deutlich suboptimal.
[/provozier]

Suspekt
























Ist das überhaupt ernst gemeint?

Matthias

Ja.

Es fehlen Intonierungsmuster, Betonungen, Gesten, Gesichtsausdrücke etc., die zur gesprochenen Sprache unabdinglich dazugehören. Die Schrift muss all dies mit Kompromissen wie Kursivschrift o.ä. halbwegs ausgleichen, erreicht aber dennoch nicht die Fähigkeiten und Feinheiten gesprochener Sprache.
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Shadaik
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Beitrag(#339063) Verfasst am: 03.09.2005, 15:43    Titel: Antworten mit Zitat

Achja, nochmal zur Verdeutlichung:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
(wohlgemerkt, wir sprechen hier von der Unfähigkeit, längere texte zu lesen, nicht von der vollkommenen Leseunfähigkeit)


ich erwarte, dass die Verbreitung von Hörbüchern und audiovisuellen Medien das Lesen längerer Texte für den Durchschnittsmenschen in absehbarer Zeit überflüssig macht.
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matthias
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Beiträge: 1386
Wohnort: Rechts der Böhme

Beitrag(#339080) Verfasst am: 03.09.2005, 15:54    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Achja, nochmal zur Verdeutlichung:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
(wohlgemerkt, wir sprechen hier von der Unfähigkeit, längere texte zu lesen, nicht von der vollkommenen Leseunfähigkeit)


ich erwarte, dass die Verbreitung von Hörbüchern und audiovisuellen Medien das Lesen längerer Texte für den Durchschnittsmenschen in absehbarer Zeit überflüssig macht.

Tut mir leid, ich glaube immer noch nicht, daß Dein Einwand ernst gemeint ist.

Oder anders gefragt: Was kann denn Schrift besser, was Bild und Ton nicht so gut können?

Noch anders: Wie konsumieren wir Schrift bzw. Bilder bzw. Ton?
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Holly Blue
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Beiträge: 2684

Beitrag(#339085) Verfasst am: 03.09.2005, 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

Ich als begeistere Leserin kann das absolut nicht verstehen. Ich würde in jedem Falle ein Buch einem Hörbuch vorziehen, schlag lieber mein Buch auf statt den TV anzuschalten und verbringe damit gut 3-4 Stunden am Tag. Ich lese ungefähr 60-80 Bücher im Jahr.
Und ich finde, Schrift kann sehr viel mehr Gefühl ausdrücken als vielleicht jemand, der dir das ganze vorlabert.
Ich kann das nicht nachvollziehen, wie man das geschriebene Wort verschmähen kann...

Grüße,

Holly
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Shadaik
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Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#339578) Verfasst am: 04.09.2005, 13:45    Titel: Antworten mit Zitat

matthias hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Achja, nochmal zur Verdeutlichung:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
(wohlgemerkt, wir sprechen hier von der Unfähigkeit, längere texte zu lesen, nicht von der vollkommenen Leseunfähigkeit)


ich erwarte, dass die Verbreitung von Hörbüchern und audiovisuellen Medien das Lesen längerer Texte für den Durchschnittsmenschen in absehbarer Zeit überflüssig macht.

Tut mir leid, ich glaube immer noch nicht, daß Dein Einwand ernst gemeint ist.

Oder anders gefragt: Was kann denn Schrift besser, was Bild und Ton nicht so gut können?

Schrieb ich so unverständlich? Ich schrieb doch, dass schriftliche Übermittlung von Sprache der tonhaften oder audiovisuellen Übermittlung unterlegen ist, bin also mit dieser Aussage (auf der die Frage basiert) d'accord.
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Shadaik
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Beiträge: 26377
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Beitrag(#339579) Verfasst am: 04.09.2005, 13:47    Titel: Antworten mit Zitat

Achso, verdammte Fremdwörter: suboptimal = nicht optimal

(lat.: sub=unterhalb; optimal=bestmöglich, also weniger als das Bestmögliche)
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Shadaik
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#339582) Verfasst am: 04.09.2005, 13:51    Titel: Antworten mit Zitat

Holly Blue hat folgendes geschrieben:
Ich als begeistere Leserin kann das absolut nicht verstehen. Ich würde in jedem Falle ein Buch einem Hörbuch vorziehen, schlag lieber mein Buch auf statt den TV anzuschalten und verbringe damit gut 3-4 Stunden am Tag. Ich lese ungefähr 60-80 Bücher im Jahr.
Und ich finde, Schrift kann sehr viel mehr Gefühl ausdrücken als vielleicht jemand, der dir das ganze vorlabert.
Ich kann das nicht nachvollziehen, wie man das geschriebene Wort verschmähen kann...

Grüße,

Holly

"Vorlabern" - natürlich gibt es auch schlechte Erzähler. Und eben sehr gute. Genauso, wie es gute und schlechte Schriftstelleer gibt.

Ich verschmähe die Lesekultur als Vielschreiber und -leser ja keineswegs, denke nur, dass der (ich nenne es jetzt mal sekundäre) Analphabetismus ein Phänomen ist, das unsere mediale Zukunft sehr prägen wird.

Hat eine Kultur die technischen Möglichkeiten zur direkten Widergabe von Sprache erreicht, überlebt sich der Kompromiss "Schrift" zum großen Teil und zieht sich auf die nötigsten Bereiche (Etikettieurngen, Gesetze, Bedienungsanleitungen etc.) zurück.
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Sermon
panta rhei



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Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine

Beitrag(#1780825) Verfasst am: 06.09.2012, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Jeder fünfte Europäer kann nicht richtig lesen. Weltweit können rund 775 Millionen Jugendliche und Erwachsene nach Angaben der Unesco nicht lesen und schreiben.
_________________
"Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon) Der Typ hat so seine Macken
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Shadaik
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1780885) Verfasst am: 07.09.2012, 11:21    Titel: Antworten mit Zitat

Sermon hat folgendes geschrieben:
Jeder fünfte Europäer kann nicht richtig lesen. Weltweit können rund 775 Millionen Jugendliche und Erwachsene nach Angaben der Unesco nicht lesen und schreiben.
Meh. Mal wieder keine Definition von "Analphabetismus", aber ein paar schön plakative Zahlen. Auch, weil es SpON (und anderen) nicht gelingt, einfach die Studie zu verlinken, ohne einen Titel o.ä. ist das Googeln auch nicht grade einfach.
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