Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#341238) Verfasst am: 08.09.2005, 19:57 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Was zum Beispiel glaubst Du, würden sie installieren wollen? |
Ich schätze, unter den gefragten Eigenschaften wären zum Beispiel: Hohe Intelligenz. Kontaktfreudigkeit. Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Eindrücken und Situationen. Eine ausgeprägte Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren, um z.B. Gratifikation aufschieben zu können. Selbstbewusstsein. Ein gewisses Maß an Aggression, um sich in Konkurrenzsituationen durchsetzen zu können.
Körperliche Merkmale wären natürlich auch wichtig, nicht zuletzt, weil sie indirekt auch auf die Persönlichkeit Einfluss haben.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Nein, die Frage für mich ist folgende: Was macht Alex' Persönlichkeit aus? Wie lange kann man davon sprechen, dass er er selbst bleibt, wenn sein Gehirn verändert wird? Das Leiden der neuen Person ist zwar geringer als das der alten Person, ok, aber: Die alte Person existiert nach einer (größeren) Gehirnmanipulation nicht mehr, sie wurde sozusagen getötet. |
Ich bin heute auch nicht mehr derjenige, der ich mit 4, mit 10 oder mit 20 Jahren war. Meine Identität besteht nicht darin, dass ich im Kern derselbe geblieben in, sondern darin, dass es eine zusammenhängende Geschichte gibt, die von demjenigen, der ich früher war, zu demjenigen führt, der ich heute bin. Eine größere Gehirnmanipulation würde daran nichts ändern. Wenn ich morgen einen schweren Autounfall hätte, bei dem ich Gehirnblutungen erlitte, könnte sich meine Persönlichkeit verändern. Einerseits, durch die direkten Veränderungen im Gehirn, z.B. wenn Hirngewebe abstirbt. Andererseits durch die traumatische Erfahrung des Unfalls selbst. Trotzdem würde ich nicht als tot gelten.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Deswegen empfinde ich den Begriff "heilen" in diesem Zusammenhang als sehr problematisch. Die einzige Möglichkeit für Alex, er selbst zu bleiben und sein Leiden zu verhindern, wäre es, selber einzusehen, dass seine Gelüste und sein Handeln ungünstig sind. |
Vielleicht könnte man Alex Gehirn so manipulieren, dass er es danach einsieht. Ist es fair, dass er es alleine schaffen muss und sonst zahlreicher Freiheitsrechte beraubt wird?
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
|
(#341240) Verfasst am: 08.09.2005, 20:01 Titel: |
|
|
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Deswegen empfinde ich den Begriff "heilen" in diesem Zusammenhang als sehr problematisch. Die einzige Möglichkeit für Alex, er selbst zu bleiben und sein Leiden zu verhindern, wäre es, selber einzusehen, dass seine Gelüste und sein Handeln ungünstig sind. |
Vielleicht könnte man Alex Gehirn so manipulieren, dass er es danach einsieht. Ist es fair, dass er es alleine schaffen muss und sonst zahlreicher Freiheitsrechte beraubt wird? |
Die Frage ist auch, ob das Gehirn tatsächlich unfähig ist, es 'einzusehen'. Das Gehirn ist durchaus zu "Vielem" fähig, aber eben nicht zu "Allem"...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#341244) Verfasst am: 08.09.2005, 20:10 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Die Frage ist auch, ob das Gehirn tatsächlich unfähig ist, es 'einzusehen'. Das Gehirn ist durchaus zu "Vielem" fähig, aber eben nicht zu "Allem"... |
Es könnte auch sein, dass Alex zu dieser Einsicht zwar prinzipiell fähig ist, dass sie ihm aber ungleich schwerer fällt als anderen Menschen. Vielleicht käme ein gehbehinderter Opa bei äußerster Anstrengung auch ohne Hochbahnsteig in den Zug. Für mich stellt sich die Frage: Muss Alex da alleine durch, nur weil er prinzipiell dazu in der Lage sein müsste?
|
|
Nach oben |
|
 |
Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
|
(#341245) Verfasst am: 08.09.2005, 20:11 Titel: |
|
|
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Muss Alex da alleine durch, nur weil er prinzipiell dazu in der Lage sein müsste? |
Alleine kommt er da sicher nicht durch. Aber man muss überlegen, wie man ihm am Besten hilft...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
|
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#341247) Verfasst am: 08.09.2005, 20:25 Titel: |
|
|
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Alleine kommt er da sicher nicht durch. Aber man muss überlegen, wie man ihm am Besten hilft... |
Ich bin ja genau wie AgentProvocateur dagegen, dass menschliches Verhalten durch direkte Eingriffe ins Gehirn gegen den Willen der Betroffenen reguliert wird. Selbst wenn die Betroffenen zustimmen, finde ich das problematisch, weil ich mich frage, ob die Bedingungen, unter denen die Abwägung getroffen wurde, fair sind. Zum Beispiel bei Kindern, die unter einer Aufmerksamkeitsstörung leiden und deshalb Ritalin einnehmen sollen. Wenn die vor die Wahl zwischen Medikament und Schulversagen gestellt werden, wundert es mich nicht, wenn sie das Medikament wählen. Entscheidend wäre hier für mich, was meist nicht zur Wahl gestellt wird, z.B. intensivere Betreuung und individuelle Hilfen.
Ich finde es trotzdem interessant hier einmal pro Gehirnmanipulation zu argumentieren, weil das zu überraschenden Ergebnissen führt. Zum Beispiel scheint AgentProvocateur einen ganz anderen Begriff von Person zu haben als ich. Er scheint deswegen auch sein Selbst anders zu konzeptualisieren als ich, und das finde ich sehr interessant.
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#341268) Verfasst am: 08.09.2005, 21:28 Titel: |
|
|
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Nein, die Frage für mich ist folgende: Was macht Alex' Persönlichkeit aus? Wie lange kann man davon sprechen, dass er er selbst bleibt, wenn sein Gehirn verändert wird? Das Leiden der neuen Person ist zwar geringer als das der alten Person, ok, aber: Die alte Person existiert nach einer (größeren) Gehirnmanipulation nicht mehr, sie wurde sozusagen getötet. |
Ich bin heute auch nicht mehr derjenige, der ich mit 4, mit 10 oder mit 20 Jahren war. Meine Identität besteht nicht darin, dass ich im Kern derselbe geblieben in, sondern darin, dass es eine zusammenhängende Geschichte gibt, die von demjenigen, der ich früher war, zu demjenigen führt, der ich heute bin. |
Ja, das sehe ich auch so.
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Eine größere Gehirnmanipulation würde daran nichts ändern. |
Das genau ist die Frage. Ich glaube, dass bei einer Gehirnmanipulation immer die Gefahr besteht, dass die Persönlichkeit so stark verändern wird, dass eine gänzlich andere Person entsteht. Deine "zusammenhängende Geschichte" bekommt auf jeden Fall einen Bruch.
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Wenn ich morgen einen schweren Autounfall hätte, bei dem ich Gehirnblutungen erlitte, könnte sich meine Persönlichkeit verändern. Einerseits, durch die direkten Veränderungen im Gehirn, z.B. wenn Hirngewebe abstirbt. Andererseits durch die traumatische Erfahrung des Unfalls selbst. Trotzdem würde ich nicht als tot gelten. |
Wenn Du bei dem Unfall Dein Gedächtnis komplett verlierst (was, glaube ich, schon vorgekommen ist), dann kommt das dem Sterben der Persönlichkeit schon sehr nahe.
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Deswegen empfinde ich den Begriff "heilen" in diesem Zusammenhang als sehr problematisch. Die einzige Möglichkeit für Alex, er selbst zu bleiben und sein Leiden zu verhindern, wäre es, selber einzusehen, dass seine Gelüste und sein Handeln ungünstig sind. |
Vielleicht könnte man Alex Gehirn so manipulieren, dass er es danach einsieht. Ist es fair, dass er es alleine schaffen muss und sonst zahlreicher Freiheitsrechte beraubt wird? |
Ja, das ist fair und es ist in meiner Sicht auch die einzige Möglichkeit, die Integrität seiner Person zu gewährleisten. (Alleine schaffen muss er es nicht, Hilfe sollte natürlich schon angeboten werden.)
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Was zum Beispiel glaubst Du, würden sie installieren wollen? |
Ich schätze, unter den gefragten Eigenschaften wären zum Beispiel: Hohe Intelligenz. Kontaktfreudigkeit. Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Eindrücken und Situationen. Eine ausgeprägte Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren, um z.B. Gratifikation aufschieben zu können. Selbstbewusstsein. Ein gewisses Maß an Aggression, um sich in Konkurrenzsituationen durchsetzen zu können.
Körperliche Merkmale wären natürlich auch wichtig, nicht zuletzt, weil sie indirekt auch auf die Persönlichkeit Einfluss haben. |
Bei den von Dir genannten Eigenschaften muss ich an den Film "Einer flog übers Kuckucksnest" denken. Die Person, die Jack Nicolson spielte, hatte genau diese Eigenschaften, die Du als positiv hervorkehrst; im Film wurden aber eben diese Eigenschaften als negativ eingestuft, weil sie den gewohnten Ablauf in der Anstalt störten. Mit einem kleinen Eingriff in sein Gehirn wurde er dann passend gemacht. Übrig blieb sein Körper und alles, was seine Person ausgemacht hatte, war tot.
Du wirst wieder einwenden, dass eine Lobotomie nicht dasselbe ist, wie ein neurologischer Eingriff. Zugegeben. Ich bin einfach sehr pessimistisch, was die (künftigen) Möglichkeiten der direkten neurologischen Einflussnahme auf das Gehirn betrifft. Die Verstärkung einer bestimmten Eigenschaft bedeutet gleichzeitig immer die Abschwächung einer anderen Eigenschaft und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Auswirkungen dessen abschätzbar sein werden.
|
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#341338) Verfasst am: 09.09.2005, 06:57 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Bei den von Dir genannten Eigenschaften muss ich an den Film "Einer flog übers Kuckucksnest" denken. Die Person, die Jack Nicolson spielte, hatte genau diese Eigenschaften, die Du als positiv hervorkehrst; im Film wurden aber eben diese Eigenschaften als negativ eingestuft, weil sie den gewohnten Ablauf in der Anstalt störten. |
Dieser Typ hatte unzureichende Impulskontrolle und eine bedauernswert geringe Fähigkeit, Gratifikation aufzuschieben. Sonst hätte er sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Mit einem kleinen Eingriff in sein Gehirn wurde er dann passend gemacht. |
Der Eingriff machte es ihm unmöglich, jemals wieder am normalen gesellschaftlichen Leben zu partizipieren.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Du wirst wieder einwenden, dass eine Lobotomie nicht dasselbe ist, wie ein neurologischer Eingriff. |
Es ist kein Beispiel für das, was step vorschwebt.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Zugegeben. Ich bin einfach sehr pessimistisch, was die (künftigen) Möglichkeiten der direkten neurologischen Einflussnahme auf das Gehirn betrifft. |
Wenn man annimmt, dass es technisch ohnehin nicht möglich wird, braucht man auch nicht die Folgen einer ethischen Bewertung zu unterziehen. Ich bin da pessimistischer als du und befürchte, dass vieles machbar werden könnte.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Die Verstärkung einer bestimmten Eigenschaft bedeutet gleichzeitig immer die Abschwächung einer anderen Eigenschaft und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Auswirkungen dessen abschätzbar sein werden. |
Die Fähigkeit zur Impulskontrolle lässt sich auch durch Erziehung verstärken. Wie man bei uns Erwachsenen sieht, geht dabei die urspüngliche kindliche Spontanität verloren. Wir machen also längst, was du als Gefahr darstellst. Nur das step vorschlägt, es auf andere Weise zu machen.
Zuletzt bearbeitet von Wygotsky am 14.10.2005, 19:33, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
|
(#341356) Verfasst am: 09.09.2005, 10:19 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Diesem Fazit Buddhas kann ich zustimmen. Wieso aber ist das für Dich Determinismus? Hat die Aussage Deiner Meinung nach etwas mit dem "freien Willen" zu tun? Glaubst Du, dass das meiner Meinung widersprechen sollte? |
Ich bezog mich nicht nur auf das Fazit, sondern vor allem auf die vorangehende Feststellung:
Zitat: | "Wirklichkeit" kommt allein dem gegenwärtigen Augenblick zu. Der vorige ist ja bereits vergangen, der nächste noch nicht gekommen. Aber es fließt nicht kreuz und quer durcheinander, sondern mehr oder weniger konsequent in diese oder jene Richtung. Wer oder was steuert als eine Art "Kapitän auf der Brücke" unseren Kurs? ANATMAN besagt: Ein unwandelbares Ich, welches den Wandel lenken könnte, das gibt es nicht. |
Interessanterweise hat sich die Diskussion hier zwischenzeitlich in eine ähnliche Richtung entwickelt.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#341580) Verfasst am: 09.09.2005, 19:00 Titel: |
|
|
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Die Verstärkung einer bestimmten Eigenschaft bedeutet gleichzeitig immer die Abschwächung einer anderen Eigenschaft und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Auswirkungen dessen abschätzbar sein werden. |
Die Fähigkeit zur Impulskontrolle lässt sich auch durch Erziehung verstärken. Wie man bei uns Erwachsenen sieht, geht dabei die urspüngliche kindliche Spontanität verloren. Wir machen also längst, was du als Gefahr darstellst. Nur das step vorschlägt, es auf andere Weise zu machen. |
Ich sehe in der direkten neurologischen Manipulation das Problem, dass die Gefahr besteht, seine "Persönlichkeit" zu verlieren.
Ich möchte Dich nochmal von weiter oben zitieren:
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Meine Identität besteht nicht darin, dass ich im Kern derselbe geblieben in, sondern darin, dass es eine zusammenhängende Geschichte gibt, die von demjenigen, der ich früher war, zu demjenigen führt, der ich heute bin. |
Das hast Du gut ausgedrückt, so sehe ich das auch. Bei einer neurologischen Manipulation kann es mE jedoch schnell passieren, dass diese "zusammenhängende Geschichte" einen Bruch bekommt, da die implantierten Änderungen nicht bewusst erlebt werden; es gibt keine langsame, keine "evolutionäre" Änderung der Person, so wie das bei Erziehung oder generell durch unser Interagieren mit unserer Umwelt der Fall ist. Deswegen gibt es aus meiner Sicht einen prinzipiellen Unterschied zwischen Erziehung (wird bewusst erlebt, kann beeinflusst werden) und neurologischer Manipulation. Ein Mensch ist eben (in meinem Weltbild) keine Maschine, bei der man einfach einen Hebel umlegt, bzw. ein Update installiert und schon ist sie besser funktionsfähig und wieder betriebsbereit.
|
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#343278) Verfasst am: 12.09.2005, 23:07 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Bei einer neurologischen Manipulation kann es mE jedoch schnell passieren, dass diese "zusammenhängende Geschichte" einen Bruch bekommt, da die implantierten Änderungen nicht bewusst erlebt werden; es gibt keine langsame, keine "evolutionäre" Änderung der Person, so wie das bei Erziehung oder generell durch unser Interagieren mit unserer Umwelt der Fall ist. |
Ja, diesen Bruch empfinde ich auch als Problem. Das war womöglich einer der Gründe, warum ich vor vielen Jahren eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva abgebrochen habe. Das für meinen Psychiater schwer zu akzeptieren. Ich wollte eine psychotherapeutische Behandlung. Der stimmte er zu, aber er diskutierte in jeder Sitzung endlos die Frage, warum ich keine Medikamente wollte. Als ob das meine eigentliche Krankheit war.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Deswegen gibt es aus meiner Sicht einen prinzipiellen Unterschied zwischen Erziehung (wird bewusst erlebt, kann beeinflusst werden) |
Zu dem "kann beeinflusst werden" werden wir hier wohl keine fruchtbare Diskussion mehr führen. Die Unterschiedlichkeit unserer Standpunkte haben wir ja oft genug festgestellt. Aber mir scheint doch, dass der allergrößte Teil der Erziehung nicht bewusst erlebt wird.
|
|
Nach oben |
|
 |
George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
|
(#343297) Verfasst am: 12.09.2005, 23:37 Titel: |
|
|
ich denke es ist eine kosten nutzen abwägung , wenn ich an starker epilepsi leide kann ein reduzierender Eingriff die lebensqualität erheblich steigern .
Andererseits gibt es zB schäden des Frontallappens die das sozialverhalten der person derart verändern das man mit ihm kaum noch zusammenleben kann , auch wenn er vorher ein netter Kerl war . Es entsteht sicher keine neue person , aber die Person dioe ich kannte verändert sich in dem Fall sehr negativ ( allerdings im Rahmen der gegebenen Persönlichkeit). In dem Zusammenhang wird nochmals deutlich das das gehirn einen wirklich großen Einfluss auf das hat was wir wollen bzw nicht wollen.Alzheimerpatienten erkennen zum schluss ihre eigenen Verwandten nicht mehr und die veränderung die sie durchlaufen ist haarsträubend zum schluss hat man dann wirklich den Eindruck , das ist nicht mehr der Mensch den ich kannte.
Aber nochmal zum Gehirn duie neuere Hirnforschung betont immer mehr das es sich um ein hoch dynamisches System handelt das sich Zeit des Lebens verändert und auch auf jede Lebensveränderung konkret mit organischem umbau reagiert ( Zellverknüpfung , veränderung der Zellanzahl etc ) .
Zuletzt bearbeitet von George am 13.09.2005, 00:47, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#343298) Verfasst am: 12.09.2005, 23:40 Titel: |
|
|
Es gibt ja Epileptiker, die derart häufige und schwere Anfälle haben, dass sie einer Splitbrain-Operation zustimmen. Das ist schon eine harte Sache.
|
|
Nach oben |
|
 |
George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
|
(#343314) Verfasst am: 13.09.2005, 00:46 Titel: |
|
|
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Es gibt ja Epileptiker, die derart häufige und schwere Anfälle haben, dass sie einer Splitbrain-Operation zustimmen. Das ist schon eine harte Sache. | , ja vor allem wenn man bedenkt was da eigentlich gemacht wird , umso erstaunlicher ist es das es keine wirklich persönlichkeitsverändernden nachwirkungen gibt. als ich davon zum erstenmal hörte war ich völig erstaunt , weil ich nie gedacht hätte das jemand eine solche Operation überleben kann .
es gibt in dem Zusammen einige erstaunliche Phänomene ( was rechte und linke Gehirnhälfte anbelangt ) in Amerika lebt zB ein Junge der bei einer Schießerei eine komplette Gehirnhälfte verloren hat, umso erstaunlicher das er überhaupt leben kann , dies ist nämlich der Fall. Er erholte sich von den Operationen und studierte anschließend . Die größten Einschränkungen die er hat , hat er beim sehen ( Gesichtfelder ) und natürlich auch beim gehen und sprechen , beides konnte er aller´dings durch entprechendes Training brauchbar erwerben . hier zeigt sich auch das die damals noch verbindlichen Brocca Areale keinesfalls festgelgt sind , scheinbar kann jede Gehirnhälfte für sich im Grunde fast alle zum Leben benötigten funktionen erlernen oder übernehmen , das ist wirklich erstaunlich.
|
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#343822) Verfasst am: 14.09.2005, 00:58 Titel: |
|
|
Manfred Spitzer verweist in seinem Buch "Lernen" auf den Fall eines 7-jährigen Mädchens, dem aufgrund einer Enzephalitis die dominante Hirnhälfte entfernt werden musste. Das Kind ist heute zweisprachig und spricht fließend Türkisch und Niederländisch. Sie hat eine geringe Spastik der rechten Körperhälfte. Wohl eher eine Ausnahme, aber die schiere Existenz solcher Fälle bringt einen ins Grübeln.
Noch etwas zur direkten Einflussnahme auf das Gehirn. Dabei denke ich an eine ganz andere Art der Einflussnahme, die gar nicht einmal so wenige Menschen betrifft. Es werden ja immer wieder Kinder als Zwitter geboren. Die haben zwar genetisch ein eindeutig bestimmbares Geschlecht, aber aus irgendwelchen Gründen wurde bei der Schwangerschaft der Hormonapparat nicht normal angelegt, so dass der Hormonhaushalt nicht wie üblich funktioniert. Die Kinder haben Geschlechtsorgane beider Geschlechter, wenn auch wenig ausgeprägt. Die gängige Praxis in solchen Fällen ist es, die Kinder mit Hormonen zu behandeln, so dass sie ein Geschlecht ausprägen. Nun gibt es anscheinend Menschen, bei denen das gemacht wurde, und die im Erwachsenenalter meinen, zum falschen Geschlecht gemacht worden zu sein. Und das könnte sogar stimmen. Könnte ja z.B. sein, dass während der Schwangerschaft Östrogen etwas überwog, obwohl das Kind genetisch ein Mann ist. Könnte ja sein, dass so etwas Auswirkungen auf die Hirnentwicklung hat, dass sich so jemand als Frau fühlt.
|
|
Nach oben |
|
 |
George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
|
(#343829) Verfasst am: 14.09.2005, 01:04 Titel: |
|
|
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Manfred Spitzer verweist in seinem Buch "Lernen" auf den Fall eines 7-jährigen Mädchens, dem aufgrund einer Enzephalitis die dominante Hirnhälfte entfernt werden musste. Das Kind ist heute zweisprachig und spricht fließend Türkisch und Niederländisch. Sie hat eine geringe Spastik der rechten Körperhälfte. Wohl eher eine Ausnahme, aber die schiere Existenz solcher Fälle bringt einen ins Grübeln.
Noch etwas zur direkten Einflussnahme auf das Gehirn. Dabei denke ich an eine ganz andere Art der Einflussnahme, die gar nicht einmal so wenige Menschen betrifft. Es werden ja immer wieder Kinder als Zwitter geboren. Die haben zwar genetisch ein eindeutig bestimmbares Geschlecht, aber aus irgendwelchen Gründen wurde bei der Schwangerschaft der Hormonapparat nicht normal angelegt, so dass der Hormonhaushalt nicht wie üblich funktioniert. Die Kinder haben Geschlechtsorgane beider Geschlechter, wenn auch wenig ausgeprägt. Die gängige Praxis in solchen Fällen ist es, die Kinder mit Hormonen zu behandeln, so dass sie ein Geschlecht ausprägen. Nun gibt es anscheinend Menschen, bei denen das gemacht wurde, und die im Erwachsenenalter meinen, zum falschen Geschlecht gemacht worden zu sein. Und das könnte sogar stimmen. Könnte ja z.B. sein, dass während der Schwangerschaft Östrogen etwas überwog, obwohl das Kind genetisch ein Mann ist. Könnte ja sein, dass so etwas Auswirkungen auf die Hirnentwicklung hat, dass sich so jemand als Frau fühlt. |
Ja das ist mir bekannt , das könnte sehr gut möglich sein . Es ist natürlich schwer als Zwitter aufzuwachsen( vor allem früher , deshalb die frühe Operation) , besonders in der Schule dürfte das zu Problemen führen , allerdings haben sich die zeiten sehr geändert und ich denke das ein Kind heute auch als androgyne Person respektiert wird , das Bild von Transsexuellen und Homosexuellen hat sich ja auch extrem verändert . Insofern sollten solche Kinder in Zukunft und vielleicht auch heute schon ab einem gewissen alter , selbst bestimmen was sie denn nun eigenlich sein wollen, das könnte für diese menschen sehr hilfreich sein.
|
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#343838) Verfasst am: 14.09.2005, 01:21 Titel: |
|
|
George hat folgendes geschrieben: | Ja das ist mir bekannt , das könnte sehr gut möglich sein . Es ist natürlich schwer als Zwitter aufzuwachsen( vor allem früher , deshalb die frühe Operation) |
Mir sagte heute jemand, im preußischen Landrecht sei es möglich gewesen, dass Personen rechtlich als Zwitter geführt wurden. So weit ich weiß, MUSS heute ein Kind ein Geschlecht haben.
George hat folgendes geschrieben: | Insofern sollten solche Kinder in Zukunft und vielleicht auch heute schon ab einem gewissen alter , selbst bestimmen was sie denn nun eigenlich sein wollen, das könnte für diese menschen sehr hilfreich sein. |
Das Problem ist anscheinend, dass man diese Hormonbehandlung nur rasch nach der Geburt machen kann. Ein Zwitter, der direkt nach der Geburt zum Mädchen gemacht wird, kann menstruieren, empfangen, gebähren. Entscheidet er sich dafür erst im Erwachsenenalter, ist er nach der OP womöglich nicht einmal mehr fähig, einen Orgasmus zu erleben. Ist schon verdammt schwierig, da zu entscheiden, was im besten Interesse des Kindes ist.
|
|
Nach oben |
|
 |
Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
|
(#358737) Verfasst am: 14.10.2005, 19:26 Titel: |
|
|
Lest es nicht. Ich wollte einen Klammerfehler aus einem früheren Beitrag entfernen und bin mal wieder nicht mit der Technik zurechtgekommen. Soviel zur intuitiven Bedienbarkeit von Software...
|
|
Nach oben |
|
 |
|