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Der Schluckauf als Gottesbeweis

 
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Voland
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Anmeldungsdatum: 11.08.2005
Beiträge: 55

Beitrag(#349427) Verfasst am: 26.09.2005, 01:00    Titel: Der Schluckauf als Gottesbeweis Antworten mit Zitat

Der einzige Gottesbeweis, den auch ein Freigeist, wenn er nur genug geladen hat, vielleicht nicht rundheraus bestreiten möchte. Formuliert hat ihn Wenedikt Jerofejew in „Die Reise nach Petuschki“:

Trinkt zwei Stunden lang irgendwas Starkes, Wodka, Kräuter- oder Jägerschnaps. Trinkt es in großen Gläsern, jede halbe Stunde eins, und vermeidet nach Möglichkeit, etwas dazwischen zu essen.

Dann müßt ihr eine einstündige Pause machen. Nach Ablauf dieser Stunde, hick!, wird er einsetzen. Wenn ihr zum erstenmal schlucken müßt, werdet ihr euch wundern, mit welcher Plötzlichkeit er beginnt. Und dann werdet ihr euch wundern, wie unabwendbar er ein zweites Mal hochkommt, ein drittes Mal etc. Nehmt ein Blatt Papier und schreibt auf, in welchen Intervallen der Schluckauf euch beehrt, in Sekunden natürlich: 8 – 13 – 7 – 3 – 18.

Ihr müßt natürlich versuchen, eine gewisse Periodizität herauszufinden, wenn auch eine ganz vage. Das Leben wird euch sowieso noch seine Streiche spielen: 17 – 3 – 4 – 17 – 1 – 20 – 3 – 4 – 7 – 7 –18.

Man sagt, die Führer des Weltproletariats, Karl Marx und Friedrich Engels, hätten das Schema der gesellschaftlichen Formationen gründlich studiert und auf dieser Grundlage vieles vorausgesehen. Aber in diesem Fall wären auch sie außerstande gewesen, auch nur das Geringste vorauszusehen. Der Schluckauf ist höher als jedes Gesetz. Und so wie uns eben erst die Plötzlichkeit seines Beginns verwundert hat, so wird euch jetzt sein Ende verwundern, das ihr wie den Tod nicht vorhersagen und nicht verhindern werdet: 22 – 14 – aus. Stille.

Und in diese Stille hinein sagt euch euer Herz: Er ist unerforschlich, und wir sind hilflos. Wir sind ganz einfach jeder Willensfreiheit beraubt, wir sind der nackten Willkür ausgeliefert, die keinen Namen hat und vor der es kein entrinnen gibt.

Wir sind kleine angsterfüllte Geschöpfe, und sie ist allmächtig. Sie, die Hand Gottes, die über uns allen schwebt und vor der nur ein Kretin und Ignorant sein Haupt nicht beugen wird. Er ist unfaßbar für den Verstand, folglich gibt es ihn. Also, seid vollkommen, so vollkommen wir euer Vater im Himmel.

Ja. Trinkt mehr und eßt weniger dazu. Das ist das beste Mittel gegen Selbstgefälligkeit und oberflächlichen Atheismus.
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"Das ist leider unmöglich", antwortete der Meister, "ich habe das Manuskript im Ofen verbrannt."
"Verzeiht, das glaube ich nicht", entgegnete Voland, "das kann nicht sein, denn Manuskripte brennen nicht."
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44650

Beitrag(#349510) Verfasst am: 26.09.2005, 12:43    Titel: Antworten mit Zitat

Könnte es sein, dass der freie Wille des Menschen nicht das Gegenteil von Gesetzmäßigkeit und Determiniertheit ist, sondern im Gegenteil mit dem Erkennen (= Erfinden) einer beobachtbaren Gesetzmäßigkeit einhergeht? Mit den Augen rollen zwinkern
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Heike N.
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop

Beitrag(#349511) Verfasst am: 26.09.2005, 12:46    Titel: Re: Der Schluckauf als Gottesbeweis Antworten mit Zitat

Voland hat folgendes geschrieben:
Trinkt zwei Stunden lang irgendwas Starkes, Wodka, Kräuter- oder Jägerschnaps. Trinkt es in großen Gläsern, jede halbe Stunde eins, und vermeidet nach Möglichkeit, etwas dazwischen zu essen.

Dann müßt ihr eine einstündige Pause machen. Nach Ablauf dieser Stunde, hick!, wird er einsetzen.


Und was bedeutet es, wenn etwas anderes als ein Schluckauf einsetzt?

Bitte nicht!
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Voland
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Anmeldungsdatum: 11.08.2005
Beiträge: 55

Beitrag(#349782) Verfasst am: 26.09.2005, 19:50    Titel: Re: Der Schluckauf als Gottesbeweis Antworten mit Zitat

Heike N hat folgendes geschrieben:

Und was bedeutet es, wenn etwas anderes als ein Schluckauf einsetzt?

Bitte nicht!


Das weiss ich ja nun auch nicht, aber ich glaube, einem so profilierten, erfahrenen und vielseitigen Trinker, wie es Jerofejew war (Kehlkopfkrebs ....), wird man da schon vertrauen dürfen ... Prost
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Voland
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Anmeldungsdatum: 11.08.2005
Beiträge: 55

Beitrag(#349791) Verfasst am: 26.09.2005, 19:57    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Könnte es sein, dass der freie Wille des Menschen nicht das Gegenteil von Gesetzmäßigkeit und Determiniertheit ist, sondern im Gegenteil mit dem Erkennen (= Erfinden) einer beobachtbaren Gesetzmäßigkeit einhergeht? Mit den Augen rollen zwinkern


Du meinst, Freiheit sei die Einsicht in die Notwendigkeit? Naja, Karl Marx und ich würden da wohl nicht unbedingt widersprechen ... Aber das Jerofejewsche Problem (unter dem Begriff könnte das eigentlich stracks in die Philosophiegeschichte eingehen) besteht ja eben in der Unmöglichkeit, im Schluckauf eine Notwendigkeit dingfest zu machen.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44650

Beitrag(#349806) Verfasst am: 26.09.2005, 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

Voland hat folgendes geschrieben:
Du meinst, Freiheit sei die Einsicht in die Notwendigkeit?


Nein. Wie ich ja auch sagte, wird Determiniertheit (im kausalen Sinne) m.E. letztendlich nicht entdeckt, sondern erfunden.
Aber in gewisser Weise geht meine Aussage natürlich schon in diese Richtung. zwinkern

Voland hat folgendes geschrieben:
Naja, Karl Marx und ich würden da wohl nicht unbedingt widersprechen...


Stammt die These von der 'Einsicht in die Notwendigkeit' nicht eigentlich von Hegel?
Wollte Marx nicht gerade das 'Reich der Notwendigkeit' durch ein 'Reich der Freiheit' ersetzen?
Dachte ich eigentlich immer...
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Heike N.
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop

Beitrag(#350171) Verfasst am: 27.09.2005, 10:21    Titel: Antworten mit Zitat

Boah, wat gut, datt dat hier in Spiel, Spaß und Unterhaltung steht.

*hicks* Saufgelage
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