Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
|
(#348845) Verfasst am: 24.09.2005, 23:14 Titel: |
|
|
@Latenight:
Latenight hat folgendes geschrieben: | Ergebnis der Studie ist lediglich, dass in Deutschland der Zusammenhang zwischen Abschluß und Schichtzugehörigkeit besonders groß ist.
Das sagt aber noch nichts über die Ursachen dieses Schichteinflusses aus. [...] Der ganze andere Schlumms liegt zu einem großen Teil an den Eltern und deren Einstellung. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Wie meinst Du das? Glaubst Du, dass die Einstellung der Eltern in Deutschland grundverschieden ist von der Einstellung der Eltern z.B. in Finnland? Und wenn ja, wie kommst Du darauf? |
Latenight hat folgendes geschrieben: | Vermutlich ist das so. |
Vielleicht ist es aber auch so, dass es dem finnischen Schulsystem gelingt, den Einfluss der "Einstellung der Eltern" zu kompensieren (zumindest teilweise).
Genau das würde ich übrigens von einem gerechten Schulsystem erwarten.
Latenight hat folgendes geschrieben: | Die Bildungserwartungen haben Einfluss darauf, wie sehr Eltern darauf achten, dass Kinder tatsächlich lernen, in welchem Maße bei Problemen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, wie schnell Kinder bei Problemen in eine niedrigere Schule geschickt werden, ob Kinder überhaupt auf eine höhere Schule geschickt werden... |
Ein Grund mehr, diese Probleme nicht den Eltern zu überlassen sondern im Schulsystem zu lösen.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
|
|
Nach oben |
|
 |
Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
|
(#348893) Verfasst am: 25.09.2005, 00:57 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Es geht ja darum, dass laut PISA Deutschland ungewöhnlich schlecht abschneidet in der Förderung der Kinder aus "bildungsfernen" Schichten. |
Ich habe gesagt, dass es laut PISA in Deutschland einen besonders starken Zusammenhang gibt zwischen Schulabschluß und Schichtzugehörigkeit.
Dazu tragen die Bildungserwartungen der Eltern einen guten Teil bei.
Ansonsten bin ich kein Finne und kenne mich da auch nicht so aus.
Vielleicht sind die Eltern dort anders eingestellt, vielleicht liegts an der dünneren Besiedelung...
kolja hat folgendes geschrieben: | Ein Grund mehr, diese Probleme nicht den Eltern zu überlassen sondern im Schulsystem zu lösen. |
Grundsätzlich finde ich auch, dass man das komplette Schulsystem umkrempeln sollte.
Aber unsere derzeitige Regierungspartei blockiert ja schon allein die komplette Veröffentlichung der PISA Ergebnisse.
Andererseits haben auch im besten Schulsystem der Welt die Schüler wieder die Nase vorn, deren Eltern den Wert von Bildung vermitteln können. Denn gerade wenn man aus Gründen der Chancengleichheit auf Selektion deutlich mehr verzichten würde als z.B. in Bayern (was ich für gut halten würde!) hätten die die Schulen selbst ja noch weniger Möglichkeiten, Grenzen zu setzen.
Jemand der den Willen nicht mitbringt kann auch nicht gefördert werden.
Deshalb mein Fazit. Mit einer Orientierung des Schulsystems an den PISA Spitzenländern kann sicher vieles verbessert werden. Auch in puncto Chancengleichheit.
Aber was momentan geschieht, ist grundverkehrt.
Wie gesagt, wenn ein Kind den Wert von Bildung nicht vermittelt bekommt, dann nützt das beste Schulsystem nichts.
Zudem ist ein Systemwechsel eine sehr langfristige Angelegenheit. Kurzfristig kann durch eine Einstellungsänderung bei den Eltern aber viel bewegt werden. Solange die Politik aber suggeriert, dass das alles eine Frage des Geldes wäre, wird sich auch da nichts bewegen.
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#349027) Verfasst am: 25.09.2005, 15:05 Titel: |
|
|
Tragen wir mal die Fakten zusammen:
- in Deutschland sind die Bildungsausgaben unterdurchschnittlich. Besonders signifikant ist das im Grundschulbereich, signifikant auch in der Sekundarstufe 1
- die Anzahl der Abiturienten (35 Prozent in D - OECD-Mittel: 56 Prozent) und auch der Hochschulabschlüsse (19,5 Prozent in D - im OECD-Schnitt 32,2 Prozent) ist in Deutschland weit unter dem Durchschnitt
- laut PISA schneiden Kinder aus bildungsfernen Schichten besonders schlecht ab. Dieser Zusammenhang von Bildung und Schichtzugehörigkeit ist in D besonders ausgeprägt
Du behauptest nun, das liegt an den Eltern in D, was Du aber nicht weiter belegen kannst.
Mir scheint das eine ziemlich bequeme Abschiebung des Problemes zu sein. So etwas sagen normalerweise Politiker, um zu vermeiden, dass mehr Geld für die Bildung ausgegeben wird.
Geld alleine ist kein Allheilmittel, zugegeben, aber ohne Erhöhung des Bildungsetats wird's meiner Meinung nach nicht gehen.
|
|
Nach oben |
|
 |
kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
|
(#349049) Verfasst am: 25.09.2005, 15:43 Titel: |
|
|
Latenight hat folgendes geschrieben: | Zudem ist ein Systemwechsel eine sehr langfristige Angelegenheit. Kurzfristig kann durch eine Einstellungsänderung bei den Eltern aber viel bewegt werden. |
Ich muss noch mal nachhaken, weil du auf einen Teil meiner Antwort nicht eingegangen bist.
Du hast weiter oben vermutet, dass der Unterschied zwischen Finnland und Deutschland aus der unterschiedlichen "Einstellung der Eltern bildungsferner Schichten" entsteht. Es könnte genauso gut sein (ich äußere ebenfalls eine Vermutung), dass die finnischen Eltern gar nicht verschieden von den deutschen Eltern sind, aber dass das finnische Schulsystem so gestaltet ist, dass die "Einstellung der Eltern" einen geringeren Einfluss auf das Ergebnis hat, als bei uns. (Das du nicht weißt, wie die Finnen so sind, hast du selber eingeräumt.)
Du willst also weiterhin die "Einstellung der Eltern" verändern, obwohl gar nicht erwiesen ist, dass sich diese in Deutschland von der in Finnland unterscheidet.
Und das man die "Einstellung der Eltern" leichter oder kurzfristiger ändern kann als das Schulsystem bezweifle ich noch mehr.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
|
|
Nach oben |
|
 |
max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
|
(#349131) Verfasst am: 25.09.2005, 17:24 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Du sagtest, das liegt vor allem an den Eltern. Das möchte ich etwas näher erklärt haben, daher noch einmal meine Frage: Wie meinst Du das? Inwiefern sind die Eltern in D anders als die in Finnland? |
Man könnte eben auch vermuten, dass in Finnland Kinder aus bildungsfernen Schichten stärker gefördert werden und damit der Einfluss der Eltern reduziert wird. In der BRD korreliert z.B. der Umfang der Nachhilfe recht gut mit dem Bildungsabschluss (im Gynasium gibt es mehr Nachhilfe, als in der Hauptschule) - was natürlich mit dem Einkommen der Eltern zusammenhängt
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
|
|
Nach oben |
|
 |
Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
|
(#349351) Verfasst am: 25.09.2005, 23:05 Titel: |
|
|
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Geld alleine ist kein Allheilmittel, zugegeben, aber ohne Erhöhung des Bildungsetats wird's meiner Meinung nach nicht gehen. |
Das schadet auf jeden Fall nicht. Gerade bei deinen kleinen Kiddies steht Deutschland ja beschämend da.
Aber wenn ich mir die hart arbeitende Jugend von heute anschaue, dann seh ich da schon noch Reserven, die nicht zuletzt von den Eltern mobilisiert werden können
kolja hat folgendes geschrieben: | Du hast weiter oben vermutet, dass der Unterschied zwischen Finnland und Deutschland aus der unterschiedlichen "Einstellung der Eltern bildungsferner Schichten" entsteht. Es könnte genauso gut sein (ich äußere ebenfalls eine Vermutung), dass die finnischen Eltern gar nicht verschieden von den deutschen Eltern sind, aber dass das finnische Schulsystem so gestaltet ist, dass die "Einstellung der Eltern" einen geringeren Einfluss auf das Ergebnis hat, als bei uns. (Das du nicht weißt, wie die Finnen so sind, hast du selber eingeräumt.) |
Kann sein. Kann sein auch nicht. Ich denke, dass Gesamtschulsysteme da tatsächlich einen kompensatorischen Effekt haben.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Du behauptest nun, das liegt an den Eltern in D, was Du aber nicht weiter belegen kannst. |
Lies doch bitte nochmal nach, worums eigentlich ging und worauf ich diese Aussage bezogen habe, die du in jedem relevanten Fachbuch nachlesen kannst.
max hat folgendes geschrieben: | In der BRD korreliert z.B. der Umfang der Nachhilfe recht gut mit dem Bildungsabschluss (im Gynasium gibt es mehr Nachhilfe, als in der Hauptschule) - was natürlich mit dem Einkommen der Eltern zusammenhängt |
Wohl eher mit der Bereitschaft, Fördermaßnahmen in Anspruch zu nehmen.
Wer sich Fluppen leisten kann, kann sich auch Nachhilfe für die Kinder leisten. Erst recht, wenn sich zwei oder drei Elternpaare zusammentun um einem guten Schüler nen 10er zu stecken.
Abgesehen davon ist das Nachhilfeargument doch in erster Linie Polemik.
In meiner Schulzeit hab ich viele Jahre lang Nachhilfe gegeben. Und da gabs zwei Typen von Schülern. Der seltene Typ, ders einfach nicht hatte und mit dem Gymnasium heillos überfordert war. Dem hilft auch keine noch so tolle Nachhilfe. Höchstens der Wechsel in ein Bundesland ohne Zentralabi.
Der zweite, häufige Typ war einfach stockfaul.
Und da war die Nachhilfe dann erfolgreich, wenn ich es geschafft habe, die Eltern mit ins Boot zu holen, so dass die auch kontrolliert haben, ob ihr Kind die besprochenen Übungsaufgaben auch gemacht hat.
Jemanden, der nur die Zeit absitzt, kannst du noch soviel in den A*** blasen, es wird nichts bringen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
|
(#349366) Verfasst am: 25.09.2005, 23:20 Titel: |
|
|
Latenight hat folgendes geschrieben: | Wer sich Fluppen leisten kann, kann sich auch Nachhilfe für die Kinder leisten. Erst recht, wenn sich zwei oder drei Elternpaare zusammentun um einem guten Schüler nen 10er zu stecken.
Abgesehen davon ist das Nachhilfeargument doch in erster Linie Polemik. |
Und wer sich keine Fluppen leisten kann?
Oder wer sich Fluppen kauft, obwohl er sie sich eigentlich nicht leisten kann?
und wieviel Nachhilfe bekommt man für einen Zehner?
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
|
|
Nach oben |
|
 |
AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
|
(#349373) Verfasst am: 25.09.2005, 23:23 Titel: |
|
|
Latenight hat folgendes geschrieben: | Jemanden, der nur die Zeit absitzt, kannst du noch soviel in den A*** blasen, es wird nichts bringen. |
Ich bemühe mich jetzt einmal, besonders langsam zu schreiben. Vielleicht verstehst Du dann ja endlich mal eine Frage:
Willst Du damit sagen, dass die Schüler in Deutschland besonders faul sind und die Eltern besonders nachlässig, weit mehr als die anderen Eltern der OECD-Länder? Dass das der Grund ist, warum es in Deutschland weit weniger Abiturienten und auch weniger Hochschulabsolventen als im Durchschnitt der OECD-Länder gibt? Zucht und Ordnung, ist es das, was Deiner Meinung nach fehlt?
|
|
Nach oben |
|
 |
Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
|
(#349384) Verfasst am: 25.09.2005, 23:27 Titel: |
|
|
|
|
Nach oben |
|
 |
Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
|
(#349393) Verfasst am: 25.09.2005, 23:33 Titel: |
|
|
Alles was ich sage ist, dass der Schulabschluss stark mit Schichtzugehörigkeit zusammenhängt.
Und die unterschiedlichen Schichten unterscheiden sich wiederum stark in den Erwartungen, die sie an die Bildung ihrer Kinder stellen.
Und diese Erwartungen führen eben dazu, dass mehr/weniger darauf geachtet wird, wieviel Kinder lernen, oder ob überhaupt, wie schnell Kinder von der höheren Schule genommen werden, wenns Probleme gibt, und und und.
Und wie gesagt ist es meine eigene Erfahrung, dass Nachhilfe nur dann erfolgreich war, wenn die Eltern die Mitarbeit der Kinder auch überprüft haben. Und dann war die Nachhilfe nach ganz kurzer Zeit überflüssig.
Für euren restlichen Frust kann ich nichts. Ich hab das Bildungssystem nicht gemacht.
|
|
Nach oben |
|
 |
Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
|
(#349401) Verfasst am: 25.09.2005, 23:44 Titel: |
|
|
Latenight hat folgendes geschrieben: | Alles was ich sage ist, dass der Schulabschluss stark mit Schichtzugehörigkeit zusammenhängt.
|
Stimmt ja auch. Viele Unterschichten-Eltern wollen ihr Kind gar nicht aufs Gymnasium schicken, und viele Lehrer wollen keine Gymnasiumsempfehlung für Unterschichten-Kinder ausgeben, und die Unterschichten-Kinder selber können sich oft gar nicht vorstellen, wie und wozu sie Abitur machen könnten.
Lieber nach 9 bis 10 Schuljahren Geld verdienen, als sich nach 12 bis 13 Schuljahren mit einem Bafög-Darlehen verschulden.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
|
|
Nach oben |
|
 |
kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
|
(#349458) Verfasst am: 26.09.2005, 09:17 Titel: |
|
|
@Latenight:
Du widersprichst dir selbst.
Latenight hat folgendes geschrieben: | Kann sein. Kann sein auch nicht. Ich denke, dass Gesamtschulsysteme da tatsächlich einen kompensatorischen Effekt haben. |
Du räumst ein, dass du gar nicht weißt, ob die "Einstellung deutscher Unterschichten-Eltern" irgendwie "anders" ist als sonstwo. Und du räumst ein, dass ein anderes Schulsystem fehlende Motivation seitens der Eltern besser kompensieren kann.
Dennoch hältst du es weiterhin für erfolgsversprechender, die Eltern zu ändern anstatt das Schulsystem. Warum?
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
|
|
Nach oben |
|
 |
Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
|
(#349523) Verfasst am: 26.09.2005, 13:09 Titel: |
|
|
kolja hat folgendes geschrieben: | Du räumst ein, dass du gar nicht weißt, ob die "Einstellung deutscher Unterschichten-Eltern" irgendwie "anders" ist als sonstwo. Und du räumst ein, dass ein anderes Schulsystem fehlende Motivation seitens der Eltern besser kompensieren kann. |
Ist doch schnurzegal, wie die Unterschicht "sonstwo" tickt.
Hier gehts doch darum, dass die deutsche Unterschicht anders tickt als die deutsche Mittel- und Oberschicht und dass sich daraus eine Reihe von Verhaltensweisen ergibt, die der Bildungskarriere des Nachwuchs nicht förderlich ist.
kolja hat folgendes geschrieben: | Und du räumst ein, dass ein anderes Schulsystem fehlende Motivation seitens der Eltern besser kompensieren kann.
Dennoch hältst du es weiterhin für erfolgsversprechender, die Eltern zu ändern anstatt das Schulsystem. Warum? |
Erstens mal muss sich ein Schulsystem weiterentwickeln. Aber nicht um die Eltern in ihrer Bequemlichkeit zu unterstützen sondern um die Wettberwerbsfähigkeit des Landes auszubauen.
Zweitens kostet eine Neustrukturierung des Bildungssystems (in welche Richtung überhaupt??) Unsummen.
Würden sich gerade in der Unterschicht die Eltern mehr um das Lernverhalten ihrer Kinder kümmern und ihnen die Wichtigkeit eines guten Abschlusses nahe bringen, dann wäre schon viel gewonnen. Und das ganz zum Nulltarif.
|
|
Nach oben |
|
 |
kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
|
(#349536) Verfasst am: 26.09.2005, 13:47 Titel: |
|
|
Latenight hat folgendes geschrieben: | Erstens mal muss sich ein Schulsystem weiterentwickeln. Aber nicht um die Eltern in ihrer Bequemlichkeit zu unterstützen sondern um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes auszubauen. |
Ich dachte, es geht darum, den Kindern so gut wie irgend möglich Chancengleichheit zu verschaffen, egal von wem sie geboren wurden?
Latenight hat folgendes geschrieben: | [...] Neustrukturierung des Bildungssystems (in welche Richtung überhaupt??) [...] |
Vielleicht in die Richtung, die in anderen Ländern erfolgreich funktioniert.
Latenight hat folgendes geschrieben: | [...] kostet [...] Unsummen. Würden sich gerade in der Unterschicht die Eltern mehr um das Lernverhalten ihrer Kinder kümmern und ihnen die Wichtigkeit eines guten Abschlusses nahe bringen, dann wäre schon viel gewonnen. Und das ganz zum Nulltarif. |
Du hast noch immer noch nicht erklärt, wie sich die "Einstellung der Unterschichten-Eltern" leichter und schneller ändern lässt, als das Schulsystem.
Mir scheint, du willst in den Eltern einen Schuldigen sehen, dem du die Probleme anlasten kannst.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
|
|
Nach oben |
|
 |
max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
|
(#349727) Verfasst am: 26.09.2005, 18:30 Titel: |
|
|
kolja hat folgendes geschrieben: | Latenight hat folgendes geschrieben: | [...] kostet [...] Unsummen. Würden sich gerade in der Unterschicht die Eltern mehr um das Lernverhalten ihrer Kinder kümmern und ihnen die Wichtigkeit eines guten Abschlusses nahe bringen, dann wäre schon viel gewonnen. Und das ganz zum Nulltarif. |
Du hast noch immer noch nicht erklärt, wie sich die "Einstellung der Unterschichten-Eltern" leichter und schneller ändern lässt, als das Schulsystem.
Mir scheint, du willst in den Eltern einen Schuldigen sehen, dem du die Probleme anlasten kannst. |
Es ist die typische Masche, um zu begründen, dass keine Mittel dafür ausgegeben werden sollen, dass es tatsächlich für alle die gleichen Möglichkeiten gibt. Man macht lieber die Opfern dieser Entwicklung verantwortlich (die Eltern mussten schliesslich durch das gleiche Bildungssystem), als wirklich etwas ändern zu wollen.
Hier wird mal wieder "Eigenverantwortung" vorgeschoben, um über das krasse Versagen eines politischen Ansatzes hinwegzutäuschen.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
|
|
Nach oben |
|
 |
Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
|
(#350581) Verfasst am: 27.09.2005, 23:13 Titel: |
|
|
kolja hat folgendes geschrieben: | Ich dachte, es geht darum, den Kindern so gut wie irgend möglich Chancengleichheit zu verschaffen, egal von wem sie geboren wurden? |
Mal abgesehen von ein paar teuren Eliteinternaten sind die Bildungseinrichtungen ja für 99% der Schüler im Prinzip die gleichen.
Worin sich die Eltern in den einzelnen Schichten so deutlich unterscheiden ist wie zum x.ten Mal gesagt die Inanspruchnahme der Möglichkeiten.
Ein sehr beeindruckendes Beispiel für die Chancengleichheit ist doch unser Bundeskanzler.
Stammt aus einer Familie, die von ihrem Umfeld buchstäblich als asozial bezeichnet wurde. Hat den zweiten Bildungsweg hinter sich und ist jetzt Kanzler.
Ich bestreite gar nicht, dass Kinder aus der Unterschicht mehr Ehrgeiz aufbringen müssen, als Kinder, die den Wert von Bildung von klein auf vermittelt bekommen und denen das Studium finanziell angenehmer gestaltet werden kann. Aber die Wege stehen jedem offen.
kolja hat folgendes geschrieben: | Vielleicht in die Richtung, die in anderen Ländern erfolgreich funktioniert. |
Sehr gute Idee.
kolja hat folgendes geschrieben: | Du hast noch immer noch nicht erklärt, wie sich die "Einstellung der Unterschichten-Eltern" leichter und schneller ändern lässt, als das Schulsystem.
Mir scheint, du willst in den Eltern einen Schuldigen sehen, dem du die Probleme anlasten kannst. |
Natürlich haben die Eltern aus der Unterschicht eine Mitverantwortung an der derzeitigen Schichtverteilung in den einzelnen Schultypen. Da gibts doch gar nichts zu diskutieren.
max hat folgendes geschrieben: | Es ist die typische Masche, um zu begründen, dass keine Mittel dafür ausgegeben werden sollen, dass es tatsächlich für alle die gleichen Möglichkeiten gibt. Man macht lieber die Opfern dieser Entwicklung verantwortlich (die Eltern mussten schliesslich durch das gleiche Bildungssystem), als wirklich etwas ändern zu wollen. |
Wie gesagt die gleichen Möglichkeiten gibts für alle. Nur darin, wie sie genutzt werden unterscheiden sich die Schichten.
Und darüber, dass gerade für Grundschüler und die "schwächeren" Schularten zuwenig Geld ausgegeben wird sind wir uns ja einig. Wenn du die Güte hättest, das nochmal nachzulesen.
Aber selbst wenn 20x soviel wie heute ins Bildungssystem gesteckt wird, dann profitiert die Unterschicht auch davon weniger als die anderen Schichten, wenn diese mit mehr Ehrgeiz an die Sache gehen.
|
|
Nach oben |
|
 |
kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
|
(#350663) Verfasst am: 28.09.2005, 09:56 Titel: |
|
|
@Latenight:
Ich glaube, wir haben unterschiedliche Vorstellungen von "Chancengleicheit".
Du siehst Chancengleicheit bereits, wenn jedem Kind die gleichen Möglichkeiten offenstehen. Ob die Eltern ihr Kind dazu anhalten, die Möglichkeiten auch zu nutzen, liegt in ihrer Verantwortung.
Ich sehe Chancengleicheit erst dann, wenn es keine Abhängigkeit mehr von der Einstellung der Eltern gibt. Ein Kind kann nichts dafür, wenn seine Eltern den Wert von Bildung nicht erkennen.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
|
|
Nach oben |
|
 |
Latenight registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.05.2005 Beiträge: 2549
|
(#350668) Verfasst am: 28.09.2005, 10:18 Titel: |
|
|
kolja hat folgendes geschrieben: | Du siehst Chancengleicheit bereits, wenn jedem Kind die gleichen Möglichkeiten offenstehen. |
Was ja eigentlich die Bedeutung des Wortes ist.
kolja hat folgendes geschrieben: | Ich sehe Chancengleicheit erst dann, wenn es keine Abhängigkeit mehr von der Einstellung der Eltern gibt. Ein Kind kann nichts dafür, wenn seine Eltern den Wert von Bildung nicht erkennen. |
Versteh schon was du meinst.
Dabei gibts nur mehrere Probleme.
Denn Unabhängigkeit von der Einstellung der Eltern würde letztendlich bedeuten, das Kind der Erziehung zu entziehen. Sprich den Eltern wegnehmen.
Dann ist das nächste Problem, dass es ja nun wirklich nicht so ist, dass Abi und Studium der beste oder gar einzige Weg zur Glückseligkeit sind. In meiner Verwandtschaft hat die Mehrheit kein Abi. Da gibts einige Handwerkerfamilien, wo die Kids die Liebe zum Handwerk mit in die Wiege gelegt bekommen und für die es das Höchste ist, ihre Zeit in der Werkstatt zu verbringen. Wozu sollen die Abi machen, wenn klar ist, dass sie später Handwerker werden wollen?
Auf jeden Fall aber muss gerade den Eltern in "bildungsfernen" Schichten wesentlich deutlicher klar gemacht werden, was sie ihren Kindern antun, wenn sie fahrlässig oder absichtlich nicht darauf achten, dass die Kinder ihre Potenziale entfalten.
Hier versagt die Politik. Meiner Meinung nach eben aus Angst um die Wählerstimmen. Du siehst ja, wie sich schon hier einige Leute daran stoßen, wenn man das Thema Mitverantwortung nur anspricht.
|
|
Nach oben |
|
 |
max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
|
(#350737) Verfasst am: 28.09.2005, 13:48 Titel: |
|
|
Latenight hat folgendes geschrieben: | Wie gesagt die gleichen Möglichkeiten gibts für alle. Nur darin, wie sie genutzt werden unterscheiden sich die Schichten.
Und darüber, dass gerade für Grundschüler und die "schwächeren" Schularten zuwenig Geld ausgegeben wird sind wir uns ja einig. Wenn du die Güte hättest, das nochmal nachzulesen.
Aber selbst wenn 20x soviel wie heute ins Bildungssystem gesteckt wird, dann profitiert die Unterschicht auch davon weniger als die anderen Schichten, wenn diese mit mehr Ehrgeiz an die Sache gehen. |
Die gleichen Möglichkeiten sind nicht gegeben, wenn das Einkommen der Eltern für den Schulabschluss relevant ist - und genau dies ist in der BRD der Fall (eben u.a. bei der erwähnten Nachhilfe, aber inzwischen auch beim Zugang zu Büchern). Wenn dazu noch einzelne Schulen (und nicht nur Schultypen) in sozial schwächeren Regionen weniger Geld erhalten, dann wird dies noch verstärkt. Das deutsche Bildungssystem verstärkt die soziale Selektion aber noch mals, in dem durch die Dreiteilung ein zusätzliches Element eingeführt wird.
Der Einfluss der Eltern ist dann noch eine zusätzliche Frage, wobei es legitim ist, den Kindern unabhängig der Einstellung ihrer Eltern die gleichen Möglichkeiten zu geben. Also den Kindern von Handwerkern eben auch die Möglichkeit gibt nicht Handwerker zu werden. D.h. die Schulen müssen die Kinder aus bildungsfernen Schichten nicht etwa nur gleich stark fördern - tatsächlich werden sie heute weniger stark gefördert - sondern sie müssen stärker unterstützt werden. Dazu muss den Kindern möglichst lang der direkte Weg zum Abitur offen gehalten werden - bis sie sich eben selbst unabhängig entscheiden können. Durch die frühe Selektion nach der Grundschule ist dies nicht gegeben. Nur die Lehrer und Eltern entscheiden, welchen Weg das Kind einschlägt und das Kind muss danach über den zweiten Bildungsweg aufwendig versuchen diese Entscheidung wieder rückgängig zu machen (was eben eine klare Benachteiligung ist).
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
|
|
Nach oben |
|
 |
|